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3. April 2012

"La Rafle": Unbedingt hinschauen!

Es gibt viele Filme über die Verbrechen der Nazis. Sehr viele. Ernst gemeinte, solche wie der von Tarantino und blutleere, in denen es nur um die Action geht. Doch nur wenige beleuchten die Rolle der Franzosen in dieser düsteren Epoche. "Die Kinder von Paris" tut es.

In Frankreich ist die Auseinandersetzung mit der eigenen politischen Schuld des 20. Jahrhunderts lange tabu geblieben. Den selbstkritischen Blick auf die Verstrickungen in den Algerienkrieg hat die Grande Nation ebenso Jahrzehnte herausgezögert wie jenen auf die Kollaboration mit den Nazis. Vor allem das vorauseilende Mittun bei der Judenverfolgung – von den Massenverhaftungen bis in die Gefangenenlager der französischen Miliz – wurde 50 Jahre lang totgeschwiegen. Erst Jacques Chirac hielt am 16. Juli 1995, dem 53. Jahrestag jenes Ereignisses, das "La rafle du Vel’d’Hiv" die Geschichte eingegangen ist, eine Rede und entschuldigte sich für die Gräueltaten. Diese Stunden der Finsternis, die mit der Massenverhaftung von knapp 14.000 Pariser Juden begannen und zur Internierung von 7000 Juden im Winter-Velodrom am Eiffelturm führten, dauerten fünf Tage. So lange wurden die jüdischen Familien dort ohne Nahrung und medizinische Versorgung interniert, bevor sie in Lager ausserhalb von Paris gebracht und später in Auschwitz ermordet wurden. Heute ist das Vélodrome d’Hiver längst abgerissen; ein schlichtes Mahnmal an der Seine erinnert an die Razzia, mit der 9000 französische Polizisten den, so Chirac, "kriminellen Wahn der Besatzer" eifrig exekutierten.


Der Film erinnert in Aufwand und Machart an Steven Spielbergs Schindlers List – nur dass den französischen Juden kein barmherziger Retter wie der Fabrikant Oskar Schindler zur Seite stand. Tatsächlich sind fast alle der 75.000 an die Deutschen ausgelieferten französischen Juden in den Konzentrationslagern umgekommen. Zudem endet der Film nicht in Auschwitz, sondern im Lager Beaune-la-Rolande südlich von Paris, wo die Familien brutal getrennt werden, bevor der Transport in Güterzügen nach Auschwitz beginnt. Für die Vergegenwärtigung des Schreckens wurden das Velodrom und das Lager in Ungarn aufwendig rekonstruiert und Tausende von Statisten verpflichtet.

Die Handlung wird im Wesentlichen von der aus Quellen überlieferten Figur einer christlichen Krankenschwester (Mélanie Laurent) getragen, die einen jüdischen Arzt (Jean Reno) und die Familien ins Lager begleitete. Zudem blickt der Film mit den Augen des elfjährigen Joseph (Hugo Leverdez) auf die mit Wucht einstürzenden Ereignisse – von der Razzia am Montmartre bis zum Leben im Lager. Der heute 80-jährige Joseph Weismann ist einer von drei Zeugen, den Regisseurin Roselyne Bosch, früher Reporterin beim Nachrichtenmagazin "Le Point", in mühevollen Recherchen ausfindig machte. Die bei der Razzia inhaftierte Anna Traube kam noch aus dem Velodrom frei, Joseph Weismann konnte aus Beaune-la-Rolande fliehen. Der dritte Zeuge ist ein Feuerwehrmann, der mit dafür sorgte, dass die eingeschlossenen Juden im Velodrom wenigstens Wasser aus Feuerwehrschläuchen bekamen.

Für französische Augen besonders schockierend: Bosch zeigt die extreme Gewalt der Milizionäre gegen Frauen – auch dafür hat sie Zeugenaussagen gesammelt –, während die deutschen Besatzer meist im Hintergrund agieren. Aber es gibt auch die Feuerwehrleute, die ein Erbarmen haben, die Identifikationsfiguren der Krankenschwester und des Arztes, und es gibt die vielen nichtjüdischen Franzosen, die Juden vor dem Zugriff der Milizionäre versteckten. Auch das ist historisch überliefert, und es belegt eindrucksvoll, dass die Franzosen anders als die Deutschen keine Täternation, sondern eine Opfer- und dann auch Mittäternation waren. Nach dem Willen der Deutschen sollten an jenem 16. Juli 1942 im Rahmen der Operation Frühlingswind 28000 Juden inhaftiert werden. Nach zwei Tagen Razzia waren und blieben es weniger als die Hälfte – das trostreiche Faktum wird im Abspann genannt. Überhaupt setzt "Die Kinder von Paris", als Gedächtnisarbeit wuchtig und ehrenvoll, auf Emotionen der einfachen Art. Die Guten sind sehr gut, die Bösen sehr böse, und bei der gewaltig ausgemalten Razzia ist es einzig eine Bäckersfrau, die zeternd die antisemitische Anfeuerin gibt. Im Lager gibt es herzzerreissende Szenen von Kindern, die den Lastwagen entgegenrennen, weil sie glauben, dass sie dort ihre Mutter wiedersehen. 

Diese rustikale Inanspruchnahme der Publikumsgefühle hat der Regisseurin in Frankreich einige Kritik eingebracht, auf die sie im Gespräch noch immer hochsensibel reagiert. Ihren "Idealismus" will sie von niemandem infrage gestellt sehen, erst recht nicht von "Zynikern", die ihr vorwerfen, vor allem auf die Tränendrüsen zu drücken. "Ja, es ist normal, über diese Familien zu weinen", sagt sie. und weiter "Kein Film kann so tragisch sein wie die reale Geschichte".

"Die Kinder von Paris / La Rafle" gibt es auf DVD oder bei Swisscom TV als Mietfilm.

22. Februar 2012

I Am Oak? Ja, gibts. War gestern in Aarau.

Easy Listening. Folk. Hip Hop. So beschreibt sich "I Am Oak" auf MySpace. Gestern Abend war Frontmann Thijs Kuijken zu Gast in der Tuchlaube Aarau. Nach gut 2 Stunden hatte man ein gutes Konzert erlebt, welches unterm Strich aber am ehesten ins Genre Easy Listening passt. So wirklich passt die Beschreibung nicht auf das Schaffen Herr Kuijken. Zauberhaft, warm und düster zugleich oder verträumt träfen da schon eher zu – aber das sind nun halt leider keine Musikstile. Er selber wirkt auf der Bühne wie eine Mischung aus Steve Jobs und Steve Urkle. Ein bisschen Nerd, ein bisschen schräg - aber durchaus mit einem guten Humor. So reagierte er auf einen schlecht recherchierten Bericht in der Aargauer Zeitung, nach welchem er gestern Abend hätte mit seiner Freundin auftreten sollen, dass er durchaus eine Freundin habe und mit ihr auch alles in Ordnung sei, sie aber heute nicht in Aarau sein könne. 


Der Songwriter aus Utrecht (Holland) hinter der Formation "I Am Oak" erschafft mit Hilfe weniger Instrumente und minimalistischen Beats einen ganz eigenen Sound. Eine grosse Erleichterung hierbei liefert mit Sicherheit seine Stimme. Ein Organ voller Ruhe und Kraft, gleichzeitig aber zerbrechlich und weich und fesselnd. "Die Verschrobenheit von Bon Iver trifft auf den ausgefuchsten Minimalismus von The Black House und die traumgleiche, federleichte Entrücktheit von Beach House." So hiess es auf dem Promozettel. Die Schreiber liegen damit gar nicht so daneben. Vor allem die Fachpresse äussert sich in der Vergangenheit nur positiv über den Holländer und zB dessen Debütalbum "On Claws". Die Zeitschrift OOR bezeichnet es als "phantastisch!", der Kolumnist Nico Dijkshhoorn fand es "wunderschön" und erklärte es 2012 zum "besten niederländischen Album des Jahres". Auch 3VOOR12 lassen sich zu der Aussage hinreissen, die Platte sei das "beste niederländische Folkalbum des Jahres".

Kaum ein Jahr nach "On Claws" erschien im Juni 2011 der Nachfolger "Oasem" – was in niederländischem Dialekt so viel wie "Atem" heißt. Ausgesprochen klingt es ähnlich wie "awesome". Absicht oder Zufall – beide Assoziationen kann man so stehen lassen. Auf dem Zweitwerk geht es etwas elektronischer zu als beim Erstling, von seiner gefühlvollen Stimmgewalt hat Kuijken aber nichts eingebüsst. Inzwischen gibt es mit einer EP bereits den dritten Release. Mit diesem tourt Thijs derzeit durch Europa, gestern mit Stop in Aarau. Erst sein dritter Stop in der Schweiz, sein zweites Konzert in unserem Land. Wiederum hat die Tuchlaube ihren Gästen ein Gratiskonzert angeboten, für einmal nicht an einem Montag - aber der Dienstag war nicht schlechter. Okay, I Am Oak war eher ruhig, aber dem Publikum hat es gefallen. Die Stimmung war nicht ganz so gelöst wie zum Beispiel noch bei Peter Katz, aber man kann die beiden Künstler auch nicht vergleichen. Fazit: schöne Musik, ein schräger Kauz - weiter so! Schon am kommenden Sonntag geht es weiter mit den Events in der TL: "Entschuldigen Sie meine Störung", der Twitterer Vergraemer (bürgerlich Jan-Uwe Fitz) liest aus seinem Roman, am 12. März wieder eine kostenloses Montagskonzert mit Fiona Sally Miller und Woodpecker Williams, bevor es dann im April gleich zwei Konzerte gibt. Chapeau, Tuchlaube Team - so macht es Spass! 

8. Februar 2012

Kino im Aarauer Untergrund

Heute gibts eine Art Veranstaltungshinweis. Eine gute Sache, wie ich finde. Filmfans aufgepasst, in Aarau gibts demnächst Kino auf eine ganz besondere Art und Weise zu erleben: Unter dem Motto "Kino im Untergrund" startet das Stadtmuseum Aarau eine kleine Filmreihe in den Meyerstollen.


Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem One Minute Film & Video Festival Aarau im letzten August, startet das Stadtmuseum Aarau in Kooperation mit dem Freien Film Aarau eine kleine Filmreihe im Aufschluss Meyerstollen. "Kino im Untergrund" zeigt alle zwei Monate einen Spielfilm, der hervorragend in den Aufschluss mit seiner rohen Felswand passt.

Die Felswand spielt neben den Filmen die zweite Hauptrolle: Der feinkörnige Sandstein dient nicht nur der Atmosphäre, sondern ersetzt auch die Leinwand: Die Filme werde direkt auf den Felsen projiziert, womit die Filme eine zusätzliche Dimension erhalten. Zusammen mit der spannungsfördernden Akustik garantieren diese Voraussetzungen ein einmalig intensives Filmvergnügen.

Zu sehen sind Filme, welche mit der speziellen Atmosphäre des "Aufschluss Meyerstollen" eine fesselnde Symbiose eingehen. Den Start macht am Donnerstag, 16. Februar, der norwegische Film "Trollhunter", welcher letztes Jahr am Sundance-Filmfestival lief und international grosse Beachtung fand. Der Film bietet eine bunte Mischung aus Action, Abenteuer, Suspense und Horror: Ein Studententrio macht sich mit einer Videokamera auf, um in den kalten Wäldern Norwegens mysteriöse Todesfälle aufzuklären. Der Thriller, der mit seinen dokumentarisch wirkenden Aufnahmen das Unfassbare noch packender macht, glänzt mit schwarzem nordischem Humor und einer gehörigen Portion spannendem Schauer.

Schaurig soll's dann auch weitergehen. Am 19. April wartet ein Höhlenthriller auf das Publikum und am 21. Juni kommt das Grauen aus den Weiten des Universums in den Aarauer Untergrund.

Mit dem Projekt "Kino im Untergrund" will das Stadtmuseum den aussergewöhnlichen Raum nochmals einem breiteren Publikum zugänglich machen. Die einzigartige Atmosphäre und die spezielle Architektur der drei Kavernen laden dazu ein, mit Bild und Ton zu experimentieren und den Besucherinnen und Besuchern ein einmaliges Erlebnis zu bieten. Aus diesem Grund will das Stadtmuseum Aarau den Aufschluss Meyerstollen auch anderen Kultursparten zur Verfügung stellen. Für dieses Halbjahr ist das Medium "Film" zu Gast, im zweiten Halbjahr 2012 sollen dann Musik und Tanz folgen.

11. Januar 2012

Intouchables - Ziemlich beste Freunde

Erinnert Ihr euch noch an die Ch'tis? Ich hab den Film inzwischen gegen 10 Mal gesehen, davon einmal auf Deutsch und ich amüsiere mich wohl auch beim 11ten Mal noch. Eine herrliche Komödie aus Frankreich. Und nachdem es seither ein bisschen ruhig war - zumindest hier in der Schweiz - in Sachen lustigen Filmen aus unserem westlichen Nachbarland kommt nächste Woche ein Meisterwerk in die Schweizer Kinos: "Intouchables - Ziemlich beste Freunde" ist mit 16 Millionen Zuschauern in Frankreich der erfolgreichste Film des Jahres 2010. Seit letzter Woche läuft „Ziemlich beste Freunde“ auch in deutschen Kinos und erreichte bereits am ersten Wochenende fast 300 000 Kinozuschauer. Seit dem Start von „Asterix bei den Olympischen Spielen“ im Januar 2008 konnte kein französischer Film mehr im deutschen Kino ein solches Ergebnis reissen.Und ein Muss auch für alle Schweizer Fans von gehaltvollem, französischem Humor. 

Ausgangspunkt für „Ziemlich beste Freunde“ ist eine wahre Geschichte: 2004 haben die Regisseure eine Doku gesehen, welche sie wohl sehr beeindruckt hat. Der Film hiess ‚À la vie, à la mort’ und erzählt von einer äusserst unwahrscheinlichen, aber eben wahren, Begegnung. Philippe Pozzo di Borgo, adelig, reich, erfolgreich, ehemaliger Werbeleiter für die Champagnermarke Pommery, hatte mit 42 einen Segelflug-Unfall erlitten, der ihn querschnittgelähmt zurückliess. Kurze Zeit später starb seine Ehefrau, er blieb allein mit zwei adoptierten Kindern. Abdel, ein Schwarzer nordafrikanischer Herkunft, wurde als Betreuer engagiert. Dieser Mann aus einer ganz anderen Gesellschaftsschicht wurde ihm bald eine nicht mehr wegzudenkende Lebensstütze. Dabei kam Sozialhilfeempfänger Driss nur in Philippes Stadtvilla vorbei, um eine Unterschrift zu holen, die belegt, dass er sich um die Stelle als Pfleger beworben hat. Echtes Interesse hat Driss daran nicht. Rotzfrech will er den Besuch so kurz wie möglich halten. Mitleid für den Rollstuhlfahrer hat der Ex-Häftling keines. Und genau das ist es, was Philippe sucht! Driss bekommt die Stelle, zieht aus dem Armenviertel in die Villa und macht aus dem griesgrämigen Geldsack wieder einen lebensfrohen Menschen ...


Die Filmemacher besuchten Philippe Pozzo di Borgo in seinem heutigen Domizil in Essaouira in Marokko: „Dieses Treffen hat alles entschieden, denn er erzählte uns auch das Ende der Geschichte, das in der Doku nicht vorkam. Seine Bedingung: ‚Ihr müsst einen witzigen Film daraus machen, diese Geschichte kann man nur mit Humor erzählen." Gesagt, getan.  Das Duo fand mit Omar Sy einen genialen Hauptdarsteller, der Mann ist ein Naturereignis. Die Lebensfreude und Freundlichkeit, die er mitbringt, seien unbezahlbar. Und weiter: "Als Gelähmten Philippe wünschten wir uns, um ehrlich zu sein, zunächst Daniel Auteuil. Der konnte nicht, weil er gerade einen Film inszenierte. Zufall, dass Daniel und François Cluzet denselben Agenten haben. Innerhalb von fünf Minuten war alles geklärt. Heute können wir uns den Film ohne François gar nicht vorstellen." 

Die Macher, Eric Toledano und Olivier Nakache, haben sich übrigens einst im Ferienlager kennengelernt. „Wir waren dort Animateure“, erzählte Eric einer französischen Kinozeitschrift, „und haben schnell gemerkt, wie sehr wir beide das Kino lieben. Für mich war es schon als Kind ein Lebenselixier, ein Mittel, meinen Horizont zu erweitern.“ Auch Olivier war seit jeher ein Filmverrückter: „Ich will gar nicht sagen, wie oft ich die Schule geschwänzt habe, um ins Kino zu gehen. Nach regem Gedankenaustausch haben Eric und ich beschlossen, dieses Hobby auszuleben.“.Den fulminanten Erfolg von „Ziemlich beste Freunde“ hatte weder Eric noch Olivier geahnt: „So was kann man nicht ahnen. Nur geniessen. Hätte man derlei Ahnungen, könnte man ja gleich Rezepte erstellen. Was wir wollten, war eine Komödie, deren Inhalt die französische Gesellschaft ein bisschen aufrütteln sollte. Offensichtlich ist uns das gelungen.“

"Intouchables - Ziemlich beste Freunde" kommt am 19. Januar in die Schweizer Kinos - in Aarau hoffentlich mit einer Kopie in Originalsprache. Ah ja, den Soundtrack sollte man sich übrigens auch mal anhören, es lohnt sich! 

20. September 2011

Annakin und die Männerherzen

Das letzte Weekend gehört zwar schon längst der Vergangenheit an, trotzdem an dieser Stelle noch ein, zwei Bemerkungen dazu: denn es war durchaus musisch angehaucht. Da war am Freitag das Konzert von Reto Hochstrasser in der Waage, er spielte noch einmal sein Tom Waits-Set. Aber wie erwartet war das Waage-Publikum für diesen Auftritt nicht das Richtige. Leider. Die Kneipengäste waren zu laut, zu betrunken und es kam keine Stimmung auf. Entsprechend hatte auch der Musiker irgendwie keine richtige Lust, kurz: das Konzert vor ein paar Wochen im Frosch war um Längen besser und es bleibt zu hoffen, dass Reto mit seinen Locations in Zukunft mehr Glück hat. Spannend war am Freitag das Gewitter, das hat ja sowas von geblitzt und geknallt. Richtig beeindruckend wars!

Am Samstag gabs dann - bedingt durch eine spontane Programmänderung - Annakin im KiFF. Leider einmal mehr vor einer sehr bescheidenen Kulisse, die Frau aus Baden hätte durchaus mehr Publikum verdient gehabt. Leider ging das Konzert mit einer Stunde Verspätung los - technische Probleme! Und da der Buss- und Bettag vor der Türe stand, war es dann nach etwas mehr als einer Stunde auch schon wieder vorbei. Der Sound war, nicht zuletzt dank Adi Weyermann an der Gitarre, tiptop. Ich find die Musik von Annakin auf CD durchaus ansprechend, live vermochte sie mich jetzt zu 100 Prozent überzeugen. Aber das lag vielleicht auch daran, dass ich irgendwie den Eindruck nicht los wurde, dass alle Songs ähnlich arrangiert waren. Und wenn ich schon grad am meckern bin, die Videoeinspielung vom 11. September zum Lied "Line Of Fire" fand ich irgendwie unpassend... Aber eben, Annakin und ihre Jungs verstehen ihr Handwerk, es war einfach nicht so meins an diesem Abend. Fotos folgen.

Schliesslich der Sonntag, da gabs gleich nochmal etwas "Kultur". Nun, doch Kino ist durchaus auch als solche zu bezeichnen. Vor allem dann, wenn die Filme in Originalsprache laufen, was bei einem deutschen Film dann in Aarau sehr oft vorkommt. "Männerherzen 2" stand auf dem Programm. Ja, da mögen jetzt die einen die Nasen rümpfen - aber wir haben uns köstlich amüsiert. Wer Teil 1 gesehen hat, der findet auch Gefallen am Sequel. Besonders toll fand ich übrigens Maxim Mehmet in der Rolle Rolle von Philipp toll. Aber auch Jana Pallaske, Til Schweiger, Wotan Wilke Möhring, Florian David Fitz ("Doctor's Diary") und natürlich der einzigartige Christian Ulmen. Kurz, der Film bietet viel Witz aber hat auch durchaus gefühlvolle Tiefen zu bieten. Mir hat er gefallen und wer auf filmische Unterhaltung auf Deutschland steht, sollte rein gehen. 

Und sonst? Viel um die Ohren, wenig Zeit für den Blog. Aber es macht Spass. Sehr sogar. In holder Vorfreude auf Glen Hansard, Steph Eicher, Luka Bloom, Chuck Ragan, La Caravane Passe und die verspäteten Beatsteaks. Der Herbst kann kommen!

14. Juli 2011

Schwarzer oder weisser Schwan?

Wow! Es war ja gestern Abend nicht wirklich das ideale Wetter um dem Openair Kino einen Besuch abzustatten. Aber manchmal müssen Dinge einfach sein und das Wetter passt dann auch wie die Faust aufs Auge zum Film. Gestern so passiert: "Black Swan", begleitet von Blitzen, Wind und Regen. Kurz, der perfektionierte Wahnsinn.

Aber diese Aussage trifft nicht nur auf das Ambiente und den Inhalt des Films zu, nein, so könnte man auch den Regiestil von Darren Aronofsky beschreiben. Ich fand es interessant wie sehr Black Swan mich als Zuschauer an die Hauptfigur Nina bindet. Die Frau ist während 108 Minuten immer präsent und es gibt keine einzige Szene, in der der Fokus auf andere Personen rückt. So spürt man auf einmal selber den Druck, den Ehrgeiz, die Verzweiflung und vorallem ihre Paranoia. Kurz, der Film hat mich total begeistert und ich bin froh, hab ich ihn erst gestern Abend zum ersten Mal ganz und richtig geschaut, denn auf dem iPad befindet er sich schon lange - aber auf grosser Leinwand und mit toller Musikanlage ist die Story rund um die Ballettaufführung von Schwanensee ein einzigartiges Erlebnis.


Der Regisseur schafft es ab der ersten Sekunde den Zuschauer mit furchterregendem Sounddesign und der knallharten Kameraführung den Zuschauer körperlich in die Qualen der Tänzerinnen zu involvieren. Bei jedem Knirschen der Gelenke zuckt man unbewusst zusammen oder chnappt nach Luft, wenn sich die immer nervöser werdende Nina die Fingernägel bis aufs Blut herunterschneidet oder ihren blutig getanzten Zeh betastet. Wenn man sich darauf einlässt - und eben das Ambiente stimmt - dann ist das Kino der psychischen Beklemmung und der körperlichen Grenzerfahrung. Immer wieder hab ich andere Zuschauer beobachtet, die angeekelt den Kopf abgewendet haben...

Zur Handlung. Nina, gespielt von der genialen Natalie Portman ("Leon"), ist eine der Tänzerinnen am Lincoln Center in New York City. Doch sie wird schnell älter, und der Druck, endlich eine, die grosse Rolle zu landen, wächst ins Unermessliche. Als der französische Ballettmeister Thomas (diabolisch Vincent Cassel aus "La Haine") eine Version des Tschaikowsky-Klassikers "Schwanensee" ankündigt, ist es so weit: Nina soll beide Hauptrollen tanzen! Doch es gibt interne Konkurrenz, Lily ist das krasse Gegenteil der zarten und verstörten Nina, eine extrovertierte Tänzerin mit lockeren Umgangsformen und verführerischem Charme. Kommt dazu, dass Nina zu Hause mit ihrer Mutter eine Art Eislaufmama hat, die ihre Tochter an ihre psychischen Grenzen treibt, nur weil sie selber ihre Karriere vergeigt hat. Dass die ganze Wohnung mit Schwänen und anderem Ballettkrempel dekoriert ist, überrascht da dann schon fast nicht mehr. Erinnerungen an den Klassiker "Psycho" wurden bei mir wach. Nina zeigt dem Zuschauer ein fast perfektes Psychogramm einer komplett schizophrenen, jungen Frau - getrieben von schier unmenschlichem Erfolgsdruck auf Egoismus getrimmt. Wie, solche Frauen gibts auch im wahren Leben? Echt, ich kenne keine ;-)

Egal, ab einem gewissen Punkt stellt man sich als Zuschauer nur noch die folgenden Fragen: Was ist noch real, was existiert nur in Ninas Phantasie? Gibt es die konkurrierende Lily wirklich, lässt sich Nina tatsächlich von ihr zu einem feuchtfröhlichen Club-Abend überreden, an dessen Ende die beiden Frauen Sex in Ninas rosa Kinderzimmer haben? Oder ist alles nur Halluzination eines bis zum äussersten gereizten, überforderten Geistes? Das totale Method Acting? Kein Sex, keine Kunst?

 "Black Swan" zeigt diePerfektionsmühle der perfekten Primaballerina als Höllenmaschine, in der junge Frauen, an ihrem Ehrgeiz, ihren ureigenen Komplexen um Körperlichkeit und Sexualität gepackt und um den Verstand gebracht werden, wenn sie nicht stark genug sind. Und seien wir ehrlich, möchte nicht jedes kleine Mädchen einmal entweder Prinzessin oder Ballettänzerin werden? Und wie gross ist der Unterschied zu Castingshows wie DSDS oder GNTM? In meinen Augen minim. Die Kandidatinnen werden so lange herausgefordert, bis sie entweder Höchstleistungen erbringen oder am Druck zerbrechen. Man kann dieses Bild herunterbrechen auf viele andere Bereiche des täglichen Arbeit. Funktioniere, spiele mit oder verpiss dich!

Noch ein Wort zu den DarstellerInnen: Natalie Portman, selbst Balletttänzerin seit Jugendjahren, trainierte monatelang, um die Tanzszenen selbst absolvieren zu können. Auch wenn teilweise auch ein Double im Einsatz war, ist die Leistung von Portman schlicht genial, versprüht subtile Erotik genau so, wie absoluten Wahnsinn und hat darum den Oscar verdient. Vorallem im letzten Drittel lässt man sich total auf Nina ein und wartet gebannt auf die Lösung der zahlreichen Rätsel. Ebenso toll sind die Nebenrollen besetzt, mit Vincent Cassel und der wunderhübschen Mina Kunis. Erst im Abspann hab ich dann übrigens entdeckt, dass bei "Black Swan" auch endlich Winona Ryder mit dabei war. Schon lange nichts mehr gehört von dieser tollen Frau. Okay, ihre Rolle ist nicht riesig, aber prägend - bezeichnenderweise spielt sie eine Ballerina, deren grosse Zeiten passé sind. Fazit: der Film schafft es locker in meine persönliche Top Ten-Liste. Wer ihn noch nicht gesehen hat, sollte ihn sich unbedingt anschauen. Am besten mit einer grossen Leinwand und einer tollen Musikanlage - braucht zwar ein paar Nerven, aber mal ehrlich: Schon allein die Musik zu Schwanensee ist eine der schönsten Melodien die je geschrieben wurde.

8. Juni 2011

RIP Kino.to - na und?

Und weg ist sie, die Webseite aller Streamingfans! Die Seite Kino.to war der Filmindustrie seit Jahren ein Dorn im Auge. Jetzt hat die Generalstaatsanwaltschaft Dresden das Portal abgeschaltet und die Domain beschlagnahmt. Alles deutet auf einen lange geplanten Schlag gegen die bösen bösen Raubkopierer hin: In mehreren Ländern, u.a. Spanien, Frankreich und den Niederlanden, gab es Hausdurchsuchungen, 13 Personen wurden verhaftet. Allein in Deutschland durchsuchten über 250 Polizisten und Steuerfahnder zeitgleich über 20 Wohnungen, Geschäftsräume und Rechenzentren.

Anlass dieser radikalen Massnahme ist der sog. "Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur gewerblichen Begehung von Urheberrechtsverletzungen", wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilt. Auf der Webseite Kino.to ist seit heute nur noch diese Einblendung zu sehen:

Während Kino.to offiziell immer angab, nur als eine Art Aggregator Streams von aktuellen Filmen zu sammeln und bereitzustellen, hat die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben Hinweise, die das widerlegen sollen. Es gebe Indizien auf eine enge Verflechtung von mehreren Streamhostern mit der Portalseite. Zudem ermittelt die Behörden darum gegen weitere File- und Streamhoster von Raubkopien, zu denen Links auf kino.to zu finden waren. Kino.to gehörte mit 5,1 Millionen Unique Visitors pro Monat zu den 70 beliebtesten Seiten Deutschlands. Es war das mit Abstand grösste Portal für Streamhoster von Spielfilmen.

Bloss, Kino.to ist auch nur eine Art Baueropfer. Denn wer Filme und Serien übers Internet konsumiert, wechselt nun einfach zum nächsten Anbieter; es gibt schliesslich mehr als genug Alternativen im WWW. Zudem haben die Kino.to Betreiber heute Abend über Twitter angekündigt, dass das Thema noch nicht abgeschlossen sei und man demnächst unter neuem Namen wieder an den Start gehen will. Das Katz- und Mausspiel zwischen Filmindustrie und Usern wird - analog den MP3 - also so lange weitergehen, bis es bezahlbare, gute und legale Streamingdienste gibt. Apple machts mit dem iTunes Store vor, aber auch dieses Angebot ist noch ausbaufähig - da zu teuer und die Filme zu wenig aktuell. Kommt dazu, dass wir in der Schweiz in Sachen Filesharing nicht ans EU Recht gebunden sind und darum sowieso einen Sonderstatus geniessen. In diesem Sinne, schade zwar um Kino.to aber wie heisst es so schön: Der König ist tot, lang lebe der König!

26. Februar 2011

And The Oscar Nominees Are....

In der Nacht auf Montag ist es wieder so weit: der Mann aus Gold, mit dem hübschen Namen Oscar, findet 24 Mal einen neuen Besitzer. In genau 24 Kategorien wird nämlich je eine Statue an die jeweiligen Gewinner verteilt. 35 Zentimeter hoch, vier Kilogramm schwer und von Kopf bis Fuss mit Gold überzogen. Bereits seit 1929 werden die Statuen in Hollywood an die grossen der Branche verteilt, zu seinem Namen kam der Academy Award allerdings erst zehn Jahre nach seiner Geburt. Seinen Namen erhielt der Preis angeblich von der Bibliothekarin und späteren Akademie-Direktorin Margaret Herrick. Sie meinte, die Statue sehe ihrem Onkel Oscar ähnlich.

Nun aber Schluss mit den alten Zeiten, ab in die Gegenwart. Die Nacht auf Montag verbringen weltweit wieder Millionen von Filmfans vor der Flimmerkiste, in freudiger Erwartung wer denn die Preise dieses Jahr mit nach Hause nehmen darf. Noch vor einigen Jahren mag ich mich an Live-Übertragungen im Radio erinnern. Bei Argovia war das jeweils die grosse Nacht des Moderatoren-Duos Mani Jetzer und Steffi Bornik, aber eben... tempi passati. Die Radios haben das Feld schon lange den TV-Stationen überlassen. ORF und Pro7 fallen mir spontan ein und auch in Sachen Public Viewing ists in der Schweiz eher mager. Analog Super Bowl oder Grammys muss man sich halt selber organisieren um Spass zu haben.


Nun zur Frage aller Fragen: wer macht in diesem Jahr das Rennen und wer gehört 2011 zu den grossen Favoriten? Mit zwölf Nominierungen führt "The King’s Speech" die Liste an, dahinter folgt überraschend "True Grit" mit zehn Nennungen. "The Social Network" und "Inception" kommen auf jeweils acht Oscar-Chancen, "The Fighter" wurde siebenmal nominiert.

In der Auswahl für den besten Film sind:  "27 Hours", "The Social Network", "The King’s Speech", "The Fighter", "Inception", "True Grit", "Black Swan", "Toy Story 3", "The Kids Are All Right" und "Winter’s Bone" nominiert. Ich tippe auf einen Sieg von "The King's Speech". Könnte aber auch mit "True Grit" leben, da ich sowohl Fan der Coen-Brüder, als auch natürlich vom Dude bin.

Nachfolgend ein kurzer Überblick über die wichtigsten Kategorien, die komplette Liste der Nominierten gibts hier:

Bester männlicher Hauptdarsteller: Neben den Favoriten Colin Firth ("The King’s Speech") und Jesse Eisenberg ("The Social Network") wurden auch Jeff Bridges ("True Grit"), Javier Bardem ("Biutiful") und der Moderator der diesjährigen Oscar-Verleihung, James Franco ("127 Hours"), nominiert. Ich fand Eisenberg im Facebook-Film durchaus stark, warum also nicht. 

Beste Hauptdarstellerin: In dieser Kategorie wurden im Vorfeld viele Namen genannt, einzig mit Natalie Portman ("Black Swan") und Annette Bening ("The Kids Are All Right") wurde fest gerechnet. Beide Schauspielerinnen wurden auch nominiert, ausserdem votierten die Mitglieder der Academy für Nicole Kidman in "Rabbit Hole", Jennifer Lawrence für "Winter’s Bone" und Michelle Williams für "Blue Valentine" auf die Kandidatenliste. Mein Tipp: Natalie Portman!
Bester Nebendarsteller: Mit Christian Bale ("The Fighter") wurde der grosse Favorit nominiert, auch die Nennung von Geoffrey Rush für "The King’s Speech", Mark Ruffalo für "The Kids Are All Right" und Jeremy Renner für "The Town" wurde erwartet. Darüber hinaus wurde aber auch John Hawkes für seine Leistung in "Winter’s Bone" in den Kandidatenkreis einbezogen. Ich würde mir den Oscar für den Aussie Geoffrey Rush wünschen, seit seinem Auftritt in "Shine" hab ich ihn in mein cineastisches Herz geschlossen. 

Besten Nebendarstellerin: Die 14jährige Hailee Steinfeld (Foto unten) wurde für ihre Leistung in „True Grit“ als beste Nebendarstellerin zu nominiert. Ausserdem sind Helena Bonham-Carter für "The King’s Speech", Jackie Weaver für "Animal Kingdom" sowie Melissa Leo und Amy Adams für "The Fighter" im Rennen um das goldige Männchen. Mein Tipp: Hailee Steinfeld. 


Bester fremdsprachiger Film: Nachdem es die deutschsprachigen Beitrag "Die Fremde" und der Cannes-Gewinner "Von Menschen und Göttern" nicht auf die begehrte Shortlist geschafft haben, gab es bei den fünf Kandidaten keine grossen Überraschungen mehr. Nominiert wurden "Biutiful" (Mexiko), "Dogtooth" (Griechenland), "In einer besseren Welt" (Dänemark), "Incendies" (Kanada) und "Outside the law" aus Algerien. Da ich keinen dieser Filme gesehen habe, lasse ich es mit einer Prognose. 

Bestes Originaldrehbuch: Mike Leigh für "Another Year", Scott Silver, Paul Tamasy und Eric Johnson für "The Fighter", Christopher Nolan für "Inception", Lisa Cholodenko und Stuart Blumenberg für "The Kids Are All Right" sowie David Seidler für "The King’s Speech" nominiert. Tipp: "Inception".

Bester Song/Soundtrack: Obwohl zwei Lieder aus „Burlesque“ bei den Golden Globes nominiert waren und Dianne Warrens "You haven’t seen the last of me" auch gewonnen hat, geht aus diesem Film kein Song ins Oscar-Rennen. Stattdessen wurden "Coming Home" aus "Country Song", "I See the Light" aus "Rapunzel", "If I Rise" von "127 Hours" und "We Belong Together" aus "Toy Story 3" benannt. Naja, ich find die Auswahl eher dürftig, am ehesten noch gefällt mir "Coming Home" - gesungen übrigens von Gwyneth Paltrow.

Bester Animationsfilm: Bei dieser Kategorie wurde erwartungsgemäss "Toy Story 3" nominiert, der auch der grosse Favorit in dieser Kategorie ist. Konkurrenz bekommt er von "Drachenzähmen leicht gemacht" und "The Illusionist".

So, das waren die attraktivsten Kategorien. Zu meinem persönlichen Fazit: Joel und Ethan Coen könnten die grossen Gewinner der diesjährigen Oscar-Verleihung im Kodak Theater werden. Sie wurden für ihren Westernfilm "True Grit" wie oben erwähnt, gleich mehrfach nominiert: dazu kommen noch die Möglichkeiten als Produzenten, Regisseure und auch für das beste adaptierte Drehbuch zu gewinnen. Für mich natürlich eine grossartige Perspektive, da ich ein absoluter Fan der Coen-Brothers bin. Ich hab so ziemlich alle ihrer Filme irgendwann schon einmal (oder mehrfach) gesehen. Beispiele gefällig? "Miller's Crossing", "Barton Fink", "Hudsucker", "Fargo", "The Big Lebowski", "The Man Who Wasn't There", "Intolerable Cruelty", "Ladykillers", "Paris, je t'aime", "No Country For Old Men", "Burn After Reading"... Herrlich! In diesem Sinne, Vorfreude ist die schönste Freude - eine unterhaltsame Oscar-Verleihung 2011 allerseits! Inlusive dem Red Carpet natürlich...

8. Februar 2011

Happy Birthday James Dean!

Ich hatte in meinem Leben bislang so gut wie keine Vorbilder oder Idole. Höchstens meine Eltern, ihre Leben find ich durchaus erstrebenswert. Okay, ich fand und finde ich immer mal wieder Künstler toll, aber das wars dann auch schon. Diese Menschen als Vorbilder zu bezeichnen wäre  aber masslos übertrieben. Allerdings gibts mit James Byron Dean einen Mann, der mich - neben Rio Reiser - durch mein ganzes bisheriges Leben begleitet hat.  In seinen drei grossen Filmen hat er das verköpert, was ich in meiner Jugend gefühlt habe und sein wollte:  ein sanfter Rebell!  Zudem sah er immer so verdammt gut aus, dass es Zeiten gab, in denen ich mich in Sachen Frisur (ja damals hatte ich noch Haare) und Klamotten an ihm orientiert habe. Aber eben, Tempi passati. Heute würde Jimmy 80 Jahre alt, also nur wenig jünger als mein Opa ist. Im Gegensatz zu meinem Opi ist James Dean allerdings schon 1955 von uns gegangen... Die Legende lebt aber weiter: Happy Birthday Jimmy! 

2. Februar 2011

Filmtipps für graue Tage, inkl. Hochnebel

Die Sonne gibt sich in diesem Winter eher selten die Ehre in unseren Breitengraden. Beinahe täglich verdeckt uns der Hochnebel den Blick auf gelben Fixstern. Da in der Glotze häufig eh nur Schrott, unterbrochen von viel Werbung, kommt, lohnt es sich durchaus mal wieder einen guten Film zu schauen. Früher ging man dazu noch ins Kino. Aber seit da fast alles nur noch in 3D (mit unbequemer Brille) oder auf Deutsch läuft, kann man sich den Weg leider immer häufiger sparen. Zum Glück gibts Video on Demand oder, für die ganz aktuellen Filme, im Internet Download- und Stream-Plattformen. Da gibts dann Sachen wie "Black Swan", "Burlesque", "The Fighter" oder "Gulliver's Travel" frei Haus. Den einen oder anderen Film hab ich in den letzten Wochen/Monaten geschaut, entsprechend hier ein paar Tipps für die folgenden grauen, vom Hochnebel bestimmten Tage.


"Easy A": Auf den ersten Blick eine Teeniekomödie, auf den zweiten Blick ein Film über Teenies - aber in der Art von "Juno". Erzählt wird die ganze Story aus der Sicht eines Webcam-Chats mit viel Tempo, noch mehr Witz und null Kitsch. Der Film zitiert auf ironische Weise den Ehebruchsklas­siker "Der scharlachrote Buchstabe". Die umwerfende Emma Stone in ihrer ersten Hauptrolle machen "Easy A" zu einer genialen Teenagersatire über die verklemmte Sexualmoral der Amis. Unbedingt ansehen!

"The Social Network": Facebook ist überall, auch im Kino. Der Film mit Jesse Eisenberg als Zuckerberg ist unterhaltsam, aber kein Hit. Entsprechend war ich auch überrascht, wieviele Golden Globes der Streifen abgeholt hat und bei den Oscars könnte es ja ähnlich sein. Zur Handlung: Soziopathischer Studi-Hacker programmiert Websites, um bei den Uni-Babes seiner Träume zu landen. Auf dem Weg zum heutigen Milliardenimperium zerbrechen dann zwangsläufig noch ein paar Männerfreundschaften. Musik vom NiN-Mann Treznor und Regie von David Fincher ("Seven", "Fight Club", "Benjamin Button"). Durchaus sehenswert.

"Megamind": Ein neuer DreamWorks Pixelfilm mit sehr simpler Handlung - Megamind, der geniale, aber auch dusselige Schurke, auf der einen, und Metroman, ein Traum von Superheld, auf der anderen Seite. Und während Megamind zusammen mit seinem Handlanger Minion nach der Herrschaft über Metro City strebt, beschützt Metroman deren Einwohner. Doch schließlich besiegt der Schurke den Helden. Trotz der Hauptstimme von Bastian Pastewka konnte mich der Film nie fesseln, nach der Hälfte hab ich weggezappt.

"Despicable Me": Gleich noch einmal ein Animationsfilm, aber dieses Mal ein echt guter. Gru ist ein Bösewicht wie er im Buch steht. Sein neuester hinterhältiger Plan soll ihm endlich zur lang ersehnten Weltherrschaft verhelfen. Gru plant den Mond zu klauen. Als ob dies nicht schon schwer genug für einen gestandenen Fiesling wäre, muss er noch drei Waisenkinder in seine Obhut aufnehmen. Unter der Regie von Pierre Coffin und Chris Renaud ist dieser Animationsfilm entstanden. Er sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene schlicht knuffig und mit fiesen Witzen ausgestattet. Lohnt sich!

"Inception": Vermutlich einer der besseren Filme der letzten Zeit, aber auch einer der verrücktesten. Hat mich irgendwie an "Angel Heart" (mit De Niro und Rourke) erinnert. Da hab ich auch erst ein paar Tage gebraucht um den Film wirklich zu verstehen und mir klar zu werden, ob ich ihn mag oder nicht. Entsprechend gibts noch keine endgültige Wertung, aber es schaut gut aus... Vorallem da ich Di Caprio echt gerne sehe!

"Little Fockers": Teil Drei der Focker-Serie. Wiederum mit grossartigen Schauspielern - De Niro,Hoffman, Stiller, Streisand, Alba und O. Wilson! Aber, es ist halt der dritte Teil. Manche Szenen wurden lieblos zusammengeschnitten, die Handlung lässt zu wünschen übrig. Klar, es gibt sehr witzige Szenen. Aber mehr ist da nicht. Schade um die Zeit und ums Geld - sofern man dafür bezahlt hat. Zudem frage ich mich, ob die Pointen in der deutschen Synchronisation überhaupt funktioniert haben...

"Dinner for Schmucks": Bei uns lief der Film im Kino unter dem Titel "Dinner für Spinner". Hatten wir doch schon mal, oder? Klar, 1998 gabs den Film schon aus Frankreich. Erfolgreiche Unternehmer treffen sich zum Essen und holen sich Idioten zur persönlichen Unterhaltung. In der US-Version spielt ein Schweizer Ehepaar eine grosse Rolle, die Hauptrolle wird von Steve Carell gespielt. Alles in allem unterhaltsam, kommt aber niemals an das Original heran. Erwähnenswert: Stephanie Szostak als Julie *Hach*

"Cass":  Cass, ein jamaikanisches Waisenkind, wächst im London der 50er Jahre auf. Jeden Tag wird er wegen seiner Herkunft und Hautfarbe von seinen Mitschülern und Lehrern verprügelt und diskriminiert. Mit Gewalt und Hass verschafft er sich den Respekt. als Fan von West Ham United steigt er schnell zum Anführer einer Hooligan-Bande auf. Bis eines Tages die Gewalt eskaliert.... Wer Green Street Hooligans gemocht hat, der wird Cass lieben. Nichts für zartbesaitete Filmfans!

"Harry Potter und die Heiligtümer des Todes": Der erste verfilmte Teil des angeblich letzten Harry Potter Buchs. Auf Hogwarts nichts Neues, aber warum auch das bewährte Muster ändern? Wiederum gibt es im Film ein paar Szenen, bei denen jedes normale Kind erschrecken wird. Mir hats gefallen, das lag natürlich auch am Auftritt von Emma Watson als Hermine! Wem die Harry Potter-Filme/Bücher gefallen, der wird auch diesen Teil mögen. 

"Zweiohrküken": Nicht mehr ganz so aktuell, und auch schon auf DVD erhältlich. Aber ich hab ihn irgendwie immer auf die lange Bank geschoben. Ja, auch der zweite Teil der Liebesgeschichte zwischen Ludo und Anna ist zuckersüss und witzig. Natürlich spielt - in meinen Augen - Nora Tschirner alle anderen Mitstreiter an die Wand, auch wenn die Nacktszene eher lustig, denn erotisch ist. Ich hab mich 90 Minuten lang köstlich amüsiert, erwähnen sollte man dabei auch die gute Musikauswahl.

"Vincent will Meer": Drei junge Psychiatrie-Patienten brechen aus der Klinik aus und starten eine abenteuerliche Reise ins wirkliche Leben. Ein bisschen "Rain Man", zugegeben. Der Film respektiert die Figuren, ohne auf ihre Kosten Lacher einzufahren, die Ausreisser sind liebenswerte Verrückte: Florian David Fitz - weit weg vom Macho Dr. Marc Meier in der Arzt-Serie "Doctor's Diary" - zeigt sich sensibel und verletzbar. Karoline Herfurth überzeugt als junge Frau mit Magersucht flüchtet und Johannes Allmayer läuft als nerviger Zwangsneurotiker zu Hochform auf. Tragikkomödie mit Tiefgang - und viel Meer!

18. November 2010

Liebe, Hass, Verrat, Rache und Vergebung

Und alle diese Gefühle gibts in einer einzigen Geschichte vereint: "Der Graf von Monte Christo" and I'm lovin it! Ich bin ja nicht unbedingt der Leser von Fiktion, lieber habe ich wahre Geschichten oder Biografien. Ein Wunder darum, dass es mir der Roman von Alexandre Dumas so sehr angetan hat, dass ich sowohl das Buch, als auch das Hörbuch und natürlich die zahlreichen Filme verschlingt habe. Gut, das mag sicher daran liegen, dass Marseille in der Geschichte eine tragende Rolle spielt. Aber vielmehr finde ich, kenne ich keine andere Geschichte aus dieser Zeit, welche so knallhart aufzeigt, wie falsch Menschen sein können! Kurz zum Inhalt... 


Der junge Seemann Edmond Dantès kommt 1815 zurück nach Marseille und wird vom Reeder Morrel zum Kapitän befördert. Gerade als er sich mit dessen Tochter Mercédès verloben will, wird Edmond verhaftet. Durch einen Komplott, an dem mehrere im bestens bekannte Personen und sein bester Freund Fernand Mondego beteiligt sind, wird er als Napoleon-Sympathisant in den Kerker der Festungsinsel Château d'If verbannt. Dort wird er mit dem scheinbar verrückten Mithäftling Abbé Faria bekannt und verbringt 14 qualvolle Jahre im Kerker. Der Tod Farias ermöglicht Dantès' Flucht. Ausserdem wird er Farias Erbe: ein riesiges Vermögen, das auf der kleinen Mittelmeerinsel Monte Christo versteckt ist, erwartet ihn. In verschiedenen Masken führt er sich dank seines ungeheuren Reichtums in die Pariser Gesellschaft ein. Die meisten seiner Todfeinde haben einen sagenhaften Aufstieg hinter sich und sind dort wohl etabliert. Als Graf von Monte Christo beginnt er seinen Rachefeldzug...

Der Graf ist im Roman stark typologisiert, er sieht sich als Racheengel und wirkt darum auf viele LeserInnen oft arrogant und penetrant. Ich verstehe jede seiner Aktionen, überlegt man, dass Dantès innert kurzer Zeit sein ganzes Leben verloren hat - nur weil er seinen besten Freunden vertraut hat! Immer wieder tauchen neue Gestalten auf, bei denen man nie genau weiss, ob sie für oder gegen den Grafen sind: Caderousse, der Schneider, Albert de Morcerf, Andrea Cavalcanti oder Monsieur de Villefort. Monte Christo selber wird im zweiten Teil der Geschichte zu einem exzentrischen Reichen, mit orientalischen Accessoires wie Haschischträumen oder einer eingekauften Königstochter mit Namen Haidée. Der frischgeborene Graf fesselte die Gesellschaft, erhielt Aufmerksamkeit überall, wo er erschien. Zitat aus dem Buch:

"Es war nicht seine schwarze Kleidung, natürlich von tadellosem Schnitt, aber schlicht und schmucklos. Es war nicht seine weiße, unbestickte Weste, es war nicht seine Hose, die ein Bein der zartesten Form umspannte, was die Aufmerksamkeit fesselte, sondern es war sein ruhiges und reines Antlitz, es war sein durchdringender und melancholischer Blick, es war schließlich sein mit wundersamer Feinheit gezeichneter Mund, der so leicht den Ausdruck einer stolzen Verach tung annahm, was bewirkte, daß alle Augen auf ihn gerichtet waren. Es konnte schönere Männer geben, aber gewiß nicht bedeutungsvol lere, man gestatte uns diesen Ausdruck. Alles am Grafen wollte etwas aussagen und hatte seine Bedeutung. Denn die Gewohnheit nützlichen Denkens verlieh seinen Zügen, dem Ausdruck seines Gesichts und der geringfügigsten seiner Gebärden eine unvergleichliche Geschmeidigkeit und Festigkeit."

Was mich als Frankreich-Fan natürlich besonders fasziniert, der Roman ist nicht ohne gesellschaftskritische Brisanz. Schon der Hintergrundfaden, der durch die wechselnden Kaiser und Könige in Frankreich und die sich bieder anpassenden Oberschicht erzählt wird, enthält Nachdenkenswertes. Oder wie sagt man so schön, wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Womit wir dann schnurstracks bei den von mir - auch im Jahr 2010 immer noch genau so aktuellen - Windfahnen wären. Ein Beispiel gefällig, dass sich in 200 Jahren nicht wirklich etwas verändert hat?

"[Graf:] "Vielleicht wird Ihnen das, was ich Ihnen gleich sage, sonderbar scheinen, meine Herren Sozialisten, Progressisten, Humanisten, aber ich kümmere mich niemals um meinen Nächsten, ich versuche niemals, die Gesellschaft zu beschützen, die mich nicht beschützt, und, ich möchte sogar behaupten, die sich mit mir im allgemeinen nur beschäftigt, um mir zu schaden." [Villefort:] "Es ist bei uns nicht Sitte, sagte ich, daß die durch Reichtümer Bevorzugten ihre Zeit mit sozialen Gedankenspielereien verlieren, mit philosophischen Träumen, die höchstens dafür geschaffen sind, diejenigen zu trösten, denen das Schicksal die Güter der Erde versagt hat."

Klingt ein bisschen wie das Programm einiger Parteien oder Politiker. Aber zurück zur Geschichte: Der Graf tritt seinen mehr als berechtigten Rachefeldzug an. Die Frage, die sich stellt ist, wie soll und darf er Vergeltung nehmen? Seine Ex-Geliebte, die als Marquis de Moncerf verheiratete Mercédès stellt dem Grafen dazu ein paar Fragen.

"Und warum setzen Sie sich an die Stelle der Vorsehung?" rief Mercédès aus. "Warum erinnern Sie sich, wenn sie vergißt? Welchen Schaden fügte Ihnen Fernand Mondego zu?" Etwas später antwortet der Graf : "Was ich nach Ihnen am meisten liebte, Mercédès, war ich selbst, das heißt: meine Würde, das heißt: jene Kraft, die mich anderen Männern überlegen machte. Diese Kraft war mein Leben. Erst ab heute weiß ich es gewiß, daß ich der von Gott Gesandte bin!"

Wie zu Beginn erwähnt habe ich eine französische und eine deutsche Buchausgabe zu Hause, dazu zwei, oder drei DVD-Versionen des Films und ein Hörbuch. Dumas' Graf erschien 1845/46 und entwickelte sich zu einem der Klassiker der Abenteuerliteratur. Die Handlung basiert auf Jacques Peuchet (1758 – 1830), einem Archivar der Pariser Polizeipräfektur: "Le Diamant de la vengeance" und "Mémoires tirés des Archives de la Police de Paris und Collection des lois, ordonnances et réglements de police 1818 – 1819". Nach dem Buch kam die Geschichte auf die Bühne, mit einer Uraufführung in vier Teilen in verschiedenen Pariser Theatern um 1848. Frankreich darf sich rühmen, den genialsten Kolportageschriftsteller hervorgebracht zu haben: Alexander Dumas. Sein „Graf von Montechristo“ hat nicht nur tausend Nachahmer in allen Sprachen gefunden, er ist auch der direkte Vorläufer sämtlicher Abenteurerfilme, die heute laufen und in denen der Beschützer des Guten und Rächer des Bösen doch immer nur ein verkappter Graf von Montechristo ist. Wer die Geschichte um Liebe, Hass, Verrat, Rache und Vergebung nicht kennt, dem empfehle - aus zahlreichen Möglichkeiten - die folgenden Verfilmungen:

1953, mit Jean Marais in der Hauptrolle (F)
1961, mit Louis Jourdan in der Hauptrolle (F/I)
1974, mit Richard Chamberlain und Tony Curtis in den Hauptrollen (GB)
1998, (Fernsehfilm, 4-teilig), mit Gérard Depardieu in der Hauptrolle (F)
2002, mit James Caviezel, Guy Pearce und Richard Harris in den Hauptrolle (USA)

18. Oktober 2010

Michael J. Fox is back to the Future!

Oh ja, Mitte der 80er Jahre war "Back to the Future" einer meiner Lieblingsfilme. So als Teenager fand ich das Skateboard ohne Räder, die coole Musik von Huey Lewis oder das fliegende Auto natürlich spitze. Ja ich hatte sogar ein originales De Lorean Poster an der Wand, also nicht original was den Film angeht, sondern original aus dem damaligen De Lorean Werk in Texas - hochglanz auf Karton! Hmmm, okay eigentlich könnte ich jetzt auch über dieses absolute Kultauto schreiben, denn die Firmengeschichte liesse sich bestens verfilmen. Wer weiss schon, dass der De Lorean eigentlich seine Wurzeln in Nordirland hat und von der britischen Monarchie finanziell unterstützt wurde? Egal, es geht hier und heute aus aktuellem Anlass um "Back to the Future" und vorallem um Michael J. Fox. Die Film-Trilogie hab ich natürlich jeweils im Kino geschaut und auch wenn die Filme im TV wiederholt wurden hab ich nur selten weggezappt. Ein bisschen wie bei Indiana Jones, diese Streifen haben bei mir auch Kultstatus und auch den letzten hab ich unlängst noch auf der grossen Leinwand des Lichtspieltheaters genossen. Nun, die erfreuliche Meldung im Zusammenhang mit "Back to the Future" ist: es gibt - hartnäckigen Gerüchten zufolge - einen vierten Teil! Trailer oder besser gesagt kurze Teaser zirkulieren seit einiger Zeit im Internet, so wirklich zu sehen war bislang nicht besonders viel. Nun erreichen uns aber aus den USA News in Sachen Marty McFly und Co. Im Rahmen der Spike Scream Awards (Preisverleihung für Horror, SciFi, Comics und Fantasy) hatte Michael J. Fox in Los Angeles seinen grossen Auftritt! 


Mutig, Michael J. Fox, denn alles begann mit einem Zittern des kleinen Fingers. Vor zehn Jahren musste Fox seine Schauspielkarriere wegen seiner schweren Parkinson-Erkrankung beenden. Den Schauspieler jemals wieder auf der Leinwand zu sehen schien ausgeschlossen. Doch nun trotzte der 49-Jährige also erneut seiner Zitterlähmung. Für ein Remake des Trailers zum Kultfilm "Zurück in die Zukunft" schlüpfte Fox noch einmal in die ausgelatschten Sneakers des Marty McFly, die Rolle, die den damals 24-Jährigen weltberühmt machte. Das Comeback des Parkinson-Kranken Michael J. Fox ist eine Sensation und nährt Spekulationen auf einen vierten Teil der kultigen Science-Fiction-Trilogie um Marty McFly, Doc Brown und den Fluxkompensator, der die Reisen "Zurück in die Zukunft" möglich macht. Zu Wünschen wäre es, in der Hoffnung dass man Fox eine kleine Rolle auf den Leib schreiben würde. Denn ohne Marty McFly geht die Reise zurück in die Zukunft natürlich nicht. Vom restlichen Cast sind sowohl Christopher Lloyd als auch Lea Thompson immer noch im Schauspiel-Business aktiv und auch Regisseur Robert Zemecki und Produzent Steven Spielberg arbeiten immer noch fleissig in Hollywood an guten Filmen. So gesehen würde einem vierten Teil ja eigentlich nichts im Weg stehen. Und wenn der Film dann bei uns a.) nicht auf Deutsch und b.) nicht als 3D-Version läuft - ja dann steht einem gemütlich Kinoabend mit viel leckerem Popcorn nichts mehr im Weg. Und im Gegensatz zum Jahr 1985 dürften wir heute dazu auch ganz offiziell ein Bierchen kippen im dunklen Kinosaal.

7. Oktober 2010

House macht krank, der Rest dumm

Mal wieder hat meine ganz persönliche und tief verwurzelte Abneigung gegen US-Fernsehserien neues Futter, um nicht zu sagen eine Bestätigung, gekriegt. Forscher haben herausgefunden - als sie mal wieder nicht wussten wie man die Forschungsgelder noch verzocken könnte -, dass Arztserien unter Umständen krank machen können. Oder besser gesagt, einem das Gefühl geben, dass man ernsthaft krank sei. Und TV-Serien sind mitschuldig, dass es um die Fremdsprachen auch schon besser bestellt war als das im Jahr 2010 der Fall ist. Darum mein vernichtendes Fazit: House macht krank und der Rest eindeutig dumm.


Okay, es wäre vermutlich auch falsch zu behaupten, dass zum Beispiel die Serie "Heroes" dumm und - ebenfalls ein Beispiel - "Bauer sucht Frau" schlau macht. Denn Scheisse bleibt Scheisse bleibt Scheisse, auch wenn man sie rosa anmalt. Vermutlich tun beide Formate unserem Hirn nicht gerade gut, einen merklichen Schaden werden wir wohl bei gelegentlichem Hinschauen auch nicht davon tragen. Bloss, die Fernsehmacher "helfen" uns immer mehr, dass wir beim Glotze schauen die grauen Zellen überhaupt nicht mehr benutzen müssen. Im Kino hat dies mit den doofen deutschen Versionen ja bereits Einzug gehalten, wer den Film gerne auf englisch geschaut hätte, der hat halt Pech gehabt. Die der Fremdsprache nicht mächtigen werden belohnt, der Rest schaut sprichwörtlich in die Röhre und wartet bis die DVD erscheint. Ein deutlicher Beweis für die Verdummung (oder zumindest Bevormundung) der TV-Zuschauer sind eindeutig die zum Teil komplett aus der Luft gegriffenen Übersetzungen von erfolgreichen US-Serien. Ein paar Beispiele gefällig?

- "The War At Home" - hiess bei uns mal "Familienstreit de Luxe" und wurde inzwischen zu "Hinterm Sofa an der Front" umgetauft.

- "8 Simple Rules" - läuft hier unter "Meine wilden Töchter".

- "My so-called Life" - heisst "Willkommen im Leben".

- "Married With Children" - hatte bei uns Erfolg als "Eine schrecklich nette Familie".

- "Two and a Half Man" - "Mein cooler Onkel Charlie", bis es dann geändert wurde.

- "Dead like Me" - "So gut wie tot".

- "Judging Amy" - "Für alle Fälle Amy".

- "Terminator: The Sarah Connor Chronicles" - Wurde auf S.C.C. verkürzt: um Verwechslungen mit Popsternchen Sarah Connor zu vermeiden...

"My Wife and the Kids" - Besonders doof: "What's up Dad?"

"Commander In Chief" - "Welcome Mrs. President" oh Bravo, wie gelungen.

Es gäbe noch unzählige Beispiele, sei es aus Serien oder Kinofilmen. Ich persönlich finde es schade, dass einem die TV-Macher damit zwar das Denken abnehmen wollen (was grundsätzlich schon daneben ist) und dann aber so falsch oder daneben übersetzen, dass der Name am Ziel vorbeischiesst. Oder haben sie vielleicht Angst, dass wenn im TV-Programm "Angel" steht, die weniger schlauen Menschen denken, es handle sich dabei um eine Fischerei-Sendung? Ebenso fehl am Platz die Titel-Anghängsel, die vermutlich als Hilfe für Leute gedacht sind, die nicht oder nur schlecht Englisch können.

- "Bones - die Knochenjägerin" - Oha da war man besonders kreativ, die Alte jagt Knochen? Fehlt noch "Milk - der Milchmann" oder "Butcher - der Metzgerlehrling". 

- "Crossing Jordan - Pathologin mit Profil" - Ob die potentielle Klientel weiss was Pathologin heisst?

- "In Plain Sight - in der Schusslinie" - Zusammenhang komm hervor, du bist umzingelt.

- "Surface - Unheimliche Tiefe" - Klingt nach nem Deepthroad Porno...

- "Ed - Der Bowlinganwalt" - Muss eine sehr intelligente Serie sein.

- "Grey's Anatomy - die jungen Ärzte" - Sind die immer noch so jung nach all den Jahren?

- "Cougar Town - 40 ist das neue 20" - Hilfe, es wird immer schlimmer...

Auch hier, die Liste liesse sich vermutlich unendlich verlängern. Ich hab einfach nen Blick in mein grosses, fettes TV-Lexikon geworfen und wurde sehr schnell fündig. Aber nun noch zu Dr. House - der ja in den USA eigentlich auch "House MD" heisst. Er und seine TV-Kollegen können krank machen, eine Befürchtung die ich als Hypochonder schon lange im Kopf hatte und die von Harald Schmidt - ebenfalls bekennender Hypochonder - in einem Interview unlängst erwähnt wurde. Wenn man Wissenschaftlern der University of Rhode Island (USA) Glauben schenken möchte sind Ärzteserien ungesund: Das Team um Yinjiao Ye fand heraus, dass Fans von Dr. House, Grey's Anatomy oder Doctors Diary eher daran glauben, Opfer einer ernsthaften, eher seltenen Krankheit geworden zu sein. Die Forscher befragten fast 300 Studenten zu ihren TV-Konsumationsgewohnheiten und brachten darüber hinaus in Erfahrung, wie es um deren Lebenszufriedenheit und Gesundheit steht. Und siehe da, House- und Co. Fans waren öfter beunruhigt was Krankheiten angeht als ihre Kollegen, die keine solchen Serien schauen. Wer jetzt aber denkt, sich mit dem Umschalten auf andere locker-flockige Unterhaltunsformate unbeschadet durch den Feierabend glotzen zu können, der liegt auch falsch: Zu viel TV kann laut den Forschern grundsätzlich eine persönliche Unzufriedenheit zufolge haben kann. Dies führten die Forscher auf den im Fernsehen zur Schau gestellten Materialismus zurück.

31. August 2010

Bald nur noch Youtube anstatt Kino?

Das Videoportal YouTube will zur Konkurrenz für die Kinos und Videotheken werden. Und das ist gut so! Aktuelles Beispiel gefällig? Ich wollte diese Woche mal ins Kino und mir den aktuellen Angelina Jolie-Film anschauen. Ein Blick ins Kinoprogramm teilt mir dann aber kurzerhand mit, diesen Film - er nennt sich übrigens "Salt" - gibt es in den Kinos in unserer Region nur auf Deutsch. Hallo? Sind denn wirklich alle zu faul oder zu dumm um sich im Kino die Filme in der Originalsprache anzuschauen? Um die Synchronisationsfassung zu sehen muss ich keine 60 Franken (2 x Eintritt, 2 x Bier, 1 x Popcorn, 1 x Glacé) bezahlen. Da wart ich entweder bis es den Film bei iTunes USA zum Ausleihen gibt, was demnächst der Fall sein dürfte. Oder zieh ihn mir halt bei Kino.to gratis runter. Zwar etwas schlechtere Qualität, aber immerhin gratis. Wobei Stopp, ich bin ja noch so ein altmodischer Kauz, der auch gerne bezahlt - in Sachen Musik downloaden bestehe ich zum Beispiel auf 1A-Qulität und bin auch bereit dafür zu bezahlen. Darum würde ich ein aktuelles Film-Angebot von Youtube natürlich befürworten, erst recht weil man auf der PS3 die Youtube-Channels in sauberer Qualität auf dem TV-Gerät anschauen kann. 


Worum gehts? Nach einem Bericht der "Financial Times" verhandelt die Google-Tochter Youtube momentan mit einer Reihe von Hollywood-Studios über die Ausstrahlung von aktuellen und älteren Kinofilmen. Demnach könnte das kostenpflichtige Angebot schon Ende des Jahres in den USA starten. Die Zeitung beruft sich unter anderem auf Studiobosse, die angesichts der Marktmacht von Google das grosse Geschäft wittern. Pro Film sollen rund 5 Dollar fällig werden. Der Internetkonzern selbst lehnte gestern noch eine Stellungnahme dazu ab. 

Allerdings ist die Idee, Kinofilme übers Netz zu streamen alles andere als neu. Der Online-Filmverleih ist in den USA derzeit von Netflix besetzt. Für knapp 10 Dollar können die Nutzer Serien und Kinofilme unbegrenzt sehen. Auch die Video-Website Hulu, hinter der mehrere grosse US-Fernsehsender stehen, baut ihr Angebot zügig aus. Für einen ähnlichen Preis wie bei Netflix können Kunden auf ihrem Fernseher, ihrem iPad oder ihrem iPhone aktuelle Serien anschauen. Für Computernutzer ist das Angebot kostenlos und wird per Werbung finanziert. Auch Apple drängt mit seinem iTunes-Medienladen in den Markt der Filme und Serien. Die meisten der Angebote sind allerdings momentan auf die USA beschränkt. In Deutschland und der Schweiz steckt der Online-Filmverleih noch in den Kinderschuhen. Das könnte sich durch den Vorstoss von YouTube ändern. In unseren Breitengraden müssen wir uns derzeit mit einem Miniangebot an Spielfilmen von MyVideo oder - schon heute - Youtube-Movie begnügen.Wer iTunes bemühen will braucht ein US- oder GER-Account. Aber eben, wie an dieser Stelle schon mal beschrieben ist auch das dank den Gift-Cards kein Problem mehr. Trotzdem, ich hoffe dass das Youtube-Kino-Projekt ins Rollen kommt und die Kinobetreiber über die Bücher müssen. Denn nur 3D-Filme locken mich persönlich nicht mehr ins Lichtspielhaus - ich will Robert de Niro und Co. so hören wie sie im richtigen Leben sprechen: auf englisch!

PS: Nein, in diesem Blog wird es keinen ausführlichen Kommentar zum Thema Sarrazin  und "Deutschland schafft sich ab" geben. In meinen Augen hat dieser mediengeile Typ das Sommerloch geschickt genutzt und aufgeschrieben, was - leider - viele Europäer denken; aber sich nicht auszusprechen gewagt haben. Tja und nun muss man sich - natürlich politisch korrekt - darüber aufregen und bietet dem Typen damit nur noch eine grössere Plattform. Schade, aber das Beispiel Sarrazin zeigt eimal mehr auf, wie simpel doch die Medien und die Gesellschaft immer noch funktionieren.

29. Juli 2010

Run Christophe run!

White men can't jump, hiess es einmal in einem Film. Und wer gerne Leichtathletik schaut weiss, dass weisse Männer auch nicht wirklich schnell rennen können. Das ist ein altes Klischee, welches auch der neue Europameister über 100 Meter, Christophe Lemaitre, lange zu hören bekam. Anfang Juli sprintete der junge Franzose jedoch die 100 Meter in gerade mal 9,98 Sekunden. Nie zuvor hatte ein Weisser diese Schallmauer von 10 Sekunden durchbrochen. Nun hat das also Lemaitre geschafft und sich zur Feier gestern Abend - gegen eine Übermacht von schwarzen Läufern - noch die EM-Krone geholt.





Lemaitre ein Wunderläufer? Die weisse Hoffnung, wie damals Max Schmeling im Boxring?Ein Amerikaner ging dem Phänomen des schnellen Laufens vor rund 2 Jahren auf den Grund, studierte Sprintstatistiken und fand dann heraus, dass 494 der 500 besten je gelaufenen 100-Meter-Zeiten von Athleten mit westafrikanischen Vorfahren aufgestellt wurden. Weiter behauptet der Mann, schwarze Athleten seien weissen genetisch überlegen. Im Sprint hätten Menschen mit Wurzeln in Westafrika einen Vorteil, auf längeren Distanzen jene mit Vorfahren in Ostafrika. Ein amerikanischer Biologe dagegen betont, dass Gene nicht so statisch funktionieren, wie wir alle glauben. Man könne sie ein- und ausschalten, sagt er. Und es scheint, als habe Christophe Lemaitre als erster weisser die On- und Off-Knöpfe gefunden hat.

Nun hat der junge Mann mit Flaumschnauz also gestern Abend dem riesigen Druck der von der Fussball WM gebeutelten Sportnation Frankreich stand gehalten und gewonnen. Bei Antenne 2 sind die Reporter Kopf gestanden, Monsieur Lemaitre Senior war ebenfalls live auf Sendung und wechselte vor einem Millionenpublikum erste Worte mit seinem Sohn, dem Europameister über 100 Meter. Dieser gab souverän und total sympathisch Antwort auf alle Fragen der Journis, mit einem lustigen Lispeln übrigens. 20 Jahre ist der Mann aus der Nähe von Genf jung. Immer wieder war darum vom Gamin die Rede. Nur bei einem Thema wurde der Jungspund stumm, wenn es um die oben erwähnte schwarzweisse Geschichte ging. Davon wollte er nichts wissen und liess sich zum Trotz von seinen farbigen Konkurrenten feiern und umarmen. Bravo, Christophe. Multikulti-Frankreich funktioniert ganz genau so.

A propos Frankreich. Da - oder besser gesagt in Tunis - wurde gestern Abend die Champions Trophäe ausgespielt. Cupsieger Paris gegen Meister Marseille, auch da gabs Multikulti und dank Elfmeterschiessen erst noch viele Tore. Am Schluss hat das richtige Team gewonnen und PSG musste gegen OM mal wieder unten durch - auf und neben dem Platz. Marseille hat sich somit schon den dritten Titel in diesem Jahr gesichert, die Championsleague kann kommen. Ob es da wieder gegen ein Schweizer Team geht wird sich zeigen, Basel hat seine Aufgabe gegen Debrecen souverän erledigt, YB tat sich gegen Fener schon schwerer und dürfte nach dem Rückspiel raus sein. Nach OM vs. Zürich im letzten, wäre OM vs. FCB in diesem Jahr doch super. Gegen YB hab ich sie eh schon zwei Mal live gewinnen gesehen...




Zum Schluss noch ein Name: Miriam Stein! Nie gehört? Ich bis gestern auch nicht. Als ich jedoch zu Bett gehen wollte stolperte ich auf SF1 über die Filmszene Schweiz, es gab "Alles wegen Hulk". In der weiblichen Hauptrolle eben Miriam Stein. Zu behaupten ich hätte mich spontan verliebt wäre vielleicht etwas übertrieben, erst recht weil Mademoiselle Stein noch etwas gar jung ist. Aber hey, die Schweiz hat ein frisches, sehr hübsches Schauspieltalent und für einmal keine ehemalige Miss Schweiz. Wobei Miriam Stein die Rolle der starken Corinna ja nicht gespielt, sondern schlicht gelebt hat. Genial! Bisher gibts laut imdb noch nicht viele Filme mit der jungen Zürcherin mit Jahrgang 1988. Allerdings freu ich mich schon auf "Goethe" mit Moritz Bleibtreu. Da hat sie eine tragende Rolle und ich werd mir rechtzeitig ne Kinokarte sichern.

7. Juli 2010

Sein Name war Bond, James Bond!

Ja, richtig gelesen: war! Wenn man der englischen Zeitung The Mirror glauben darf, dann wird der Top Agent in diesen Tagen endgültig beerdigt. Die Dreharbeiten zum neuen Film wurden erst verschoben und nun scheinbar komplett abgesagt. Grund dafür soll die finanzielle Misere der produzierenden MGM Studios sein, die angeblich kurz vor der Pleite stehen. Da sind ein paar hundert Millionen Aufwand für einen neuen 007 Film natürlich nicht gut fürs Budget. So soll nun also nach 22 Bond-Filmen endgültig die letzte Klappe gefallen sein. Meine ganz ehrliche Meinung dazu? Eine richtige Entscheidung!

Ich bin ein James Bond Fan, habe alle Filme sicher mindestens 2x gesehen. Aber die letzten beiden Bond-Filme waren in meinen Augen nur noch handelsüblicher Action-Schrott und hatten nichts mehr vom Charme und Witz der alten Filme. Ebenso hab ich Daniel Craig nie als Bond-Figur akzeptiert, sein Äusseres hat nicht zu der smarten Rolle gepasst. Und so gesehen wäre ein Ende der Serie nicht einmal so tragisch, der Stoff für Vorlagen ist eh schon längst aufgebraucht - entsprechend war ja bereits "Casino Royale" nur noch ein schlecht gemachtes Remake eines Klassikers. Dass ich übrigens nicht der Einzige bin der mit dem neuen 007 und den letzten Filmen nichts mehr anfangen konnte beweisen die Zahlen: "Casino Royale" und "Ein Quantum Trost" waren laut MGM/Sony die beiden Bond-Filme mit den schlechtesten Einspielergebnissen aller 007-Abenteuer! 

Aber da sind die Macher auch selber schuld. Immer ausgefallenere Regisseure strichen all die Sachen weg, welche einen Bond von einem normalen Hollywood-Actionfilm unterschieden haben. Bond trank keinen Vodka-Martini mehr, Q ist verschwunden, anzügliche Herrenwitze an die Adresse von Miss Moneypenny waren untersagt, an der Musik wurde geschraubt und sogar der legendäre Satz "Mein Name ist Bond, James Bond." war plötzlich nicht mehr gut genug. Lass bei der "Sendung mit der Maus" mal Maus, Elefant und Armin Maiwald weg, dann schaut vermutlich auch niemand mehr zu. Klar es wird nun Stimmen geben die sagen, man müsse auch einmal neuen Ideen eine Chance geben. Das tu ich auch, aber wenn ich mich auf einen James Bond Film freue, dann erwarte ich auch einen James Bond Film - mit all seinen ganz speziellen Merkmalen, die einen James Bond-Film über all die Jahre zu einem James Bond-Film gemacht haben. 

21. April 2010

Filmklischees: Wer hustet, stirbt!

Das Kino ist ein Ort der bestellten Lügen. Nirgendwo anders finden sich so viele Menschen aus nur einem Grund zusammen - um betrogen zu werden. Werden sie es nicht, dann sind sie enttäuscht oder zumindest verwirrt. Sollten zum Beispiel Raumschiffe in einem Science-Fiction-Film nicht in einem krachenden Feuerball explodieren, fehlt ihnen etwas - obwohl das im Vakuum des Weltalls eher nicht vorkommen wird. Lichtschwerter müssen immer "Bzzzz" machen, jedem Schalldämpfer in einem Hollywood-Film entfährt dasselbe, unrealistische "Plopp". Faustschläge müssen spätestens seit Bud Spencer immer so klingen, als sei gerade jemand mit einem Knäckebrot im Mund ungebremst gegen eine Wand gelaufen. Und an allen Bomben muss natürlich eine rote Digitalanzeige angebracht sein, die millisekundengenau angibt, wie viel Zeit der Held hat, sie zu entschärfen auch wenn die Sekunden im Film dann zehn Minuten dauern.

Das alles ist gelernt, es wurde uns - dem Publikum - antrainiert. Mehr als hundert Jahre Filmgeschichte haben unzählige Klischees hervorgebracht. Es genügen bereits Kleinigkeiten: Wer im Film hustet, wird bald darauf sterben. Bei Katastrophenfilmen wird immer das linke Triebwerk eines Flugzeugs zuerst brennen und kommt einmal ein Tier ins Bild, wird es immer seinen typischen Laut ausstossen: Mäuse und Ratten fiepen, Katzen miauen und nie wird der Geier beim Western stumm bleiben. Ebenso ausgeschlossen dass ein Radiowecker den Helden in der Mitte eines beliebigen Songs weckt, sondern immer dann wenn der Moderator gerade "Guten Morgen, das wird ein wundervoller Tag in L.A.!" ruft.

Das alles muss so sein in einem Blockbuster. Weil es das Millionenpublikum angeblich sonerwartet. Deswegen müssen Teenager sterben, die sich in einem Horrorfilm alleine auf den Dachboden wagen, genau so wie jeder Polizist dem Tode geweiht ist, der nur noch eine Woche bis zur Rente hat. Und es geht gleich weiter mit Klischees: Hat James Bond einen nackten Oberkörper, wird er nie von einer Kugel getroffen werden, auf Toilette muss so ein Held auch niemals und keine seiner Filmpartnerinnen wird je mit verwuselten Haaren aufwachen. Stars müssen zu jedem Zeitpunkt Stars bleiben und nahezu unverwundbar sein. Und auch ihre Gegner müssen immer wieder dieselben Fehler machen. Das Filmklischee zwingt sie regelmässig dazu, dem Helden in einem Moment der Siegesgewissheit ihren genauen Plan zur Weltherrschaft zu verraten. Auch die Autos der Bösen müssen immer wieder dem Klischee zum Opfer fallen: Während der Wagen des Helden sich fünfmal überschlagen kann und immer noch nicht reif für den Schrottplatz wäre, ist der Wagen des Schurken der Explosion schon nahe, wenn den Motor nur anlässt. Und die goldenste aller Regeln: Sind die Gegner in der Übermacht und der Held ganz auf sich allein gestellt, dann dürfen sie ihn nur einer nach dem anderen angreifen: jeder nur einen Schlag bitte und das Knäckebrot-Geräusch nicht vergessen.

Das alles ist gut so für die Figuren in den Filmen und für die Zuschauer. Denn erst Klischees, die so stark sind, dass das Publikum sie für selbstverständlich erachtet, lassen die Helden so übermächtig erscheinen. Denn Klischees machen den Helden so viele Dinge kinderleicht: Sie laden den Heldenrevolver mit hundert Patronen auf, die ohne nachzuladen verballert werden dürfen. Sie sorgen dafür, dass die Kleidung jedes Wachmanns, den der Held gerade niedergeschlagen hat, ihm wie angegossen passt und er in stimmiger Verkleidung unerkannt das Geheimlabor des Obergauners infiltrieren kann. Klischees sind des Helden Freund und Helfer - denn nur dank ihrer Hilfe kann man erst aus einem Hubschrauber ins Meer springen, nur mit einer Haarklammer bewaffnet gegen Elitesoldaten kämpfen und dann immer noch so aussehen, als sei man auf dem Weg zur eigenen Hochzeit.

Eine Wohltat sind die Schablonen, nach denen Hollywood-Streifen funktionieren, nicht nur für das Publikum, sondern auch für Regisseure und Drehbuchschreiber. Die Zuschauer wissen, was sie erwartet und auf was sie sich einlassen und die Filmemacher nutzen die Erwartungen als Werkzeuge, um im Publikum punktgenau bestimmte Gefühle auszulösen: Spannung, Mitleid, Heiterkeit, Trauer, Herzrasen, Angst. Und längst funktionieren Klischees nicht mehr nur allein über den Inhalt. Die Zuschauer haben in all den Jahren Filmgeschichte sogar Kameraeinstellungen zu deuten gelernt. Niemand muss einem Kinogänger sagen, dass gleich irgendetwas Unerwartetes passieren wird, wenn die Kamera dem Helden nah von hinten folgt. Solche Sequenzen geben dem Publikum etwas zum Entschlüsseln und gleichzeitig - Grusel hin, Gefahr her - die Sicherheit, dass dem Helden nichts passieren kann und ihnen selbst auch nicht.

Vielleicht ist dieser Aspekt der Geborgenheit wichtiger, als man bei der Aufgeklärtheit des modernen Publikums denken könnte. Denn eines wird sich genau so wenig ändern wie die Tatsache, dass jeder Oberschurke noch einmal aufstehen wird, wenn der Held ihn für besiegt hält: Ein Kino wird immer ein dunkler Raum bleiben, angefüllt mit einander völlig fremden Menschen. Und sagt das Klischee nicht, dass an solchen Orten das Unheil lauert?

Quellen: SpOn/Imdb

15. April 2010

Hermine wird erwachsen: Happy Birthday, Emma!

Heute wird zum Geburtstag gratuliert und das obwohl die Chance, dass das Geburtstagskind mitliest gleich Null ist. Egal! Die Rolle der Hermine Granger hat sie zum Weltstar und zur derzeit höchstbezahlten Schauspielerin auf diesem Planeten gemacht. Wegen ihres Mode-Geschmacks wird sie als Stil-Ikone gefeiert, heute feiert sie ihren 20. Geburtstag: Die Rede ist von Emma Watson.

Im Film läuft sie vor den Bösen davon, doch im wahren Leben ist Emma Watson auf der Flucht vor der Figur, die ihr den Erfolg gebracht hat: dem Zauberlehrling Harry Potter. Seit zehn Jahren spielt sie in den Filmen die Hermine. Gerade wird der letzte Teil abgedreht. Watsons Rolle ist wiederum sehr süss, klug, ein bisschen zu brav und streberhaft. Ob sie es anders als viele Kinderstars schaffen wird, sich rechtzeitig von ihrem Alter Ego zu befreien, das beobachten nicht nur ihre Fans gespannt. Zu ihrem heutigen 20. Geburtstag sieht es allerdings schon mal gut aus.

"Meine grösste Herausforderung wird es zukünftig sein, die Welt davon zu überzeugen, dass ich auch noch etwas anderes kann", sagte Watson mal in einem Interview. Neben den Drehs zu den Potter-Filmen blieb ihr zwar für andere Rollen wenig Zeit. Allerdings eröffnete sich eine neue Karriere als Model. Mittlerweile wird sie wegen ihres Mode-Geschmacks schon als Stil-Ikone gefeiert. Karl Lagerfeld lichtete sie ab. Sie ist regelmässig auf den Cover grosser Magazine zu sehen. Zuletzt war sie das Gesicht der Herbst-Kampagne des Labels "Burberry"!

Besonderen Wert aber legt sie - als Tochter zweier Rechtsanwälte - auf ihre Bildung. Ganz im Stil von Hermine im Film büffelt sie nach getaner Arbeit am Set Abends noch für die Schule. Der Lohn war ein Top-Abschluss mit Bestnoten. Im vergangenen Jahr ging es dann in die USA an eine Elite-Uni. In Interviews und auf ihrer Internetseite bemüht sich Watson um ein Image als ganz normale junge Frau. Als Vorbild gehört dazu auch ein Sauberfrau-Anstrich. Sie macht gerne Sport, raucht nicht und führt auch sonst einen "sehr gesunden Lebensstil", steht auf ihrer Seite. Kochen tut sie gerne, vor allem Pasta. Ihre Lieblings-Drinks sind heisse Schokolade und Orangensaft.

Ihre Eltern seien darum bemüht gewesen, sie trotz Erfolg auf dem Boden der Realität zu halten, beteuert sie immer wieder. Seit sie Zehn ist, steht sie vor der Kamera und ist dem Ruhm, der Kritik und dem Trubel im Leben eines Stars ausgesetzt. "Mein Vater hat mir nie erzählt, wie viel ich verdient habe... bis ich 18 wurde", sagte Watson der britischen "Elle". In dem intimen Gespräch liess sie sogar offen, ob sie nach Harry Potter jemals wieder vor die Kamera will. Das wolle sie von den Rollen abhängig machen, die man ihr anbiete.

Das Ende der Potter-Filme und der Start ihres Studentenlebens fühle sich wie ein Schlussstrich in ihrem Leben an, sagte sie weiter: "Das hört sich dramatisch an, aber ich denke, mein Leben wird so, wie ich es kenne, vorbei sein. Mein ganzes Leben drehte sich um Harry Potter und bald wird es stillgelegt und ich weiss nicht, wie es dann sein wird." Ein bisschen Angst vor dem Leben ohne Zauberei habe sie schon, sagte sie bei anderer Gelegenheit - wobei nicht ganz klar ist, ob dabei auch ihre englischer Humor mitsgepielt hat: "Ich hatte noch nicht einmal die Zeit, ein rebellischer Teenager zu sein. Ich bin mir fast sicher, dass ich so richtig durchdrehe, wenn ich mal die 30 erreiche."

Emma Watson wird also vom Teen zum Twen. Vorbei die Zeiten als im Kino verschämt von Mann zu Mann geflüstert wurde: "Darf man die eigentlich schon toll finden oder ist die noch zu jung?" Spätestens seit vor Jahresfrist im Internet Paparazzi-Fotos mit freiem Blick unter den Minirock, den Slip und auf eine Wodkaflasche in ihren Händen aufgetaucht sind blättert die Fassade der scheinbar perfekten jungen Frau etwas. Zum Glück! Denn zuviel vorgespielter Perfektionismus gemischt mit heimlichen und versteckten Exzessen machen Angst und sind auf Dauer äusserst ungesund: Spears, Williams, Lohan und Co. lassen grüssen. In diesem Sinne Happy Birthday Emma.