30. April 2012

Untergang einer Nation

So weit ist es also schon. Es wird Zeit, dass Sarko seinen Platz räumt. Schon nächsten Sonntag könnten seine Tage als französischer Präsident abgelaufen sein. 


Foto: Alex Lämmchen 

26. April 2012

La Bestia Negra

Huch, schon wieder Donnerstag. Und seit Montag steht dieser Blog still. Es war aber auch eine sehr intensive Woche. Da wären Züri West und Dan Mangan im KiFF, Eva hatte Geburtstag, Bayern und Chelsea stehen im CL-Final und auch sonst war so einiges los seit meinem letzten Eintrag hier. Nun, was soll ich erzählen? Der Titel bezieht sich übrigens auf den FC Bayern München, so nennt man die Deutschen in Spanien. Das weisse Ballet aus Madrid weiss seit gestern Abend wieder warum. Die schwarze Bestie hat zugebissen und sich am Schluss im Elferschiessen verdient durchgesetzt. Am Vorabend schied auch das zweite spanische Team aus, Kronfavorit Barcelona hatte gegen das Bollwerk aus London keine Chance und ohne einen topfiten Messi wirds auch für die vermeintlich beste Mannschaft der Welt schwer... Ich freu mich zumindest auf diesen Final, mit Chelsea steht ein "Aarauer" in München an der Seitenlinie und der FC Bayern ist mit Ribéry (und den wöchentlichen Schlagzeilen) sowieso sympa. 

In Sachen Musik waren sowohl Züri West als auch Dan Mangan super. Zwei fast perfekte Konzerte. Kuno in Hochform und auch der Kanadier Mangan war um keinen Spruch verlegen. Heute Abend geht es schon weiter mit Ewan & The Two Dragons aus Estland, ein Geheimtip. Wer es verpasst ist selber schuld! 

Hmmmm, ja da wäre noch die Immunität vom Blocher oder auch die Tatsache, dass die Schulpflege Aarau schon wieder ein Mitglied sucht. Ganz ehrlich, wenn ich der zuständige Stadtrat wäre, würde ich mir ernsthaft Gedanken machen, warum es so viele Abgänge aus diesem Gremium gibt. Oder anders gefragt, welche Mitglieder sind seit Jahren dabei? Und warum gehen alle anderen Mitglieder wieder? Aber keine Angst, trotz Anfrage vorletzte Woche, ich bin nicht wählbar. Nicht mehr. Wobei? Nein, Spass. 

Gefreut hat mich übrigens, um noch einmal kurz auf den Fussball zu kommen, dass der FC Aarau in erster Instanz die Lizenz (auch für die Super League) erhalten hat. Das sollte nun Ansporn genug sein, entweder spontan noch St. Gallen anzugreifen oder zumindest den zweiten Platz zu sichern. Die nächste Chance dazu haben die Adler am Samstag gegen Wil. Leider werd ich das Spiel verpassen. Aber das Alternativprogramm kann sich sehen lassen. 

Und noch ein Satz zum Wetter: Gehts noch? Anfang Woche hat man die Winterjacke gebraucht und morgen Freitag soll es 30 Grad werden... Der Kreislauf lässt grüssen. Aber ich will ja nicht jammern, schliesslich freue ich mich auch über die Sonnenstrahlen. Nur schade, dass man sie im Büro nicht so wirklich geniessen kann. So, das wars für heute. Weitere Geschichten

21. April 2012

Der Song zum Wochenende

What else? Ein Blick aus unserem Wohnzimmerfenster verrät, Kuno und Co. sind noch nicht im KiFF eingetroffen. Jedoch steht der Grill schon parat und ein erster Kleintransporter steht vor dem Foyer.

20. April 2012

Es macht Musik an der Tellistrasse

Nun, so langsam haben wir uns eingelegt am neuen Ort. Die Unkenrufe, von wegen das sei doch viel zu laut direkt neben dem KiFF, sind verstummt und wir fühlen uns durchaus wohl. Gerade wegen der Nachbarschaft zur Kulturfabrik. Als Musikfans sind wir seit dieser Woche sogar noch etwas mehr verbunden mit den freundlichen Nachbarn. Als stolze Besitzer einer Jahreskarte ist es uns nun per sofort möglich, jedem Konzert im KiFF zu lauschen. Und sei es noch so schräg. Aber so kommt man vielleicht auch mal an Musik ran, die man sonst verpasst hätte. Ich freu mich zumindest auf ein paar Neuentdeckungen! So war ich gestern Abend spontan bei Syléna Vincent. Noch nie gehört, aber da war ich auch nicht der Einzige. Es haben sich, trotz Song- und Videotaufe, nicht wirklich viele Leute ins Foyer verlaufen. Nun, was soll ich sagen? Das Konzert war nett, aber leider irgendwie ziemlich langweilig. Die Frau hat sicher eine gute Stimme und auch die Songs waren melodiös, aber auf Dauer dann alle auch ziemlich ähnlich. Heute Abend geht es übrigens direkt weiter mit Frauen-Power im KiFF: Nilsa tauft ihre Platte. Die Sängerin mit Wurzeln in Moçcambique wartet mit ein Mix aus Afro, Hip Hop und Pop auf. Und ja, ich werde wiederum ein Ohr reinwerfen. Also, jetzt nicht physisch gemeint... 


Morgen Abend dann einer DER Leckerbissen dieser KiFF-Saison: Züri West geben sich die Ehre. Kuno und seine Mannen haben ja unlängst ihr neues Album präsentiert und stellen das nun auch live vor. So ganz gepackt hat mich die Göteborg-Platte (noch!) nicht, aber es hat ein paar lässige Titel drauf, bei denen ich gespannt bin, auf die live Umsetzung. Und natürlich werden ZW nicht darauf verzichten können, auch ein paar von den alten Gassenhauern zu spielen morgen Abend. Kurz, ich freue mich riesig auf Kuno und Co. und hoffe, dass es nach dem Konzert eventuell noch für ein Bierchen mit dem Kult-Berner reicht. Weiter geht es dann bereits am Montagabend: Dan Mangan! Übrigens, für beide Konzerte haben wir im Vorfeld schon Tickets gehabt, man will ja auf der sicheren Seite sein und das mit dem Saison-Abo ergab sich eher kurzfristig. Dank der tollen Kooperation der KiFF-Leute, das soll an dieser Stelle auch mal gesagt sein. Thanks to Selina & Co. Eben, Dan Mangan. Ich weiss gar nicht so recht wie man den Nachnamen ausspricht, aber er erinnert mich zumindest an ein chemisches Element. Der Kanadier gibt im KiFF sein einziges Schweizer Konzert, man darf einen guten Singer/Songwriter Act erwarten, mit Folk und Country-Einflüssen. Bei mir aufm iPhone läuft sein aktuelles Album und ich muss sagen, ich bin echt gespannt auf das Konzert. Die Stimme ist Hammer! 

Am Donnerstag dann ein Geheimtipp, psssst... Niemandem erzählen: Ewert & The Two Dragons! Aus Estland. Ja, auch da macht man Musik und sogar verdammt gute. Wer nichts geplant hat am kommenden Donnerstag, sollte sich diesen Abend fett in der Agenda eintragen. Noch bevor die Esten (Estländer?) zum Beispiel in Basel spielen, beehren sie Aarau. Und darum hoffe ich fest, dass das auch jemand mitkriegt. Ich erinnere mich an den Superstar Arno aus Belgien, der vor Jahren mal für einen kleinen Eklat gesorgt hat, weil ihm nicht so wirklich viele Leute beim Singen zugehört haben. Und eben, auch gestern Abend, 20 Nasen waren da. Diesbezüglich muss das KiFF eventuell noch etwas dazulernen, offensiver Werbung machen und den Aarauerinnen und Aarauer sagen, dass es in der Telli regelmässig gute Musik gibt. Die scheinen das auch nach 20 Jahre noch nicht ganz kapiert zu haben. Nun gut, zurück zu den Esten. Die sind ne grosse Nummer im Alternative-Bereich. Ich hatte von ihnen schon was in meiner Musik-Sammlung, kannte allerdings mehr den Song, als die Band dahinter. Und siehe da, nächste Woche spielen sie in Aarau. 



Was gibts noch? Apparat aus Deutschland, Lostalone aus England, natürlich steht eine weitere B-Ekspress-Party an - dieses Mal mit Gästen aus Rumänien. Am 4. Mai dann Max Prosa. Wer Gisbert zu Knyphausen oder Tex mag, darf das nicht verpassen. Von mir aus sollten auch Tim Benzko-Fans ruhig mal ins Album reinhören. Der Junge ist echt toll: gute Texte, sehr gute sogar und eingängige Melodien. Der Name Prosa ist kein Zufall! Tags darauf dann das Jubiläumsfestival von Kanal K und Mitte des Monats dann Fiji (Foto). Ja, dieses Fiji, die hier im Blog schon ein paar Mal ein Thema waren. Die Berner haben ein neues Album am Start und ich bin mir sicher, Sängerin Simone hat für die anstehende Tour die eine oder andere Überraschung am Start. Letztes Mal hat sie im KiFF ja das halbe Bühnen-Inventar abgeräumt... Entsprechend polarisieren sie und die Band, aber wer es mag. Bitte sehr. Und ich mag es! 

Abschliessend noch zwei Worte zum Juni beziehungsweise zur neuen Saison. Kurz vor der Sommerpause spielen Sin Fang aus Island. Bester, nennen wir es mal, Alternative-Folk. Sehr gut gespielt und sehr melodiös. Derzeit sind so Singer/Songwriter Sachen eh total angesagt. Bon Iver und Co. lassen grüssen. Auch bei den Festivals in diesem Sommer wird öfter mal nur ein Mann mit seiner Gitarre auf der Bühne stehen. Eben, die Isländer sind ein Geheimtipp, so wie man es vom KiFF eigentlich kennt. Bands zu booken, welche wenig später gross rauskommen. Weiter so. Schon gross draussen sind Lambchop aus den USA. Auch hier steht das Vermerk "Folk/Songwriter", nun gut. Ich würde sie sogar mit Calexico vergleichen. Obwohl ich Vergleiche in Sachen Musik ja eher doof finde. Aber die Band ist echt gross und ich hab mich gefreut, als ich gelesen habe, dass die Amis gleich in unserem Nachbarhaus ein Konzert geben. Tja, auf gute Nachbarschaft! 

19. April 2012

Sind die Tage von Sarkozy gezählt? Und dann...

An den nächsten zwei Wochenenden entscheiden 44,5 Millionen Franzosen über ihren nächsten Präsidenten. In den Umfragen liegt der sozialistische Herausforderer Francois Hollande knapp vor Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Machen unsere westlichen Nachbarn ihren Fehler aus 2007 wieder gut und wählen Sarko ab? Oder anders gefragt, ist Hollande wirklich das kleinere Übel? Nun, den Franzosen ist es vielfach egal. Hauptsache sie kriegen ihre 35-Stunden-Woche und ihr Rentenalter 60 zurück (der Durchschnittsfranzose liess sich übrigens vor der Sarkozy-Reform mit 58 pensionieren!) zurück. Jugendarbeitslosigkeit und Schuldenberg lassen grüssen. Aber wer macht denn nun das Rennen? Monsieur Fischer wagt eine Prognose. 



Man betrachte Hollandes Strategie im Lichte, passend zur Champions League-Woche, eines Fussballspiels. Nach einem frühen Treffer (die Führung in Meinungsumfragen) verlegt er sich nun auf den "Catenaccio" (eine reine Defensivstrategie, erfunden von den Italos) die Sarkozy an einer Aufholjagd hindern soll. Es könnte funktionieren, aber diese Taktik trägt auch zu einer gewissen Monotonie in Hollandes Wahlkampf und einem Mangel an Begeisterung für seine Person bei.

Hollande war so erpicht darauf, seine "Normalität" im Vergleich zu Sarkozys masslos selbstverliebter Natur herauszustellen, dass er jetzt etwas blass und banal wirkt. Zum Beispiel Mohammed Merahs Mordserie in Toulouse im März, auch sie hat sich zugunsten Sarkozys ausgewirkt, der froh war, die Wahlkampfdebatte von sozialer Ungerechtigkeit auf Sicherheitsfragen lenken zu können. Aber obwohl Sarkozy momentan - entgegen der Meinungsumfragen - etwas stärker erscheint als zu Beginn des Wahlkampfes, steht er immer noch vor gewaltigen Herausforderungen, die womöglich nicht zu überwinden sein werden.

Sprich, eigentlich ist man in Frankreich mit keinem der zwei Spitzenkandidaten wirklich zufrieden. Die Wahl könnte darum einfach auch zu einem Wettrennen zwischen der Ablehnung gegenüber Sarkozy und der mangelnden Leidenschaft für Hollande werden. Aus diesem Grund wäre es auch möglich, dass diesmal auch die – bei  französischen Präsidentschaftswahlen normalerweise bemerkenswert niedrige Wahlenthaltung  – eine wichtige Rolle spielt. Und auch die Tochter vom ultrarechten FN-Politiker Jean-Marie Le Pen darf man nicht ganz vergessen. Sie könnte die lachende Dritte werden. 

Liest man französische Zeitungen oder schaut französisches TV, dann merkt man, dass sich im gesamten politischen Spektrum ein Gefühl des Bedauerns breit macht: "Wenn wir nur einen präsentableren Kandidaten als Sarkozy hätten",  murrt man bei den Konservativen. "Wenn wir nur einen charismatischeren Kandidaten als Hollande hätten", lamentiert man im sozialistischen Lager. Hollankozy?


Letztlich wird sich dieser Wahlkampf aufgrund des mangelnden Interesses an den Wahlprogrammen der Kandidaten als bemerkenswert erweisen. Die Franzosen sehen keinen echten Unterschied zwischen einem Amtsinhaber, der seine Versprechen nicht gehalten hat und einem Herausforderer, dessen Versprechen nicht zu halten sind. Wir erinnern uns an das Rentenalter, die 35-Stunden-Woche oder die halbe Million Jobs, welche Hollande den französischen Jugendlichen versprochen hat. In einem Satire-Magazin habe ich den folgenden Ratschlag an die Kandidaten gelesen: "Während des Wahlkampfes meidet ihr idealerweise ernste Themen wie die Staatsverschuldung, dann wird das Volk später auch nicht erwarten, dass ihr diese Probleme in Angriff nehmt, wenn ihr an der Macht seid."

Bei starkem Sturm und schwerer See kommt es natürlich auf die Erfahrung des Schiffskapitäns an. Doch angesichts der Probleme der französischen Wirtschaft und der Zwänge der Europäischen Union – von denen der Weltwirtschaft in einem globalisierten Zeitalter ganz zu schweigen – verfügt kein Präsident über grossen Spielraum, das nötige Charisma oder gar Lösungen. Die Franzosen werden daher grösstenteils auf Grundlage der Persönlichkeit und des persönlichen Stils entscheiden und weniger auf Basis der Wahlprogramme der Kandidaten. Nicht zu vergessen, die First Ladies: Mit Carla Bruni und Valérie Trierweiler hat man da die Wahl zwischen einer Diva/Model aus reichem Haus und einer ehemaligen TV-Journalistin, die sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet hat. Auch hier gelten aber wohl eher Äusserlichkeiten den Inhalte oder Fakten. Fazit: Obwohl Hollande derzeit noch immer bessere Chancen hat, könnte das Ergebnis knapper als erwartet ausfallen.

18. April 2012

Das bietet der Festival Sommer 2012

Ja, das Wetter draussen lässt noch nicht vermuten, dass wir schon Frühling haben. Der April macht was er will und lässt uns vor allem eines: frieren! Trotzdem vergeht fast kein Tag, an dem nicht eines der grossen (und kleinen) Festivals in unserem Land sein Programm vorstellt. Ich hab mir einen ersten Überblick verschafft und komme zum Schluss, die guten Acts spielen in der Romandie. Aber der Reihe nach... wobei sich diese Reihe völlig zufällig ergeben hat. 


Winterthurer Musikfestwochen: Sind mir letztes Jahr vor allem durch das tolle Konzert von Young Rebel Set in guter Erinnerung geblieben, bei gefühlten 45 Grad unter dem Zeltdach. Dieses Jahr stechen mir natürlich die legendären Baby Jail ins Auge, ach was bin ich dazu früher gehüpft. Weiter dabei: Kettcar, Franz Ferdinand, Sigur Ros. 

Montreux Jazz: Wie immer spitze, aber auch wie immer sehr teuer - wie ich finde. Trotzdem hat es ein paar gute Acts dabei: Bombay Bicycle Club, Noel Gallagher, Chris Cornell, Bobby McFerrin & Chick Corea, Alanis Morissette, Lana del Rey, Van Morrison, Jane Birkin (hab ich da schon mal live gesehen, ganz toll!), Emeli Sandé, Mark Ronson, Herbert Grönemeyer. 

Open Air St. Gallen: Irgendwie nicht schlecht, aber kein Tag, der mich zu 100 % überzeugen würde. Meine Highlights wären Paul Kalkbrenner, Florence and the Machine, Caligola, Züri West (wobei die häufiger anzutreffen sind diesen Sommer, nächsten Samstag übrigens im KiFF), Noah and the Whale, Casper, Die Toten Hosen, Gossip, Boy, Mumford & Sons, Wolfmother. 

Gurtenfestival: Sicherlich eine der schönsten Open Air Locations der Schweiz. Auf dem Berner Hausberg treffen sich in diesem Jahr jedoch ein paar Acts, die man schon andernorts sehen kann. Noel Gallagher zum Beispiel hat von Montreux keinen weiten Weg nach Bern und auch Lenny Kravitz gibts, analog dem Paléo Festival. Casper, Knackeboul, Züri West... um nur ein paar Beispiele zu nennen. Freude machen dafür Thees Ullmann, Snow Patrol und die Gorillaz! 

Open Air Frauenfeld: Tja, da bin ich wohl einfach zu alt für. Ich hätte sogar die Möglichkeit für gratis Tickets gehabt, aber eben: nicht mein Programm, nicht meine Musik. 50 Cent und seine Freunde werde ohne mich aufspielen. 

Open Air Gampel: Die Walliser... bei Fendant und viel Sonne lassen sie es sich Mitte August drei Tage gut gehen. Ohne mich. Obwohl mit Placebo und Mark Lanegan zwei Topacts am Start sind, die mich echt reizen würden. Aber vom Termin her, hab ich zu der Zeit andere Pläne. 

Heitere: Schade, es war mal mein absolutes Lieblingsfestival. War... Übrig geblieben ist 2012 ein Mix aus allem, man will scheinbar jedes Alter und jedes Publikum ansprechen. Tja und da steh ich nicht drauf. Eine Auswahl gefällig? Jessie J, LMFAO, Die Atzen, Taio Cruz, Ice Cube, Sunrise Avenue... da werden sich Teenies daran erfreuen. Die Musik dürfte zur Hauptsache ab Band kommen. Naja und auch sonst... Züri West, Plüsch, Deichkind, Hurts... Einzig Nneka, Anti-Flag oder Leech könnten mich irgendwie interessieren. Aber das hat man alles auch schon gsehen. Sorry, Heitere: 2012 ohne mich! 

Greenfield: Das mit den Gitarren... Die Ärzte als Headliner am Sonntag! Billy Talent, Sepultura, Limp Bizkit, Donots - wer lange Haare hat, wird seine Freude haben in Interlaken. 

Moon & Stars: Im Tessin scheint immer die Sonne, fast. Egal, auf der Piazza Grande ist es immer schön. Ausser vielleicht wenn sie überfüllt ist von Deutschschweizern, die deutsche Lieder mitjohlen... Das wird so sein wenn Herbert Gröneymeier oder Unheilig im Tessin auftreten. Ah ja, Lenny Kravitz ist auch hier anzutreffen.

Bad Bonn Kilbi: Das alternative Open Air bietet ein paar echt gute Namen wie zum Beispiel Afghan Whigs, Kings Of Convenience, Les Yeux Sans Visage, Dieter Meier (Yello), Get Well Soon.

Paléo: In meinen Augen - einmal mehr - das beste Line Up der Schweiz. Am liebsten würde ich die ganze Woche hinfahren, ausser Freitag, da ist wieder Lenny Kravitz am Start. Aber sonst so: M83, Peter Kernel, Bon Iver, Justice, The Cure, Dyonisos, Stephan Eicher, Sting, Bloc Party, Garbage, The Kooks, Thomas Dutronc, Anna Aaron, David Guetta, Roger Hodgson und dazu viele Franzosen, die hier wenig bekannt, aber darum nicht weniger gut sind. 

Zurich Open Air: Leider auch an einem ganz schlechten Datum für uns... Es findet aber auch alles im August statt in diesem Jahr, man könnte meinen, die Welt geht unter zum Ende des Jahres. Ein sehr gutes Programm wie ich finde, kommt ans Paléo ran. Aber eben, in Zürich... Maximo Park, The Killer, Yann Tiersen, Tocotronic, First Aid Kit, Bloc Party. 

Natürlich gibt es noch weitere rund 100 Festivals in der ganzen Schweiz, viele von ihnen klein aber fein. Viele aber auch mit 08/15 Line Ups. Im Netz gibts ein paar gute Open Air Guides, welche die entsprechenden Programme parat halten. Zum Abschluss noch ein Blick über die Grenze, da würde es sich in diesem Jahr ganz besonders lohnen nach Belford zu fahren. Unweit von Basel. Aber "leider" finden in diesem Sommer so viele Hochzeiten statt, dass auch an diesem Wochenende jemand heiratet und uns freundlicherweise dabei haben möchte... Darum verzichte ich auf die Aufzählung der Acts, ich mach mir doch nicht selber den Mund wässerig. Unter regionalen Aspekten gilt es natürlich noch das Chrutwäje Open Air, sowie Musig i de Altstadt zu erwähnen. Details zu den beiden Events gibts im Laufe des Jahres hier im Blog. 

17. April 2012

Think about it!

Mögliche Strafe für Kim Schmitz, Inhaber von Megaupload und angeklagt wegen Internet-Betrug:  20 Jahre! 

Mögliche Höchststrafe für Anders Breivik, angeklagt wegen Bombenanschlag und der Ermordung von 77 Menschen: 21 Jahre!


16. April 2012

Harald Schmidt und dann...?

Was seit einigen Tagen bekannt ist, wird bald zur traurigen Tatsache. Harald Schmidt muss bei SAT1 gehen. Am 3. Mai wird seine "Harald Schmidt Show" auf zum letzten Mal über den Bildschirm flimmern. Dann ist die Late Night im deutschsprachigen Raum faktisch gesehen tot. Ausser es erbarmt sich ja noch ein Sender des 54-jährigen Entertainers und lässt ihn drei oder mehr Sendungen pro Woche machen. Die Frage ist bloss, welcher Sender wird das tun?  Mit der ARD hat er sich zerstritten und bei SAT1 fehlt Schmidt die Lobby. Roger Schawinski himself hat sogar noch auf ihm rumgehackt, als bekannt wurde, dass Dirty Harry seinen Sessel in Köln räumen muss. Ich bin seit Jahren bekennender Harald Schmidt-Fan und werde seine Show entsprechend vermissen. Es bleibt die Hoffnung, dass er vielleicht als Kabarettist. Ein Trost, auf ORF gibt es immerhin einmal pro Woche "Willkommen Österreich" mit Stermann und Grissemann. Beste Satire und entsprechend beste Unterhaltung! 


Oder man lässt neue Talente ran. Ein Herz für die Late-Night-Nachwuchsförderung beweist zurzeit das ZDF. Auf seinem digital empfangbaren Spartenkanal zdf.neo läuft donnerstags zum Beispiel "NeoParadise". Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt zelebrieren dort Woche für Woche gehobenen Nonsens. Ziemlich unkonventionell, aber immer gut. Klassische Late Night – den satirischen Tagesrückblick und Interviews – könnte dagegen wohl Benjamin von Stuckrad-Barre. Der Schriftsteller, Journalist und ehemalige Harald-Schmidt-Autor folgt mit seiner "Stuckrad Late Night" auf "NeoParadise" und schlägt sich dort mit dem linken Publizisten Hajo Schumacher und dem CDU-Mann Jörg Schönbohm als Sidekicks mit Gästen aus der Politik herum. Auch immer wieder gut: Sarah Kuttner, früher mit eigener MTV-Show, moderiert ebenfalls auf dem Spartenkanal des ZDF das sehenswerte Magazin "Bambule".  Neben Neo gibt es digital auch ZDF.Kultur zu sehen, da toben sich Charlotte Roche und Jan Böhmermann (ebenfalls ein Schmidt-Zögling) aus. Die Show erinnert an den Internationalen Frühschoppen aus den 70er Jahren, es wird geraucht und getrunken. Die Gäste sind ausnahmslos gut und passen nur in den wenigsten Fällen zusammen. Hinschauen lohnt sich. Auf SWR gäbe es noch "Die allerbeste Sebastian Winkler Show", aber naja, der Typ erinnert mich zwar an einen Neandertaler, aber witzig ist er deswegen noch lange nicht. In eine ähnliche Richtung "Extra 3", die selbsternannte einzige Satire-Sendung des NDR. Seit dem Moderationswechsel irgendwie nur noch halb so lustig... 


Tja und sonst? Tote Hose. Klar, Stefan Raab. Der ist zwar innovativ und oft auch witzig. Aber mir fehlt da halt die Satire oder ein Ansatz von Zynismus. Da war und ist und bleibt Dirty Harry unschlagbar.  Ein Blick in die USA, dem Heimatland der Late Night Shows zeigt, dass man im deutschsprachigen Europa eventuell mal über das grundsätzliche Konzept nachdenken sollte. Denn sowohl Stewart als auch Colbert senden nur eine halbe Stunde. Dafür täglich. In hohem Tempo. Ein Versuch, den im deutschsprachigen Raum bisher noch niemand gewagt hat. Also los ihr TV-Bosse, mein Dossier sende ich euch gerne zu! 

13. April 2012

Zu Ostern ist mir der Teufel erschienen!

Ja, der hat sich wohl im Tag geirrt. Oder gedacht, wenn der Chef schon mal tot ist, dann übernehm ich. Spass beiseite... Unter dem Titel "Andere Länder, andere Sitten..." hab ich an dieser Stelle um den Jahreswechsel herum über meinen ausführlichen Deutschland-Besuch berichtet. Inzwischen ist viel Wasser die Elbe runter geflossen und meine Beziehung zu Deutschland und seinen Menschen hat sich vertieft. Wow, das klingt jetzt aber auch... Aber ihr wisst schon was ich meine. Die Menschen und die Kultur näher und besser kennen- und lieben gelernt. Was durchaus ein Gewinn ist. Ich bin inzwischen sogar soweit, dass ich die Anti-Ossi-Sprüche von meinem Zyniker-Held und Hypochonder-Freund, Harald Schmidt, nur noch beschränkt lustig finde. Ja ja, so weit ist es schon gekommen. Aber darum geht es an dieser Stelle eigentlich gar nicht. Vielmehr wollte ich fragen, ob jemand weiss was zum Beispiel ein Osterfeuer ist? Ich habe es bis zum letzten Wochenende, ja es war zufällig das Oster-Weekend, nicht gewusst. Nun gut, am Samstag hab ich mich der Familie angeschlossen und wir sind - beladen mit ein paar Kurzen - beim Eindunkeln in einen nahegelegenen Wald spaziert und da war es dann: The One And Only Osterfeuer! Ein bisschen zu vergleichen mit unserem 1. August-Feuer. Nur, dass dieses in Schweta (Mügeln) doch etwes grösser war, als die Feuer, die ich von zu Hause her kenne. Organisiert wurde der Anlass passenderweise von der örtlichen Feuerwehr. Von der ich übrigens jetzt eine Mütze zu Hause habe. Danke an dieser Stelle dem freundlichen Spender! Der Anlass als solches bestand dann aus alten Freunden treffen, quatschen und trinken. Und frieren. Die Temperaturen waren eher winterlich, den Tag über hat es sogar noch geschneit. Aber eben, dank Glühwein und Cola Braun hielt sich das mit dem Kalthaben in Grenzen. 


Aber das Osterfeuer war nicht der einzige Spass der Reise. Radtour, täglich extrem leckeres Essen, eine einzigartige Eierlikör-Sahne-Torte, ein schier endloses "Mensch ärgere dich nicht"-Spiel (welches mich schier zur Weissglut gebracht hat!), HardCore-Grillen und lustige Leute im Zug.... um nur einige Beispiele zu nennen. Und es ging zum Beispiel auch noch nach Meissen. Ja, dieses Meissen, welches weltbekannt ist für seinen Porzellan. Die Manufaktur war sogar am Karfreitag offen, kein Wunder: Besucher aus der ganzen Welt tummelten sich im Inneren des wunderschönen Gebäudes. Eigentlich war es ja mein Plan, meiner Familie ein Stück Meissner Porzellan nach Hause zu bringen. Nun, die Preise waren dann aber so angelegt, dass es gerade mal für 3 Postkarten und 1 Poster gereicht hat. Wahnsinn. Da kauft man sich aber locker eine Vespa oder zum Teil einen Kleinwagen für diese Beträge. Aber, es wurde gekauft. Die Frauen an der Kasse hatten regelmässig Kunden, die was gefunden hatten. Und, nur so am Rande erwähnt, wir waren in der Outlet-Abteilung des Manufaktur. Aber wenn ein reduzierter, bemalter Porzellan-Fingerhut immer noch über 220 Euro kostet, dann ist das der falsche Spielplatz für Monsieur Fischer. Zudem ich immer Panik hatte, ich könnte mit meiner Schusseligkeit was umschmeissen. Schmeissen in Meissen, quasi. Die Stadt selber ist wunderschön! Umschlossen von der Elbe und unzähligen Weinbergen. Ich habe mir von meiner Bine (ohne E) sagen lassen, das Weinfest wäre toll. Zur Sicherheit hab ich schon mal das Datum notiert... 

Natürlich durfte auch dieses Mal ein Besuch in der Teufelsschänke in Strehla nicht fehlen. Wirt Hansi überraschte uns mit einer sehr leckeren Vorspeise: eingelegtes Kalbfleisch, mit Zwiebeln und Chili. Wow! Danach gab es einen tollen Fisch mit frischen Spargeln. Ah ja und da war noch der Schnaps... aber darauf möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. Es gab alleine im Restaurant um die 5 Schnäpse und zu Hause angekommen, waren die Nachbarn auch noch am feiern... wir hüllen über den Abend den Mantel des Schweigens! Nicht schweigen möchte ich über die Tatsache, dass uns der Wirt tolle (und auch traurige) Geschichten aus der DDR-Zeit erzählt hat, was sehr beeindruckend war. Zum Abschluss gab es dann noch ein Geschenk. Der Mann ist ein begeisterter und talentierter Zinn-Giesser. In seinem Lokal sind entsprechend ganz viele Zinnfiguren ausgestellt, aus verschiedenen Epochen. Und als alter Franzosenfreund hab ich dann zum Abschied eine wunderschöne Zinnfigur vom Sonnenkönig Louis XIV erhalten. Danke an dieser Stelle! 

Nun, was soll ich sagen. Seit ich wieder zu Hause bin hab ich den einen oder anderen Spruch gehört: "Und wo warst du über Ostern? Ah Ostdeutschland... naja...!" Ganz ehrlich, mit jedem Mal das ich da bin oder wir Besuch haben aus dieser Gegend, schlägt mein Herz heftiger und ich freu mich schon auf die nächste Reise. Kulturell und geschichtlich hat die Gegend so viel zu bieten, von der Landschaft her überzeugt mich dieses weite Land - ähnlich wie in Frankreich - viel mehr als diese Berge, die einem bei uns immer im Weg stehen und was die Menschen angeht, tja, das hatten wir glaub im ersten Beitrag zum Thema "Andere Länder, andere Sitten" schon mal, da könnten wir Schweizer uns im Bezug auf Gastfreundschaft oder auch Zufriedenheit eine ganz grosse Scheibe abschneiden. Und falls jetzt ein sturer Eidgenosse findet "Dann geh doch!", nun, ja gerne. Aber leider hat es die Wirtschaft im Osten Deutschlands nicht gerade einfach, so dass es schwierig werden dürfte einen guten Job zu finden. Trotzdem sieht man immer wieder innovative Leute, welche alte Liegenschaften zu neuem Leben erwecken. Und die Bine und ich haben da dieses uralte und wunderschöne Schloss gesehen.... hihi... Never Say Never Again! 

12. April 2012

Mann bist du DICK, Frau!

Ich muss euch jetzt vorwarnen. Liebe Leserinnen, liebe Leser. Ihr müsst nun ganz tapfer sein. Es bleibt mir leider keine andere Wahl, als euch ein Foto zu zeigen, das euch schockieren wird. Ich hoffe, ihr habt nichts gegessen und ich wünsche euch, dass ihr danach noch was essen könnt. Aber eben, es muss sein... Falls es zu hart ist, einfach Augen zu und nach dem Foto wieder mit Lesen beginnen. Vorsicht. Drei, zwei, eins. Hier ist es, das Foto des Grauens: 


Und, seid ihr noch alle da? Jemand schon zum Kotzen auf dem Klo? Es tut mir echt leid, dass ich euch dieses Foto antun musste. Aber der Blick hat mich dazu gezwungen. Das Bild zeigt die fette Miss Schweiz, die zu dick geratene Alina Buchschacher. Bis vor 2 Tagen hab ich noch gar nicht gewusst, dass die aktuelle Miss Schweiz überhaupt so heisst. Aber egal, im Zug musste ich erfahren, dass diese Frau zu dick ist und total hässliche Bikinis trägt. Zitat Blick: 

"Auf den neusten Bikini-Bildern zeigt sich die Bernerin mit Bauchansatz und Hüftspeck."

Ähem, ja klar. Ist mir natürlich auch gleich auf den ersten Blick aufgefallen. Geht ja gar nicht, dieser Bauchansatz und der Hüftspeck. Unglaublich hässlich so etwas. 

Blick, gehts noch? Zu verdanken haben wir diese grossartige Berichterstattung der Blick... nennen wir sie mal freundlich, Journalistin Anna Blume. Sie entscheidet also darüber, wer zu dick ist und wer nicht. Dass sie mit solchem Mist andere Frauen in den Wahnsinn (oder die Magersucht) treibt, ist ihr wohl nicht bewusst. Klar, es gibt viele selbstbewusste - und wunderschöne - Frauen, denen solche Schlagzeilen an ihrem wohl gerundeten Hintern vorbei gehen. Aber es gibt eben auch andere, vor allem jüngere Frauen, die sich mit der Miss Schweiz vergleichen und dann zum Schluss kommen, dass sie ja in dem Fall total fett sein müssen. Wenn ja der wirklich schlanken Frau Buchschacher schon Bauchansatz und Hüftspeck vorgeworfen werden. Wie krank ist unsere Gesellschaft? Oder anders gefragt, wie bescheuert sind unsere Yellow Press Society Reporterinnen? Oder ging es bei dieser Berichterstattung über die neuesten Beldona Bikinis gar um eine private Fehde? Man weiss es nicht. Sicher ist nur, die Blick Schreiberin Anna Blume hat nicht nur einen ganz tollen Namen, nein, sie hat - ganz im Gegensatz zur Miss Schweiz - keine Figurprobleme, kann uns mit einem ansteckenden Lächeln verzaubern und sie trägt eine wunderschöne Brille. 

11. April 2012

Hurra, wir schiessen einen Bär!

Die Schweiz hat wieder einen Problembär. Oder heisst es Bären? Nun, egal. Unterm Strich wird es dem braunen Meister Petz egal sein, ob der Dativ dem Genitiv sein Tod ist. Wenn ihm die schiessgeilen Bündner Jäger mit ihren Gewehren nachrennen oder - rein zufällig - ein Schneeräumfahrzeug sein Leben beendet. Wie jedes Mal wenn sich ein Bär in die Schweiz verläuft, wird er zu Beginn erst einmal freundlich begrüsst. Bis man dann merkt, dass dieses Tier auch Hunger hat und Fressen braucht, um zu überleben. Und da der Bär, in diesem Fall trägt er den wunderschönen Namen M13, eher selten zu McDonalds oder Burgerking geht, reisst er halt dann mal ein Schaf oder nascht Honig aus Bienenhäusern. Und schwupps, wird aus dem Bär ein Problembär. Den man dringend abschaffen muss. Am besten durch eine gezielte Bleikugel. Vergessen sind die Besuche im Berner Bärenpark, wo man noch mit grossen Augen vor den Jungtieren stand und sie mit einem "Jöööhhh, so herzig" begrüsst hat. 


Die Boulevardmedien dreschen zumindest schon mal zünftig auf den Bären ein, zumindest was die Schlagzeilen angeht. Beispiele gefällig? 

"Engadiner Bär verfolgt deutsche Familie!"
"M13 hat keine Scheu vor Menschen!"
"Wieder ein Problembär?"
"Menschliche Nähe tut Bär nicht gut"
"Auf einmal stand ein Bär vor uns!"
"Bär in den Dörfern, er knackt Bienenhäuser."

Tja, ich würde sagen, das sieht schon mal schlecht aus in Sachen Medienarbeit. Da hätte sich der Bär jemanden zulegen müssen, der sich auskennt mit solchen Sachen. Aber eben, Bären haben in den seltensten Fällen eine Lobby. Ausser die kommen im Zoo zur Welt, sind weiss und heissen Knut oder Anori. Dann werden die Tiere von der ganzen Welt geliebt. In Gefangenschaft. Wo wir sie begaffen können, aus sicherer Distanz. Aber wehe eines dieser Viecher verläuft sich in unser Territorium, dann kriegt er unsere ganze Macht zu spüren. Es gibt ja inzwischen unzählige Beispiele von toten Bären oder Luchsen, die wir zwar liebend gern wieder ansiedeln würden, aber eben, sie sollen sich gefälligst an unsere Spielregeln halten. Ansonsten: Kopf ab! 

Es erübrigt sich, weiter über die Zukunft von Meister Petz zu sinnieren. Ich denke, dass sein Schicksal mit dem Eintritt in die Schweiz besiegelt ist und ihn die schiesswütigen Bündner Jäger bald vor die Flinte kriegen werden. Bevor er ein Kind bei lebendigem Leibe verschlingt und blutüberströmt Jagd auf weitere Menschen macht... Ja, so sind sie, die bösen Bären. Wildtiere halt. 

PS: Hatten wir nicht unlängst das Thema Doppelmoral hier im Blog? Von wegen geliebter Knut und verhasster M13... 

Iiiiiiihhhhh....!!!!

Wer kennt ihn nicht, den Schrei aus der Werbung? Ohne dass man in Richtung Glotze schauen muss, weiss man: Ein Zalando Spot läuft! Nun, Zalando hat auch mich erwischt (nicht zuletzt weil ich mit einer Zalando-Jüngerin zusammen wohne) und ich wurde von der Berliner Firma angefragt, ob ich nicht Lust hätte einen Testkauf bei Zalando zu machen und ganz ehrlich, wer von euch hätte dazu Nein sagen können? 


Gleich zu Beginn: Die Bestellung bei Zalando lief problemlos ab. Ich, als Mann, wollte eh schon länger bei Zalando was bestellen, weil ich mich unglaublich in ein paar Schuhe verliebt hatte - um in der weiblichen Sprache im Zusammenhang mit Schuhen zu bleiben. Es ging natürlich um ein paar Converse Schuhe. Leider wirken die Dinger auf den Bildern etwas geblich, das liegt aber an der Kamera und dem Licht  In Wirklichkeit sind sie wirklich richtig weiss. Und das Schönste : Sie passen! Gut, als langjähriger Converse Käufer jetzt kein Wunder, bloss dass es die passenden Grössen in den Shops in der Stadt so selten am Lager hat. Nun bin ich aber froh, dass ich nicht auf die Frühlingslieferungen gewartet habe. Wenn ihr mal nach eurer Grösse schauen wollt, findet ihr die Schuhe bei Zalando online fast sicher.

Habt ihr eine Lieblingsschuhmarke? Wenn ja welche und warum? Ich passe in 99 % der Converse Schuhe mit meinem Fuss einfach super rein. Ausserdem finde ich, dass sie richtig schön bequem sind. Darum: ich bin und bleibe Fan dieser Marke und dass ich sie nun direkt über Zalando bestellen kann, find ich eine gute Sache! Ich hatte erst noch überlegt ein zweites Paar Schuhe aus der riesigen Sale Abteilung mitzunehmen, liess es dann aber. Schliesslich gibts neuerdings bei Zalando auch ganz tolle Sportbekleidung für Männer und - der Frühling steht vor der Türe - für die bessere Hälfte schöne Kleider. Es sollen ja angeblich ein paar Hochzeiten anstehen in diesem Jahr. Erzählt man sich jedenfalls. 

Nun gut, wie schon zu Beginn erklärt, lief alles ohne Probleme ab. Die Online-Bestellung ist kinderleicht. Da man die Lieferung schon nach kurzer Zeit im Haus hat, kann man die Sachen gemütlich zu Hause anprobieren, was nicht passt geht zurück in den Karton, übers WWW druckt man dann die Retour-Adresse aus und schickt die Artikel kostenlos wieder zurück an Zalado. Was man behaltet hat, das wird bezahlt und fertig ist der Zauber. Kurz, Zalando macht fast alles richtig, was es in Sachen Online-Shopping zu beachten gibt. Auch die Preise und die Auswahl der Marken ist quasi unschlagbar. Es gibt exotische Sachen (bizarre High Heels), bequeme Streetwear und teuere Qualitätsmarken. Für jedes Budget und jeden Geschmack ist etwas dabei. 

Und dass die Werbung mit dem Schrei funktioniert ist damit bewiesen, dass sogar ich die Marke Zalando innert kurzer Zeit kennen und schätzen gelernt habe. In diesem Sinne: Daumen hoch! 

10. April 2012

Der Dienstag, der ein Montag ist

Ostern 2012 gehört schon wieder der Vergangenheit an. Viel zu schnell war es vorbei. Eine ausführliche "Berichterstattung" zu den Oste(r)n-Tage folgt an dieser Stelle in den nächsten Tagen, begleitet von ein paar tollen Fotos. Medientechnisch hab ich irgendwie so rein gar nichts mitgekriegt, eine Lawine in Pakistan, die Diskussionen um Günter Grass oder das Wetter  waren ein paar Punkte. Aber so wirklich mag ich dazu nichts schreiben. Grass hat in meinen Augen ausgesprochen, was viele Menschen denken, sich aber niemand zu sagen getraut. Ob das nun eine richtige oder falsche Meinung ist, das sei dahingestellt beziehungsweise, das muss jeder für sich selber entscheiden. Fakt ist, dass sich Israel mit seiner Politik gegenüber den Palästinensern nicht nur Freunde macht. Ob der Vergleich mit dem Iran deswegen gerechtfertigt ist oder ob Grass als ehemaliger Nazi sich solche Worte leisten kann, es liegt nicht an mir das zu beurteilen. Ich finde nur, dass man die Doppelmoral mal wieder schreien hört, die israelische Regierung (bestehend aus ultra-rechtskonservativen Politikern) jammert und fühlt sich angegriffen, das deutsche Volk ist empört, zumindest gegen aussen. Aber eben... 

In Sachen Fussball hab ich auch nur am Rande mitgekriegt, dass meine Teams nicht wirklich erfolgreich waren: Marseille verliert das Hass-Derby gegen Paris, Aarau den Spitzenkampf gegen Bellinzona. Zweitere wohl eher unglücklich. In Deutschland wären wir fast beim Spiel in Chemnitz gelandet, hätten wir nicht verpennt. Aber auch das hat gut getan und war durchaus verdient. Zudem gabs eh nur ein torloses Unentschieden, da war das Schlafen die bessere Lösung. Gestern hab ich im Zug noch gelesen, dass es so viele gute Filme gab im TV. Aha? Nichts mitgekriegt, die Schlümpfe für Erwachsene ("Avatar") sollen besonders erfolgreich gewesen sein. Aha? Da freu ich mich doch einfach morgen Abend auf einen TV-Abend, in der Bundesliga kommt es zum Endkampf zwischen Bayern und dem BVB. Meine Sympathien sind dabei bei den Roten. Obwohl ich gegen Dortmund ja nicht einmal etwas sagen kann. Aber der FC Hollywood hat derzeit einfach einen grossartigen Unterhaltungsfaktor. 

So, das wars denn auch schon. Wieder zurück in der Arbeitswelt, nach einem viel zu kurzen Osterweekend, melde ich mich also auch blogtechnisch wieder zurück. Eine gute Woche allerseits. Geschichten aus dem Wilden Osten, zu Zalando und eine CD Kritik stehen diese Woche unter anderem noch an. Drannebliebe, drannebliebe, drannebliebe...! 

5. April 2012

Der Niger fliesst durch Mali

Oh, da ist er ja wieder. Kurz vor Ostern taucht er wieder auf. Lange war es ruhig um ihn. Nur einmal hat er sich kurz gemeldet. Damals, als er in einem Zumba-Camp mit seiner neuen Freundin zusammen kam. Zumba, auch so eine Sache. Vor allem als Mann. Aber eben, seit er sein neues Auto und die neue Freundin hat und jetzt auch noch Ostern vor der Türe steht, ist sein Leben so gar nicht mehr planbar. Da half auch der Anruf von Barack Obama von letzter Woche nicht weiter. Ganz im Gegenteil, der Präsident wollte seine Hilfe. Er und helfen? Gehts noch! Natürlich war er nicht darum verlegen, den Präsidenten der Vereinigten Staaten im Gegenzug um Hilfe zu beten. Nun, es hat geklappt. Seit gestern steht also das neue Auto vor der Haustüre. Ein schwarzer Kombi, mit schussfesten Glasscheiben. Die hat er auch dringend nötig. Immerhin kennt ihn seit dem letzten Fussballspiel jedes Kind. Aber er hatte nun halt mal diese doofe Wette verloren, und dass er dann von den Ordnern nackt abgeführt wurde, hat irgendwie zur Wetteinlösung gehört. Nur diesen Fotografen, der das alles dokumentiert hat, den sollte man verklagen. Aber auch diesbezüglich hatte Obama schon eine Trumpfkarte im Ärmel. Alles eine Frage der Zeit. Jetzt aber erst einmal die Osterfeiertage durch kriegen. Der Mann im Radio hat Regen vermeldet. Das heisst, dass das alljährliche Grillen mit der Familie wohl ins Wasser fallen wird. Traurig war darüber niemand. Einzig der Cousin vielleicht, immerhin hatte er bei solchen Feiern immer jemanden gefunden, der mit ihm kiffen würde. Aber wen interessiert sowas? Die Ostertage bestehen für diesen Mann so oder so nur aus Gras rauchen und Alkohol trinken. Billigen Alkohol übrigens. Den vom Discounter um die Ecke. Da wo er auch seine Unterhosen her hat. Die blauen, viel zu kleinen Shorts. Ja, die lagen doch letzte Ostern auf einmal auf dem Apfelbaum. Niemand wusste wie sie dahin gekommen waren. Aber auf einmal waren sie da. So wie jetzt Ostern. Auch plötzlich da und niemand weiss woher es kommt...

PS: Stichworte vorgegeben von The Adi - Bier, Regen, Fussball Obama, Kiffen.

4. April 2012

Was gesagt werden muss!

Günter Grass mischt sich wieder ein: In einem Gedicht geht der Literaturnobelpreisträger hart mit Israels Atompolitik ins Gericht - und fragt sich, wieso er bisher dazu nichts gesagt hat. Das Gedicht im Wortlaut.

"Warum schweige ich, verschweige zu lange, was offensichtlich ist und in Planspielen geübt wurde, an deren Ende als Überlebende wir allenfalls Fußnoten sind.

Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag, der das von einem Maulhelden unterjochte und zum organisierten Jubel gelenkte iranische Volk auslöschen könnte, weil in dessen Machtbereich der Bau einer Atombombe vermutet wird.

Doch warum untersage ich mir, jenes andere Land beim Namen zu nennen, in dem seit Jahren - wenn auch geheimgehalten - ein wachsend nukleares Potential verfügbar aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung zugänglich ist?

Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes, dem sich mein Schweigen untergeordnet hat, empfinde ich als belastende Lüge und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt, sobald er missachtet wird; das Verdikt "Antisemitismus" ist geläufig.

Jetzt aber, weil aus meinem Land, das von ureigenen Verbrechen, die ohne Vergleich sind, Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird, wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert, ein weiteres U-Boot nach Israel geliefert werden soll, dessen Spezialität darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe dorthin lenken zu können, wo die Existenz einer einzigen Atombombe unbewiesen ist, doch als Befürchtung von Beweiskraft sein will, sage ich, was gesagt werden muss.

Warum aber schwieg ich bislang? Weil ich meinte, meine Herkunft, die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist, verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit dem Land Israel, dem ich verbunden bin und bleiben will, zuzumuten.

Warum sage ich jetzt erst, gealtert und mit letzter Tinte: Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden? Weil gesagt werden muss, was schon morgen zu spät sein kann."

Das wars dann wohl, OM!

Marseille ist raus. Auch gestern Abend haben die Südfranzosen gegen ein äusserst berechnend aufspielendes Bayern München mit 0 zu 2 verloren. Die konnten sich sogar den Luxus leisten, den Robben draussen auf der Bank zu lassen. Das Spiel war dann nach dem erneuten 1 zu 0 für die Bayern ziemlich schnell entschieden. Die OM-Spieler haben sich zwar über die 90 Minuten zwar durchaus Mühe gegeben, mehr war da aber dann auch nicht zu holen. Die Partie wurde übrigens lediglich von TF1 übertragen, auf den anderen öffentlich rechtlichen Sendern gab es jeweils das Spiel von Barcelona gegen Milan. Aber da gab es ja ausser ein paar Elfmetern glaub auch nicht viel zu sehen. Und natürlich den Messi. 


Für Marseille geht mit diesem Aus in der CL eine ganz schlechte Saison zu Ende. Aber es könnte alles noch viel schlimmer kommen... In der Meisterschaft will es nicht laufen, da tummelt man sich irgendwo im Mittelfeld herum. Das einzige Highlight ist das ewige Derby gegen PSG, am kommenden Sonntag, auswärts in Paris. Wenn man das gewinnt, kann man sich mit den Fans einigermassen versöhnen. Geht das ebenfalls noch verloren, dann Gute Nacht! Aber wie hat es der Trainer, Didier Deschamps, schon im Interview gestern nach dem Spiel gesagt, dieses CL-Viertelfinale von OM war ein Höhenflug  - man ist zu hoch geflogen und nun abgestürzt. Champions League vorbei, in der Liga nur Durchschnitt, da bleibt noch das Finale im Ligacup am Samstag in einer Woche gegen Lyon. Gewinnt man da, steht man nächste Saison zumindest in der Euroliga am Start. Sonst wars das dann wohl... In Marseille selber sind die Fans äusserst aufgebracht ob dem Gezeigten. Das Stadion ist im Umbau, die Stimmung im Tempel schlecht, auf den Rängen vergeht keine Woche ohne Proteste gegen Spieler, Trainer und Vorstand. Vor allem die Teppichetage wird scharf kritisiert, denn das Geld fehlt. Mal wieder. Frankreichs Tabellen-Neunter ist so verschuldet, dass ab Mai wahrscheinlich keine Spielergehälter mehr gezahlt werden können. Alleine in dieser Saison häufte Olympique 22 Millionen Euro Miese an! Einzige Rettung wäre laut Präsident Vincent Labrune eine 35-Mio-Euro-Spritze von Klub-Besitzerin und Witwe Margarita Louis-Dreyfus (Foto). Trainer Didier Deschamps steht am Saisonende vor dem Aus. Zahlreiche Spielerverträge laufen auf. Der Club soll, trotz neuem Stadion, künftig ausserhalb der Stadt in den Banlieus spielen - Schwere Zeiten für Marseille...

OM à la vie, à la mort! 

3. April 2012

"La Rafle": Unbedingt hinschauen!

Es gibt viele Filme über die Verbrechen der Nazis. Sehr viele. Ernst gemeinte, solche wie der von Tarantino und blutleere, in denen es nur um die Action geht. Doch nur wenige beleuchten die Rolle der Franzosen in dieser düsteren Epoche. "Die Kinder von Paris" tut es.

In Frankreich ist die Auseinandersetzung mit der eigenen politischen Schuld des 20. Jahrhunderts lange tabu geblieben. Den selbstkritischen Blick auf die Verstrickungen in den Algerienkrieg hat die Grande Nation ebenso Jahrzehnte herausgezögert wie jenen auf die Kollaboration mit den Nazis. Vor allem das vorauseilende Mittun bei der Judenverfolgung – von den Massenverhaftungen bis in die Gefangenenlager der französischen Miliz – wurde 50 Jahre lang totgeschwiegen. Erst Jacques Chirac hielt am 16. Juli 1995, dem 53. Jahrestag jenes Ereignisses, das "La rafle du Vel’d’Hiv" die Geschichte eingegangen ist, eine Rede und entschuldigte sich für die Gräueltaten. Diese Stunden der Finsternis, die mit der Massenverhaftung von knapp 14.000 Pariser Juden begannen und zur Internierung von 7000 Juden im Winter-Velodrom am Eiffelturm führten, dauerten fünf Tage. So lange wurden die jüdischen Familien dort ohne Nahrung und medizinische Versorgung interniert, bevor sie in Lager ausserhalb von Paris gebracht und später in Auschwitz ermordet wurden. Heute ist das Vélodrome d’Hiver längst abgerissen; ein schlichtes Mahnmal an der Seine erinnert an die Razzia, mit der 9000 französische Polizisten den, so Chirac, "kriminellen Wahn der Besatzer" eifrig exekutierten.


Der Film erinnert in Aufwand und Machart an Steven Spielbergs Schindlers List – nur dass den französischen Juden kein barmherziger Retter wie der Fabrikant Oskar Schindler zur Seite stand. Tatsächlich sind fast alle der 75.000 an die Deutschen ausgelieferten französischen Juden in den Konzentrationslagern umgekommen. Zudem endet der Film nicht in Auschwitz, sondern im Lager Beaune-la-Rolande südlich von Paris, wo die Familien brutal getrennt werden, bevor der Transport in Güterzügen nach Auschwitz beginnt. Für die Vergegenwärtigung des Schreckens wurden das Velodrom und das Lager in Ungarn aufwendig rekonstruiert und Tausende von Statisten verpflichtet.

Die Handlung wird im Wesentlichen von der aus Quellen überlieferten Figur einer christlichen Krankenschwester (Mélanie Laurent) getragen, die einen jüdischen Arzt (Jean Reno) und die Familien ins Lager begleitete. Zudem blickt der Film mit den Augen des elfjährigen Joseph (Hugo Leverdez) auf die mit Wucht einstürzenden Ereignisse – von der Razzia am Montmartre bis zum Leben im Lager. Der heute 80-jährige Joseph Weismann ist einer von drei Zeugen, den Regisseurin Roselyne Bosch, früher Reporterin beim Nachrichtenmagazin "Le Point", in mühevollen Recherchen ausfindig machte. Die bei der Razzia inhaftierte Anna Traube kam noch aus dem Velodrom frei, Joseph Weismann konnte aus Beaune-la-Rolande fliehen. Der dritte Zeuge ist ein Feuerwehrmann, der mit dafür sorgte, dass die eingeschlossenen Juden im Velodrom wenigstens Wasser aus Feuerwehrschläuchen bekamen.

Für französische Augen besonders schockierend: Bosch zeigt die extreme Gewalt der Milizionäre gegen Frauen – auch dafür hat sie Zeugenaussagen gesammelt –, während die deutschen Besatzer meist im Hintergrund agieren. Aber es gibt auch die Feuerwehrleute, die ein Erbarmen haben, die Identifikationsfiguren der Krankenschwester und des Arztes, und es gibt die vielen nichtjüdischen Franzosen, die Juden vor dem Zugriff der Milizionäre versteckten. Auch das ist historisch überliefert, und es belegt eindrucksvoll, dass die Franzosen anders als die Deutschen keine Täternation, sondern eine Opfer- und dann auch Mittäternation waren. Nach dem Willen der Deutschen sollten an jenem 16. Juli 1942 im Rahmen der Operation Frühlingswind 28000 Juden inhaftiert werden. Nach zwei Tagen Razzia waren und blieben es weniger als die Hälfte – das trostreiche Faktum wird im Abspann genannt. Überhaupt setzt "Die Kinder von Paris", als Gedächtnisarbeit wuchtig und ehrenvoll, auf Emotionen der einfachen Art. Die Guten sind sehr gut, die Bösen sehr böse, und bei der gewaltig ausgemalten Razzia ist es einzig eine Bäckersfrau, die zeternd die antisemitische Anfeuerin gibt. Im Lager gibt es herzzerreissende Szenen von Kindern, die den Lastwagen entgegenrennen, weil sie glauben, dass sie dort ihre Mutter wiedersehen. 

Diese rustikale Inanspruchnahme der Publikumsgefühle hat der Regisseurin in Frankreich einige Kritik eingebracht, auf die sie im Gespräch noch immer hochsensibel reagiert. Ihren "Idealismus" will sie von niemandem infrage gestellt sehen, erst recht nicht von "Zynikern", die ihr vorwerfen, vor allem auf die Tränendrüsen zu drücken. "Ja, es ist normal, über diese Familien zu weinen", sagt sie. und weiter "Kein Film kann so tragisch sein wie die reale Geschichte".

"Die Kinder von Paris / La Rafle" gibt es auf DVD oder bei Swisscom TV als Mietfilm.