Am 30. Mai 1431 wurde Jehanne la Pucelle im französischen Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Einer breiten Öffentlichkeit wurde die Frau unter dem Namen Jeanne d'Arc, oder zu Deutsch Johanna von Orleans bekannt. Heute wird durch die Kirche ihres Todes gedacht, aber das war nicht immer so. Wieso, weshalb, warum? Dazu für heute etwas "Gehirnfutter".
Bereits im Alter von 13 Jahren hatte Johanna ihre ersten Visionen. Wie sie später vor Gericht aussagte, sollen ihr die heilige Katharina und der Erzengel Michael erschienen sein. Selber war es ihr nie möglich diese Begegnungen nie aufzeichnen, als Tochter armer Bauern konnte sie weder lesen noch schreiben. Trotzdem war sie seit ihrer frühesten Jugend davon überzeugt, dass es an ihr liege, das französische Volk zum Sieg gegen die Engländer zu führen. Lange wurde sie dafür belächelt, trotzdem kam der Tag, an dem sie am Hofe des Königs vorsprechen durfte. Bis heute jagen sich die Gerüchte, wie Jeanne d'Arc es geschafft hat, den französischen Thronfolger (Le Dauphin) von ihrer Mission zu überzeugen.
Nachdem Jeanne von Geistlichen und Hofdamen drei Wochen lang auf ihre Jungfräulichkeit und ihre Glaubwürdigkeit geprüft wurde, entschied der Thronfolger, sie in den Kampf zu schicken. Dazu wurde extra für sie eine Rüstung aus Metall für sie angefertigt und sie bekam eine kleine militärische Einheit zur Seite gestellt.
Der Rest der kriegerischen Geschichte würde zu weit ins Detail führen. Die Engländer wurden bei Orléans in die Flucht geschlagen, der neue König gekrönt. Jeanne stand ihm treu zur Seite. Frankreich war allerdings zu jener Zeit sehr instabil und so kam es, dass König Karl der Siebte sich von ihr abwandte und sie in Gefangenschaft kam. Johanna wurde wegen "ihres Aberglaubens, ihrer Irrlehren und anderer Verbrechen gegen die göttliche Majestät" der Prozess gemacht. Das Urteil lautete Tod durch Verbrennung.
Besonders perfide ist der Aspekt, dass Johanna unter anderem auch Mord vorgeworfen wurde, da sie in der Schlacht mehrere fremde Soldaten getötet hatte. Sie selber war eine Frau und so keine Soldatin (den Begriff gab es in der Zeit noch gar nicht) und so machte man ihr den Vorwurf, sie hätte mehrere Männer auf dem Gewissen. Das alles deutet darauf hin, dass die junge Frau schlicht und einfach von den Kriegsherren und dem Adelsstand ausgenutzt wurde. Die Männerwelt war überfordert mit einer fortschrittlichen Frau ihrer Art. Trotzdem hat keiner den Mut gehabt, sie zu ignorieren. Schliesslich war da ja noch ihre angebliche Verbindung zum Himmel. Also machte man sich ihr Wissen und ihre Visionen zu nutze und als die Engländer besiegt waren hat man sie aus dem Weg geräumt.
25 Jahre später wurde Jeanne rehabilitiert. Und auch diese Entscheidung fiel im Wissen des Königs, damit dem Volk gegenüber etwas populäres zu tun. Er profitierte also gleich noch einmal vom Tod der jungen Frau. Gar erst im Jahre 1909 wurde Johanna von der Kirche selig- nochmal 11 Jahre später von Papst Benedikt XV heilig gesprochen. All die Jahre zuvor hielt sich der Vatikan diskret zurück was dieses Thema anging.
Zur französischen Nationalheldin wie man sie heute kennt, wurde Jeanne während dem Zweiten Weltkrieg. Charles de Gaulles erwähnte sie in einigen seiner Ansprachen an das französische Volk als Heldin und Vorbild.
Bis heute steht Jeanne d'Arc für den Begriff einer starken und mutigen Frau. Zahlreiche Musiker (Elton John, Kate Bush, O.M.D., Morrissey - Foto rechts - oder Leonhard Cohen) und Literaten (Schiller, Brecht, Shaw, Shakespeare) liessen sich von der Person der heiligen Johanna inspirieren. Unzählige Filme erzählen ihr Schicksal. In Frankreich ist die Frau mit ihren himmlichen Visionen beinahe allgegenwärtig. Zahlreiche Strassen oder Lokale sind nach ihr benannt, ihr Bildnis taucht immer mal wieder auf. Kein Wunder, stand sie doch lange bevor man Begriffe wie Feminismus und Emanzipation kannte, ihre Frau und zeigte der Männerwelt wo es lang geht.
Belohnt wurde sie dafür nie. Im Gegenteil. Und das, obwohl sie bis zur ihrer letzten Stunde ihres Lebens loyal war gegenüber dem französischen Reich:
"Meine Worte und Werke habe ich auf Gottes Geheiß vollbracht. Ich lege sie niemandem zur Last: weder dem König noch einem anderen; und wenn daran ein Falsch ist, so fällt es auf mich und niemand anderen zurück."
4 Kommentare:
Ich habe mal eine Abhandlung über Jeanne d'Arc gelesen. Kernaussage: Jeanne war in Warhheit ein Transsexueller, ein Zwittergeschöpf, eigentlich männlich, doch mit einem rudimentären weiblichen Geschlechtsorgan. "Beweis": Es gibt angeblich Aufzeichnungen von Aussagen aus ihrer Inhaftierungszeit, wonach etliche Wärter versucht haben sollen, sie zu vergewaltigen, was in ihr aber (wie komisch)keine Erregung hervorrief und deshalb der Penis nicht in sie eindringen konnte. Fazit des Autors: Johanna hatte keine echte Vagina.
Tenor des Buches war denn eigentlich: Der Versuch, mit aller Gewalt zu "beweisen", daß ein so radikales, besessenes, kämpferisches und vorallem mutiges Geschöpf nie im Leben eine Frau sein konnte. Muss doch ein Kerl gewesen sein^^.
Du kannst Dir in etwa vorstellen, wohin ich dieses Buch gekloppt habe :P
Ich mag übrigens den Besson-Film Johanna von Orleans mit Milla Jovovich. Er ist sehr blutig, wirkt aber durchaus realistisch. Btw, könnte ich mal wieder ankucken :-) Danke für die Anregung.
Ich fühl mich jetzt gleich gebildeter. Danke.
@alien: das ist ja mal ne analyse. aber irgendwie traue ich es der damaligen gesellschaft auch zu, "sowas kann gar keine frau sein, muss ein typ sein". inzwischen wissen wir es besser. zum glück.
@faulit: gern geschehen *grins*
Die Seite ist echt super! ^^b
Ich halte ein Referat über sie und manche Informationen konnte ich wirklich gut gebrauchen! >.<
PS: David Guetta hat auch ein Lied von ihr inspiriert geschrieben
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