25. September 2006

Raab vs. Heino

Entertainer Stefan Raab und Schlagersänger Heino haben ihren Zwist um einen Nazivergleich in Raabs Sendung "TV Total" nun doch beendet. Heinos Anwalt Ulrich Poser bestätigte der Nachrichtenagentur ddp, dass Raab die geforderte "strafbewehrte Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung" abgegeben habe. Darin habe sich der Moderator verpflichtet, die strittige Äußerung nicht mehr wörtlich oder sinngemäß zu wiederholen.

Für den Wiederholungsfall müsste Raab laut Poser eine "empfindliche Vertragsstrafe" zahlen. Deren Höhe sei im Streitfall vom zuständigen Landgericht festzusetzen. Raab hatte sich den Angaben zufolge bereits telefonisch entschuldigt. Die Sache sei nun für Heino und Hannelore erledigt, betonte Poser.

Der Volksmusik-Sänger hatte zuvor eine entsprechende Unterlassungserklärung gefordert. Hierfür hatte Raab nach Angaben von Poser bis Montag um 12.00 Uhr Zeit.

Raab hatte in der vergangenen Woche in "TV total" in einem angeblichen Versprecher den Namen von Heinos Frau Hannelore mit Eva Braun, der langjährigen Geliebten Adolf Hitlers, vertauscht. Diese "Beleidigung" treffe nicht nur Hannelore, sondern verletze auch das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Sängers, hatte Poser gesagt. Schließlich habe Raab "im Umkehrschluss auch Heino als Adolf Hitler" verunglimpft. Damit sei die "Grenze zur Satire überschritten".

Raab hatte bereits in der vergangenen Woche in einem Statement gesagt, Heino sei häufig Gast in seiner Show gewesen, und er habe schon mehrfach sein Rathauscafé in Bad Münstereifel besucht. "Es dürfte wohl niemandem verborgen geblieben sein, dass ich Heino und Hannelore sehr schätze. Ich habe Heino angerufen, um die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen", betonte der Moderator.

Seine spitze Zunge hatte Raab in der Vergangenheit wiederholt in juristische Schwierigkeiten gebracht. Erst vor einem halben Jahr musste der Moderator einer 29-Jährigen wegen Beleidigung 20.000 Euro zahlen. Er hatte sie in "TV total" mit einer Schultüte im Arm gezeigt und gesagt: "Unfassbar, oder? Die Dealer tarnen sich immer besser."

Nichts desto Trotz durfte Raab am Samstag einen Vollerfolg verbuchen: die erste Ausgabe der ProSieben-Show “Schlag den Raab” hat in Sachen Zuschauer einen deutlichen Sieg einfahren können. 2,6 Mio. Zuschauer sahen im Durchschnitt, trotz der Überlänge von knapp vier Stunden zu. Somit verwies Raab die direkten Konkurrenten auf ihre Plätze. Auf RTL kam “Typisch Frau - typisch Mann”, moderiert von Günther Jauch auf nur gerade auf 1,52 Mio. Zuschauer!

23. September 2006

Frau Ratzinger?

Hat Papst Benedikt XVI eine heimliche Zwillingsschwester oder einfach nur Spass am Verkleiden?

22. September 2006

Wählt die Piratenpartei!

In Deutschland gibts ne neue Partie, die "Piratenpartei Deutschland". Und obwohl ich selten parteibezogen wähle und abstimme: diese Partei würde meine Stimme ganz bestimmt kriegen! Aber schaut selber...


Pop Piratenpartei @ www.polylog.tv/videothek

Das Problem rund um die Musikpiraterie lässt sich selbstverständlich weder in einem 3minütigen Filmbeitrag, noch hier in diesem Blog endgültig ausdiskutieren. Bloss, wenigstens wird einmal darüber diskutiert. Die Unwissenheit der Musikfans ist gross: was ist noch erlaubt, wo fängt es an illegal zu werden? Darf ich meine selbstgekaufte CD einem Freund kopieren? Wie oft darf ich Songs vom iStore auf nen MP3-Player aufspielen? Und so weiter.

Auch wenn diese Partei ihr hochgestecktes Ziel - in 3 Jahren den Sprung in den Bundestag - nicht erreichen sollte, wenigstens regt sie das Gespräch über das Thema Musikpiraterie an. Genau gesehen ist wohl jeder zweite Jugendliche auf jedem Schulhof der Schweiz ein Verbrecher, ebenso all die Musikfans älteren Semesters welche sich hie und da auf einschlägigen Seiten mit Standort Russland oder Rumänien tummeln.

Ich bin ein grosser Musikfan, manche sagen sogar ein Musikjunkie. Meine Platten bzw. CD-Sammlung ist ansehnlich, ebenso mein Archiv an MP3 Titeln. Die Frage was zuerst da war, ob Ei oder Huhn stellt sich in diesem Fall zwar nicht. Trotzdem glaube ich kaum, dass der gesamte Musikmarkt einbricht, nur weil übers Netz Songs ausgetauscht werden. Im Gegenteil, wenn die Musikindustrie etwas innovativer wäre, liessen sich sogar Synerigen nutzen. Wie oft kam es schon vor, dass man im Internet nen Song gehört hat, sich dann aber - aus purer Neugier - auf offiziellem Weg noch das ganze Album des Künstlers gekauft hat. Anstatt von Piraterie sollte vielmehr von aktiver Werbung, von Teasern und Verführern gesprochen werden!

Viele Junge Künstler stellen ihre Musik kostenlos ins Netz. Und es gibt zahlreiche Beispiele von Bands, welche über's Interet zum Erfolg gefunden haben. Und da sollte doch die Branche ansetzen. Aber nein, Anfang der Woche wurde "eDonkey" (eine grosse Tauschbörse) aufgekauft und geschlossen, Napster ebenfalls aufgekauft und die Liste liesse sich weiterführen. Da werden Millionen verpufft, Jugendliche zu Kriminellen gemacht, ein Katz und Mausspiel ohne Ende.

In diesem Sinne, go "Piratenpartei". Ich hoffe, in der Schweiz gibts bald nen Ableger. Zur Not helfe ich auch gerne mit. Jedenfalls lieber so ne themenbezogene Partei, als - wie damals - die Autopartei... Bäh!


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21. September 2006

Der Aarauer Bachfischet

So, heute beschäftige ich mich mal mit Brauchtum. Genauer gesagt mit dem "Aarauer Bachfischet". Zuerst möchte ich gleich einmal mit einem Irrtum aufräumen, der Anlass heisst "Bachfischet" und nicht - wie oft gehört - BachfischetE. Der ganze Abend hat entsprechend auch nichts damit zu tun, dass irgendwelche Fischer Fische fischen oder dass Bäche leer gefischt werden und so weiter.

Dass ich gerade heute über den "Bachfischet" schreibe ist natürlich kein Zufall. Nur noch einmal schlafen und dann steht das Fest nämlich ins Haus. In Aarau kennt man neben dem "Maienzug" als eigentliches Fest nur noch eben diesen "Bachfischet". Dazu kommt noch die MAG, eine Art Herbstmesse, die AMA eine Gewerbeausstellung im Frühling oder der traditionelle Rüeblimärt. Wobei beim zweiteren nicht wirklich gefeiert wird. Und auch der "Bachfischet" ist eigentlich eine Art Zwitterfest. Weil man sich die Party rund um den Umzug selber organisieren muss. Was jedoch den Vorteil hat, dass im Gegensatz zum Maienzug die Aarauer unter sich feiern. Aber fangen wir vorne an:

Aarau wird ja bekanntlich nicht nur von der Aare, sondern auch vom Stadtbach durchflossen. Früher wurde dieser Bach einmal im Jahr gereinigt, was die Aarauerinnen und Aarauer gemeinsam besorgten. Nach dieser Anstrengung hatten sie Anrecht auf Speis und Trank, bezahlt von den Aarauer Stadtherren.

Heute erledigt das Stadtbauamt und seine Arbeiter diesen Job. Seit gut 150 Jahren jedoch besteht nun der Brauch, dass die Schulkinder "das erste Wasser", das durch das gesäuberte Bett fliesst abholen. Dazu rüsten sie sich mit Haselzweigen aus, diese werden mit bunten, selbergebastelten Laternen geschmückt. So ziehen sie dann dem Flusslauf entlang - sofern das möglich ist, der Bach verläuft meist unter dem Boden - durch die Stadt. Dazu singen oder rufen die Kinder uralte Verse in den Nachthimmel.

Nach dem Umzug findet im Schachen ein Feuerwerk statt, das traditionsgemäss mit dem sogenannten "Mords-Chlapf" sein Ende findet. Und das war's. Das Fest ist also eigentlich ein Kinderfest am Abend. Nur, während ich früher noch mit meinen Schulkameraden durch die Gassen zog, begleiten verängstigte Eltern ihre Kinder heute schon während dem Umzug. Sprich, man sieht in der komplett verdunkelten Stadt mehr dunkle Gestalten (Eltern) als Kinder mit Lichtern. Auch hat die Aarauer Gastronomieszene sich etwas vom "Bachfischet" abgewandt. Wo früher im Anschluss an den Umzug noch kräftig gefeiert wurde, geht man heute schnell nach Hause. Die Kinder müssen ins Bett, es ist ja schon spät.

Trotzdem, an verschiedenen Orten in der Altstadt wird auch morgen Freitagabend wieder kräftig gefeiert, gesungen und getrunken. Ein paar Beizer haben sich ein spezielles Programm bereit gemacht. So wird man mich natürlich auch morgen wieder in der Stadt antreffen, laut brüllend "Fürio de Bach brönnt, d Suhrer händ ne azündt, d Aarauer händ ne glösche, d Chüttiger, d Chüttiger riite uf de Frösche" Und wer jetzt nur Bahnhof verstanden hat, der kommt morgen am besten selber vorbei und schaut sich dieses Spektakel persönlich an!

Hinweise zur Ausgabe 2007!

20. September 2006

Scheiss Tag irgendwie

Schweizer Blöd TV

Lang lebe die Schweizer TV-Landschaft! Nein, ich werde mich an dieser Stelle bestimmt nicht darüber aufregen, dass das Schweizer Fernsehen (der Staatsfunk) auch am vergangenen Wochenende zum x-ten Mal das Unspunnenfest wiederholt hat. Vielmehr möchte ich einen Blick auf die privaten Schweizer TV Stationen werfen. Seit einigen Wochen gibts ja in unserem Land eine richtige Auswahl an Privaten - Vorsicht Ironie!


Seit Tele24 und Tele 3 ihren Betrieb eingestellt haben, war es ruhig in der Schweizer TV-Landschaft. Niemand hat sich mehr getraut, das vom Steuerzahler mitfinanzierte und milliardenschwere SF vom Sockel zu stossen. Oder zumindest ein bisschen zu kitzeln. Nun macht sich seit einigen Wochen der Sender 3+ auf, dem Staatsfernsehen ein paar Zuschauer zu klauen. Jedoch dürfte auch diesem Sender über kurz oder lang die Puste oder besser das Geld ausgehen. Nach Star TV und U1 versucht sich auch 3+ mit diversen Telefonspielen über Wasser zu halten. News gibts eher zufällig und entsprechend natürlich auch nicht aktuell. Die Filme sind Billigware, die Serien schon tausend mal auf anderen Sendern gelaufen. Gespannt darf man auf die Eigenproduktionen sein, wobei die Castingshow "Ich glaub ich bin ein Star" nach ihrer ersten Folge bereits für Ernüchterung gesorgt hat: Panne um Panne und ein peinlicher Kommentator!

Aber zurück zu den Gameshows. Losgehts auf 3+ damit - wie uns das Programm täglich verrät - bereits am Vormittag. Und die Anrufshows werden dann knallhart durchgezogen bis in die Feierabendstunden. Vor der Kamera meist garantiert talentfreie junge Frauen, die in dieser Call-In-Show erste Erfahrungen on-air sammeln dürfen. Reingezappt hab ich mal als ein junger Mann versuchte, die Zuschauer zu überzeugen, dass sie doch "für 1 Franken 50 pro Anruf oder Anrufversuch und jede weitere Minute" ins Studio telefonieren sollen. Er hat das in etwa so probiert: "Du muesche proppiere uf de Studio azulüte. Koste nur eine Frank fuffzig pro Minut. Säge mire die Lösunge" Gute Nacht, meine deutsche Sprache! Nichts gegen diesen Mann, der kein Schweizerdeutsch kann, das ist ja grundsätzlich überhaupt kein Problem. Nur, dass ihn der Programmleiter auf Sendung lässt, da hab ich dann Mühe.

Auch der Sender U1 setzt inzwischen auf diese Telefon-Shows. Und der Kanal aus der Wagistrasse setzt sogar noch einen drauf: die Moderatorinnen sind nackt! Die drei Schönheiten heissen Joy (Kosmetikerin), Loulou (Erotikdarstellerin) und Suyesweet (Porno-Synchronisationssprecherin). Ausser dem Slip ziehen die Girls seit diesem Montag vor der Kamera alles aus, was an Kleidung erinnert. Dazu räkeln sie sich lasziv vor der Kamera und stellen dämliche Quizfragen. Gut, der Unterhaltungswert dieser Sendung ist immerhin einen Tick höher als bei 3+, aber auch nur, bis man die 3 Girls alle einmal gesehen hat. Und dann dürfte sich dann auch dieses Thema erledigt haben. Ok, witzig könnte es noch werden, wenn so gegen halb 1 Uhr der lüsterne Thomas vom Ausgang heimkommt und unverhofft ins Telefon stöhnt, weil er die Quiz-Nummer mit ner Sex-Nummer verwechselt hat.

Fazit: Der Hot-Button hat die Schweiz erfasst, nachdem wir uns bisher nur mit Nadims und Connys rumschlagen mussten, strahlen uns seit Montag auch Erotikdarstellerinnen (oder ist Loulou vielleicht doch ein umgebauter Mann?) aus Basel entgegen. Alle mit dem gleichen Ziel, uns mit beknackten Spielen die Kohle aus der Tasche zu ziehen. Da lob ich mir den roten Knopf, ganz rechts oben auf der Fernbedienung!

19. September 2006

Schneckenpost

Was lange währt wird endlich gut, dürfte sich eine 61-jährige Offenburgerin gedacht haben, als sie ihren Briefkasten öffnete und eine Postkarte vorfand. Schon beim Betrachten des Adressat wurde sie stutzig, denn es war ihr seit Jahren verstorbener Vater. Die Karte stammte von einer Tante ihrer Mutter. Diese hatte sie aus dem Kururlaub geschrieben – vor 44 Jahren.

"Meine Mutter hat mir das erst gar nicht geglaubt. Erst als ich sie auf die 10-Pfennig-Briefmarke hingewiesen habe, konnte ich sie überzeugen", so die 61-jährige. Wenn man bedenkt, dass der Kuraufenthalt der lieben Tante in der Nähe von Freiburg war, ist eine Zustellung über 100 km über 44 Jahre hinweg schon ein sehr langer Zeitraum.

Ein Aufkleber auf der Karte verweist noch auf eine falsche postleitzahl. Das stimmt nicht ganz. Denn die Postleitzahlen wurden erst 1993 erneuer, da war die Karte schon 31 Jahre unterwegs. Die Post allerdings gibt sich nicht äußerst schuldbewusst. "Manchmal kommt es vor, dass Kinder eine Karte finden und dann wieder in den Briefkasten werfen", erläuterte ein Post-Sprecher in Stuttgart. Ein Verschulden der Post mochte er dann doch nicht ganz ausschließen, er verwies jedoch darauf, dass dies der "absolute Ausnahmefall sei."

Eine Entschuldigung gab es also nicht. Auf der Poststelle hat man die 61-jährige Dame nur darauf verwiesen, dass die Karte doch ordnungsgemäß ausgestellt sei. Immerhin die Absenderin amüsiert sich über den Vorfall. Sie ist heute 98 Jahre alt und lebt in einem Altersheim in Baden Baden. „Sie hat lachen müssen, als ich ihr von der Postkarte erzählt habe“, sagt die Tochter des Adressaten. Unverhofft kommt eben oft...

18. September 2006

Charlotte Gainsbourg 5:55

Es ist mal wieder Zeit eine CD etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Lange genug musste ich warten, bis sich wieder etwas in meinen Ohrmuscheln verfangen hat, das mich dazu bewegt hätte, deswegen in die Tastatur zu hauen. Tja und nun ist es soweit: 20 Jahre nach ihrer letzten Single "Lemon Incest" (die damals natürlich auch gekauft habe) legt Charlotte Gainsbourg ihr zweites, eigenes Album vor. Es trägt den Namen "5:55". Hergleitet nach der Uhrzeit, um welcher Charlotte regelmässig wach liegt und träumt. Tja, Künstler haben halt einen etwas anderen Tagesablauf...

Charlotte Gainsbourg, allein der Name macht hellhörig. Ja, es ist natürlich die Tochter der französischen Skandal-Legende Serge, gezeugt mit seiner Muse Jane Birkin. Allen bestens bekannt ihre Stöhn-Single "Je t'aime, moi non plus.." Zugegeben, auch Tochter Charlotte ist jetzt nicht unbedingt mit einer gewaltigen Stimme ausgerüstet. Alle Songs sind irgendwie gehaucht und manchmal geht es tatsächlich auch in Richtung Stöhnen und Seufzen. Nur, die Stimme passt zur Musik. Und zwar perfekt! Charlottes besondere Stimme hat übrigens auch schon Madonna für sich genutzt, zu hören auf dem Intro von "What It Feels Like For a Girl".

Im Hintergrund hatte Charlotte viele fleissige Heinzelmännchen, die das Album zu dem gemacht haben, was es schliesslich ist: ein Meisterwerk. Die Texte kommen so zum Beispiel von Jarvis Cocker, Frontmann der Band "Pulp" und Neil Hannon "Divine Comedy". Arrangiert und produziert hat Nigel Godrich (Radiohead, Paul McCartney). Und schliesslich die Musik, die kommt von niemand geringerem als Nicolas Godin und Jean Benoit Dunckel, besser bekannt als "Air". Mit ihrem Album "Moon Safari" haben sie vor einigen Jahren die Electronic-Szene aufgemischt. Wenn man den Interviews der Beteiligten Glauben schenken darf, wurde rund um das Album aber nicht nur gearbeitet, sondern auch fleissig gefeiert. Um nicht zu sagen gesoffen. So erzählt Charlotte von einem feuchtfröhlichen Abend mit den Herren, Resultat der Song "Nighttime Intermission", eine fahrige Angelegenheit mit schnellen Drums und einem aggressiven Piano. Eine Art Trip halt!

Das Album ist zu einem grossen Teil in Moll gehalten. Traurige Klänge überwiegen also. Trotzdem versprüht es viel Lebenslust. Charlotte ist es Leid im Schatten ihres geliebten Vaters zu stehen. Inzwischen 35 Jahre alt (und sie sieht immer noch aus wie ein unschuldiger Teenie!), verheiratet und Mutter zweier Kinder hat die Französin ihren eigenen Weg eingeschlagen. Als Schauspielerin ist sie beinahe nur in sogegannten Arthaus-Filmen zu sehen, also künstlerische Werke. Und eine ähnliche Art Kunst legt sie mit ihrem Album nun an den Tag! Was aber nicht heissen soll, dass "5:55" kein Hitpotential hätte. Ganz im Gegenteil. Das beweist nicht zuletzt die Tatsache, dass die Platte gleich nach ihrem Erscheinen Platz 1 der französischen Verkaufscharts belegt hat. Und das obwohl 90 Prozent der CD in Englisch gesungen sind.

Songs wie "The Operation" oder "Songs that I Sing" hätten es durchaus verdient im Radio zu laufen. Aber eben... lieber 100 x den gleichen Song am Tag, als seinen Hörern mal was Inovatives zu bieten. Aber das ist ein anderes Thema. Viele Songs sind unterlegt mit Geräuschen, so fliegen schon mal ein paar Möwen vorbei oder Raumschiff Enterprise legt einen kurzen Audio-Zwischenhalt ein. Besonders witzig, der Refrain bei "Af607105". Abgerundet werden die Lieder mit viel Piano, scharf gespielten Bass und zahlreichen Keyboard-Loops. Wer sich zudem "die Mühe" macht, die Texte genauer unter die Lupe zu nehmen, wird dafür mit witzigen bis tiefgründigen Zeilen belohnt. Pulp lässt grüssen!

Bevor ich jetzt aber jeden Song in seine Einzelteile zerlege um am Schluss auf das Ergebnis zu kommen, auf "5:55" hat es keinen einzigen schlechten Song, schlage ich einfach vor: Reinhören!
30 Sekunden-Samples gibts u.a. hier:

http://www.exlibris.ch/download_player.aspx?lm_id=3899189

Übrigens, in den meisten Biografien von Charlotte Gainsbourg wird - vermutlich bewusst - verschwiegen, dass es neben "Lemon Incest" mit Papa Serge noch eine zweite Single, ja sogar ein ganzes Album gab. Ganz unter dem Motto "ich war jung und brauchte das Geld" trägt die den Titel "Elastique" und ist, ehrlich gesagt, mies! Aber ich gebe es zu, trotzdem hat sie einen Ehrenplatz in meiner Jukebox gefunden. Jugenderinnerungen halt...und ein bisschen verliebt bin ich noch heute!

PS: Freue mich auf euer Feedback...

15. September 2006

Der Pumuckl Streit


Kinderheld Pumuckl wird in Zukunft nicht mehr im Bayerischen TV zu sehen sein. Die Zeichnerin des rothaarigen Kobolds, Barbara von Johnson, entschied ein Verfahren zu ihren Gunsten. Das Gericht untersagte dem Sender sowohl den Spielfilm "Meister Eder und sein Pumuckl" als auch die Kindersendung "Pumuckl-TV" auszustrahlen.

Frau Von Johnson hatte 1965 als Siegerin eines Wettbewerbs im Auftrag der "Pumuckl"-Autorin Ellis Kaut den Kobold erstmals gezeichnet, nachdem die Figur drei Jahre zuvor für Hörspiele des Bayerischen Rundfunks entstanden war. Als 1982 der erste Kobold-Kinofilm "Meister Eder und sein Pumuckl" entstand, wurde Johnsons Darstellung offiziell nicht mehr verwendet und von anderen Zeichnern überarbeitet. Das Münchner Landgericht entschied jedoch bereits in einem früheren Prozess im November vergangenen Jahres, dass auch der überarbeitete Pumuckl die gleichen typischen Merkmale wie Johnsohns Kobold habe: Dazu zählten der wirre rote Haarschopf, der runden Kopf, die Kleidung, die übergroßen Hände und Füße. Nach dem damaligen Urteil musste die Grafikerin als Co-Urheberin genannt und ebenso an den Einnahmen beteiligt werden.

In dem jetzigen Verfahren entschied das Gericht, dass die Klägerin 1978 lediglich das Recht eingeräumt habe, die Pumuckl-Figur zur Erstellung einer Fernsehserie mit knapp 30-minütigen Folgen zu nutzen. Mehr nicht...

Für die Produktion des ersten Spielfilms "Meister Eder und sein Pumuckl" im Jahr 1982 sei aber vergessen worden, die Grafikerin erneut zu fragen. Auch für die Nutzung der Figur im Internet sei nie eine Lizenz erteilt worden. Insbesondere habe es der Bayerische Rundfunk versäumt, bei der Serie "Pumuckl-TV" sich mit Von Johnson abzustimmen. Die Grafikerin habe nun Anspruch auf eine finanzielle Entschädigung, erklärte der zuständige Richter.

Die Kinder müssen nach den Vorstellungen von Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut (Bild) aber auch künftig nicht auf den kleinen rothaarigen Kobold verzichten. In der Schweiz gebe es bereits eine neue Pumuckl-Figur, sagte die Schriftstellerin Ellis Kaut in einem Interview.

Und tatsächlich, in der Schweiz existiert bereits ein neuer Kobold. Dieser Pumuckl habe nichts mit dem der ursprünglichen Zeichnerin zu tun, hätte aber weiterhin «einen roten Schopf, große Hände, kreisrunde Augen und bekommt rote Ohren vor Aufregung», beschrieb einer Bayern-Mitarbeiter die Figur.

Tja, wie sagte Pumuckl selber in Folge 33: "Herz aus Gold, ist Kobolden hold!" Und wie es scheint, ist dieses wertvolle, glänzende Material nicht nur Kobolden hold... sondern auch ihren Erschaffern!

14. September 2006

Alk am Steuer

Immer wieder werden verrückte Rekorde gebrochen, wenn es um das Thema Alkohol geht. In den letzten Tagen und Wochen scheint man sich aber im Osten Europas gerade zu einen Wettkampf geliefert zu haben was das Saufen angeht.



Ein 37-jähriger Kroate hat einen Alkoholgehalt von 7,3 Promille im Blut überlebt. Nach Berichten der Zagreber Zeitung "Vecernji List" fiel der Mann nach einem ausgedehnten Kneipenaufenthalt ins Koma und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Der Kriegsveteran hatte an jenem Abend nach eigenen Angaben drei Liter Weißwein und fast einen Liter Kräuterlikör getrunken.

Die litauischen Verkehrspolizisten trauten ihren Augen kaum, als bei einer Routineuntersuchung das Atemmessgerät 8,4 Promille Alkohol anzeigte. Doch auch ein wiederholter Test habe den lebensgefährlichen Wert bestätigt, berichtete die Tageszeitung "Lietuvos rytas" in Vilnius. Der 50-jährige Fahrer gab zu Protokoll, seit anderthalb Wochen seinen runden Geburtstag zu feiern.

Erst im Mai hatten die Gesetzeshüter in Litauen auf der Autobahn einen Lastwagenfahrer mit 7,3 Promille aufgehalten. In Litauen wird derzeit diskutiert, ob die Messgeräte umgerüstet werden sollen, bisher endet deren Skala bei 9,9 Promille.

Weiter in Bulgarien, auch da hat ein Autofahrer mit einem extrem hohen Alkoholwert für Aufregung gesorgt: Er soll mit 8,35 Promille Alkohol im Blut am Steuer gesessen haben. Den Polizisten war seine Zickzack-Fahrweise aufgefallen. Der Mann soll mindestens zwei Liter bulgarischen Schnaps, "Rakija", getrunken haben.

Mit sagenhaften 7,27 Promille Alkohol im Blut ist ein Lkw-Fahrer in Estland von der Polizei gestoppt worden. Der 41-Jährige habe selig vor sich hin gelächelt, berichtete eine Polizeisprecherin. Der Mann gab bei der Vernehmung an, am Abend vor der Fahrt zu viel getrunken und am Morgen gegen die Übelkeit einige Biere zu sich genommen zu haben.

In zahlreichen osteuropäischen Ländern gilt übrigens eine strengere Promillegrenze als bei uns in der Schweiz. Estland, Rumänien, Tschechien oder Ungarn haben 0,0. Einzig in Grossbritannien, Irland und Südzypern gilt noch 0,8 Promille. Na denn, Prost!

13. September 2006

Apple goes Movie!

Apple hat heute mit iTunes 7 die bedeutendste Erweiterung der Musik-Jukebox mit integriertem Online-Musik- und Video-Store seit seiner Einführung 2001 vorgestellt. Neu in iTunes 7 sind Features wie beispielsweise die Album- und Cover-Flow-Ansicht für Musik, TV-Sendungen und Spielfilme.

Wie im Vorfeld erwartet wurde, bietet der iTunes Store, so der neue Name des ehemaligen iTunes Music Store, nun in den USA über 75 Spielfilme von Walt Disney Pictures, Pixar, Touchstone Pictures und Miramax Films an, die gekauft und heruntergeladen werden können, um sie auf dem Computer und dem iPod wiederzugeben. Die Inhalte können auch auf dem ebenfalls neu vorgestellten iTV Player – so der Codename des noch namenlosen, drahtlosen Streaming-Clients für die Verbindung zum Fernseher – wiedergegeben werden.

Aktuelle Spielfilme werden laut Apple bereits am Tag ihrer DVD-Veröffentlichung über den iTunes Store für 12,99 US-Dollar erhältlich sein. Somit liegen die Preise im iTunes Store unterhalb der regulären Händlerpreise in den USA, die bei Neuvorstellungen von DVDs meistens bei rund 18 US-Dollar liegen. Ältere Titel werden im iTunes Store für 9,99 US-Dollar verfügbar sein. Damit man sich vor dem Kauf ein kleines Bild der Filme machen kann, lassen sich über den iTunes Store vorab Trailer herunterladen. Apple hofft darauf, das Angebot der herunterladbaren Spielfilme in Kürze deutlich steigern zu können.

Unter den nun in den USA verfügbaren Titeln sind Filme wie „Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl“, „Shakespeare in Love“, „The Princess Diaries“, „The Incredibles“, „National Treasure“, „Toy Story“, „The Rock“ und „The Rookie“. Vorbestellte Filme werden mittels iTunes 7 automatisch heruntergeladen, sobald sie verfügbar sind. Alle Videos aus dem iTunes Store werden mit iTunes 7 bei einer Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten heruntergeladen – bisher lag die Auflösung der Videos bei 320 × 240 Pixeln.

Einen Termin, wann der neue Service auch nach Europa kommen soll, nannte Apple leider mal wieder nicht. Das Unternehmen gab nur bekannt, dass man im Jahr 2007 mit einer "Internationalisierung" des Services beginnen möchte. Bereits verfügbar in der Schweiz sind übrigens farbige, neue Spiele für den iPod.

12. September 2006

Dirty Diana?

"Queen of Hearts" wurde sie genannt. Zu diesem Beinamen ist noch ein weiterer gekommen: «The Boss». So nennt sie Paul Burrell, einst Dianas Butler, in seinem zweiten Memoirenbuch. Dabei betont der 46jährige, er sei er natürlich stets «eher ein Freund als ein Diener» gewesen.

Das sehen viele Briten jedoch ganz anders. Auf «widerliche» und «zynische» (Zitate) Weise schlachtet der einstige Butler nach seinem ersten Diana-Memoirenbuch nun erneut das Vermächtnis der Prinzessin der Herzen aus. Und dazu ist ihm jede Form von Aufmerksamkeit recht.

Im Fernsehen hatte der Ex-Diener den Vorwurf erhoben, die königliche Familie würde die Erinnerung an die 1997 bei einem Autounfall in Paris verstorbene Prinzessin nicht pflegen. Nur er, der Diener-Freund, halte ihre Fahne hoch. In seine Kritik schloss Burrell auch speziell Dianas Söhne William und Harry ein.

Dass Burrell auf solche Art Geld mache, sei «niederträchtig», schimpft die englische Presse. «Natürlich denken die Söhne oft an ihre Mutter, aber sie zeigen ihre Gefühle nicht dauernd öffentlich,» heisst es auf der Insel. Burrell hingegen bemühe sich, aus sehr eigennützigen Gründen, die Erinnerung an Diana wachzuhalten. Damit lässt sich zumindest für ihn auch weiterhin kräftig Geld verdienen. Und er, der arme Butler, kann durchaus ein paar Pounds gebrauchen um seine tiefe Trauer zu verarbeiten.

Tatsächlich erfährt der Leser im neuen Buch scheinbar aber nicht viel Neues über Diana. Dafür mutet so manches abenteuerlich an. So will Burrell einst im Garten des Kensington-Palastes auf Weisung von Diana ein Babygrab ausgehoben haben. Falls jemand frage, sollte er sagen, ein Haustier sei verendet, berichtete der Diener. In das Grab sei dann das tot geborene Kind einer Freundin der Prinzessin gelegt worden, für deren Leid Diana großes Mitgefühl empfunden habe. «Das einzige Problem», soll sie damals gesagt haben, «könnte sein, dass Leute das Baby eines Tages finden und dann sagen, es sei meins gewesen.» Also warten wir doch ab, bis Herr Burrell bald mit einer Schaufel bewaffnet durch den Kensington-Garten wandert, auf der Suche nach dem toten Baby. Und darüber gibts dann natürlich wieder ein Buch.

«The Boss» übertrug dem Diener - so man Burrell glauben will - sowieso etliche brisante Aufgaben. So sollte er heimlich eine Hochzeit vorbereiten. Nicht mit Dodi Al-Fayed, der später mit ihr in einem Paris Autotunnel ums Leben kam. Der Auserwählte sei der aus Pakistan stammende Londoner Herzchirurg Hasnat Khan gewesen, über dessen Beziehung zu Diana der Butler bereits früher berichtet hatte.

Dem Herzspezialisten sei Diana von Anfang verfallen gewesen. Hingegen habe Dodi in Wirklichkeit keine Chance gehabt. «Die Prinzessin kannte Dodi doch gerade mal 26 Tage und er hat ganze 10 Minuten im Kensington-Palast verbracht», erzählte Burrell bei einer seiner Talkshows, für die er sich fürstlich bezahlen lässt.

Lustigerweise meldet sich nun aber auch Dodis ehemaliger Butler zu Wort. René Delorm behauptet, dass sein verstorbener Arbeitgeber habe ihm befohlen habe, eine Flasche Schampus kalt zu stellen, weil «ich die Prinzessin heute Abend fragen werde, ob sie mich heiraten will».

Der Dodi Butler putzt den Diana Butler dann auch gleich runter: «Paul Burrell ist ein Lügner! Er war bei Dianas Zukunft nicht eingeplant. Diana wollte viel in ihrem Leben ändern und Burrell gehörte dazu.»

Wer jetzt aber glaubt, René Delorm tue dies nur aus endloser Hingabe zu seinem Ex-Chef der irrt leider. Schliesslich möchte auch Herr Delorm vermutlich nur sein Buch "Diana & Dodi: A Love Story" unter die Leute bringen..

11. September 2006

Ciao Schumi & Grazie!

Michael Schumacher hat die Öffentlichkeit lange warten lassen, unmittelbar nach seinem Sieg beim GP von Italien in Monza, hat der Champ dann seine Entscheidung bekannt gegebn: Nach dem Ende dieser Saison zieht er sich aus dem aktiven Rennsport zurück. Der 37 Jahre alte Ferrari-Pilot wird damit noch drei Mal an den Start gehen. Am 22. Oktober in Sao Paulo beim Großen Preis von Brasilien wird Schumacher hoffentlich als achtmaliger Champion nach seinem 250. Grand Prix' seinen Abschied aus der Formel 1 feiern.

Länger als jeder andere Fahrer vor ihm hat Schumacher die Formel 1 geprägt und bestimmt. "Ich mache das, was mir Spaß macht", hat der 37 Jahre alte Ferrari-Pilot immer betont. Nie stand ein Pilot derart im Fokus der Öffentlichkeit wie der Kerpener.

Obwohl der erfolgreichste Formel-1-Pilot aller Zeiten, ist der Kerpener kein Weltmeister der Herzen. Muss er aber auch nicht. Kompromisslos, besessen, perfektionistisch nennen ihn die Konkurrenten - verlässlich, großzügig, entspannt beschreiben ihn diejenigen, die Michael Schumacher nahe stehen. "Ich bin kein Mensch, der gerne Emotionen zeigt, außer bei denen, die mich gut kennen", sagt der Formel-1-Rekordweltmeister von sich selbst. Eine Eigenschaft, die ich selber nachvollziehen kann und - im Falle eines Superstars wie Schumi - sogar bewundere.

Seine Dominanz mit sieben WM-Titeln und beinahe allen wichtigen Rekorden hat Distanz geschaffen. Das reservierte Auftreten des Multi-Millionärs in der Öffentlichkeit verstärkte den Eindruck des "Renn-Robotors". Er ist misstrauisch im Umgang mit den Journalisten, vermutet - bedingt durch zahlreiche negative Erfahrungen - hinter Fragen oft eine Falle. Trotz des Trubels ist sein Privatleben tabu. Homestorys und Bilder mit seiner Familie gibt es nicht. Dafür gibts von mir ein grosses Bravo!

Schumi ist ein Harmoniemensch - beruflich wie privat. Seit zehn Jahren wohnt er im beschaulichen Vufflens-le-Chateaux am Genfer See. Schumacher genießt dort mit seiner Corinna sowie den 2 Kindern die Ruhe. Abseits der Piste will er kein Aufsehen erregen. Seine caritativen Einsätze als UNESCO-Sonderbotschafter oder für die Stiftung für Gehirn- und Rückenmarkserkrankung verlaufen meist abseits des öffentlichen Interesses. Als er nach der Tsunami-Katastrophe 2004 zehn Millionen Dollar spendete, wollte er nicht darüber reden. Aber Bescheid wissen will er auch in diesem Fall und informiert sein, in welche Projekte die Mittel fließen.

Schumi, ein grosser Sportsmann nimmt seinen Hut. Ich wünsche ihm für die letzten Rennen vorallem eines (neben dem WM-Titel): keinen Unfall!

10. September 2006

Der Papst ist da!

Papst Benedikt XIV. besucht Deutschland, seine Heimat. Zehntausende werden den mal konservativen, mal reaktionären Predigten Joseph Ratzingers lauschen, Hunderttausende werden ihm am Straßenrand zujubeln. Danke dem Bayerischen Fernsehen, das fast jede Minute des mehrtägigen Besuchs live überträgt, werden Millionen jeden Schritt des alten Herren aus Rom folgen können. Ein paar Gedanken dazu...

Es wird schrecklich. Verkehrschaos, weil Zehntausende zum Marienplatz, wo sonst die Bayern die Meisterschaft feiern, pilgern werden, um zu beobachten, wie der Papst die Patrona bavariae um Fürbitte beim Herrn anfleht. Hier wird sich aufgestaute Marienfrömmigkeit mit deftigem bayerischem Lokalpatriotismus paaren, eine unangenehme Mischung. Dazu die Schicki-Micki-Prominenz Münchens, garniert mit CSU-Politikern, die einen Abend lang dienern üben.

Geschockt von nun schon ersten Tagen Papsthysterie um Sie herum, empfiehlt sich ein Abstecher ins Münchner Gasteig-Kulturzentrum: Dort erwartet Sie unter dem Motto "Heidenspaß statt Höllenqualen" eine religionsfreie Zone. Ein buntes Völkchen von Papst-, Kirchen- und Religionsverächtern wird seinen Protest gegen den Papstbesuch äußern. Dem Programm nach dürfte es etwa tausendmal lustiger zugehen als in der Umgebung des Papstes. In der "religionsfreien Zone" wird die bissige englische Cartoon-Serie "Popetown" gezeigt, die angeblich irgendwelche religiösen Gefühle verletzt haben soll, wie uns einige Oberkatholiken weismachen wollten.

Spass beiseite: "Papst goes Robbie Williams", irgendwie. Wer die Bilder vom gestrigen Empfang in München gesehen hat, wird vermutlich das Gefühl nicht los, dass da ein Popstar angekommen ist. Wobei die "Benedetto"-Rufe auch an die Stimmung in einem Fussballstadion erinnern. Ich werde die Vermutung nicht los, dass es den meisten anwesenden weniger um den Papst an sich geht, als vielmehr um das Massenerlebnis. Analog einer Love Parade oder einem Tokio Hotel Konzert. Massenhysterie vermitteln eine Art Gemeinschaftsgefühl. Der Papst ist der Anlass, die Party steht im Vordergrund. Daran gibt es ja grundsätzlich nichts zu mäkeln.

Nur, es besteht die grosse Gefahr, dass katholische Fundamentalisten diese positive Stimmung für Werbung ausnutzen. Vergessen wir nicht: Der Papst ist gegen die Verhütung, er akzeptiert auch keine gleichgeschlechtliche Liebe und seine Einstellung zu anderen Religionen ist auch nicht immer über alle Zweifel erhoben. So gesehen unterscheidet sich der Papst-Anlass kräftig von einem Konzert oder der Love Parade. Klar, auch da wird versucht, einem sinnlose Artikel wie koffeinhaltige Energy-Getränke oder super klebrige Haarsprays anzudrehen. Wobei ich mich lieber mal - völlig unüberlegt und in Feierlaune - für einen überteuerten Haarspray überreden lasse, als mir gleich ne neue Religion andrehen zu lassen. Obwohl ich ja eigentlich nicht einmal den wirklich gebrauchen kann...

6. September 2006

Natascha Kampusch im ORF

Nachfolgend die Zusammenfassung des ORF Interviews mit Natascha Kampusch von gestern Abend, das Gespräch hat Christoph Feurstein geführt. Er hat den "Fall Kampusch" von Anfang an für den ORF betreut. Der nachfolgende Text stammt vom ORF. Da ich kein Psychologe bin, möchte ich mir kein persönliches Urteil anmassen. Beziehungsweise, ich habe natürlich eine Meinung dazu, aber ich denke, es liegt nicht an mir über dieses Interview und die Person Natascha Kampusch zu urteilen.

"Im ORF-Interview berichtet Natascha Kampusch über ihre Zeit in Gefangenschaft, die Paranoia ihres Entführers Priklopil, ihren unerschütterlichen Glauben an sich selbst und ihre Zukunftspläne.

Kampusch offenbart sich im Gespräch mit Christoph Feurstein als eloquente junge Frau, sie ist schlagfertig und drückt sich gewählt aus. Nur kurz zögert die 18-Jährige und wird emotional, wenn sie über ihre traumatischen Erlebnisse spricht. Die Fassung verliert sie jedoch nie. Ihre Augen hält Kampusch oft verschlossen - sie ist das viele Licht noch nicht gewöhnt. Über ihre Beziehung zu Wolfgang Priklopil sagt Kampusch: "Ich finde, dass ich stärker war."

Ihr Entführer habe eine labile Persönlichkeit gehabt. Es habe ihm an Selbstsicherheit gemangelt und an Geborgenheit. Sie hingegen sei trotz aller familiären Probleme von ihren Eltern geliebt worden und habe sich deshalb nicht unterkriegen lassen, habe sich nicht einsam gefühlt: "Ich hab' mir geschworen, dass ich älter werde, stärker und kräftiger, um mich eines Tages befreien zu können. Ich habe mit meinem späteren Ich einen Pakt geschlossen, dass es kommen würde und das kleine zwölfjährige Mädchen befreien würde."

Priklopil, so Kampusch, habe "ein sehr schlechtes Gewissen" wegen der Entführung gehabt, es aber verdrängt. Seine innere Anspannung habe sich in einer Paranoia geäußert. Jede Zeitschrift, die er ihr gegeben habe (erstmals zwei Jahre nach der Entführung), sei von ihm nach ihrer Lektüre auf heimliche Botschaften überprüft worden. Bei den späteren Ausflügen habe sie immer ganz knapp an seinem Körper gehen müssen. Bei diesen Kontakten mit der Außenwelt warnte Priklopil sie stets: Er würde alle umbringen, denen sie sich anvertraue. "Er sagte, dass er jeden Mitwisser sozusagen beseitigen würde. Das konnte ich nicht riskieren."

Trotzdem, so Kampusch, habe sie mit Blicken und einzelnen Gesten immer wieder versucht, auf ihre Situation aufmerksam zu machen - vergeblich: "Es gab auch viele Menschen, denen ich versucht habe, Zeichen zu geben. (...) Es war nicht genug Zeit, dass ich denen das erläutere. Hätte ich auch nur einen Mucks gemacht, hätte er das schon unterbunden und mich weggezerrt."

Am berührendsten ist wohl jene Stelle des Interviews - in dem sonst wenig auf die Tragik der Gefangenschaft eingegangen wird -, an der Kampusch berichtet, wie für sie der Hunger war, unter dem sie regelmäßig zu leiden hatte: "Ich habe in meiner Gefangenschaft auch sehr oft gehungert. Und habe dadurch deutlich miterlebt, was man da alles hat: Kreislaufbeschwerden, Konzentrationsschwierigkeiten. Man ist nur noch zu den primitivsten Gedanken fähig. (...) Jedes Geräusch wird aufreibend und schmerzt. Jeder Gedanke quält sich aus einem heraus." Das sei einer der Gründe, warum sie vorhabe, sich im humanitären Bereich zu engagieren. Wo ihr Schwerpunkt liegen wird, ist noch nicht klar. Möglich seien etwa Hungerhilfe oder Hilfe für Entführungsopfer.

Ansonsten will Kampusch vor allem das nachholen, wo ihr während der Jahre ihrer Gefangenschaft schmerzhaft Defizite bewusst gewesen seien: eine solide Ausbildung. Zunächst will sie die Matura nachmachen und dann studieren - was genau, steht noch nicht fest. Einen Traum hat sie auch: Schauspielerin zu werden. Es müsse ja nicht gleich Hollywood sein. Ihre Mutter habe schon früher immer wieder gesagt: "Wenn du groß bist, kommst du auf die Burg."

Zurzeit gehe es ihr gut, versichert Kampusch, abgesehen von einer Erkältung. Sie habe auf ihrer "Station" Kontakt zu jungen Menschen und sei darüber sehr glücklich. Sie sei bereits Eisessen gewesen und auch mit der U-Bahn gefahren. Besonders genieße sie das freundliche Lächeln der Menschen."

Fussnote: Das Interview hat mich berührt, es hat jedoch bei mir einige Fragen hinterlassen. Und bevor ich diese Fragen nicht beantworten konnte, halte ich mich mit meinem Urteil zurück.

Quelle Text und Bild: ORF

Zidane il'a frappé!

So, nun ist es also gelüftet, das grosse Geheimnis um die Worte von Marco Materazzi an die Adresse von Zinedine Zidane. Nachdem er am Trikot des Franzosen gezogen hatte, habe der ihm herablassend gesagt: "Wenn du mein Trikot unbedingt haben willst, gebe ich es dir nach dem Spiel." Daraufhin habe der Verteidiger von Inter Mailand geantwortet: "Deine Schwester (Foto) wäre mir lieber."

Was danach geschah ging in einer multimedialen Welle rund um die Welt. Die Frage die nun bleibt ist, hat der Italiener die Wahrheit gesagt? Oder will er mit seinen Aussagen nur erneut provozieren? Heute Abend findet in Paris ja bekanntlich das EM Qualispiel zwischen Frankreich und Italien statt. Die Franzosen sind geladen, es wurden für das Spiel zusätzliche Ordner aufgeboten. Der Präsident des Französischen Verbandes, der Nati-Trainer sowie einige Spieler haben die Fans im Vorfeld zur Vernunft aufgerufen. Sie gebeten die italienische Nationalhymne nicht auszupfeifen. Es herrscht eine Art Psychokrieg im Vorfeld dieser Partie. Und da kommt der Materazzi daher und giesst gleich noch einmal Öl ins Feuer. Wie hat sein ehemaliger Teamkollege Patrick Viera bemerkt: "C'est un type tres joyeux, mais il adore provoquer les gens. Parfois, il faut savoir s'arreter."

"On ne touche pas Zinédine Zidane", heisst es in Frankreich. Zizou ist im Hexagone zum Heiligen, ja zum Märtyrer geworden. Adidas hat - nach seinem Kopfstoss übrigens - eine Seite eingerichtet, auf welcher man dem Mann aus Le Castellane/Marseille danken kann. Mehr Infos unter www.mercizidane.fr, er wurde vom Volk zum beliebtesten Sportler gewählt, Milchhersteller Danone hat Zizou einen hochdotierten Vertrag gegeben und am Weekend war er als Schirmherr bei einem Juniorenturnier (und hat dabei Luzerner Junioren ausgezeichnet). Ist doch klar, dass da Herr Materazzi auch mal wieder ein paar Schlagzeilen möchte. Und sei es auch nur mit dummen Aussagen. Meiner Meinung nach, wäre er von der FIFA für diese Aussage wohl kaum mit Spielsperren belegt worden.

Und jetzt einen auf Opfer zu machen, plötzlich nach so langer Zeit, und von Zizou eine Entschuldigung zu fordern ist schlicht nur noch lächerlich. All die Wochen zuvor wollte er ja auch keine Entschuldigung haben. Hat sich nicht einmal mehr zu Wort gemeldet. Und jetzt am Tag vor der WM Revanche spricht er zu den Medien. Tja, meiner Meinung nach hat er damit seinem Team einen Bärendienst erwiesen. Die Franzosen werden heute Abend alles tun, um das Spiel für sich zu entscheiden. Und die Italiener mit einer hohen Niederlage nach Hause zu schicken, dafür werden die Spieler rennen bis zum Umfallen und das Publikum wird das Stade de France in die Hölle verwandeln. Und vor dem Stadion ist leider zu befürchten, dass die Jugendlichen, welche sich aus sozialen Gründen kein Ticket leisten konnten, für "Stimmung" sorgen werden. Es sind die Kids, die aus dem gleichen Umfeld stammen wie Zidane. Und für sie ist die Ehre wichtiger als der Respekt.

In diesem Sinne, Grazie Marco! Aber was soll man schon von einem Typen erwarten, der ja nach eigenen Aussagen nicht einmal den Unterschied zwischen Moslems, Islamisten und Terroristen kennt. Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass er und seine Mannschaft heute Abend für seine Sprüche noch einmal - sportlich! - bestraft werden!

5. September 2006

Aus für die "praline"

Die Erotikzeitschrift "praline" wird Anfang Oktober eingestellt. Ursache dafür seien wirtschaftliche sowie Image-Gründe, meldet der deutsche Verlag.

Wenn Zeitschriften eingestellt werden, ohne dass man es merkt, erscheinen sie wohl schon recht lange unter Ausschluss der Öffentlichkeit. So erging es 2005 „Wochenend“ und „Piep“, zwei Erotikblätter aus der gleichen Verlagsgruppe Bauer.

Die "praline" wurde im Jahre 54 ursprünglich als Illustrierte mit dem Schwerpunkt Reisen gegründet. Nachdem sie sich im Laufe der Zeit zum Sexmagazin entwickelt hatte wurde das Heft in den letzten Jahren nur noch zweimal auffällig: als die FDP-Politiker Dirk Niebel und später Silvana Koch-Mehrin - überraschend - Kolumnisten des Blattes wurden. „Es ist für die Politik wichtig, alle Schichten der Gesellschaft anzusprechen“, begründete Koch-Mehrin ihr zweifelhaftes Engagement.

Doch weder verhalfen die Politiker „Praline“ zu mehr Seriosität noch umgekehrt. Die Kaufquoten des Blattes waren schon damals tief gefallen. Die verkaufte Auflage von einst 800 000 Exemplaren wurde zuletzt Anfang der Neunziger erreicht. Die letzte Auflagenmeldung stammt vom Herbst 05 mit 65 000 Exemplaren. Seitdem liess Bauer die „Praline“-Auflage nicht mehr prüfen....

Für die männlichen Bedürfnisse, welche diese Blätter einst befriedigt haben, gibt es inzwischen jede Nacht Fernsehsender wie DSF, 3plus oder StarTV. Und das erst noch anonym & kostenlos. Nicht zu vergessen das Internet. Dort verdient der "praline"-Verlag übrigens mit Seiten wie schluck-alles.de vermutlich immer noch viel Geld. Von wegen Schmuddel-Image ablegen.

Ganz entsagt der Bauerverlag dem eh Schmuddel nicht: Derzeit wird das verbliebene Erotikmagazin „Coupé“ umpositioniert. Das Blatt, das in den 90ern 600 000 Hefte verkaufte und nun 87 363, eifert dem französischen Vorbild „Chock“ und seiner amerikanischen Variante „Shock“ nach. Bedürfnisse werden hier auch befriedigt: Ekel, Voyeurismus und Sensationsgier. Zu sehen sind Fotos von Knochenbrüchen, verwesenden Leichen oder brennenden Menschen.

Da wäre mir persönlich die sexy Variante noch lieber gewesen. Auch wenn der einzige Moment, wo man(n) mal in ein solches Heft geschaut hat, wohl der WK war. Und der ist ja zum Glück auch Vergangenheit. So gesehen, schliesst sich der Kreis ja irgendwie.

4. September 2006

Trittst im Morgenrot daher...

Erinnern Sie sich noch an den vergangenen Fussball-WM-Sommer? Der Fussball und mit ihm die Schweizer Nati waren in aller Munde. Was es nicht alles gab... die rot/weissen Fähnli an den Autos, grosse Flaggen auf den Balkonen, Frauen mit gemaltem Schweizer Kreuz auf der Wange, Männer die all ihre Ferientage zusammegelegt hatten um die Spiele der Nati in Deutschland live mitverfolgen zu können.... So ziemlich jeder hier im Land war Schweiz- oder zumindest Köbi-Fan. Und wer er nicht war, wurde mit dummen Sprüchen eingedeckt und er sich gar die Frechheit herausnahm, einem anderen Land als der Schweiz zu helfen, der war eh gleich ein Landesverräter. Und ich rede da aus eigener Erfahrung!

Tja, am Samstag dann der erste Auftritt der Schweizer WM-Helden im eigenen Land. Man durfte ein Fussballfest erwarten, schliesslich war die Schweiz zwischen Juni und Juli zusammengerückt, ein einig Volk von Fussballfans. Der Gegner in Basel hiess Venezuela, südamerikanischer Fussball also. Die Tickets waren zu erschwinglichen Preisen, es gab sogar noch ein Versprechen für ein Schweiz -Brasilien-Ticket für Ende November.... hmmmm.... bloss, die Ernüchterung war riesengross am späten Samstag Nachmittag. Während bei Schweiz Togo in Dortmund 50'000 Eidgenossen vor Ort waren, kamen am Samstag gerade mal 12'500 Nasen nach Basel. Die Einschaltquoten des Schweizer Fernsehens ebenfalls massiv unter dem Durchschnitt.

Tja, wo sind sie geblieben all die Vorzeigefans? Alle die, welche während der WM plötzlich zu Patrioten mutiert sind? Alle die, für welche die Schweizer Nati "schon immer" das Grösste war? Nur so als Vergleich, die Partie England gegen Andorra (auch nicht der gerade DER attraktive Gegner) in Manchester wurde von 50 Tausend Fans mitverfolgt. Deutschland gegen Irland in Stuttgart ebenfalls ausverkauft, dazu ebenfalls 50'000 Fans auf dem Schlossplatz beim Public Viewing. Georgen - Fankreich 60'000 Fans. Weltmeister Italien gegen Littauen (ebenfalls ein Fussballzwerg) ausverkauft, 50'000 Zuschauer.... Und in der Schweiz: 12'500 Zuschauer, davon hunderte von Kindern und Sponsoren mit Gratiskarten.

Kein Wunder äussert sich Joel Magnin im Sonntagsblick wie folgt: "Eigentlich sollten die Leute wegen uns kommen" und Köbi National meint "ein paar mehr dürften es schon sein!" Für die Partie vom Mittwoch gegen WM-Teilnehmer Costa Rica in Genf sind gerade mal 7000 Karten verkauft worden. Trübe Aussichten also.

Es scheint, als sei es plötzlich doch nicht mehr soooooooo wahnsinnig cool, Schweiz Fan zu sein. Während der WM war es ja super, schliesslich waren alle anderen Leute ja auch plötzlich Fussballfan. Aber jetzt, wenn die grosse Masse nicht mehr mitzieht, da will man doch nicht lächerlich wirken. Die Geschäftsherren, welche 2000 Franken bezahlt haben um ein WM Spiel in Deutschland live zu sehen, die widmen sich nun lieber wieder dem Dailybusiness. Die Frauen, welche komplett rotweiss durchgestylt durch die Innenstadt gezogen sind, waren schon nach dem Ausscheiden der Schweizer plötzlich in grün-weiss-rot anzutreffen. Und die Kinder ziehen ein Ronaldinho-Shirt einem Vogel-Leibchen halt doch auch wieder vor.

Bleibt mein persönliches Fazit: die Schweiz ein Volk von Modefans und Windfahnen? Vermutlich ja, denn es hat sich ja schon in anderen Fällen gezeigt, dass der Schweizer zu begeistern ist, sofern die Masse mitzieht. Sich so ganz allein hinzustellen und "Hopp Schwiiz" zu rufen, ist nicht der Eidgenossen Sache. Denn schliesslich sind Fussballfans ja primitive, betrunkene Schlägertypen, über die man lieber lacht, als zu ihnen zu gehören.... ausser eben, man kann sich in der grossen Masse verstecken.

In diesem Sinne ein kräftiges "Allez les Bleus"! Auf das mich all die Modefans wieder mit bösen Blicken und dummen Sprüchen bestrafen.

1. September 2006

Israel nicht kritikfähig?

Ich werde mich hüten, die nachfolgenden Agenturmeldungen zu kommentieren. In den vergangenen zwei, drei Tagen hat sich zwischen der deutschen Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und dem Staat Israel schier unglaubliches abgespielt. Aber, eben, lesen Sie selber:

Montag, 28/08: Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hat die UN aufgefordert, den angeblichen Einsatz von Streubomben durch die israelische Armee im Libanon zu untersuchen. Das sei ein Fall, wo es "eine UN-Untersuchung geben muss", sagte sie bei der Rückkehr von einer Reise nach Beirut.

Immer noch Montag, 28/08: Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Parteinahme für den Libanon vorgeworfen. Dazu sagte der Vize-Präsident des Zentralrats, Salomon Korn: «Die Forderung nach dieser UN-Untersuchung zeigt einmal mehr, dass die Ministerin in Bezug auf Israel reflexhaft reagiert.»

Dienstag 29/08: Heftige Kritik an Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul: Nach Meinung von Charlotte Knobloch, Vorsitzende des Zentralrats der Juden, fördere Wieczorek-Zeul eine "Anti-Stimmung gegen Juden in Deutschland."

Mittwoch 30/08: Die Bundesregierung hat Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul gegen Vorwürfe des Zentralrats der Juden in Schutz genommen, sie trage zu einer antijüdischen Stimmung in Deutschland bei.

Donnerstag 31/08: Auch nach einem Gespräch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, geht der Antisemitismusstreit um Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) weiter. Zentralratsvizepräsident Salomon Korn betonte erneut: "Frau Wieczorek-Zeul erweckt durch ihre Äußerungen den Eindruck, als sei Israel der Aggressor und der Libanon ist das Opfer. Aber es ist keineswegs so." Die Vorgehensweise der Ministerin zeuge von einer gewissen "Einäugigkeit", ihre Äußerungen seien ein "Affront gegen Israel".

Freitag 01/09: Bundesentwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hat eine Stellungnahme zu der ihr vorgeworfenen antisemitischen Haltung vermieden und ihre Kritik an dem Einsatz von Streubomben bekräftigt.Die Ministerin erklärte, durch Streubomben würden Kinder und Zivilisten gefährdet. Sie setze sich für ein Verbot solcher Bomben ein. Auf den Vorwurf des Antisemitismus ging sie nicht ein.

Ausser einem Kopfschütteln kommt mir nichts mehr in den Sinn oder doch, wie war das nochmal, der Klügere gibt nach? Wobei ich mich mit dieser Frage hoffentlich nicht auch bereits dem Antisemitismus schuldig mache...

31. August 2006

Tschüss Bläck änd Blöd!

Nach nur einer Sendung nach der Sommerpause ist Schluss für die Late-Night-Show «Black'n'Blond» auf SF2. Nach eingehender Analyse der Sendung vom letzten Montag kam das Schweizer Fernsehen zum Schluss, «Black'n'Blond» per sofort einzustellen!

Bereits wenige Wochen nach dem Start im Oktober 05 war die eigenproduzierte Late-Night-Show in die Kritik geraten. Der DRS-Publikumsrat (alte Männer beurteilen TV-Sendungen) bemängelte fehlenden Witz und Drive, Sprüche & Gäggs seien dümmlich, von bedenklichem Niveau und manchmal menschenverachtend, hiess es damals. Und für einmal hatte der Weisenrat nicht einmal ganz unrecht. War das Hosenrunterlassen in der Premiere-Sendung vielleicht noch überraschend, lustig war es ganz bestimmt nicht!

Das Schweizer Fernsehen (SF), bei dem die Absetzung des Formats dem Vernehmen nach seit einiger Zeit beschlossene Sache war, hat nun also die Notbremse gezogen und die Late-Night-Show mit sofortiger Wirkung aus dem Programm genommen. Zur Begründung wird mangelnde Qualität angeführt.

Roman Kilchsperger hatte am vergangenen Montag zum Auftakt der neuen Staffel, die nicht einmal mehr provozierte, sondern bloss noch langweilte, erklärt, er habe vor der Sommerpause darauf gewettet, dass es «Black'n'Blond» zum Saisonstart nicht mehr gebe. Aber man sei da. Mit anderen Worten: Die Macher um Kilchsberger und Von Rohr scherten sich einen Dreck um die Anliegen aus der Leutschenbacher Chefetage. Man darf sich aber durchaus auch die Frage stellen, ob die beiden Herren vielleicht gar nicht in der Lage waren, ihre Sendung zu verbessern.
Falls ja, wäre das irgendwie dann aber auch überraschend. Roman Kilchsberger überzeugt seit Jahren mit seinem Humor in diversen Radio Morningshows und auch die TV Sendung "Musicstar" wäre ohne seine Sprüche wohl nie das geworden, was sie war. Gleiches gilt für Chris Von Rohr, auch er eines der ganz wenigen Highlights bei "Musicstar". Und auch als Radiomensch - ich durfte selber mit ihm zusammenarbeiten -, zwar ein Chaot, aber durchaus ein Profi. Mit viel Witz, nebenbei. Darum werde ich den Eindruck nicht los, dass die Absetzung klar so beabsichtigt war. Kilchsberger hat mit seinem Vater-sein, der Sendung "Deal or no Deal", Sportübertragungen und Radiojobs genug um die Ohren. Und DöRöhr hat beim neuen Schweizer TV Sender 3+ (der übrigens heute Abend um 20 Uhr onair geht - mit Viola Tami, der Mutter von Kilchsbergers Kind....) einen Job als Kritiker in einer Castingshow. Und allzu viel arbeiten will der Altrocker aus Solothurn ja dann doch nicht...

30. August 2006

Tier tot, Mensch zufrieden

In letzter Zeit häufen sich die Meldungen darüber, dass tierische Probleme kurzerhand mit einer Hinrichtung gelöst werden. Vor einigen Wochen war man sich in Bayern einig, der Bär muss weg und Peng war Bruno tot. Im Wallis treibt sich derzeit ein Wolf herum, die Walliser Bauern haben genug und geben das Tier zum Abschuss frei. Ähnliche Sitten greiffen seit Anfang Jahr auch im Kanton Genf, wie heute zu lesen ist:

Im Kanton Genf sind seit Jahresbeginn bereits 17 Kampfhunde abgetan worden, weil sie eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellten. Dies teilte die Staatskanzlei Genf mit, nachdem am vergangenen Samstag ein American Staffordshire im Quartier Grand-Saconnex einen kleinen Hund zerfleischt hatte.

So einfach werden also Probleme gelöst in der heutigen Zeit. Vergleiche mit anderen, ganz ähnlichen Problemlösungen aus der Weltgeschichte verkneife ich mir jetzt. Trotzdem, wenn es darum geht, Menschen hinzurichten, weil sie etwas Verbotenes getan haben, geht - zu Recht - immer eine grosse Protestwelle durch die Gesellschaft. Aktuelles Beispiel, der Fall Natascha. Da hat so ziemlich gar niemand Mitleid mit dem mutmasslichen Täter, welcher sich vor den Zug geworfen hat. Genau so wenig gibt es Mitleid für bissige Hunde bzw. allgemein Tiere.

Komisch eigentlich: während sich bei den Menschen Psychologen bemühen, Rechtsgutachten und Analysen über die Täter zu erstellen, reicht es beim Tier den Tatsachen ins Auge zu schauen und - als Beispiel - den Hund einzuschläfen. Hund hat gebissen, Hund muss weg. Ob der Hund zum Beispiel aus Angst oder aus dem Spiel gehandelt hat spielt keine Rolle.

Dabei kommt kein einziger Hund agressiv zur Welt! Im Gegenteil, wer sich mit Hunde nur einigermassen auskennt weiss, sogar die schärfsten Pitbulls werden als harmlose & hilflose Welpen geboren. Es gibt tausende von Beispielen, welche aufzeigen, dass solche Hunde dann auch entsprechend aufgezogen werden können. Nämlich zu angenehmen, wachsamen Familienhunden. Trotzdem, dreht der Hund durch, wird er mit dem Tod bestraft. Dem Halter drohen vielleicht 500 Fränkli Busse; zwei Wochen später hat er dann einen neuen Hund gekauft.
Aber eben, es ist immer einfach, das schwächste Glied in der Kette zu bestrafen. Man erspart sich viele Diskussionen und noch viel mehr Papierkrieg. Die Behörden müssten ja einen Wesenstest für Hundehalter ins Leben rufen, was wohl zu teuer wäre. Die Polizei müsste Leinenzwang oder Maulkorbpflicht rigoros überprüfen, was zu aufwändig ist. Also, lieber gleich erschiessen das Vieh.

Da zahlt der Hundehalter - im Gegensatz zum Katzenhalter, welcher seine Tiere locker das ganze Jahr über draussen lassen kann - Jahr für Jahr brav für die Hundemarke, zusätzlichen finanziellen Aufwand gibt es für den obligatorischen Chip, sowie das impfen. Hundeerziehung in einer geeigneten Schule ist ebenfalls nicht gratis. Aber eben, Zahlen wie 13'000 Hundebisse pro Jahr, machen sich natürlich auf einer Blick-Frontseite wunderbar. Nimmt man diese Zahl jedoch nur etwas auseinander, stellt man fest: nur gerade ein Viertel der Gebissenen mussten sich ernsthaft in ärztliche Behandlung begeben (meist Hausarzt), über 50 % der Verletzten wurden von ihrem eigenen oder einem bestens bekannten Hund gebissen (meist beim Spielen) und die Hunde, die am meisten gebissen haben waren Rottweiler und Schäferhunde.

Dass der Blick vor Monaten per Petition ein Verbot von Pitbulls und Co. gefordert hat, wirkt dann doch etwas lächerlich. Aber immerhin hat es die Auflage gesteigert. Wenn die Unterschriftensammlung auch komplett am Thema vorbei gegangen ist. Wenn schon müssten man nämlich nicht die Hunde, sondern die Hundehalter ersch.... nein, sorry, verbieten!

PS: Ja, ich habe einen Hund und ich liebe ihn von ganzem Herzen!

29. August 2006

Schule, nein danke!

Popstars und ihre Probleme, Kapitel 23: Da lässt das deutsche Sternchen LaFee heute wissen "Ich gehe nie mehr zu Schule" und die Jungs von Tokio Hotel erklären im Interview, dass sie seit einiger Zeit übers Internet pauken. Tja, früher hatten Rockstars noch andere Probleme wie Drogenentzug, Geschlechtskrankheiten und Dauersuff... Heute, die Schule!

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem angesehenen Musikmanager, welches ich Anfang 2000 geführt habe. Er hat mir damals erklärt, dass die Stars der Musikszene immer jünger werden. Dass Girlies wie Britney Spears und Christina Aguilera nur der Anfang einer grossen Welle wären. Ich habe damals nur den Kopf geschüttelt und gefragt, wer interessiert sich schon für minderjährige Jungs und Mädels auf einer Konzertbühne. Dass jedoch gerade die jungen Fans selber sich nun so für Idole gleichen Alters interessieren, überrascht doch. War es früher nicht umso cooler, einen etwas älteren Star als Vorbild zu haben? Ich zumindest hätte mir nicht im Traum gewünscht, dass z.B. Nena damals gleich alt gewesen wären wie ich. Oder KISS, man stelle sich vor, die 4 Männer wären mit mir zu Schule gegangen. Naja, eher nicht. Dafür macht isch heute der 30jährige vermutlich bald mal strafbar, wenn er sich ne CD einer sexy ausschauenden, jungen Künstlerin kauft. Es könnte nämlich sein, dass die Kleine noch im Schutzalter ist, obwohl sie im BH und im Mini über die Bühne rennt.

Aber zurück zum Schulproblem von LaFee. "Schule und Karriere - das schaffe ich einfach nicht mehr. Ich möchte mich jetzt voll auf die Musik konzentrieren", erklärte die 15jährige. Ihren Schulabschluss will LaFee aber trotzdem machen: "Ich bekomme von den Lehrern ab sofort regelmäßig Stoff zum Lernen geschickt."

Persönlich Abschied nehmen von ihren Mitschülern konnte LaFee leider (mir kommen die Tränen) nicht, stattdessen hat sie dies über die Schülerzeitung getan. Kein Wunder, vor ein paar Wochen war in der BRAVO noch zu lesen, das Mädchen sei von ihren Mitschülern gemobbt und gar körperlich bedroht worden. Eine Randbemerkung zur 15jährige Göre sei noch erlaubt: ihre CD stammt vom gleichen Produzenten-Team, welches schon mit Weltstars wie BigBrohter Zlatko & Jürgen oder den Mainzelmännchen ("Mützenalarm") am Start war. Die erste Single von LaFee kam - rein zufällig natürlich - im Frühling auf den Markt, mitten in der H5N1-Hysterie und hörte auf den Namen "Virus". Oh du schöne PR-Maschinerie!

In diesem Sinne lasse ich diese Zeilen nun einfach mal so stehen und in gute einem Jahr schauen wir dann, wer noch von Sternchen LaFee (derzeit Platz 24 in den deutschen Singlecharts) oder - ich lehne mich mal aus dem Fenster - von Tokio Hotel redet...!

28. August 2006

Showdown der Nager

Das graue Eichhörnchen hat in Großbritannien keinen guten Ruf: Es stiehlt Eier aus Nestern, tötet kleine Vögel und schädigt Bäume. Und zu allem Überfluss macht der amerikanische Einwanderer seinem schwächeren, britischen Cousin, dem roten Eichhörnchen, das Leben schwer. Die kleinen Roten, die in Großbritannien vielerorts vom Aussterben bedroht sind, haben mit einem tödlichen Virus jetzt einen weiteren Feind. Der Überträger ist - natürlich, wer auch sonst - das Grauhörnchen.

Laut einer Studie der Universität Newcastle tragen inzwischen bereits 70 Prozent der grauen Tiere das sogenannte Pox-Virus in sich. Besonders gemein: Das Grauhörnchen überträgt das Virus, erkrankt aber nicht. Infiziert sich dagegen ein rotes Eichhörnchen, stirbt es innerhalb von ein bis zwei Wochen. 2016 könnten die roten Nager, die ohnehin fast nur noch in Schottland und im Norden Englands leben, deshalb im Vereinten Königreich komplett ausgestorben sein.

Tierschützer haben bereits allerlei Vorschläge gemacht, um das rote Eichhörnchen, das seit 10 000 Jahren in Großbritannien lebt, zu retten: Um die Vermehrung der Grauhörnchen zu stoppen, sollten sie mit Verhütungspillen gefüttert oder gar vergiftet werden. Einige forderten auch, die grauen Nager zum Abschuss freizugeben.

Die einheimischen Nager sind den Briten aber so sehr ans Herz gewachsen, dass neben seriösen Plänen auch immer wieder kuriose Ideen aufkommen. Man könne das Fleisch der Grauhörnchen doch in Schulmensen anbieten und auf diese Weise die Population kontrollieren, hatte Lord Inglewood, Abgeordneter der Konservativen, einmal vorgeschlagen. Umgesetzt wurde dieser Plan zwar nicht. Doch die Briten haben genug von den lästigen Einwanderern.

25. August 2006

Pluto hat uns beschissen....

... diese kleine Ratte! Jahrelang hat er uns vorgegaukelt, er wäre ein Planet. Mühsam haben wir in der Schule Eselsbrücken wie "Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unsere neun Planeten" auswendig gelernt. Und jetzt macht dieser Satz plötzlich keinen Sinn mehr: "Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unsere Neun". Und wenn meine Familie zum Beispiel gar keine Neun hat, was dann...

Der Pluto ist seit gestern also offiziell kein Planet mehr. Das haben die Wissenschaftler der International Astronomical Union in Prag beschlossen. Dem guten Pluto fehlt es an Masse, kurz er ist zu dünn um ein Planet zu sein. Eine Regel die man vielleicht auch mal bei Models oder Skispringer einführen sollte... das aber nur so ein Zwischengedanke. Der Pluto ist kein Planet mehr und zurück bleiben verwirrte Lehrer und Schüler. Die Schüler weil sie über Jahre was gelernt haben, was sie sich eigentlich hätten sparen können. Und die Lehrer, weil sie nun nach all den Jahren doch wieder einmal ihren Stoff aktualisieren müssen. Denn ja, es gibt sie immer noch die guten alten Lehrkörper, welche immer noch die Karte der Sowjetunion präsentieren mit der Bemerkung, "in der Zwischenzeit haben sich die Grenzen hier etwas verschoben."

Eine Frage beschäftigt mich an der ganzen Sache jedoch besonders intensiv: Was ist denn der Pluto , wenn er nun kein Planet mehr ist? Recherchen im Internet ergeben, der Pluto ist seit heute ein Kleinplanet. Das soll noch einer verstehen, der zweite Teil im Wort Kleinplanet ist bekanntlich Planet. Also wäre demnach ein Rennauto unter Umständen dann auch kein Auto mehr, oder eine Digitalkamera nicht mehr zwingend etwas um Fotos zu machen. Hmmmm...

Fazit: Pluto empfaengt 2430 Mal weniger Licht von der Sonne als die Erde. Aber muss man deshalb gleich dem armen Kerl das Licht ganz ausknipsen? Während unsere Erde 365 Tage braucht um 1x um die Sonne zu kreisen, benötigt der lahme Pluto dazu 248 Jahre. Und mittendrin auf diesem elend langen Weg wird ihm aus Tschechien zugerufen: "He Pluto, Du bist gar kein Planet, putz dich weg und Tschuess. Melde Dich gefälligst im Recall wenn du zugenommen hast!"

Pluto, du fehlst mir schon heute!

24. August 2006

Scientology-Cruise fliegt raus

Hollywoodstar Tom Cruise hat wegen seines Verhaltens in den vergangenen Monaten seinen langjährigen Vertrag mit dem Filmstudio Paramount Pictures verloren. Das schlagzeilenträchtige Verhalten des 44 Jahre alten Schauspielers habe dem jüngsten Paramount-Cruise-Streifen „Mission Impossible 3“ an den Kinokassen geschadet, führte das Studio als Begründung an.

Die Benimm-Schelte handelte sich der Schauspieler von Paramount unter anderem durch seine aggressive Werbung für die Organisation Scientology ein. Kurz vor der Geburt von Töchterchen Suri im April hatte Cruise in Fernsehinterviews die umstrittene „stille Geburt“ in der Tradition der Scientology-Lehre propagiert. Für Aufsehen und Kopfschütteln sorgten auch Cruises öffentliche Liebesbeweise für seine Verlobte und Mutter seines Kindes (gibts die Kleine überhaupt wirklich?), Katie Holmes (27), wie etwa der Sofa-Sprung in der Oprah-Winfrey-Talkshow.

Mit seiner Kollegin Brooke Shields lieferte sich Cruise im vergangenen Jahr zudem ein bitteres Wortgefecht über die Behandlung von Wochenbettdepressionen. Cruise warf Shields in einer TV-Show vor, sie hätte keine Medikamente gegen ihre Depression nehmen sollen, sondern besser Vitamine geschluckt und Sport gemacht. Analog dem Willen von Scientology Gründer Ron Hubbart.

Cruise wies die Kritik scharf zurück. Er selbst hätte sich dazu entschieden unabhängig von dem Studio zu arbeiten.

Aussage gegen Aussage also, wobei ich den Schritt von den Paramount Studios unterstütze. Meiner Meinung nach hat kein Star der Welt das Recht mit seinem Glauben zu missionieren. Tom Cruise nutzt seine Berühmtheit schamlos aus, Werbung für Scienentology zu machen. Und das bei jeder Gelegenheit! Gerade jüngere oder labilere Fans fahren auf solche Sprüche ab, bzw. fallen darauf hinein. Verwerflich ist aber nicht nur Werbung für diese Sekte, nein allgemein religiöse oder politische Meinungsmache von Star zu Fan. Und als Popstart könnte man ja zum Beispiel auch den Papst bezeichnen.

23. August 2006

Rauchverbot für Tom & Jerry

Sie können sich problemlos mit Hämmern, Äxten, Bomben und Schwertern bekriegen. Und sie dürfen sich auch mit Unmengen von Sprengstoff immer wieder in die Luft jagen. Nur eins ist den beiden Zeichentricktrickfiguren Tom und Jerry nun in Großbritannien untersagt worden: Sie dürfen in Programmen für Kinder nicht mehr rauchen.

Mit der Aufforderung, entsprechende Szenen aus allen Tom-und-Jerry-Filmen zu entfernen, die im Kinderprogramm laufen, hat die englische Regierung jetzt selbst manchen militanten Nikotin-Gegner überrascht. "Wir können doch nicht die Geschichte neu erfinden, indem wir Hollywood-Klassiker nachträglich verändern", sagte Amanda Sandford, Sprecherin der Nichtraucher-Organisation Ash, der Zeitung "Daily Mirror".

Doch die Briten lassen sich nicht beirren: Die "Möglichkeit eines Schadens" für Kinder, die den guten alten Kater Tom Zigarren oder Zigaretten rauchen sehen, müsse am Schneidetisch ausgeschlossen werden. Die Behörde war übrigens erst eingeschritten, nachdem sich einige erwachsene Zuschauer des Kinder-TV-Kanals Boomerang beschwert hatten.

Sie nahmen unter anderem Anstoß an einer Szene, in der Tom als Wildwest-Cowboy einer hübschen Katze dadurch zu imponieren versucht, dass er sich eine selbst gedrehte Zigarette anzündet. Das Unternehmen, dem der Kinderkanal gehört, hat inzwischen bereits drei besonders auffällige Rauchszenen aus seinen 162 Tom-und-Jerry-Filmepisoden entfernt.

Warten wir also auf die geschnittenen Versionen von "Forrest Gump", ohne dickmachende Pralinen. "Taxi Taxi" ohne todbringende, getunte Peugeots. "9 1/2 Wochen" ohne Sex ohne Gummi. "Big Lebowski" ohne White Russian - hat ja schliesslich gefährlichen Alkohol drin. Schöne neue Kinowelt!

22. August 2006

Verliebte Schmetterlinge in Berlin?

Und es darf weiter geweint werden vor der Flimmerkiste: Sat.1 ist gestern Abend mit der neuen Telenovela „Schmetterlinge im Bauch“ gestartet und auch RTL hat eine neue Soap auf Lager. Reichlich Nachschub in Sachen Herzschmerz, Liebe und Leid! Auf dem Bildschirm kann also wieder ausgiebig geliebt, gelächelt und gelitten werden.

Doch hinter den Kulissen tobt ein erbitterter Konkurrenzkampf: Sat.1 und RTL liefern sich mit Seifenopern und Telenovelas in den kommenden Wochen eine heiße Schlacht um die Gunst der jungen Zuschauer: Gestern die neue Sat.1-Serie „Schmetterlinge im Bauch“ - nur wenige Wochen vor Sendebeginn der neuen RTL-Daily-Soap „Alles was zählt“, in der Hauptrolle die ehemalige Eislauf-Prinzessin Tanja Szewczenko.

Die Telenovela „Schmetterlinge im Bauch“, auch „SiB“ genannt, beginnt am Hochzeitstag der niedlichen, etwas naiven Bielefelderin Nelly, die gespielt wird von der zuckersüßen Alissa Jung. Besonderer Gag: Immer wenn Nelly künftig im Zweifel ist, wie sie sich verhalten soll, manifestiert sich ihr Alter Ego leibhaftig neben ihr und spricht Nelly ins Gewissen.Aber im Grossen und Ganzen kommt „Schmetterlinge im Bauch“ daher wie eine schlechte Kopie der Gaunerkomödie „Catch Me If You Can“. Nicht nur, daß die Serie in der gleichen Branchee mit denselben Hierarchien spielt; auch die Darsteller und ihre Umgebung sind auf fünfziger Jahre getrimmt. Fast alles ist bonbonfarben, die Dekolletés sind üppig, die Frisuren brillantiniert oder hochgesteckt, die Buchhalter tragen biedere Pullis, ihre Frauen Gurkenmasken, die Stewardessen alberne Deckelchen und so weiter.

Spannender als die leider recht altbacken erzählte Lovestory von Nelly und Nils ist aber sowieso der Konkurrenzkampf, der jetzt zwischen RTL und Sat.1 entbrennt. Mit „Alles was zählt“ greift RTL die zur selben Zeit laufende Sat.1-Erfolgsserie „Verliebt in Berlin“ frontal an. Denn diese muss ausgerechnet am ersten Sendetermin der neuen RTL-Serie den Abgang ihrer beliebten Hauptfigur Lisa Plenske (Alexandra Neldel) verkraften und ist daher arg geschwächt. Ein cleverer Schachzug was das Timing angeht von RTL.

Um sich im Gerangel um die Zuschauergunst der Teenager durchzusetzen, verschieben die Streithähne RTL und Sat.1 für „Schmetterlinge im Bauch“ und „Alles was zählt“ sogar ihre Boulevardmagazine „blitz“ und „Explosiv“. Die beiden Sendungen werden künftig früher als bisher laufen.

Angesichts der üblen Bauchlandungen, die andere Telenovelas wie „Lotta in Love“ (Pro 7) oder „Unter den Linden“ (Sat.1) in jüngster Zeit hingelegt haben, stellt sich allerdings für mich die Frage, ob das TV-Publikum überhaupt Lust auf weitere Herzschmerz-Serien hat. Doch dieser Einwand scheint angesichts des mit offenem Visier ausgetragenen Konkurrenzkampfs der beiden Privatsender zunächst einmal in den Hintergrund zu treten. Roger Schawinski hat sich nach der Premiere von "SiB" jedenfalls kämpferisch - wie immer gezeigt - und ist überzeugt, dass die neue Telenovela ein gewaltiger Erfolg wird. Tja, aber was soll er auch anderes sagen, der gute Roschee...

Für mich gilt, im nächsten Frühjahr gibt es die neue Staffel von "Stromberg". Bis dahin kann ich bestens auf dämliche Serien verzichten, egal ob "SiB" oder "ViB" oder "Unter uns" oder "CSI" oder "GZSZ" oder "24" oder "Lost" oder "Las Vegas" oder oder oder oder.... und bis dahin tröste ich mich hie und da mit der gelben Familie aus Springfield.

21. August 2006

Frauen an den Herd?

Kind und Karriere – das passt aus Sicht von Eva Herman nicht zusammen. Das Aufgabengebiet der Frau sei der heimische Herd. Die blonde ARD Nachrichtensprecherin und TV Moderatorin Eva Hermann hat mit diesen und ähnlichen Aussagen für viel Aufsehen und Ärger gesorgt. Dabei hat Eva Herman doch selbst Kind und Karriere über Jahre vereinbart: „Gerade deshalb will ich über diese Erfahrung berichten“, sagte sie gegenüber der „Bild“-Zeitung.

Sie hat diese Aussagen in dem Fall also nur als barmherzige Samariterin getätig, zum Wohle der Frauenwelt qusi: „Ich bin die Erste, die das Tabu-Thema anspricht, darum kriege ich auch die Dresche.“ Aber für sie sei der Aufschrei ein Zeichen dafür, dass sie den „Finger in eine große, offene Wunde gelegt habe“. Wir haben Mitleid...

Die 47-jährige Mutter glaubt, dass der Karrierschritt der Frauen dazu beiträgt, dass es immer mehr Singles gibt und sich Paare scheiden lassen. „Frauen können ja gerne Karriere machen, aber sie können nicht zeitglich eine Familie versorgen!“ Die Leidtragenden seien vor allem die Kinder.

Eva Herman will nun ihren Job als Tagesschaus-Sprecherin (auf massiven Druck hin der ARD) für ein bis zwei Jahre ruhen lassen - jedoch nicht für die Familie. Denn ihre anderen beiden NDR-Sendungen "Herman und Tietjen" und "Wer hat's gesehen?“ will sie weiterhin moderieren...

Dass ihr Buch "Das Eva-Prinzip" in den nächsten Tagen in den Handel kommt dürfte auch in diesem Fall ein absoluter Zufall sein, so eine Art "Grass-Prinzip" vielleicht.

18. August 2006

Ein armer Käfer namens Hitler

Sein Name ist ein Fluch: Der «Hitlerkäfer» Anophtalmus hitleri ist bedroht, weil er wegen seines ungewöhnlichen Namens bei Sammlern stark gefragt ist. Der braune, blinde Höhlenkäfer werde von der Wissenschaft geschmäht und von Neonazis geliebt, berichtet das Magazin «National Geographic Deutschland» in seiner Septemberausgabe.

"Es gibt einen Run auf die Tiere. Sammler dringen in ihren natürlichen Lebensraum ein", sagte Martin Baehr, Käferexperte der Zoologischen Staatssammlung München. In der Sammlung seien fast alle Exemplare geklaut worden, auf Börsen würden Preise von tausend Euro und mehr gezahlt. Vor der Ausrottung stehe der Käfer aber nicht. Für die Wissenschaft sei der recht gewöhnliche Käfer, der kleines Höhlengetier frisst, das ihm vor die kräftigen Kieferzangen läuft, nicht von hohem Interesse.

Der kleine Braune wurde in den 30er Jahren entdeckt. Er lebt in Höhlen in Slowenien. Der Forscher Oscar Scheibel, ein glühender Anhänger des Deutschen Reichs, benannte den Käfer damals nach seinem Idol. Aus Berlin soll er dafür sogar ein Dankesschreiben erhalten haben. Bei der Namensgebung für neu entdeckte Arten lassen sich Forscher öfter von Menschen des Zeitgeschehens inspirieren: In den USA wurde erst kürzlich ein Schleimpilz fressender Schwammkugelkäfer Agathidium bushi benannt.

17. August 2006

Mord an Teenie-Queen geklärt

Zehn Jahre nach dem Mord an der sechsjährigen US-Schönheitskönigin JonBenet Ramsey ist der spektakuläre Fall offenbar gelöst: In Thailand wurde ein 41-Jähriger festgenommen. "Ich war bei JonBenet, als sie starb. Ich habe JonBenet geliebt. Ihr Tod war ein Unfall", sagte John Mark Karr am Donnerstag in Bangkok. Auf die Frage, ob er unschuldig sei, antwortete er: "Nein." Nach Angaben der thailändischen Einwanderungsbehörde hat Karr die Tat gestanden. Er soll nun nach Boulder (US-Staat Colorado) ausgewiesen werden, wo er sich wegen Mordes, Entführung und sexueller Übergriffe verantworten muss.

JonBenet, Gewinnerin zahlreicher Mini-Schönheitswettbewerbe, war Weihnachten 1996 erdrosselt im Keller ihres Elternhauses in Boulder gefunden worden. Über viele Jahre standen auch die Eltern und der ältere Bruder Burke unter Verdacht. Die Polizei fand damals keine Beweise für ein gewaltsames Eindringen ins Haus oder verdächtige Fußspuren außerhalb. Außerdem soll der Vater die Leiche des Mädchens ins Obergeschoss des Hauses getragen und so die Arbeit der Ermittler erschwert haben.

Mysteriös war auch ein Erpresserbrief, in dem 118 000 Dollar Lösegeld für das Mädchen gefordert wurden. Patsy und John Ramsey beteuerten immer wieder ihre Unschuld. Sie zogen später wegen der Verdächtigungen aus Boulder weg. Die Mutter starb im Juni 49-jährig an Krebs. Nach US-Medienberichten sagten ihr Ermittler am Sterbebett, dass eine Festnahme bevorstehe.

In den USA hat der Fall über all die Jahre für grosses Aufsehen gesorgt, nicht zuletzt waren verschiedene Verschwörungstheorien im Umlauf, wer denn die kleine JonBenet ermordet habe. Lange wurde behauptet, die Polizei hätte absichtlich Material vertuscht um einen Polizisten zu schützen. Ebenso standen Lehrer und Verwandte im Mittelpunkt der Verhandlungen - ohne zählbare Erfolge! Gut zusammengefasst wird die ganze Geschichte übrigens im Film "Es geschah in Boulder" mit C.S.I. Star Marg Helgenberger in der Hauptrolle.

16. August 2006

R.I.P. Phonak-Team!

Zum Ende des Jahres wird das Schweizer Radsportgruppe Phonak aufgelöst. Dies gab ihr Chef, Andy Rhis, am Dienstag vor den Medien bekannt. Rhis zieht damit die Konsequenzen um den Dopingskandal um Floyd Landis. Er bedauere diese Entwicklung sehr, sagte der Hörgerätehersteller anlässlich der Medienkonferenz. Bloss, der Fall Landis war ja nicht der erste, welcher im Zusammenhang mit Phonak stand. Im Gegenteil, die Liste ist lang. Zu lang...

2001 wird Massimo Strazzer positiv auf EPO getestet. Im Jahr 2004 erwischte es dann mit dem Ex-Weltmeister Oscar Camenzid und Olympiasieger Tyler Hamilton die bis dato bekanntesten Fahrer. Kurz vor dem Tourstart 2006 wurden Santiago Botero (Kolumbien), José Enrique und Ignacio Gutierrez (beide Spanien) suspendiert, nachdem dem Trio Verbindungen zum ominösen Sportarzt Eufemiano Fuentes nachgesagt wurden. Der negative Höhepunkt folgte aber am 27. Juli 2006, als Phonak bekannt gab, dass der US-Amerikaner und Tour Sieger Floyd Landis positiv auf Testosteron getestet wurde.

Immer wieder geriet Phonak also ins Kreuzfeuer der Dopingfahnder. Dabei war es doch gerade Andy Rhis, der bei der Gründung seines Phonakteams bekannt gab, er wolle den Dopingsumpf bekämpfen und sich für einen sauberen Sport einsetzen. Nur, Rhis ging es - und auch daraus hat er nie ein Geheimnis gemacht - bei seinem Investement um Eigenwerbung. Er wollte den Namen Phonak in aller Welt bekannt machen. In einem Interview sagte er vor kurzem, dass die PR der letzten Wochen und Monate schier unbezahlbar sei. Hätte er diesen Bekanntheitsgrad mit "normaler" Werbung erreichen wollen, so hätte er ein vielfaches an Geld investieren müssen. Meiner Meinung nach hat Rhis es also in Kauf genommen, dass seine Fahrer sich dopen. Im Wissen, dass der Name Phonak so in Windeseile um die Welt getragen wird.

Einen Schaden musste er nicht befürchten. Ähnliches ist Ende der 90er Jahre bereits dem Uhrenhersteller Festina widerfahren. Die Geschäftsleitung von Festina sprach nach dem damaligen Dopingskandal von einem "sensationellen Erfolg" was die Werbung angehe. Und seien wir ehrlich, würde jemand aus diesem Grund keine Uhr mehr kaufen? Nein! Und was Hörgeräte angeht, scheint mir der Markt noch kleiner zu sein. Wichtig ist, dass der Name bekannt ist, der Rest ergibt sich dann von selber.

Meiner Meinung nach also seit dem ersten Tag ein geschickter Schachzug des Peach-Weber-Doubles Andy Rhis. Der sich jetzt vor jede Kamera stellt und bedauert, dass es so weit kommen musste. Tja, dann soll er doch die Millionen Mehr-Umsatz an Worldvision spenden oder in die Dopingbekämpfung investieren, wenn er es tatsächlich so wahnsinnig bedauert.

15. August 2006

Zum Test bereit: "Live Writer"

Vergangene Nacht hat Microsoft eine neue Software im Internet publiziert: "Live Writer" ist ein einfacher Editor zum Erstellen von Blogs. Im Unterschied zu einem ähnlichen Blog-Tool, das mit der nächsten Version von Office herauskommen soll, ist der "Live Writer" fähig, auch mit anderen Plattformen zusammenzuarbeiten. So wurde dieser Eintrag erstmals mit dem neuen Programm hergestellt.

Da Blogs, immer größere Bedeutung gewinnen, setzte sich auch Microsoft mit der neuen Form der Kommunikation auseinander. In Office 2007 soll in jedem Fall ein Editor für Blogs enthalten sein.

Als Nebenprodukt dieser Entwicklung gibt es vorerst den "Live Writer". Er soll in der Lage sein, auch mit anderen Blog-Plattformen zusammen zuarbeiten, ein Feature, das beim späteren Office-Blog fehlen wird: Dieses ist dann nämlich auf die Microsoft-Plattform "Windows Live Spaces" fixiert.

Praktisches Tool, man kann (theoretisch...) Kartenmaterial von Google bzw. Windows verwenden und direkt in den Blog einbauen. Natürlich können auch ganz normale Bilder (ab Festplatte oder direkt aus dem Netz) und Links im Text eingebaut werden. Da ich das Teil jetzt zum ersten Mal verwende lässt sich noch kein Schluss zu, ob auch alles funktioniert. Kann gut sein, dass am Schluss gar nix im Blog erscheint... aber wenn Du das gerade liest, hat es geklappt. Ach ja, grafische Elemente soll es auch noch geben, die hab ich jetzt aber nicht gefunden. Fazit, die Arbeitsfläche ist schöne gemacht, gut und übersichtlich geordnet. Wie sich der "Live Writer" im täglichen Gebrauch anstellt, erzähl ich dann in ein paar Wochen. So und jetzt versuche ich alles abzuschicken... ho-hopp!

14. August 2006

Gestatten, Günter Gra-SS!


Einer der Lieblinge der deutschen Literaten-Szene hat über das vergangene Wochenende für Schlagzeilen gesorgt: Günter Grass hat enthüllt, dass er während des zweiten Weltkriegs Mitglied der Waffen SS war. In einem Interview mit der FAZ erklärte Grass, er sei als 17jähriger nach Dresden zur Waffen SS einberufen worden. Dabei habe er zu einer Panzerdivision gehört. Als Begründung warum er im Alter von 78 Jahren mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit geht, gab Grass an: "Das musste raus, endlich".

Noch am Tag bevor das Interview in der FAZ erschien, war die Schlagzeile jedoch bereits in den Medien angekommen. Das Blatt selber lancierte einen kleinen Vorabdruck, wer mehr über Grass' Vergangenheit wissen wollte, musste jedoch dann die Zeitung kaufen. So wirklich viel mehr gab es aber dann auch da nicht zu erfahren. Schliesslich erscheint im September das neue Buch von Günter Grass "Beim Häuten der Zwiebel" und da soll dann der geneigte Leser alle Fakten zu Grass' Nazi Vergangenheit erfahren. Die PR Maschinerie läuft diesbezüglich also wie gschmiert, bessere Werbung hätte sich der Schriftsteller nicht wünschen können.

Vorallem ist nun damit zu rechnen, dass die Schlagzeile "Grass war bei der SS" zu einem Selbstläufer wird. Natürlich will jeder Intelektuelle noch seinen Kommentar zu diesem Thema abgeben. So hat sich Literaturpapst Karasek geäussert, dass Günter Grass sein Geheimnis so lange für sich behalten habe, um den Literatur-Nobel-Preis nicht in Frage zu stellen. Ein Historiker dagegen monnierte, Grass hätte vor 21 Jahren anlässlich eines Besuchs auf einem Soldatenfriedhof die Gelegenheit nutzen sollen. Wieder andere - vorallem Schriftstllerkollegen - unterstellen Grass einen cleveren Schachzug um auf sein Buch hinzuweisen. Der ehemalige polnische Präsident Lech Walesa hat Grass aufgefordert, seine Ehrenbürgerschaft der Stadt Danzig zurückzugeben. Und so weiter und so weiter.

Die Stimmen nach seinem Gständnis sind zahlreich. Wer erinnert sich vielleicht noch daran, als Grass 1999 - als dritter deutscher Schriftsteller nach Mann und Böll - den Nobelpreis entgegen nehmen durfte. Mit Stolz und Ehrfurcht berichteten die Medien über dieses Ereignis. Die Verkaufszahlen für seine Bücher stiegen sprunghaft an. Aus gleicher Kehle ist heute Kritik zu hören. Kritik daran, dass Grass so lange gewartet habe; Kritik daran, dass er überhaupt bei der SS gewesen sei. Hätte Grass nichts gesagt und nach seinem Tod wäre ausgekommen, dass er Dienst bei der Waffen SS geleistet hat, wären es aber wohl die genau gleichen Kritiker gewesen, welche ebenfalls was zu nörgeln gehabt hätten.

Grass' hatte eigentlich keine Wahl. Der fade Beigeschmack bleibt jedoch, dass er dieses Geständnis nur wenige Wochen vor dem Releas seines neuen Buches gemacht hat. Und, dass er zuvor die FAZ exklusiv mit dieser Nachricht ins Rennen geschickt hat. Denn die Tatasche, dass ein Mann in seinem Alter im 2. Weltkrieg Hitler gedient hat, dürfte wohl auf noch so manchen deutschen Opa zutreffen. Daraus aber dann noch kräftig Kohle machen, das ist einem Prominenten wie Grass vorbehalten. Der 80jährige Opa muss sein Geheimnis wohl oder übel mit ins Grab nehmen, um nicht von der Familie verstossen zu werden.

13. August 2006

Beliebte Franzosen

Im ZDF Text war heute das folgende zu lesen:

"Die Tätlichkeit im WM-Finale hat der Popularität von Zinédine Zidane nicht geschadet. Frankreichs Fußballstar im Ruhestand wurde zur beliebtesten Berühmtheit des Landes gekürt."

Wer zwischen den Zeilen liest, merkt so eine Art Verwunderung im Stile von, ja aber jetzt hat doch der Zidane den Italiener umgehauen und dann dieses Wahlergebnis. Politisch völlig unkorrekt!

Stimmt vermutlich. Wer aber die Mentalität der Franzosen einigermassen kennt, dass man im Hexagon sehr gerne und vorallem sehr schnell sein Herz für Aussenseiter öffnet. Und, noch viel wichtiger, dass nicht vergessen wird, wer im Leben was geleistet hat. Nicht umsonst gibt es zum Beispiel den Orden der Ehrenlegion, mit welchem das Lebenswerk eines Menschen gewürdigt wird. Und das übrigens nicht erst nachdem er gestorben ist.

Nun gut, jetzt ist der Zizou also der beliebteste Franzose. Natürlich schreit dies nach einer Begründung. Im Journal du Dimanche, der Zeitung welche diese Umfrage gemacht hat, geben die Leserinnen und Leser dann auch an, warum sie den 34jährigen gewählt haben. Die meist genannte Antwort war dann, dass Zidane mit seinem Kopfstoss gegen Materazzi im WM Finale "seine menschliche Seite gezeigt habe". Und das ist meiner Meinung nach auch der Punkt. Wir sehen Stars wie Zidane, Beckham oder Sternchen wie Britney Spears oder Paris Hilton immer nur perfekt. Super gestylt, glücklich, überragend, überlegen. Und da freut sich natürlich der Durchschnittsbürger, wenn es mal einen Ausrutschter gibt. Wenn Brit mal Theater mit ihrem Kind, David Streit mit Posh hat oder Paris stockbetrunken durch die Gegend torkelt. Da "menschelt" es dann plötzlich auch in der Glamourwelt. So war auch Zidane einer dieser Unerreichbaren und kurz vor Schluss des WM Finals hat er sich freiwillig und bewusst auf das Niveau eines 5. Liga-Feierabend-Kickers begeben. Und das ist ja grundsätzlich gesehen auch nichts schlechtes.

Zidane der beliebteste Franzose, eine Tatsache die zwar sehr vom Zeitpunkt der Umfrage abhängt, aber für mich nachvollziehbar ist. Auf den weiteren Rängen ehren unsere westlichen Landsleute dann ihre Idole: Yannick Noah, Jean Reno, Johnny Hallyday. Auf Platz 8 die erste Frau, Soeur Emanuelle. Eine Art Mutter Theresa in Frankreich, eine Schwester die sich - nicht zuletzt - für Kriegsopfer im Libanon einsetzt. Vielleicht eine wahre Nummer 1!