In loser Folge stellen sich in dieser Serie Kandidatinnen und Kandidaten der Nationalratswahlen vom 21. Oktober meinen Fragen. Die Fragebögen habe ich per Email an Politikerinnen und Politiker verschickt, welche aus meinem Wahlkreis (AG/5000) stammen. Ob die Parteivertreter meine Fragen beantworten wollten, lag natürlich in ihrem Ermessen. Ihre Antworten wurden ungekürzt abgedruckt. Danke all denen, die sich die Zeit genommen haben!
Heute: Michael Ganz, Forum Liberale Mitte, Aarau
Soll sich der Bund stärker für die Integration von Ausländerinnen und Ausländern engagieren, wenn ja wie?
Integration ist der wichtigste Aspekt, wenn es um ein positives Zusammenleben zwischen allen Menschen in der Schweiz geht, nicht nur zwischen Ausländern und Schweizern. Integration von Ausländerinnen und Ausländern muss natürlich zuerst von ihnen aus kommen. Wenn sich eine Gesellschaft oder ein Staat ihrer Seite der Integration aber verschliesst, ist sie sehr schwierig zu erreichen. Deshalb muss auch vom Bund her Initiative kommen, beispielsweise, indem Sprachkurse nicht erst unterstützt werden, wenn jemand arbeitslos ist.
Legalize it. Soll Cannabis legalisiert werden?
Da bin ich zwiespältiger Ansicht. Eigentlich bin ich für die Legalisierung, insbesondere des Konsums, andererseits sehe ich bei vielen Jugendlichen die negativen Folgen, und ganz ehrlich gesagt stört mich der Geruch von Cannabis in der Öffentlichkeit dermassen, dass ich mir kaum vorstellen kann, ihm auf der Strasse ganz legal begegnen zu müssen.
Die Stadt Aarau möchte im Torfeld Süd ein neues Fussballstadion bauen, Ihre Einstellung dazu?
Ein gutes und wichtiges Projekt, das eine deutliche Unterstützung durch die Bevölkerung verdient.
Befürworten Sie ein striktes Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden und Restaurants?
Absolut!
Eine Volksinitiative will den Bau von Minaretten verbieten. Ihre Meinung zu diesem Thema?
Dann müssten wir auch Kirchtürme verbieten. Diese Initiative kommt für mich absolut nicht in Frage, haben wir doch Baugesetze, die die Grundlagen für die Bautätigkeit in der Schweiz liefern. Einzelne Gebäude aus religiösen Gründen über die Baugesetze zu stellen, ist meiner Meinung nach eine Idee aus der Zeit vor der Aufklärung. Und wenn es heisst, in den islamischen Ländern gäbe es auch keine Kirchtürme, so ist das in den meisten Fällen falsch, und wenn es doch mal richtig ist, so müssen wir doch nicht die schlechten Eigenschaften anderer Kulturen übernehmen, sondern mit gutem Beispiel vorangehen!
Rentenalter 67 für Frauen und Männer?
Ich bin für eine Flexibilisierung des Rentenalters. Länger zu arbeiten sollte aber kein Tabu sein, gibt es doch sehr viele Menschen über 65, die ihre Erfahrung und Arbeitskraft gerne ins Wirtschaftsleben einbringen wollen.
Thema Jugendgewalt: Wie soll der Staat der angespannten Lage wieder Herr werden?
Die Lage ist vor allem in der öffentlichen Wahrnehmung angespannt. Es ist wichtig, dass wir uns als Gesellschaft nicht zuviel Angst vor uns selbst machen. Wenn wir Angst haben, lassen wir unsere Freiheiten gerne einschränken. Die Problematik ist aber natürlich nicht zu verharmlosen, und deshalb ist eine Kombination von präventiven und restriktiven Massnahmen zu suchen. Wichtig scheint mir, dass nicht vom Problem der sozialen Ursachen abgelenkt wird, indem das Gewaltproblem einfach als Ausländerproblem dargestellt wird. Gefordert sind daher auch Politiker und Medien mit ihren Aussagen.
Der Bundesrat möchte neue AKWs bewilligen, der Aargau steht als Standort zur Diskussion. Für Sie tragbar?
Ziel muss es sein, dass andere, nachhaltige Stromerzeuger in Zukunft unseren Strombedarf decken können. Da darf der Bund ruhig auch alternative Energien und die Forschung daran fördern. Es wird aber kaum zu vermeiden sein, vorläufig noch weitere Kernkraftwerke in Betrieb zu nehmen.
Sollen Armeeangehörige in Zukunft ihre Waffe im Zeughaus oder zu Hause aufbewahren?
Im Zeughaus. Für die Aufbewahrung zu Hause sehe ich absolut keinen Nutzen mehr.
Gehört die Schweiz in die EU? Wenn ja, warum und wenn nein, warum nicht?
Ja. Die Schweiz gehört zu Europa und es ist eine Sache des Herzens und des Verstandes, dass sie sich in diesem Europa auch an nachhaltigen, Friedens fördernden politischen und wirtschaftlichen Strukturen beteiligt. Die Schweiz selbst ist das beste Vorbild für ein vereinigtes Europa, hat doch der Verbund der Stände und heutigen Kantone ein friedliches Zusammenleben und eine heute starke Wirtschaft erst ermöglicht. Natürlich können wir uns die nächsten 20 Jahre noch als Offshore-Bankenplatz wirtschaftlich halten, aber ist das erstrebenswert und was kommt danach?
Teil 1: Michael Hunziker, FDP