19. November 2009

Update: Du böser, böser Thierry!

Herrlich, einfach nur herrlich! Die Fussballschweiz enerviert sich über das Handstor von Thierry Henry. Von sachlichen Diskussionen bis hin zu primitiven Beschimpfungen gibt es alles. Was hat eigentlich die Schweiz damit zu tun? In Deutschland zum Beispiel machen heute schon andre Themen wieder Schlagzeilen, das erste Spiel ohne Enke oder ein neuer Wettskandal im Zusammenhang mit Schiri Hoyzer. Lags daran, dass die Schweiz spielfrei war? Heute gibts jedenfalls bei 20 Minuten und Blick Umfragen, auch im Radio kann man seine Meinung kundtun und am Fernsehen wird das Tor am Abend noch einmal thematisiert. Von wegen Umfrage: eine kleine SMS-Umfrage unter Profifussballern hat ergeben, dass jeder von den Befragten genau so reagiert hätte wie Henry. Am Rande erwähnt, es ging nicht um den Finaleinzug im Grümpelturnier von Spreitenbach Süd - es ging um die WM-Teilnahme.

Während in der Schweiz also seit gestern Abend die grosse Heuchlerei und Henry-Schelte läuft, haben die Iren ebenfalls ihren Schuldigen gefunden: den Schiedsrichter! Wie die Verantwortlichen heute in irischen und englischen Zeitungen sagen, sind sie auf Henry überhaupt nicht böse, er habe getan was ein Fussballer in der Situation tun musste. Fatal sei aber, dass sowohl der Referee als auch sein Assistent erst das Offside und dann das doppelte Handspiel nicht gesehen haben. Inzwischen probiert man in Irland über den Justizminister und den Verband an ein Wiederholungsspiel zu kommen, Trainer Trap spricht sich interessanterweise dagegen aus! Da es ein Tatsachenentscheid vom Schiri war, dürften die Chancen darauf eher klein sein.

Thierry Henry selber hat sich inzwischen ebenfalls gemeldet. Anlässlich einer Pressekonferenz gab er sein Handspiel zu und ergänzte, dass er halt weitergespielt hätte als kein Pfiff vom Schiri kam. Und er selber sei Stürmer und nicht der Schiedsrichter. Mehr kann der gute Mann beim besten Willen auch nicht mehr machen. Aber eben, Hauptsache ist doch dass die Öffentlichkeit wieder jemanden gefunden hat, auf den sie zeigen kann. Der wars! Ob es beim Qualispiel in Bosnien UNO-Blauhelme zum Schutz gebraucht hat, ob es bei der Partie zwischen Algerien und Ägypten mehrere Spieler durch Chaoten verletzt wurden, ob mit Israel ein kriegführendes Land an der Quali teilgenommen hat oder ob es in Serbien im Zusammenhang mit den Fussballspielen sogar Tote gegeben hat, das kümmert niemanden. Und da hat auch niemand einen Ausschluss dieser Teams gefordert. Dazu bedarf es eines Handspiels von einem Spieler, der bis gestern Abend kurz vor Mitternacht als äusserst fairer Sportsmann bekannt und beliebt war... Verrückte Welt!

La France a son ticket en main

"Ohne Irland fahrn wir zur WM!" oder "Aux armes cityoens! Formez vos bataillons!" Ich könnte den diesen Beitrag beginnen wie ich möchte, egal: nur Hass und Wut kommen mir am heutigen Donnerstag entgegen. Et alors? Klar, das Spiel gestern Abend war Müll. Die Franzosen waren schlecht. Thierry Henry hat den Ball mit der Hand gespielt. Es war zuvor Abseits. Und die Iren haben tapfer gekämpft. Reicht das? Danke! Aber, ja und jetzt kommt das aber: Frankreich fährt zur WM nach Südafrika. Und das ist verdammt noch mal gut so! Der Schiri Martin Hansson hat einen Fehler gemacht, na und? Aber, noch einmal das aber. Ich hab das Spiel in einem britischen Pub gesehen, war so ziemlich der einzige Mensch in dem Schuppen welcher den Franzosen die Daumen gedrückt hat. Und nur wenige Minuten bevor die Hand Henrsy ins Spiel kam, kam ein Ire - ja ein Ire - zu mir und wir haben uns unterhalten. In der Nachspielzeit hat der gute Mann noch gemeint, dass der Schiri einen guten Job mache bei diesem Spiel. Okay, ein paar Minuten später war er dann anderer Meinung. Ma fois! Eine Meinung die sogar die grösste französische Sportzeitung l'Equipe teilt und nach der Quali ebenfalls nicht in blinde Euphorie verfällt:

"Une très décevante équipe de France se qualifie pour la Coupe du monde 2010 après une rencontre hachée qui s'est décidée au bout du suspense. L'Irlande a été plus que méritante mais doit s'incliner par la plus cruelle des manières, une erreur arbitrale."

Aber, dass danach Twitter und Facebook überschwemmt werden mit netten Ausdrücken wie "Betrüger", "Froschfresser", "Disqualifikation", "Hurenbock" oder "Schneckenficker" das lässt mich dann heute Donnerstag erst recht mit einem Lächeln durch die Gegend spazieren. Henry hat Hands gespielt, ja und? Soll er deswegen zum Schiedsrichter gehen und sagen, dass dieser das Tor nicht zählen soll? Eben. Immerhin hat er nach dem Schlusspfiff nicht ausgelassen gejubelt - fair! Jede Mannschaft dieser Welt gewinnt einmal durch eine Fehlentscheidung des Schiris und jede Mannschaft dieser Welt verliert einmal durch eine Fehlentscheidung des Schiris. Aber es liegt im Hang zum Minderwert der Schweizer, dass man gerne gegen die "Grossen" stänkert. Schliesslich findet der Eidgenosse auch gegenüber dem Deutschen eher selten ein freundliches oder lobendes Wort und geht in Schadenfreude auf, wenn unser nördlicher Nachbar mal stolpert...

Und wenn all ihr Fussballbesserwisser auf jemanden wütend sein wollen, dann doch bitte auf den schwedischen Schiri und seinen Assistenten an der Linie. Die beiden haben einen Fehler gemacht und das wars. Wollt ihr sie deswegen aufhängen? Wo gehobelt wird, da fallen halt mal Späne. Sprich, auch ein Schiri ist ein Mensch und hat das Recht einen Fehler zu machen. Und wem das nicht reicht, dem zähle ich sonst gerne das eine oder andere Spiel der Franzosen auf, in denen les Bleus wegen einem Schiri-Entscheid verloren haben! Vorzugsweise gegen die Italiener übrigens... ein Land das der Homo erectus helveticus wegen seinem guten Wein, der feinen Pizza und den tollen Menschen - im Gegensatz zu Frankreich, so nebenbei dem Auswanderungsland Nummer eins der Schweizer - natüüüürlich in sein rotweisses Herz geschlossen hat!

Ja, mir sind die Iren auch très sympa, aber der Sport ist nun halt mal so. Einer gewinnt und einer verliert. Und gestern Abend war das Glück auf der Seite der Franzosen. Und la grande Nation hat mich und 65'073'482 weitere Menschen glücklich gemacht. Das erst noch ganz ohne Ribéry... Vive la France! Allez les Bleus! NTM Domenech! Und wenn wir schon dabei sind hat mich auch die Quali der Algerier - ja das sind die, die gerade das höchste Minarett der Welt planen - sehr gefreut, vor Otto Rehagel zieh ich den Hut, für Russland tuts mir leid, ebenso für Bosnien - wobei ich mit Portugal auch leben kann. Alle sind an Bord, die WM kann kommen!

PS: Wie heisst der aktuelle Handballweltmeister? Eben, Frankreich!


18. November 2009

Die besten 50 Alben der letzten 10 Jahre

Ach wie ich diese Zeit gegen Ende des Jahres doch liebe. So langsam tauchen die ersten Jahresrückblicke auf, Kerner und Jauch sind bereits in den Startlöchern für ihre Monstersendungen. Die besten Filme, die lustigsten Sportmomente, die dramatischsten Rettungen und so weiter. In jeder Kategorie werden die Momente gesucht, von denen wir in ein paar Jahren noch reden werden, oder auch nicht. Klar, dass es auch hier im Blog Ende Jahr den traditionellen Rückblick geben wird, aber bis dahin bleibt noch etwas Zeit. Trotzdem gibts heute eine Liste und die ist nicht einmal von mir erstellt worden.

Eine meiner liebsten Musikzeitschriften "NME" hat sich darum gekümmert. Es geht um die wichtigsten Musikalben seit Beginn des neuen Jahrtausends, ja das sind ja auch schon wieder fast 10 Jahre her seit wir alle Panik vor dem Millenium-Bug und dem damit verbundenen Weltuntergang hatten. Nun, die Welt dreht sich noch und die neue Deadline ist ja jetzt eh der 21. Dezember 2012. Bis dahin haben wir noch viel Zeit viel gute Musik zu hören. Die Liste des "New Musical Express" hilft bei der Auswahl dabei durchaus mit.

1. The Strokes – 'Is This It'
2. The Libertines – 'Up The Bracket'
3. Primal Scream – 'XTRMNTR'
4. Arctic Monkeys – 'Whatever People Say I Am, That's What I'm Not'
5. Yeah Yeah Yeahs – 'Fever To Tell'
6. PJ Harvey – 'Stories From the City, Stories From the Sea'
7. Arcade Fire – 'Funeral'
8. Interpol – 'Turn On The Bright Lights'
9. The Streets – 'Original Pirate Material'
10. Radiohead – 'In Rainbows'
11. At The Drive In – 'Relationship Of Command'
12. LCD Soundsystem – 'Sound Of Silver'
13. The Shins – 'Wincing The Night Away'
14. Radiohead – 'Kid A'
15. Queens Of The Stone Age – 'Songs For The Deaf'
16. The Streets – 'A Grand Don't Come For Free'
17. Sufjan Stevens – 'Illinois'
18. The White Stripes – 'Elephant'
19. The White Stripes – 'White Blood Cells'
20. Blur – 'Think Tank'
21. The Coral – 'The Coral'
22. Jay-Z – 'The Blueprint'
23. Klaxons – 'Myths Of The Near Future'
24. The Libertines – 'The Libertines'
25. The Rapture – 'Echoes'
26. Dizzee Rascal – 'Boy in Da Corner'
27. Amy Winehouse – 'Back To Black'
28. Johnny Cash – 'The Man Comes Around'
29. Super Furry Animals – 'Rings Around The World'
30. Elbow – 'Asleep In The Back'
31. Bright Eyes – 'I'm Wide Awake, It's Morning'
32. Yeah Yeah Yeahs – 'Show Your Bones'
33. Arcade Fire – 'Neon Bible'
34. Grandaddy – 'The Sophtware Slump'
35. Babyshambles – 'Down In Albion'
36. Spirtualized – 'Let it Come Down'
37. The Knife – 'Silent Shout'
38. Bloc Party – 'Silent Alarm'
39. Crystal Castles – 'Crystal Castles'
40. Ryan Adams – 'Gold'
41. Wild Beasts – 'Two Dancers'
42. Vampire Weekend – 'Vampire Weekend'
43. Wilco – 'Yankee Hotel Foxtrot'
44. Outkast – 'Speakerboxxx/The Love Below'
45. Avalanches – 'Since I Left You'
46. The Delgados – 'The Great Eastern'
47. Brendan Benson – 'Lapalco'
48. The Walkmen – 'Bows and Arrows'
49. Muse – 'Absolution'
50. MIA – 'Arular'


Hätte ich aus diesen Top50 übrigens die besten Drei aussuchen dürfen, dann wäre auf Platz eins die Scheibe von den Babyshambles gelandet, dich gefolgt von The Knife und auf Rang drei eines der beiden Alben von The Streets. Lustig an der Liste find ich übrigens, dass NME ja sowas von very british ist und auf Platz eins aber eine US-Band gelandet ist.

17. November 2009

ER Wahl 09 - Im Portrait: Ivica Petrusic

Wir wählen wieder. Am 29. November entscheidet sich wer für die nächsten vier Jahre in Aarau im Einwohnerrat sitzen wird. Wie an dieser Stelle schon einmal erwähnt ist die Auswahl der Kandidatinnen und Kandidaten zwar kunterbunt, die wahren Paradiesvögel fehlen meiner Ansicht nach allerdings. Kein Wunder also hab ich mich auf die Suche gemacht nach Menschen, die mir im Wahlkampf besonders aufgefallen sind. Einer davon ist Ivica Petrusic: Jahrgang 1977, Sozial- und Jugendarbeiter, SP-Einwohnerrat, Musiker und DJ.

Ivica, Ende November ist es soweit und die ER-Wahlen stehen an. Wie weit bist du mit deinem Wahlkampf und was umfasst er?

Ivica Petrusic: Ich engagiere mich seit einigen Jahren auf lokaler und kantonaler Ebene im Bereich der Integrations- Kultur- Jugend- und Sicherheitspolitik. Für mich ist Wahlkampf nicht etwas, dass sich auf die paar Monate vor den Wahlen fokussiert. Gute und nachhaltige Politik machen, heisst Engagement zeigen die ganze Zeit hindurch, innerhalb und ausserhalb des Rates.

Neben der Wahl stimmt das Volk an dem Sonntag auch über die Minarett-Initiative ab. Hat diese Tatsache einen Einfluss auf deinen Wahlkampf?

Als Präsident der Second@s Plus Aargau und Vizepräsident der Secodn@s Plus Schweiz engagiere ich mich seit Jahren für eine vom Populismus befreite Integrations- und Migrationspolitik. Ängste schüren ist einfach, Lösungen für eine multikulturelle Schweiz (siehe u 17- Fussball- Nationalmannschaft) zu bieten ist viel schwieriger. Solche Fundamentalismus schürende Initiativen müssen auf allen Ebenen bekämpft werden.

Welche Chancen rechnest du dir ganz persönlich aus?

Meine Politik steht in einer Partei eingebettet. Auch wenn mein politisches Engagement vor allem auf meiner persönlichen Überzeugung basiert, hangen die persönlichen Chancen immer auch vom Erfolg der Partei ab. Als bisheriger hat man scheinbar grössere Chancen gewählt zu werden, eine Garantie gibt es jedoch nie.

Wenn du wiedergewählt wirst, was sind die dringlichsten Geschäfte die du nach der Wiederwahl an die Hand nehmen willst?

Ich bleibe meinen Themen treu. Zum Beispiel bin ich gerade an einer Vorlage zum Aarauer Kulturkonzept. Diese würde ich zum Beispiel auch gerne vorantreiben.

Du machst immer wieder die Integration zu deinem Thema. Fühlst du dich selber integriert?

Ich bin: Mitglied des Einwohnerrates Aarau, bin in der Geschäftsleitung der SP Aargau, bin Präsident der Second@s- Plus, bin Vorstandsmitglied von zweien Kultur- und Sportvereinen, ich veranstalte Kulturveranstaltungen, Leite eine Abteilung bei der Stadt Wädenswil… Integration heisst für mich vor allem Partizipation (Mitwirkung). Daran gemessen müsste ich doch sehr Schweizer sein, auch wenn ich erst mit 14 Jahren in die Schweiz gekommen bin.

Wann hast du dich zum letzten Mal benachteiligt gefühlt zB durch deinen Namen?

In meiner Lehrzeit.

Derzeit reitet die U17 Nati der Schweiz auf einer Erfolgswelle, auch dank zahlreichen Secondos. Allerdings wissen wir nicht ob wir Ben Kalifa, Seferovic und Co. auch einmal in der A-Nati sehen werden. Wenn du in deren Situation wärst, für welches Nationalteam würdest du dich schlussendlich entscheiden?

Gute Frage Wie gesagt bin ich mit 14 in die Schweiz eingereist, mit 16 Jahren hätte ich mich wohl für Kroatien entschieden. Heute würde die Entscheidung für mich wohl anders ausfallen. Ich mache ja auch in der Schweiz Politik. Wenn man den Jungs und ihren Familien das Gefühl gibt, sie seien ein Teil vom Ganzen, dann sollten sich die Jungs gar nie mit solchen Fragen beschäftigen müssen.

Vor einigen Wochen wollte der kroatische Sänger Thompson ein Konzert in Kriens geben, anstatt Musik gab es von den Schweizer Behörden eine Einreisesperre! Du bist selber Musiker, was denkst du über solche Massnahmen: Politik vs. Kultur?

Ich hab auch schon gemerkt, dass ich mit meiner Musik manchmal mehr Leute bewege als mit meinen politischen Reden. Ob man jedoch die Musik zu politischen Zwecken missbrauchen soll, bin ich mir nicht sicher. Bei U2 und Bono kommt es vielmals gut an, bei Thompson gar nicht. Ich denke es kommt ganz auf den Inhalt drauf an. Und Neo- Faschistisches gehört ganz klar nicht dazu.

Jetzt mal Butter bei die Fische. Der Einwohnerrat ist ja eine gute Sache, aber du hast höhere Ziele. Grossrat, Regierungsrat, Nationalrat, Ständerat, Bundesrat... wohin soll es noch gehen?

Politik ist ein komplexes Spiel. Beim Fussball musst du dich (mehr oder weniger) pro Spiel höchstens auf 22 Spieler konzentrieren. Und wenn eine Mannschaft nicht gut ist, dann wechselt man meistens den Trainer aus. In der Politik gibt es mehr Trainer als Spieler und alles wissen es besser als du selber. Meine Politik versucht in einem guten Verhältnis zwischen dem Konkreten und Visionärem zu überleben, nach dem Motto „je weiter desto besser“ ;-)

Ein letzter Satz an deine Wählerschaft, warum gehört Ivica Petrusic in den Aarauer Einwohnerrat?

Weil ich in der Stadt Aarau; die geographisch, strukturell und finanziell grosses Potenzial aufweist, nachhaltige und generationsübergreifende Politik machen will. Brachliegendes nachhaltig nutzten heisst hier die Devise, oder in einem konkreten Fall: Kultur statt Kaserne.

Ivica, herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für die bevorstehende Wahl. Tja und wer ebenfalls kandidiert, hier mitliest und findet er oder sie gehöre auch interviewt: einfach mal melden und dann schauen wir, ob dem so ist.

16. November 2009

WeRüBli - Weekend Rückblick

Und schon haben wir wieder Montagmorgen. Guten Tag allerseits. Weekends an denen so einiges läuft haben den unangenehmen Beigeschmack dass sie selber vorbei sind als einem lieb ist. So ein Wochenende liegt gerade hinter mir. So hab ich am Freitagabend erst ein gemütliches Feierabendbier genossen, danach gabs lecker Moules/Frites und anschliessend gings ins Kino. Den aktuellen Schweiger-Film "Männerherzen" haben wir uns angeschaut und ich muss sagen: guter Streifen! Klar, keine hochstehende Kinokunst - aber das hab ich von dem Film ja auch gar nicht erwartet. Leichte Unterhaltung mit leichtem Tiefgang. Besonders viel Spass haben mir natürlich meine Lieblinge Christian Ulmen und Jana Pallaske in ihren Rollen gemacht. Ebenfalls toll fand ich Wotan Wilke Möhrig als bemittleidenswerter U-Bahnlokführer. Unterm Strich hat der Film Lust auf mehr gemacht und in gut 3 Wochen gibts ja mit ZweiOhrKüken bereits mehr aus dem Hause Schweiger - inklusive Emma Tiger Schweiger und der einzigartigen Nora Tschirner! Da kommt Freude auf...

Am Samstag gabs mal wieder eines dieser unerwarteten Gespräche, die nur in einer Kleinstadt wie Aarau möglich sind. Ganz unter dem Motto "die Welt ist ein Dorf" hat mir ein älterer Mann seine Lebensgeschichte erzählt und sie war traurig. Frau eben erst verstorben, Sohn komplett abgestürzt, Job am seidenen Faden weil er seit dem Tod der Frau häufig mal neben den Schuhen steht... Kurz darauf dann südländische Lebensfreude, sprich Kontrastprogramm. Unter zahlreichen Spaniern und Portugiesen gabs sehr guten Rotwein, Paella, Tapas, Crema Catalan und so weiter. Der Spanierclub in Aarau ist auch im Herbst 2009 einer der kulinarischen Geheimtipps der Kantonshauptstadt. Und als ob wir am Schluss noch nicht genug gehabt hätten, lud der Wirt unsere Festgesellschaft an der Bar noch auf einen Drink ein. Während dem Essen lief in der Flimmerkiste natürlich das Barragespiel der Portugiesen. Ich liess mich übers iPhone über den Spielstand der Franzosen gegen die Iren informieren. Wie man es nicht machen soll, hatten ja die Schweizer bereits am frühen Abend vorgemacht. Nun, die Schlussphase von les Bleus haben wir dann im benachbarten Pub noch gesehen. Und es kam wie es kommen musste, Monsieur Fischer war der einzige Franzosen-Fan in dieser Kneipe und "peng" un à zero pour nous! Egal, mir wars ums Feiern und die Stinkefinger in meine Richtung konnte ich mit einem süffisanten Lächeln locker kontern...

Den Abschluss des Weekends bildet traditionell der Sonntag, welcher bei mir regelmässig mit Ausschlafen eingeläutet wird. A propos läuten... müssen diese ollen Kirchenglocken eigentlich wirklich an jedem Wochenende zur Morgenstund x-mal Lärm machen? Bei offnem Schlafzimmerfenster kann das auf Dauer echt nerven. Nun gut, gestern hab ich noch kurz in die Trauerfeier von Robert Enke reingezappt - live aus der AWD-Arena in Hannover. Ich weiss nicht ob ich das gut finden soll, mir hat jedenfalls die Witwe brutal leid getan. All die Kameras, die vielen Leute, die nett gemeinten Worte... war vermutlich langsam aber sicher etwas viel für die Frau. Ich hab dann jedenfalls wieder weggeschaltet. Man sollte die Angehörigen vielleicht jetzt einfach mal in Ruhe trauern lassen und die Sachen mitnehmen, die uns Enke mit seinem Tod mit auf den Weg gegeben hat. Am Abend gab es dann wieder Fussball und einmal mehr hat das Leben gezeigt, wie nahe Freud und Leid sein können. Die Schweiz ist Weltmeister! Unsere U17-Nati hat den ersten Fussball-Weltmeistertitel in die Eidgenossenschaft geholt. Dazu: Herzliche Gratulation! Besonders toll find ich dabei, dass eine Multikulti-Truppe - Siegtorschütze Haris Seferovic - mit dem Schweizer Kreuz auf der Brust diesen Titel in Nigeria geholt hat. Wäre schön, wenn genau diese Kids eben genau dieses Kreuz auch in ein paar Jahren in der A-Nati noch stolz auf der Brust tragen würde! PS: In Sachen Weltmeisterschaft feiern, müssen wir Schweizer eventuell noch etwas üben. Es war sehr ruhig in der Stadt und die Polizei hat die sehr wenigen hupenden Fans angehalten, doch bitte keinen Lärm zu machen.

In diesem Sinne, allen einen guten Start in die neue Woche. Möglichst stressfrei, was 5 Wochen vor Weihnachten für viele Zeitgenossen leider ja schon fast nicht mehr möglich ist. Entsprechend freue ich mich auf etwas Wellness Ende und französischen WM-Jubel Mitte Woche.