17. Juli 2013

Dear Daily Mail. Sincerely, Amanda Palmer!

In Zeiten von Femen und Co. sorgen gewisse Geschichten für besonderes Aufsehen. Im Mittelpunkt der Story Amanda Palmer, ihres Zeichens Musikerin, Künstlerin, Lyrikerin, Kabarettistin und sowas wie eine Feministin. Ich selber hatte schon das Vergnügen, diese - äusserst intelligente und kreative - Frau zu interviewen. Entsprechend stiess die aktuelle Geschichte bei mir auf offene Ohren. Hie die ganze Story (Quellen: Daily Mail und FM4).

Letzte Woche beim Glastonbury Festival. Bei einem ihrer - berühmterweise mit vollem Körpereinsatz geführten - Bühneneinsätze verrutscht Amanda Palmers BH und kurz ist ihre linke Brustwarze zu sehen – kurz genug für das Boulevardblatt "Daily Mail", welches daraus einen prominenten Artikel bastelt – in dem freilich über den restlichen Auftritt – geschweige die Musik – kein einziges Wort verloren wird. Stattdessen wird die Formulierung "Eine Brust entflieht ihrem BH" als dicke Schlagzeile gesetzt.
 
Amanda Palmer ärgert sich und antwortet. In den Genuss ihrer Antwort kamen letzten Freitag die Besucher des Amanda Palmer Konzerts im Londoner Roundhouse: Im Kimono gibt Sie einen offenen Brief in Form eines Liedes zum Besten. Zur Melodie von Andrew Lloyd Webbers "Waltz for Eva & Che" (aus "Evita", brillanterweise) singt sie sinngemäss wie folgt:

"Liebe Daily Mail, 
mir ist zu Ohren gekommen, dass es Euch gefallen hat, über meinen Auftritt am Glastonbury zu berichten. Auf der Bühne habe ich verschiedenste Dinge getan, unter anderem Lieder gesungen. Kein Wort davon, stattdessen macht ihr eine große Geschichte über meine Titte. Wenn ihr Google bemüht hättet, wäre euch aufgefallen, dass eure Fotos gar nicht besonders exklusiv sind. Und meine Titte ist auch nicht "geflohen" wie ein Dieb, sie wollte nur ein bisschen von der raren britischen Sonne sehen. So traurig es auch ist, dass der Boulevard nichts anderes zu tun hat, als Frauen herabzuwürdigen, aber wer bin ich, dass ich Zensur ausüben wollte, und es scheint, als ob mein ganzer Körper das dringende Bedürfnis hätte, diesem Kimono zu "entfliehen"...

So geschieht es und Amanda Palmer spielt den Rest der Nummer nackt bis auf die Handschuhe. Ihr Kommentar ans kreischende Publikum: "Beruhigt euch, es ist nur eine nackte Frau". Weiter im Text:

"Mir reicht es mit all den Speckröllchen, Schwangerschaftsdeformationen und Vaginafotos – wo sind die Schwänze mit Neuigkeitswert? Wenn Iggy oder Bowie oder Jagger oben ohne auftreten, schlägt das keine Wellen . Feminist blabla Genderscheiße bla bla – Oh mein Gott, ein Nippel! Ihr werdet darüber nicht schreiben, weil ich euch direkt angesprochen habe, da ist eine Auseinandersetzung weniger spaßig, aber dank Internet werden diesem Diskurs bald viele folgen. Vielleicht akzeptieren Millionen eure Grenzen, aber es gibt immer noch genug Leute, die Brüste in ihrem natürlichen Lebensraum sehen wollen. Ich freue mich schon auf eure kluge Berichterstattung zu künftigen Konzerten, Liebe Daily Mail schiebt sie euch in euren.."



Amanda Palmer sollte mit ihrer Prognose Recht behalten: Das Originalvideo wurde über 360 000 mal angeklickt, eine Antwort des Daily Mail steht bis heute aus. "Are we the Media?", fragt sie in ihrem Blog... "scheint so.

Amanda Palmer ist übrigens heute Mittwoch Mitternacht mit einem ausführlichen Gespräch bei Natalie Brunner auf FM4 zu Gast.

15. Juli 2013

Verhört? Die häufigsten musikalischen Versprecher

 
Der Klassiker „Summer of ’69 von Bryan Adams wird von deutschsprachigen Musikfans besonders häufig falsch angestimmt. Das ergab eine von Spotify durchgeführte Online-Umfrage. Vor allem die erste Liedzeile „I got my first real six-string“ wird irrtümlich durch „I got my first real sex-dream“ ersetzt. Spotify hat Musikfans gefragt, welche Liedtexte in ihrem Umfeld am häufigsten falsch gesungen werden. Anhand der Ergebnisse wurde eine Top10 Playlist erstellt. Darunter finden sich auch die mittlerweile deutschlandweit berühmten Verhörer „Agathe Bauer“ (anstatt „I’ve got the power“) und „Oma fiel ins Klo“ (anstatt „Oh, my feelings grow“).

Die folgende Rangliste zeigt die zehn Songs, bei denen sich in der Schweiz, Deutschland und Österreich besonders oft Fehler beim Mitsingen einschleichen:

1. Falsch: I got my first real sex-dream
Richtig: I got my first real six-string 
(Bryan Adams, Summer of '69) – 54,3 Prozent

2. Falsch: Agathe Bauer
Richtig: I've got the power 
(Snap, The Power) – 44,9 Prozent

3. Falsch: It doesn't make a difference if we're naked or not
Richtig: It doesn't make a difference if we make it or not 
(Bon Jovi, Living On A Prayer) – 23,2 Prozent

4. Falsch: Niemand kann das bezahlen
Richtig: Mi mancha da spezzare 
(Nek, Laura Non C'è) – 16,7 Prozent

5. Falsch: Oma fiel ins Klo
Richtig: Oh, my feelings grow 
(Chris Norman, Midnight Lady) – 15,2 Prozent

6. Falsch: ‘Scuse me while I kiss this guy
Richtig: 'Scuse me while I kiss the sky 
(Jimi Hendrix, Purple Haze) – 13,0 Prozent

7. Falsch: Let's pee in the corner, let's pee in the spotlight
Richtig: That's me in the corner, that's me in the spotlight 
(R.E.M., Losing My Religion) – 13,0 Prozent

8. Falsch: Touched for the 33rd time
Richtig: Touched for the very first time 
(Madonna, Like A Virgin) – 10,9 Prozent

9. Falsch: The ants are my friends, they're blowin' in the wind
Richtig: The answer, my friend, is blowin' in the wind 

10. Falsch: You've been outright offensive
Richtig: You've been out riding fences 
(Eagles, Desperado) – 8,0 Prozent

Über die Hälfte der Befragten (51,3 Prozent) sind selbstsicher und behaupten nur selten einen Liedtext fehlerhaft zu singen. Wenn andere Personen öffentlich die verkehrten Worte lauthals trällern, finden das knapp 40 Prozent der Zuhörer nervig – vor allem bei Konzertbesuchen (59,4 Prozent) oder in Verkehrsmitteln (43,6 Prozent). 

Dennoch sind sich 50,6 Prozent der Befragten darin einig, dass ein inkorrekt gesungener Liedtext keinen Grund für einen Streit mit Freunden oder Familie darstellt. Vielmehr stimmen 94,4 Prozent der Umfrageteilnehmer überein, dass sie den Falsch-Singer in diesem Fall einfach auf seinen Fehler hinweisen. 

„Ich bin überzeugt, wir alle kennen jemand, der Lieder ständig mit dem falschen Text begleitet. Oder wir ertappen uns irgendwann selbst, dass wir unwissentlich jahrzehntelang die Lieblingslieder falsch mitgesungen haben. Unsere Umfrage unterstreicht, dies ist ein globales Phänomen, das sowohl bei Pop-Klassikern als auch bei aktuellen Chart-Titeln gleichermaßen auftritt, und nur schwer zu ignorieren ist“, erklärt Will Hope, Director Label Relations bei Spotify, zu den Hintergründen der Erhebung.