Aber irgendwie sind dann diese Schweizer Fenster immer mehr zu eigentlichen Werbefenstern ohne speziellen Inhalt verkommen. Und so ist es passiert, dass mit "
Celebrations" (die Sendung mit dem rezeptfreien Schlafmittel namens Björn Hering) und "Joya rennt" gerade noch zwei Formate produziert wurden. Diese hat man jeweils in äusserst kurzen Abständen ein paar Mal wiederholt und das wars dann. Ok, man muss das ja nicht schauen. Hab ich im Falle von "Joya" seit dem Abgang von Andrea Jansen auch nie mehr getan. Und den Druck auf die Tränendrüse, gemischt mit Schokoladenwerbung zusammengefasst in "Celebrations" hab ich auch noch nie geschaut. Kurzum, es könnte mir ja eigentlich egal sein, mit welchem Mist sie diese Fenster füllen.
Nun hab ich aber vor einigen Wochen an meinem regnerischen Sonnntagmorgen das TV-Programm durchgeblättert und mit Freude festgestellt, dass ich meinen gemütlichen und faulen Morgen im Bett mit den Wiederholungen von "Genial daneben", "Rent a Pocher" oder "Quiz Taxi" noch etwas verlängern kann. Gesagt, getan. Ab vor die Kiste, was zu knabbern dazu und draussen soll es von mir aus regnen so lange es will. Bloss, die im TV-Programm vermerkten Sendungen waren nicht zu empfangen. Auf Sat1, auf Pro7 und auf Kabel1 grinste mir ein hypernervöser, schlecht angezogener entgegen, der mir weis machen wollte, ich müsste so einen dreieckigen
Laser-Wischmob kaufen. Später wollte er mir dann noch Fotos von seinem - tut mir leid - äusserst hässlichen Sohn anbieten, mit der Begründung, dass diese Digital-Kamera mit 3,5 Mio. Megapixel total angesagt sei. Nein danke und ich will auch keine Matte, aus der Blumen wachsen oder einen Gurt der vibriert und mit dem ich Gewicht verlieren soll. Nein, wirklich nicht!
Ich war etwas verwirrt. Dieser Verkäufer erzählte mir andauernd, dass zum Beispiel diese Kamera das ideale Weihnachtsgeschenk wäre. Wir hatten aber April. Überhaupt hatte ich das Gefühl, der Mann sei ein
Stalker oder so. Denn eben, es gab ihn nicht nur auf einem, sondern gleich auf allen drei Sendern der Pro7Sat1-Gruppe. Und er war nicht nur für ein paar Minuten auf dem Sender, nein, er war satte 3 Stunden am labern.
Ich dachte an einen Fehler beim Programmieren Ihrer Sendungen und schaltete die Kiste wieder aus. Ein paar Tage später erzählte mir ein Kumpel, er hätte immer am Sonntagmorgen seinen DVD Recorder für "
Genial daneben" programmiert, aber seit einiger Zeit käme immer dieser "Teletip Shop". Ich hab dann mal geschaut, wie oft Sie uns diese tollen Teleshopping-Wiederholungen denn antun. Und ich muss sagen, ich bin schockiert. Die TV-Zeitschrift verrät mir nämlich, dass diese Sendung ja täglich gleich mehrmals, für mehrere Stunden auf allen 3 Sendern ihrer Gruppe wiederholt wird. Pro Woche gibt es so also gegen 50 Stunden "Teletip Shop". Unzählige Stunden erzählt der lustige Mann (Foto links unten), dass es nur noch ganz wenige dieser
Plastikdinger gibt, mit denen man T-Shirts falten kann. Und immer wieder ist es Weihnachten und inzwischen haben wir bald Juni.
Ich meine, mir es ja grundsätzlich egal, mit welchen obskuren Mitteln Sie versuchen, die Zuschauer an Ihre Sender zu binden. Es gibt den tollen roten Knopf auf meiner Fernbedienung.
Zudem kommen diese Sendungen eh zu solchen Zeiten, wo niemand Fernsehen schaut. Allerdings vergessen Sie vermutlich den Aspekt des Aufnahme. Und wenn ich sehe, um welche Sendungen wir in der Schweiz, im Gegensatz zu den deutschen TV-Konsumenten, betrogen werden, dann bleibt mir nur ein Kopfschütteln. Gespräche unter Kollegen legen zudem an den Tag, dass man sich Sorgen macht, dass der olle "Teletip Shop" mit dem dümmlichen Verkäufer künftig auch am Sonntagnachmittag laufen könnte, da Sie ja ab dem Sommer auf die Live-Übertragungen der
Schweizer Fussballliga verzichten müssen.
Tja, liebe ProSiebenSat1 AG, gerne hätte ich Ihnen diese Zeilen per Email geschickt. Aber leider funktioniert die Adresse die auf der - doch wenig aktuellen Homepage - gefunden habe, nicht. Und die Empfänger, bei welchen die Mail vermutlich angekommen ist, fühlen sich nicht zuständig ("Sie müssen ja nicht schauen!"). Aber eben, das ist genau der Eindruck, den ich allgemein so habe im Bezug auf die Schweizer
Programmfenster. Die wollte man vor einigen Jahren unbedingt mal haben und nun hat man sie und weiss nicht, wie man sie füllen soll. Also muss der dicke Verkäufer ran, damit wenigstens noch etwas Kohle fliesst... Ob da überhaupt jemand zuschaut, eben zum Beispiel an nem verregneten, kühlen Sonntagmorgen wo man noch nicht aufstehen mag, das kümmert vermutlich niemanden.
In diesem Sinne, gute Geschäfte und viele Zuschauer wünscht Ihnen, Monsieur Fischer.