3. September 2007

Grüne überfahren, ist das lustig SVP?

Auf der Homepage (in gut bürgerlichem Deutsch wohl Heimseite genannt) der Schweizerischen Volkspartei gibt es 4 Online-Spiele. Die Spiele haben wahnsinnig lustige Namen und sind von der Spielidee her auch extrem anspruchsvoll (Vorsicht Ironie!). Bevor es los geht muss sich der Spieler jedoch über schwierige Quizfragen (Foto links) erst einmal für das Spiel qualifizieren.

Da wäre zum Beispiel "Stopp Einbürgerungsmissbrauch", da muss der Spieler fliegende Schweizer Pässe auffangen, bevor sie in die Hände von Sans-Papiers geraten. Der Schweizer Richter, der hie und da im Spiel auftaucht muss "weggekickt" werden, weil er sonst alle Ausländer auf einmal einbürgern würde.

Spiel 2 nennt sich "Stopp kriminelle Ausländer". Dabei geht es darum dass man die Schweizer Grenze rein hält und per Klick schwarze Schafe aus dem Land kickt. Ebenso müssen Busse mit Grünen und Sozialdemokraten aufgehalten werden, bevor sie die Grenze überqueren.

Im dritten Spiel gehts dann richtig eidgenössisch ab. Mit einer Armbrust müssen Hüte von einer Stange runter geschossen werden, Tell lässt grüssen. Die Hüte haben die Farben gelb und blau, denn schliesslich heisst das Spiel "Stopp EU-Steuervögte".

Schliesslich noch Online-Spiel Nummer 4. Es heisst "Stopp staatliche Abzockerei" und hat die folgende Handlung. Der Spieler muss Radargeräte von Strassen entfernen, bevor ein Grüner (dargestellt durch einen Landstreicher) 30-Zonen-Tafeln aufstellt. Es wird in der Spielbeschreibung übrigens geraten, den grünen Politiker notfalls zu überfahren, damit man zum Ziel kommt.

Dass in jedem Spiel eine Ziege namens Zottel (Foto rechts) die Hauptrolle spielt und der von der SVP geworbene Stimmbüger quasi in die Rolle eines Hornträgers schlüpft, lasse ich jetzt einfach mal unkommentiert...

Kommentieren möchte ich aber die Tatsache, dass es solche Spiele überhaupt auf der Seite der Schweizerischen Volkspartei gibt. Ich habe nichts gegen die Volkspartei als solche, sie gehört in der Schweiz zur demokratisch gewählten politischen Landschaft. Punkt. Jedoch fand ich das Schafplakat schon nicht besonders originell und mit diesen Games bewegt sich die SVP meiner Meinung nach in eine äusserst dümmliche Richtung. Denn mit Politik hat sowas nichts zu tun, vielmehr mit pubertären oder besser kindischen Spielereien. Und solche erwarte ich vielleicht von der PNOS, aber definitiv nicht von einer Partei die mit 2 Bundesräten in Bern verteten ist.

Nachtrag (23 Uhr) zum Kommentar vom "schwarzen Kafka": Auch die SVP Aargau hatte ja noch ne "lustige" Idee, wie man es anderhalb Monate vor den Wahlen noch in die Medien schafft. Da schnappt man sich doch auch gerne mal das Thema Jugendgewalt in Aarau. Anstatt Plakate hätte ich aber lieber Lösungen!

Game gefunden über: Lupe

16 Kommentare:

schwarzer kafka hat gesagt…

plumper geht es wirklich fast nicht mehr... einfach nur provokation ohne ihnhalt. ich sage dazu nur "aarau statt ankara"...
:-(

ChliiTierChnübler hat gesagt…

Auf den Punkt gebracht: ein Artikel der sich zu lesen lohnt. Egal welcher politischen Marschrichtung man folgt. Am besten für jene, die, wie ich, auf die eigene vertraut.

Goggi hat gesagt…

Cool geschrieben, fischer. Du soltest Journalist werden. Und die SVP maxht schon einen lächerlichen Eindruck in diesem Wahlherbst... obwohl... witzig sind sie schon die Spielchen...ein ganz klein wenig nur

Anonym hat gesagt…

Besser kindisch als bösartig. Ausserdem verhalten sich die Grünen in der Einwanderungsfrage eh nicht "umweltgerecht", sondern geradezu schizophren. Mehr Einwohner verursachen auch mehr Umweltbelastung, sprich die Grünen müssten eigentlich schon längst die Schliessung der Grenzen fordern.

Das Ankara-Plakat ist kein Geniestreich, aber die Zunahme verschleierter Frauen bei uns wird keiner leugnen. Somit nimmt auch die Anzahl der Verfechter dieser intoleranten Weltanschauung zu. Wer finder, dass sich anständige Frauen verhüllen, der meint auch, dass Miniröcke Vergewaltigungen provozieren. Leider wieder ein schizophrenes Verhalten der Linken. Sie verspotten die SVPler gerne als Hinterwäldler, obwohl diese im Vergleich zu gewissen Einwanderern geradezu liberal und weltoffen sind.

Anonym hat gesagt…

Wer hat Angst vor der SVP?
Wer das Schaf-Plakat falsch versteht ist ein Schafskopf. Wenn das Plakat zu Diskussionen anregt hat es seinen Zweck erfüllt. Dass Migration ein Kernthema der SVP ist, ist nicht zu leugnen. Deshalb braucht sich niemand zu wundern weshalb vor den Wahlen derart viele Plakate rumhängen. Dass die SP kaum Plakate stellt verwundert nicht. Ihre Migrationspolitik halten sie mal besser verdeckt, sonst kommen sie am 21. Oktober noch flacher raus als sie jetzt schon sind!

Anonym hat gesagt…

Ist es nicht bezeichnend? Die Pro-SVP-Fraktion in den Kommentaren ist zu feige, den Namen anzugeben ... toller Artikel - ich ärger mich auch über die "Baden oder Baghdad".

In unserem Kaff gibt's bald auch eine SVP. Die FDP hat sich nach rechts verschoben und in eine SVP transformiert. Ob ich das gut finden soll?

Monsieur Fischer hat gesagt…

... lustig, wer die kampagnen der SVP gut findet, der kann scheinbar nicht zu seiner meinung stehen und schreibt anonym seine kommentare....

.. aber ich lass sie mal so stehen, spricht ja auch für sich.

@ kakfa: sehen wir uns am do. in ankara im ausgang? ;-)

@ chnübli: messi fürs verlinken! und am besten bildet man sich tatsächlich selber seine meinung.

@ goggi: du als ausländer findest die spiele lustig? soso..

@ anonym 1: mag nicht mit unbekannten reden, nur soviel: den vergleich zwischen verhüllten frauen und vergewaltigten minirock-trägerinnen finde ich etwas gewagt...

@ anonym 2: siehe oben, nur soviel: ich habe nicht behauptet, dass die migrationspolitik der SP - oder überhaupt der schweiz - wirklich funktioniert. aber deswegen muss die SP nicht gleich bescheuerte computerspiele lancieren...

Reto M. hat gesagt…

Das Problem der Schweiz mit der SVP ist effektiv auch die Schwäche der anderen Parteien.

Typisch ist aber auch, dass die SVP-Anhänger hier anonym schreiben. Die SVP hat 1 Parteispitze, welche für sie denkt und dann eine Horde von MultiplikatorInnen, welche alles, was von oben eingefüllt wird im Schnellballsystem gutgläubig und vehement vertritt ohne gross zu hinterfragen, was dahinter steckt.
In früheren Zeiten wurden so ganze Staaten und Diktaturen aufegbaut. Blocher wird ja jetzt schon als der alleinige Heilsbringer dargestellt. Wenn Blocher abgewählt wird, dann...

Traurig. Beängstigend. Beklemmend.

Ich steh zu den Schwächen meiner Partei. Ich reflektiere. Ich akzeptiere die Art der SVP nicht.

Ich bin alles andere als anonym.

Anonym hat gesagt…

Ankara ist nicht die richtige Stadt. Die Türkei lebt Trennung von Religion und Staat – an der Uni darf man nicht mit Kopftuch studieren.


Da gab es aber in meinen Augen deutlich schlimmere Plakate.

Mischi hat gesagt…

Bin über CTC's Blog zu diesem anregenden Artikel gelangt.

Habe zum Thema SVP eigentlich nicht viel anzumerken, aber es ist immer wieder erstaunlich, wie gut es die SVP versteht, die Ängste und Sorgen der Menschen zu ihrem Vorteil zu nutzen...und subsequent ihre eigene Wertvorstellungen dem schon leicht neurotisch geprägtem Wähler-Kandidat schmackhaft macht.

Prado's Frauchen hat gesagt…

Ich geb's zu, durch meinen Job habe ich viel mit Ausländer zu tun und eine gewisse rassistische Haltung kommt manchmal leider auf. Denn mit Sprüchen von wegen Schweizer werden beim Gesetzesverstoss besser behandelt als Ausländer...das ist nur Schwachsinn.

Was die SVP aber nun mit diesen Spielen bezwecken will sehe ich nicht ganz. Sicher lädt es zum Nachdenken ein, doch ich finde es eher lächerlich wenn man z.B. Grüne überfahren muss um ans Ziel zu kommen.

Jede Partei hat ihre guten Eigenschaften, doch alles was extrem und übertrieben ist, find ich nicht gut.

TheRaceFace hat gesagt…

obwohl ich eigentlich fast nur leute kenne, welche sich über diese partei nerven, soll dies die wählerstärkste partei sein!?

tja, alle reden über sie! ziel erreicht!?

Rick hat gesagt…

Ich bin ja völlig vom Verdacht befreit im deutschsprachigen Raum auch nur irgendeiner Partei nahe zu stehen, daher kommentiert es sich leicht als Außenstehender.

In D und Ö wird den konservativen Volksparteien stets vorgeworfen den langweiligsten und ineffizientesten Wahlkampf zu führen, ganz im Gegensatz zu Parteien (weit) abseits der politischen Mitte. Hat sich entweder bis zur SVP noch nicht durchgesprochen, oder in der Schweiz hätte man die SVP gerne so fade wie die Union/ÖVP?

In D dem Lafontaine oder in Ö dem Haider (der Rote wie der Orange) wird übelster Populismus vorgeworfen der aber beim Volk verfängt. Warum verfängt der Populismus aber? Weil es die Sorgen der Menschen trifft? Oder weil die politischen Alternativen so grottenschlecht sind? Von beiden ein bißchen?

Wäre der gegenständliche Aufsatz nicht in Retos Hausseite erschienen wo er nona tun und lassen kann was das Hausrecht ist so hätte ich mir persönlich gewünscht dass er etwas äquidistanter auch das Versagen der anderen inkludiert. Vielleicht erwarte ich aber auch von Reto weil er schon soviel Helles in der Vergangenheit geschrieben hat einfach zuviel *zwinker**schmunzel*

MfG Rick, U9TA

Anonym hat gesagt…

Auf Umwegen bin ich hierher gelangt und dann erst noch gleich zu diesem "brisanten" Blogeintrag. Der Versuch einer objektiven Betrachtung wage ich erst gar nicht, weil dies meine persönliche Meinung nicht zulassen würde. Die engagierten Befürworter und Gegner der SVP Gangart - oder wie U9TA treffend bemerkt - hier grosszügig verschonten Mitte- und Linksparteien müssen lediglich wenigen Facts in die Augen sehen:
1. Die Wahl zu haben (wählen) heisst, dass sich jeder Simmbürger mit seiner persönlichen Stimme für eine Partei entscheiden kann. SVP schneidet da sehr gut ab, was darauf schliessen lässt, dass sie ihren Job gut machen und Dinge so sagen, wie sie gehört werden wollen. Punkt. Da nützt das grosse "Entsetzen" der Anders-Wählenden gar nichts. Motto: mache den eigenen Job besser als den erfolgreicheren am Charakter rumzuflicken.
2. SP Wähler sind zu einem grossen Teil höher ausgebildete Menschen mit Einkommen über CHF 9'000.- während die SVP die Unterschichten und den Mittelstand hinter sich weiss. Interessant oder? Zudem sind Gewerkschaften stark der SP verbunden, also just jene Verbände die sich für die "armen Berufsleute" einsetzen tragen eine Oberschichtenpolitik.
3. Nummer 1 und 2 führen dazu, dass Fakten (Ausländerproblematiken, Medienfilz, Bildung, Recht, Soziale Sicherheit, Staatsapparat, usw) aufs gröbste Missachtet werden (Augen zu, Geld hinwerfen und durch) und die Wohlfühlpolitik schon lange am Bedürfnis des Einzelnen vorbeizielt. Das "Entsetzen"-Gehabe tendenziell linker Politiker bestätigt dies.
4. Niemand ausser der SVP akzeptiert, dass auch die ökonomischen Ressourcen endlich sind. Geld ist nicht in unendlichen Mengen verfügbar. Typisch ist dass Wohlfühlpolitiker immer von öffentlichen Geldern sprechen. Das sind keine öffentlichen Gelder, das ist Geld von uns Steuerzahlern, dieses Geld gehört uns und nicht der Öffentlichkeit, verdammt nochamal.
5. Wie Fischer eigentlich trefflich sagen will; die Eigenverantwortung und die Freiheit sollte unser höchstes Gut sein und nicht ein Staat auf dem Weg in die Planwirtschaft wo sogar das Toilettenpapier eine Plattform erhält wo es die eigenen Bedürfnisse ausleben kann.

Monsieur Fischer hat gesagt…

@ reto m.: danke für deinen besuch und viel glück bei den wahlen.

@ chris, mischi, frauchen, raceface, rick, oli: danke für die kontruktive kritik, die ideen, ansätze und meinungen. so macht bloggen spass! habe in anderen blogs andere kommentare gelesen, das waren nur beleidigungen. aber das hier ist - dank euren comments - der grundsatz der politik!

Anonym hat gesagt…

@oli:
1. Dann ist die SVP eben diejenige Partei, die sagt, was die Wähler hören wollen - dies nennt man Spassgesellschaft & Kuschelpädagogik und ist kein Argument, diese Charakterlosigkeit nicht zu kritisieren.
2. Ja, das ist paradox, ist aber bei der SVP dasselbe: Die SVP vertritt die Unterschicht & den Mittelstand (zumindest in Ausländerfragen) und hat trotzdem das Gefühl, dass ein Manager bei der Arbeit mehr leistet als ein Bauarbeiter oder eine Putzfrau.
3. Was hier Fakten genannt wird, ist in Wahrheit eine Sichtweise. Jene «links» der SVP schreien bloss ein wenig leiser, so dass die Themen «Ausländer», «Bildung», «Recht», «Soziale Sicherheit», «Staat vs. Markt» von ihr übertönt werden.
4. Der erste Satz stimmt in Hinblick auf die FDP nicht ganz, wobei hier neben den ökonomischen auch die ökologischen Ressourcen zu erwähnen wären. Was die öffentlichen Gelder anbelangt, profitiert jeder davon - nicht auszudenken, wenn etwa AHV, IV, Strassenbau oder Sicherheit privatisiert würden.
5. Eigenverantwortung ist letzlich bloss ein inexistentes Ideal, denn der Mensch ist kein isoliertes Atom und dem, der stinkend & hungernd im Dreck sitzt, ruft man nicht zu, er solle endlich seine Eigenverantwortung wahrnehmen, indem er den Dreck frisst. Es gibt hier wie auf der anderen Seite (genannt «Planwirtschaft») eine Grenze des Zumutbaren.