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11. November 2016

Ayyayaya Coco Jambo Ayyayai

Wer erinnert sich noch an die erfolgreiche, aber grottenschlechte, Eurobeat-Combo aus Deutschland? Deren Highlight, zumindest damals in meinen Augen, die blonde "Sängerin" T-Seven war, welche aber auch mehr durch ihren Auftritt im Playboy in Erinnerung geblieben ist, als denn durch ihre Sangeskünste. Aber mal ehrlich, eigentlich will ich ja an dieser Stelle auch nichts über diese Band oder deren Musik schreiben, welche längst im Giftschrank eingeschlossen wurde - und das ist gut so! Vielmehr hab ich gestern Mr. President gegoogelt und dann kam mir das obige Foto unter die Augen, obwohl ich eigentlich ein paar Infos über den neuen US Präsidenten haben wollte. Aber eben, die Vergangenheit holt einen immer wieder ein, so auch die Coco Jambo Truppe. Unterm Strich waren sie ja dann auch das kleinere Übel, als das, was man aktuell sonst so im Zusammenhang mit Mr. President hört und liest. 

Okay, nun ist Onkel Donald also gewählt, das Volk hat entschieden. Zwar hatte er genau von diesem Volk zwar weniger Stimmen erhalten als seine Konkurrentin Clinton, aber das amerikanische Wahlsystem macht es aus, dass das keine Rolle spielt und der Kandidat gewinnt, welcher mehr Wahlmänner mobilisieren konnte und das war in diesem Fall eben Trump. Ich selber habe im Vorfeld der Wahl gleich mehrere Wetten platziert gehabt, weil ich mir fast sicher war, dass ein dummes Volk einen solch dummen Menschen auch wählen wird. Und siehe da, gewonnen! Nun gut, es wird sich dann zeigen, was er von all seinen Androhungen umsetzen wird oder besser gesagt kann. Aber die Voraussetzunge für ein internationales Chaos zu sorgen sind zumindest gegeben, denn immerhin sind der ganze Senat und das Repräsentantenhaus in republikanischer Hand. Sprich, die winken die Entscheide von Trump im Normalfall dann eh durch. Ganz im Gegensatz zum bemitleidenswerten Obama, welcher in seiner Zeit das Parlament ja immer gegen sich hatte. 

Stellt sich also die Frage, was denn der Onkel Donald ab dem Januar so alles anstellen wird. Möglich ist schliesslich alles, denn so wirklich in die Karten schauen lässt er sich ja nicht. Die Mauer nach Mexiko? Vielleicht, aber tendenziell wohl eher nicht. Schulterschluss mit Putin? Ganz bestimmt. Nato-Rückzug aus Europa? Vermutlich, was mit enormen Kosten für die Nato-Staaten verbunden sein wird. Förderung der Stahl- ,Öl- und Kohleindustrie in den USA? Sehr wahrscheinlich. Einreiseverbote für Muslime? Eher nicht. Diese Liste liesse sich jetzt schier unendlich erweitern, da der Mann im Vorfeld der Wahlen so viel Müll erzählt hat, dass er vermutlich nicht selber einmal mehr weiss, was er alles versprochen hat. Aber eben, er hat das sehr medienwirksam gemacht und so ganz bestimmt für die nötige Wählerschaft gesorgt. Denn mal ganz ehrlich, wenn sich zum Beispiel in Deutschland Angela Merkel, Dieter Bohlen und Günter Jauch zur Kanzlerwahl aufstellen lassen würden, wer würde wohl gewählt? Ganz bestimmt nicht die Person mit der Erfahrung in Sachen Politik, sondern die beiden TV-Gesichter, die jeder kennt. Genau so war es in den USA, Trump hatte über Jahre seine eigene TV-Sendung und hat sich auch sonst clever vermarktet, kein Wunder also hat man den guten Onkel gewählt. Rassistische und frauenverachtende Sprüche hin oder her, dass viele Amis auch genau so denken, ist nicht neu.

Ich denke, dass eine Art Angst und Respekt vor der Zukunft durchaus berechtigt ist, in Panik verfallen sollte man dann aber doch nicht. Klar, die Welt steht vor einem grossen Krieg, aber auch das ist nun nicht wirklich neu. Schliesslich ist Trump nicht der einzige Kriegstreiber auf dieser Kugel. In genügend anderen Staaten sind ähnliche Idioten an der Macht, der Film "Idiocracy" lässt grüssen! Viel schlimmer finde ich, dass eine solche Wahl Auswirkungen auf anstehende Entscheide haben wird. In Frankreich gibt es bald Wahlen, Holland kommt bald, in Deutschland ebenfalls im nächsten Jahr, Österreich schafft es eventuell dann doch auch noch mal. Und meine Befürchtung ist nun, dass man sich da überall die USA als Vorbild nehmen wird und ultrarechte Politiker (zu denen ich Trump auch zähle) das Rennen machen werden: Le Pen, Wilders, Petry, Orban, Strache und Co. lassen grüssen. Ja am Schluss steigt der Blocher noch einmal aus der Gruft und tritt nochmal an. Und ich dachte, Halloween und die Zeit der Horrorclows wären vorbei. Gut, heute beginnt immerhin die Fasnacht, was solche Fratzen einigermassen rechtfertigt. 

Aber eben, malen wir nicht die ganze Wand gleich schwarz an, die Amis haben gewählt und jedes Volk verdient schliesslich seinen Präsidenten, den es auch verdient. In diesem Falle haben sie vermutlich eher die Arschkarte gezogen, aber tja, selber schuld. Ich bin zumindest sehr gespannt, was der Mann dann ab Mitte Januar alles anstellt und wie lange er wirklich im Amt ist, denn der CIA hat keine unerhebliche Macht, was Amtszeiten von Präsidenten angeht... 

In diesem Sinne, ein schönes und möglichst unpolitisches Weekend allerseits. Und ah ja T-Seven von Mr. President ist inzwischen als Radiomoderatorin und Countrysängerin unterwegs und sieht ein wenig anders aus als damals. Und sie trägt, zur Freude ihrer Mutter, endlich regelmässig Klamotten. 

Von CHR!S - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39206997

13. April 2012

Zu Ostern ist mir der Teufel erschienen!

Ja, der hat sich wohl im Tag geirrt. Oder gedacht, wenn der Chef schon mal tot ist, dann übernehm ich. Spass beiseite... Unter dem Titel "Andere Länder, andere Sitten..." hab ich an dieser Stelle um den Jahreswechsel herum über meinen ausführlichen Deutschland-Besuch berichtet. Inzwischen ist viel Wasser die Elbe runter geflossen und meine Beziehung zu Deutschland und seinen Menschen hat sich vertieft. Wow, das klingt jetzt aber auch... Aber ihr wisst schon was ich meine. Die Menschen und die Kultur näher und besser kennen- und lieben gelernt. Was durchaus ein Gewinn ist. Ich bin inzwischen sogar soweit, dass ich die Anti-Ossi-Sprüche von meinem Zyniker-Held und Hypochonder-Freund, Harald Schmidt, nur noch beschränkt lustig finde. Ja ja, so weit ist es schon gekommen. Aber darum geht es an dieser Stelle eigentlich gar nicht. Vielmehr wollte ich fragen, ob jemand weiss was zum Beispiel ein Osterfeuer ist? Ich habe es bis zum letzten Wochenende, ja es war zufällig das Oster-Weekend, nicht gewusst. Nun gut, am Samstag hab ich mich der Familie angeschlossen und wir sind - beladen mit ein paar Kurzen - beim Eindunkeln in einen nahegelegenen Wald spaziert und da war es dann: The One And Only Osterfeuer! Ein bisschen zu vergleichen mit unserem 1. August-Feuer. Nur, dass dieses in Schweta (Mügeln) doch etwes grösser war, als die Feuer, die ich von zu Hause her kenne. Organisiert wurde der Anlass passenderweise von der örtlichen Feuerwehr. Von der ich übrigens jetzt eine Mütze zu Hause habe. Danke an dieser Stelle dem freundlichen Spender! Der Anlass als solches bestand dann aus alten Freunden treffen, quatschen und trinken. Und frieren. Die Temperaturen waren eher winterlich, den Tag über hat es sogar noch geschneit. Aber eben, dank Glühwein und Cola Braun hielt sich das mit dem Kalthaben in Grenzen. 


Aber das Osterfeuer war nicht der einzige Spass der Reise. Radtour, täglich extrem leckeres Essen, eine einzigartige Eierlikör-Sahne-Torte, ein schier endloses "Mensch ärgere dich nicht"-Spiel (welches mich schier zur Weissglut gebracht hat!), HardCore-Grillen und lustige Leute im Zug.... um nur einige Beispiele zu nennen. Und es ging zum Beispiel auch noch nach Meissen. Ja, dieses Meissen, welches weltbekannt ist für seinen Porzellan. Die Manufaktur war sogar am Karfreitag offen, kein Wunder: Besucher aus der ganzen Welt tummelten sich im Inneren des wunderschönen Gebäudes. Eigentlich war es ja mein Plan, meiner Familie ein Stück Meissner Porzellan nach Hause zu bringen. Nun, die Preise waren dann aber so angelegt, dass es gerade mal für 3 Postkarten und 1 Poster gereicht hat. Wahnsinn. Da kauft man sich aber locker eine Vespa oder zum Teil einen Kleinwagen für diese Beträge. Aber, es wurde gekauft. Die Frauen an der Kasse hatten regelmässig Kunden, die was gefunden hatten. Und, nur so am Rande erwähnt, wir waren in der Outlet-Abteilung des Manufaktur. Aber wenn ein reduzierter, bemalter Porzellan-Fingerhut immer noch über 220 Euro kostet, dann ist das der falsche Spielplatz für Monsieur Fischer. Zudem ich immer Panik hatte, ich könnte mit meiner Schusseligkeit was umschmeissen. Schmeissen in Meissen, quasi. Die Stadt selber ist wunderschön! Umschlossen von der Elbe und unzähligen Weinbergen. Ich habe mir von meiner Bine (ohne E) sagen lassen, das Weinfest wäre toll. Zur Sicherheit hab ich schon mal das Datum notiert... 

Natürlich durfte auch dieses Mal ein Besuch in der Teufelsschänke in Strehla nicht fehlen. Wirt Hansi überraschte uns mit einer sehr leckeren Vorspeise: eingelegtes Kalbfleisch, mit Zwiebeln und Chili. Wow! Danach gab es einen tollen Fisch mit frischen Spargeln. Ah ja und da war noch der Schnaps... aber darauf möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. Es gab alleine im Restaurant um die 5 Schnäpse und zu Hause angekommen, waren die Nachbarn auch noch am feiern... wir hüllen über den Abend den Mantel des Schweigens! Nicht schweigen möchte ich über die Tatsache, dass uns der Wirt tolle (und auch traurige) Geschichten aus der DDR-Zeit erzählt hat, was sehr beeindruckend war. Zum Abschluss gab es dann noch ein Geschenk. Der Mann ist ein begeisterter und talentierter Zinn-Giesser. In seinem Lokal sind entsprechend ganz viele Zinnfiguren ausgestellt, aus verschiedenen Epochen. Und als alter Franzosenfreund hab ich dann zum Abschied eine wunderschöne Zinnfigur vom Sonnenkönig Louis XIV erhalten. Danke an dieser Stelle! 

Nun, was soll ich sagen. Seit ich wieder zu Hause bin hab ich den einen oder anderen Spruch gehört: "Und wo warst du über Ostern? Ah Ostdeutschland... naja...!" Ganz ehrlich, mit jedem Mal das ich da bin oder wir Besuch haben aus dieser Gegend, schlägt mein Herz heftiger und ich freu mich schon auf die nächste Reise. Kulturell und geschichtlich hat die Gegend so viel zu bieten, von der Landschaft her überzeugt mich dieses weite Land - ähnlich wie in Frankreich - viel mehr als diese Berge, die einem bei uns immer im Weg stehen und was die Menschen angeht, tja, das hatten wir glaub im ersten Beitrag zum Thema "Andere Länder, andere Sitten" schon mal, da könnten wir Schweizer uns im Bezug auf Gastfreundschaft oder auch Zufriedenheit eine ganz grosse Scheibe abschneiden. Und falls jetzt ein sturer Eidgenosse findet "Dann geh doch!", nun, ja gerne. Aber leider hat es die Wirtschaft im Osten Deutschlands nicht gerade einfach, so dass es schwierig werden dürfte einen guten Job zu finden. Trotzdem sieht man immer wieder innovative Leute, welche alte Liegenschaften zu neuem Leben erwecken. Und die Bine und ich haben da dieses uralte und wunderschöne Schloss gesehen.... hihi... Never Say Never Again! 

28. März 2011

Ich muss mich da mal einmischen

Gestern haben sie in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gewählt. Gut, man könnte jetzt sagen, was geht uns Schweizer das an. Aber seien wir ehrlich, wenn du im Aargau wohnst ist die Grenze zu Deutschland näher als die zum Wallis. Nicht einmal 30 Kilometer sinds zum Beispiel nach Bad Säckingen, da ist sogar die Hauptstadt Bern weiter weg. Entsprechend schau ich mir das jeweils gerne an, was die nördlichen Nachbarn so treiben. Gestern war grosser Wahltag und ich finde, sie haben es gut gemacht, die Schwaben und Badener... Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wird ein Grüner Ministerpräsident eines Bundeslandes, coole Sache! Bin gespannt, ob und wie der Herr Kretschmann die Politik verändert. Aber eben, das alles kann man ja in der Zeitung nachlesen. 


Mir sind gestern Abend vorallem die Wahlverlierer und mit ihnen die Köpfe der Bundesparteien aufgefallen. Wer ein bisschen zwischen ARD, ZDF und SWR umhergezappt hat, der durfte gleich mehrfach PolitikerInnen wie Andrea Nahles, Julia Klöckner, Guido Westerwelle, Kurt Beck und Co. bewundern. Und siehe da. Alle wussten uns die gleiche Geschichte zu erzählen: 

"Japan hat alles andere überlagert."

Diesen Satz gab es von allen Parteien in mehrfach abgeänderten Versionen. Wohl noch nie ist der Ausgang von Landtagswahlen so häufig durch ein externes Ereignis erklärt worden wie diesmal durch die Katastrophe am anderen Ende der Welt. Das Atomunglück in Japan habe die Wähler beeinflusst, die Unsicherheit aufgrund der Atomkatastrophe sei am Ergebnis schuld, die Bevölkerung sei verunsichert durch die schlimmen Nachrichten aus Japan... Bla bla bla. Ja klar, Japan hatte bestimmt einen Einfluss auf die Stimmabgabe, aber ganz bestimmt war es nicht der ausschlaggebene Grund für den Erfolg der Grünen. Schon vergessen zum Beispiel das Theater rund um Stuttgart21? Oder der gute Herr Brüderle, der zugegeben hat, dass die aktuelle AKW-Diskussion lediglich Wahlpropaganda ist? Oder die Guttenberg-Affäre? Studienplätze? Es gäbe noch viele Themen, welche die Wählerinnen und Wähler vermutlich dazu bewogen haben, nach fast 60 Jahren der CDU den Rücken zu kehren. Pech für den bisherigen Ministerpräsident Mappus, der den Job ja aber auch nur gekriegt hat, weil sein Vorgänger frühzeitig verschwunden ist. Immer wenn ich gestern den Mappus sah, kam mir übrigens Schweinchen Dick in den Sinn - so wie der fettig geglänzt hat - und ich hab Lust auf ein Schäufele mit Spätzle gekriegt. 

Komischerweise war gestern nur immer von der Atomkatastrophe in Japan die Rede, man könnte meinen es hätte da nie ein Erdbeben und einen schrecklichen Tsunami gegeben. Zumindest die doofe und dicke SPD-Tante Andrea Nahles hat diese beiden Naturkatastrophen erfolgreich aus ihrem Hirn gestrichen, wie sonst könnte sie sonst den folgenden Satz rauslassen: 

"Das Ergebnis im Südwesten ist ein Erdbeben. Schwarz-Gelb ist am Ende. Wir freuen uns sehr!"

Ich will ja nicht pingelig sein, aber als die dann noch von "einem günstigen Wind" im Zusammenhang mit der Zukunft der Atomanlagen sprach, da blieb mir nur noch ein Kopfschütteln. Okay, der Kopf hat eh den halben Abend lang geschüttelt. Auch diese CDU-Frau Julia Klöckner, ich weiss ja nicht welche aufputschenden Substanzen die sich reinpfeift - aber davon brauch ich auch was. In jede Kamera lächelnd, immer die gleichen Sätze aufzählend, von sich und vorallem der Partei überzeugt wie damals... und das, obwohl sie ihr Wahlziel ja eigentlich verpasst hat und inzwischen sogar - wie anbiedernd - den Grünen ein Gesprächsangebot zur Regierungsbildung unterbreitet hat. Tja, so sind sie die Politiker. Übrigens konnte man gestern Abend mal wieder vorzüglich Bullshit-Bingo spielen. Einfach die Floskeln der Politiker durchstreichen, sobald sie fallen: 

Ach ja, ein Blick in die Zeitungen hat sich heute morgen übrigens gelohnt. Es gab zahlreichen Kommentare von Experten und auch der Wutbürger hat sich in so manchem Medium zu Wort gemeldet. Den Vogel abgeschossen hat in meinen Augen aber die BZ und zwar dem folgenden - durchaus noch witzigen - Titel: 

"Wahlsieg: Japan lässt Grüne strahlen!"


13. Januar 2011

Geburtstagskinder des Tages: Die Grünen

Heute vor 31 Jahren, am 13. Januar 1980, wurde in Karlsruhe die Bundespartei "Die Grünen" gegründet. Grund genug für eine Rückblende auf stürmische Zeiten. So stürmisch, dass die Partei wegen eines Streits fast gar nicht hätte gegründet werden können. Die Basis konnte sich in Karlsruhe nicht einigen, die Zeit lief und lief. Kurz nach 17 Uhr nahmen Vertreter aus Hamburg das Zepter in die Hand und forderten einen sofortigen Gründungsbeschluss. Grund für ihr forsches Auftreten: sie waren der Umwelt zuliebe mit dem Zug in den Süden angereist und für kurz vor 18 Uhr war die Rückfahrt gebucht - sparsam mit einer Gruppentarif-Fahrkarte...

Ihren Anfang nahm die grüne Erfolgsstory allerdings schon ein Jahr zuvor. Mitte März 1979 gründeten in Frankfurt am Main rund 500 Delegierte zur Europawahl das Listenbündnis "Sonstige Politische Vereinigung DIE GRÜNEN". Dies war die Geburtsstunde der Turnschuhpartei noch vor der eigentlichen Parteigründung, denn die Europawahl 1979 brachte den politischen Durchbruch für Grün. Zu jener Zeit regierten in Deutschland SPD und FDP mit Bundeskanzler Helmut Schmidt an der Spitze. In der Opposition schielten CDU und CSU nach der Machtübernahme. Eine neue Partei wie die Grünen nahm also niemand ernst, sie wurde sogar belächelt. Doch der Impuls, der von der Gründung ausging, konfrontierte die bestehenden Parteien mit Themen wie Friedenspolitik, Umweltschutz, Emanzipation, Dritte-Welt-Politik. So gesehen veränderte die grüne Welle nicht nur den Politikstil, sie erhöhte auch die politische Beteiligung von Frauen in erheblichem Umfang. Eine Frau war auch die wichtigste Person in der Gründungszeit der Partei: die Friedensaktivistin Petra Kelly. Die privat übrigens kurioserweise eine Beziehung zum Ex-Bundeswehr-General Gerd Bastian führte.

In der Gründerzeit gehörten viele Idealisten aus unzähligen Interessensgruppen den Grünen an. Jeder wollte seine eigene Wahrheit ausleben und durchsetzen. Das Spektrum reichte von extrem Rechts bis ebenso extrem Links. Personen die der Partei eine ordnende politische Linie geben wollten, wurden von den Fundis verschiedener Flügel beschimpft und ausgebremst. Es kam zwangsläufig zum Kampf der Fundis gegen Realos (Realpolitiker). Letztere gewannen und führten die Partei zum Erfolg: Bei den Wahlen 1983 zog die Partei mit 5,6 Prozent zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag ein.

Der Zusammenbruch des Realsozialismus 1989/1990 und die deutsche Wiedervereinigung brachten die nächste Veränderung: Die Grünen schlossen sich 1993 mit der DDR-Bürgerbewegung "Bündnis 90" zusammen. Es war ein politischer Schachzug, der die Bürger der ehemaligen DDR zu potenziellen Wählern der neuen Grünen machen sollte, denn Umweltthemen waren damals in Ostdeutschland nicht sehr populär. Mit Erfolg: "Bündnis 90/Die Grünen" bildeten nach der Bundestagswahl '98 zum ersten Mal eine rot-grüne Regierungskoalition mit der SPD. Allerdings hat das Regieren die Grünen und ihre Politiker über die Jahre verändert. Vorbei die Zeiten der langen Haare, wilden Bärte und Turnschuhen. Grüne Utopien und politische Praxis liegen heute oft weit auseinander. Böse Zungen behaupten sogar, die Grünen von heute seien am besten noch mit der FDP der siebziger Jahre zu vergleichen. Seis drum, die Grünen haben das politische Umweltbewusstsein über all die Jahre verändert. In der heutigen Zeit kommt darum keine Partei mehr um Themen wie Ökologie oder Nachhaltigkeit herum. Darum, Happy Birthday "Die Grünen".

27. September 2010

Fremd ist der Fremde nur in der Fremde

Ein Zitat von Karl Valentin, dem Münchner Urgestein. Womit wir dann auch gleich beim heutigen Thema wären: München! Derzeit schaut mal wieder die halbe Galaxis auf die bayrische Hauptstadt - so zumindest sehen es die Münchner selber. Das Oktberfest hat die Metropole fest im Griff, bis zu 6 Millionen Gäste tummeln sich auf dem grössten Volksfest der Welt. Bierzelt an Bierzelt auf der Theresienwiese oder besser gesagt auf der Wiesn. Okay, das Fest hat schon was. Das gebe ich offen und ehrlich zu. In diesem Jahr wird ja mit einem traditionellen Anlass zudem das 200 Jahr Jubiläum der Wiesn gefeiert. München wie es singt und lacht. 


Aber München fasziniert sowieso immer irgendwie. Sei es durch das mediterrane Wetter, die lustige Bussi-Gesellschaft, Speis und Trank oder natürlich den Fussball. Wobei es im Moment für den FC Bayern ja nicht wirklich rund läuft. Der Saisonstart ist alles andere als gut verlaufen, man tummelt sich im Mittelfeld und vermisst schmerzlich Spieler wie Robben oder Ribéry. Da kommt das Oktoberfest gerade recht, die Journalisten scheinen benebelt und lassen die Truppe von Van Gaal vor dem Spiel gegen den FC Basel noch in Ruhe arbeiten. A propos Sportjournalisten: Bye bye Töppi. DIE Stimme des aktuellen Sportstudios im ZDF hatte am Samstag seinen letzten Einsatz fürs Fernsehen. Schade, der Typ hats über 30 Jahre lang einfach gebracht. Auch wenn er zwischendurch mal mit Puff-Besuchen, einem abgefackelten Haus oder Alkohol-Exzessen für Schlagzeilen gesorgt hat... in Sachen Sportkompetenz konnte Rolf Töpperwien schlicht niemand was vormachen. Tja und nun hat er sich frühzeitig pensionieren lassen und will sich nun der Familie widmen. Zum Abschluss gibts noch eine Art Biographie, welche ich mir natürlich direkt zulegen musste. Irgendwie kommt mir bei der Kombi München und Töppi das folgende Zitat in den Sinn:

Ein liederliches, sittenloses Nest voll Fanatismus, Grobheit, Kälbertreiber, voll Heilgenbilder, Knödel, Radiweiber...

... sagte einst der Schweizer Dichter Gottfried Keller über München. Gut, so unrecht hatte er ja nicht. Aber ich glaube das ist doch gerade der Charme der Stadt, erzkatholisch und trotzdem immer am feiern. Ein Feierbiest war auch Rudolph Moshammer, der hätte heute Montag auch Geburtstag gehabt.  Wie an dieser Stelle auch schon erwähnt durfte ich ihn vor einigen Jahren in München mal live erleben. Damals war ich in seinem Laden an der Maximilianstrasse und habe mich mit ihm über sein Buch unterhalten. Obwohl er beim Betreten des Ladens vermutlich auf den ersten Blick gesehen hat, dass ich vermutlich nichts kaufen werde, hat er mich äusserst freundlich empfangen. Zuvorkommend erzählte er über sein Buch, zeigte mir den Laden und stellte mir natürlich seine Hündin Daisy vor. Zum Schluss signierte er mir das Buch und verpackte es in einer tollen Tasche, mit seinem Logo drauf. Ich glaub, der Mosi war ein Guter. Er gründete die Stiftung "Licht für Obdachlose" und unterstützte die Münchner Obdachlosenzeitung BISS. Zudem übernahm er eine aktive Patenschaft für ein Suchtentwöhnungszentrum für Alkoholkranke. Daneben führte er sein schillerndes Leben, tja, zuminest so lange bis er von einem Stricher erwürgt wurde. Die Münchner Schickeria war kurzzeitig empört, allerdings hielt sich die Trauer nicht allzu lange. So wirklich gern hat man dann die Schwulen im tiefen CDU/CSU-Land halt eben noch nicht.

Aber zum Schluss noch einmal zurück zum Oktoberfest, welches ich in diesem Jahr leider auslassen muss. Aber das Bananenkisten packen und der Umzug ins Haus sind halt nun mal erste Priorität. Zudem reichts laut meinem Opa, wenn man das Fest einmal erlebt hat und sich dann neu orientiert. In Stuttgart soll es auch ein tolles Volksfest geben... Wir bleiben aber virtuell im München und weil ich es so beeindruckend finde hier noch ein paar Zahlen zur Wiesn 2010. Festhalten und staunen!

Marktstände: 292 
Schausteller: 268 
Gastronomiebetriebe: 116
Grosse Bierzelte: 14  
Total Sitzplätze: 105'000
Personal: 12'000
Toiletten: 1042 Sitzplätze/843 Meter Stehplätze
Bierausschank: 6,5 Mio. Liter
Hendl: 460'000
Haxn: 54'000
Ochsen: 104
Müll total: 1100 Tonnen
Fundsachen: ca. 4'600

Im Jahre 2001 nach dem 9/11 haben sich die Zahlen übrigens halbiert, ansonsten erreicht das Oktoberfest seit Jahren in etwa konstante Besucher- und Literzahlen. Diese Woche startet bei uns in Aarau noch die MAG - ebenefalls ein Fest oder besser gesagt ein Markt. Zwar im kleineren Rahmen, aber - sofern das Wetter mitspielt - ebenfalls gemütlich und durchaus amüsant. 

17. September 2010

Herne-West gegen Lüdenscheid-Nord

Am Sonntag ist es wieder soweit, es kommt in Deutschland zum Derby der Derbies... Schalke gegen Dortmund! In diesem Jahr steht das Spiel - wieder einmal - unter einem ganz besonderen Stern, einerseits haben die Schalker auf dem Transfermarkt zugeschlagen wie die Wilden - bislang aber ohne zählbaren Erfolg - und auf der anderen Seite ist Dortmund gut im Strumpf und hat angekündigt, dass die gelbschwarze Fanfront als Reaktion auf die erhöhten Eintrittspreise nicht in die Veltins-Arena fahren wird. Es ist also alles angerichtet für ein Derby der Spitzenklasse. Wer so ein Spiel übrigens einmal live erlebt hat - und ich hatte bislang zwei Mal das grosse Vergnügen - der wird dieses Erlebnis so schnell nicht mehr vergessen, zu eindrücklich die Stimmung auf und neben dem Platz. Da muss man nicht einmal Fan der einen oder der anderen Mannschaft sein um mitzufiebern. Bloss, woher kommt eigentlich diese extreme Rivalität der beiden Traditionsclubs aus dem Pott? Ein Blick in die Vergangenheit beantwortet offene Fragen - und zeigt auf warum man in Gelsenkirchen nicht so stolz auf das gelbschwarze Ortschild ist.


Das erste Derby steigt am 1925 am Stadtrand von Gelsenkirchen. In diesem Ur-Derby geht um die Ruhrgaumeisterschaft in der Kreisliga. Schalke siegt 4:2. Weil die Glückauf- Kampfbahn ausgebaut wird, weichen die Schalker in den Dreissigerjahren für zehn Spiele ins Dortmunder Stadion Rote Erde aus. Eine Rivalität gibt es zu dieser Zeit noch nicht. Erst 1943 schafft die Borussia den ersten Sieg über Schalke. Zum ersten Mal seit 1934 wird Schalke in diesem Jahr nicht mehr Westfalenmeister, die Spieler boykottieren die Siegerehrung. Die Zeit der Harmonie ist vorbei. Jetzt regiert Schwarz-Gelb im Revier. Dortmund wird zweimal Meister, Schalkes Titelgewinn 1958 sollte die letzte Meisterschaft bleiben - bis zum heutigen Tag!

In den ersten Jahren der Bundesliga erlebt Schalke Debakel um Debakel, es gibt ein 7 zu 0 oder ein 6 zu 2. Zeitweise feiern die Dortmunder Spieler - unter ihnen der spätere S04 Manager Assauer - schon in der Pause mit Sekt ihre Überlegenheit.  nicht zweistellig verliere. Schmerzhaft und legendär wird es 1969 für den in der Schweiz bestens bekannten Schalker Friedel Rausch. Nach einem Tor für Königsblau stürmen Fans den Platz, verfolgt von Schäferhunden. Die Hunde aber verfolgten nicht die Fans, sondern Rausch. Eine sechs Zentimeter lange Narbe auf der Pobacke erinnert den ehemaligen Luzerner Meistertrainer bis heute an dieses Rencontre. Aber der Hammer kommt erst noch: zum Rückspiel lässt Schalke Löwen auf dem Platz aufmarschieren. Zwischen ’67 und ’77 gibt es keinen Dortmunder Derbysieg. In den achtziger Jahren finden die großen Derbys nicht - da die Clubs in öfter Mal in verschiedenen Ligen spielen - nicht mehr auf dem Rasen statt, sondern auf der Strasse statt. Auf Schalke verbreitet die „Gelsenszene“ Angst und Schrecken, in Dortmund die „Borussenfront“ um Siegfried Borchardt, damals bekannt als „SS-Siggi“. Ich mag mich an ein Spiel erinnern, als wir, Ende der 80er Jahre, aus der Schweiz im Westfalenstadion zu Besuch waren und die Hooligans nur noch durch die Gegend rennen sahen. Aus sicherer Distanz versteht sich.

Im Dezember 1997 Jens Lehmann als Schalker den BVB-Fans das Weihnachtsfest, als er in der dritten Minute der Nachspielzeit als erster und einziger Bundesligatorwart ein Tor aus dem Spiel heraus erzielt, zum 2:2. 1999 wechselt Lehmann nach Dortmund. Die beschimpfen ihn als „Schalker“, für Schalker ist er ein „Verräter“. Von 1998 bis 2005 ist Schalke dann ungeschlagen. Beim 1:0 im Januar 2004 in Dortmund hält S04 Hüter Frank Rost zwei Elfmeter, Ebbe Sand erzielt in der vorletzten Minute den Siegtreffer. „Verdammte Scheisse!“, soll der Stadionsprecher geschrien haben. Erst im Mai 2005 gelingt der Borussia nach zwölf erfolglosen Derbys wieder ein Sieg. Nach dem 2:1 hängen die Fans ein riesiges Plakat mit dem Spruch „Gelbe Wand - Südtribüne Dortmund“ unter ihr Stadiondach. Das Banner verschwindet im November 2006 spurlos. Bis heute hält sich das Gerücht, Schalker Fans wären auf Diebestour gegangen.

Das letzte Kapitel der Rivalität heisst nun Christoph Metzelder, der von Magath zu Schalke geholt wurde. Das Interessante ist, dass dieser vor seinem Wechsel nach Madrid bis zum Sommer 2007 für Borussia Dortmund kickte – also in Lüdenscheid-Nord. Bloss, auf Metzelder sind sie beim FC Schalke gar nicht gut zu sprechen. Und das hat einen guten Grund: Im Jahr 2007 schickten sich die Gelsenkirchener zum ersten Mal seit 1958 die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Ohne Erfolg, das entscheidende Spiel gegen den BVB wurde verloren, die Häme im Pott war riesengross. Und Christoph Metzelder legte noch einen drauf, er liessT-Shirts drucken und da stand dann drauf: "Meister der Herzensbrecher – zweizunull". Die Anti-Schalke-Shirts gabs auf Metzelders Homepage zu kaufen. Aber das wer meint das wars, nein es gab noch einen drauf: die Dortmunder Fans liessen am allerletzten Spieltag dieser Saison ein Flugzeug über die Gelsenkirchener Arena fliegen, das ein Banner hinter sich herzog: "Ein Leben lang – keine Schale in der Hand." 

PS: Für die Dortmunder ist Schalke Herne-West – die Schalker nennen Dortmund Lüdenscheid-Nord. Schliesslich ist es nicht erlaubt, das "verbotene Wort" in den Mund zu nehmen.

21. September 2009

O'zapft is.... Facts & Figures

Jaja, am Samstag hat der Münchner OB Christian Udu diesen Spruch mal wieder lauthals ins Schottenhamel-Zelt gerufen und kurz danach war ein kräftiges "Ein Proooosit der Gemüüüütlichkeit" zu hören... Ich hab den Anstich in diesem Jahr kurz beim Bayrischen Fernsehen mitverfolgt. Zugegebenermassen mit etwas Sehnsucht nach der Wiesn. Denn, wer einmal da war den lässt das Oktoberfest-Virus so schnell nicht mehr los. Nun, in diesem Jahr dürfte die Zeit etwas knapp werden, in den nächsten Tagen stehen ein Hochzeitsfest inklusive Taufe an, zwei Geburiparties, es ist MAG in Aarau, meine DJ-Künste sind mal wieder gefragt und zudem bittet nach den Ferien auch die Ideen- und Textmanufaktur wieder um vermehrte Aufmerksamkeit. Also wenn, dann höchstens spontan... und wenn es halt nicht reichen sollte, dann ganz sicher im nächsten Jahr wenn das Oktoberfest sein 200 Jahr-Jubiläum feiert!!

Dass in diesem Jahr "erst" die 176ste Ausgabe über die Bühne geht liegt daran, dass Kriege, Krankheiten und Krisen 24 Mal dafür gesorgt haben, dass die Wiesn nicht stattfinden konnte. Ansonsten heisst es seit 1810 Jahr für Jahr einmal: "O'zapft is!". Allerdings übernimmt der Münchner Oberbürgermeister diesen Part erst seit Mitte des letzten Jahrhunderts, in Zeiten des Wirtschaftswunders hat der damalige OB diese Tradition ins Leben gerufen. Überhaupt wird beim Oktoberfest die Tradition hoch gehalten, sei es mit dem Einmarsch der Wirte, dem Münchner Kindl hoch zu Ross, der Volksmusik, den Lederhosen und Dirndl - einzig bei den Bierpreisen geht man mit der Zeit und passt sie Jahr für Jahr nach oben an. Der Durchschnittspreis für eine Mass liegt in diesem Jahr bei 8 Euro und 44 Cents. Dafür gibts aber immerhin einen Liter Bier, das im Schnitt einen 6 Prozent höheren Alkoholgehalt hat als das herkömmliche Bier. Das liegt daran dass die Produzenten extra für das grösste Volksfest der Welt ein Oktoberfestbier brauen, welches eine höhere Stammwürze aufweist.

Und wenn wir schon bei den Zahlen sind, hier gleich noch ein paar weitere Fakten die wegen ihrem Ausmass durchaus für Aufsehen sorgen dürften - Jahr für Jahr:
  • Die durchschnittliche Besucherzahl beträgt jährlich um die sechs Millionen. Der bisherige Rekord wurde 1985 mit 7,1 Millionen Besuchern erreicht.
  • Für 100.000 Personen stehen in den Zelten Sitzplätze zur Verfügung.
  • Jährlich arbeiten etwa 12.000 Personen auf der Wiesn.
  • Durchschnittlich werden jedes Jahr rund 60.000 Hektoliter Bier und knapp 500.000 Brathendl verkauft.
  • Schweinshax'n: 55'000 Stück und über 100 Ochsen.
  • Der Gesamtumsatz beträgt etwa 450 Mio €.
  • Toilettenanlagen: ca. 964 „Sitzplätze" & 878 Meter „Stehplätze“
  • 2,6 Millionen Kilowattstunden Strom in den 2 Wochen, dazu 197.126 Kubikmeter Erdgas und 105.756 Kubikmeter Wasser
  • Abfall: 745 Tonnen Restmüll, 48 Tonnen Altpapier und 326 Tonnen Speisereste.
  • Fundsachen: 4.600 Artikel.
Noch ein kurzes Wort zu eben diesen Fundsachen. Im vergangenen Jahr haben die Besucher nicht nur Brieftaschen, Schlüssel oder Handys verloren. Laut einer offiziellen Mitteilung der Veranstalter wurden auf den Fundbüro auch die folgenden Sachen abgegeben - kein Witz: 1 Rauhhaardackel, 1 Superman-Kostüm, 1 Taucherbrille, 1 Paar Skischuhe, 4 Eheringe, 1 Notenständer, 1 Feuerlöscher, diverse iPods und 1 Aluleiter. Für einmal war dafür kein einziges Gebiss dabei, was sonst in jedem Jahr zu den klassischen Fundgegenständen gehört hat.

Das erste Wochenende war laut den Organisatoren bereits ein grosser Erfolgt, von Wirtschaftskrise und Schweinegrippe liess sich das Partyvolk jedenfalls nicht vertreiben. So kam es dass ich bereits von zwei mir bestens bekannten Menschen SMS von der Wiesn gekriegt habe und über Facebook gabs auch schon die ersten Fotos vom Festbetrieb. Jaja, gebt es mir nur! Ich kann eigentlich gar nicht sagen, warum mich das Oktoberfest so fasziniert. Vermutlich ist es einerseits die Grösse, weil wir von Dimensionen reden die man sich gar nicht vorstellen kann wenn man sie noch nie gesehen hat. Andererseits muss man aber auch sagen, dass das Fest trotz seiner Grösse seinen Charme nicht verloren hat. Viele Gäste laufen in traditionellen Klamotten rum und es werden gemeinsam Volkslieder gesungen, oft begleitet von Blaskapellen. In der Schweiz würde man es "heimelig" nennen, ein Ausdruck der schwer ins Hochdeutsche zu übersetzen ist.

Was mir ebenfalls noch in sehr guter Erinnerung geblieben ist, das ist die Internationalität der riesigen Party. Beim Feiern auf den Festbänken schunkelt man mit Gästen aus Deutschland, Japan, Korea, den USA, Australien, Frankreich.... und diese Liste ist tatsächlich endlos. Gut, man kann jetzt sagen dass man so viele Nationen ja eigentlich in jeder Weltstadt trifft, stimmt. Nur, so richtig abfeiern wird man mit dem Australier oder der Japanerin wohl kaum, wenn man sie unter dem Eiffelturm trifft. Und dabei muss man nicht einmal unbedingt in einem der grossen Festzelte sein um es lustig zu haben. Der riesige Lunapark mit seinen Fahrgeschäften, eine Weinhalle, unzählige Ess-Stände, spezielle Wiesn-Parties in der Münchner Innenstadt, bis auf das letzte Zimmer gefüllte Hotels, beim Warten aufs Taxi oder die UBahn - egal wo, überall trifft man auf partywillige Menschen aus der ganzen Welt. Und ich muss sagen, zumindest in meiner Erinnerung waren alle diese Menschen sehr friedlich und gut gelaunt. In diesem Sinne zitiere ich gerne den Münchner OB Ude:
"Auf eine friedliche Wiesn 2009, Prosit!"

16. Juni 2009

Was es nicht alles gibt im WWW

Nun, in den letzten Tagen gab es neben den Unruhen im Iran, den Drohungen aus Nordkorea und der Schweinegrippe auch ein paar Sachen zum Lachen. Da war der Spanier Julian Simon, der beim Motorrad GP von Spanien als Führender gemeint hat er hätte schon gewonnen und schon mal gejubelt hat. Dabei hätte der gute Mann noch eine Runde mehr fahren müssen. Das Video dazu gibts hier! Gestern bei der U21-EM flitze ein komplett nackter Mann während dem Englandspiel gegen Finnland übers Feld. Auch hier gibts ein Video, ab ca. 2 Minuten 27 sieht man den Flitzer. Auch die Sendung "Wetten dass.." am Samstag soll für einmal wieder richtig gut gewesen sein, so zumindest berichten die Medien und verraten die Einschaltquoten. Ob es am Auftritt von Michelle Hunziker im Schweiz-Badkleid lag? Und da ist da noch der dumme kleine Junge Daniel, der sein Hundebaby Dyno im Klo den Abfluss runtergspühlt hat... ja, man ahnt es, auch dazu gibt es ein Video!

Witzig - obwohl das in dem Zusammenhang vielleicht schwierig zu verstehen ist - find ich auch die folgende Seite im Internet. Da macht eine Bestattungsfirma mit Sitz in Berlin Werbung für ihre Dienste. Und man achte einfach einmal auf den Namen der Firma, wie gesagt die Firma ist in Berlin zu Hause...


Würde mich nicht wundern, wenn die Firma Aarau Bestattungen in Zukunft auch plötzlich Aufträge aus der Aargauer Kantonshauptstadt erhalten würde, vielleicht von fanatischen Fussballfans?

Ein wesentlich angenehmeres Thema hat die Sängerin Amanda Palmer gestern geboten. Die Sängerin der Dresden Dolls hat den grossen Plattenfirmen bekanntlich ihre kalte Schulter gezeigt und kümmert sich seither selber um die Vermarktung ihrer Platten. Erst im Frühling war sie in der Schweiz zu Gast und hat einmal mehr ihr Publikum begeistert, wer gestern zur richtigen Zeit online war, der kam in den Genuss eines ganz besonderen Events. Amanda Palmer hat live aus ihrem Wohnzimmer persönliche Dinge versteigert, die sie nicht mehr braucht. Da gab es zum Beispiel das Kleid und die Strümpfe aus dem Video "Coin operated boy", signierte Vinylplatten, einen Teil ihrer Bühnendekoration, einen Dildo aus Glas, die Rotweinflasche welche sie während der Versteigerung mit ihrer Freundin geleert hat, getragene Nylonstockings aus einer Videoperformance, die Ukulele ihrer letzten Tournee und vieles mehr... Die ganze Versteigerung wurde live per Webcam über einen Livestream übertragen, gleichzeitig konnte über Twitter und Mail ein Gebot abgegeben werden. Ja, auch Monsieur Fischer hat was ersteigert um es dann im Büro seiner Ideen- und Textmanufaktur in Aarau auszustellen. Was es ist? Das bleibt natürlich noch ein Geheimnis...

26. Januar 2009

Ich liebe Deutscheland....

... ich liebe Deutscheland, ich liebe Deutscheland. Dieser Kulthit von Stephan Raab kam mir gestern Abend spontan in den Sinn, als ich das Spiel der deutschen Handballnationalmannschaft bei der WM in Kroatien gegen Norwegen geschaut habe. Ja, ich gebs zu, ich habe mich dabei entdeckt, wie ich den Deutschen die Daumen gedrückt und in den Schlusssekunden mitgelitten habe. Und das als Schweizer. Denn im allgemeinen gelten wir Eidgenossen ja eher als schwierig im Umgang mit unseren nördlichen Nachbarn. Das war ja hier im Blog während der Fussball-EM schon mal Thema, ich tu dieses Getue der Schweizer eigentlich immer mit schlichtem Neid ab. Denn wir schauen schon häufiger etwas eifersüchtig zu unserem "grossen Bruder" hoch.

Nun, ich hab kein Problem mit Deutschland. Im Gegenteil sogar. Habe ein paar gute Menschen aus D kennengelernt, viele schöne Tage und Stunden da verbracht, höre viel deutsche Musik, lese deutsche Presse, schaue deutsches Fernsehen, liebe die Bundesliga und mag Currywürste! Als Kind hatte ich sogar ein Shirt der deutschen Fussball-Nationalelf. Für die Geschichtsbücher: das waren die Zeiten von Breitner, Littbarski, Toni Schumacher und Co. Seit der EM hab ich wieder so ein Shirt (wenn es "meine" Franzosen ja nicht ins Final geschafft haben) und gestern hätte ichs vor der Flimmerkiste fast noch angezogen. Die Handballer - die Schweizer sind ja mal wieder nicht dabei - haben sich toll in dieses Turnier gespielt und trotz vielen Verletzten gezeigt, was mit Willen und Kampf möglich ist. Von diesen Tugenden könnnte sich so manche Sportmannschaft eine Scheibe abschneiden. Nun, die Partie lgegen Norwegen lief nicht so wirlich für das Team von Michael "Mimi" Kraus, Pascal "Pommes" Hens und Heiner "Schnauzer" Brand. Die Entscheidung fiel in den Schlusssekunden.

Und leider haben nicht die Spieler die Partie entschieden, sondern die Schiedsrichter aus Slowenien. Mit unqualifzierten Entscheidungen wurde den Deutschen die Chance zum Siegtreffer verwehrt, ob sich das Team nun für die Halbfinals qualifiziert stellt sich im letzten Spiel am Mittwoch heraus. Das war zu viel für den Bundestrainer, Heiner Brand. Im Stile von Rumpelstilzchen rannte er zum Schiri-Duo - welches laut Handballexperte Markus Bauer während der EM in Kroatien öfters in Bars beim Saufen als auf dem Spielfeld anzutreffen ist - und liess seinem Frust freien Lauf. Aber schaut doch selber und ich wette, dieser Film - norwegisches TV übrigens - taucht in den Bildern des Jahres dann wieder auf.



Ach ja, falls es im Halbfinal oder gar im Finale zum Gipfeltreffen gegen die Franzosen kommen sollte, würde mein Sportherz wohl auf eine harte Probe gestellt. Schliesslich hab ich les Bleus schon ein paar Mal live gesehen und Jackson Richardson (ehemals Vitrolles/Marseille und Grosswallstadt) war lange mein Lieblingsspieler.