31. August 2006

Tschüss Bläck änd Blöd!

Nach nur einer Sendung nach der Sommerpause ist Schluss für die Late-Night-Show «Black'n'Blond» auf SF2. Nach eingehender Analyse der Sendung vom letzten Montag kam das Schweizer Fernsehen zum Schluss, «Black'n'Blond» per sofort einzustellen!

Bereits wenige Wochen nach dem Start im Oktober 05 war die eigenproduzierte Late-Night-Show in die Kritik geraten. Der DRS-Publikumsrat (alte Männer beurteilen TV-Sendungen) bemängelte fehlenden Witz und Drive, Sprüche & Gäggs seien dümmlich, von bedenklichem Niveau und manchmal menschenverachtend, hiess es damals. Und für einmal hatte der Weisenrat nicht einmal ganz unrecht. War das Hosenrunterlassen in der Premiere-Sendung vielleicht noch überraschend, lustig war es ganz bestimmt nicht!

Das Schweizer Fernsehen (SF), bei dem die Absetzung des Formats dem Vernehmen nach seit einiger Zeit beschlossene Sache war, hat nun also die Notbremse gezogen und die Late-Night-Show mit sofortiger Wirkung aus dem Programm genommen. Zur Begründung wird mangelnde Qualität angeführt.

Roman Kilchsperger hatte am vergangenen Montag zum Auftakt der neuen Staffel, die nicht einmal mehr provozierte, sondern bloss noch langweilte, erklärt, er habe vor der Sommerpause darauf gewettet, dass es «Black'n'Blond» zum Saisonstart nicht mehr gebe. Aber man sei da. Mit anderen Worten: Die Macher um Kilchsberger und Von Rohr scherten sich einen Dreck um die Anliegen aus der Leutschenbacher Chefetage. Man darf sich aber durchaus auch die Frage stellen, ob die beiden Herren vielleicht gar nicht in der Lage waren, ihre Sendung zu verbessern.
Falls ja, wäre das irgendwie dann aber auch überraschend. Roman Kilchsberger überzeugt seit Jahren mit seinem Humor in diversen Radio Morningshows und auch die TV Sendung "Musicstar" wäre ohne seine Sprüche wohl nie das geworden, was sie war. Gleiches gilt für Chris Von Rohr, auch er eines der ganz wenigen Highlights bei "Musicstar". Und auch als Radiomensch - ich durfte selber mit ihm zusammenarbeiten -, zwar ein Chaot, aber durchaus ein Profi. Mit viel Witz, nebenbei. Darum werde ich den Eindruck nicht los, dass die Absetzung klar so beabsichtigt war. Kilchsberger hat mit seinem Vater-sein, der Sendung "Deal or no Deal", Sportübertragungen und Radiojobs genug um die Ohren. Und DöRöhr hat beim neuen Schweizer TV Sender 3+ (der übrigens heute Abend um 20 Uhr onair geht - mit Viola Tami, der Mutter von Kilchsbergers Kind....) einen Job als Kritiker in einer Castingshow. Und allzu viel arbeiten will der Altrocker aus Solothurn ja dann doch nicht...

30. August 2006

Tier tot, Mensch zufrieden

In letzter Zeit häufen sich die Meldungen darüber, dass tierische Probleme kurzerhand mit einer Hinrichtung gelöst werden. Vor einigen Wochen war man sich in Bayern einig, der Bär muss weg und Peng war Bruno tot. Im Wallis treibt sich derzeit ein Wolf herum, die Walliser Bauern haben genug und geben das Tier zum Abschuss frei. Ähnliche Sitten greiffen seit Anfang Jahr auch im Kanton Genf, wie heute zu lesen ist:

Im Kanton Genf sind seit Jahresbeginn bereits 17 Kampfhunde abgetan worden, weil sie eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellten. Dies teilte die Staatskanzlei Genf mit, nachdem am vergangenen Samstag ein American Staffordshire im Quartier Grand-Saconnex einen kleinen Hund zerfleischt hatte.

So einfach werden also Probleme gelöst in der heutigen Zeit. Vergleiche mit anderen, ganz ähnlichen Problemlösungen aus der Weltgeschichte verkneife ich mir jetzt. Trotzdem, wenn es darum geht, Menschen hinzurichten, weil sie etwas Verbotenes getan haben, geht - zu Recht - immer eine grosse Protestwelle durch die Gesellschaft. Aktuelles Beispiel, der Fall Natascha. Da hat so ziemlich gar niemand Mitleid mit dem mutmasslichen Täter, welcher sich vor den Zug geworfen hat. Genau so wenig gibt es Mitleid für bissige Hunde bzw. allgemein Tiere.

Komisch eigentlich: während sich bei den Menschen Psychologen bemühen, Rechtsgutachten und Analysen über die Täter zu erstellen, reicht es beim Tier den Tatsachen ins Auge zu schauen und - als Beispiel - den Hund einzuschläfen. Hund hat gebissen, Hund muss weg. Ob der Hund zum Beispiel aus Angst oder aus dem Spiel gehandelt hat spielt keine Rolle.

Dabei kommt kein einziger Hund agressiv zur Welt! Im Gegenteil, wer sich mit Hunde nur einigermassen auskennt weiss, sogar die schärfsten Pitbulls werden als harmlose & hilflose Welpen geboren. Es gibt tausende von Beispielen, welche aufzeigen, dass solche Hunde dann auch entsprechend aufgezogen werden können. Nämlich zu angenehmen, wachsamen Familienhunden. Trotzdem, dreht der Hund durch, wird er mit dem Tod bestraft. Dem Halter drohen vielleicht 500 Fränkli Busse; zwei Wochen später hat er dann einen neuen Hund gekauft.
Aber eben, es ist immer einfach, das schwächste Glied in der Kette zu bestrafen. Man erspart sich viele Diskussionen und noch viel mehr Papierkrieg. Die Behörden müssten ja einen Wesenstest für Hundehalter ins Leben rufen, was wohl zu teuer wäre. Die Polizei müsste Leinenzwang oder Maulkorbpflicht rigoros überprüfen, was zu aufwändig ist. Also, lieber gleich erschiessen das Vieh.

Da zahlt der Hundehalter - im Gegensatz zum Katzenhalter, welcher seine Tiere locker das ganze Jahr über draussen lassen kann - Jahr für Jahr brav für die Hundemarke, zusätzlichen finanziellen Aufwand gibt es für den obligatorischen Chip, sowie das impfen. Hundeerziehung in einer geeigneten Schule ist ebenfalls nicht gratis. Aber eben, Zahlen wie 13'000 Hundebisse pro Jahr, machen sich natürlich auf einer Blick-Frontseite wunderbar. Nimmt man diese Zahl jedoch nur etwas auseinander, stellt man fest: nur gerade ein Viertel der Gebissenen mussten sich ernsthaft in ärztliche Behandlung begeben (meist Hausarzt), über 50 % der Verletzten wurden von ihrem eigenen oder einem bestens bekannten Hund gebissen (meist beim Spielen) und die Hunde, die am meisten gebissen haben waren Rottweiler und Schäferhunde.

Dass der Blick vor Monaten per Petition ein Verbot von Pitbulls und Co. gefordert hat, wirkt dann doch etwas lächerlich. Aber immerhin hat es die Auflage gesteigert. Wenn die Unterschriftensammlung auch komplett am Thema vorbei gegangen ist. Wenn schon müssten man nämlich nicht die Hunde, sondern die Hundehalter ersch.... nein, sorry, verbieten!

PS: Ja, ich habe einen Hund und ich liebe ihn von ganzem Herzen!

29. August 2006

Schule, nein danke!

Popstars und ihre Probleme, Kapitel 23: Da lässt das deutsche Sternchen LaFee heute wissen "Ich gehe nie mehr zu Schule" und die Jungs von Tokio Hotel erklären im Interview, dass sie seit einiger Zeit übers Internet pauken. Tja, früher hatten Rockstars noch andere Probleme wie Drogenentzug, Geschlechtskrankheiten und Dauersuff... Heute, die Schule!

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem angesehenen Musikmanager, welches ich Anfang 2000 geführt habe. Er hat mir damals erklärt, dass die Stars der Musikszene immer jünger werden. Dass Girlies wie Britney Spears und Christina Aguilera nur der Anfang einer grossen Welle wären. Ich habe damals nur den Kopf geschüttelt und gefragt, wer interessiert sich schon für minderjährige Jungs und Mädels auf einer Konzertbühne. Dass jedoch gerade die jungen Fans selber sich nun so für Idole gleichen Alters interessieren, überrascht doch. War es früher nicht umso cooler, einen etwas älteren Star als Vorbild zu haben? Ich zumindest hätte mir nicht im Traum gewünscht, dass z.B. Nena damals gleich alt gewesen wären wie ich. Oder KISS, man stelle sich vor, die 4 Männer wären mit mir zu Schule gegangen. Naja, eher nicht. Dafür macht isch heute der 30jährige vermutlich bald mal strafbar, wenn er sich ne CD einer sexy ausschauenden, jungen Künstlerin kauft. Es könnte nämlich sein, dass die Kleine noch im Schutzalter ist, obwohl sie im BH und im Mini über die Bühne rennt.

Aber zurück zum Schulproblem von LaFee. "Schule und Karriere - das schaffe ich einfach nicht mehr. Ich möchte mich jetzt voll auf die Musik konzentrieren", erklärte die 15jährige. Ihren Schulabschluss will LaFee aber trotzdem machen: "Ich bekomme von den Lehrern ab sofort regelmäßig Stoff zum Lernen geschickt."

Persönlich Abschied nehmen von ihren Mitschülern konnte LaFee leider (mir kommen die Tränen) nicht, stattdessen hat sie dies über die Schülerzeitung getan. Kein Wunder, vor ein paar Wochen war in der BRAVO noch zu lesen, das Mädchen sei von ihren Mitschülern gemobbt und gar körperlich bedroht worden. Eine Randbemerkung zur 15jährige Göre sei noch erlaubt: ihre CD stammt vom gleichen Produzenten-Team, welches schon mit Weltstars wie BigBrohter Zlatko & Jürgen oder den Mainzelmännchen ("Mützenalarm") am Start war. Die erste Single von LaFee kam - rein zufällig natürlich - im Frühling auf den Markt, mitten in der H5N1-Hysterie und hörte auf den Namen "Virus". Oh du schöne PR-Maschinerie!

In diesem Sinne lasse ich diese Zeilen nun einfach mal so stehen und in gute einem Jahr schauen wir dann, wer noch von Sternchen LaFee (derzeit Platz 24 in den deutschen Singlecharts) oder - ich lehne mich mal aus dem Fenster - von Tokio Hotel redet...!

28. August 2006

Showdown der Nager

Das graue Eichhörnchen hat in Großbritannien keinen guten Ruf: Es stiehlt Eier aus Nestern, tötet kleine Vögel und schädigt Bäume. Und zu allem Überfluss macht der amerikanische Einwanderer seinem schwächeren, britischen Cousin, dem roten Eichhörnchen, das Leben schwer. Die kleinen Roten, die in Großbritannien vielerorts vom Aussterben bedroht sind, haben mit einem tödlichen Virus jetzt einen weiteren Feind. Der Überträger ist - natürlich, wer auch sonst - das Grauhörnchen.

Laut einer Studie der Universität Newcastle tragen inzwischen bereits 70 Prozent der grauen Tiere das sogenannte Pox-Virus in sich. Besonders gemein: Das Grauhörnchen überträgt das Virus, erkrankt aber nicht. Infiziert sich dagegen ein rotes Eichhörnchen, stirbt es innerhalb von ein bis zwei Wochen. 2016 könnten die roten Nager, die ohnehin fast nur noch in Schottland und im Norden Englands leben, deshalb im Vereinten Königreich komplett ausgestorben sein.

Tierschützer haben bereits allerlei Vorschläge gemacht, um das rote Eichhörnchen, das seit 10 000 Jahren in Großbritannien lebt, zu retten: Um die Vermehrung der Grauhörnchen zu stoppen, sollten sie mit Verhütungspillen gefüttert oder gar vergiftet werden. Einige forderten auch, die grauen Nager zum Abschuss freizugeben.

Die einheimischen Nager sind den Briten aber so sehr ans Herz gewachsen, dass neben seriösen Plänen auch immer wieder kuriose Ideen aufkommen. Man könne das Fleisch der Grauhörnchen doch in Schulmensen anbieten und auf diese Weise die Population kontrollieren, hatte Lord Inglewood, Abgeordneter der Konservativen, einmal vorgeschlagen. Umgesetzt wurde dieser Plan zwar nicht. Doch die Briten haben genug von den lästigen Einwanderern.

25. August 2006

Pluto hat uns beschissen....

... diese kleine Ratte! Jahrelang hat er uns vorgegaukelt, er wäre ein Planet. Mühsam haben wir in der Schule Eselsbrücken wie "Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unsere neun Planeten" auswendig gelernt. Und jetzt macht dieser Satz plötzlich keinen Sinn mehr: "Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unsere Neun". Und wenn meine Familie zum Beispiel gar keine Neun hat, was dann...

Der Pluto ist seit gestern also offiziell kein Planet mehr. Das haben die Wissenschaftler der International Astronomical Union in Prag beschlossen. Dem guten Pluto fehlt es an Masse, kurz er ist zu dünn um ein Planet zu sein. Eine Regel die man vielleicht auch mal bei Models oder Skispringer einführen sollte... das aber nur so ein Zwischengedanke. Der Pluto ist kein Planet mehr und zurück bleiben verwirrte Lehrer und Schüler. Die Schüler weil sie über Jahre was gelernt haben, was sie sich eigentlich hätten sparen können. Und die Lehrer, weil sie nun nach all den Jahren doch wieder einmal ihren Stoff aktualisieren müssen. Denn ja, es gibt sie immer noch die guten alten Lehrkörper, welche immer noch die Karte der Sowjetunion präsentieren mit der Bemerkung, "in der Zwischenzeit haben sich die Grenzen hier etwas verschoben."

Eine Frage beschäftigt mich an der ganzen Sache jedoch besonders intensiv: Was ist denn der Pluto , wenn er nun kein Planet mehr ist? Recherchen im Internet ergeben, der Pluto ist seit heute ein Kleinplanet. Das soll noch einer verstehen, der zweite Teil im Wort Kleinplanet ist bekanntlich Planet. Also wäre demnach ein Rennauto unter Umständen dann auch kein Auto mehr, oder eine Digitalkamera nicht mehr zwingend etwas um Fotos zu machen. Hmmmm...

Fazit: Pluto empfaengt 2430 Mal weniger Licht von der Sonne als die Erde. Aber muss man deshalb gleich dem armen Kerl das Licht ganz ausknipsen? Während unsere Erde 365 Tage braucht um 1x um die Sonne zu kreisen, benötigt der lahme Pluto dazu 248 Jahre. Und mittendrin auf diesem elend langen Weg wird ihm aus Tschechien zugerufen: "He Pluto, Du bist gar kein Planet, putz dich weg und Tschuess. Melde Dich gefälligst im Recall wenn du zugenommen hast!"

Pluto, du fehlst mir schon heute!

24. August 2006

Scientology-Cruise fliegt raus

Hollywoodstar Tom Cruise hat wegen seines Verhaltens in den vergangenen Monaten seinen langjährigen Vertrag mit dem Filmstudio Paramount Pictures verloren. Das schlagzeilenträchtige Verhalten des 44 Jahre alten Schauspielers habe dem jüngsten Paramount-Cruise-Streifen „Mission Impossible 3“ an den Kinokassen geschadet, führte das Studio als Begründung an.

Die Benimm-Schelte handelte sich der Schauspieler von Paramount unter anderem durch seine aggressive Werbung für die Organisation Scientology ein. Kurz vor der Geburt von Töchterchen Suri im April hatte Cruise in Fernsehinterviews die umstrittene „stille Geburt“ in der Tradition der Scientology-Lehre propagiert. Für Aufsehen und Kopfschütteln sorgten auch Cruises öffentliche Liebesbeweise für seine Verlobte und Mutter seines Kindes (gibts die Kleine überhaupt wirklich?), Katie Holmes (27), wie etwa der Sofa-Sprung in der Oprah-Winfrey-Talkshow.

Mit seiner Kollegin Brooke Shields lieferte sich Cruise im vergangenen Jahr zudem ein bitteres Wortgefecht über die Behandlung von Wochenbettdepressionen. Cruise warf Shields in einer TV-Show vor, sie hätte keine Medikamente gegen ihre Depression nehmen sollen, sondern besser Vitamine geschluckt und Sport gemacht. Analog dem Willen von Scientology Gründer Ron Hubbart.

Cruise wies die Kritik scharf zurück. Er selbst hätte sich dazu entschieden unabhängig von dem Studio zu arbeiten.

Aussage gegen Aussage also, wobei ich den Schritt von den Paramount Studios unterstütze. Meiner Meinung nach hat kein Star der Welt das Recht mit seinem Glauben zu missionieren. Tom Cruise nutzt seine Berühmtheit schamlos aus, Werbung für Scienentology zu machen. Und das bei jeder Gelegenheit! Gerade jüngere oder labilere Fans fahren auf solche Sprüche ab, bzw. fallen darauf hinein. Verwerflich ist aber nicht nur Werbung für diese Sekte, nein allgemein religiöse oder politische Meinungsmache von Star zu Fan. Und als Popstart könnte man ja zum Beispiel auch den Papst bezeichnen.

23. August 2006

Rauchverbot für Tom & Jerry

Sie können sich problemlos mit Hämmern, Äxten, Bomben und Schwertern bekriegen. Und sie dürfen sich auch mit Unmengen von Sprengstoff immer wieder in die Luft jagen. Nur eins ist den beiden Zeichentricktrickfiguren Tom und Jerry nun in Großbritannien untersagt worden: Sie dürfen in Programmen für Kinder nicht mehr rauchen.

Mit der Aufforderung, entsprechende Szenen aus allen Tom-und-Jerry-Filmen zu entfernen, die im Kinderprogramm laufen, hat die englische Regierung jetzt selbst manchen militanten Nikotin-Gegner überrascht. "Wir können doch nicht die Geschichte neu erfinden, indem wir Hollywood-Klassiker nachträglich verändern", sagte Amanda Sandford, Sprecherin der Nichtraucher-Organisation Ash, der Zeitung "Daily Mirror".

Doch die Briten lassen sich nicht beirren: Die "Möglichkeit eines Schadens" für Kinder, die den guten alten Kater Tom Zigarren oder Zigaretten rauchen sehen, müsse am Schneidetisch ausgeschlossen werden. Die Behörde war übrigens erst eingeschritten, nachdem sich einige erwachsene Zuschauer des Kinder-TV-Kanals Boomerang beschwert hatten.

Sie nahmen unter anderem Anstoß an einer Szene, in der Tom als Wildwest-Cowboy einer hübschen Katze dadurch zu imponieren versucht, dass er sich eine selbst gedrehte Zigarette anzündet. Das Unternehmen, dem der Kinderkanal gehört, hat inzwischen bereits drei besonders auffällige Rauchszenen aus seinen 162 Tom-und-Jerry-Filmepisoden entfernt.

Warten wir also auf die geschnittenen Versionen von "Forrest Gump", ohne dickmachende Pralinen. "Taxi Taxi" ohne todbringende, getunte Peugeots. "9 1/2 Wochen" ohne Sex ohne Gummi. "Big Lebowski" ohne White Russian - hat ja schliesslich gefährlichen Alkohol drin. Schöne neue Kinowelt!

22. August 2006

Verliebte Schmetterlinge in Berlin?

Und es darf weiter geweint werden vor der Flimmerkiste: Sat.1 ist gestern Abend mit der neuen Telenovela „Schmetterlinge im Bauch“ gestartet und auch RTL hat eine neue Soap auf Lager. Reichlich Nachschub in Sachen Herzschmerz, Liebe und Leid! Auf dem Bildschirm kann also wieder ausgiebig geliebt, gelächelt und gelitten werden.

Doch hinter den Kulissen tobt ein erbitterter Konkurrenzkampf: Sat.1 und RTL liefern sich mit Seifenopern und Telenovelas in den kommenden Wochen eine heiße Schlacht um die Gunst der jungen Zuschauer: Gestern die neue Sat.1-Serie „Schmetterlinge im Bauch“ - nur wenige Wochen vor Sendebeginn der neuen RTL-Daily-Soap „Alles was zählt“, in der Hauptrolle die ehemalige Eislauf-Prinzessin Tanja Szewczenko.

Die Telenovela „Schmetterlinge im Bauch“, auch „SiB“ genannt, beginnt am Hochzeitstag der niedlichen, etwas naiven Bielefelderin Nelly, die gespielt wird von der zuckersüßen Alissa Jung. Besonderer Gag: Immer wenn Nelly künftig im Zweifel ist, wie sie sich verhalten soll, manifestiert sich ihr Alter Ego leibhaftig neben ihr und spricht Nelly ins Gewissen.Aber im Grossen und Ganzen kommt „Schmetterlinge im Bauch“ daher wie eine schlechte Kopie der Gaunerkomödie „Catch Me If You Can“. Nicht nur, daß die Serie in der gleichen Branchee mit denselben Hierarchien spielt; auch die Darsteller und ihre Umgebung sind auf fünfziger Jahre getrimmt. Fast alles ist bonbonfarben, die Dekolletés sind üppig, die Frisuren brillantiniert oder hochgesteckt, die Buchhalter tragen biedere Pullis, ihre Frauen Gurkenmasken, die Stewardessen alberne Deckelchen und so weiter.

Spannender als die leider recht altbacken erzählte Lovestory von Nelly und Nils ist aber sowieso der Konkurrenzkampf, der jetzt zwischen RTL und Sat.1 entbrennt. Mit „Alles was zählt“ greift RTL die zur selben Zeit laufende Sat.1-Erfolgsserie „Verliebt in Berlin“ frontal an. Denn diese muss ausgerechnet am ersten Sendetermin der neuen RTL-Serie den Abgang ihrer beliebten Hauptfigur Lisa Plenske (Alexandra Neldel) verkraften und ist daher arg geschwächt. Ein cleverer Schachzug was das Timing angeht von RTL.

Um sich im Gerangel um die Zuschauergunst der Teenager durchzusetzen, verschieben die Streithähne RTL und Sat.1 für „Schmetterlinge im Bauch“ und „Alles was zählt“ sogar ihre Boulevardmagazine „blitz“ und „Explosiv“. Die beiden Sendungen werden künftig früher als bisher laufen.

Angesichts der üblen Bauchlandungen, die andere Telenovelas wie „Lotta in Love“ (Pro 7) oder „Unter den Linden“ (Sat.1) in jüngster Zeit hingelegt haben, stellt sich allerdings für mich die Frage, ob das TV-Publikum überhaupt Lust auf weitere Herzschmerz-Serien hat. Doch dieser Einwand scheint angesichts des mit offenem Visier ausgetragenen Konkurrenzkampfs der beiden Privatsender zunächst einmal in den Hintergrund zu treten. Roger Schawinski hat sich nach der Premiere von "SiB" jedenfalls kämpferisch - wie immer gezeigt - und ist überzeugt, dass die neue Telenovela ein gewaltiger Erfolg wird. Tja, aber was soll er auch anderes sagen, der gute Roschee...

Für mich gilt, im nächsten Frühjahr gibt es die neue Staffel von "Stromberg". Bis dahin kann ich bestens auf dämliche Serien verzichten, egal ob "SiB" oder "ViB" oder "Unter uns" oder "CSI" oder "GZSZ" oder "24" oder "Lost" oder "Las Vegas" oder oder oder oder.... und bis dahin tröste ich mich hie und da mit der gelben Familie aus Springfield.

21. August 2006

Frauen an den Herd?

Kind und Karriere – das passt aus Sicht von Eva Herman nicht zusammen. Das Aufgabengebiet der Frau sei der heimische Herd. Die blonde ARD Nachrichtensprecherin und TV Moderatorin Eva Hermann hat mit diesen und ähnlichen Aussagen für viel Aufsehen und Ärger gesorgt. Dabei hat Eva Herman doch selbst Kind und Karriere über Jahre vereinbart: „Gerade deshalb will ich über diese Erfahrung berichten“, sagte sie gegenüber der „Bild“-Zeitung.

Sie hat diese Aussagen in dem Fall also nur als barmherzige Samariterin getätig, zum Wohle der Frauenwelt qusi: „Ich bin die Erste, die das Tabu-Thema anspricht, darum kriege ich auch die Dresche.“ Aber für sie sei der Aufschrei ein Zeichen dafür, dass sie den „Finger in eine große, offene Wunde gelegt habe“. Wir haben Mitleid...

Die 47-jährige Mutter glaubt, dass der Karrierschritt der Frauen dazu beiträgt, dass es immer mehr Singles gibt und sich Paare scheiden lassen. „Frauen können ja gerne Karriere machen, aber sie können nicht zeitglich eine Familie versorgen!“ Die Leidtragenden seien vor allem die Kinder.

Eva Herman will nun ihren Job als Tagesschaus-Sprecherin (auf massiven Druck hin der ARD) für ein bis zwei Jahre ruhen lassen - jedoch nicht für die Familie. Denn ihre anderen beiden NDR-Sendungen "Herman und Tietjen" und "Wer hat's gesehen?“ will sie weiterhin moderieren...

Dass ihr Buch "Das Eva-Prinzip" in den nächsten Tagen in den Handel kommt dürfte auch in diesem Fall ein absoluter Zufall sein, so eine Art "Grass-Prinzip" vielleicht.

18. August 2006

Ein armer Käfer namens Hitler

Sein Name ist ein Fluch: Der «Hitlerkäfer» Anophtalmus hitleri ist bedroht, weil er wegen seines ungewöhnlichen Namens bei Sammlern stark gefragt ist. Der braune, blinde Höhlenkäfer werde von der Wissenschaft geschmäht und von Neonazis geliebt, berichtet das Magazin «National Geographic Deutschland» in seiner Septemberausgabe.

"Es gibt einen Run auf die Tiere. Sammler dringen in ihren natürlichen Lebensraum ein", sagte Martin Baehr, Käferexperte der Zoologischen Staatssammlung München. In der Sammlung seien fast alle Exemplare geklaut worden, auf Börsen würden Preise von tausend Euro und mehr gezahlt. Vor der Ausrottung stehe der Käfer aber nicht. Für die Wissenschaft sei der recht gewöhnliche Käfer, der kleines Höhlengetier frisst, das ihm vor die kräftigen Kieferzangen läuft, nicht von hohem Interesse.

Der kleine Braune wurde in den 30er Jahren entdeckt. Er lebt in Höhlen in Slowenien. Der Forscher Oscar Scheibel, ein glühender Anhänger des Deutschen Reichs, benannte den Käfer damals nach seinem Idol. Aus Berlin soll er dafür sogar ein Dankesschreiben erhalten haben. Bei der Namensgebung für neu entdeckte Arten lassen sich Forscher öfter von Menschen des Zeitgeschehens inspirieren: In den USA wurde erst kürzlich ein Schleimpilz fressender Schwammkugelkäfer Agathidium bushi benannt.

17. August 2006

Mord an Teenie-Queen geklärt

Zehn Jahre nach dem Mord an der sechsjährigen US-Schönheitskönigin JonBenet Ramsey ist der spektakuläre Fall offenbar gelöst: In Thailand wurde ein 41-Jähriger festgenommen. "Ich war bei JonBenet, als sie starb. Ich habe JonBenet geliebt. Ihr Tod war ein Unfall", sagte John Mark Karr am Donnerstag in Bangkok. Auf die Frage, ob er unschuldig sei, antwortete er: "Nein." Nach Angaben der thailändischen Einwanderungsbehörde hat Karr die Tat gestanden. Er soll nun nach Boulder (US-Staat Colorado) ausgewiesen werden, wo er sich wegen Mordes, Entführung und sexueller Übergriffe verantworten muss.

JonBenet, Gewinnerin zahlreicher Mini-Schönheitswettbewerbe, war Weihnachten 1996 erdrosselt im Keller ihres Elternhauses in Boulder gefunden worden. Über viele Jahre standen auch die Eltern und der ältere Bruder Burke unter Verdacht. Die Polizei fand damals keine Beweise für ein gewaltsames Eindringen ins Haus oder verdächtige Fußspuren außerhalb. Außerdem soll der Vater die Leiche des Mädchens ins Obergeschoss des Hauses getragen und so die Arbeit der Ermittler erschwert haben.

Mysteriös war auch ein Erpresserbrief, in dem 118 000 Dollar Lösegeld für das Mädchen gefordert wurden. Patsy und John Ramsey beteuerten immer wieder ihre Unschuld. Sie zogen später wegen der Verdächtigungen aus Boulder weg. Die Mutter starb im Juni 49-jährig an Krebs. Nach US-Medienberichten sagten ihr Ermittler am Sterbebett, dass eine Festnahme bevorstehe.

In den USA hat der Fall über all die Jahre für grosses Aufsehen gesorgt, nicht zuletzt waren verschiedene Verschwörungstheorien im Umlauf, wer denn die kleine JonBenet ermordet habe. Lange wurde behauptet, die Polizei hätte absichtlich Material vertuscht um einen Polizisten zu schützen. Ebenso standen Lehrer und Verwandte im Mittelpunkt der Verhandlungen - ohne zählbare Erfolge! Gut zusammengefasst wird die ganze Geschichte übrigens im Film "Es geschah in Boulder" mit C.S.I. Star Marg Helgenberger in der Hauptrolle.

16. August 2006

R.I.P. Phonak-Team!

Zum Ende des Jahres wird das Schweizer Radsportgruppe Phonak aufgelöst. Dies gab ihr Chef, Andy Rhis, am Dienstag vor den Medien bekannt. Rhis zieht damit die Konsequenzen um den Dopingskandal um Floyd Landis. Er bedauere diese Entwicklung sehr, sagte der Hörgerätehersteller anlässlich der Medienkonferenz. Bloss, der Fall Landis war ja nicht der erste, welcher im Zusammenhang mit Phonak stand. Im Gegenteil, die Liste ist lang. Zu lang...

2001 wird Massimo Strazzer positiv auf EPO getestet. Im Jahr 2004 erwischte es dann mit dem Ex-Weltmeister Oscar Camenzid und Olympiasieger Tyler Hamilton die bis dato bekanntesten Fahrer. Kurz vor dem Tourstart 2006 wurden Santiago Botero (Kolumbien), José Enrique und Ignacio Gutierrez (beide Spanien) suspendiert, nachdem dem Trio Verbindungen zum ominösen Sportarzt Eufemiano Fuentes nachgesagt wurden. Der negative Höhepunkt folgte aber am 27. Juli 2006, als Phonak bekannt gab, dass der US-Amerikaner und Tour Sieger Floyd Landis positiv auf Testosteron getestet wurde.

Immer wieder geriet Phonak also ins Kreuzfeuer der Dopingfahnder. Dabei war es doch gerade Andy Rhis, der bei der Gründung seines Phonakteams bekannt gab, er wolle den Dopingsumpf bekämpfen und sich für einen sauberen Sport einsetzen. Nur, Rhis ging es - und auch daraus hat er nie ein Geheimnis gemacht - bei seinem Investement um Eigenwerbung. Er wollte den Namen Phonak in aller Welt bekannt machen. In einem Interview sagte er vor kurzem, dass die PR der letzten Wochen und Monate schier unbezahlbar sei. Hätte er diesen Bekanntheitsgrad mit "normaler" Werbung erreichen wollen, so hätte er ein vielfaches an Geld investieren müssen. Meiner Meinung nach hat Rhis es also in Kauf genommen, dass seine Fahrer sich dopen. Im Wissen, dass der Name Phonak so in Windeseile um die Welt getragen wird.

Einen Schaden musste er nicht befürchten. Ähnliches ist Ende der 90er Jahre bereits dem Uhrenhersteller Festina widerfahren. Die Geschäftsleitung von Festina sprach nach dem damaligen Dopingskandal von einem "sensationellen Erfolg" was die Werbung angehe. Und seien wir ehrlich, würde jemand aus diesem Grund keine Uhr mehr kaufen? Nein! Und was Hörgeräte angeht, scheint mir der Markt noch kleiner zu sein. Wichtig ist, dass der Name bekannt ist, der Rest ergibt sich dann von selber.

Meiner Meinung nach also seit dem ersten Tag ein geschickter Schachzug des Peach-Weber-Doubles Andy Rhis. Der sich jetzt vor jede Kamera stellt und bedauert, dass es so weit kommen musste. Tja, dann soll er doch die Millionen Mehr-Umsatz an Worldvision spenden oder in die Dopingbekämpfung investieren, wenn er es tatsächlich so wahnsinnig bedauert.

15. August 2006

Zum Test bereit: "Live Writer"

Vergangene Nacht hat Microsoft eine neue Software im Internet publiziert: "Live Writer" ist ein einfacher Editor zum Erstellen von Blogs. Im Unterschied zu einem ähnlichen Blog-Tool, das mit der nächsten Version von Office herauskommen soll, ist der "Live Writer" fähig, auch mit anderen Plattformen zusammenzuarbeiten. So wurde dieser Eintrag erstmals mit dem neuen Programm hergestellt.

Da Blogs, immer größere Bedeutung gewinnen, setzte sich auch Microsoft mit der neuen Form der Kommunikation auseinander. In Office 2007 soll in jedem Fall ein Editor für Blogs enthalten sein.

Als Nebenprodukt dieser Entwicklung gibt es vorerst den "Live Writer". Er soll in der Lage sein, auch mit anderen Blog-Plattformen zusammen zuarbeiten, ein Feature, das beim späteren Office-Blog fehlen wird: Dieses ist dann nämlich auf die Microsoft-Plattform "Windows Live Spaces" fixiert.

Praktisches Tool, man kann (theoretisch...) Kartenmaterial von Google bzw. Windows verwenden und direkt in den Blog einbauen. Natürlich können auch ganz normale Bilder (ab Festplatte oder direkt aus dem Netz) und Links im Text eingebaut werden. Da ich das Teil jetzt zum ersten Mal verwende lässt sich noch kein Schluss zu, ob auch alles funktioniert. Kann gut sein, dass am Schluss gar nix im Blog erscheint... aber wenn Du das gerade liest, hat es geklappt. Ach ja, grafische Elemente soll es auch noch geben, die hab ich jetzt aber nicht gefunden. Fazit, die Arbeitsfläche ist schöne gemacht, gut und übersichtlich geordnet. Wie sich der "Live Writer" im täglichen Gebrauch anstellt, erzähl ich dann in ein paar Wochen. So und jetzt versuche ich alles abzuschicken... ho-hopp!

14. August 2006

Gestatten, Günter Gra-SS!


Einer der Lieblinge der deutschen Literaten-Szene hat über das vergangene Wochenende für Schlagzeilen gesorgt: Günter Grass hat enthüllt, dass er während des zweiten Weltkriegs Mitglied der Waffen SS war. In einem Interview mit der FAZ erklärte Grass, er sei als 17jähriger nach Dresden zur Waffen SS einberufen worden. Dabei habe er zu einer Panzerdivision gehört. Als Begründung warum er im Alter von 78 Jahren mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit geht, gab Grass an: "Das musste raus, endlich".

Noch am Tag bevor das Interview in der FAZ erschien, war die Schlagzeile jedoch bereits in den Medien angekommen. Das Blatt selber lancierte einen kleinen Vorabdruck, wer mehr über Grass' Vergangenheit wissen wollte, musste jedoch dann die Zeitung kaufen. So wirklich viel mehr gab es aber dann auch da nicht zu erfahren. Schliesslich erscheint im September das neue Buch von Günter Grass "Beim Häuten der Zwiebel" und da soll dann der geneigte Leser alle Fakten zu Grass' Nazi Vergangenheit erfahren. Die PR Maschinerie läuft diesbezüglich also wie gschmiert, bessere Werbung hätte sich der Schriftsteller nicht wünschen können.

Vorallem ist nun damit zu rechnen, dass die Schlagzeile "Grass war bei der SS" zu einem Selbstläufer wird. Natürlich will jeder Intelektuelle noch seinen Kommentar zu diesem Thema abgeben. So hat sich Literaturpapst Karasek geäussert, dass Günter Grass sein Geheimnis so lange für sich behalten habe, um den Literatur-Nobel-Preis nicht in Frage zu stellen. Ein Historiker dagegen monnierte, Grass hätte vor 21 Jahren anlässlich eines Besuchs auf einem Soldatenfriedhof die Gelegenheit nutzen sollen. Wieder andere - vorallem Schriftstllerkollegen - unterstellen Grass einen cleveren Schachzug um auf sein Buch hinzuweisen. Der ehemalige polnische Präsident Lech Walesa hat Grass aufgefordert, seine Ehrenbürgerschaft der Stadt Danzig zurückzugeben. Und so weiter und so weiter.

Die Stimmen nach seinem Gständnis sind zahlreich. Wer erinnert sich vielleicht noch daran, als Grass 1999 - als dritter deutscher Schriftsteller nach Mann und Böll - den Nobelpreis entgegen nehmen durfte. Mit Stolz und Ehrfurcht berichteten die Medien über dieses Ereignis. Die Verkaufszahlen für seine Bücher stiegen sprunghaft an. Aus gleicher Kehle ist heute Kritik zu hören. Kritik daran, dass Grass so lange gewartet habe; Kritik daran, dass er überhaupt bei der SS gewesen sei. Hätte Grass nichts gesagt und nach seinem Tod wäre ausgekommen, dass er Dienst bei der Waffen SS geleistet hat, wären es aber wohl die genau gleichen Kritiker gewesen, welche ebenfalls was zu nörgeln gehabt hätten.

Grass' hatte eigentlich keine Wahl. Der fade Beigeschmack bleibt jedoch, dass er dieses Geständnis nur wenige Wochen vor dem Releas seines neuen Buches gemacht hat. Und, dass er zuvor die FAZ exklusiv mit dieser Nachricht ins Rennen geschickt hat. Denn die Tatasche, dass ein Mann in seinem Alter im 2. Weltkrieg Hitler gedient hat, dürfte wohl auf noch so manchen deutschen Opa zutreffen. Daraus aber dann noch kräftig Kohle machen, das ist einem Prominenten wie Grass vorbehalten. Der 80jährige Opa muss sein Geheimnis wohl oder übel mit ins Grab nehmen, um nicht von der Familie verstossen zu werden.

13. August 2006

Beliebte Franzosen

Im ZDF Text war heute das folgende zu lesen:

"Die Tätlichkeit im WM-Finale hat der Popularität von Zinédine Zidane nicht geschadet. Frankreichs Fußballstar im Ruhestand wurde zur beliebtesten Berühmtheit des Landes gekürt."

Wer zwischen den Zeilen liest, merkt so eine Art Verwunderung im Stile von, ja aber jetzt hat doch der Zidane den Italiener umgehauen und dann dieses Wahlergebnis. Politisch völlig unkorrekt!

Stimmt vermutlich. Wer aber die Mentalität der Franzosen einigermassen kennt, dass man im Hexagon sehr gerne und vorallem sehr schnell sein Herz für Aussenseiter öffnet. Und, noch viel wichtiger, dass nicht vergessen wird, wer im Leben was geleistet hat. Nicht umsonst gibt es zum Beispiel den Orden der Ehrenlegion, mit welchem das Lebenswerk eines Menschen gewürdigt wird. Und das übrigens nicht erst nachdem er gestorben ist.

Nun gut, jetzt ist der Zizou also der beliebteste Franzose. Natürlich schreit dies nach einer Begründung. Im Journal du Dimanche, der Zeitung welche diese Umfrage gemacht hat, geben die Leserinnen und Leser dann auch an, warum sie den 34jährigen gewählt haben. Die meist genannte Antwort war dann, dass Zidane mit seinem Kopfstoss gegen Materazzi im WM Finale "seine menschliche Seite gezeigt habe". Und das ist meiner Meinung nach auch der Punkt. Wir sehen Stars wie Zidane, Beckham oder Sternchen wie Britney Spears oder Paris Hilton immer nur perfekt. Super gestylt, glücklich, überragend, überlegen. Und da freut sich natürlich der Durchschnittsbürger, wenn es mal einen Ausrutschter gibt. Wenn Brit mal Theater mit ihrem Kind, David Streit mit Posh hat oder Paris stockbetrunken durch die Gegend torkelt. Da "menschelt" es dann plötzlich auch in der Glamourwelt. So war auch Zidane einer dieser Unerreichbaren und kurz vor Schluss des WM Finals hat er sich freiwillig und bewusst auf das Niveau eines 5. Liga-Feierabend-Kickers begeben. Und das ist ja grundsätzlich gesehen auch nichts schlechtes.

Zidane der beliebteste Franzose, eine Tatsache die zwar sehr vom Zeitpunkt der Umfrage abhängt, aber für mich nachvollziehbar ist. Auf den weiteren Rängen ehren unsere westlichen Landsleute dann ihre Idole: Yannick Noah, Jean Reno, Johnny Hallyday. Auf Platz 8 die erste Frau, Soeur Emanuelle. Eine Art Mutter Theresa in Frankreich, eine Schwester die sich - nicht zuletzt - für Kriegsopfer im Libanon einsetzt. Vielleicht eine wahre Nummer 1!

12. August 2006

Wenn Särge zu klein sind

Es gibt Berichte, bei denen weiss man gar nicht so recht, soll man nun schmunzeln oder heulen. Naja, zum Heulen sind die folgenden Zeilen ja schon nicht gleich, vielmehr zum Nachdenken. Und - ich gebs ja zu - zum heimlichen Schmunzeln...

Särge gibts bekanntlich in grosser Auswahl im Angebot - es sei denn, der Verstorbene war sehr dickleibig. So jemand passt in keinen Standardsarg, nicht mal in den überbreiten. Und wir reden hier nicht von Lastwagen. Ricco Biaggi, seit bald 20 Jahren Bestatter in Gipf-Oberfrick AG, stand kürzlich vor seinem buchstäblich schwersten Fall: Er musste einen Menschen einsargen, der 180 Kilo wog. Sogar die Hydraulik des Spitalbetts hatte ob dieser Last kapituliert. Krematoriumsintern werden Breiten über 80 Zentimeter «Mammut» genannt.

Werner Berger vom Aarauer Bestattungsinstitut Caminada bestätigt die zunehmende Zahl solcher Mammuts: «Es ist schon so, dass wir auch unter den Toten vermehrt Fälle von Dickleibigkeit haben», sagt Berger, der seit 15 Jahren in der Bestattungsbranche arbeitet. «Ab 100 Kilo wirds im Normalsarg eng. Das sieht dann auch bei der Aufbahrung nicht mehr gut aus.» Zwischen 1992 und 2002 erhöhte sich der Anteil der übergewichtigen 65- bis 74-Jährigen in der Schweiz von 45 auf 53 Prozent. Kein Wunder, nehmen auch die extremen Fälle zu.

So kommt es schon mal vor, dass die Feuerwehr ausrücken muss, um eine schwergewichtige Leiche aus dem Haus zu manövrieren. Extreme Fälle von Übergewicht nehmen nicht nur in den USA, sondern auch bei uns eindeutig zu. Den Rekord am Zürcher Unispital hält derzeit ein 1,45 Meter kleiner Patient: Er wog 183 Kilo!

Die Fakten stammen aus der aktuellen Ausgabe des "Beobachters". Zugegeben, eine äusserst kritische Zeitschrift. Aber trotzdem überlege ich mir gerade, war es richtig heute Abend zum Bier noch Snacks zu essen und sollte ich anstatt einem Käsefondue am Sonntag vielleicht nicht doch lieber nur nen Salat essen...

9. August 2006

9/11 - war alles ganz anders?

Es gibt hunderte Verschwörungstheorien zum Thema 9/11. Viele davon hinterlassen bei mir nicht mehr als ein Lächeln und das, obwohl auch ich glaube, dass beim Einsturz der Twin Towers so einiges nicht mit rechten Dingen zu und her gegangen ist. Meine Zweifel sind aufgekommen, nachdem ich Augenzeugen interviewt hatte. Die Brüder Naudet waren beim 9/11 hautnah dabei und ihre Kameras waren auf die Katastrophe gerichtet. Sie waren es, die bei mir zum ersten Mal den Gedanken ausgelöst hatten, es könnte beim wohl grössten Drama in der US-Geschichte etwas krumm gelaufen sein.

Seit einiger Zeit kursiert im Internet nun das Video "Loose Change" von zwei jungen amerikanischen Filmemachern. Sie haben sich all den Theorien angenommen und - in bester Michael Moore Manier - einen Film gemacht, welcher es in sich hat. Und wie.... Über 20 Millionen Internet-User haben den Film bereits angschaut. Produktionskosten für das knapp anderhalb stündige Werk: gerade mal 6000 Dollar.


Zum Inhalt möchte ich an dieser Stelle gar keine grossen Worte verlieren. Ich möchte vielmehr allen Besuchern meines Blogs ans Herz legen, sich den Film unbedingt anzuschauen und sich dann selber ein Bild zu machen.

Hier der Link zu "Loose Change", übrigens auf englisch, mit deutschen Untertiteln:

http://video.google.com/videoplay?docid=-1272980089639960023

Es gibt übrigens mehrer Quellen, die dieses Video anbieten. Natürlich nicht zuletzt auf der original Homepage der Filmemacher, die ist jedoch meist überlastetet oder wird gerade von konservativen Amis gehackt.

Dieser Blog bietet die Möglichkeit ohne Registrierung Kommentare zu hinterlassen. Es würde mich freuen, wenn Du, nachdem Du den Film angeschaut hast, einen kurzen Kommentar hinterlassen würdest. Mich interessiert die Meinung von anderen Leuten zu diesem Thema. Mir ist der Streifen brutal eingefahren. Und ich werde zu einem späteren Zeitpunkt an dieser Stelle gerne auch meine Endrücke schildern.

Ob "Loose Change" am Ende der Wahrheit näher kommt oder neuen Spekulationen auf den Leim geht, ist nicht ausgemacht. Fest steht, auch die US-Regierung hat den Film durch Fehlinformationen und ihre Blockade-Taktik zum Internetblockbuster gemacht.

8. August 2006

Let's talk about Sex

Jaja, auch in meinem Blog gilt natürlich die Regel: "Sex sells!" und darum heute das grosse Wort mit den drei Buchstaben: S.E.X.! Ich überlege mir gerade, ob mein Blog wohl häufiger gefunden wird, wenn ich Worte wie "Ficken, bumsen oder blasen" schreibe. Oder hat das am Schluss gar keinen Einfluss. Es befreit übrigens sehr, solche Worte zu schreiben. Wenn es allerdings Überhand nimmt mit diesen Ausdrücken, sollte ein Arzt vielleicht mal Untersuchungen auf das Tourette-Syndrom durchführen.... Hmmm... ficken, ficken, fickennnnn...

Nun gut, so schlimm sollte es bei mir (noch) nicht sein. Der Grund warum ich überhaupt auf das Thema Sex gekommen bin, ist eine Studie aus den USA. Die besagt, dass die Jugendlichen immer früher ihr "erstes Mal" erleben. Eigentlich noch keine so wahnsinnige Aussage wie ich finde, die Begründung finde ich aber köstlich. Schuld daran ist.... täääääräääää... die Musik! Genau, amerikanische Wissenschaftler haben nämlich herausgefunden, dass zahlreiche Texte die Jugendlichen zum Sex animieren. So soll 1 auf 5 Teenager bereits mal Erfahrungen mit einem Blowjob gemacht haben. Irgendwie kein Wunder, wenn das schon die Präsidenten im Oval Office tun und danach behaupten, das wäre gar kein Sex. Vorallem im Bereich des Hiphop's werde die Frau zu einem "Sexobjekt abgewertet", welches dem Mann "jederzeit zur Verfügung zu stehen hat"... Nein, ich frage jetzt nicht, was daran falsch ist... vielmehr erfreue ich mich mal wieder an der Doppelmoral der USA, welche nicht nur die grösste Musik- sondern auch die grösste Pornobranche der Welt beheimatet.

Da stehen auf MTV Woche vor Woche junge Girls vor der Kamera, leicht bekleidet und zu allen Schandtaten bereit.... könnte man meinen. In den Interviews erfährt man dann aber, dass sie vor der Ehe bestimmt keinen Sex haben werden. Sie wollen sich aufsparen, weil die Eltern, die Kirche und George W. Bush das so wollen. Die Umfrage legt nun aber an den Tag, dass sich amerikanische Teenagers so ziemlich gar nicht drum kümmern, wer wie lange Jungfrau ist. Und was passiert? Es werden noch mehr Songs auf den Index kommen, in TV-Shows wird es noch häufiger pfeifen bei 4-Letter-Words und die Regierung wird am Schluss den Notstand ausrufen und verdächtige Rapper nach Guantanamo verfrachten. Oder so...

In diesem Sinne: "Ficken, bumsen & blasen!" Lang lebe die Redefreiheit und vernünftige Jugendliche, welche wissen, wann der richtige Zeitpunkt für das erste Mal gekommen ist. Und es nicht nur tun, weil es so wahnsinnig verboten und darum so mega spannend ist...

7. August 2006

Ribéry & Marseille zum 2ten

Nachdem Franck Ribéry, einer der Stars der Fussball WM in Deutschland, sich letzte Woche noch öffentlich zu Olymique de Marseille und seinen Fans bekannt hatte, hat der Wind übers Wochenende gedreht.

In einem TV Interview sagte der quirlige Mittelfeldregisseur, dass er Marseille verlassen und bei einem Grossclub Champions League spielen wolle. Zudem wolle er eine Fremdsprache lernen. Aha, Lyon dürfte also auch aus den Traktanden fallen. Marseilles Präsident Pape Diouf dagegen hält daran fest, Ribéry besitzt einen Vertrag bis ins Jahr 2010 und wird diesen auch absitzen. Aber eben, was gelten solche Aussagen im Fussballgeschäft? Genau, gar nix! Inzwischen hat OM Ribéry "suspendiert", er darf noch mit den Blauweissen trainieren, beim Auftaktspiel der Ligue 1 gestern gegen Sedan war Ribéry aber nicht mit dabei. Die Fans pfeifen inzwischen sogar auf seine Weiterbeschäftigung (siehe Foto), denn in Marseille zählt ein Wort mehr als in anderen Städten Europas. Und wer sich mit Aussagen wie "J'aime le Club et ses Supporters, j'ai retrouvé mon Club" aus dem Fenster reckt und dann nicht einmal eine Woche später einen Rückzieher macht, der muss mit Konsequenzen rechnen. Und wie diese aussehen, davon können Leute wie Rudi Völler, Franz Beckenbauer oder der Schweizer Fabio Celestini ein Liedchen singen... ein brennendes Auto ist dabei nur eine Variante.

PS: Marseille spielt diesen Donnerstag in Bern im UEFA Cup gegen YB... voraussichtlich ohne Ribéry. Obwohl der Trainer vom OM es tatsächlich in Betracht zieht, ihn mitzunehmen. Verrückte Fussballwelt. Alleine darum ist das Stade de Suisse für einmal wieder eine Reise wert!

6. August 2006

Ein Regentag mit SF DRS

Tut es nicht gut, nach all den Wochen mit Temperaturen weit über 30 Grad mal wieder ein paar Tage kühl und regnerisch? Herrlich! Mal wieder ein Sonntag ohne in der Sonne liegen, literweise Wasser trinken und grillieren. Nein, einfach nur hören wie es draussen regnet, sich auf dem Sofa breit machen und nach Lust und Laune den Kühlschrank plündern.

Heute war so ein Tag. Unser Bewegungsradius ging kaum über 5 Meter hinaus. Aber es war gemütlich. Und an solchen Tagen lieb ich es ein bisschen durchs TV Programm zu zappen. Meine Bilanz: erschreckend! Allen voran die Leistung des Schweizer Staatsfernsehens. Und das im einzigen Land in Europa, in welchem der Staatsfunk keine Konkurrenzsender ertragen muss. Ich habe mir das Programm von heute mal genauer unter die Lupe genommen. In den Morgenstunden gab es sogenannte "Sternstunden" zu den Themen Philosophie, Religion und Kunst. Unter anderem mit einem Gespräch über "den lebenslangen Kampf um die Freiheit des Wortes". Aha, und schon war der Morgen bei SF1 auch schon Vergangenheit. Am Nachmittag dann eine Sendung mit dem Namen "Horizonte", welche sich in 2 Stunden der Liebe, dem russichen Zaren und der Familie Gorbatschow widmete. Danach eni Portrait über Madagaskar und einen Schweizer Fotografen, sowie die Stunde für die Rätoromanen. Am Abend gab es dann ein Spielfilm zu Ehren eines verstorbenen Regisseurs, gefolgt von etwas Comedy und Musik von Mani Matter. Anschliessend gibts Wiederholungen der "Sternstunden".

Hmmm... OK, vielleicht hatte ja SF2 was tolles zu bieten an diesem Regensonntag. Ein Blick ins TV Programm holt mich aber schnell wieder zurück in die Realität. Zwischen 7 und halb 11 Kinderprogramm. Danach übernahm die Kirche das Zepter (schliesslich ist ja Sonntag...), später dann das Formel 1 Rennen und eine wiederholte Wiederholung des Eidgenössischen Blasmusiktreffens in Luzern. Bevor am Abend dann die eingekauften Sendungen wie "CashTV" oder "NZZ Format" über den Bildschirm flimmerten, welche übrigens ab 23 Uhr bereits wiederholt werden. Bis in die frühen Morgenstunden.

Tja... ich gebe es zu, ich bin kein fleissiger Schweizer Fernsehen-Schauer. Am 1. August, dem Nationalfeiertag, war ich nur etwas überrascht, dass ein ganz normales TV Programm gezeigt wurde. Ebenso überrascht war ich über die Tatsache, dass die Schwimm EM - mit Schweizer Beteiligung - zwar auf dem welschen und dem TSI live gezeigt wurde, bei SF aber nicht. Ähnlich verhielt es sich in letzter Zeit bei Tennisspielen (Hingis oder Schnyder), Töff-Rennen oder live Fussball. Während die zweiten Senderketten der TSR oder der TSI regelmässig Sport bringen, gibts bei SF2 regelmässig dumme Serien oder blöde Trickfilme. Und wie in einer Medienmitteilung des Schweizer Fernsehens zu lesen war, wird das auch bei der Leichtathletik EM, welche diese Woche in Göteborg stattfindet - nicht anders sein. Während die deutschen oder französischen Sender täglich live berichten, beschränkt man sich beim SF "auf die wesentlichen Entscheidungen".

Ich schreibe das Ganze eigentlich nur, weil vor einiger Zeit in den Medien zu lesen war, dass das Schweizer Fernsehen um die Publikumsgunst kämpfe und die Zahlen zurückgehen. Kein Wunder, oder? Da ist mir sogar egal ob eine Sendung wie "Lüthy & Blanc" abgesetzt wird, ich habe ehrlich gesagt noch keine Folge dieser Soap gesehen. Und überhaupt, auch wenn es mal nen Sonntag lang regnet und stürmt, der rote Knopf auf der Fernbedienung ist mir - wenn es ums Schweizer Fernsehen geht - immer noch der Liebste.

5. August 2006

Auf zu den "Chatzestrecker"

Ja, OK ich geb's ja zu: ich bin ein Fussballfan. Und ja ich geb ja auch zu, dass ich mich auf heute Abend ganz besonders freue. Das Spiel gegen unseren Lieblingsgegner FC Luzern steht auf dem Programm. Auf der Bank mit Ciri Sforza ein alter Bekannter und auf den Stehrampen die Luzern Fans. Uns verbindet quasi eine Hassliebe. Immerhin hab ich mal in Luzern gearbeitet und gewohnt. Trotzdem, wie hat Campino einmal richtig gesagt: "Den Club wechselt man im Gegensatz zu seiner Frau ein Leben lang nicht!" Und darum schlug mein FC Aarau Herz auch während meiner Luzern Zeit für Schwarz-Weiss-Rot.

Tja, die Sicherheitsvorkehrungn rund ums Stadion sind leider massiv verschärft worden seit der letzten Begegnung in Luzern. Ist ja auch schon ein paar Jahre her, der FCL war nämlich abgestiegen und fristete ein Unterklassen-Dasein. Da gab es zwar mal noch eine Pokalpartie in Aarau, die hab ich aber schnell verdrängt. Bilder siehe oben (die Jungs auf dem Foto sind übrigens keine Hooligans, die Provokation kam klar von Seiten der Gästefans aus Luzern )! Jedenfalls ist unser Lokal, in welchem wir vor den Spielen in Luzern jeweils pflegten hinzugehen heute geschlossen. Aus Sicherheitsgründen. Bier soll es auch keins geben, ist aus der Leuchtenstadt zu hören ist, ebenso ist das FCL-Stübli für uns tabu. Und überhaupt: rein ins Stadion, Spiel schauen und wieder raus aus dem abgesperrten Sektor. Nix mit gemütlich Bierchen trinken nach dem Spiel. Nö, in Luzern gibts (analog Zürich, Basel, Bern oder Schaffhausen) gewaltbereite Jungs, welche sich den Samstagabend damit versüssen, harmlose Aarauer jagen zu wollen. Tja, da kann man wohl nix machen. Trotz Luzerner Seenachtsfest werden die meisten Gäste nach dem Spiel wohl oder übel wieder nach Hause reisen und da das Feierabendbier geniessen.

Dem sagt man dann wohl Kulturaustausch... ach ja, wieso eigentlich "Chatzestrecker"? Hier die Erlkärung eines Luzerners:

"Berner sind "Mutzen", Basler nennt man "Bebbi", Zürcher heissen im Volksmund "Hegel". Und die Luzerner werden "Chatzestrecker"genannt. Ein liebevoller Kosename, der noch aus der Zeit stammt, in der die frommen Luzerner die Hügelkette "Chatzestrick" überqueren mussten, um zum Wallfahrtsziel Einsiedeln zu gelangen. Und Chatzestrecker deshalb, weil man wohl dachte, dass die Luzerner vermutlich doch nicht so fromm seien, wie sie scheinen. Heute ist man sich einig: Die Eigenarten, die man einer Katze zuschreibt, sind den Luzernern sympathisch. Gerne nennen sie sich schlau, verschmust und – sie lieben erlesene Köstlichkeiten!"

Alles schön und gut, aber ich sage: Luzerner essen einfach für ihr Leben gerne Katzen! Punkt.

4. August 2006

Da kommt ein Virus geflogen

Schon bald ist es wieder soweit und die Vogelgrippe ist in aller Munde... natürlich nur im übertragenen Sinne. Die ersten Zugvögel treffen derzeit an den kühlen Ost- und Nordseestränden ein..Und wie immer um diese Jahrezeit sind diese Strände in Holland, Belgien, Deutschland oder Polen natürlich knall voll mit Touristen. Keiner von ihnen denkt mehr daran, dass im Frühjahr die Vogelgrippe noch auf der Insel Rügen Einzug gehalten hat. Warum auch, der Jahrhundertsommer lässt einem so manches vergessen. Dabei wurde erst gestern in Dresden ein Schwan mit dem H5N1-Virus entdeckt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit wie es scheint.

In diesen Tagen jedoch hat das Friedlich-Löffler-Institut für Tiergesundheit von der deutschen Insel Riems gemahnt, diese Tierseuche weiterhin ernst zu nehmen. Ebenso die Stallpflicht, welche seit Mai in weiten Teilen Deutschlands wieder gilt. Aus Rumänien, Dänemark, Ungarn und Spanien wurden zudem in den vergangenen Wochen neue Vogelgrippefälle gemeldet. Experten gehen gar noch einen Schritt weiter und befürchten, dass sich das Virus auch über den Sommer als unbemerkter Dauergast bei den Vögeln eingenistet hat, die Krankheit bei den Tieren aber derzeit noch nicht ausgebrochen ist.

Mit der grösseren Vogeldichte steigt die Gefahr, dass das Virus auch wieder auf andere Tiere (wie zum Beispiel Hauskatzen) übertragen werden kann, mahnt das deutsche Institut. Die WHO warnt indess weiter vor einer Pandemie, erst zu Beginn dieser Woche sind auf der Insel Sumatra ein Vater und sein Sohn dem H5N1 Virus zum Opfer gefallen. Der genaue Übertragungsweg ist bislang noch unklar.

Ich schreibe diese Zeilen aber nicht, um jemandem Angst zu machen. Im Gegenteil, diese ganze Vogelgrippe Hysterie passt mir ganz und gar nicht. Was ich von den Behörden und den Medien diesbezüglich erwarte ist, eine sachliche Information. Das Thema Vogelgrippe ist ernst zu nehmen, es könnte unter Umständen tatsächlich zu einem grossen Problem für die Menschheit werden. Allerdings ist das Problem ja beim besten Willen nicht neu. Die Regierungen sämtlicher Industriestaaten kennen das H5N1 Virus (zwar in veränderter Form) schon seit Jahren. Nur hat es niemand so richtig ernst genommen und entsprechend dafür dann Geld locker gemacht.

Was der Mensch nicht kennt, das macht ihm Angst. Und genau so verhält es sich bei diesem Vogelgrippe-Virus. Eine Krankheit, die in erster Linie immer noch eine Tier-Seuche ist. Aber wenn Boulevard-Zeitungen natürlich Soldaten in Schutzanzügen abbilden, welche verseuchte Hühner abtransportieren, dann macht das schon Angst. Und genau da zweifle ich an der Informationspolitik der Schweizer Behörden. Während im vergangenen Frühjahr in Deutschland schnell informiert und gehandelt wurde, hat das Bundesamt für Gesundheit über Wochen auf beruhigen gemacht. Informiert wurde nicht! Es wurden zwar Spezialisten der Vogelwarte Sempach gezeigt, welche Zugvögel kontrolliert haben. Wer diesen Experten aber genauer zugehört hat, der hat gemerkt, der Aufwand der Schweiz lässt eine genaue Kontrolle gar nicht zu.

Während in Deutschland nun also das Problem bereits wieder an die Hand genommen wird - und sei es nur mit Informationsblättern für betroffene Landwirte oder See-Anstösser - ist in der Schweiz die Vogelgrippe noch ganz weit weg. Hier bewegt noch das Grill-Verbot oder das verregnte DJ Bobo Konzert in Engelberg. Und nachdem sich unsere Nachbarländer so gut als möglich auf die Zugvögel vorbereitet und ihre Einwohner entsprechend informiert haben, kommt dann irgendwann auch noch die Schweiz hinter dem Ofen hervor. Irgendwann wird es eine Stallpflicht geben, die Männer der Vogelwarte Sempach werden wieder zahlreiche Vögel kontrollieren und der Mann vom BAG wird uns sagen: "Wir haben die Sachlage im Griff" und ich werde wieder nur schmunzeln und mich fragen, warum ich ihm nicht glaube...

3. August 2006

Die Erben des Vietnamkriegs

Es gibt es noch, das intelligente Fernsehen. So geschehen gestern Abend in der ARD. Zu sehen war der Film "Das Erbe des Vietnamkriegs". Und einmal mehr musste ich mich fragen, wie wäre wohl eine Welt ohne den grossen Einfluss der USA... Die Dokumentation von James Pastouna hat die folgende Geschichte erzählt:

Ho Sy Hai war 22 Jahre alt, als er für die nordvietnamesische Armee nachts Waffen und Verpflegung in den Süden zu transportierte. Tagsüber versteckte er sich in Höhlen und Tunneln, denn dann versprühten die US-Soldaten über dem Dschungel und den Mangrovenwäldern Entlaubungsmittel. Dass es sich um das gefährliche Agent Orange handelte, wusste Ho Sy Hai damals nicht. Er kehrte nach dem Krieg in sein Dorf zurück, heiratete und wollte eine Familie gründen. Seine Tochter starb nach der Geburt und die Kinder, die er später bekam, waren alle behindert.

Nach neuesten Forschungen versprühte die US-Armee während des Krieges 80 Millionen Fässer toxischer Chemikalien. Weil der vietnamesischen Regierung das Geld für großflächige Bodenversiegelungen fehlt, ist das Gift auch 30 Jahre nach Kriegsende noch im Nahrungskreislauf. Schätzungsweise zwei bis vier Millionen Menschen sind von den Spätfolgen betroffen.

Noch immer werden verkrüppelte und kranke Kinder ohne Überlebens-Chance geboren. Die meisten Opfer können gar nicht oder nicht angemessen medizinisch versorgt werden. Inzwischen engagiert sich die katholische Kirche mit eigenen Heimen und Gesundheitsstationen für die Opfer von Agent Orange. Eine Initiative von Betroffenen hat zudem 2004 vor einem amerikanischen Gericht gegen US-Chemiefirmen Klage eingereicht. Ein US- Bundesgericht wies die Klage im März 2005 ab, aber die Kläger gingen in Berufung. Das Urteil steht noch aus.

Dagegen zahlten bereits im Jahr 1984 sieben in den USA ansässige Chemieunternehmen 180 Millionen Dollar Entschädigung an US-Kriegsveteranen, um deren Klage zu verhindern. Einen Zusammenhang zwischen den zahlreichen behinderten Kindern und dem Einsatz von Agent Orange bestreiten die USA jedoch bis heute!

PS: Auch während der 48stündigen Waffenruhe in Nahost dauern die israelischen Angriffe auf den Libanon und die Palästinenser an, unbehelligt und unter der Augen der US-Weltpolizei! Und auch hier gilt, laut der Unicef sind in diesem "Krieg" bisher deutlich mehr Kinder als Soldaten ums Leben gekommen. Das Wort Krieg übrigens deshalb in Anführungs- und Schlusszeichen, weil es ja bis heute "nur" ein Konflikt ist. So dürfen die israelischen Clubs z.B. in der UEFA Cup Quali mitspielen, was kriegsführenden Ländern untersagt ist. Und bis heute konnte noch keine gültige UNO Resolution verabschiedet werden!

2. August 2006

Gedanken zum Nationalfeiertag

Naja, zugegebenermassen einen Tag zu spät. Aber wer hat schon Lust sich am 1. August an den Computer zu setzen und - mehr oder minder - sinnvolle Gedanken von sich zu geben. OK, die Politiker habens mal wieder getan. Egal ob Bundes-, National- oder Ständerat überall waren sie zu sehen und zu hören. BR Samuel Schmid zum Beispiel war auf dem Schloss Lenzburg und musste da von Polizeikräften geschützt werden, weil der rechte Mob die Party stören wollte. Auf dem Rütli war es in diese Jahr dafür äusserst ruhig, die Rechten hatten scheinbar keine Lust den Worten eines pensionierten Managers zu lauschen. Und überhaupt war das Anmelde und Einlass-Prozedere scheinbar so kompliziert, dass sich auch politisch neutrale Schweizerinnen und Schweizer abschrecken liessen. Jedenfalls war die Bundeswiese erst nur halb voll und alls dann ein Platzregen kam, innert Sekunden leer.

Ach ja, als ob wir in diesem Land nicht genug redenschwingende Politiker hätten, bemühen sich jetzt auch noch B- (oder waren es gar C-) Promis zu den 1. August Feiern und parlieren über Gott und die Welt. So zum Beispiel der ehemalige Mister Schweiz Renzo Blumenthal. Er verzichtete - nach eigenen Angaben - auf politische Aussagen. Schlagworte wie "Mut", "Stolz" und "Weltmacht" lassen bei mir jedoch Zweifel aufkommen, wie unpolitisch diese Rede wirklich war.

Tja und dann stand der 1. August 2006 dank einem weiteren Jahrhundertsommer (wie manchen von diesen hatten wir in den letzten Jahren überhaupt schon?) unter einem ganz besonderen Stern: In gewissen Kantonen war grillieren verboten, in anderen das Abfeuern von Feuerwerk und wieder in anderen war eigentlich gar nix erlaubt, was mit Feiern zu tun hat. Bei uns im Kanton Aargau war gar nichts untersagt. So war auf der Gisliflueh ein schönes Höhenfeuer zu sehen, der Duft von Grillwürsten war zu vernehmen und die Knallerei dauerte bis spät in die Nacht. Unser Hund hat sich übrigens erst gegen 2 Uhr in der Früh zum ersten Mal nach draussen getraut. Nicht zuletzt weil unser Nachbar eine Ego-Party gefeiert und in regelmässigen Abständen mit ner Pistole in die Luft geknallt hat.

Aber eben, der Schweizer Nationalfeiertag lehrt uns Jahr für Jahr tolerant zu sein. Ich persönlich habe gerne Feuerwerk, obwohl ich selber nie was kaufe. Viel zu teuer und rund um mich herum fliegt so viel durch die Gegend, dass ich mich jeweils gemütlich bei einem Glas Wein aufs Hausdach setze und das Spektakel geniesse. Und heimlich rate, wie teuer wohl welcher Böller gewesen sein mag. Aber eben, ich laufe da wohl eh etwas ausser Konkurrenz, der wahre 1. August ist für mich der 14. Juli. Aber behalten Sie das bitte für sich. Sonst krieg ich am nächsten Nationalfeiertag Probleme mit dem rechten Mob ;-)