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18. April 2012

Das bietet der Festival Sommer 2012

Ja, das Wetter draussen lässt noch nicht vermuten, dass wir schon Frühling haben. Der April macht was er will und lässt uns vor allem eines: frieren! Trotzdem vergeht fast kein Tag, an dem nicht eines der grossen (und kleinen) Festivals in unserem Land sein Programm vorstellt. Ich hab mir einen ersten Überblick verschafft und komme zum Schluss, die guten Acts spielen in der Romandie. Aber der Reihe nach... wobei sich diese Reihe völlig zufällig ergeben hat. 


Winterthurer Musikfestwochen: Sind mir letztes Jahr vor allem durch das tolle Konzert von Young Rebel Set in guter Erinnerung geblieben, bei gefühlten 45 Grad unter dem Zeltdach. Dieses Jahr stechen mir natürlich die legendären Baby Jail ins Auge, ach was bin ich dazu früher gehüpft. Weiter dabei: Kettcar, Franz Ferdinand, Sigur Ros. 

Montreux Jazz: Wie immer spitze, aber auch wie immer sehr teuer - wie ich finde. Trotzdem hat es ein paar gute Acts dabei: Bombay Bicycle Club, Noel Gallagher, Chris Cornell, Bobby McFerrin & Chick Corea, Alanis Morissette, Lana del Rey, Van Morrison, Jane Birkin (hab ich da schon mal live gesehen, ganz toll!), Emeli Sandé, Mark Ronson, Herbert Grönemeyer. 

Open Air St. Gallen: Irgendwie nicht schlecht, aber kein Tag, der mich zu 100 % überzeugen würde. Meine Highlights wären Paul Kalkbrenner, Florence and the Machine, Caligola, Züri West (wobei die häufiger anzutreffen sind diesen Sommer, nächsten Samstag übrigens im KiFF), Noah and the Whale, Casper, Die Toten Hosen, Gossip, Boy, Mumford & Sons, Wolfmother. 

Gurtenfestival: Sicherlich eine der schönsten Open Air Locations der Schweiz. Auf dem Berner Hausberg treffen sich in diesem Jahr jedoch ein paar Acts, die man schon andernorts sehen kann. Noel Gallagher zum Beispiel hat von Montreux keinen weiten Weg nach Bern und auch Lenny Kravitz gibts, analog dem Paléo Festival. Casper, Knackeboul, Züri West... um nur ein paar Beispiele zu nennen. Freude machen dafür Thees Ullmann, Snow Patrol und die Gorillaz! 

Open Air Frauenfeld: Tja, da bin ich wohl einfach zu alt für. Ich hätte sogar die Möglichkeit für gratis Tickets gehabt, aber eben: nicht mein Programm, nicht meine Musik. 50 Cent und seine Freunde werde ohne mich aufspielen. 

Open Air Gampel: Die Walliser... bei Fendant und viel Sonne lassen sie es sich Mitte August drei Tage gut gehen. Ohne mich. Obwohl mit Placebo und Mark Lanegan zwei Topacts am Start sind, die mich echt reizen würden. Aber vom Termin her, hab ich zu der Zeit andere Pläne. 

Heitere: Schade, es war mal mein absolutes Lieblingsfestival. War... Übrig geblieben ist 2012 ein Mix aus allem, man will scheinbar jedes Alter und jedes Publikum ansprechen. Tja und da steh ich nicht drauf. Eine Auswahl gefällig? Jessie J, LMFAO, Die Atzen, Taio Cruz, Ice Cube, Sunrise Avenue... da werden sich Teenies daran erfreuen. Die Musik dürfte zur Hauptsache ab Band kommen. Naja und auch sonst... Züri West, Plüsch, Deichkind, Hurts... Einzig Nneka, Anti-Flag oder Leech könnten mich irgendwie interessieren. Aber das hat man alles auch schon gsehen. Sorry, Heitere: 2012 ohne mich! 

Greenfield: Das mit den Gitarren... Die Ärzte als Headliner am Sonntag! Billy Talent, Sepultura, Limp Bizkit, Donots - wer lange Haare hat, wird seine Freude haben in Interlaken. 

Moon & Stars: Im Tessin scheint immer die Sonne, fast. Egal, auf der Piazza Grande ist es immer schön. Ausser vielleicht wenn sie überfüllt ist von Deutschschweizern, die deutsche Lieder mitjohlen... Das wird so sein wenn Herbert Gröneymeier oder Unheilig im Tessin auftreten. Ah ja, Lenny Kravitz ist auch hier anzutreffen.

Bad Bonn Kilbi: Das alternative Open Air bietet ein paar echt gute Namen wie zum Beispiel Afghan Whigs, Kings Of Convenience, Les Yeux Sans Visage, Dieter Meier (Yello), Get Well Soon.

Paléo: In meinen Augen - einmal mehr - das beste Line Up der Schweiz. Am liebsten würde ich die ganze Woche hinfahren, ausser Freitag, da ist wieder Lenny Kravitz am Start. Aber sonst so: M83, Peter Kernel, Bon Iver, Justice, The Cure, Dyonisos, Stephan Eicher, Sting, Bloc Party, Garbage, The Kooks, Thomas Dutronc, Anna Aaron, David Guetta, Roger Hodgson und dazu viele Franzosen, die hier wenig bekannt, aber darum nicht weniger gut sind. 

Zurich Open Air: Leider auch an einem ganz schlechten Datum für uns... Es findet aber auch alles im August statt in diesem Jahr, man könnte meinen, die Welt geht unter zum Ende des Jahres. Ein sehr gutes Programm wie ich finde, kommt ans Paléo ran. Aber eben, in Zürich... Maximo Park, The Killer, Yann Tiersen, Tocotronic, First Aid Kit, Bloc Party. 

Natürlich gibt es noch weitere rund 100 Festivals in der ganzen Schweiz, viele von ihnen klein aber fein. Viele aber auch mit 08/15 Line Ups. Im Netz gibts ein paar gute Open Air Guides, welche die entsprechenden Programme parat halten. Zum Abschluss noch ein Blick über die Grenze, da würde es sich in diesem Jahr ganz besonders lohnen nach Belford zu fahren. Unweit von Basel. Aber "leider" finden in diesem Sommer so viele Hochzeiten statt, dass auch an diesem Wochenende jemand heiratet und uns freundlicherweise dabei haben möchte... Darum verzichte ich auf die Aufzählung der Acts, ich mach mir doch nicht selber den Mund wässerig. Unter regionalen Aspekten gilt es natürlich noch das Chrutwäje Open Air, sowie Musig i de Altstadt zu erwähnen. Details zu den beiden Events gibts im Laufe des Jahres hier im Blog. 

11. Oktober 2011

The Good, The Bad & The Ugly

Stell dir vor, du fährst mit dem Zug von Aarau nach Zürich. Steigst am Zielort aus und befindest dich auf einmal auf einem anderen Planeten. Auf einem, auf welchem die Männer noch Jeanshemden, Bärte und Schnäuze oder Mützen mit Traktorwerbung drauf tragen. Dazu sind 90 Prozent dieser Männer schwerstens tätowiert. Was tust du? Ich hab zuerst einmal geschaut, ob ich wirklich im richtigen Zug war und das tatsächlich Zürich ist  - oder eventuell doch irgendeine Kleinstadt in Texas oder Iowa. Nein, es war Zürich. Sonntagabend, Treffpunkt Jugendhaus Dynamo. Direkt neben dem Marriott Hotel übrigens, da laufen die Menschen in der Regel eher so rum, wie man es sich für Zu-reich vorstellt. Nun gut, mein Raumschiff war gelandet und ich hab mich auf Anhieb sehr wohl gefühlt. Nach kurzer Zeit sass dann auch die halbe Band - ja es geht bei diesem Bericht um ein Konzert - bei uns am Nebentisch. "The Revival Tour" war das Motto des Abends, Musiker wie Chuck Ragan, Dan Andriano, Brian Fallon oder Franz Nicolay standen mit einem halben Dutzend weiteren Freunden auf der Bühne und feierten eine Art Klassentreffen. Es wurde viel getrunken, gejohlt, gesungen, geklatscht, gefeiert. Man gab Geschichten aus der Teenagerzeit zum Besten, genau so waren Witze zu hören. Kurz, Spass war angesagt und als Zuschauer hatte man während den 3 Stunden jederzeit das Gefühl, dass man bei diesem Klassentreffen dazugehört. Selber mal einen Eindruck machen? Bitte sehr.


Ich weiss zwar bis heute nicht, in welche Schublade ich dieses Konzert stecken soll. Aber inzwischen bin ich der Meinung, dass auch nicht jeder Musikstyle seine Schublade braucht. Es war kein Country, dafür gabs zu viele Punkattitüden. Blue Grass vielleicht? Nein, dafür waren die Gitarren zu hart. Rock? Nein, dazu hat ein Schlagzeug gefehlt. Egal, es war toll. Fazit: auch wenn ich zu Beginn des Abends nicht genau wusste, worauf ich mich da eingelassen hatte, war ich nach den ersten 5 Minuten bereits so begeistert, dass ich diesen Abend - auch dank TShirts und CDs - in bester Erinnerung behalten werde. Gute Musiker haben gute Musik dargeboten, was will man mehr. Danke an meine zauberhafte Tippgeberin, ohne die ich dieses Konzert wohl voll verhängt hätte.


Weniger Lob als für die Revival Tour kann ich dem Luka Bloom geben. Leider. Er war am Freitag im KiFF zu Gast. Ich hab den Iren bestimmt schon 3 Mal gesehen, mindestens. Aber das Konzert in Aarau war das Schlechteste von allen. Der Mann wirkte schon beim Auftritt auf die Bühne irgendwie unmotiviert, im Saal standen Stühle rum, Stehen wurde nicht gerne gesehen, der Barbetrieb wurde auf Wunsch von Bloom reduziert und als es einem dann auch noch verboten wurde zu Reden, wurde es mir dann irgendwie zu viel mit dem divenhaften Getue. Ich hab Luka Bloom zum ersten Mal Anfang der 90er Jahre gesehen, da hat er in einem Zelt beim beim Openair Leysin gespielt, nach ihm ein gewisser Lenny Kravitz. Beide Musiker haben sich vor und nach ihrem Aufritt unters Publikum gemischt und an der Zeltbar noch ein Bierchen genommen. Und glaubt mir, damals haben nicht einmal die Hälfte der johlenden Openair-Gäste sein Konzert mitgekriegt. Das muss wohl beim guten, alten Luka irgendein Trauma hinterlassen haben. Klar, musikalisch ist er immer noch Spitze. Sein Gitarrenspiel lädt zum Träumen ein und auch die Stimme passt. Diesbezüglich ist er wie Wein, mit dem Alter immer besser. Leider wurde der Abend wirklich durch sein - in meinen Augen - zu zickenhaftes Benehmen getrübt. Entsprechend hab ich ihn auch schon gesprächiger und witziger erlebt. Auf die wenigen Rufe aus dem Publikum ist er entweder gar nicht oder dann mit dämlichen Sprüchen eingegangen. Vielleicht hätte er anstatt seinem Ingwertee vielleicht besser einen guten Wein getrunken, der hilft nicht nur dem Hals, sondern auch der Seele. Was einem alternden Folksänger, der in einem halbleeren Saal in einer Stadt auftritt die er nicht kennt, vermutlich gut getan hätte... 

Als Entschädigung gabs dann aber quasi auf dem Heimweg noch etwas Glamrock. Im Foyer des KiFF traten nach dem - scheinbar enttäuschenden - Fussballspiel zwischen Wales und der Schweiz "The Blood Hand" auf. Ein bisschen The Darkness, gemischt mit einem Hauch Placebo oder Manic Street Preachers. Ja, von allen halt ein bisschen. Klar, die Band und die Musik waren austauschbar, trotzdem hat es nach dem leicht depressiven Abend mit Luka direkt gut getan, unverbrauchte und leicht verrückte Menschen zu sehen. "Thank you for being part of my show," begrüsste der durchgeknallte Sänger fast jeden Gast persönlich per Handschlag. Das nenn ich mal eine Bindung zum Publikum ;-)

Zum Abschluss noch zwei, drei Tipps in Sachen Musik: Donnerstag "Goose" im KiFF Aarau, Freitag Soprano in der Roten Fabrik Zürich und am Samstag Fiji und Stereo Total in der Je t'aime Bar Industriestrasse Aarau.