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7. April 2011

Der neue Houellebecq Roman ist da!

Also fast, denn in deutscher Sprache erscheint "Karte und Gebiet" vom französischen Schriftsteller Michel Houellebecq morgen Freitag. Ich bin ja bekennenderweise nicht der wirklich grosse Roman-Leser. Sachbücher, Biografien oder Kurzgeschichten haben es mir da schon mehr angetan. Aber es gibt ein paar Schreiberlinge, von denen freue ich immer wieder, wenn es neue Werke gibt von ihnen. Michel Houellebecq ist einer davon, da geht die Verehrung - ähnlich wie bei Philippe Djian so weit, dass ich mir das Buch auch gerne mal schon in der französischen Fassung kaufe. Nun also "Karte und Gebiet" oder auf französisch eben "La carte et le Territoire".

Worum gehts? Im Zentrum des Romans steht der Pariser Maler Jed Martin, der - vorbelastet durch seinen Grossvater, der Fotograf war - auf die glorreiche Idee kommt, Michelin-Karten zu fotografieren und zu bearbeiten. Er hebt Berge und Täler, Straße und Flüsse deutlicher hervor und titelt: "Die Karte ist interessanter als das Gebiet". Doch eine gute Idee macht noch lange keine Karriere. Dazu braucht es die Glück, Financiers, professionelles Marketing und ein Katalog-Vorwort von Michel Houellebecq. Und genau eben den besucht Jed dann erst in Irland, später in der französischen Provinz, wo der Schriftsteller haust und - Achtung Spoiler - später, samt seinem Hund, Opfer eines Ritualmordes wird.

Tja und nun wisst ihr auch schon, warum ich Houellebecq mag. Er ist so herrlich gestört. In Frankreich hat sich das Buch sensationell verkauft und wurde ausgezeichnet mit dem höchsten Buchpreis, der roten Prix-Goncourt-Schleife. Nicht unbedingt selbstverständlich für einen Skandalschriftsteller als welcher Houellebecq immer mal wieder hingestellt wird. Aber ganz anders als noch in seinem Erstlingsroman "Ausweitung der Kampfzone" oder dem später genial verfilmten Werk "Elementarteilchen", provoziert der Autor in seinem neuen Buch nicht mit sexuellen Abgründen oder Gentech-Science-Fiction. Nein, er hält sich selber den Spiegel vor und bietet ein klassisches Stück französisch-bürgerlichen Lachtheaters. Oder wie ich unlängst in einer Kritik treffend gelesen habe: "Houellebecq singt ein Klagelied auf die ruinöse Kraft des Kapitalismus, auf den Verlust traditioneller Bande und Werte, auf die Unbehaustheit des Menschen: Der mutiert zum liebensunfähigen Egomanen, dessen Kommunikation nur noch in einem "Nein" besteht – etwa auf die Frage der Supermarktkassierin nach der Kundenkarte." Genial!

Witziges Detail, in "Karte und Gebiet" lässt Houellebecq reale Figuren aus der französischen Kulturszene auftreten. So setzt er den koksenden Schriftstellerkollegen und Kritiker Frédéric Beigbeder als Touristenattraktion ins berühmte Café Flore in Saint Germain des Prés oder führt den TV-Starmoderator Jean-Pierre Pernaut vor, der zum Silvesterempfang in seiner Stadtvilla bewaffnete Bauern aus der Vendée am Eingang postiert. Aber Michel Houellebecq geht noch einen Schritt weiter und persifliert sich in seinem Roman-Double lustvoll selbst – und spiegelt sich gleichzeitig in Jed Martin. Denn die Hauptfigur widerspiegelt Houellebecqs eigenes Leben... Schizophren? Klar, hochgradig.

Noch ein paar amüsante Müsterchen aus dem Buch gefällig?  Jed Martin malt ein Bild mit dem Titel "Bill Gates und Steve Jobs unterhalten sich über die Zukunft der Informatik", verdient damit Millionen, kauft sich ein Landhaus, fasst es ein mit einem Elektrozaun und baut sich eine Privatstrasse zum nächsten Supermarkt. Keun Wunder, denn die Massenmedien haben die Parole "Magie des Regionalen" ausgegeben, was Stadt-Ökos und Ausländer dazu animiert hat, die französische Provinz komplett aufzukaufen. Denn in den Städten herrscht das Chaos. Der Sozialstaat ist endgültig Geschichte, afrikanische Migranten strömen nach Frankreich und auf allen Meeren haben die Piraten das Sagen. Schöne Frauen welken dahin wie Blumen, die Familien zerfallen und sogar Lieblingsprodukte im Supermarkt verschwinden, weil die ach so lässigen Produktmanager die permanente "Lust auf Neues" diktieren.


Kurz, kein schönes Buch. Aber seien wir ehrlich, so eines hat auch niemand von Houellebecq erwartet. Er überrascht seine Leserschaft einmal mehr mit einer neuen Facette seines Könnens. Vorbei die Zeiten des Zynikers, der Pessimist ist geblieben und zeigt kein freundliches Bild von Frankreich der nächsten Jahre. Oder wie es die Kritikerin des Bayrischen Rundfunks auf den Punkt gebracht hat: 

"Das Buch ist ein melancholisches Abschiedgeschenk an unsere Welt, wie wir sie bisher kannten. ... Es ist sehr verwirrend, aber auf jeden Fall das Buch der Wahl, wenn man etwas über das Frankreich der Gegenwart wissen will".

29. März 2011

Helter Skelter: Charles Manson lebt!

Heute vor genau 40 Jahren haben die Geschworenen der Jury in Los Angeles Charles Manson und drei der Mitglieder seiner sogenannten Family wegen mehrfachem Mord zum Tod in der Gaskammer veruteilt. Das Urteil wurde zwar bestätigt, aber bis heute nie vollstreckt. Charles Manson? Nicht zu verwechseln mit dem Musiker Marilyn Manson - der seinen Künstlernamen aber vom Killer adaptiert hat. Charles Manson war und ist Mörder und Kultfiguer. Über all die Jahre hinweg hat seine Geschichte die Menschen fasziniert, es gibt Bücher, T-Shirts, Spielfilme, Rocksongs und Comics zum Thema. Bloss, was genau geschah vor über 40 Jahren? Und welche Rolle spielte Regisseur Roman Polanski dabei?

Mit der Nummer B33920 wird der vielleicht berüchtigste Mörder der US-Justizgeschichte auch im Jahr 2011 noch im kalifornischen Corcoran-Gefängnis geführt. Charles Manson war 36 Jahre alt, als heute vor 40 Jahren, am 29. März 1971, das Todesurteil gegen ihn und seine treuesten Anhänger ausgesprochen wurde. Das Gericht befand sie für schuldig für die Ermordung von Sharon Tate, der schwangeren Frau von Regisseur Roman Polanski, und vier weiterer Menschen.

Manson war in den späten 60er Jahren als eine Art Sektenführer bekannt. Er nutzte seine Macht gnadenlos aus und schickte eines Nachts vier seiner Anhänger - drei Frauen und einen Mann - bewaffnet mit Bajonetten, Pistolen und Messern in die Villa der hochschwangeren Schauspielerin Sharon Tate. Grässlich verstümmelt wurde die Leiche der 26-Jährigen am nächsten Morgen gefunden, unzählige Male haben die Täter vermutlich im Rausch auf sie und das ungeborene Baby eingestochen. Auch der Starfriseur Jay Sebring und zwei weitere Freunde der Schauspielerin wurden ermordet. Im Garten der Villa lag zudem die Leiche eines 18-Jährigen, der zufällig vorbeigekommen war. Auch er wurde massakriert. Vor ihrer Flucht schmierten die Täter mit dem Blut der Schauspielerin das Wort "Pigs" (Schweine). Und nur einen Tag später schlugen sie erneut zu und wüteten im Haus des Supermarktketten-Besitzers Leno LaBianca und seiner Frau Rosemary. Auch sie wurden von der Manson Family hingerichtet.


Im Jahr 1970 wurde Prozess gegen Manson und seine "Girls" eröffnet: Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Leslie Van Houten. Van Houten? Ja, Simpsons. Was damals niemand wusste, der Prozess sollte einer der längsten und teuersten der US-Justizgeschichte werden, 225 Tage wurden die Geschworenen von der Aussenwelt abgeschirmt. Über neun Monate zog sich der Prozess hin. Die wichtigste Rolle spielte die Kronzeugin und frühere Manson-Anhängerin Linda Kasabian. Kasabian? Richtig, eine Rockband. Manson selber bestritt, selber jemanden ermordet zu haben. Was vermutlich auch stimmt. Jedoch hielt im die Staatsanwaltschaft vor, ein satanisches Monster und der Drahtzieher der Morde zu sein, dem die Frauen wie "hirnlose Roboter" folgten. Einen Beweis zu dieser Aussage lieferte Manson gleich selber. Als er sich zum Prozessauftakt ein X in die Stirn ritzte, taten es ihm die angeklagten Frauen gleich. Am Tag der Urteilsverlesung, am 29. März 1971, rasierten sich zudem alle ihre Köpfe kahl und nannten Manson Jesus Christus.

Inzwischen sind die Mitglieder der Manson Family alle über 60 Jahre alt. Unzählige Begandigungsgesuche wurden von den Richtern bis heute abgeschmettert. Susan Atkins verstarb vor zwei Jahren. Manson selber zeigte bis heute nie Reue. In einem TV-Interview in den 80er Jahren bedauerte er sogar, nicht Hunderte Menschen getötet zu haben. Zum Schutz von Erde und Natur müsste die Bevölkerung dezimiert werden... Experten gehen davon aus, dass Manson bis heute noch Anhänger hat, von Satanisten bis hin zu Neonazi-Skinheads dürften da alle Schichten vertreten sein. Er gilt auch nach 40 Jahren noch spirituelle Ikone, ein Hohepriester des Anti-Establishment-Hasses. Kein Wunder, das jüngst Foto von Manson aus dem Jahr 2009 zeigt den heute 79jährigen mit einer Halbglatze, grauem Bart und eintätowiertem Hakenkreuz auf der Stirn! 


Ein italienischer Anwalt bemüht sich aktuell übrigens an höchster Stelle um Mansons Freilassung. Giovanni Di Stefano schickte erst im Februar US-Präsident Barack Obama einen Antrag zu, seinen Mandanten freizulassen. Manson sei nur der Anführer eines Kults gewesen, nicht aber ein Mörder. Dass Manson mit seinen Taten einen Rassenkrieg zwischen Schwarzen und Weissen anzetteln wollte, wurde in dem Schreiben an Obama vermutlich nicht erwähnt. Ach ja, Anwalt Di Stefano hat auch schon Saddam Hussein und den früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic vertreten. Fragen?

22. März 2011

Ein Männlein steht im Walde ganz still & stumm

Sollte ich mir Sorgen machen? In den letzten Tagen tummeln sich auf meinem Blog immer wieder Menschen, bei denen ich mich frage: "Was tun die hier?" Ihr wisst nicht wovon ich rede? Lasst es mich erklären. 


Es waren einmal ein Tennisspieler, eine Skirennfahrerin, eine Popsängerin, eine TV-Köchin und ein paar Journalisten, sie alle haben in den letzten Tagen diesem Blog einen Besuch abgestattet. Nun, die Sache mit den Journis lässt sich simpel erklären. Da recherchieren die Herren im Internet und landen mit etwas Glück auf meiner Seite. Dann gibts manchmal ne Anfrage, ob man eine Information verwenden dürfe, oft nehmen sie einen Textteil raus und geben dann die Quelle an und in wieder anderen Fällen tauchen meine Sachen auch mal ungefragt auf irgendwelchen Onlineportalen auf. Nun, Die Prinzen haben es gesungen und zu Guttenberg lieferte den Beweis: "es ist alles nur geklaut!" Recherche läuft in der heutigen Zeit nun mal übers Internet und ich frage mich immer, wie ich früher für die Schulvorträge recherchiert habe - früher, als es das Internet noch nicht gab! 


Dann waren aber noch der Tennisspieler, die Skirennfahrerin, die Sängerin und die TV-Köchin hier zu Gast. Bei den ersten zwei Personen konnte ich die Identität sogar einwandfrei klären, Person drei kenn ich persönlich und die Dame aus der Küche schuldet mir noch den Beweis. Denn, wer sich im Internet tummelt sollte immer vorsichtig sein. Schon oft hat sich ein Nerd als Promi ausgegeben und so Fans und Journalisten zum Narren gehalten. Als Beispiel: über lange Zeit hat Harald Schmidt über Twitter lustige Sprüche verbreitet und Interviews gegeben. Meinte man... eher durch Zufall kam heraus, dass sich ein Student Harald Schmidts Identität zugelegt hatte. Hunderprozentige Sicherheit gibts im WWW fast nicht, so lange man das Gegenüber nicht zum Beispiel über eine Webcam sieht. Wie manches Blinddate hat schon mit einer Enttäuschung geendet, weil sich der Adonis als Hanswurst entpuppt hat...

Nun gut, zu den harten Fakten. "Gala", "Schweizer Illustrierte" und "InTouch" können glatt einpacken. Vor einiger Zeit hab ich über Twitter kurz mit Boris Beckers Frau Lilly getextet. Sie war bei den Brit-Awards und sass am Nebentisch von Duran Duran. Ein paar lustige Sprüche hin und her und das wars. Letzte Woche dann ein Small Talk mit Bobele himself, es ging um eine Frage rund um das Spiel Manchester United gegen Marseille. Worauf sich der Wimbledon Champion doch tatsächlich auf meine Seite begab um etwas nachzulesen. 

Gestern dann gleich zwei lustige 2.0-Begebenheiten. In der Sendung "Blickpunkt Sport" beim Bayerischen Fernsehen gabs ein Interview mit der Ski Weltcup Gesamtweltcupsiegerin Maria Riesch. Darin sagte sie auf eine Frage vom Moderator, dass ihre beste Freundin Lindsey Vonn ihr nicht zum Sieg gratuliert hätte und auch in den Medien war zu lesen, dass sich die beiden Frauen zerstritten hätten und Maria Riesch vergebens auf die Glückwünsche der Amerikanerin warte. Nun, ich fand die Freundschaft der beiden Skistars immer bewunderswert, garade weil auf diesem sportlichen Niveau der Konkurrenzkampf riesig sein muss. Entsprechend hab ich meine Enttäuschung über das - von den Boulevardmedien verkündete - Ende dieser Freundschaft in die weite WWW-Welt hinausgehauen. Wenige Minuten später erreicht mich dann diese persönliche Mitteilung von Lindsey Vonn:

"Hey Monsieur. I congratulated Maria, I don't know why she is telling the press that I didn't. Bye."

Oh. Okay, da betreibt wohl jemand ein sehr gutes Screening der sozialen Medien. Die Twitter-und Facebook-Accounts von Lindsey Vonn werden nachweislich von ihr betrieben, was  unter anderem zahlreiche Outputs kurz nach den Rennen oder Bilder von privaten Parties belegen. Mich wunderts dann im Gegenzug nur, warum die Medien ihr diese Frage noch nie gestellt haben und seit dem Weekend die Mär durch die Blätter geistert, sie hätte gezickt und ihrer Freundin nicht gratuliert. Warum Maria Riesch selber dies verneint? Kein Plan. Lustig find ich an der Sache eigentlich nur, wie gut die Kommunikation dank den uns zur Verfügung stehenden Mittel im Jahre 2011 funktionieren kann oder besser gesagt könnte... Immer klappts ja nicht. Aber an die Geschichte mit der Cablecom/Intrum Justitia mögen sich treue Leser noch erinnern, auch sie hat sich dank den Sozialen Medien aufgelöst. Viel länger her ist die Story, als sich der Anwalt eines deutschen Schauspielers mal bei mir gemeldet hatte, weil ich seinen Klienten hier im Blog als Koksnase benams habe.  Er wollte mit einer superprovisorischen Verfügung erreichen, dass ich meine Ausführungen lösche. Das hab ich dann auch artig getan, ich bin ja ein friedlicher Zeitgenosse. Bloss, nur ein paar Wochen später wurde der TV-Star von der Polizei wegen illegalem Drogenbesitz überführt...

Aber noch einmal zum gestrigen Montag. Da gabs zum Blogpost über die TV-Köche von letzter Woche einen Kommentar von einer Frau Martina Kömpel, selber Köchin und taucht öfter Mal bei der ZDF-Küchenschlacht als Jurorin auf. Sie war nicht besonders erfreut über meine Wortwahl betreffend ihrer Kochkunst, hat sich aber sehr sachlich und vorallem anständig dazu geäussert. Nun, da ich bislang noch nicht ganz genau weiss ob es sich bei der Verfasserin des Kommentars wirklich um die nette Dame aus Paris handelt, werd ich ihre Worte an dieser Stelle nicht zitieren. Aber ich habe das Gefühl, dass diese Geschichte noch eine Fortsetzung findet. Denn wer mich kennt der weiss, ich würde doch niemals eine Frau verärgern wollen die in meinen geliebten, schönen Frankreich wohnt und mein Ziel ist es auch nicht, mit dem Blog zu provozieren... Okay, manchmal vielleicht, aber in diesem Fall nicht. Darum, Madame K. ich strecke meine Hand zur Versöhnung aus in Richtung Paris! 

PS: Ach ja und da war ja noch die Sache mit der Popsängerin. Ähem, da will ich keine Details erzählen. Aber dank den modernen Kommunikationsmöglichkeiten konnte ich letzte Woche ein Gespräch weiterführen, welches im Jahre 1999 abrupt abgebrochen wurde, da damals die Zeit fürs Interview abgelaufen war und uns der Manager der Sängerin unfreundlich getrennt hatte. Um wen es geht? Hmmm... Anagramm-Fans aufgepasst: Sie vergibt ihre Almosen Heimlich ;-)

Nachtrag: Frau Kömpel hat sich per Mail gemeldet und ihr Kommentar war echt. 

19. März 2011

RIP Knut

Du hast mir viel Freude bereitet und warst quasi der Götti von meinem Hund. Ein winziger Trost, aber immerhin bist Du nun wieder bei deinem guten Freund, dem ebenfalls viel zu früh verstorbenen Pfleger, Thomas Dörflein. Ruhe in Frieden, kleiner Eisbär!





18. März 2011

Message for Japan - from Aarau

Erdbeben, Tsunami, atomare Katastrophe – in Japan passiert in diesen Tagen Schlimmes. Die Nachrichten überfordern uns und machen hilflos. Man will was tun, helfen, teilnehmen. Die Aktion „A Message for Japan“ wurde von in Aarau wohnhaften Japanerinnen und Schweizerinnen initiiert. Was brauchen die Menschen in Japan? Geld. Ja. Aber auch Mut, Hoffnung, Perspektiven, Kraft und Energie. Die Aktion „Message for Japan“ gibt Menschen hier in der Schweiz die Möglichkeit ihre Wünschen zu formulieren und nach Japan zu schicken.


So funktioniert‘s: Morgen Samstag, 19. März 2011 zwischen 14.00 und 20.00 Uhr in die „Garage“ am Kirchplatz in Aarau(Kirchgasse 6)kommen. Sich dort mit einem Gegenstand oder einer Textbotschaft fotografieren lassen. Items und Texte bitte mitbringen, Grussbotschaften werden auf Wunsch auch auf Japanisch übersetzt. Diese Bilder werden dann digital nach Japan verschickt und dort auf diversen Social Media Seiten veröffentlicht. Am morgigen Nachmittag steht aber natürlich auch eine Spendenbüchse bereit. Das gesammelte Geld wird an das Japanischen rote Kreuz überwiesen.

17. März 2011

"Es ist wie die Hölle dort im Norden!"

Sagt die in Tokio wohnhafte Schweizerin Abigail Terrien-Taugwalder. Die Geschäftsfrau und Mutter mit Aarauer Wurzeln äussert sich sich in einem Interview mit dem Monsieur Fischer Blog zur aktuellen Situation ihrer Familie und der Menschen in Japan. Wir im sicheren Europa hören und lesen seit einer Woche Tag für Tag widersprüchliche Nachrichten, vor allem im Bezug auf die atomare Bedrohung. Dabei vergessen wir manchmal ganz, dass Japan mit all seinen Menschen schon alleine durch das Erdbeben und den grässlichen Tsunami arg gebeutelt wurde.

Hallo Abi. Wie geht es dir und deiner Familie? 

Abigail Terrien: Wir sind gestern nach einem 24 Stunden Trip in Bangkok bei meinem Bruder angekommen - ausser dem Stress und der Ungewissenheit geht es uns gut. Danke! Wir machen uns aber Sorgen um unsere Freunde. Die Japaner sehen das alles ganz anders, meine Freundin zB schickt ihre Tochter immer noch zur Schule. Wir schauen was wir tun - jetzt sind wir erst einmal in Sicherheit - dann schicken wir die Kinder vielleicht in die franzoesische Schule in Bangkok, die nehmen alle Kinder von der franzoesischen Schule in Japan auf. Oder wir fliegen zurueck nach Europa.

Wie hast du den Tag des Erdbebens und des Tsunamis erlebt? 

Ich war in Tokyo in meinem Buero und hatte einen Verkauf mit Freunden.  Zuerst dachten wir "Okay ein Erdbeben, wir sind es uns gewoehnt!" Dann schauten wir uns gegenseitig an und stuermten unter die Tuerrahmen, wo es sicher sei. Aber es dauerte zu lange dieses Erdbeben! Wir evaquirten das Gebaeude, rannten drei Stockwerke runter.  Alles bewegte sich: parkierte Autos, elektrische Kabel ueber unseren Koepfen. Als es kurz vorbei war blieben wir alle draussen, noch mehr Erdbeben ereigneten sich. Nicht so heftig wie das erste Beben.  Mit meiner Freundin, die bei mir Einkaufen war, sprangen wir in mein Auto, ab Richtung Schule. Normalerweise ist diese 20 Minuten entfernt, dieses mal dauerte der Weg eine ganze Stunde. Immer wieder Erdbeben, wir fuhren ohne Sicherheitsgurt für den Fall dass  wir rausspringen müssten und mit den Fenstern offen um mit der Natur in Kontakt zu bleiben. Frische Luft um in der Hektik klar zu denken: Feuerwehr, Ambulanz, Stau.. Wir parkierten unser Auto irgendwo in der Naehe der Schule und rannten, um unsere Kinder (gluecklicherweise alle noch in einem Stueck) in unsere Arme zu nehmen! Viele Menschen hatten jedoch keine Transportmöglichkeit mehr und mussten in der Schule schlafen oder stundenlang zu Fuss nach Hause laufen. Ich nahm darum eine Freundin, die 2 von ihren 4 Kindern bei sich hatte, mit zurueck ins Zentrum, zu meinem Buero wo ich meinen Mann treffen sollte. Die Freundin wohnt zwei Minuten entfernt - wir brauchten an diesem Tag drei Stunden!! Die Kinder waren die ganze Zeit froh, denn sie hatten ja Freunde bei sich und konnten in der Zeit spielen: das tat auch uns gut! Aber meine Freundin konnte ihre zwei aelteren Toechter nicht erreichen. Kein Telephon ging, Twitter und Facebook waren die einzigen Kommunikationsmoeglichkeiten. 

Es gibt bis heute immer wieder Nachbeben, registriert ihr die bei euch in der Hauptstadt? Wie ist allgemein die Stimmung bei den Menschen? 

Meistens sind es Nachbeben, die sind normal nicht mehr stark. Es kommt aber sehr drauf an wo man wohnt. Unser Quartier zum Beispiel ist safe, denn es ist auf Felsen gebaut. Aber alle Leute haben trotzdem Angst, dass es noch schlimmer kommt... In den Laeden sind inzwischen Wasser und Essen ausverkauft. Was man sagen kann, die Stadt ist zu ruhig, viele Bewohner gingen zu ihren Eltern Richtung Sueden.

Bei uns hört man viele widersprüchliche Infos zu den AKWs in Fukushima. Welche Informationen habt ihr? 

Als Auslaender hier bekommen wir regelmaessig Informationen, vorallem von der franzoesischen Botschaft, die auf ihrer Webseite regelmässig Neuigkeiten bringt. Heute habe ich auch von der Schweizer Botschaft ein PDF gekriegt, um mein Iodine abzuholen... Man muss alles in allem die japanische Kultur verstehen, de Regierung wird keine Andeutungen machen, sondern nur die Informationen rausgeben, die auch kontrolliert sind. Es waere eine Katastrophe wenn die ganze Stadt hysterisch reagiert ! Unmoeglich!

Wie ist die Stimmung in Tokio? Hattest du Kontakt zu Menschen im Norden des Landes? 

Meiner Freundin im Norden geht es gut, in der Zwischenzeit hat sie auch ihre Brueder, Eltern und Grosseltern gefunden, die in dem Katastrophengebiet umgesiedelt wurden. Aber jetzt sind alle unsicher wegen den radioaktiven Wellen! Ohne diese waeren wir alle jetzt im Norden um den Menschen zu helfen. Aber es ist zu unsicher, ein zu grosses Risiko!

Viele Europäer verlassen aus Angst das Land...

Ja viele sind weg, so wie wir. Verbunden übrigens mit ungeheuer hohen Reisetarifen! Es ist wirklich schrecklich, dass die Fluggesellschaften nichts unternehmem um ihre Leute da raus zu holen. Denn nicht alle haben genug Geld um sich ein Flugticket zu kaufen. Auch wann man nur in den Sueden gehen moechte, der Shinkansen kostet viel!!! Osaka und Kyoto sind zum Beispiel safe - Momentan!  Wir haben Freunde die zurueck nach Paris geflogen sind Andere nach HK, Singapor, nach Shanghai, Hawaii, Bangkok, Australien oder NZ. 

Was erwartest du für die nächsten Tage? Die Lage erscheint von hier aus unübersichtlich und beängstigend... Erhöhte Strahlumg, bricht Panik aus..

Wir erwarten gar nichts!  Wir spenden und beten fuer die Leute in Japan. Was wir am meisten hoffen ist, dass die Atomanlagen schnell unter Kontrolle kommen, mit Hilfe all der Spezialisten die von der ganzen Welt einfliegen. Sodass wir bald wieder nach Hause koennen. Hier noch ein Link wo das Ganze besser erklaert wird und vielleicht sorgen die auch Medien fuer noch mehr Rummel.

In der Schweiz (und dem Rest der Welt) finden Mahnwachen, Sammelaktionen, Gottesdienste etc statt. Kriegt ihr das mit bzw wie kann man von hier aus überhaupt helfen? 

Beten ist gut, aber bringt Japan nichts. Was sie jetzt brauchen ist Geld, um mit der ganzen Situation klar zu kommen, Darum: Spenden ist das Beste, auch wenn es nur wenig ist. Denn, es ist wie die Hoelle dort im Norden! Die Leute die da gewohnt habem waren meist Bauern und Fischer. Sie haben nichts mehr, gar nichts mehr! (Anmerkung der Red: In der Schweiz kann man auch über die Glückskette für Japan spenden!!)

Danke für das Gespräch, Abi. Alles Gute und toi toi toi für die nächste Zeit - dir, deiner Familie und deinen Freunden!



Hinweis: Das Interview wurde aufgrund der beschränkten Telekommunikationsmöglichkeiten in schriftlicher Form aufgezeichnet, original wiedergegeben und unterliegt den üblichen Copyright-Bestimmungen.

13. März 2011

Tschernobyl, 25 Jahre ist es her...

In der Nacht auf den 26. April 1986 ist es in Tschernobyl zum bisher grössten Unfall in der Geschichte der Atomenergie gekommen. Seither steht der Name Tschernobyl für eine der schlimmsten von Menschen verursachten Naturkastatrophen. Bis heute... denn in diesen Tagen könnte dieses Bild in unseren Köpfen revidiert werden, in Japan evakuieren die Behörden hunderttausende Menschen aus dem Umfeld des Atomkraftwerks Fukushima. Noch weiss niemand so ganz genau, was sich in diesem AKW ganz genau abgespielt hat. Die letzten Bilder lassen allerdings das Schlimmste vermuten. Ein guter Moment sich an die Tage im April 1986 zu erinnern. Ich stand damals kurz vor meinem 16. Geburtstag und zu meinem Geburi-Essen gab es für einmal keinen Salat zur Vorspeise. 


Zwei Explosionen zerstörten Tschernobyl Reaktor Nummer 4 und dessen Schutzummantelung. Der Wind trug kurz danach eine radioaktive Wolke nach Westen. Der Hauptteil der giftigen Partikel ging über der Ukraine, im Süden Weissrusslands und im Südwesten des europäischen Teils der Russischen Föderation nieder, wo später tausende Menschen an Krebs erkrankten. Eine erhöhte radioaktive Belastung des Bodens, verursacht durch eine radioaktive Wolke mit Regen, wurde kurzzeitig auch bei uns in Westeuropa gemessen. Die Behörden empfahlen uns vorübergehend auf den Verzehr von Salat, anderem Frischgemüse und frischer Milch zu verzichten. Und das wurde auch in unserer Familie fleissig praktiziert. Ich erinnere mich ebenfalls an vermehrte Einkäufe von Konservengemüse und das Outdoor Fussballspielen in der Turnstunde fiel bei Regen zeitweise aus.

Als Kind der 80er Jahre ist man darum auch in diesen Tagen sensibel was die Meldungen aus Japan angeht. Denn wir erinnern uns, die Russen erzählten uns damals noch Tage nach dem GAU, der Reaktor sei intakt geblieben, Vereinzelt loderten immer noch Brände auf dem AKW-Gelände, während Männer in weissen Schutzanzügen mit Masken vor den Gesichtern das Katastrophengebiet mit Drahtzaun amateurhaft weiträumig absperren. Am 28. April meldete die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur Itar-Tass einen "Unfall", tags darauf ist von einer "Katastrophe" die Rede. Erste Bilder zeigt das sowjetische Staatsfernsehen erst am 30. April, meinem Geburi: Aufnahmen, die retuschiert wurden um die Tragik zu verharmlosen. Offiziell äussert sich die Regierung um Michail Gorbatschow erst am 5. Mai zu den wahren Hintergründen der Katastrophe. 

Und nun also Fukushima in Japan. Da wird das Land der aufgehenden Sonne, mit seinen äusserst freundlichen Menschen zuerst von einem schrecklichen Erdbeben der Stärke 8,9 und zahlreichen schweren Nachbeben erschüttert. Dann donnert ein schwerer Tsuniami über das Land und nun droht - als ob es noch nicht genug wäre - eine atomare Katastrophe. Wenn ich irgendwie was tun könnte, ich würds tun. Aber aufgrund der Zahlen und der Bilder bin ich irgendwie überwältigt. So stellt man sich irgendwie den Weltuntergang vor. Da find ich es dann auch absolut daneben, dass es in den westlichen Nachrichten immer heisst, es bestehe keine Gefahr für uns und dass man die mögliche Katastrophe dazu nutzt, um Propaganda gegen AKWs zu betreiben. Das ist sowas von unpassend! Dass Atomkraft Scheisse ist, das wissen wir nicht erst seit diesem Wochenende, aber unserer Regierungen halten es ja nicht für nötig, die Pläne für alternative Energie aus der Schublade zu holen. Nein, in der Schweiz ist man sogar so doof, dass man noch neue Atomkraftwerke bauen will. Zurück zu Japan. Ob die Behörden da den Menschen die Wahrheit sagen, das wissen wir nicht. Wir können nur hoffen, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Derzeit scheint mir, dass man im modernen Land mit der Situation komplett überfordert ist. Ausländische Hilfe ist dringend nötig, los USA und Europa tut eure verdammte Pflicht!


Übrigens, der Unglücksreaktor in Tschernobyl wurde später in einem Betonsarg versenkt, darin bis heute zu finden: Bis zu 180 Tonnen geschmolzene, inzwischen allerdings teilweise erstarrte Brennelemente aus Uran, Plutonium und Graphit sowie kontaminierter Sand. Inzwischen kann man Adventure-Reisen ins Unglücksgebiet buchen und es wohnen auch wieder Menschen in der kontaminierten Zone. Schwangeren, Kindern und kranken Menschen wird von einer Reise nach Tschernobyl allerdings weiterhin abgeraten...

9. März 2011

Frust? Trauer? Elend? Der Bieber ist schuld!

Diesen Spruch hab ich früher immer gehört, wenn die Aare manchmal über ihre Ufer trat. Nur, früher hatte der Bieber noch kein IE, sondern wurde Biber geschrieben und war ein Säugetier. Wenn heute jemand vom Bieber redet, dann ist damit dieser kleine, schlecht friesierte und äusserst talentfreie Popstar gemeint. Nur, der Satz "Der Bieber ist schuld!" hat dank diesem schrecklichen Kind auch im Jahre 2011 noch seine Gültigkeit. Der Musikgott möge uns beschützen, denn am 8. April macht Justin Bieber einen Zwischenstopp in Zürich und sorgt im Hallenstadion für Gruppenhysterie und Massenpanik. Denn - und jetzt kommt meine Verschwörungstheorie - der Junge ist nicht zufällig in seinem kurzen Leben für unzählige Katastrophen verantwortlich. Ich wette, er ist Satans Sohn. Beispiele gefällig? Bitte sehr.

Justin Bieber ist schuld, dass unsere Kinder in der heutigen Zeit so aussehen. Ich meine, dass die junge Frau Übergewicht hat, das ist ja wie in den meisten dieser Fälle absolut genetisch bedingt und ganz bestimmt auf ihre schweren Knochen zurückzuführen. Aber diese Frisur...


Ebenso ist Justin Bieber für den Terrorismus verantwortlich. Vergesst Al Kaida, ETA oder die IRA. Vorallem die Bieber-Fans sind eine Gefahr für unsere Welt! Das US-Starlet Kim Kardashian und die Sängerin Selena Gomez können ein Lied vom aggressiven Verhalten der JB-Fans singen. Als das Kind letztes Jahr bekannt gab, dass er Kim toll findet, erhielt diese Morddrohungen von seinen Anhängerinnen. Die Polizei soll ihr darauf hin eine Bewachung zugesagt haben. Als Esperanza Spalding Anfang 2011 den Nachwuchs-Grammy erhielt und nicht wie erwartet der Bieber, wurde ihre Wikipedia-Seite gehackt und mit äusserst freundlichen Inhalten frisiert: 

"Geh und verrecke. Wer zur Hölle bist du eigentlich?!"

Auch Selena Gomez bekommt aktuell böse Ansagen, dass sie gefälligst ihre flinken Finger vom Bubi-Liebling lassen soll. Und nun ist Will Smith an der Reihe. Er war dummerweise mit seinem Sohn im gleichen Hotel wie Justin Bieber. Vor der Haus natürlich eine hysterische Meute pickliger Mädchen - äusserst ungeduldig. Die Masse war laut Zeitungsberichten so aggressiv, dass sie das Hotel stürmte und in die Hotelsuite Will Smith und dessen Sohn attackierten.

Aber meine Theorie, dass Justin Bieber die Ausgeburt des Bösen ist, geht natürlich noch weiter. Wer erinnert sich nicht an die "Wetten dass..."-Sendung von Anfang Dezember erinnern? Der tragische Unfall von Wettkandidat Samuel Koch und wer hat hinter der Bühne auf seinen Auftritt gewartet? Genau, das Kind ohne Stimme - dafür mit Schrägfrisur. Und wie haben seine Fans darauf reagiert, dass Bieber seinen Auftritt aufgrund der abgesagten Sendung nicht absolvieren konnte? Sie haben sich über Facebook, Twitter und Co. empört und den Tod von Samuel Koch heraufbeschworen, dass sich "die Absage von Justins Auftritt wenigstens lohnt"... Bieber, ein eifriger Twitterer, reagierte erst Stunden später auf die primitiven Sprüche seiner Anhänger. Aber okay, immerhin. Denn bei einem Auftritt in einem US-Einkaufszentrum goss Bieberbäckchen sogar noch Öl ins Feuer. Sein Auftritt wurde abgesagt, die Fans tobten, die Sicherheitskräfte versuchten die Mall zu räumen und was tut Bieber? Er kündigt in einem Tweet an, dass er noch komme und niemand von den Fans gehen solle... Bieber ist zu viel für diese Welt, das hat inzwischen auch sein Erzeuger - nein, nicht sein Vater - erkannt und sich über Twitter entschuldigt: 

"Hi it's God. I'am deeply sorry for creating Justin Bieber. What startet as a Joke between me & Moses has gone too far. Satan, help!"

Seine weiblichen Fans würden meiner Meinung nach in keiner Klappsmühle dieser Welt besonders auffallen, ausser vielleicht dass die sonstigen Insassen im Vergleich zu ihnen einen durchaus vernünftigen Eindruck machen. Und darum ist es bedenklich, dass sich diese Fans zu einer Art Armee organisiert haben und sich Beliebers nennen. Sie folgen ihrem Führer blind und befolgen seine über Twitter verbreiteten Befehle. Geradezu dramatisch ist darum die Tatsache, dass sich diese Goofen eines guten The Monkees Oldies bedienen um ihre Treue zu verdeutlichen: 


Es soll mir jetzt niemand damit kommen dass die Beatles früher mit ihren Pilzköpfen und die Stones mit den langen Haaren und KISS mit der Schminke und Nena mit dem roten Mini und die Sex Pistols mit dem Punk und Nirvana mit den Drogen und Take That mit ihrer Trennung und so weiter.... Klar gab es immer Idole für die Jugend. Aber die haben - mit Ausnahme der Europop-Acts in den 90er Jahren - immer irgendwie gute Musik gemacht. Hatten in sehr vielen Fällen auch wirklich viel Talent. Aber ich hab diesen Bieber inzwischen bei zwei Award-Verleihungen im Tivi gesehen, zum letzten Mal bei den Brit Awards. Und sorry, das Kind ist absolut schlecht. Null Stimme, tanzt wie mein Opa (und der geht gegen die 90) und in den Interviews kam mehr peinliches Geschmunzel als ein grader Satz. Darum meine Frage, was ist dran an Justin Bieber? Ich persönlich - aber ich bin ja auch schon alt - kann mir so manches mediale Phänomen irgendwie erklären, aber die Sache mit dem Bieber, seinen ausverkauften Konzerten und seinen Beliebers, die will mir nicht in den Kopf.

Muss es auch nicht, auf den Radiosendern die ich höre lief noch nie Justin Bieber. Leben und leben lassen ist und bleibt mein Motto, trotzdem hoffe ich natürlich, dass Gott, Moses und Satan baldmöglichst eine Lösung finden. Ich meine, wie sang Billy Joel 1977: "Only The Good Die Young"... So und nun verbrenne ich schnell mein Justin Bieber Ticket fürs Konzert in Zürich, wenn man es nämlich rückwärts liest, kann man darauf satanische Verse entziffern!

26. Februar 2011

And The Oscar Nominees Are....

In der Nacht auf Montag ist es wieder so weit: der Mann aus Gold, mit dem hübschen Namen Oscar, findet 24 Mal einen neuen Besitzer. In genau 24 Kategorien wird nämlich je eine Statue an die jeweiligen Gewinner verteilt. 35 Zentimeter hoch, vier Kilogramm schwer und von Kopf bis Fuss mit Gold überzogen. Bereits seit 1929 werden die Statuen in Hollywood an die grossen der Branche verteilt, zu seinem Namen kam der Academy Award allerdings erst zehn Jahre nach seiner Geburt. Seinen Namen erhielt der Preis angeblich von der Bibliothekarin und späteren Akademie-Direktorin Margaret Herrick. Sie meinte, die Statue sehe ihrem Onkel Oscar ähnlich.

Nun aber Schluss mit den alten Zeiten, ab in die Gegenwart. Die Nacht auf Montag verbringen weltweit wieder Millionen von Filmfans vor der Flimmerkiste, in freudiger Erwartung wer denn die Preise dieses Jahr mit nach Hause nehmen darf. Noch vor einigen Jahren mag ich mich an Live-Übertragungen im Radio erinnern. Bei Argovia war das jeweils die grosse Nacht des Moderatoren-Duos Mani Jetzer und Steffi Bornik, aber eben... tempi passati. Die Radios haben das Feld schon lange den TV-Stationen überlassen. ORF und Pro7 fallen mir spontan ein und auch in Sachen Public Viewing ists in der Schweiz eher mager. Analog Super Bowl oder Grammys muss man sich halt selber organisieren um Spass zu haben.


Nun zur Frage aller Fragen: wer macht in diesem Jahr das Rennen und wer gehört 2011 zu den grossen Favoriten? Mit zwölf Nominierungen führt "The King’s Speech" die Liste an, dahinter folgt überraschend "True Grit" mit zehn Nennungen. "The Social Network" und "Inception" kommen auf jeweils acht Oscar-Chancen, "The Fighter" wurde siebenmal nominiert.

In der Auswahl für den besten Film sind:  "27 Hours", "The Social Network", "The King’s Speech", "The Fighter", "Inception", "True Grit", "Black Swan", "Toy Story 3", "The Kids Are All Right" und "Winter’s Bone" nominiert. Ich tippe auf einen Sieg von "The King's Speech". Könnte aber auch mit "True Grit" leben, da ich sowohl Fan der Coen-Brüder, als auch natürlich vom Dude bin.

Nachfolgend ein kurzer Überblick über die wichtigsten Kategorien, die komplette Liste der Nominierten gibts hier:

Bester männlicher Hauptdarsteller: Neben den Favoriten Colin Firth ("The King’s Speech") und Jesse Eisenberg ("The Social Network") wurden auch Jeff Bridges ("True Grit"), Javier Bardem ("Biutiful") und der Moderator der diesjährigen Oscar-Verleihung, James Franco ("127 Hours"), nominiert. Ich fand Eisenberg im Facebook-Film durchaus stark, warum also nicht. 

Beste Hauptdarstellerin: In dieser Kategorie wurden im Vorfeld viele Namen genannt, einzig mit Natalie Portman ("Black Swan") und Annette Bening ("The Kids Are All Right") wurde fest gerechnet. Beide Schauspielerinnen wurden auch nominiert, ausserdem votierten die Mitglieder der Academy für Nicole Kidman in "Rabbit Hole", Jennifer Lawrence für "Winter’s Bone" und Michelle Williams für "Blue Valentine" auf die Kandidatenliste. Mein Tipp: Natalie Portman!
Bester Nebendarsteller: Mit Christian Bale ("The Fighter") wurde der grosse Favorit nominiert, auch die Nennung von Geoffrey Rush für "The King’s Speech", Mark Ruffalo für "The Kids Are All Right" und Jeremy Renner für "The Town" wurde erwartet. Darüber hinaus wurde aber auch John Hawkes für seine Leistung in "Winter’s Bone" in den Kandidatenkreis einbezogen. Ich würde mir den Oscar für den Aussie Geoffrey Rush wünschen, seit seinem Auftritt in "Shine" hab ich ihn in mein cineastisches Herz geschlossen. 

Besten Nebendarstellerin: Die 14jährige Hailee Steinfeld (Foto unten) wurde für ihre Leistung in „True Grit“ als beste Nebendarstellerin zu nominiert. Ausserdem sind Helena Bonham-Carter für "The King’s Speech", Jackie Weaver für "Animal Kingdom" sowie Melissa Leo und Amy Adams für "The Fighter" im Rennen um das goldige Männchen. Mein Tipp: Hailee Steinfeld. 


Bester fremdsprachiger Film: Nachdem es die deutschsprachigen Beitrag "Die Fremde" und der Cannes-Gewinner "Von Menschen und Göttern" nicht auf die begehrte Shortlist geschafft haben, gab es bei den fünf Kandidaten keine grossen Überraschungen mehr. Nominiert wurden "Biutiful" (Mexiko), "Dogtooth" (Griechenland), "In einer besseren Welt" (Dänemark), "Incendies" (Kanada) und "Outside the law" aus Algerien. Da ich keinen dieser Filme gesehen habe, lasse ich es mit einer Prognose. 

Bestes Originaldrehbuch: Mike Leigh für "Another Year", Scott Silver, Paul Tamasy und Eric Johnson für "The Fighter", Christopher Nolan für "Inception", Lisa Cholodenko und Stuart Blumenberg für "The Kids Are All Right" sowie David Seidler für "The King’s Speech" nominiert. Tipp: "Inception".

Bester Song/Soundtrack: Obwohl zwei Lieder aus „Burlesque“ bei den Golden Globes nominiert waren und Dianne Warrens "You haven’t seen the last of me" auch gewonnen hat, geht aus diesem Film kein Song ins Oscar-Rennen. Stattdessen wurden "Coming Home" aus "Country Song", "I See the Light" aus "Rapunzel", "If I Rise" von "127 Hours" und "We Belong Together" aus "Toy Story 3" benannt. Naja, ich find die Auswahl eher dürftig, am ehesten noch gefällt mir "Coming Home" - gesungen übrigens von Gwyneth Paltrow.

Bester Animationsfilm: Bei dieser Kategorie wurde erwartungsgemäss "Toy Story 3" nominiert, der auch der grosse Favorit in dieser Kategorie ist. Konkurrenz bekommt er von "Drachenzähmen leicht gemacht" und "The Illusionist".

So, das waren die attraktivsten Kategorien. Zu meinem persönlichen Fazit: Joel und Ethan Coen könnten die grossen Gewinner der diesjährigen Oscar-Verleihung im Kodak Theater werden. Sie wurden für ihren Westernfilm "True Grit" wie oben erwähnt, gleich mehrfach nominiert: dazu kommen noch die Möglichkeiten als Produzenten, Regisseure und auch für das beste adaptierte Drehbuch zu gewinnen. Für mich natürlich eine grossartige Perspektive, da ich ein absoluter Fan der Coen-Brothers bin. Ich hab so ziemlich alle ihrer Filme irgendwann schon einmal (oder mehrfach) gesehen. Beispiele gefällig? "Miller's Crossing", "Barton Fink", "Hudsucker", "Fargo", "The Big Lebowski", "The Man Who Wasn't There", "Intolerable Cruelty", "Ladykillers", "Paris, je t'aime", "No Country For Old Men", "Burn After Reading"... Herrlich! In diesem Sinne, Vorfreude ist die schönste Freude - eine unterhaltsame Oscar-Verleihung 2011 allerseits! Inlusive dem Red Carpet natürlich...

25. Februar 2011

Ein Traum von einem Schiff

So heisst das aktuelle Buch von Christoph Maria Herbst, auch bekannt als Bernd Stromberg. Nur, dieses Buch war in den letzten Tagen nicht mehr erhältlich, es wurde vom Markt genommen und musste zensuriert werden! Seit Mitternacht ist es auch bei uns wieder erhältlich, mit einer komplett geschwärzten Seite. Wer - wie ich - noch die unzensierte Ausgabe hat, merkt schnell einmal welche Figur/Person die Zensur gerichtlich veranlasst hat: "die Schlundorgel vom Schlachtensee"!

Herbst schrieb über die in der TV-Szene bekannte Regie-Assistentin "Christiane", welche in seinen Augen nymphoman veranlagt ist, sie sei "eine braun gebrannte, sportliche Endzwanzigerin mit kurzen, verwuschelten Haaren, an der alles größer war als an anderen Frauen, und wenn ich alles sage, meine ich auch alles." Und weiter war vor der Zensur zu lesen, "dass sie in der Branche schon für viele Happy Endings verantwortlich war, nicht zuletzt deswegen immer wieder gerne gebucht wurde, da sie für eine muntere Gelöstheit im Team, zumindest unter den Männern, sorgte." Oha, da sind der guten Frau scheinbar ein paar scharfe Worte in den falschen Hals geraten...


Irgendwie trotz allem eine ziemlich schräge Angelegenheit, finde ich. Wer diese mysteriöse Regieassistentin tatsächlich ist, weiss offiziell natürlich niemand, denn in der Imdb-Liste der vergangenen Traumschiff-Jahre taucht weder eine Regieassistentin noch eine andere Mitarbeiterin mit Vornamen “Christiane” auf. Und da Christoph Maria Herbst in Interviews sein Buch selber als “eine Art Roman” bezeichnet, hab ich sogar vermutet, dass es sich bei der Schlundorgel Christiane um eine fiktive Figur (genau so fiktiv und ohne CK wie das Foto oben!) handelt. Doch da hab ich mich dann wohl geirrt, denn eine fiktive Figur wäre eher nicht vor Gericht gezogen!

24. Februar 2011

Geh weg, du doofe Katze!

Vor ein paar Tagen war ja rund um unser Haus massive Gartenarbeit angesagt, der Termin mit dem befreundeten Gärtner schon länger ausgemacht, es ging darum einen Sitzplatz zu gestalten. Nun, der Sitzplatz steht. Wir haben die Sache mit dem Kies schleppen etwas unterschätzt und waren darum froh um kurzfristige Hilfe. Trotzdem, der Muskelkater lässt bis heute grüssen. Womit wir auch beim Stichwort wären: Kater! Ich wurde am Samstag gefragt, was denn dieses grüne Netz überm frisch gemulchten Beet solle und auch über den Tulpen findet man ein solches Netz. Nun, die Antwort ist einfach: ich befinde mich im intensiven Kleinkrieg mit den Katzen! 


In der Schweiz leben ca. eine halbe Million Hunde. Im Gegensatz dazu gibts fast dreimal so viele Katzen. Wobei es dem Bundesamt für Statistik nach eigenen Angaben schwer fällt, die genau Zahl zu nennen, da Katzen ja nirgends wirklich gemeldet sind und sich die Viecher vorallem vermehren, ohne vorher zu fragen. Nun gut, wer gerne ein Haustier besitzen möchte und aber keine Lust hat, sich darum zu kümmern, der fährt mit einer Katze gut. Während wir Hundebesitzer unseren Tieren einen Chip implantieren lassen und sie Jahr für Jahr neu anmelden und mit ihnen in einen Kurs besuchen und ihren Kack aufnehmen müssen, haben Katzenbesitzer null Aufwand. Wenn man in die Ferien fährt, dann lässt man die Katze einfach raus, die geht dann zum Nachbarn scheissen und irgendwo findet sie auch was zu fressen. Und genau da beginnt mein Problem, gut es ist kein richtiges "Problem" - es nervt vielmehr. In regelmässigen Abstand hab ich Katzenbesuch. Dass sie vor der Haustüre pennen und der Hund hinter der Türe die Krise kriegt, das ist mir ja eigentlich noch egal. Dass diese doofen Tiere aber jedes frisch gemachte Beet gleich vollkacken müssen, das nervt. Und es soll jetzt keiner mit Sprüchen wie "ist doch guter Dünger" kommen, ich will keine Katzenscheisse im Gartenbeet. Punkt. 

In Gesprächen erfährt man dann oft, dass ich nicht der einzige Gartenbesitzer bin, der sich über diese nächtlichen Besuche mit Erinnerungswert ärgert. Und wer im Internet nach Lösungen sucht, der findet zahlreiche Foren mit wertvollen Tipps. Inzwischen hab ich jahrelange Erfahrung was das Vertreiben von Katzen angeht. An einem früheren Wohnort da gab es in unserer damaligen Nachbarschaft sage und schreibe 14 Katzen - verteilt auf 4 Haushalte. Gute Nacht! Darum an dieser Stelle die wertvollsten Tipps im Kampf gegen lästige Katzen. Natürlich sollte dabei immer darauf geachtet werden, dass die Katze nicht gequält wird (ja, ich muss das an dieser Stelle schreiben, sonst killt noch einer ein Viech und sagt dann, er hätte das hier gelesen), denn schliesslich bin ich auch ein grosser Tierfreund.
  • Orangen/Zitronen: Egal ob Schalen oder Saft. Katzen mögen keine Zitrusfrüchte, leider lässt die Duftwirkung schnell nach. Vorallem bei regnerischem Wetter. 
  • Wasser: Das wohl einfachste Mittel, egal ob Gartenschlauch oder Wasserpistole. Mühsam nur, dass die Tiere natürlich immer dann kommen, wenn man gerade nicht im Garten ist. Ansonsten ist Wasser sehr effektiv. 
  • Kaffeesatz: Doppelt wirksam. Nicht nur gegen Katzen wirksam, sondern auch als Dünger für Blumenbeete. 
  • Rindenmulch: Katzen mögen angeblich diesen Duft überhaupt nicht. Zweimal im Jahr rund 1 Zentimeter dick im Beet verteilen und gut ist. Ich allerdings behaupte, dass der Mulch zwar am Anfang nützt, aber die Wirkung schnell verfliegt. 
  • Pfeffer: Vielleicht eine etwas fiesere Variante, aber laut Tierarzt ungefährlich. Die Katze kitzelt es wie uns Menschen in der Nase, mehr aber auch nicht. 
  • Gewürznelken. Für mich eines der besten Mittel. Riecht erst noch angenehm, kostet nicht viel und zieht mit der Zeit in den Boden ein. 
  • Knoblauch: Nützt angeblich, habe allerdings persönlich keine Erfahrung damit. Gilt ebenso für Essig.
  • Netz/stachelige Äste/Brennnesseln: Dabei geht es vorallem darum, dass sich die Katze bei ihrem Geschäft gar nicht erst richtig einrichten und es danach nicht vergraben kann.
  • Teebaumöl: Da wäre ich vorsichtig! Zu hoch dosiert wirkt das - nicht nur für Katzen - tödlich und darum würde ich gleich darauf verzichten.
Unterm Strich machts vermutlich auf Dauer die Abwechslung. Klar, ich vergesse auch immer wieder die Gewürznelken zu erneuern oder so. Aber wenn man Katzenfreunden glauben darf, suchen sich die Tiere einen Platz, wo sie sich zum Kacken niederlassen können und dabei ungestört sind. Legt man ihnen also etwas dahin, das sie stört, verlieren sie bald einmal die Geduld und suchen sich einen neuen Platz. Es geht also scheinbar nur darum, wer den längeren Atem beweist im Kleinkrieg Mensch vs. Katze. Aber nochmal, es geht mir nicht darum eine Katze zu quälen oder sonst meine Zeit in ein Hobby mit Namen "Katzen vertreiben" zu investieren. Aber ich mag schlicht keinen Katzenkot (gilt auch für Hunde) zwischen meinem Salat, den Kräutern oder dem Lavendel.

Was in meinen Augen überhaupt nichts nützt, sind diese Mittel und elektronischen Dingens die man in den Baumärkten kaufen oder im Internet bestellen kann. Ich selber hab zwar mit Ausnahme von so einem Stinkmittel nie was ähnliches ausprobiert, aber wenn ich mir die Preise dieser Artikel so anschaue, bin ich fast überzeugt, dass es sich dabei um Humbug handeln muss. Zudem glaube ich, dass diese Katzen-Stopps welche mit hohen Frequenztönen funktionieren, nicht gerade tierfreundlich sind und vorallem auch Hunde oder Vögel oder Maulwürfe nerven. Darum steh ich da nicht so wirklich drauf. Falls aber bei euch keiner der oben erwähnten Tipps nützen sollte, gibts nur noch eine Lösung. Gerade in der Zentralschweiz, im Tessin oder auch in Italien immer noch sehr beliebt und (angeblich) häufig zubereitet: Katzenfleisch Ragout. Im Netz hab ich allerdings bislang nur eine polnische Variante gefunden, zum Rezept gehts hier! Und bevor sich jetzt jemand empört: Kälber, Hühner, Pferde und Kaninchen sind auch süss - und sie essen wir auch Tag für Tag.

20. Februar 2011

Sachen gibts...

... die gibts gar nicht. Aber scheinbar ist dieses Wohnungsinserat tatsächlich in einer Zeitung in NRW erschienen. Aber lest selber.

18. Februar 2011

Pascal, 18 Jahre: Lebensmut trotz(t) Behinderung

Epidermolysis bullosa klingt wie der Name einer finnischen Black-Metal-Band, ist aber eine Krankheit. Die Betroffenen sind als sogenannte "Schmetterlingskinder" bekannt. Im Gegensatz zu einem Schnupfen geht diese Krankheit nicht einfach nach ein paar Tagen Bettruhe wieder weg, nein - ganz im Gegenteil sogar, die Heilungschancen für die betroffenen Patienten sind nach Angaben der Experten zum aktuellen Zeitpunkt äusserst gering. Im Internet ist mir während den Winterspielen von Vancouver ein junger Mann aufgefallen, der an Epidermolysis bullosa erkrankt ist. Pascal ist 18 Jahre alt, kommt aus Dresden und ist in Sachen Social Media ein absoluter Fachmann: Facebook, Internetseite, Twitter, iPad... alles am Start. Er hat sich bereit erklärt, mir ein paar Fragen zu seinem Leben mit der sehr seltenen Krankheit zu beantworten.

Epidermolysis bullosa kann jeder bei Google nachschauen, du bist davon betroffen. Schildere doch in deinen Worten, was sich hinter diesem komplizerten Fachausdruck verbirgt?

Pascal: Epidermolysis Bullosan (EB) ist lateinisch und heißt eigentlich übersetzt "Hautablösung durch Blasen". So ist es auch. Ich bekomme sehr schnell durch Druck oder Reibung an der Haut Blasen. Dies kann am ganzen Körper passieren. Auch innerlich, die Schleimhäute sind betroffen. Deswegen habe ich auch Probleme mit dem Essen und kann größtenteils nur fein pürierte Nahrung zu mir nehmen. Die Blasen müssen regelmässig geöffnet werden. Meist entsteht dann eine offene Wunde. Bis diese zugeheilt ist dauert es sehr lange. Auch das liegt an EB. Wegen den Wunden muss ich (fast) am ganzen Körper Verbände tragen. Wenn die Wunden heilen entstehen dann Narben. Deswegen sind meine Hände auch zusammengewachsen und ich kann nur noch den Daumen (halbwegs) frei bewegen. Das gleiche gilt für die Füße.

Und warum Schmetterlingskinder?

Weil unsere Haut so dünn wie die von Schmetterlingen ist.

Wie es es denn bei alltäglichen Sachen für dich mit diesem Handicap, zum Beispiel jetzt dieses Gespräch wo du viel tippen musst. Bereitet dir das Mühe?

Pascal: Das werde ich immer wieder gefragt. "Wie schaffst du es so schnell zu tippen?" oder so. Jetzt im Moment bin ich am iPad. Welches mir mein Leben sehr erleichtert. Ich bin froh das ich es habe. Durch die Touch Technik kann ich z.B. Zeichnen, was ich sehr gerne mache. Sonst habe ich noch ein MacBook. An dem habe ich meine eigene Technik zum Tippen, wo immer alle staunen. Deswegen ist das alles eigentlich kein Problem für mich.

Was sind dann konkret die Sachen, die dich anstrengen im Alltag, ich denke Waschen oder Anziehen sind bestimmt eher mühsam?

Pascal: Es beginnt eigentlich schon früh, nach dem Aufstehen mit dem Gang zum Klo, der mir schwer fällt. Aber ich will so lange es noch geht versuchen, diese Strecken die ich kann, zu laufen. Dann geht es weiter mit Frühstück. Wie schon gesagt, kann ich nicht alles essen und muss wegen meinem Hals aufpassen und sehr gründlich kauen. Was sehr anstrengend und nervig ist. Wie gerne würde ich mal ein Brötchen oder so frühstücken. Auch sehr anstrengend ist - nicht nur für mich sondern auch für Mama - der Verbandswechsel. Dieser ist meist mit Schmerzen verbunden und nimmt viel Zeit in Anspruch. Dinge wie Waschen etc. gehen gar nicht. Also Duschen meine ich. Wegen den Verbänden. Ich mache immer so ne Art Katzenwäsche und ab und zu in die Wanne.

Du hast geschrieben, dass du "so lange es noch geht" Strecken absolvieren möchtest. Wie sind denn die Prognosen für dich und deine Krankheit?

Als ich geboren wurde meinten die Ärzte in acht Jahren gäbe es etwas gegen EB, mit 8 Jahren meinten sie dann mit Zehn und so geht das immer weiter -  bis heute. EB kann eh nie geheilt werden bei mir, da es ein Gendefekt ist. Wenn, dann bei zukünftigen Generationen. Aber zurück zu "so lange es noch geht": Dadurch dass ich nicht viel machen kann, habe ich sehr schwache Muskeln. Das behindert auch sehr. Und natürlich wird es nicht besser. Wenn ich zurückblicke ist es von Jahr zu Jahr schlimmer geworden. Das Durchschnittsalter liegt bei EB Patienten bei 30 Jahren. Deswegen möchte ich eigentlich (so lange es noch möglich ist und ich es kann) was erleben und Spaß haben.

Du hast vorhin auch das Essen angesprochen. Püriert. Nun, ich stelle mir vor auf Dauer ist das irgend einmal auch langweilig. Wie gehst du damit um? Gönnst du dir auch manchmal etwas Leckeres?

Pascal: Püriert essen heißt nicht, dass es nicht lecker ist. Meine Mama ist eine ausgezeichnete Köchin, finde ich. So gesehen kann man alles pürieren. Somit kann ich immer das essen, was ich gerade will. Halt nur dass es sehr fein ist wie Brei. Natürlich habe ich auch oft Lust auf Pizza oder was von McDonalds. Dann wird halt mal eine Pizza gekauft, wo ich dann allerdings nur 2-3 Sück davon esse. Mehr geht einfach nicht. Oft reicht dann der Geschmack schon und ich bin zufrieden.

Okay. Würdest du dich selber als "behindert" bezeichnen, also durch deine Krankheit handicapiert?

Pascal: Jein! Ein guter Freund sagte mal "Man ist nicht behindert, sondern man wird behindert!", aber es gibt so viele Dinge die ich nicht kann. Das muss ich leider jeden Tag aufs Neue spüren. Daran merke ich, dass ich eben schon behindert bin. Doch ich bin zum Beispiel sehr offen im Netz unterwegs. Was viele erstaunlich finden, dass ich damit so offen umgehe. Aber das mag ich halt. Ich möchte aufklären und zeigen das ich eigentlich ganz cool bin und "Behindert" nicht gleich dumm im Kopf heißt.

Das klingt alles nach sehr vielen Einschränkungen. Welche Dinge des "normalen" Lebens vermisst du am meisten? Sport, Freundin, Konzerte, Job? Oder anders gefragt, wie verbringst du deine Zeit?

Der Job ist bei mir ein sehr heikles Thema. Ich hatte meine Schule abgebrochen um eine Jobchance wahrzunehmen. Doch die künftigen Chefs hatten sich dann ziemlich übernommen und waren zu blauäugig. Nach einem Monat war der ganze Spaß leider vorbei. Mein letzter Versuch einen Job anzufangen hat auch nicht geklappt. Obwohl ich hätte zu Hause arbeiten können. Doch das war alles so viel Stress, alleine nur das Vorgeplänkel, das habe ich psychisch nicht ausgehalten und musste abrechen. Was auch sehr schade ist.
Zur Zeit vermisse ich am meisten eine Freundin. Es ist sehr schwer für mich eine Frau kennen zu lernen, da ich ja nicht einfach mal in die Disco oder so kann. Auf Konzerte gehe ich eigentlich sehr oft. Ich brauche nur eine Begleitperson und einen Platz für Behinderte. Wenn es keinen gibt, kümmer ich mich, dass einer organisiert wird. Ich will ja meine Lieblingsbands auch mal live erleben. Ich bin ein grosser Eishockey- und Wrestling Fan. Eishockey würde ich selber gerne spielen wollen. Leider geht das nur auf der Playstation 3. Einer meiner Träume ist es einmal bei Wrestlemania live dabei zu sein, das größte Wrestling-Ereignis des Jahres. Aber das ist ja immer so weit weg und auch etwas teuer mit Flug in die USA und allem drum und dran. Veranstaltungen hier in Deutschland gibts auch, das sind Revange-Kämpfe, nach der eigentlichen Veranstaltung in den USA. So eine hier in Deutschland habe ich schon mal besucht. War echt super und würde ich sehr gerne wieder machen. Aber ich gönne mir immer die Live Events mitten in der Nacht auf Sky!

Nun, es gibt ja in Europa scheinbar nur etwa 30'000 Menschen mit dieser Krankheit. Hast du Kontakt zu anderen Betroffenen? Gibts auch spezielle Ärzte oder Selbsthilfegruppen etc?

Pascal: Ja gibt es. Die IEB e.V. Debra. Die veranstaltet jedes Jahr ein Mitgliedertreffen und dort treffe ich dann auch betroffene Menschen. Leider sehe ich die nur an diesem einen Wochenende, da wir alle über ganz Deutschland verteilt wohnen und es somit schwer ist, sich untereinander zu treffen. Zu den Ärzten: Ja die gibt es. Und zwar in Freiburg. Ich kenne aber keinen von denen. Ich habe hier in Dresden meine Ärzte, denen ich vertraue. Ich lasse ungern neue Ärzte an mich ran, da die meist nicht genau wissen was ich brauche.


Mitglidertreffen, Ärzte in Freiburg, Wrestling in den USA... wie mobil bist du eigentlich?

Pascal: Sehr unmobil. Zum Klo und zurück geht allein. Alles weiter weg - also außerhalb des Hauses - ist für mich nur mit Hilfe zu erreichen. Jemand müsste mich im Rollstuhl schieben oder Mama muss mich im Auto fahren.

Das klingt für mich alles nach sehr vielen Einschränkungen. Du bist gerade mal 18 Jahre alt, im besten Alter. Wie kommst du damit klar, dass du diese Krankheit hast? Gibt es auch manchmal Tage wo du einfach keine Lust mehr hast auf alles?

Manchmal? Immer! Ich habe (auch wenn man es mir nicht so anmerkt) Depressionen und auch bestimmte Ängste. Ich hatte es auch schon mal mit einer Therapie probiert, doch das ist alles Schwachsinn. Eigentlich habe ich alles was ich will. Eine wundervolle Mama, die alles macht und tut, damit es mir gut geht, dazu jede Menge Technik-Kram. Doch ich schaffe es manchmal nur schwer, die guten Dinge im leben zu sehen.

Ich hätte so gerne eine Freundin, mit der ich was unternehmen könnte. Ich würde gerne mal nach Paris, London und Wien fahren. Doch all diese Wünsche sind für mich sehr schwer zu verwirklichen, da es ja eine körperliche Anstrengung für mich ist. Oder der erwähnte Wrestling Wunsch. Es besteht auch der Wunsch arbeiten zu können. Oder ich hätte so gerne für Mama und mich ein Haus, wo wir in Ruhe und ohne Stress leben könnten. Dort soll uns keiner stören.

Doch das sind alles Wünsche, die sich wahrscheinlich nie erfüllen werden. Ohne Arbeit kein Geld, ohne Geld kein Haus etc. Aber das mit dem Arbeiten geht einfach nicht, wenn es mich psychisch und physisch so kaputt macht. Da ist mir meine Gesundheit wichtiger. Ja... und wenn ich das dann sehe macht mich das traurig uns deprimiert mich.

Danke für das ehrliche Gespräch, Pascal. Die letzten Worte dieses Interviews gehören noch einmal dir. Bitte sehr!

Ja also, falls jemand ein Haus oder einen iMac zu verschenken hat ... Nee, nee war nur Spaß. Ich möchte mich bedanken, dass ich dieses Interview mit dir machen konnte. Vielleicht habe ich ja bei manchen Leuten das Interesse an der Krankheit EB geweckt. Vielleicht möchte sich auch jemand dafür einsetzen, was mich sehr freuen würde, da EB ja eigentlich sehr unbekannt ist. Und falls es noch Fragen geben sollte zu EB oder zu mir, dann darf man sich auch gerne an mich wenden!

Alles klar, nochmal Danke Pascal und alles Gute für die Zukunft!

15. Februar 2011

"Hallo, mein Name ist Felix 2.0"

Promis bei Facebook? Ja klar, jede Menge prominente Menschen tummeln sich auf dem angesagten Netzwerk. Oft in Form einer sogenannten Fanseite, auf der man dann "Gefällt mir" anklicken kann und dann aber  meist nichts mehr passiert. Häufig wird diese Seite dann auch nicht von den Promis selber, sondern von Agenuren betreut. Aber eben, es gibt auch die andere, äusserst interaktive, Beispiele. Aktuellstes: Felix Magath, Trainer von Schalke 04. Eine Analyse der ersten Tage des virtuellen Felix 2.0.

Magath, vermeintlich ja eigentlich ein Trainer alter Schule, hat sich am letzten Mittwoch in die neue Online-Welt getraut. Seit knapp einer Woche verfügt der 57-Jährige also darum über eine eigene Seite bei Facebook. Die Reaktionen der Medien und der Fans sind weit überwiegend positiv. Der Mann, der nach eigenen Aussagen "Wert auf Distanz" legt, öffnet sich also virtuell und per Mausklick. Und mit grossem Erfolg: Über 105'000 Nutzer haben bis zum gestrigen Abend bereits auf seiner Facebook-Seite den "Gefällt mir"- Knopf gedrückt und sind so quasi mit ihm befreundet.

Magaths Engagement bei Facebook hat aber natürlich einen medientechnischen Hintergrund. Er wurde lange von Teilen der Fans für seine mangelhafte Kommunikation heftig kritisiert. Nun geht der Trainer in die Offensive und stellt neben Kommentaren und Fotos auch Videos auf seine Seite. Darin erzählt er, er sei "angetan und überwältigt von dem Echo", und er hoffe, "dass ihr merkt, das ich mit euch kommunizieren will." Ein durchaus guter Ansatz, auch wenn man nicht so wirlich weiss, wie wohl es dem Mann dabei wirklich ist. Natürlich dürfen auch Durchhalteparolen nicht fehlen:  Alle Beteiligten im Klub müssten nun "zusammen gegen den Rest der Welt arbeiten".

Erst gestern Abend kurz vor Mitternacht hat sich Magath zum letzten Mal bei seinen Fans gemeldet, direkt aus einem Hotel in Spanien:

"Jetzt gilt unsere Konzentration dem Duell mit Valencia. Unsere Mannschaft hat bei den Spielen der Gruppenphase gegen den letztjährigen Halbfinalisten Lyon gezeigt, dass sie mit großen Clubs mithalten kann. In den nun anstehenden K.O.-Spielen fehlt uns insgesamt vielleicht die nötige Erfahrung – aber wir dürfen uns denn...och eine gute Chance für das Erreichen des Viertelfinals ausrechnen. Drückt uns die Daumen!"

Dazu gab es dann ein Foto von der Medienkonferenz.  Nun, die Frage stellt sich - und kommt natürlich auch von den zahlreichen Kritikern - ,was bringt dieses Engagement und wie ernst ist es überhaupt gemeint?

Eines ist von vorne herein schon mal klar, Veränderungen bringen immer Kritiker hervor. Der Verein betonte inzwischen gegenüber den Medien, dass Magaths Auftritt eine "private Seite" sei, die der Trainer ganz alleine betreue. Es handele sich nicht um eine Vereinsseite und der Verein sehe nach wie vor keinen nachweisbaren Nutzen im Web 2.0. Zitat vom Schalker PR-Manager: "Facebook kan nichts, was es nicht schon seit fünf Jahren gibt". Hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen sag ich da nur. Felix Magath ist indess einen Schritt weiter als seine Chefs. Er wagt das Experiment Facebook. Das technische Equipement um sein Profil aktuell zu halten hat der Magaht, angeblich besitzt er drei Handys, eines davon ein Smartphone. Die Zeit wird zeigen, ob der Trainer 2.0 von den Sozialen Medien profitieren kann.

Klar, Magath ist nicht der erste Promi der sich aktiv auf Facebook tummelt. Ohne grosse Recherche kommen mir spontan Namen wie Roger Federer, Jana Ina Zarella, Emil Steinberger, Charlotte Engelhardt, Baschi, Philip Lahm, Bettina Dieterle, Markus Kavka, Dominique Gisin oder Juliette Lewis in den Sinn. Und - ebenfalls ohne nachzuschauen - bin ich der Meinung dass viele dieser Profile aktuell sind und von ihren Besitzern persönlich bewirtschaftet werden. Herausheben möchte ich dabei vorallem den Emil, der bei Facebook nicht nur fleissig, sondern auch witzig ist. Ebenso Dominique Gisin, sie ist auch bei Twitter aktiv und antwortet persönlich auf Anfragen. So gesehen kann man unterm Strich sagen, auch die Promis sind nur Menschen und warum sollten sie sich gerade beim Thema Facebook von den 600 Millionen anderen Menschen unterscheiden, die diese Internetplattform weltweit Tag für Tag nutzen? Let's come together!

PS: Falls SIE auch prominent (oder auch nicht prominent, aber zu faul oder zu wenig versiert in Sachen Social Media) sind und es dem Felix Magath nachmachen möchten. Dann drücken Sie einfach HIER und es wird Ihnen geholfen!

11. Februar 2011

‏السلام عليكم‎

Es hätte Geschichte geschrieben werden können gestern Abend. Hätte, können... Wurde aber nicht. Die Welt schaute nach 21 Uhr gebannt nach Kairo und wartete auf die Ansprache von Präsident Mubarak. Er liess er sein Volk und die restliche Welt warten und dann zeigte er allen die lange Nase. Auch die Menschen auf dem Tahrir-Platz starrten still und leise auf die TV-Bildschirme. Dann schrien sie entsetzt auf. Denn der erwartete, sofortige Rücktritt von Hosni Mubarak fand nicht statt. Er wolle die Verantwortung für das Land bis im September weiterhin ausüben, erklärte der Präsident in der Fernsehansprache.

Kurz darauf trat sein Vize Omar Suleiman (auch bekannt als "der Folterknecht") vor die Kameras. Er wiederholte den Inhalt seines Chefs, veränderte lediglich die Worte. Fügte noch Bemerkungen hinzu wie, dass die Jugend sich nicht von ausländischen TV-Stationen beeinflussen lassen und lieber wieder zur Arbeit gehen solle als weiter zu demonstrieren. Kurz, es scheint als hätten die beiden alten Herren einfach nicht kapiert, was der Wille des Volkes ist. Da nützen auch keine Verfassungsänderungen mehr etwas, es ist einfach an der Zeit zu verschwinden! 

Nun gut, der Mubarak klammert sich - wie es zahlreiche Despoten vor ihm schon getan haben - an die Macht. Meine Vermutung darum, mit seiner Rede wollte er die Demonstranten lediglich provozieren. Sie aus der Reserve locken um dann einen Grund zu haben, sie blutig in die Schranken zu weisen. Welche Rolle die Armee nämlich genau spielt, das weiss niemand so genau. Und wie schon im Fall Saddam Hussein verfügt Mubarak eine ihm treue Präsidentengarde, welche ihn bis zum Schluss verteidigen wird. Bis heute gab es bereits mehrere hundert Tote im Umfeld der Demonstrationen, würde nun die Armee/Präsidentengarde ins Geschehen eingreifen - die Folgen wären wohl verheerend.

Aber was schreib ich hier eigentlich...? Wir sitzen in unserem anständigen, sicheren Land und beobachten die ganze Geschichte wie einen gut inszenierten Hollywood-Film. Nie in Gefahr, stets in der Nähe vom Kühlschrank. Wir wissen gar nicht, wie sich das ägyptische Volk derzeit gerade fühlt. Nein, es soll ja sogar immer noch europäische Touristen geben, welche in den Badeorten All-inclusive-Ferien geniessen. Geschmacklos hoch sieben! Überhaupt sieht der Westen in der ganzen Sache ziemlich schlecht aus. Die USA machen einen auf Windfahne, die EU will sich ebenfalls nicht die Finger verbrennen und aus der Schweiz kommen ebenso kleinlaute Töne. Den Vogel schiesst aber mal wieder Israel ab, wo man die Rede Mubaraks positiv bewertet hat...

Darum, heute sind in der arabischen Welt die Freitagsgebete angesagt. Im Anschluss danach wollen sich die Menschen in Kairo, Alexandria und weiteren Städten wieder versammeln und für ihre Freiheit kämpfen. Ich wünsche ihnen dafür viel Kraft, Energie und natürlich Erfolg. Auf dass die Revolution unblutig endet. 

Update 17:15 Uhr: Mission accomplished, Mubarak step down as President of Egypt!


الله أكبر الله أكبر الله أكبر
اللهم احفظ مصر و شعبها‏‎


4. Februar 2011

China weiss wie der Hase läuft

Und jetzt feiern sie wieder: Mit zahlreichen Feuerwerken und Parties haben die Asiaten in der Nacht auf heute den Beginn des Jahres des Hasen eingeläutet. Das Jahr des Hasen begann nach dem chinesischen Kalender am gestrigen 3. Februar und endet am 22. Januar des kommenden Jahres. Der Hase steht laut chinesischer Astrologie dem Mond nahe und symbolisiert Freude und Glück. Auf das turbulente Jahr des Tigers folgt jetzt also das ruhigere Jahr des Hasen. Nach der Weltwirtschaftskrise soll es wieder vorangehen, sagen auch die Wahrsager, in Asien schneller als in Europa. Der Blick ins Horoskop deutet darauf hin, dass Meister Lampe in diesem Jahr eher Kompromissbereitschaft und Diplomatie vorherrschen lässt. Party on in China und zwar gleich für die nächsten zwei Wochen. Wenn schon das neue Jahr einläuten, dann richtig. Natürlich wird in China in diesen Tagen Feuerwerk gezündet, keine Frage. 


Aber es werden auch überall Plüschhasen verschenkt. Dumm nur, auch die Nachfrage nach echten Hasen als Glücksbringer steigt rasant. Tierhändler können für ihre Kunden nicht genug Tiere besorgen. Selbst im Internet werden Hasen bestellt, die dann verbotenerweise in Päckchen mit "Zerbrechlich"-Aufschrift versandt werden. Viele ersticken oder erfrieren aber auf dem Post-Weg... Tierschützer schlagen darum in China Alarm - auch weil viele Langohren von ihren Besitzern nach einem Jahr einfach wieder ausgesetzt werden, wie das letzte Hasenjahr 1999 gezeigt hatte. Einige Restaurants bieten zum Neujahrsfest auch ganz besondere Hasengerichte an, doch die Reaktionen der chinesischen Gäste sind gemischt. Wenn man zum Hasenjahr jetzt Hasen isst, bedeutet das, dass man im Tigerjahr auch Tiger isst? Und essen im kommenden Drachenjahr wird dann Drachen serviert?" Manch ein Chinese will aus Aberglaube nicht von dem Tier essen, das ihm ja eigentlich Glück bringen soll. Irgendwie einleuchtend, finde ich - als Hundebesitzer!

Übrigens, Menschen die im Zeichen des Langohrs geboren sind, gelten allgemein als pflegeleicht, sanftmütig, friedlich, geschäftstüchtig und geduldig. Sie zeigen angeblich oft Mitgefühl und entscheiden häufig aus dem Bauch heraus, wie der Volksmund sagt. Prominente Hasen sind zum Beispiel der Schauspieler Brad Pitt, der Aarauer Kantischüler Albert Einstein, der Schriftsteller Thomas Mann, der Bankier David Rockefeller und die Sängerin Whitney Houston. Hasen sollen auch grosse Redner sein, was vielleicht exemplarisch am kubanischen Revolutionär Fidel Castro zu erkennen ist. Hasenmänner eignen sich besonders als Politiker, Diplomaten und Juristen, heisst es. Hasenfrauen besitzen angeblich Geschmack und Verhandlungsgeschick. In Gesellschaft sind Hasen sehr beliebt. Auch wird ihnen hohe Arbeitsmoral und Anpassungsfähigkeit nachgesagt. Als Genussmenschen lieben sie das Feine und Schöne, hätten einen Hang zum Luxus. Schaf, Schwein und Hund seien die geeigneten Partner. Also, her mit den Bunny's - ich bin nämlich ein Hund!


Wie jedes Jahr sind rund um das Neujahrsfest allein in China etwa 700 Millionen Menschen auf den Strassen, per Bahn oder Flugzeug unterwegs, um mit ihren Familien zu feiern. Das Neujahrsfest ist für viele Wanderarbeiter in der Volksrepublik die einzige Zeit im Jahr, in der sie ihre Verwandten besuchen können Übrigens feiert seit letzter Nacht nicht nur China Neujahr, zahlreiche andere asiatische Länder feiern mit. Ausser Vietnam, da feiert man das Jahr der Katze. Das Land teilt die meisten Tierkreiszeichen mit China. Warum es ausgerechnet beim Jahr des Hasen eine Ausnahme macht, ist unklar: Einige Experten verweisen auf mythologische Unterschiede, andere vermuten, dass sich das chinesische Wort für Hase, "mao", über die Jahrhunderte in das vietnamesische "meo" - Katze - verwandelt hat. Angesichts der alten Rivalitäten mit China zeigt Vietnam aber kein Interesse, seine Sonderstellung zu beenden.