Als ich vor einigen Monaten in einem Schweizer Fussballfanforum diesen Flyer (Bild - ein Klick macht es gross) entdeckt hatte, musste ich spontan schmunzeln und ich dachte mir, "naja so schlimm steht es um unseren FC Aarau ja dann ja auch nicht". Ich hatte damals das Foto ausgedruckt und ein paar Kollegen gezeigt, alle hatten sich köstlich darüber amüsiert. Ohne grosse Hintergedanken.
Heute, ein knappes halbes Jahr später, hat uns die Realität aber irgendwie eingeholt. Ich habe den Flyer noch einmal hervor gesucht und fange nun an, mir ernsthafte Sorgen zu machen um die Zukunft "meines" Vereins. Angefangen mit einem Stadion, welches auf Grund der Auflagen des Verbandes dringend benötigt würde, jedoch in weite Ferne gerückt ist. Weiter mit einem Rechtsstreit um 3 aberkannte Punkte, sowie einem abgelehnten Antrag betreffend der Lizenz von Ex-Trainer Ruedi Zahner. Hinzu kommen zahlreiche, unbestätigte Gerüchte, welche in regelmässigen Abständen in Foren, an Stammtischen oder in den Medien auftauchen, wonach die finanzielle Situation nicht gerade rosig sei. Und natürlich nicht zu vergessen die sportliche Ausgangslage, die klar auf einen harten Abstiegskampf zuläuft.
Das neueste Kapitel in der FCA-Tragödie (der Ausdruck "Komödienstadel" passt inzwischen leider nicht mehr...) ist nun aber die aktuelle Personalpolitik. Während ein gestandener Verteidiger wie Jean-Pierre Tcheutchoua bereits am Tag des letzten Vorrundenspiels erfahren musste, dass er im neuen Jahr nicht mehr erwünscht ist, haben andere Spieler diese Mitteilung erst in den letzten Tagen vor dem Trainingslager auf Zypern erhalten. Patrick Bengondo ist inzwischen in Genf gelandet. Flavio Schmid spielt die Rückrunde in Baden. Die Zukunft von Rainer Bieli ist noch unklar. Mark "Fozzy" Fotheringham hat am Freitag von sich aus die Koffer gepackt und den Verein in Richtung Heimat verlassen. Nach meiner persönlichen Einschätzung wird es bis zum Rückrundenstart noch zu weiteren Abgängen kommen... .Dass gewisse Spieler nämlich nicht mit ins Trainingslager reisen dürfen sorgt bestimmt nicht nur für gute Laune. Ebenso dürfte es einige Spieler erschrecken, dass nach dem Sommer nun schon wieder Teamstützen in die Wüste geschickt wurden. Sprich, kein Job ist sicher beim Brügglifeld-Club. Das hat im Sommer für Verunsicherung unter den Spielern gesorgt und das tut es auch in diesen Tagen wieder. Und wenn man weiss was Fozzys "private Gründe" für seinen plötzlichen Abgang waren, dann werden diese Thesen noch gestärkt.
Unverständlich darum auch dass sich ein Teamplayer wie Bieli oder ein "Aarauer" wie Schmid
einen neuen Verein suchen müssen und man dafür jetzt auf einen Spieler setzt, der es noch im letzten Sommer vorgezogen hat lieber beim FCZ zu spielen. Trotz mündlichem Angebot aus Aarau! Mit Pouga kommt ein weiteres, unbekanntes Gesicht nach Aarau. Mit Bieli, Schmid oder Moretto mussten Identifikationsfiguren - Spieler die mit der Region und den Menschen vertraut waren - den Verein verlassen. Ich bin mir fast sicher, ausser die Hardcore-Fans wird wohl so ziemlich keiner all die Spieler kennen, die beim Rückrundenstart auf dem Platz stehen, ohne nicht ins Mtchprogramm schielen zu müssen. Aber eines ist dafür schon jetzt sicher wie das Amen in der Kirche: nachdem Bieli nicht mehr dabei ist, geht es endlich aufwärts. Schliesslich wurde er im Herbst ja von gewissen Gruppierungen als Sündenbock gestempelt. Und das mit gerade mal 349 Spielminuten (O Tore), während sein Sturmpartner Rogerio auf 1193 Minuten und gerade mal 1 Tor kam. Trotzdem, der Schuldige war gefunden; was dann eventuell dazu gführt haben dürfte, dass bei seiner Freistellung weniger sportliche als vielmehr persönliche Gründe von Seiten der Verantwortlichen zu diesem Schritt geführt haben könnten. Womit sich auch der Kreis zu Fozzys Abgang dann wieder schliessen würde.
Ach ja, Ende Februar findet in Aarau wieder das erfolgreiche internationale Juniorenturnier "Aarau Masters" statt. Zum ersten Mal wird es vom Verein "Aargau Masters" und nicht mehr vom FC Aarau organisiert. Abgetrennt von der FCA AG also. Grund sollen Differenzen was die Finanzierung und das Sponsoring angeht gewesen sein. Aber das spielt eigentlich auch gar keine Rolle. Was mich vielmehr beschäftigt ist die Tatsache, dass auch hier mit einer art "guter Gewohnheit" gebrochen wurde. Es gibt - wie es mir scheint - keine Konstante mehr beim Brügglifeldclub. Physiotherapeuten, Konditions-, Assistenz- und Torwarttrainer, Spieler, Sekretärinnen und freiwillige Helfer kommen und gehen (oder werden gegangen!) wie es gerade gefällt. Der durchschnittlicher FC Aarau-Kunde - nicht der explizite Fan - findet bei seinem Verein nichts mehr, dass ihm vertraut wäre. Im Gegenteil, alles wird ihm im zunehmend fremder. Wäre das alles zugunsten des Erfolgs, liesse sich damit ja vielleicht noch leben. Aber auch eben dieser Erfolg hat sich ja bisher nicht eingestellt. Und so fällt es umso schwerer all diese Schritte bzw. Einschnitte zu verstehen.
Da hilft dann vermutlich auch eine öffentliche Fragerunde - wie sie morgen Abend stattfindet - mit den Verantwortlichen des Clubs nicht weiter. Der normale FC Aarau Kunde ist bei solchen Veranstaltungen erfahrungsgemäss ja sowieso nicht dabei. Und die 20 anwesenden "usual Suspects" sind meist eh leicht zu überzeugen. All die aktuellen Probleme (Stadion, Identifikation, Erfolg, Image etc,) sind viel tiefgründiger und erinnern an Beispiele wie Luzern oder Lugano. Es bleibt mir die Hoffnung, dass sich wenigstens das Ende der Geschichte im Brügglifeld anders entwickelt als auf der Allmend oder im Cornaredo...
Und darum bleibt als einfacher FC Aarau-Fan auch in dieser Situation nichts anderes übrig als ein "Hopp Aarau"!