30. August 2006

Tier tot, Mensch zufrieden

In letzter Zeit häufen sich die Meldungen darüber, dass tierische Probleme kurzerhand mit einer Hinrichtung gelöst werden. Vor einigen Wochen war man sich in Bayern einig, der Bär muss weg und Peng war Bruno tot. Im Wallis treibt sich derzeit ein Wolf herum, die Walliser Bauern haben genug und geben das Tier zum Abschuss frei. Ähnliche Sitten greiffen seit Anfang Jahr auch im Kanton Genf, wie heute zu lesen ist:

Im Kanton Genf sind seit Jahresbeginn bereits 17 Kampfhunde abgetan worden, weil sie eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellten. Dies teilte die Staatskanzlei Genf mit, nachdem am vergangenen Samstag ein American Staffordshire im Quartier Grand-Saconnex einen kleinen Hund zerfleischt hatte.

So einfach werden also Probleme gelöst in der heutigen Zeit. Vergleiche mit anderen, ganz ähnlichen Problemlösungen aus der Weltgeschichte verkneife ich mir jetzt. Trotzdem, wenn es darum geht, Menschen hinzurichten, weil sie etwas Verbotenes getan haben, geht - zu Recht - immer eine grosse Protestwelle durch die Gesellschaft. Aktuelles Beispiel, der Fall Natascha. Da hat so ziemlich gar niemand Mitleid mit dem mutmasslichen Täter, welcher sich vor den Zug geworfen hat. Genau so wenig gibt es Mitleid für bissige Hunde bzw. allgemein Tiere.

Komisch eigentlich: während sich bei den Menschen Psychologen bemühen, Rechtsgutachten und Analysen über die Täter zu erstellen, reicht es beim Tier den Tatsachen ins Auge zu schauen und - als Beispiel - den Hund einzuschläfen. Hund hat gebissen, Hund muss weg. Ob der Hund zum Beispiel aus Angst oder aus dem Spiel gehandelt hat spielt keine Rolle.

Dabei kommt kein einziger Hund agressiv zur Welt! Im Gegenteil, wer sich mit Hunde nur einigermassen auskennt weiss, sogar die schärfsten Pitbulls werden als harmlose & hilflose Welpen geboren. Es gibt tausende von Beispielen, welche aufzeigen, dass solche Hunde dann auch entsprechend aufgezogen werden können. Nämlich zu angenehmen, wachsamen Familienhunden. Trotzdem, dreht der Hund durch, wird er mit dem Tod bestraft. Dem Halter drohen vielleicht 500 Fränkli Busse; zwei Wochen später hat er dann einen neuen Hund gekauft.
Aber eben, es ist immer einfach, das schwächste Glied in der Kette zu bestrafen. Man erspart sich viele Diskussionen und noch viel mehr Papierkrieg. Die Behörden müssten ja einen Wesenstest für Hundehalter ins Leben rufen, was wohl zu teuer wäre. Die Polizei müsste Leinenzwang oder Maulkorbpflicht rigoros überprüfen, was zu aufwändig ist. Also, lieber gleich erschiessen das Vieh.

Da zahlt der Hundehalter - im Gegensatz zum Katzenhalter, welcher seine Tiere locker das ganze Jahr über draussen lassen kann - Jahr für Jahr brav für die Hundemarke, zusätzlichen finanziellen Aufwand gibt es für den obligatorischen Chip, sowie das impfen. Hundeerziehung in einer geeigneten Schule ist ebenfalls nicht gratis. Aber eben, Zahlen wie 13'000 Hundebisse pro Jahr, machen sich natürlich auf einer Blick-Frontseite wunderbar. Nimmt man diese Zahl jedoch nur etwas auseinander, stellt man fest: nur gerade ein Viertel der Gebissenen mussten sich ernsthaft in ärztliche Behandlung begeben (meist Hausarzt), über 50 % der Verletzten wurden von ihrem eigenen oder einem bestens bekannten Hund gebissen (meist beim Spielen) und die Hunde, die am meisten gebissen haben waren Rottweiler und Schäferhunde.

Dass der Blick vor Monaten per Petition ein Verbot von Pitbulls und Co. gefordert hat, wirkt dann doch etwas lächerlich. Aber immerhin hat es die Auflage gesteigert. Wenn die Unterschriftensammlung auch komplett am Thema vorbei gegangen ist. Wenn schon müssten man nämlich nicht die Hunde, sondern die Hundehalter ersch.... nein, sorry, verbieten!

PS: Ja, ich habe einen Hund und ich liebe ihn von ganzem Herzen!

Keine Kommentare: