Wir wählen wieder. Am 29. November entscheidet sich wer für die nächsten vier Jahre in Aarau im Einwohnerrat sitzen wird. Wie an dieser Stelle schon einmal erwähnt ist die Auswahl der Kandidatinnen und Kandidaten zwar kunterbunt, die wahren Paradiesvögel fehlen meiner Ansicht nach allerdings. Kein Wunder also hab ich mich auf die Suche gemacht nach Menschen, die mir im Wahlkampf besonders aufgefallen sind. Einer davon ist Ivica Petrusic: Jahrgang 1977, Sozial- und Jugendarbeiter, SP-Einwohnerrat, Musiker und DJ.
Ivica, Ende November ist es soweit und die ER-Wahlen stehen an. Wie weit bist du mit deinem Wahlkampf und was umfasst er?
Ivica Petrusic: Ich engagiere mich seit einigen Jahren auf lokaler und kantonaler Ebene im Bereich der Integrations- Kultur- Jugend- und Sicherheitspolitik. Für mich ist Wahlkampf nicht etwas, dass sich auf die paar Monate vor den Wahlen fokussiert. Gute und nachhaltige Politik machen, heisst Engagement zeigen die ganze Zeit hindurch, innerhalb und ausserhalb des Rates.
Neben der Wahl stimmt das Volk an dem Sonntag auch über die Minarett-Initiative ab. Hat diese Tatsache einen Einfluss auf deinen Wahlkampf?
Als Präsident der Second@s Plus Aargau und Vizepräsident der Secodn@s Plus Schweiz engagiere ich mich seit Jahren für eine vom Populismus befreite Integrations- und Migrationspolitik. Ängste schüren ist einfach, Lösungen für eine multikulturelle Schweiz (siehe u 17- Fussball- Nationalmannschaft) zu bieten ist viel schwieriger. Solche Fundamentalismus schürende Initiativen müssen auf allen Ebenen bekämpft werden.
Welche Chancen rechnest du dir ganz persönlich aus?
Meine Politik steht in einer Partei eingebettet. Auch wenn mein politisches Engagement vor allem auf meiner persönlichen Überzeugung basiert, hangen die persönlichen Chancen immer auch vom Erfolg der Partei ab. Als bisheriger hat man scheinbar grössere Chancen gewählt zu werden, eine Garantie gibt es jedoch nie.
Wenn du wiedergewählt wirst, was sind die dringlichsten Geschäfte die du nach der Wiederwahl an die Hand nehmen willst?
Ich bleibe meinen Themen treu. Zum Beispiel bin ich gerade an einer Vorlage zum Aarauer Kulturkonzept. Diese würde ich zum Beispiel auch gerne vorantreiben.
Du machst immer wieder die Integration zu deinem Thema. Fühlst du dich selber integriert?
Ich bin: Mitglied des Einwohnerrates Aarau, bin in der Geschäftsleitung der SP Aargau, bin Präsident der Second@s- Plus, bin Vorstandsmitglied von zweien Kultur- und Sportvereinen, ich veranstalte Kulturveranstaltungen, Leite eine Abteilung bei der Stadt Wädenswil… Integration heisst für mich vor allem Partizipation (Mitwirkung). Daran gemessen müsste ich doch sehr Schweizer sein, auch wenn ich erst mit 14 Jahren in die Schweiz gekommen bin.
Wann hast du dich zum letzten Mal benachteiligt gefühlt zB durch deinen Namen?
In meiner Lehrzeit.
Derzeit reitet die U17 Nati der Schweiz auf einer Erfolgswelle, auch dank zahlreichen Secondos. Allerdings wissen wir nicht ob wir Ben Kalifa, Seferovic und Co. auch einmal in der A-Nati sehen werden. Wenn du in deren Situation wärst, für welches Nationalteam würdest du dich schlussendlich entscheiden?
Gute Frage Wie gesagt bin ich mit 14 in die Schweiz eingereist, mit 16 Jahren hätte ich mich wohl für Kroatien entschieden. Heute würde die Entscheidung für mich wohl anders ausfallen. Ich mache ja auch in der Schweiz Politik. Wenn man den Jungs und ihren Familien das Gefühl gibt, sie seien ein Teil vom Ganzen, dann sollten sich die Jungs gar nie mit solchen Fragen beschäftigen müssen.
Vor einigen Wochen wollte der kroatische Sänger Thompson ein Konzert in Kriens geben, anstatt Musik gab es von den Schweizer Behörden eine Einreisesperre! Du bist selber Musiker, was denkst du über solche Massnahmen: Politik vs. Kultur?
Ich hab auch schon gemerkt, dass ich mit meiner Musik manchmal mehr Leute bewege als mit meinen politischen Reden. Ob man jedoch die Musik zu politischen Zwecken missbrauchen soll, bin ich mir nicht sicher. Bei U2 und Bono kommt es vielmals gut an, bei Thompson gar nicht. Ich denke es kommt ganz auf den Inhalt drauf an. Und Neo- Faschistisches gehört ganz klar nicht dazu.
Jetzt mal Butter bei die Fische. Der Einwohnerrat ist ja eine gute Sache, aber du hast höhere Ziele. Grossrat, Regierungsrat, Nationalrat, Ständerat, Bundesrat... wohin soll es noch gehen?
Politik ist ein komplexes Spiel. Beim Fussball musst du dich (mehr oder weniger) pro Spiel höchstens auf 22 Spieler konzentrieren. Und wenn eine Mannschaft nicht gut ist, dann wechselt man meistens den Trainer aus. In der Politik gibt es mehr Trainer als Spieler und alles wissen es besser als du selber. Meine Politik versucht in einem guten Verhältnis zwischen dem Konkreten und Visionärem zu überleben, nach dem Motto „je weiter desto besser“ ;-)
Ein letzter Satz an deine Wählerschaft, warum gehört Ivica Petrusic in den Aarauer Einwohnerrat?
Weil ich in der Stadt Aarau; die geographisch, strukturell und finanziell grosses Potenzial aufweist, nachhaltige und generationsübergreifende Politik machen will. Brachliegendes nachhaltig nutzten heisst hier die Devise, oder in einem konkreten Fall: Kultur statt Kaserne.
Ivica, herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für die bevorstehende Wahl. Tja und wer ebenfalls kandidiert, hier mitliest und findet er oder sie gehöre auch interviewt: einfach mal melden und dann schauen wir, ob dem so ist.
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