Herrlich, einfach nur herrlich! Die Fussballschweiz enerviert sich über das Handstor von Thierry Henry. Von sachlichen Diskussionen bis hin zu primitiven Beschimpfungen gibt es alles. Was hat eigentlich die Schweiz damit zu tun? In Deutschland zum Beispiel machen heute schon andre Themen wieder Schlagzeilen, das erste Spiel ohne Enke oder ein neuer Wettskandal im Zusammenhang mit Schiri Hoyzer. Lags daran, dass die Schweiz spielfrei war? Heute gibts jedenfalls bei 20 Minuten und Blick Umfragen, auch im Radio kann man seine Meinung kundtun und am Fernsehen wird das Tor am Abend noch einmal thematisiert. Von wegen Umfrage: eine kleine SMS-Umfrage unter Profifussballern hat ergeben, dass jeder von den Befragten genau so reagiert hätte wie Henry. Am Rande erwähnt, es ging nicht um den Finaleinzug im Grümpelturnier von Spreitenbach Süd - es ging um die WM-Teilnahme.
Während in der Schweiz also seit gestern Abend die grosse Heuchlerei und Henry-Schelte läuft, haben die Iren ebenfalls ihren Schuldigen gefunden: den Schiedsrichter! Wie die Verantwortlichen heute in irischen und englischen Zeitungen sagen, sind sie auf Henry überhaupt nicht böse, er habe getan was ein Fussballer in der Situation tun musste. Fatal sei aber, dass sowohl der Referee als auch sein Assistent erst das Offside und dann das doppelte Handspiel nicht gesehen haben. Inzwischen probiert man in Irland über den Justizminister und den Verband an ein Wiederholungsspiel zu kommen, Trainer Trap spricht sich interessanterweise dagegen aus! Da es ein Tatsachenentscheid vom Schiri war, dürften die Chancen darauf eher klein sein.
Thierry Henry selber hat sich inzwischen ebenfalls gemeldet. Anlässlich einer Pressekonferenz gab er sein Handspiel zu und ergänzte, dass er halt weitergespielt hätte als kein Pfiff vom Schiri kam. Und er selber sei Stürmer und nicht der Schiedsrichter. Mehr kann der gute Mann beim besten Willen auch nicht mehr machen. Aber eben, Hauptsache ist doch dass die Öffentlichkeit wieder jemanden gefunden hat, auf den sie zeigen kann. Der wars! Ob es beim Qualispiel in Bosnien UNO-Blauhelme zum Schutz gebraucht hat, ob es bei der Partie zwischen Algerien und Ägypten mehrere Spieler durch Chaoten verletzt wurden, ob mit Israel ein kriegführendes Land an der Quali teilgenommen hat oder ob es in Serbien im Zusammenhang mit den Fussballspielen sogar Tote gegeben hat, das kümmert niemanden. Und da hat auch niemand einen Ausschluss dieser Teams gefordert. Dazu bedarf es eines Handspiels von einem Spieler, der bis gestern Abend kurz vor Mitternacht als äusserst fairer Sportsmann bekannt und beliebt war... Verrückte Welt!
7 Kommentare:
auch wenn die vergleiche am ende etwas gar weit hergeholt sind... im grunsatz hast Du recht. die kritik an henry ist heuchlerisch. jene am schiri irgendwie auch, denn niemand sieht alles. offside war's keines, wenn durch den pass von henry auf gallas eine neue spielsituation entsteht. henry selbst war ja nicht im abseits.
eine wiederholungsspiel zu fordern ist kompletter mist. es ist nicht wirklich selten, dass eine spiel durch eine fehlentscheidung (oder eine nichtentscheidung) des schiedsrichters entschieden wird. das ist zwar schade, aber so sind momentan noch die regeln.
@ amade: klar polarisieren diese vergleche zum schluss, aber die diskussion läuft ja derzeit genau so ab. aus einer maus macht man einen elefant. frankreich soll von sich aus ein wiederholungsspiel vorschlagen.. wie absurd ist das denn?
man sollte - nur als bespiel - als schweizer mal einen griechen zu seiner meinung zum quali-spiel in basel CH - GRE fragen... da waren die schiedsrichter entscheide zugunsten der schweiz auch nicht gerade unbestritten ;-)
ja, ich weiss. aber nur weil sich die diskussion so aufheizt, muss man sich ja nicht selbst solch derber vergleiche bedienen.
im schweizer fussball mache ich die beobachtung, dass die grossen clubs tendenziell eher bevorzugt werden. über eine ganze saison gesehen gleichen sich die ungerechtigkeiten aber meist mehr oder weniger wieder aus.
ja, wir könnten ja ein wiederholungsspiel des griechenlandmatchs verlangen. so richtig verdient hat die nati die quali aus meiner sicht nämlich nicht.
He, wir haben in Spreitenbach kein Grümpi mehr, weil sich die Bürger aus den Balkanstaaten gegenseitig die Köpfe verschlugen. Und soviel Geld für einen Polizeischutz oder gar die Armee (Blauhelme in Bosnien) einzusetzten hat der FC Spreitenbach nun wirklich nicht.
Zum Bericht, bin ich Deiner Meinung. Ich bin auch gegen Videobeweis.
Frage noch an Amade: Wer soll es dann Deiner Meinung nach verdient zu haben an die WM zu reisen, wenn nicht der Gruppenerste? Etwa Griechenland mir ihrem defensiven Fussball?
nö, die griechen auch nicht. eigentlich niemand aus der gruppe. :-) das wär cool: dafür dürften dann nämlich die iren und russland gehen.
ich mag den fussball, den hitzfeld bis jetzt spielen lässt, noch nicht. natürlich sprechen die resultate und insbesondere die punkte für sich.
@ swamp: rassistische beiträge werden in diesem blog nicht geduldet und darum gelöscht!
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