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12. März 2012

Wie, schon wieder Montag?

War doch erst gerade. Muss cirka eine Woche her sein. Tja, dann halt. Die Zeit rennt und ich renn mit. Ja, die letzte Woche war ziemlich stressig, sowohl geschäftlich als auch privat. Immer etwas gelaufen, das meiste davon passt hier allerdings nicht rein. Aber einmal mehr hat das Leben aufgezeigt, dass es sich nicht wirklich planen lässt und immer mal wieder mit einer Überraschung aufwartet. In diesem Sinne, alles Gute denen, die das gerade lesen und wissen, dass sie gemeint sind! 

Eigentlich wollte ich ja heute darüber bloggen, dass wir Schweizer ab sofort 6 Wochen Ferien haben. Aber daraus wurde natürlich nichts. Die Bünzli, Angsthase und Sturköpfe haben sich durchgesetzt (Ja, ich weiss dass ich mit dieser Aussage 2/3 meiner Leserschaft beleidige) und wir bleiben auf unseren schlappen 4 Wochen Urlaub sitzen. Die Bosse haben im Vorfeld der Abstimmung dafür gesorgt, dass ihre Angestellten so viel Angst haben, dass sie an der Urne Nein sagen. Vergleiche mit Griechenland wurden laut, als ob wir hier 14 Monatslöhne und 3 Monate Ferien gefordert hätten. Immer wieder wurde kritisiert, der Schweizer Arbeitnehmer wolle den Fünfer und das Weggli, sprich gleich viel Lohn und mehr Ferien. Ähem, nein, stimmt in meinem Fall nicht. Ich hätte gerne eine Einbusse in Kauf genommen für mehr Ferien. Und werde das nun wohl tun in dem ich mein Pensum reduziere. Mal schauen, ob das die Chefetage dann billiger kommt... Dass das Lohn- und Preisniveau in der Schweiz viel zu hoch ist, das ist ja wohl allen klar. Aber eben, die Alten (die eh pensioniert sind) und die "Privilegierten", die eh schon 6 oder 8 Wochen Ferien haben, die haben natürlich Nein gesagt. Aber schon okay, die Angstmacherei hat einmal mehr funktioniert und wir sind mal wieder die Lachnummer Europas. Aber daran gewöhnt man sich ja langsam, hier haben wir ja Angst vor allem und jedem: Ausländer, Minarette, Ferien, Europa... Tja, trotzdem ein Hoch auf die Demokratie. Immerhin haben wir die noch. Und für alle die jetzt denken, dann zieh doch weg von hier, leider haben wir ja auch Nein gesagt zur EU und so ist es als Schweizer gar nicht mal sooooo einfach in Europa einen Job zu finden. Aber lassen wir das Thema ruhen, dank den 4 Wochen Ferien - und den steigenden Anforderungen bei weniger Personal - machen zumindest die Spitäler (Herzinfarkte), Bestattungsämter (Suizid),  Pharmaindustrie (Aufputschmittel) und Psychiater (Burnout) weiterhin gut Kasse. 


Und sonst? Ah ja, Fussball war noch. Aarau (gefühlt) verloren. Die sollten einfach mal öffentlich bekannt geben, ob sie überhaupt aufsteigen wollen oder nicht. Denn so macht das irgendwie mittelfristig keine Spass mehr. Olympique de Marseille ebenfalls verloren, inzwischen auf den bescheidenen 8ten Platz abgestürzt und der Baum brennt. Bayern und Basel sind, genau so wie OM, bereits morgen wieder im Einsatz. Da spielen aber auch die Beatsteaks im KiFF - ein Interessenkonflikt ist vorprogrammiert ;-) A propos Musik, heute Abend findet in der Tuchlaube ein spannendes Doppelkonzert statt, hingehen lohnt sich. Nicht nur weil es kostenlos ist. In diesem Sinn, eine schöne und vor allem entspannte Woche! 

23. Februar 2012

Was ich noch sagen wollte...

Man stelle sich nur einmal vor, der FC Basel besiegt Bayern München und Marseille schlägt Inter Mailand. Donnerstagmorgen, der Wecker klingelt und die Rübe tut noch ein bisschen weh vom "Auf-den-Sieg-anstossen"... wie toll wäre es doch gewesen, hätte man an diesem Day After einfach frei nehmen können! Ich weiss, wie wir diesen Zustand in Zukunft ändern könnten! Ganz einfach, in dem wir mehr freie Tage haben als bisher. Und wie es der Zufall will, haben WIR es in der Hand, darüber zu entscheiden, ob wir mehr Ferien wollen oder nicht. Am 11. März einfach ein klares und deutliches JA in die Urne werfen und schon haben wir bei künftigen Fussballfesten die Möglichkeit, einfach mal einen Tag Ferien zu nehmen und dann am Tag darauf gut ausgeschlafen wieder auf der Arbeit zu erscheinen. Und wenn euch die Chefs erzählen, dass bei einem Ja zu sechs Wochen Ferien Arbeitsstellen verloren gingen und die Existenz der KMU's gefährdet seien, dann lacht ihnen ins Gesicht. Das Lohn- und Preisniveau in der Schweiz ist so hoch, dass wir uns gerne ein bisschen nach unten orientieren können. Zudem funktionieren Job Sharing Projekte, man muss sie nur umsetzen. Und was nützt einem Chef ein Angestellter, der häufig krank ist oder mit 40 nach einem Herzinfarkt unter der Erde liegt...? Gut, er wird ihn ersetzen und das nächste Opfer engagieren. Darum, am 11. März alle an die Urne und ein JA für 6 Wochen Ferien einwerfen. Wichtig wäre dabei, dass die Jungwähler für einmal den Finger aus dem Popo nehmen... denn dass die Pensionierten Nein sagen, liegt auf der Hand. 


Und sonst? Eben, gute Spiele/Resultate gestern Abend von Basel und Marseille. Die beiden Partien haben erst recht Spass gemacht, da noch die richtigen Menschen mit vor Ort waren. Bei Bier, Pastis und Wodka Lemon. Aber die neue Wohnung mag schliesslich Besuch. A propos, wir sind bald selber Besucher - zu Ostern rocken wir erneut den Osten! Da kommt Freude auf. Und zu guter Letzt, ich habe gestern Abend zufällig entdeckt, dass Swisscom TV ja schon ganz viele HD Sender aufgeschaltet hat. Find ich gut. Bin gespannt wie das so wird, wenn denn Ende des Monats alles um- und abgeschaltet wird. Aber endlich macht der HDMI Stecker auch Sinn. 

10. November 2011

Heute vor 2 Jahren starb Robert Enke

Ja, die Zeit rennt. Schon 2 Jahre ist es am heutigen Donnerstag her, seit sich der Torwart von Hannover 96, Robert Enke, das Leben genommen hat. Für mich bleibt dieser Tag wohl für immer verbunden mit einem riesigen medialen Aufschrei. Die Besucherzahlen in meinem Blog sind explodiert, an einem Tag hatte ich über 30'000 Besucher, Monsieur Fischer wurde in unzähligen Zeitungen zitiert, es gab sogar ein live Interview beim TV Sender n-TV. Alles nur, weil ich offen darüber geschrieben habe, wie es ist mit einem BurnOut zu leben und dass wir - die Gesellschaft - schuld sind am Tod von Robert Enke. Die Betroffenheit damals war ach so gross. Doch, was ist nach 2 Jahren geblieben? Hat sich etwas verändert betreffend der Berichterstattung rund um den Fussball - im Zusammenhang mit Themen wie Depression? Der Medienservice Meedia hat sich mit Rainer Schäfer, ehemaliger Chefredakteur des Fussball-Magazins "Rund" unterhalten. Zusammen mit dem ehemaligen Profi des FC St. Pauli, Andreas Biermann, hat das Buch "Rote Karte Depression" geschrieben, in dem der Fussballer offen über seine Krankheit spricht.


Nehmen die meisten Fußball-Profis überhaupt wahr, was über sie täglich in der Zeitung steht?
Ich weiß von etlichen Spielern, dass sie schon sehr genau verfolgen, was über sie in den Medien gesagt und geschrieben wird. Es sind eher die älteren Profis, die es sich abgewöhnt haben, Zeitung zu lesen.

Haben dann auch die Benotungen einen großen Einfluss auf die Profis, wie es der Verzicht auf Zensuren einiger Zeitungen nach dem Tod von Robert Enke nahe legte?
Ein Profi wird nicht deshalb depressiv, weil er dreimal hintereinander eine schlechte Benotung bekommen hat. Als problematischer sehe ich da die extrem wechselhafte Wahrnehmung von Profis und ihrer Leistungen in der Öffentlichkeit. In der einen Woche klopft ihm eine ganze Stadt auf die Schulter. Nur sieben Tage später ist er der absolute Versager. Diese emotionale Achterbahnfahrt ist es, die auch vermeintlich harten Kerlen zu schaffen macht, obwohl sie in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals als ein wenig schlicht gelten.

Fußballer sind also keinesfalls so einfach gestrickt, dass sie nicht auch unter starken emotionalen Druck stehen können?
Das ist richtig. Holger Stanislawski hat erzählt, dass viele Fußballer seiner Erfahrung nach enorm kritikresistent seien, aber im Inneren ganz sensible Menschen. Darüber hinaus: Keiner wird dumm geboren. Bei Profi-Fußballern ist es vielmehr so, dass sie immer stärker den Bezug zur realen Welt verlieren, weil ihnen zuviel abgenommen wird. Es gibt Fälle, da kümmert sich der Verein sogar darum, dass der Hund Gassi geführt wird, während das Herrchen trainiert. Die soziale Intelligenz verkümmert, im Grunde wird den Fußballern so die Alltagstauglichkeit abtrainiert. Das hat auch Auswirkungen auf die emotionale Konstitution.

Einige Sportredaktionen, auch die Bild, kündigten nach der Enke-Tragödie an, künftig mit der Vergabe von schlechten Noten vorsichtiger umzugehen. Hat sich in den zwei Jahren seit der Tragödie etwas nachhaltig in der Vergabepraxis verändert?
Nein, wenn Katastrophen passieren, hört man überall die bekannte Betroffenheitsrhetorik, nach wenigen Tagen sind die guten Vorsätze vergessen. Insgesamt hat die mediale Hysterie in den vergangenen Jahren sogar deutlich zugenommen, gerade von einigen Online-Medien wird heute viel schneller und härter draufgehauen, im Kampf um die besten Klickzahlen.

Gibt es eine Chance, dass sich diese heißgelaufene Berichterstattung noch einmal beruhigt?
Ich hoffe, glaube es aber nicht. Es ist naiv zu glauben, dass eine Art Selbstverpflichtung der Medien funktionieren könnte. Es wäre aber schon viel erreicht, wenn alle ein wenig Druck aus der Berichterstattung nehmen könnten, wenn Kritik weniger polemisch und diskreditierend geäußert würde.

Wenn Sie einen Wunsch an die Sport-Journalisten hätten,....... dann würde ich mir wünschen, dass depressive Sportler oder von Burnout betroffene Profis und Trainer eine faire Chance bekommen würden. Es doch so: Als Ralf Rangnick wegen seiner Krankheit seinen Trainerposten bei Schalke aufgab, gratulierten ihm alle zu diesem "mutigen Schritt" und wünschten ihm "viel Glück". Das klingt mehr nach Verabschiedung, als nach Zuversicht, dass er noch einmal zurück kommt. Andreas Biermann, der ehemalige Profi des FC St. Pauli, beispielsweise ist ganz offen mit seiner Depression umgegangen. Die Folge ist, dass ihn nicht einmal ein Club aus der dritten Liga einstellen wollte. Depression wird immer noch als Schwäche angesehen, obwohl diese Erkrankung gut zu therapieren ist und Betroffene wieder das alte Leistungsniveau erreichen können. Das wird aber nicht nur im Fußball hartnäckig ausgeblendet. Bei Rangnick, dem Hannover-Torhüter Markus Miller oder Biermann müssen Medien und Vereinsfunktionäre Taten sprechen lassen, statt Sonntagsreden zu schwingen. Statt heuchlerische Phasen zu äußern sollte man ihnen eine neue und ehrliche Chance geben.



Quelle: Meedia.de

21. Juni 2011

Und jetzt auch noch die Sportschau

Irgendwie kann man sich in diesen Tagen aber auch so auf rein gar nichts mehr verlassen. Als ob die eigentlichen Baustellen des Lebens nicht reichen würden, droht jetzt noch die Gefahr, dass die 50 Jahre alte ARD Sportschau den Bach runter geht. Vorbei mit den Fussballspielen, jeden Samstag um 18 Uhr im Ersten. Ein Witz? Nein, wer die Ergebnisse der Verhandlungen zwischen der DFL und den Medien anschaut, kann durchaus diese Entwickling da rein interpretieren. Denn die Deutsche Fussball Liga  DFL hat hat ab der Spielzeit 2013/14 eine Verhandlungsoption mehr. Neben der aktuellen Aufteilung: Sky zeigt die Liga live und die Sportschau bringt vor acht Uhr eine Zusammenfassung der Partien und das ZDF kriegt das Abendspiel, könnten die Highlights nun statt in der ARD bald im Internet laufen. Richtig gelesen, im World Wide Web. Die erste Free-TV-Auswertung der Rechte würde auf einen späteren Zeitpunkt am Samstag rutschen, was wiederum die Exklusivität für Sky erhöht und die Attraktivität der ARD weiter senkt.  


Das klingt alles nicht so, als ob die Liga ein sonderlich grosses Interesse daran hätte, weiterhin auf die 50jährige ARD-Sportschau als wichtigsten Free-TV-Partner zu setzen. Bereits vor Wochen kündigte beispielsweise Yahoo an, dass man ernsthaft die Möglichkeit prüfen würde, in einem Poker um die deutschen Fussball-Rechte einzusteigen. Auch die Telekom mit ihrem großen T-Online-Portal und ihrem eigenen IPTV-Angebot T-Home dürfte ein gewisses Interesse an den Spielen von Bayern München, Borussia Dortmund und Co. haben. Dass diese Ideen keine reine Utopie sind zeigt das Beispiel Frankreich, dort hat sich der Telekommunikationsanbieter Orange gewisse Liga-Spiele gesichert, die kann man dann entweder übers Smartphone oder den Computer anschauen. Ebenso gibts nach jedem Spieltag eine komplette Zusammenfassung mit allen Toren, direkt übers Telefon, iPad oder den Laptop.

Zurück nach Deutschland. Die ARD wird nicht bereit sein, die Fussball-Zusammenfassung erst nach der 20 Uhr-"Tagesschau" zu zeigen. "Die Bundesliga ist nach 20.00 Uhr bereits einmal grandios gefloppt, und sie wird wieder floppen. Aber nicht in der ARD, denn daran haben wir kein Interesse", sagte Steffen Simon, als WDR-Chef verantwortlich für die Sportschau, in einem Interview. Der Moderator glaubt jedoch auch nicht, dass die Zuschauer eine Web-Sendung wirklich lieben würden. Und tatsächlich denke ich auch, dass man zwar gerne auf Youtube mal schnell ein Filmchen guckt, aber sich um 18 Uhr für zwei Stunden vor den Rechner zu setzen... ich weiss es nicht.  Und dann noch die Vorstellung, dass man nicht alleine, sondern in Gesellschaft schauen will? Klar, es gibt heute schon tolle TV-Geräte, welche Sendungen direkt aus dem Internet streamen. Die stark steigenden Zugriffs- und Nutzungszahlen der Mediatheken zeigen, dass die Nutzer immer häufiger bereit sind, sich längere Sendungen online anzusehen. Aber dafür dann auch noch bezahlen? Ich habe meine Zweifel. 

Traurig find ich an der ganzen Geschichte, dass man sich halt in der heutigen schnelllebigen Zeit wirklich so ziemlich auf gar Nichts mehr verlassen sollte. War die Sportschau in der ARD über Generationen die wohl beliebteste Fussballsendung überhaupt, muss man nun befürchten, dass sie bald vom Bildschirm verschwinden wird. Und so geht es doch in überall. Sei es privat, geschäftlich, gesellschaftlich. Was nicht zeitgemäss ist oder nicht mehr ins aktuelle Konzept passt, wird kurzerhand abgeschafft. Traditionen mit Füssen getreten. Ich will hier bestimmt nicht den Spruch bringen, dass früher alles besser war. Aber immerhin hat man sich doch an gewissen Werten orientiert, die nicht nur schlecht waren. Und so erinnere ich mich gerne an die Zeit, wenn mein Vater (ja sogar mein Grossvater) am Samstag punkt 18 Uhr mit einem Pastis und ein paar Salznüsschen vor dem TV Gerät sass und ich mich dazu gesellen durfte, während man den Spielern von Bayern München oder Borussia Dortmund bei der Arbeit zuschauen konnte.

Wie sich Sparmassnahmen, die Verwässerung der Inhalte oder Lizenzpoker aufs Programm auswirken können sieht man beim Schweizer Fernsehen. Fussball aus der Challenge League gibts zum Beispiel nicht mehr und die Zuschauerzahlen bei allgemeinen Programm sind auf einem der tiefsten Level aller Zeiten angelangt.

12. Juni 2011

Remember Reinhold Roth

Reinhold Roth? Nie gehört? Klar, heute kennen wir Namen wie Valentino Rossi, Casey Stoner oder Tom Lüthi. Spitzenfahrer im Motorrad-Rennzirkus. Reinhold Roth war auch einer von ihnen. Bis zu seinem schweren Unfall, der sich in diesen Tagen wieder einmal jährt. Ich hab mich unlängst selber dabei ertappt, dass ich bei Wiki nach Reinhold Roth gesucht habe und dann im ersten Moment überrascht war, dass da kein Todesdatum steht. Das mag beim ersten Lesen makaber klingen, aber Roth war vor über 20 Jahren ein Superstar, ist sehr schwer gestürzt, seither ein Pflegefall, komplett aus der Öffentlichkeit verschwunden, aktuelle Fotos gibt es keine mehr. Seine Fans haben den sympathischen Allgäuer aber nie vergessen! Ich selber mag mich an seine stets witzigen Auftritte in der TV-Sendung "Blickpunkt Sport" erinnern und habe mich darum oft gefragt, wie es dem Mann wohl inzwischen geht.


Eine Rückblende auf den 17. Juni 1990. Reinhold Roth ist damals 37 Jahre alt - wenn man vergleicht wie jung die Fahrer heute sind, ein Renn-Opa! Er geht beim Grossen Preis von Jugoslawien in der Nähe von Rijeka an den Start. Der zweimalige Vizeweltmeister in der 250er-Klasse gehört zu einem deutschen Trio an der Spitze des Feldes. Die Piste ist vom Regen nass, als die Drei den Australier Darren Milner überrunden wollen. Martin Wimmer und Helmut Bradl können gerade noch ausweichen, Reinhold Roth knallt ungebremst ins Heck des langsameren Motorrads und stürzt schwer. Die Ärzte stellen ein Schädel-Hirn-Trauma fest. Die medizinische Versorgung vor Ort ist äusserst schlecht, Roth bleibt über 5 Minuten ohne Sauerstoff. Die Ärzte geben ihm gerade einmal 10 Prozent Überlebenschance geben ihm. Sechs Wochen liegt er im Koma, er ist seitdem ein Pflegefall, querschnittsgelähmt.

Seither kümmert sich seine Frau Elfriede Roth um ihren Mann. Aufopferungsvoll nimmt die neue Situation an, wie sie ist. Gibt ihr Leben quasi auf, leidet gesundheitlich unter der Situation und sagt aber trotzdem: "Wir haben 16 wunderschöne Jahre miteinander verbracht", sagt sie noch heute, "und er hat mir so viel geboten, da müssen andere mindestens 80 Jahre alt werden - und dann haben sie nicht so intensiv gelebt wie wir.". Die Krankenkassen würden schon lange nicht mehr zahlen, sagte sie einst der Stuttgarter Zeitung. Die tapfere Frau, die vom früheren Ministerpräsidenten Erwin Teufel die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg erhielt, konnte aber trotzdem inzwischen ein Pflegeteam organisieren, das sich zwölf Stunden am Tag um ihren Mann kümmert. Aus purem Selbstschutz, damit auch sie wieder einmal unter die Leute kommt und auf ihre eigene Gesundheit schauen kann. Ich ziehe den Hut vor dieser Frau! Aber auch Reinhold Roth musste vor zwei Jahren einen weiteren Rückschlag wegstecken. Er erkrankte an einer Lungenentzündung und kämpfte erneut um sein Leben. Seither wird er durch eine Magensonde ernährt. Er, der laut seiner Frau immer so gerne gut gegessen hatte. Abschliessend ein Zitat aus der Stuttgarter Zeitung, die Roth vor einem Jahr besuchen durfte. Ich denke, es fasst gut - wenn auch sehr traurig - zusammen, wie er ehemalige Motorrad-Star heute lebt:

"Aus dem Nebenzimmer dringen Geräusche in die Küche. Dieses Nebenzimmer ist Reinhold Roths Zimmer. An der Sprossenwand hängt seine Lederkombi, oben auf einem Absatz stehen die Pokale. Sein Kopf hängt leicht nach rechts vorne, die rechte Hand liegt auf der Brust. Als Reinhold Roth den Besucher sieht, hebt er die Hand zum Gruß an. "Hallo", kommt es dumpf aus seinem Mund. Seine Frau Elfriede sagt: "Reinhold, das ist ein Journalist, er will eine Geschichte über dich schreiben, so wie früher. Kennst du ihn noch?" Große Augen schauen herauf. Das leichte Kopfschütteln wird verstärkt durch ein sehr klares "Nein". Kein Grund zur Enttäuschung - die Freude über den guten Zustand von Reinhold Roth überwiegt."

Er lebt. Und seine Fans werden den ewigen Kämpfer nicht vergessen!

10. Juni 2011

Freudenhaus Olympique de Marseille

Ja, es geht wieder los. Zum Meistertitel hat es in diesem Jahr nicht ganz gereicht, immerhin aber zur direkten Champions League Quali - aber das ist in Marseille zu wenig! Und so hat es gestern in der Mittelmeermetropole mal wieder zünftig gerumpelt und es blieb kein Stein auf dem anderen. Präsi weg, Trainer auf dem Absprung und die Besitzerin des Clubs (Foto) sorgt spontan für zusätzliche 20 Millionen Euro auf dem Bankkonto... Fakten gefällig? Bitte sehr.


Seit gestern ist klar, Didier Deschamps wird auch in der kommenden Saison Olympique de Marseille trainieren. Deschamps war schon als Spieler für Marseille aktiv und ist bei den Fans entsprechend beliebt. 1993 gewann er (gegen Milan) die allererste Ausgabe der Champions League. Zu seinen grössten Erfolgen als Trainer gehören: Meisterschaft, Ligapokal, Supercup, Gruppenphase in der CL. Sein Vertrag gilt noch bis 2012 und das ist gut so! Der Club bestätigte erst am Montag, dass an den kursierenden Abwanderungsgerüchten rund um den Kapitän der Weltmeistermannschaft von 1998 nichts dran sei. Am Dienstag dann erneut Gerüchte über Angebote aus dem Ausland, die sich bis gestern tapfer hielten - erst dann war klar: Deschamps bleibt! In meinen Augen waren all diese Gerüchte nur einen Nebenschauplatz, um im Hintergrund den wahren Deal zu planen.

Während der Trainer also bleibt, gab es dagegen einen eher überraschenden und vorallem plötzlichen Wechsel an der Spitze des Vereins. Der neunmalige französische Meister hat per sofort einen neuen Präsidenten. Der bisherige 40jährige Vincent Labrune (Foto rechts) übernimmt das Amt von Jean-Claude Dassier (Foto links). Der geborene Pariser und ehemalige TF1-Fernsehmann hatte es in Marseille nie einfach. Er war vom Typ her bei den Fans nicht beliebt, seine Transferpolitik liess zu wünschen übrig, die Titelverteidigung wurde erwartet, aber nicht erreicht und eben - er kam aus Paris! Das war zuviel für das Pulverfass OM, Dassier wurde, zusammen mit seinem Kollegen Antoine Veyrat, kurzerhand in die Wüste geschickt - mit einem 2 Millionen Euro Rucksack. Es ist nun damit zu rechnen, dass Labrune Trainer Deschamps mehr Freiheiten gibt in Sachen Transfers. Damit das auch funktioniert hat die Besitzerin des Vereins, Margarita Louis-Dreyfus (die Witwe des ehemaligen Schweizer Besitzers RDL), mal schnell 20 Millionen Euro locker gemacht, welche für allfällige Defizite und neue Spieler eingesetzt werden dürfen. 20 Millionen Euro? Damit würde der FC Aarau lockere 5 Jahre überleben... 

Nun, Vincent Labrune ist wohl nur die Notlösung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Newbie längerfristig auf dem Präsidentensessel von OM sitzen bleibt. Das Stadion wird aktuell - nur gerade 13 Jahre nach dem Komplettumbau - zu einem modernen Fussballtempel umgebaut, die Ansprüche der Fans sind überirdisch und auch das Sponsoringumfeld fordert weitere Titel. Nationale Meisterschaften und internationale Erfolge sind gefragt, dazu sollen Nationalspieler wie Alou Diarra ins Vélodrôme gelockt werden. Aber wer ist verrückt genug diesen Job zu übernehmen? Kommt der alte und äusserst beliebte Präsi, Pape Diouf, zurück oder ein Bekannter aus ganz früheren Tagen? Bernard Tapie wurde von einer französischen Sportzeitung angefragt, ob er denn noch einmal Lust hatte. Sagen wir mal so, ein Dementi sieht anders aus. Aber ganz ehrlich, wer sonst ausser Tapie (Foto) würde besser ins Irrenhaus OM passen... die Chancen dass der Club dann in ein paar Jahren wieder komplett pleite und zwangsabgestiegen ist sind gross, aber das kümmert heute natürlich noch niemanden. Hauptsache man feiert zuvor noch ein paar Erfolge!

PS: Ein kurzes Wort noch zum gestrigen Finale von Germay's Next Top Model Finale bei Pro7. Die Jana hat gewonnen. Ich wusste gar nicht, dass Pferde und/oder Breitmaulfrösche bei diesem Wettbewerb auch zugelassen waren... mein Fall ist die Jana Beller auf jeden Fall überhaupt gar nicht. Aber auch egal, analog der letzten Siegerin Alisar oder den Pro7-Popstars-Bands wird man sich in gut einem Monat eh nicht mehr an diese junge Frau erinnern.

25. April 2011

Marseille: Un doublé historique

Ja, sie haben es wieder getan! Titelverteidiger Olympique de Marseille hat als erster Fussall-Verein in Frankreich überhaupt zum zweiten Mal in Folge den Liga-Pokal gewonnen und somit den Titel verteidigt. Bravo les gars!


Gebannt sass ich am Samstagabend vor der Glotze, allein. Der Rest der Schweiz hat sich Basel gegen YB angeschaut, aber als Marseille-Fan ist und bleibt man in der Deutschschweiz nun halt mal ein Exot. Anders in Frankreich: 79 000 Zuschauer verfolgten das Spiel im Pariser Stade de France, davon mehr als die Hälfte Fans aus Marseille. Das Tor zum 1 zu 0 Sieg von OM gegen Montpellier schoss der nigerianische Verteidiger Taye Taiwo in der 80. Minute. 


"Die Siegmaschine läuft weiter reibungslos", schrieb die grosse Sportzeitung L'Équipe in ihrer gestrigen Ausgabe. Nicht ohne Grund: In der vergangenen Saison hatte der Club mit dem Gewinn des Liga-Pokals eine 17jährige Titeldürre beendet. Danach gabs das Triple! "Nach dem ersten Titel haben alle verrückt gespielt. Aber auch dieser Triumph ist sehr schön", sagte Olympique-Trainer Didier Deschamps kurz nach dem Abpfiff. Okay, er konnte ja nicht ahnen was zu genau dieser Zeit in Marseille selber abging. Im Vieux Port (der alte Hafen von Marseille) feierten tausende OM-Fans spontan und vorallem bis in die frühen Morgenstunden. Die Fans tanzten auf Autodächern und Bartischen. Und wenn sich jetzt jemand fragt, warum das folgende Video ein bisschen so aussieht wie Zürich am 1. Mai... das ist halt Marseille. Ils sont fou de foot!


Mit dem Pokal-Gewinn sicherten sich die Deschamps-Schützlinge die Teilnahme an der Europa League. Die Fans, der 42-jährige Coach und seine Kicker wollen aber mehr! Viel mehr. In der Ligue 1 liegt Marseille sieben Runden vor Saisonende nur gerade einen winzigen Punkt hinter dem Führenden OSC Lille auf Rang zwei. "Dieser Titel wird uns für die Liga gewiss noch mehr Selbstvertrauen, Ruhe und Entschlossenheit geben", hofft Deschamps. Hoffen wir mal. Immerhin hat sich Marseille mit dem Titel vom Samstag die alleinige Führung in Sachen Trophäen sammeln gesichert, kein Verein konnte in Frankreich seit der Gründung der Liga mehr Titel und Pokale abstauben. 

Und bevors noch ein paar hübsche Fotos vom Samstag gibt, noch kurz mein persönliches Resumée zum Spiel. Mann des Spiels? Okay, Taiwo hat die Kiste gemacht. Aber Mathieu Valbuena hat sich einmal mehr seinen Allerwertesten aufgerissen und die Mannschaft mit seinem Kampf 90 Minuten nach vorne gepeitscht. Dafür mein Man of the Match. Eher enttäuscht haben Lucho und Gignac. Der Moment des Spiels? Fand eindeutig nach dem Spiel statt. Die mitgereisten OM-Fans (laut Medienberichten waren rund 50'000 von ihnen im Stadion) sangen mit breiter Brust für Marseille typische Fan-Songs - angeheizt vom Speaker im Feindesland von Paris. Gänsehaut! Ja sogar die sonst redefreudigen TV-Reporter blieben für einmal stumm. Unbestätigten Berichten zufolge, sollen sich wütende PDSG-Fans bei der örtlichen Polizei über den "Lärm" beschwert haben... die Gesänge waren bis tief in die Nacht weit aus dem Stade de France hinaus zu hören.









5. April 2011

Völker hört die Signale!

Das glaub ich jetzt aber nicht. Da stellen sich Präsident und Trainer heute nach dem gestrigen 0:4 Debakel der lokalen Zeitung und was kommt dabei raus? Friede, Freude, Eierkuchen. Wir haben uns alle lieb und heute ist der Welt-Gschpürsch-mi-Tag. Zitat:

"Im Gespräch mit der az räumt FCA-Trainer Ranko Jankovljevic ein, dass ihm das dünne Polster auf den Nichtabstiegsplatz Sorge bereitet. «Aber ich glaube nicht, dass wir mit dem Abstieg etwas zu tun haben werden». Selbst Präsident Alfred Schmid verströmt in dieser Sache Optimismus. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Mannschaft so tief fallen könne."

Quelle AZ

Und genau da liegt doch der Hund begraben. Man sieht den Fakten einfach nicht ins Auge, ja man beschäftigt sich scheinbar nicht einmal damit. Gut, der Trainer hat zwar die Erwartungen nicht erfüllt, aber wir schauen jetzt erst einmal. Und weiter ist zu lesen, dass der Präsident "einmal in der Kabine" war und die Nati-Spieler aufgefordert hat, die Hand zu heben. 8 Stück seien es gewesen. Ja und jetzt? Spielen die nun besser weil sie die Hand in die Luft gehalten haben? Ich habe so meine Zweifel. 


Wie diese naive Einstellung zum Profifussball und zur eigenen Mannschaft endet, das hat man vor ziemlich genau einem Jahr gesehen, da wollte auch niemand was vom bösen Wort "Abstieg" wissen. Wie es geendet hat wissen wir alle. Es geht nicht darum, dass man das Abstiegsgespenst an die Wand malt, verhaltener Optimismus und Durchhaltewille ist durchaus angebracht - aber Leute, erkennt die Realität und hört auf mit Sätzen wie "Selbst Präsident Schmid verströmt in dieser Sache Optimismus. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Mannschaft so tief fallen könne." Doch diese Mannschaft (siehe Foto oben) kann das und sie beweist es bereits in der zweiten Saison in Folge!!! Wenn sich das der äusserst liebenswerte Präsident nicht vorstellen kann, dann sollte er sich vielleicht mal die rosarote Brille absetzen und der Realität ins Auge blicken: Noch 6 Punkte auf den Abstiegsplatz und es folgen noch Gegner wie Lugano, Vaduz, Lausanne oder Schaffhausen. Aber täglich grüsst in Aarau das Murmeltier und wir warten erst einmal ab...

Was mich ja am meisten ärgert ist, dass solche Aussagen an den Tag legen: es gibt scheinbar tatsächlich keinen Plan B, nix! Keinen Trainer in der Warteposition, keinen fähigen Sportchef der nun reagieren könnte, keinen Notfallplan, es werden nicht einmal Gedanken für solche Pläne verschwendet. Die Kuh läuft wieder auf den eigenen Metzger zu und das, obwohl sie erst zum Ende der letzten Saison von diesem geschlachtet wurde!

PS: Frei und Streller, ganz schwach. Jetzt wo es für die EM nicht mehr reicht, hat man dann einfach keine Lust mehr. Fussball ist und bleibt ein Drecksgeschäft.

Jetzt hör mal zu, Du FC Aarau.

Es reicht! Da ging es mir bis vor wenigen Tagen eigentlich recht gut, denn ich habe die Spiele meines Vereins seit dem Rückrundenstart vielfach über TV (Schweizer Sportfernsehen), SMS, Radio oder Internet verfolgt. Das Wetter in letzter Zeit ebenfalls stets gut, das neue Haus gab viel zu tun und auch sonst war immer etwas los. Sodass mir der Fussball im Stadion eigentlich nicht wirklich gefehlt hat. Denn schliesslich wurden in Sachen Resultate häufig Enttäuschungen vermeldet und auch auf dem Platz gabs eher Magerkost. Aber eben, da feiert man am Weekend ein Grillfest und lässt sich dann animieren, doch auch mal wieder ins Stadion zu kommen. Dazu noch die Sprüche einiger Ewiggestriger, dass man ja eh kein "richtiger Fan" sei, wenn man sich die Spiele nicht im Stadion anschaue. Also gut, Montagabend. Da hat man ja Zeit, das Wetter passt und man pilgert mit einem Bierchen in der Hand ins Stadion. Welches laut Matchzeitung dank etwas Farbe übrigens neuerdings ein Kultstadion ist, aber dazu später. Der Gegner heisst Stade Nyonnais, selber hoch verschuldet und derzeit ohne Führung, da diese das Weite gesucht hat. Inzwischen gut gelaunt komme ich im vermeindlichen Hexenkessel an und rechne fest mit 3 Punkten und dem Sprung ins Mittelfeld der Tabelle.

Doch bevor das Spiel losgeht, schon der erste Schock. Das Stadion ist quasi leer. Während den 90 Minuten sollte sich dann herausstellen, dass 1950 Menschen anwesend waren. Nun, wer aber weiss dass jeweils alle Saisonkarten hinzugerechnet werden, ob ihre Besitzer nun anwesend sind oder nicht, der hat bemerkt, es waren niemals so viele Zuschauer da. Egal, diese Tricks in Sachen Zuschauerzahlen kennt man nicht nur in Aarau. Das Spiel geht los, die Aarauer geben sich durchaus Mühe. Versagen allerdings in der Regel am 16er, kurz Torchancen sind Mangelware und die eine Grosschance wird kläglich versiebt. Mit einem 0 zu 0 gehts in die Pause. Nach dem Tee kommen die Mannen aus Nyon deutlich motivierter aus der Kabine und gehen durch ein klares Offiside-Tor in Führung. Der Zorn der Zuschauer richtet sich in dem Moment auf den Schiri, ich stelle mir zum ersten Mal die Frage, warum der gegnerische Spieler in der Position überhaupt an den Ball kommen daraf. Aber egal. Um es kurz zu machen: Ein Aarauer und ein Romand kriegen im Verlauf der zweiten 45 Minuten die Rote Karte - wobei erwähnt werden sollte, dass die Stilnoten des Nyon-Spielers nach seinem KO-Schlag à la Mike Tyson wesentlich höher sind als die vom meckernden Aarauer... das Spiel endet mit einer 0 zu 4 Heimklatsche. Und es hätten auch locker 5 oder 6 Tore sein können. 


So um die 80ste Minute hat sich dann das Stadion - so unmöglich das auch klingen mag - drastisch geleert. Sogar der Fan-Mob verliess den Ort der Schande, immer wieder gab es "Ranko raus!"-Rufe zu vernehmen. Vom Schiri hat inzwischen niemand mehr geredet, obwohl der am Schluss auch noch einen Elfmeter gegen uns gepfiffen hat, aber da kams dann bereits nicht mehr darauf an. Nun gut, nach 5 Minuten Nachspielzeit war Schluss. Und was passiert? Nix. Einfach gar nix. Ein paar Pfiffe vielleicht. Die Spieler rennen total verängstigt in die Kabinen, ohne dass sie überhaupt jemand verfolgt oder beschimpft hätte. Wären die mal lieber zuvor dem Gegner so schnell nachgrerannt. Nach wenigen Sekunden ist es totenstill im Stadion. Resignation? Mitleid? Frust? Trauer? Man weiss es nicht... 

Der schwarze Mob bewegt sich hinters Stadion, es werden "Hopp Aarau!" und "Wir sind Aarauer ihr seids nicht!"-Rufe laut. Man erwartet einen Knall, spätestens dann wenn der erste Spieler, Trainer oder Funktionär die Katakomben verlässt. Denn hinter der Tribüne haben sich inzwischen hunderte Menschen versammelt. Alt-Nationalräte, Jungpolitiker, Schiedsrichter, Sänger, Bürogummis, Handwerker, Kinder, Pensionierte, Männer, Frauen... alle sind sie da. Die einen um ihre Meinung kund zu tun, die anderen um zu schauen, was jetzt noch passiert. Und, was passiert? Wieder nichts. Ausser einem kurzen Wortgefecht mit Torhüter Studer stehen alle Leute einfach in der Gegend rum und tun nichts. Ausser sich tief in die Augen zu schauen und sich gegenseitig zu fragen, wie das Gezeigte in den letzten 90 Minuten genau einzuordnen sei. Ach ja, die Diskussion zwischen dem Fan und dem Torwart verdient eine spezielle Erwähnung: 

Fan: "Mann, streng dich mal an. Beweg deinen Arsch. Kämpfe für den FC Aarau!"
Torwart: "Was soll das? Wir kämpfen und warum kommst du gerade zu mir?"
Fan: "Du sollst alles geben für Aarau, das hast du nicht getan. Dafür hast du am Weekend im KBA bis in die frühen Morgenstunden gefeiert!"
Torwart: "Ach du hast ja keine Ahnung von Fussball. Gehe lieber und schau Schach!"

Herrlich. Einfach herrlich. Die Reaktion der Fans? Keine. Nicht dass ich Gewalt befürworte, ganz bestimmt nicht. Aber ich mag mich an Szenen  und Zeiten erinnern, da reichte ein Spruch weniger aus und ein paar alte Herren sind aber mächtig ausgerastet. Das muss ja nicht sein, aber genau diese Szene zeigt: es ist vorbei! Der FC Aarau ist erledigt. Klinisch tot. Punkt. Da können auch die dauerlächelnden und treuen Seelen, die fleissig ihren Dienst verrichten und darum weiterhin die rosa Brille tragen (müssen?), nicht mehr helfen. Da nützen auch keine bunt gestrichenen Stadionwände mehr etwas, ein Effort der im Matchprogramm als grosse Fan-Aktion verkauft wurde. Schade nur, dass auf den Fotos so ziemlich kein organsierter Fan zu sehen und im Stadion gestern mehrfach die Meinung zu hören war, dass man sich früher für solche Malerarbeiten noch den Maler ins Haus geholt hat und der diesen Job entweder gegen Rechnung oder als Sponsoring erledigt hätte. Oder wie ein älterer Herr (Mitglied des Club 100 so nebenbei) gemeint hat: "Als nächstes machen sie im Schützen unten dann noch ein Lotto oder ein Sau-Jasset um sich die neuen Leibchen zu kaufen... Wie in der 3. Liga!" So ist sie, die Stimmung rund um den FC Aarau. Der einstige Traditionsverein hat innerhalb von nur zwei Jahren alles verspielt. 

Ich will hier keine Lösungsansätze bieten. Erstens ist das nicht meine Aufgabe, zweitens hab ich ja eh keine Ahnung und drittens will man in der Teppichetage keine Hilfe von aussen. Lieber setzt man auf Fans als Funktionäre, auf stolze Väter der Kaderspieler als Vorstandsmitglieder und tut weiterhin so, als wenn alles super wäre und dieses Jahr in der Nati B nur ein Übergangsjahr sei. Okay, dann passt mal schön auf, dass ihr am Schluss nicht plötzlich doof aus der 1. Liga-Wäsche schaut. Viel fehlt nicht mehr. Oder anders gesagt, in der nächsten Saison wird die Liga auf 10 Teams reduziert. Wie bitte soll diese Truppe auf und nebem dem Feld den Turnaround bis im Sommer hinkriegen? Ohne einen fähigen Sportchef, ohne einen Trainer der von der Mannschaft respektiert wird, einen charismatischen Präsidenten der endlich einmal hinsteht und sagt was Sache ist und auch ohne Spieler, die sich für den Verein den Allerwertesten aufreissen? Mission Impossible! Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt um die Mannschaft der nächsten Saison zu planen. Denn schon im Winter hat man es verpasst, den durchaus sympathischen und in der Jugenarbeit auch fähigen, Trainer, Ranko Jakovljevic, zu entmachten und ihn im Nachwuchsbereich wieder einen Job zu geben. Und dann muss schnell ein fähiger Macher her. Ponte? Zaugg? Denn auch in Sachen Verstärkungen haben die Chefs wohl eher auf einen Showeffekt gehofft, denn der neue Torwart sitzt auf der Bank und die zwei neuen Feldspieler können ihr Potential nicht abrufen. Darum auch hier: jetzt handeln und fähige Spieler holen, die ein FCA-Herz haben. "Aber das kostet Geld!" Ja, ohne einen finanziellen Kraftakt droht aber in der nächsten Saison sowieso der endgültige Abstieg in die 1. Liga.  


Aber eben. Man liess ja Spieler wie Benito, Paulinho oder Page usw. einfach ziehen. Genau so Koko und Jeff. Das waren sichere Werte und vorallem Aarauer mit Herz und Seele. Nun vertraut man auf die Jungschar (wobei gestern Abend nur drei "Junge" auf dem Platz standen) und auf teure Söldner. Tip top, diese Idee. Klappt ja ganz hervorragend. Ich erinnere mich gerne an die Frederic Page-Story, ein guter Mann der sehr gerne in Aarau geblieben wäre, aber eben.. lassen wir das ruhen. Leute, seht es ein: Ihr habts verspielt! Ihr habt den FC Aarau kaputter gemacht als es der ehemalige und nicht gerade beliebte Präsident Stebler je hätte tun können. Rückblickend gesehen muss man fast sagen, man hat dem Mann unrecht getan damals. Als grosser Messias empfangen, konnte der neue Präsident Schmid zwar noch zweimal einen vorderen Tabellenrang verbuchen, aber unter uns gesagt, mit einer Mannschaft und einem Umfeld, das schon vorhanden war. Danach aber ging die Abbruch GmbH Schmid und Co. on Tour und knapp zwei Jahre später ist von alle dem Glanz nichts mehr da. Abgestiegen, durchgereicht, inzwischen erneut abstiegsgefährdet, in ein teures Gerichtsverfahren verwickelt, ohne ein neues Stadion und in der Gleichgültigkeit versunken. Was ihr uns Fans, denen der FCA - in meinem Fall seit 30 Jahren - am Herzen liegt, antut, das wisst ihr ja vermutlich nicht einmal. Oder ich zitiere wieder einen etwas älteren Zuschauer, der gestern im Stadion war: "Die machen mir mein Hobby kaputt!". Wäre das nicht so, hätte sich an einem Abend wie gestern jemand den enttäuschten Zuschauern gestellt und hätte einfach mal "Sorry, das war Scheisse!" gesagt. Aber ihr verschanzt euch in eurem langweiligen VIP-Raum und verspeist die letzten Häppchen. Präsi Hunziker hatte diesen Mut noch, hat sich seinen Kritikern gestellt! Pech, denn nun nützen weder öffentlich aufgesetzte Briefe von Kapitän Sandro Burki, noch bunt gestrichene Stadionwände mehr etwas. Ihr habt die Gunst des treuen Publikums definitiv verspielt, das wisst ihr ganz genau. Und das Traurige an der Geschichte ist, ich behaupte ihr habt nicht einmal einen Plan B im Sack! Freut euch vermutlich noch immer, dass ihr den ehemaligen Sponsor des SC Freiburg an Land gezogen habt. Mich würde diesbezüglich vielmehr interessieren, wieviel dass diese Zehnder Gruppe für dieses Engagement bezahalt hat. Ich hole nämlich sonst auch Google oder Facebook aufs FCA-Shirt, wenn ich denen sagen kann, dass es sie einen Hunderter und eine Flasche Rotwein kostet... 

Tja, liebe Leute. Nun könnt ihr wieder meckern, ich sei ja kein Fan und kritisere nur. Stimmt, ich kritisiere. Denn ich bin nicht nur ein Fan, sondern auch ein Konsument. Ich bezahle Geld für einen Gegenleistung. Und diese wird mir leider seit Monaten nicht mehr geboten. Viele von euch rennen zum Konsumenteschutz, wenn die SBB teurer wird und dann häufiger Verspätungen hat. Jeder von euch beschwert sich beim Metzger, wenn in der Verpackung weniger Fleisch drin ist, als drauf steht. Und Herr und Frau Schweizer feilschen Jahr für Jahr wenn es um die Krankenkassenprämien geht. Seht ihr, das geht mir dann am Allerwertesten vorbei. Aber wenn eine Truppe von Dilletanten meinen Lieblingsverein killt, dann halt ich mein Maul nicht. Ich renne aber auch nicht mehr auf den Platz und zeige da meinen Unmut, denn da stehen schon lange keine Freunde oder Identifikationsfiguren mehr, wie das zu Benito-Zeiten, sondern nur noch feige Söldner, denen die Zukunft des FC Aarau 1902 eh egal ist. 

Also, ihr Helden. Ein sehr grosser Teil der Fans hat das Vertrauen in den von euch eingeschlagenen Weg verloren, es liegt nun an euch dieses schnellstmöglichst wieder herzustellen. Sofern das  überhaupt noch möglich ist... Lasst euch was einfallen, ihr seid ja sowas von gefordert. Ihr, für die es vielleicht einfach "cool" ist, dass ihr sagen könnt, dass ihr zum FC Aarau gehört... von Tuten und Blasen aber leider  - und inzwischen sogar bewiesenermassen - nicht wirklich viel Ahnung habt. 

Ach ja, ist schon jemanden aufgefallen, dass es um das geplante Stadion im Torfeld Sürd sehr ruhig geworden ist? Während Thun oder Luzern bald einziehen, ist man bei uns immer noch genau gleich weit wie vor ca. 3 Jahren. Komisch? Nein, mir scheint da ahnt jemand in welche Richtung sich der FC Aarau bewegt und steht bewusst ein bisschen auf die Bremse. Aber eben, man spricht ja nicht mit dem Konsument, tischt ihm lieber Woche für Woche den gleichen Mist auf, in der Hoffnung, dass es der dumme Fan nicht mehr, dass er an der Nase herumgeführt wird.

So, ich habe fertig. Ja, ich war wütend und traurig als ich diese Zeilen geschrieben habe. Aber hey, es ist mein Blog und da schreib ich immer noch was ich will. Punkt. Schöne Tag allerseits!

3. April 2011

WrestleMania XXVII: eine Vorschau



Heute Nacht ist wieder so weit. Das Wrestling-Jahr geht mit der Show überhaupt zu Ende - WRESTLEMANIA - wie immer strotzt WrestleMania nur so von Superstars, solchen die es noch werden wollen und Leuten die es nie waren.

Ich muss dazu sagen, dass es meine erste WrestleMania Nacht ist, die ich direkt live gucken kann. Und auch werde.  Doch, wird es wirklich (wie jedes Jahr behauptet wird) die beste WrestleMania aller Zeiten? Genau diese Frage werde ich jetzt im voraus zu beantworten versuchen.

Die Matches:

WWE Championship
The Miz © vs. John Cena

Wird als DAS Match des Abends gehandelt. Doch wenn man sich mal die Storyline anschaut dann kann man nur den Kopf schütteln. Da hat sich mal jemand so richtig keine Mühe gegeben. The Rock hätte ja eigentlich der Gastgeber des Abends sein soll. Aber nein, da wurde nix draus. The Rock kochte vor Wut während er über Satellit sein Publikum begeisterte. Ihr kommt nucht draus? Genau. Das Ganze ergibt vorn und hinten keinen Sinn. Auf einen Spannungshöhepunkt warte ich noch. Aber da John Cena eh der Überwrestler ist, denke ich, dass er auch gewinnen wird. Was wiederum schade um Awesome Miz ist, da dieser ein echt guter Wrestler ist.
Tipp: John Cena

World Heavyweight Championship
Edge © vs. Alberto Del Rio

Alberto Del Rio kam aus dem Nichts und gewann die Royal Rumble. Er selbst nennt sich "Der Auserwählte". Er hat seinen eigenen Ringansager und fährt regelmäßig mit einem Ferrari oder ähnlichen Kisten zum Ring. Also gar nicht arrogant. NEEEIIIINNN! Den Goldregen und seine goldenen Boxershorts möchte ich erst gar nicht erwähnen. Jetzt aber mal im Ernst. Der Typ ist so dermaßen unsympathisch und gewinnt meist nur durch Zufall. Da ist klar, dass der nicht unbedingt jugendfreie Superstar Edge ihn fertig machen wird. Hoffe ich zumindest. Für mich ganz klar DAS Match, auf welches ich mich am Meisten freue, da Edge einfach ein klasse Wrestler ist und es Spaß macht ihm zuzusehen.
Tipp: Edge

No Holds Barred Match
The Undertaker vs. Triple H

Rentner Wrestling YEAH! Aber diese Ansetzung gab es zumindest noch nie... Oder doch? Vor zehn Jahren standen die beiden schon einmal bei WrestleMania gegeneinander im Ring. Natürlich gewann der Deadmann. Zur Storyline kein Kommentar, denn es gab keine! Das Match hängt dieses Mal ganz klar vom Gesundheitszustand vom Taker ab. Der Sieger steht natürlich wie bei jedem WtestleMania Match mit dem Undertaker schon fest. Es geht also nur noch um die B Note. Nachdem die beiden Herren sich dann erst einmal quer durch die Halle gegrübelt haben, wird der Undertaker alles beenden und es wird 19:0 stehen. Punkt aus.
Tipp: Undertaker

Randy Orton vs. CM Punk

Für mich eines der Matches des Abends. Beide Kämpfer wissen genau wie man mit dem Publikum umgeht und wissen das zu nutzen. Randy, der übrigens neu Dauercamper ist, ist einfach ein genialer Wrestler. Hier freue ich mich einfach, da das bestimmt ein Augenschmaus der ersten Klasse wird. Auch hier ist die Storyline in
meinen Augen ein einziger Fail. Irgendwie zieht sich dieses Problem aber in dem Jahr durch die ganze WrestleMania Veranstaltung. Vielleicht mal neue Schreiber einstellen, Vince?
Tipp: Randy Orton

Special Referee: “Stone Cold” Steve Austin
Michael Cole (w/ Jack Swagger) vs. Jerry “The King” Lawler

Ähhmmm... Ja... Okay... Also... Puhh... Das ist ein bisschen schwer darüber etwas Schlaues zu sagen. Hier ist die Storyline ausnahmsweise ganz nett und Cole spielt ziemlich Klasse das A***. Die ganze Sache wird auf jeden Fall der Comedy Teil des Abends. Stone Cold wird aufzeigen, dass er bis Drei zählen kann und Jack Swagger eine zünftige Bierdusche verpassen.
Tipp: The King

Rey Mysterio vs. "Dashing" Cody Rhodes

Die mieseste Storyline die ich je gesehen habe. Das hat Ray eigentlich nicht verdient. So ein Müll! Möchte da auch nicht weiter darauf eingehen, da hier wirklich nicht nachgedacht wurde.
Tipp: Ray Mysterio

Lay-Cool & Dolph Ziggler vs. Trish Stratus, Snooki & John Morrison

Ahhhh! Diven Wrestling ... oder wie ich sage: Pinkelpause! Doch Moment mal - wer oder was ist Snooki? Kann man das essen? Nein! Sie trägt einen BH und ist aus ner MTV Reality Show entlaufen. Aber warum wrestelt die Dame an diesem Abend? Kann sie das überhaupt? Keine Ahnung! Und mir ist es auch egal, da ich eh aufm Klo bin!
Tipp: Trish Stratus, Snooki & John Morrison

WWE United States Championship
Sheamus © vs. Daniel Bryan

Storyline auch hier leider nicht wirklich vorhanden. Ganz klarer Favorit ist Daniel Bryan. Mehr brauch man nicht sagen!
Tipp: Daniel Bryan

The Corre (Wade Barrett, Heath Slater, Justin Gabriel & Ezekiel Jackson) vs. The Big Show, Kane, Santino Marella & Vladimir Kozlov

Über dieses Match könnte ich mich aufregen. Wade Barrett wurde zu sehr vernachlässigt und muss jetzt in so einem belanglosen Match antreten - welches übrigens auch ne komische Storyline hat. Aber das kennen wir ja mittlerweile schon. Santino Marella ist für mich einer der nervigsten Wrestler überhaupt. Deswegen bin ich ganz klar für The Core. Das ist ein junges Team die es drauf haben. Die sollte man fördern, ganz klar!
Tipp: The Core


Also, wenn man sich das Ganze mal zusammengefasst anschaut, dann sieht es eher nicht nach "der Besten WrestleMania aller Zeiten" aus. Doch dank Wrestlern wie The Rock, Stone Cold, dem Undertaker und Tripple H kommt ein bisschen Nostalgie in die ganze Sache. Vielleicht passieren auch Dinge, die wir uns gar nicht vorstellen können und am Ende ergibt doch alles einen Sinn. Ich werde es mir auf jeden Fall ansehen.

Übrigens, es wurden alle gefährlichen Glastüren entfernt da Justin Bieber erwartet wird. Hoffentlich gibt's dort ein Kinderparadies mit Bällchenbad. Nicht dass der Junge die ganze Zeit heulend bei Mami sitzen muss. Zur Not kommt der "Snop Doctor" und gibt ihm ein Trostpflaster.

WrestleMania ist in Deutschland in der Nacht von Sonntag auf Montag ab 01:00 Uhr auf Sky zusehen. .

30. März 2011

Der Ribéry wars... Los, hängt ihn höher!

Gestern Abend war Fussballzeit: Frankreich gegen Kroatien. Okay, zuerst wurde lecker in der Sonne gegrillt, dazu gabs dank "Radio Star Marseille" viel gute, laute Musik und Vorabinformationen zum späteren Spiel. Schon dabei wurde klar, einer wird keinen besonders gemütlichen Abend erleben: Franck Ribéry! Der Bayern Star sagte in einem Interview im Vorfeld der Partie: "Ich glaube, es wird Pfiffe geben.  Es wird passieren, aber ich muss das akzeptieren und weitermachen." Und gestern Abend war es dann soweit, sein erster Auftritt vor heimischem Publikum seit zehn Monaten. Zwischen seinem letzten Länderspiel am 26. Mai 2010 in Lens gegen Costa Rica und dem Test gegen Kroatien gestern Abend lag der desaströse und äusserst peinliche WM-Auftritt in Südafrika. Wir erinnern uns, der Herr Ribery tat sich dort als Rebell hervor und er führte die Meuterei gegen den allseits unbeliebten Nationaltrainer Raymond Domenech mit an. Zu Recht, wie ich meine!


Diese Aktion fanden jedoch nicht alle ach so wichtigen Menschen toll. Und so wurde Scarface Franck aus dem Kreis der Bleus verstossen und durfte erst am Samstag beim 2:0-EM-Qualisieg gegen Luxemburg zurückkehren. Aber schon im beschaulichen Kleinststaat gab es einen Vorgeschmack, was ihn im Stade de France gegen Kroatien erwarten dürfte. Denn zahlreiche der mitgereisten Bleus-Fans pfiffen ihn und den ebenfalls begnadigten Patrice Evra aus. Peanuts, denn in St. Denis/Paris warteten gestern Abend fast 80.000 auf den Revolutionsführer. Sogar die französische Sportministerin und UEFA Boss Michel Platini gaben vor dem Spiel noch ihren Senf ab und forderten lebenslange Sperren für Ribéry und Evra. Ein perfektes Timing. Aber eben, man geht auch in der französischen (Sport-)Politik gerne mit dem Wind. Denn nach Meinung vieler Franzosen war die WM-Mannschaft " das schändlichste Team das die Grande Nation je hatte". Kein Wunder wurde im Internet und in den Medien vor dem gestrigen Spiel Stimmung gegen Ribéry gemacht. In einer Umfrage der Zeitung "Le Parisien" zeigten sich noch kurz vor dem Spiel 72 Prozent der Teilnehmer "schockiert" ob der Rückkehr der Meuterer.

Für Ribery war es gestern das 50. Länderspiel und darum "etwas ganz Besonderes", wie er versichert hat. Im Vorfeld tat er viel um die Wandlung vom Bad Guy zum Good Guy gegenüber der Öffentlichkeit glaubhaft zu machen. Ribéry hat sich brav entschuldigt, eigene Fehler eingestanden und sich mit dem Teamkollegen Yoann Gourcuff ausgesprochen, mit dem er bei der WM in Südafrika heftig aneinandergeraten war. Aber eben, Fussballfans vergessen nur ungern und nicht alle nehmen Ribéry die Umkehr ab. Einige Anhänger riefen sogar dazu auf, die Equipe Tricolore von Trainer Laurent Blanc so lange zu boykottieren, wie Ribéry und Evra dem Team angehören. Im Vorfeld der Partie wurde darum spekuliert, Blanc könnte sich deshalb genötigt sehen, Ribery für 90 Minuten auf die Bank zu setzen. Nix da, Ribéry kam in der zweiten Halbzeit - noch vor Gourcouff. Und natürlich gab es Pfiffe, immerhin gelten Fussballfans allgemein als Opportunisten. Und so gab man dem ehemaligen Liebling das, was er scheinbar verdient hat. Piffe der Mannschaftsaufstellung, massive Piffe bei der Einwechslung, Piffe bei jeder Ballberühung und Piffe zum Schluss der Partie. Okay, nicht alle Fans leiden am Lemming-Syndrom, kurz nach seiner Einwechslung waren auch zahlreichen "Ribéry, Ribéry"-Rufe zu hören. Mit zusätzlicher Spieldauer wurden diese Rufe lauter und lauter. Die Piffe weniger und ich hab mir die Frage gestellt, was wohl gewesen wäre, wenn FR das Siegtor geschossen hätte... Oder wie Evra es vor dem Spiel auf den Punkt brachte: "Die, die pfeifen, sind die ersten, die nach dem Spiel mein Trikot wollen." Mir kämen da spontan auch Beispiele aus Aarau oder der Schweizer Nati in den Sinn, aber darum gehts heute nicht.


Übrigens, wie man locker mit offenen Anfeindungen umgeht, hat gestern Abend Kroatiens Coach Slaven Bilic gezeigt. Dem werfen die Franzosen nämlich seit 13 Jahren vor, dass er den französischen Coach Laurent Blanc um die Teilnahme am WM-Finale 1998 gebracht hat. Blanc sah damals nach Provokationen von Bilic und einer Ellbogen-Attacke seinerseits die rote Karte. Noch vor dem Spiel sagte Bilic zu diesem Thema: "Wenn sie mich hassen wollen: Kein Problem!". Es gab dann zwar gestern Abend ein paar Pfiffe, im Vergleich zum Ribéry-Bashing jedoch harmlos. Blanc und Bilic machten dann auch gleich von Anfang an einen auf gute Freunde und umarmten sich noch vor der Partie. Und nach dem Spiel gab es sogar ein paar nette Worte, laut Blanc ist die Affäre von damals siet gestern offiziell aus der Welt geschafft. Tja, jeder hat eine zweite Chance verdient, das sollte auch für Franck Ribéry und Patrice Evra gelten. 


PS1: Die neuen Marine-Shirts der Franzosen - gestern war Premiere - sind ja total genial. Leider derzeit nur noch in S und XXL lieferbar. Aber ich bleibe dran... 

PS2: Oh, der hochgelobte und allseits ach so beliebte SC Bern ist gegen Kloten also doch noch ausgeschieden? Wie schade aber auch... obwohl, wer interessiert sich schon für Randsportarten wie Eishockey - mitten in der Fussballsaison, bei fast 20 Grad.

25. März 2011

Sag mal, kennst Du Anna Schaffelhuber?

Nicht? Komisch. Aber jeder kennt Maria Riesch, Didier Cuche, Lindsey Vonn, Lara Gut oder Dominique Gisin. Dabei ist Anna Schaffelhuber mindestens genau so erfolgreich wie die eben genannten SportlerInnen. Bei gewissen Vergleichen sogar noch erfolgreicher. Nur, Anna Schaffelhuber hat im Gegensatz zu Riesch und Co. ein Handicap: sie ist seit ihrer Geburt gehbehindert und sitzt im Rollstuhl. Im Interview mit dem Monsieur Fischer Blog erklärt sie, warum es manchmal nervt, dass die Leistungen der Behindertensportler oft nicht so belohnt werden, wie andere Rekorde und Medaillen...

Der aktuelle deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière schrieb vor wenigen Tagen "Glückwunsch an Anna Schaffelhuber zum Gewinn der drei Weltmeistertitel in der Abfahrt, in der Superkombination und im Riesenslalom..." . Anna, wie fühlt es sich an, solche Post zu kriegen?

Ja, es fühlt sich wirklich sehr gut an zu wissen, dass die Leistung auch auf dieser Ebene Beachtung findet. Ich freue mich einfach, dies erreicht zu haben.

Seit den (par)olympischen Spielen Vancouver liest man Schaffelhuber hier und Schaffelhuber da. Für Nichtkenner des Behindertensports bist du quasi aus dem Nichts aufgetaucht. Wieviel Arbeit stand vor all diesen Erfolgen?

Es stand sehr sehr viel Arbeit davor. Ich habe wirklich in jeder freier Minute trainiert und alles andere hinter den Sport gestellt. Für mich war und ist es das wichtigste weiter zu kommen und diesen Sport zu betreiben. Und ich bin froh, dass sich das auch gelohnt hat und es wert war.

Du bist 18 und seit deiner Geburt gehbehindert, im Winter feierst sportliche Erfolge und auch schulisch läufts, Du stehst kurz vor dem Abi. Gab es trotzdem Zeiten wo du dich benachteiligt gefühlt hast?

Nein, im Wesentlichen nicht. Das einzige was man hier nennen könnte, wäre die bauliche Barrierefreiheit. Wenn man in öffentliche Gebäude wie z.B. in die Stadtbank oder zum Bäcker nicht reinkommt ist das schon ein sehr unschönes Erlebnis, was eigentlich ohne viel mehr Aufwand nicht sein müsste.

Wie bringt man eigentlich Spitzensport, Freizeit und Schule unter einen Hut? Ich stell mir das vorallem während den Wintermonaten ziemlich stressig vor...

Ja, das ist es auch. Freizeit steht auf jeden Fall hinten an. Ansonsten lerne ich mir alles selbst. Mit viel Disziplin funktioniert es. Aber es ist sehr sehr viel harte Arbeit.

Warum gerade der Skisport?

Weil Skisport einfach pure Freiheit für mich bedeutet und ich seit dem ich 5 Jahre alt bin einfach richtig viel Spass daran habe.

Und woher kommt die Lust auf Speed Disziplinen?

Das bedeutet Geschwindigkeit und Freiheit. Es beflügelt einfach und macht total viel Spass.

Du bist im gleichen Nationalteam wie die Weltcup Gesamtsiegerin Maria Riesch. Kommst ebenfalls aus Bayern, gibts Kontakte zu den Kollegen aus der nicht behinderten Ski-Szene?

Ja das gibt es. Man trifft sich zum Beispiel beim Training im gleichen Skigebiet oder auch bei verschiedenen Ehrungen. Somit sind wir auch bekannt miteinander.

Anfang April wirst du noch an den Schweizer Meisterschaften in St. Moritz teilnehmen. Zwei Fragen dazu: kennst du Silvano Beltrametti persönlich und welche Chancen rechnest du dir aus?

Ehrlich gesagt kenne ich ihn nicht persönlich. Es ist leider wg des Abitur auch noch nicht hundertpro sicher,dass ich nach St. Moritz fahre. Ich fahre dieses Wochenende nach Cortina zur Italienischen Meisterschaft. Ob ich dann nächste Woche noch fahre, ist noch nicht sicher. Ich zähle in St. Moritz wie auch in Cortina allerdings zum Favoritenkreis.

Du hast in den letzten 2 Jahren sehr viel erreicht, viele Auszeichnungen geholt. Was sind deine sportlichen Ziele?

Zunächst einmal gilt es, sich weiter an der Spitze zu etablieren und die Titel bei der nächsten WM 2013 zu verteidigen. Und für Sotchi 2014...eine Goldene bei Paralympics fehlt mir ja auch noch... :)

Und privat, da soll ein Jurastudium geplant sein. Warum gerade Jura?

Weil es mich schon immer sehr interessiert und mir Spass macht.

Wie siehst du die Akeptanz gegenüber Behinderten - heute 2011 in deiner Generation?

Wir werden genauso gleichwertig wie alle anderen anerkannt. Die Integration und auch die Vertretung in den Medien wird immer besser. Allerdings muss noch ein sehr großer Schritt in Sachen Medienaktivität und weitere Gleichberechtigung (wie z.B. bei Medaillenprämien usw.) getan werden. Auch wie oben angesprochen ist die bauliche Barrierefreiheit noch sehr im Rückstand.

Nervt es nicht manchmal dass du den gleichen Aufwand betreibst wie nicht behinderte Sportler, grosse Erfolge feierst - dann aber im Vergleich nur einen Bruchteil an Sponsorengeldern und TV-Minuten erhälst?

Ja, das nervt sehr. Wir haben auch einen sehr sehr großen Aufwand. Es gibt nur einen Unterschied... Wir haben zusätzlich zu dem Sport im Gegensatz zu den Nichtbehinderten die Schule u Arbeit zu managen!! Wo ist da die Fairness??

Zur Person:  Anna Schaffelhuber ist am 26. Januar 1993 geboren und 1,50 m gross. Sie hat zwei Brüder und wohnt mit ihrer Familie in Bayerbach, rund 50 Kilometer von Regensburg entfernt. Nach dem Abitur strebt sie ein Jura-Studium an. Die Musik ist eines der Hobbies der 18jährigen, wenn mal ein bisschen Zeit bleibt. Sie spielt Querflöte. Ihr Lieblingsland ist Neuseeland.

16. Februar 2011

Die gesammelten Werke des Gennaro G.

Nun gut, es läge natürlich nahe dass ich heute auch in das gleiche Horn wie all die Moralisten blase und den Gennaro Gattuso verdamme: "Gattuso Vaffanculo!" war noch einer der harmloseren Kommentare den man gestern Abend im Internet lesen konnte. Eben, es läge nahe dass ich da jetzt mitziehe. Immerhin ist es bekannt, das ich italienischen Fussball nicht wirklich mag und als Marseille Fan (spielen nächste Woche ihre CL-Partie gegen Man United) auch keine besonders gute Beziehung zum AC Milan pflege. Die uralten Geschichten als der FC Aarau im San Siro um den Sieg betrogen wurde, wollen wir an dieser Stelle jetzt nicht auch noch aufwärmen.... Aber, nein. Nix da mit Gattuso in die Pfanne hauen. Ich hab das Spiel gestern Abend gegen Tottenham gar nicht gesehen, die Brit Awards auf ITV1 waren mir irgendwie wichtiger als Fussball - gute Musik, noch bessere Show und viele üble Witze auf Kosten von Justin Bieber. This is England! 

Beim Zappen in einer Werbepause hab ich dann aber die Eskalation nach dem Schlusspfiff mitgekriegt und gesehen, dass Herr Gattuso kurzerhand die Nerven verloren hat. Warum wusste ich zu dem Zeitpunkt aber nicht, ebenso wenig, dass er während dem Spiel schon dem englischen Trainer Joe Jordan an die Gurgel gegangen ist. Er selber wurde aber scheinbar - so zumindest sah es in der Zusammenfassung von Sky aus - auch heftig angegangen und dann war da noch die Geschichte um Flamini und der Torwart der KO ging und und und. Kurz, scheinbar ein unterhaltsames Spiel. Aber auch wenn ich den Kick gesehen hätte, ich würde trotzdem nicht über den Gennaro hinwegziehen. Er gehört nämlich zu den ganz ganz wenigen italienischen Fussballspielern die ich echt gerne mag. Mir gefällt sein Stil Fussball zu spielen, seine Art den Ball zu verteidigen und natürlich die provokante Art. Zudem zähle ich ihn nicht zur Garde der sterbenden Schwäne, sprich einmal berühren und dann fällt der Spieler tot um. Nein, Gattuso ist ein Tier und - fast noch wichtiger - eine treue Seele: seit 1999 spielt er für RossoNeri. So etwas macht mir in der heutigen Zeit wo viele Fussballer den Club wechseln wie andere Leute die Unterwäsche Eindruck. 

Aber eben, dass Gennaro Gattuso kein Kind von Traurigkeit ist, lässt sich an dieser Stelle auch nicht wegdiskutieren. Darum, die gesammelten Werke des Gennaro G. Angefangen mit seinem Ausraster gestern Abend, gefolgt vom einen oder anderen Auftritt, welcher durchaus an einen Klitschko-Auftritt erinnert. Video ab! 














Und weil wir doch schon gerade so schön beim Thema sind, zum Abschluss noch ein "lustiges" Video mit den spektakulärsten Fouls und Rudelbildungen der Fussballgeschichte (Top 10 Football Fights and Fouls). Nichts für schwache Nerven, ohne Gattuso zwar, dafür mit meinem All Time verhassten Marco Materazzi. Viel Spass, Video ab! 

15. Februar 2011

"Hallo, mein Name ist Felix 2.0"

Promis bei Facebook? Ja klar, jede Menge prominente Menschen tummeln sich auf dem angesagten Netzwerk. Oft in Form einer sogenannten Fanseite, auf der man dann "Gefällt mir" anklicken kann und dann aber  meist nichts mehr passiert. Häufig wird diese Seite dann auch nicht von den Promis selber, sondern von Agenuren betreut. Aber eben, es gibt auch die andere, äusserst interaktive, Beispiele. Aktuellstes: Felix Magath, Trainer von Schalke 04. Eine Analyse der ersten Tage des virtuellen Felix 2.0.

Magath, vermeintlich ja eigentlich ein Trainer alter Schule, hat sich am letzten Mittwoch in die neue Online-Welt getraut. Seit knapp einer Woche verfügt der 57-Jährige also darum über eine eigene Seite bei Facebook. Die Reaktionen der Medien und der Fans sind weit überwiegend positiv. Der Mann, der nach eigenen Aussagen "Wert auf Distanz" legt, öffnet sich also virtuell und per Mausklick. Und mit grossem Erfolg: Über 105'000 Nutzer haben bis zum gestrigen Abend bereits auf seiner Facebook-Seite den "Gefällt mir"- Knopf gedrückt und sind so quasi mit ihm befreundet.

Magaths Engagement bei Facebook hat aber natürlich einen medientechnischen Hintergrund. Er wurde lange von Teilen der Fans für seine mangelhafte Kommunikation heftig kritisiert. Nun geht der Trainer in die Offensive und stellt neben Kommentaren und Fotos auch Videos auf seine Seite. Darin erzählt er, er sei "angetan und überwältigt von dem Echo", und er hoffe, "dass ihr merkt, das ich mit euch kommunizieren will." Ein durchaus guter Ansatz, auch wenn man nicht so wirlich weiss, wie wohl es dem Mann dabei wirklich ist. Natürlich dürfen auch Durchhalteparolen nicht fehlen:  Alle Beteiligten im Klub müssten nun "zusammen gegen den Rest der Welt arbeiten".

Erst gestern Abend kurz vor Mitternacht hat sich Magath zum letzten Mal bei seinen Fans gemeldet, direkt aus einem Hotel in Spanien:

"Jetzt gilt unsere Konzentration dem Duell mit Valencia. Unsere Mannschaft hat bei den Spielen der Gruppenphase gegen den letztjährigen Halbfinalisten Lyon gezeigt, dass sie mit großen Clubs mithalten kann. In den nun anstehenden K.O.-Spielen fehlt uns insgesamt vielleicht die nötige Erfahrung – aber wir dürfen uns denn...och eine gute Chance für das Erreichen des Viertelfinals ausrechnen. Drückt uns die Daumen!"

Dazu gab es dann ein Foto von der Medienkonferenz.  Nun, die Frage stellt sich - und kommt natürlich auch von den zahlreichen Kritikern - ,was bringt dieses Engagement und wie ernst ist es überhaupt gemeint?

Eines ist von vorne herein schon mal klar, Veränderungen bringen immer Kritiker hervor. Der Verein betonte inzwischen gegenüber den Medien, dass Magaths Auftritt eine "private Seite" sei, die der Trainer ganz alleine betreue. Es handele sich nicht um eine Vereinsseite und der Verein sehe nach wie vor keinen nachweisbaren Nutzen im Web 2.0. Zitat vom Schalker PR-Manager: "Facebook kan nichts, was es nicht schon seit fünf Jahren gibt". Hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen sag ich da nur. Felix Magath ist indess einen Schritt weiter als seine Chefs. Er wagt das Experiment Facebook. Das technische Equipement um sein Profil aktuell zu halten hat der Magaht, angeblich besitzt er drei Handys, eines davon ein Smartphone. Die Zeit wird zeigen, ob der Trainer 2.0 von den Sozialen Medien profitieren kann.

Klar, Magath ist nicht der erste Promi der sich aktiv auf Facebook tummelt. Ohne grosse Recherche kommen mir spontan Namen wie Roger Federer, Jana Ina Zarella, Emil Steinberger, Charlotte Engelhardt, Baschi, Philip Lahm, Bettina Dieterle, Markus Kavka, Dominique Gisin oder Juliette Lewis in den Sinn. Und - ebenfalls ohne nachzuschauen - bin ich der Meinung dass viele dieser Profile aktuell sind und von ihren Besitzern persönlich bewirtschaftet werden. Herausheben möchte ich dabei vorallem den Emil, der bei Facebook nicht nur fleissig, sondern auch witzig ist. Ebenso Dominique Gisin, sie ist auch bei Twitter aktiv und antwortet persönlich auf Anfragen. So gesehen kann man unterm Strich sagen, auch die Promis sind nur Menschen und warum sollten sie sich gerade beim Thema Facebook von den 600 Millionen anderen Menschen unterscheiden, die diese Internetplattform weltweit Tag für Tag nutzen? Let's come together!

PS: Falls SIE auch prominent (oder auch nicht prominent, aber zu faul oder zu wenig versiert in Sachen Social Media) sind und es dem Felix Magath nachmachen möchten. Dann drücken Sie einfach HIER und es wird Ihnen geholfen!

14. Februar 2011

Thommy, Hosni, Lara und Valentina

Da beschränkt man sich einmal ein Weekend lang auf ein Minimum an Bloggen und schon flippt die Welt aus. Hosni Mubarak gibt nach über 30 Jahren seinen präsidialen Job als Chef von Ägypten ab, Thomas Gottschalk will kein "Wetten dass..." mehr machen, Peter Alexander stirbt einfach ohne zu fragen, Bayern macht Punkte gut auf den BVB, Bern will AKWs, die Knarre bleibt im Schlafzimmerschrank, Lara Gut landet schon wieder auf dem vierten bzw. Didier Cuche auf dem zweiten Platz und als ob das nicht genug wäre ist heute auch noch Valentinstag. 


Aber der Reihe nach. Während in Kairo die Menschen auf die Strasse gegangen sind um einen Typen loszuwerden, werd ich den Eindruck nicht los, dass in Deutschland bald Demonstrationen gibt, die Thomas Gottschalk dazu bewegen sollen, bei "Wetten dass..." weiterzumachen. Es war ja ein wahnsinniges Medienecho, welches auf seine Rücktrittsankündigung gefolgt ist. Ich hab ja ehrlich gesagt damit gerechnet, die Sache mit dem verunfallten Samuel Koch ist Gottschalk irgendwie zu nahe gegangen, zudem kommt es ihm vermutlich gar nicht einmal soooo ungelegen, das ZDF-Flaggschiff nach all den Jahren zu verlassen und sich zu neuen Ufern aufzumachen. Klar, Gottschalk ist inzwischen "Wetten dass..." und eine Sendung ohne ihn wäre nicht mehr das gleiche. Daran ändert auch die - am Samstag einmal mehr - wunderhübsche Michelle Hunziker nichts. Bis Ende Jahr soll es mit Thommy weitergehen und danach? Ich würde die Sendung erst einmal auf Eis legen und mir Gedanken machen ob und in welcher Form es mit "Wetten dass..." weitergehen soll. Ganz ehrlich, den Pilawa kann ich mir persönlich als Nachfolger überhaupt nicht vorstellen. Hape Kerkeling wäre noch einer, aber sonst? Schwierig. Wir warten ab.

Next! Über die Abstimmungen von gestern muss ich an dieser Stelle eigentlich keine Worte verlieren. Das Volk hat gesprochen. Punkt. Dass die Berner übrigens Ja gesagt haben zu einem neuen AKW stärkt in mir die Hoffnung, dass es in Gösgen keinen weiteren Kessel mehr gibt. Erst gestern stand uns der bescheuerte Dampf aus dem Kühlturm wieder prompt vor der Sonne... Ich weiss, ein Einzelschicksal, aber als Befürworter von alternativen Energiemöglichkeiten ist dieses AKW Gösgen in meinen Augen sowieso ein uraltes Relikt.

Next! Die Rennen der Ski WM haben am Weekend Spass gemacht, spannende Abfahren sei Dank. Nur haben natürlich mal wieder "die Falschen" gewonnen. Dem Cuche stand einmal mehr ein glücklicher Kanadier in der Sonne, wie schon bei der WM vor 2 Jahren. Und seien wir ehrlich, wer erinnert sich noch an den Weltmeister von damals? John Kucera hiess er und inzwischen kräht kein Hahn mehr nach ihm. Bei den Frauen gabs mal wieder einen vierten Platz, was sonst. Vierte Plätze scheinen bei dieser WM unsere Spezialität zu sein. Herausgefahren hat ihn Lara Gut. Ich find die junge Dame ja mega. Frech, ehrgeizig, mit starkem Willen und doch sportlich fair. Die Journis beissen sich jeweils die Zähne aus an ihr: "Wo haben Sie die Zeit verloren?" - "Auf der Piste!" Richtig Lara, auf doofe Fragen gibts doofe Antworten.  Klar, dass sich Herr und Frau Bünzli da wieder aufregen und der Meinung sind, man müsse dieses junge Ding in die Schranken weisen. Aber da muss Lara durch, ehrgeizige Querdenker hatten es in diesem unserem Land noch nie leicht. Weitere Schweizer Medaillen in Woche zwei? Vermutlich Fehlanzeige. Eventuell der Zurli in der Kombi der Männer...

Next! Fussball wurde auch gespielt. Marseille hat gewonnen, Aarau lediglich getestet, Bayern gewonnen und der BVB Unentschieden gespielt. Kurz, in allen Ligen ist es irgendwie noch spannend, ich persönlich glaube nämlich, dass der Dortmund-Motor noch ins Stottern gerät. Obwohl ich dem Kloppo den Titel durchaus gönnen würde. Weit entfernt vom Titel ist derzeit GC. Scheinbar will die Stadt den Club tatsächlich vertreiben, Aarau und Emmenbrücke sollen als Exil in Frage kommen. Während man aus Luzern hört, dass man sich um die Züricher bemüht, herrscht in Aarau eimal mehr das grosse Schweigen. Gut, sind ja auch nur "ein paar" Zehntausend Franken frei Haus - warum also sollte man sich anstrengen und die Grasshüpfer aufs Brügglifeld locken? Im Hinblick auf das neue Stadion im Torfeld Süd fände ich persönlich eine Zusammenarbeit der beiden Clubs allerdings sehr erstrebenswert. Aber eben, ich habe da ja nix mehr zu sagen und wiederhole mich: wir warten ab!

Next! Heute ist Valentinstag. Was ich davon halte hab ich an dieser Stelle im Jahre 2007 schon niedergeschrieben. Daran hat sich nicht wirklich viel geändert, ausser dass dieser "Feiertag" in diesem Jahr an einem Montag stattfindet und darum wohl komplett untergehen dürfte. Obwohl, bei dem Wetter das wir aktuell haben, dürfte wohl so mancher Zeitgenosse schon heftig den Frühling spüren. Ich wünschte mir, dass es das in Sachen Schnee war für dieses Frühjahr. Die Stunden in der Sonne am Weekend haben sowas von gut getan und die teilweise lahmgelegten Lebensgeister wieder animiert. Aber bevor ich jetzt anfange übers Wetter zu schreiben, mach ich lieber Schluss für heute. Happy Valentine, oder so.

PS: Bin mal gespannt, welche Themen oder Textstellen sich der Content-Klauer heute herauspickt. Der fantasielose Pseudoschreiberling hat erst am Weekend wieder zugeschlagen, ganze Sätze, Ideen und Wortlaute mal schnell per "Copy and Paste" mitgenommen und schwupps hat man einen Blog, ein Facebook- oder Twitter-Account auch schon auf Vordermann gebracht.

9. Februar 2011

Schwulenhasser im Stade Vélodrôme?

Und da ist er schon, der nächste Skandal aus Marseille! Morgen Donnerstag müssen sich die Verantwortlichen von Olympique de Marseille vor dem Liga-Ausschuss verantworten: es droht eine drastische Strafe! Der Vorwurf, Marseille-Fans sollen wiederholt Homosexuelle diskriminiert haben. Zum letzten Mal am vergangenen Wochenende im Heimspiel gegen den Tabellenletzten Arles-Avignon. 

Was war passiert? Nun, sagen wir mal so. Marseille hat in letzter Zeit nicht so wirklich toll gespielt. In der Tabelle ist der Titelverteidiger derzeit "nur" auf Platz vier, mit 6 Punkten Rückstand auf den erstplatzierten LOSC. Noch viel schlimmer, Paris Saint Germain ist einen Punkt vor OM. Dann das Aus im Cup gegen Evian und überhaupt, schlechte Stimmung auf und neben dem Platz. Zu viel für die Fans! Mit ziemlich eindeutigen Plakaten wollten die Ultras, Winners und Co. ihren Spielern Feuer unter dem Arsch machen. Sprüche wie "Bougez vos culs!" oder "Bandes de Tafioles, soyez des hommes!" waren zu lesen. Auch bei anderen Spielen gibts immer mal wieder Gesänge wie "Sarkozy, c'est un PD, les Stéphanois c'est des PD...!" Und wenn man weiss, dass für die Marseillais PSG eigentlich nur PDSG heisst - ebenfalls eine Anspielung auf Schwule - dann lässt sich erahnen, dass es vermutlich nicht dass erste Mal gewesen sein dürfte, dass man in diesem Stadion faule Sprüche auf Kosten von Homosexuellen gemacht hat. 


Ein Zustand der verwundert. Gelten die Fans von Olympique de Marseille doch eigentlich eher als links und sympathisieren mit europäischen Vereinen wie St. Pauli oder Celtic Glasgow. Rassismus ist verpönt im Stade Vél, Homophobie wird scheinbar geduldet. Nun muss sich der Verein also vor der Liga verantworten, noch ist unklar welche Sanktionen in Frage kommen. Präsident Dassier hat sich inzwischen an die Fanclub-Präsidenten gewandt und die Aktionen vom Weekend scharf verurteilt. Ebenso hat er die Verwantwortlichen aufgefordert, selbstständig zu handeln und diskriminierende Aktionen im Keim zu ersticken. Obs was bringt?

Bemerkenswert an der Geschichte ist, dass der Fall von Paris Foot Gay aufgedeckt wurde. Ja, so etwas gibts in Frankreich, eine Vereinigung, welche sich um die Rechte und Anliegen von homosexuellen Fussballern kümmert. Mit direktem Link zum Fussballverband. Seit einigen Jahren habe man die Zustände in Marseille beobachtet, die Banderole vom letzten Samstag habe nun das Fass zum überlaufen gebracht, schreibt PFG in einer Medienmitteilung. Vorallem darum, weil in der Mittelmeer-Metropole nicht nur die Fans immer wieder mit negativen Äusserungen auffielen, sondern auch der Betreuerstab. In regelmässigen Abständen würden Schieds- und Linienrichter in ihren Protokollen festhalten, dass sie von der OM-Bank aus als Schwule beschimpft würden. Gastfreundschaft sieht anders aus. 

Und nun? OM hat seinen nächsten Skandal, die Vorbereitung auf das wichtige Spiel gegen Manchester United ist gestört und aufgrund von Verletzungen fehlen ein paar Teamstützen - vorallem Mathieu Valbuena! Die Fans haben ihren Ruf als die härtesten und gemeinsten (aber gleichzeitig auch kreativsten und treusten) des Landes wieder einmal zementiert, wenige Monate nachdem einer ihrer Anführer in Spanien zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, weil er sich in einem Fussballstadion lautstark gegen Faschismus in Reihen der Ordner geäussert hat... Widerspruch komm hervor, du bist umzingelt. Aber das ist Marseille, genau das ist Marseille... Und dafür liebe ich diese Stadt und ihren Verein - okay, natürlich nicht für die diskriminierenden Sprüche! Nein, ganz bestimmt nicht. Aber dafür, dass alles immer so schön chaotisch ist und zwar genau dann wenn man denkt, jetzt sei doch eigentlich alles in Ordnung. Immerhin ist man Meister, aktuell in der Tabelle Vierter und in der Champions League noch dabei. Und das nach x Jahren der Trostlosigkeit ohne Titel. Aber eben, hat man keine Probleme, dann schafft man sich eben selber. 

Die wenigen Idioten, welche nun mit ihren Spruchbändern für eine Anklage gesorgt haben gehören aus dem Verkehr gezogen. Der Ruf Marseilles als grosser Suppentopf mit vielen scharfen Zutaten, der immer am köcheln ist, aber nie überkocht, darf durch solche Aktionen nicht zerstört werden.