6. September 2006

Natascha Kampusch im ORF

Nachfolgend die Zusammenfassung des ORF Interviews mit Natascha Kampusch von gestern Abend, das Gespräch hat Christoph Feurstein geführt. Er hat den "Fall Kampusch" von Anfang an für den ORF betreut. Der nachfolgende Text stammt vom ORF. Da ich kein Psychologe bin, möchte ich mir kein persönliches Urteil anmassen. Beziehungsweise, ich habe natürlich eine Meinung dazu, aber ich denke, es liegt nicht an mir über dieses Interview und die Person Natascha Kampusch zu urteilen.

"Im ORF-Interview berichtet Natascha Kampusch über ihre Zeit in Gefangenschaft, die Paranoia ihres Entführers Priklopil, ihren unerschütterlichen Glauben an sich selbst und ihre Zukunftspläne.

Kampusch offenbart sich im Gespräch mit Christoph Feurstein als eloquente junge Frau, sie ist schlagfertig und drückt sich gewählt aus. Nur kurz zögert die 18-Jährige und wird emotional, wenn sie über ihre traumatischen Erlebnisse spricht. Die Fassung verliert sie jedoch nie. Ihre Augen hält Kampusch oft verschlossen - sie ist das viele Licht noch nicht gewöhnt. Über ihre Beziehung zu Wolfgang Priklopil sagt Kampusch: "Ich finde, dass ich stärker war."

Ihr Entführer habe eine labile Persönlichkeit gehabt. Es habe ihm an Selbstsicherheit gemangelt und an Geborgenheit. Sie hingegen sei trotz aller familiären Probleme von ihren Eltern geliebt worden und habe sich deshalb nicht unterkriegen lassen, habe sich nicht einsam gefühlt: "Ich hab' mir geschworen, dass ich älter werde, stärker und kräftiger, um mich eines Tages befreien zu können. Ich habe mit meinem späteren Ich einen Pakt geschlossen, dass es kommen würde und das kleine zwölfjährige Mädchen befreien würde."

Priklopil, so Kampusch, habe "ein sehr schlechtes Gewissen" wegen der Entführung gehabt, es aber verdrängt. Seine innere Anspannung habe sich in einer Paranoia geäußert. Jede Zeitschrift, die er ihr gegeben habe (erstmals zwei Jahre nach der Entführung), sei von ihm nach ihrer Lektüre auf heimliche Botschaften überprüft worden. Bei den späteren Ausflügen habe sie immer ganz knapp an seinem Körper gehen müssen. Bei diesen Kontakten mit der Außenwelt warnte Priklopil sie stets: Er würde alle umbringen, denen sie sich anvertraue. "Er sagte, dass er jeden Mitwisser sozusagen beseitigen würde. Das konnte ich nicht riskieren."

Trotzdem, so Kampusch, habe sie mit Blicken und einzelnen Gesten immer wieder versucht, auf ihre Situation aufmerksam zu machen - vergeblich: "Es gab auch viele Menschen, denen ich versucht habe, Zeichen zu geben. (...) Es war nicht genug Zeit, dass ich denen das erläutere. Hätte ich auch nur einen Mucks gemacht, hätte er das schon unterbunden und mich weggezerrt."

Am berührendsten ist wohl jene Stelle des Interviews - in dem sonst wenig auf die Tragik der Gefangenschaft eingegangen wird -, an der Kampusch berichtet, wie für sie der Hunger war, unter dem sie regelmäßig zu leiden hatte: "Ich habe in meiner Gefangenschaft auch sehr oft gehungert. Und habe dadurch deutlich miterlebt, was man da alles hat: Kreislaufbeschwerden, Konzentrationsschwierigkeiten. Man ist nur noch zu den primitivsten Gedanken fähig. (...) Jedes Geräusch wird aufreibend und schmerzt. Jeder Gedanke quält sich aus einem heraus." Das sei einer der Gründe, warum sie vorhabe, sich im humanitären Bereich zu engagieren. Wo ihr Schwerpunkt liegen wird, ist noch nicht klar. Möglich seien etwa Hungerhilfe oder Hilfe für Entführungsopfer.

Ansonsten will Kampusch vor allem das nachholen, wo ihr während der Jahre ihrer Gefangenschaft schmerzhaft Defizite bewusst gewesen seien: eine solide Ausbildung. Zunächst will sie die Matura nachmachen und dann studieren - was genau, steht noch nicht fest. Einen Traum hat sie auch: Schauspielerin zu werden. Es müsse ja nicht gleich Hollywood sein. Ihre Mutter habe schon früher immer wieder gesagt: "Wenn du groß bist, kommst du auf die Burg."

Zurzeit gehe es ihr gut, versichert Kampusch, abgesehen von einer Erkältung. Sie habe auf ihrer "Station" Kontakt zu jungen Menschen und sei darüber sehr glücklich. Sie sei bereits Eisessen gewesen und auch mit der U-Bahn gefahren. Besonders genieße sie das freundliche Lächeln der Menschen."

Fussnote: Das Interview hat mich berührt, es hat jedoch bei mir einige Fragen hinterlassen. Und bevor ich diese Fragen nicht beantworten konnte, halte ich mich mit meinem Urteil zurück.

Quelle Text und Bild: ORF

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich finde, man sollte endlich damit abschließen. Vor 4 Wochen las ich in der Zeitung, dass der Fall Kampusch abgeschlossen wird. Ich wundere mich, warum ich dann letzte Woche wieder ein Interview auf ATV sah und in der Zeitung steht auch noch dauernd was drinn.
''Es ist zu bedenken, das Natascha Kampusch mit dem Interviews im Fernsehen immer viel Geld verdient- Natürlich von UNSEREM Steuergeld, UND DAS IST DIE GRÖSSTE Frechheit''. Es ist zwar schlimm, was mit diesen Mädchen passiert, aber man sollte endlich damit abschließen. Es will auch niemand mehr was darüber hören,...ich zu mindest nicht.
Ich wünsche ihr trotzdem Alles Gute.
Mfg

Anonym hat gesagt…

Anonym.. klasse.
Ich habe gerade Ihr Buch gelesen und selbst wenn sie damit Geld verdient. Dieser Frau steht noch viel mehr im Leben zu.Ich habe absolute Hochachtung und Respekt vor so einer starken Persönlichkeit, die sich nicht brechen ließ und die Flucht schaffte.
Claudia Schönmann

Anonym hat gesagt…

Ich lese ihr Buch gerade zum zweiten mal und bin jedes mal aufs neue geschockt was der Täter (wie sie ihn im Buch immer nennt) angetahn hat !! und sie trotz ihrer vielen verletztungen und essensentzug all die Jahre durchgehalten hat !!!

Ich sag dazu nur RESPEKT !!

Jan Kohlenberger hat gesagt…

Habe ihr Buch gelesen,ztiefst entäuschd was ein Mensch einem kleinen Mädchen antun kann..Natascha Kampusch kann noch soviel geld bekommen,selbst ich würde ih geld geben!Nur wer klug ist,weiss das Geld sowas nicht wegsteckt,seit ihr selbet ersteinmal 8Jahre lang in gewalt!Dann wüsst ihr wie sich so etwas anfühlt dannach!Ich würde Natscha Kampuch alles geben,damit sie ein normales Leben führen kann!Sie ist für mich der stärkste und Tollster Mensch der Welt!

Anonym hat gesagt…

ich möchte zu diesem kommentar avom ersten februar mal was sagen. also mir ist gerade alles hochgekommen,als ich das gelesen habe. ich würde gern mal zu dieser person nach hause gehen und ihr oder ihm mit der braitpfanne hinterherlaufen!!!wie kann man so einen mist daher reden.bloss nicht selbstsüchtig sein! um gottes willen! das es solche menschen in dieser gesellschaft überhauot gibt!!ärgern Sie sich doch lieber über sich selber,lieber kommentarschreiber.darüber,dass Ihnen soziales mitgefühl abhanden gekommen ist.

Anonym hat gesagt…

Ich habe das Buch Natascha Kampusch auch gelesen,und erstmal ein (fettes) hut ab das sie so Lebenswillig ist...Es rührte sogar an tränen (dieses Buch)....Ich bin der meinung ne,würde der Priklopil noch Leben hätte ich es genauso durchgezogen mit dem was er mit ihr in den 8jahren gemacht hat..Aber mal dazu,den Staat heut zu tage,den kann man inne tonne tretten...=O....
Ich bewundere Natascha sehr,egal wie lange es jetzt her ist...

Anonym hat gesagt…

Oft heißt es "Geld allein macht auch nicht glücklich" und ähnliches. Ja, grundsätzlich trifft das zu, keine Frage..bei normalen Leuten die ein normales Leben haben... aber: Hat eigentlich mal jmd. von denen, die so denken, einen Schritt weiter gedacht ? Nämlich, dass sie ja auch irgendwo von leben muss ?? Denn ganz allgemein und mal unabhängig von Natascha Kampusch: Bleiben psychische Schäden ab einem bestimmten Schweregrad,die sich nicht mal eben so beseitigen lassen, schaffen es die Allerwenigsten, SELBST für sich finanziell zu sorgen. Kommt finanzielle Not noch zusätzlich zu schwerwiegenden Problemen dazu - also das ist eigentlich gar nicht zumutbar, schon gar nicht für jemanden der derartiges hinter sich hat wie sie. Sicher gibt es Ausnahmen und auch sie könnte das schaffen (oder hat es vielleicht sogar schon 'geschaffft'?), es hängt von so, so vielen Dingen ab. Bin nämlich nicht auf aktuellstem Stand was Natascha betrifft, vielleicht hat sie sogar schon eine abgeschlossene Berufsausbildung gemacht o.ä.
Dass Geld allein nicht glücklich macht ist klar, aber so jemand wie sie hätte eine dicke dicke Entschädigung ganz ganz sicher mehr als 'verdient', denn das Geld hätte ganz andere Bedeutungen und Sinn gehabt als für andere die noch nicht mal nur ein klein wenig weiter denken können als ein Normalverbraucher. Sie sagte doch selber in einem Interview, was noch nicht so lange her ist, dass sie z.B. ungern das Haus verläßt oder Besuch bekommt! Ja das ist alles normal, was stellen sich manche eigentlich so vor ?? Und das Kommentar vom 1.2. ist ja wohl voll daneben, sowas müsste man direkt löschen.
Celine, Remscheid

m. steg...... hat gesagt…

Frau Kampuschs Buch hat mich tief berührt. Ich wünsche Ihr auf ihrem weiteren Lebensweg viel Kraft alles Gute und Gottes reichen Segen