Wer blogt, der tut das - ich gehe mal von mir aus - zu seinem eigenen Vergnügen. Klar macht es immer wieder Spass, wenn man über die Kommentare Reaktionen zu seinen Posts kriegt. Und klar wirft vermutlich jeder Blogger auch immer mal wieder einen Blick auf die Besucherzahlen
seiner Seite. Und man freut sich dann, wenn ein paar hundert Leserinnen und Leser den Weg zu einem gefunden haben...
Im Netz gibt es dazu auch zahlreiche Anbieter von Ranglisten, Hitparaden und so weiter, die uns Tag für Tag zeigen wie beliebt unser Blog ist. Grundsätzlich keine schlechte Idee, denn gegen so ein bisschen "Schwanzvergleich" hat ja niemand was. Nur ist mir in den letzten Wochen und Monaten aufgefallen, dass die meisten dieser Listen irgendwie gar nichts bringen, da sie von falschen Zahlen ausgehen und sich leicht manipulieren lassen.
Da wäre zum Beispiel der Leader
Technorati. Quasi die eigentliche Gottheit in Sachen "Who is Who" in der Bloggerwelt. Vor noch nicht allzu langer Zeit gab es ja diese "Sommerloch-mach-mich-bei-Technorati-zu-Deinem-Freund-Aktion". Die hat darauf hingezielt, bei Technorati ein bisschen für Radau zu sorgen. Mir wurde damals von ein paar der Initianten gesagt, dieses Spiel hätte keinen Einfluss auf das Ranking bei
Technorati. Das sei alles nur Spass. Irgendwie konnte ich das damals schon nicht glauben und nach nur einem Tag hab ich den Post, welcher mich an ein Schneeball-System erinnert hat, wieder aus meinem Blog rausgenommen.
Weil es mir aber keine Ruhe liess und ich schauen wollte, worauf die ganze Aktion hinausläuft, hab ich den Post neu platziert und zwar auf meinem Testblog. Traffic da pro Tag maximum 5 Leute, im Monat vielleicht 4 Post und inzwischen ist er eh ganz zu. Und schau an, ohne dass ich was gemacht hätte hatte ich bei
Technorati plötzlich Dutzende von Freunden. Und meine "Authority" (Wichtigkeit) bei Technorati stieg Tag für Tag an.
Das brachte mich dann darauf bei den
Swiss Top 100 mal zu schauen, welche Veränderungen es in den letzten Wochen so gab. Dank dem Tool "
Aufsteiger" und "
Absteiger" eine leichte Aufgabe. Und siehe da, tatsächlich haben es ein paar Blogger innert kürzester Zeit in die
Top 100, ja sogar in die Top 50 geschafft. Blogs die es zum Teil erst seit ein, zwei Monaten gibt. Blogger die vielleicht einmal die Woche was posten und dann erst noch einfach nen Text reinkopieren. Blogs die zum Teil knapp 100 Besucher pro Tag haben, oder in manchen Fällen sogar noch weniger.
Nun, wenn es möglich ist, mit Hilfe von
Technorati - als Beispiel - die
Top 100-Liste der Schweizer Blogger zu bescheissen, woran soll sich denn - ebenfalls als Beispiel - die Schweizer Werbebranche orientieren, wenn man einen Partner für ein Projekt suchen würde. Oder die Journalisten, die einen Bericht über die Schweizer Blogger schreiben und gerne über die Erfolgreichsten der Gilde berichten würden. Für welchen Blog würden sie sich wohl entscheiden? Ich nenne hier keine Namen und ich will auch niemanden anschwärzen. Jeder soll das tun, was er für sich für richtig hält. Aber wenn man sich die vorderen Plätze anschaut, dann
stellt man schon mal fest, dass zahlreiche Spitzenreiter-Blogs in englischer Sprache gehalten sind. Sehr schweizerisch schon mal... Weiter gibts häufig einfach ein Foto oder ein Youtube-Filmchen pro Tag, das wars. Und - in meinen Augen ziemlich dämlich - ein paar Blogs sind alles andere als aktuell. Bei gewissen Seiten ist man sich nicht mal sicher ob sie überhaupt noch in Betrieb sind.
Wie zu Beginn erwähnt, ich blogge weil ich Spass am Schreiben habe und das Bloggen teilweise auch zum beruflichen Networking gehört. Aber wie es scheint, war ich bisher einfach zu naiv was all diese Listen angeht. Denn ich habe tatsächlich gemeint, dass solche Listen einfach dazu da sind, dass man hie und da mal ein Auge darauf wirft und seinen Spass daran hat. Und nicht, dass es tatsächlich Leute gibt, die vermutlich mehr Zeit investieren um zu manipulieren, als Texte zu verfassen. Man hat eben nie ausgelernt. Da es aber bewusste Manipulationen gibt um Plätze zu gewinnen (erinnert mich an die Tour de France) und diese dann von den Listenbetreibern auch noch hingenommen werden, dann scheint mir auch die Bloggerszene ihre Unschuld längst verloren zu haben.
Aber immerhin hat mein inzwischen toter Testblog es kurz vor seinem Ableben noch zu etwas Ruhm gebracht. Wer weiss, mit etwas Bescheissen hätte ich ihn - k0mplett ohne Sinn, Inhalt und Besucher - vielleicht auch noch in die
Top 50 der Schweiz gehievt.... Mehr zufriedene Leser hätte es ihm dann aber wohl kaum gebracht, denn auch ein Top-Ranking-Blog garantiert bekanntlich noch keinen sinnvollen Inhalt.