Auf den Tag satte 4 Jahre ist es her, seit ich mich beim Microbloggingdienst Twitter angemeldet habe. Die Plattform selber feiert in diesen Tagen auch ihr Jubiläum, 5 Jahre Twitter! Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey hatte am 21. März 2006 den ersten "Tweet" in die Welt geschickt. Inzwischen nutzen mehr als 200 Millionen Menschen die Kommunikationsplattform. Jeden Tag schicken sie 140 Millionen Kurznachrichten los. Wenn man sich aber in den Profilen der User so umschaut stellt man schnell fest, ein grosser Teil derer sind seit etwa 2009 mit dabei. Das Jahr in dem Twitter quasi seine Unschuld verlor und Mainstream wurde. Denn, im ersten Jahr war irgendwie noch alles anders. Aber dazu später, zuerst vielleicht für alle Unwissenden die Antwort auf die Frage, was ist Twitter und wozu braucht man das? Vier Fragen, vier Antworten.
Wie funktioniert Twitter?
Registrierte Nutzer können über ihr Handy oder den Compi kurze Textnachrichten veröffentlichen. Die 140 Zeichen Häppchen - Tweets genannt - erinnern an SMS und sind, sofern nicht anders eingestellt, in der sogenannten Timeline für jedermann sichtbar. Die Frage vor jedem Tweet lautet in den meisten Fällen: "Was geht?" Es gilt, sich knapp, aber trotzdem geistreich auszudrücken. Es lassen sich zudem Fotos, Musik, Links oder Videos einbinden und mitschicken.
Wie erhalte ich die Meldungen?
Wer sich für die Meldungen eines bestimmten Twitterers interessiert, kann dessen Tweets abonnieren. Ihn also "followen". Die Text-Häppchen ("Tweets") aller Mitglieder, denen man folgt, erscheinen nun in einer chronologischen Liste. Wenn man jemandem folgt wird man also zu einem Follower. Aber eben, dieses Twitterdeutsch ist zweitranging.
Was bringt Twitter?
Meine Meinung: Twitter ist das, was jeder User daraus macht. Viele Nutzer stellen sich zum Beispiel manuell einen ganz persönlichen Nachrichtenkanal zusammen, der sich aus Tweets von Medien, Bloggern, Promis und Freunden zusammensetzt . Ich nutze Twitter darum auch, um Infos zu erhalten, bevor diese in den grossen Medien ankommen. Iran, Japan, Libyen, Ägypten, US-Wahlen... nur einige Beispiele, bei denen Twitter als erste Quelle genutzt werden konnte. Legendär ist beispielsweise das Bild des notgewasserten Flugzeugs auf dem Hudson im Januar 2009. Es war das erste Bild von dem Grossereignis, das aufgenommen von einem zufälligen Augenzeugen über Twitter in die Welt verschickt wurde.
Wie finde ich die wirklich spannenden Themen?
Am einfachsten sucht man zuerst Freunde, Bekannte, Kollegen und ein paar Promis. Im Profil derer Kontakte ist dann zu sehen, wem sie folgen - das ist eine gute Anregung wem man selber sonst noch folgen könnte. Mittlerweile sind auch zahlreiche Medien bei Twitter aktiv, deutschsprachige wie internationale. Ebenso besteht die Möglichkeit, nach sogenannten Trending Topics zu suchen. Also nach Themen, die gerade die Twitterwelt beschäftigen. Und ganz ehrlich, wenns irgendwo auf der Welt mal wieder knallt: auf genau dieser Liste erfährt man es am schnellsten.
Soweit die nackten Fakten. Natürlich sieht wohl jede Twitterer andere Gründe, warum er dabei ist oder wie man am besten an News kommt. Das ist ziemlich individuell und genau das ist auch gut so. Es gibt keine besonderen Regeln, man trifft auf die gleichen Idioten wie im wahren Leben. Andersrum trifft man aber auch bei Twitter gute Leute, mit denen man sich dann sinnvoll unterhalten kann. Ich persönlich nutze Twitter auch um meinen Blog Tag für Tag zu promoten, indem ich die geschriebenen Beiträge da verlinke. Ebenso macht es Spass, während grossen TV-Kisten die Timeline zu beobachten und zu lesen, was andere Zuschauer über die aktuelle Sendung denken. So gesehen ähnelt Twitter auch ein bisschen einem Chat, allerdings ist richtiges Chatten bei Twitter nicht gern gesehen - darum verschiebt man die Gespräche nach ein, zwei Antworten meist auf einen anderen Kanal. Fazit: Über Twitter kann man in 140 Zeichen seine Meinung in die Welt hinausposaunen, wo dann 200 Millionen Menschen die Möglichkeit haben sie zu lesen. Gleichzeitig ist Twitter aber ein Informationskanal, oder aktuell vielleicht sogar DER schnellste Informationskanal im Internet. Egal ob Liz Taylor oder Knut sterben, Magath geht, Daum kommt, Japan bebt oder Libyen explodiert - auf Twitter erfährt man es in 99 Prozent der Fälle schneller als bei jeder Radiostation oder jedem Newschannel. Für mich als Medienjunkie, perfekt!
Nun, wie hat sich Twitter seit den Anfängen verändert? Ich will hier nicht den Spruch von "früher war alles besser" vom Stapel lassen. Es war zumindest anders. So richtig los ging es mit Twitter ja erst am 19. März 2007, als der Dienst beim Nerd-Treff South by Southwest SXSW in den USA einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Eine Woche später hab ich mich angemeldet und hab mich noch ziemlich einsam gefühlt. Viele Amis, hauptsächlich bebrillte MacDonalds vernichtende Nerds, welche sich über ihre neuen Scripts oder die neue Weird Al Yankovic unterhalten haben. Mehr war da nicht. Jedoch kamen Woche für Woche neue User hinzu. Vorallem Blogger oder Poetry Slammer aus den USA. Bald entdecken auch Stars den Dienst. Ashton Kutcher postete ein Bild des beinahe nackten Hinterns seiner Frau Demi Moore. Die
Stars und Sternchen waren auf einmal nicht mehr auf ihre Mediensprecher angewiesen und konnten selbst bestimmen, was öffentlich ist. Inzwischen gibts unzählige Promis auf Twitter, seit kurzem setzt auch Charly Sheen seinen abgespacten Mist über den Microbloggingdienst ab. Ob das zur Qualitätssteigerung beiträgt? Wohl kaum. Aber immerhin unterhält es.
Inzwischen gibts leider auch sehr viel Müll bei Twitter, da ist man froh um die Möglichkeit Ausdrücke zu filtern oder User zu blocken. Deutsche und Schweizer stehen zum Beispiel total auf Events die mit TW beginnen. Da trifft man sich dann zum TWittagessen oder schreibt ein TWagebuch und so weiter. Ich persönlich halt mich da raus und hab all den Käse sauber rausgefiltert. Aber eben, der grosse Vorteil von Twitter: Es ist das, was man daraus macht. Jeder auf seine Art, wie es ihm gefällt. Aber seien wir ehrlich, Facebook hat seinen Zenith längst überschritten. Also geniessen wir die Zeit, in der Twitter seinen ganz kleinen Rest an Unabhängigkeit noch wahren kann. Das Portal ist übrigens alles andere als rentabel, noch immer wissen die Macher nicht so ganz genau, wie man es längerfristig auf finanziell stabile Beine bauen soll. Wegzudenken ist Twitter aber aus der modernen Kommunikationswelt nicht mehr. Aber nichts ist für die Ewigkeit, darum aufgepasst: Aus Lausanne kommt mit
WebDoc ein neuer Dienst der die digitale Welt erobern will. Eine Art Kombination aus Twitter und Facebook. Ich lass mich gerne überraschen...