21. März 2012

Guten Morgen, Schweizer Arbeitstier!

Da haben wir uns doch unlängst in der Schweiz gegen mehr Ferien und im Gegenzug für mehr Herzinfarkte und Burnouts entschieden. Andere Wege geht man in Deutschland. Und ich würd jetzt nicht sagen - so wie damals die Kritiker der Initiative -, dass Deutschland ein zweites Griechenland ist. So titelt die Bild Zeitung heute: 

"Sensationelles Urteil für Hunderttausende junge Beschäftigte!"

Der Hintergrund dieser Schlagzeile: Wer bislang weniger Urlaub bekommt als die älteren Kollegen, hat jetzt Chancen auf die gleiche Anzahl freier Tage. Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts in Erfurt ist eine Staffelung der Urlaubstage nach dem Lebensalter nicht länger erlaubt. Diese Regelung stellt laut den Richtern eine Altersdiskriminierung dar, darf nicht mehr angewendet werden. Schliesslich tun Ferientage auch jungen Angestellten gut und tragen zur Erholung bei - egal ob jung oder alt. Das Urteil bezieht sich zunächst nur auf den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen. Dort hatte eine 39-jährige Angestellte in Brandenburg geklagt. Die Vorschriften sehen vor, dass Beschäftigte bis zum vollendeten 30. Lebensjahr 26 Urlaubstage, bis zum 40. Lebensjahr 29 Urlaubstage und nach dem 40. Lebensjahr 30 Tage Urlaub beanspruchen können. Mitarbeiter, die noch nicht 30 Jahre alt sind, könnten also mit einem Schlag vier Urlaubstage mehr bekommen!



Da die gleiche Regelung allerdings auch für die Länder gilt, geht die Gewerkschaft Ver.di davon aus, dass Bund, Länder und Kommunen gleichermassen betroffen sind. Ein Ver.di Sprecher schätzt: "Von dem Urteil profitieren bis zu 850 000 Beschäftigte unter 40." Doch auch junge Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft können auf mehr Urlaub hoffen. Mit diesem Urteil ist momentan nur der Bereich der Angestellten im öffentlichen Dienst abgedeckt. Wenn aber ein jüngerer Arbeitnehmer aus der freien Wirtschaft sich auch durch die altersmässige Urlaubsstaffelung diskriminiert fühlt, dann hat er nach diesem Urteil gute Chancen, recht zu bekommen. Tatsächlich sind alle Branchen betroffen, in denen solche gestaffelten Verträge noch existieren. Zum Teil haben Unternehmen bereits reagiert: Deutsche Bahn und Deutsche Post haben die Regelung abgeschafft. Dort spielt das Alter keine Rolle mehr für den Urlaubsanspruch.

Gut gemacht, grosser Nachbar! 

20. März 2012

Montäglicher Rasenballsport

Da erspielt sich der FC Aarau den zweiten Platz in der Tabelle und schiesst mal wieder ein paar Tore - und niemand sieht es! Okay, es haben es vermutlich viele gesehen. Aber im Stadion war quasi niemand. Ich gebe ja gerne zu, auch ich hätte mich fast vom Wetter abschrecken lassen und wäre beinahe zu Hause geblieben. Aber schlussendlich bin ich dann doch auf der Stehrampe gestanden und hab den 4 zu 1 Erfolg unserer Buben gegen Locarno gesehen. Und Andy Egli. Und Raimondo Ponte.

Im Vorfeld der Partie hab ich meine Zweifel ins Facebook getragen, um dort zu erfahren, dass man Männlichkeit anhand von Stadionbesuchen bei solchen Witterungsbedingungen erkennen kann. Nun, in dem Fall bin ich total männlich. Immerhin hab ich dann auch nicht zu den Menschen gehört, die zwar im Vorfeld noch den grossen Max gemacht haben, um sich dann nach 60 Minuten klammheimlich aus dem Stadion zu verabschieden... Aber eben, ich nehms da sowieso eher nach dem sportlichen Motto "chacun à son goût" und lächle über die, welche auch in unserem biblischen Alter noch der Meinung sind, dass ein wahrer Fan nur der ist, der bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit und egal an welchem Wochentag im Stadion weilt um seine Mannschaft zu unterstützen. Privatleben hin oder her. So gesehen, hätte der FC Aarau genau 1500 Fans. So viele (bzw wenige) haben sich nämlich gestern Abend ins Brügglifeld verlaufen. Der Rest - also die Nicht-Fans - haben das Spiel beim SSF gesehen. Entsprechend hat die Kulisse ein bisschen an ein Testspiel erinnert, da haben auch die 9 Gästefans mit 2 Fahnen und Transparenten nichts daran geändert. Nun gut, wir hatten gestern, trotz Wetter, Spass und der FC Aarau hat vor allem in der ersten Halbzeit gezeigt, dass er Fussball spielen kann. So macht das durchaus Freude zum Zuschauen. 


Trotzdem stelle ich mir natürlich die Frage, ob ein Aufstieg überhaupt realisierbar ist. Scheinbar will man ja nicht in ein andere Stadion ausweichen, es könnte aber passieren, dass der Verband dies vom FCA verlangt - da der Stadionneubau im Torfeld Süd immer noch stockt. Vielleicht sollte ich mir den Kopf diesbezüglich aber auch nicht zu sehr zerbrechen, immerhin wurde heute bekannt, dass Servette Genf einen Aufschub vom Gericht erhalten und nun noch einen Monat Zeit hat, sich zu sanieren. So würde dann der FCA in der Barrage wohl auf Sion treffen, ein hartes Los. Wobei ich ja dafür wäre, dass die Liga uns im Brüggilfeld gewähren lässt, so eine Art St. Pauli-Charakter würde uns gut stehen. Aber eben, träumen ist erlaubt und macht den Sport durchaus interessanter. So gesehen träume ich auch davon, dass Olympique Marseille Bayern aus der Champions League schiesst... Trainer Deschamps heizt das Spiel zumindest schon mal zünftig an, wenn auch eher unbewusst. So wird aus Schweinsteiger ein "Scheissneiger". Ups! 

19. März 2012

Gisbert, der Esel und die Nachtigall

Ja, ist ja gut. Ich war schon fleissiger in Sachen Bloggen. Woche für Woche gelobe ich Besserung, aber irgendwie bieten sich derzeit nicht so wirklich tolle Themen an oder besser gesagt, die Themen sind so super, dass ich sie hier drin nicht breitschlagen mag - sondern sie lieber mit den Menschen teile, die direkt daran beiteiligt waren. Aber nehmen wir doch einfach das vergangene Wochenende als Beispiel, welches irgendwie schon am letzten Dienstag mit den Beatsteaks gestartet ist. Ab da war jeden Tag irgendwie etwas los und schwupps, wir haben schon wieder Montag. Da waren wir zum Ende der Woche beim Gisbert zu Knyphausen in Basel oder genauer Münchenstein, wo es eines der schönsten Kulturhäuser gibt, das ich bislang gesehen habe. Toll dekoriert, gute Akkustik und sehr freundliches Personal. Zum Herrn zu Knyphausen gibt es nicht viel zu sagen ausser, er war gut. Seine Texte, die Musiker, seine Stimme... alles hat sich während den knapp 2 Stunden zu einem unvergesslichen Ganzen verschmelzt. Bine und ich mittendrin, perfekt! Hier ein Foto, mehr Bilder bei Facebook im Konzert-Album.


Der Rest vom Weekend war dann von sehr vielen spontanen Aktionen geprägt. Da das Wetter sich anders präsentierte, als von den Fröschen angekündigt, wurde darum aus dem Basler Zoo zum Beispiel ein Kleintierstreichelzoo, in welchem ein störrischer Esel die Hauptrolle gespielt hat. Die neue Special.T-Teemaschine wollte zudem genau so eingeweiht werden, wie die Beats Kopfhörer von Dr. Dre. Um dem Regen auszuweichen, wir waren an der Aare auf Foto-Tour, haben wir Pfeile auf Darts-Scheiben geworfen und am Vorabend im Fabrikpalast dem Märchen "Die Nachtigall", von Hans Christian Andersen, gelauscht. Sehr zu empfehlen übrigens, der Fabrikpalast. Gleich neben dem KiFF die Treppe hoch, gibt Märchen und Puppentheater für Kinder, aber auch für Erwachsene. Natürlich durfte auch das leckere Essen nicht fehlen, der nahende Frühling lässt das Gourmetherz beim Einkaufen ja schon zünftig hüpfen. Ja, wir konnten an den ersten Spargel nicht einfach vorbei gehen... 


Gerne würde ich an dieser Stelle noch ein paar Worte über aktuelle Themen verlieren, aber irgendwie gehen sie derzeit alle an mir vorbei. Die Wahl von Gauck zum Bundeskanzler, das 6 zu 0 vom nächsten Marseille-Gegner Bayern München, die längste "Schlag den Raab"-Sendung der TV-Geschichte, der Keinohrhase in Sachen, die neue Platte von den Mando Diao-Männern (Caligola nennt sich das Projekt) und so weiter. Ebenso spielt heute Abend der FC Aarau, zu Hause gegen Locarno. Aber erstens Montag und zweitens Regen. Mein Erscheinen: unsicher! Sicher ist aber, dass Bruno Maurer am Mittwoch in der Tuchlabe Premiere von seinem Soloprogramm feiert und am Freitag Pegasus das KiFF beehren. Ja, Pegasus. Für mich derzeit eine der wohl besten Schweizer Bands und entsprechend freue ich mich auch tierisch darauf. Wenn dann im Nachbarhaus schon mal wieder gute Musik gemacht wird. Guten Wochenstart allerseits! 



15. März 2012

Meine Wespe: eine Art Liebeserklärung

Eigentlich wollt ich sie ja verkaufen, aber nun hab ich mich doch noch einmal für sie entschieden: meine Vespa! Erst recht nachdem sie vom Mechaniker meines Vertrauens, Grassi Aarau, aus dem Winterschlaf geholt wurde. Seit meinem 18 Lebensjahr begleitet sie mich und läuft und läuft und läuft. Okay, ähnlich wie bei den Schweinchen Babe-Filmen war auch hier mehr als nur eine Hauptdarstellerin im Einsatz. Die aktuelle "Maschine" ist (offiziell) die Nummer 2. Es gab mal noch eine rote Vespa, aber nur ganz kurz. Als Leih-Roller. Die zähl ich nicht. Blau muss sie sein. Und das aktuelle Modell, welches ich nun schon seit über rund 12 Jahren mein Eigen nenne, ist blau. Vespa, das ist Kult. Vespa steht auch für Fahrspass und Romantik. Und Vespa ist vor allem eines: Geschichte! 



Rinaldo Piaggio gründete im Alter von nur 20 Jahren die gleichnamige Firma 1884 in Genua. Zunächst spezialisierte sich Rinaldo's Unternehmen auf die Ausstattung luxuriöser Schiffe. Doch schon zum Ende des Gründungsjahrhunderts produzierte Piaggio bereits Eisenbahnwagons, Lieferwagen, Luxusbusse und Motoren sowie Straßenbahnen und spezielle LKW-Aufbauten. Der erste Weltkrieg führte zu Veränderungen bei Piaggio, die das Unternehmen für Jahrzehnte prägen sollten. Piaggio baute erstmals Flugzeuge, darunter auch Wasserflugzeuge. Gleichzeitig wurden neue Produktionsstätten in Betrieb genommen. Im Jahr 1917 kaufte Piaggio eine neue Fabrik in Pisa, vier Jahre später übernahm das Unternehmen eine kleine Fertigungsstätte in Pontedera. Hier entstand zunächst das Zentrum der Flugzeugproduktion, wo Piaggio Propeller, Motoren und komplette Fluggeräte herstellte. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Werkshallen von Pontedera zur Geburtsstätte der inzwischen legendären Vespa.

ie Vespa (italienisch für Wespe) ist der Entschlossenheit eines Enrico Piaggio zu verdanken, der ein erschwingliches Produkt für den Massenmarkt herstellen wollte. Bereits gegen Ende des Krieges zog Enrico jede erdenkliche Möglichkeit in Betracht, um die Produktion in seinem Betrieb wieder aufzunehmen. So entstand ein Motorroller, der auf einem kleinen, ursprünglich für Fallschirmjäger konzipierten Motorrad basierte. Der Prototyp MP5, der wegen seiner eigenartigen Form “Paperino” (italienisch für Donald Duck) genannt wurde, stellte Enrico Piaggio indes nicht zufrieden. Deshalb bat er Corradino D’Ascanio, das Konzept zu überarbeiten.

Am 23. April 1946 meldete die Piaggio & C. S.p.A. ihre Entwicklung beim Industrie- und Wirtschaftsministerium in Florenz zum Patent an. Die Patentschrift sprach von einem „Motorrad mit sinnvollen Komponenten und Elementen sowie einer Karosserie mit Spritzschutz und Verkleidung, die alle mechanischen Teile verdeckt“. Schon kurze Zeit später präsentierte man das Fahrzeug der Öffentlichkeit und rief dabei sehr unterschiedliche Reaktionen hervor. Enrico Piaggio ließ sich jedoch nicht beirren und begann sofort mit der Serienproduktion. Dabei verließen zunächst 2.000 Stück der ersten Vespa 98 das Werk. Sein gesellschaftliches Debüt feierte der neue Roller im eleganten Golf Club von Rom. Unter den Gästen war auch U.S. General Stone, der die alliierte Militärregierung repräsentierte. Die Italiener sahen die Vespa erstmals in der Zeitschrift Motor vom 24. März 1946. Am 15. April 1946 zierte die Vespa dann auch das Titelblatt der Zeitschrift La Moto.

Von 1946 bis zum Tode Enrico Piaggios im Jahr 1965 verließen allein in Italien 3.350.000 Vespas die Produktionshallen: statistisch bedeutete dies eine Vespa pro 50 Einwohner. Den größten Verkaufserfolg in der Firmengeschichte stellt jedoch die Vespa PX mit 125, 150 oder 200 ccm Hubraum dar. Diese vielleicht typischste Vespa kam 1977 auf den Markt und fand seither mehr als 2 Millionen Käufer. Dabei spricht sie bis heute sowohl Nostalgiker wie auch jüngere Kundengruppen an. Auch im Rennsport war die Vespa aktiv. Bereits in den fünfziger Jahren nahmen Maschinen in Europa an regulären Geschwindigkeits- und Offroad-Wettbewerben teil und waren dabei nicht selten erfolgreich. Darüber hinaus kam die Vespa auch in ungewöhnlichen Disziplinen zum Einsatz. Für das Rennen Paris-London im Jahr 1952 baute der Franzose Georges Monneret eine Amphibien-Vespa und überquerte damit den Ärmelkanal. Ein Jahr zuvor hatte Piaggio selbst einen Vespa Prototypen mit 125 ccm Hubraum auf die Räder gestellt und mit durchschnittlich 171,102 km/h den Geschwindigkeits-Weltrekord über einen fliegenden Kilometer eingefahren. Nur wenige wissen, dass bei der zweiten Rallye Paris-Dakar im Jahr 1980 die Piloten M. Simonot und B. Tcherniawsky das Ziel auf einer Vespa PX 200 erreichten. 



Dabei ist die Vespa weit mehr als ein blosses Marktphänomen. Sie ist Teil der gesellschaftlichen Entwicklung. In den Jahren des „Dolce Vita“ wurde die Vespa zum Synonym für den Roller, und ausländische Journalisten beschrieben Italien als „das Land der Vespa“. Welchen gesellschaftlichen Stellenwert die Vespa im In- und Ausland besass, wird durch die Leinwand-Präsenz der Italienerin in hunderten von Filmen deutlich. Und diese Rolle spielt die Vespa bis heute. In „Ein Herz und eine Krone“ standen Audrey Hepburn und Gregory Peck nur am Anfang einer Riege internationaler Schauspielerinnen und Schauspieler, die den weltweit bekanntesten Roller zum Filmpartner hatten. Die Filmographie reicht von „Quadrophenia“ und „American Graffiti“ über „Der talentierte Mr. Ripley“ und „102 Dalmatiner“ bis hin zu „Liebes Tagebuch...“. Bei Foto-Shootings, in Filmen und am Set war die Vespa ein vertrauter Reisebegleiter für Filmstars wie Raquel Welch, Ursula Andress, Geraldine Chaplin, Joan Collins, Jayne Mansfield, Virna Lisi, Milla Jovovich, Marcello Mastroianni, Charlton Heston, John Wayne, Henry Fonda, Gary Cooper, Anthony Perkins, Jean-Paul Belmondo, Nanni Moretti, Sting, Antonio Banderas, Matt Damon, Gérard Depardieu, Jude Law, Eddie Murphy, Tom Hanks und Owen Wilson.

Quelle: Vespa DE