31. Januar 2011

Dschungelcamp 2011: das Abschlusszeugnis!

Zuerst einmal muss ich mich an dieser Stelle bei Euch, liebe Leserinnen und Leser, entschuldigen. Egal ob ihr Monsieur Fischer über den Blog, Facebook oder (vorallem) Twitter folgt: das Tropenfieber hat mich in den Wahnsinn getrieben. Ansonsten bin ich durchaus immun gegen TV-Schrott, in diesem Fall war der Virus aber stärker und hat mich besiegt. Darum ein grosses Sorry und nach der heutigen Bilanz ist dann auch Schluss mit Dschungelcamp für dieses Jahr. 

Während in Deutschland die Schreiberlinge der Feuilletons bereits den Grimme-Preis für die vergangene Staffel "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" fordern, bin ich mir sicher, dass es in diesem Jahr weder darum ging wer die meisten Insekten isst, noch um die Prominenten und erst recht nicht um den Dschungel. Nein, im Mittelpunkt stand die Frage: Wieviel Illusion und Lügen dürfen uns die Medien verkaufen? 


Der Ausgang der Geschichte ist bekannt, Peer Kusmagk ist der neue Dschungelkönig. Dabei auf der Strecke geblieben sind unzählige linke Ratten, welche Tag für Tag versucht haben dem Zuschauer eine grosse Show vorzuspielen. Unterm Strich hat mit Peer dann vermutlich der Typ gewonnen, der am ehrlichsten war. Oder anders gesagt, der, der uns zumindest den ehrlichsten Charakter vorgespielt hat. Ansonsten hat jeder der anwesenden C-Promis mindestens einmal die Maske fallen gelassen und sein wahres Gesicht gezeigt. In den meisten Fällen eine üble Fratze!

Das war die Causa Indira/Jay. Angeblich die ganz grosse Liebe, in meinen Augen eine (von Jay und RTL) genial gescriptete Affäre nach Drehbuch. Scheinbar aufgedeckt von Sarah Dingens K. - die ja nach eigenen Aussagen im Vorfeld der Sendung von Kay angefragt wurde, ob sie sich auf eine inszenierte Affäre mit ihm einlassen würde. Das vermeindliche Schauspiel von Kay ging schliesslich soweit, dass er nach seiner Entlassung aus dem Dschungel in der Hotel-Lobby zusammenbrach. Mentale Probleme, sagt man. In meinen Augen hat er sich lediglich vor der Konfrontation mit Sarah und den mühsame Fragen der Moderatoren gedrückt. Bei RTL gabs dann auch nur ein kurzes Statement, es gehe ihm nicht so gut und er brauche nun Ruhe. Inzwischen befinden sich die "Stars" auf dem Rückflug nach Deutschland, wo man dann den Jay wohl bald einmal vergessen wird....

Enttäuscht war ich von Mathieu Carriere, durchaus ein ambitionierter Schauspieler, welchen man auch schon an der Seite von Romy Schneider gesehen hat. Von einem Mann in seinem Alter hätte ich mehr Stil erwartet. Sich im Streit auf die - durchaus zeitweise nevige aber immer unterhaltsame - Sarah Dingens zu stürzen und dann auch noch auf ihrer Schwäche rum zu trampeln, das ist mies. Das gleiche gilt für Katy Karrenbauer, auch als ihre Maske fiel, merkte man wieviel Wut und Unzufriedenheit in dieser Frau stecken muss. Ansonsten gab es viel Langeweile, fast die Hälfte der Kandidatinnen und Kandidaten waren zwar im Camp, fielen aber überhaupt nicht auf. Ihnen dürfte der Auftritt bei RTL dann auch nicht wirklich was gebracht haben, ausser das Taschengeld im fünfstelligen Bereich.

Inwiefern der Peer von seinem Titel "Dschungelkönig" profitieren wird, das kann man derzeit noch nicht klar sagen. Der Gewinner von 2008, Ross Anthony, durfte tatsächlich von einem Karriere-Relaunch profitieren. Immer wieder taucht er in Talkshows auf und auch eine CD hat sich gar nicht mal so schlecht verkauft. Peer erhofft sich, nach eigenen Aussagen, neue Rollen als Schauspieler. Falls es damit nicht klappt, scheint er aber auch durchaus glücklich mit seinem kleinen, französischen Bistro in Berlin Kreuzerb zu sein. Und das mit den Schulden, den Betreibungen und der Haftandrohung dürfte sich ja durch den Gewinn auch erledigt haben.


Nun, einen wirklichen Sieger kann man unterm Strich nicht ausmachen. Oder? Doch, klar: RTL. Die Sendung wurde Abend für Abend von einem Rekordpublikum mitverfolgt. Knapp 10 Millionen Menschen sassen in Deutschland zum Teil um 22 Uhr 15 vor der Flimmerkiste. Schier kein Medium konnte es sich leisten, nicht über das Dschungelcamp zu berichten, egal ob die staatlichen ARD und ZDF oder Zeitungen und Zeitschriften wie Die Süddeutsche, Focus, Stern und Co., ja sogar die konservative Aargauer Zeitung - überall waren Peer, Indira, Sarah und Co. ein Thema. Ja sogar Politiker wie der Herr von und zu Guttenberg gaben Statements zur Trash-Show ab. Umfragen zufolge sassen zudem Abend für Abend überdurchnittlich viele Akademiker und Studenten vor dem TV-Gerät, um den Psychokrieg zu verfolgen. Entsprechend fällt es einfach, RTL als offiziellen Sieger auszurufen. Wieviel während den 16 Tagen inszeniert war, wer gelogen und wer die Wahrheit gesagt hat - wir werden es nie erfahren! Aber auch damit können wir vermutlich leben, denn zwischen einem gut gemachten Hollywood-Blockbuster und einer schier perfekt produzierten TV-Show à la "Ich bin ein Star, holt mich her raus!" gibt es fast keine Unterschiede mehr. Beide dienen zur Unterhaltung der Konsumenten und wenn James Bond aus einem Flugzeug fällt und unverletzt auf der Erde ankommt, dann fragt ja auch niemand, ob das denn realistisch sein oder nicht.... 

Die Dschungelshow ist nun zu Ende und das ist gut so. RTL läuft künftig bei mir wieder nur für "Wer wird Millionär?", die Morgenshow "Punkt 6" oder den Restauranttester Rach. Gespannt sein darf man, wie die Konkurrenz-Sender auf den unfassbaren Quotenerfolg der Kölner reagieren werden, ein erster Versuch unternimmt heute Abend Stefan Raab auf Pro7 mit der ersten Folge von "Unser Song für Deutschland", mit Lena Meyer-Landruth in der Hauptrolle.

30. Januar 2011

Monsieur Fischer, der Porno-König

Was für ein Geständnis an einem heiligen Sonntag: Ja, nun ist es raus. Ich verbreite über meinen Blog pornografisches Material! Keinen Pipifax-Bussy-Bär-Kinderkram, nein, Sexbilder von der ganz harten Sorte. Porno pur! Wie, ihr habt das bisher hier noch nicht festgestellt? Mal ehrlich, sind euch die Bilder von nackten Leibern beim hemmungslosen Sex noch nie aufgefallen? Tag für Tag, immer mehr und mehr. Okay, zugegeben: mir auch nicht! Aber Google hat sie gesehen und mich nun verwarnt. Man lasse es sich auf der Zunge zergehen: Google, eine Firma aus dem Land mit der grössten Pornoindustrie der Welt, den USA. Aus dem Land aber auch, in der Doppelmoral so gross geschrieben wird, dass sogar Fluchwörter oder sichtbare Brustwarzen unter T-Shirts im TV verboten sind. Google unterstellt mir, sesshaft in der Schweiz, ich verstosse gegen US-Recht. Globalisierung olé!


Ich habe bzw. hatte auf meiner Seite regelmässig Werbebanner (Google-Adsense) eingebaut. Monat für Monat gab das ein paar nette Schweizer Fränkli aufs Konto - für null Aufwand. Diese Woche kam dann erst ein Email und wenige Stunden später war die Werbung weg. Die Begründung? Bitte sehr:

Die Anzeigenschaltung von Google AdSense wurde für Ihre Website deaktiviert.
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Hallo,


Bei der Überprüfung Ihres Kontos haben wir festgestellt, dass Sie derzeit Google-Anzeigen auf eine Art und Weise schalten, die gemäß unseren Programmrichtlinien nicht zulässig ist. Wir fanden beispielsweise auf Seiten wie http://www.monsieurfischer.ch/2010/11/die-vier-svp-badenixen-von-vorne.html Verstöße gegen die Programmrichtlinien von AdSense.


Gemäß unseren Programmrichtlinien dürfen AdSense-Publisher keine Google-Anzeigen auf Seiten mit pornografischem Content schalten. Dies gilt auch für Fotos oder Videos, die nackte Körper oder sexuelle Aktivitäten zeigen.


Aus diesem Grund haben wir die Schaltung von Anzeigen für die Website deaktiviert.


Ihr AdSense-Konto bleibt aktiv. Wir empfehlen Ihnen jedoch dringend, dass Sie sich Zeit nehmen, unsere Programmrichtlinien zu lesen, um sicherzustellen, dass alle Ihre übrigen Webseiten unsere Bestimmungen erfüllen. Bitte beachten Sie, dass wir Ihr Konto eventuell sperren müssen, wenn wir in Zukunft weiterhin Verstöße gegen unsere Richtlinien feststellen.


Mit freundlichen Grüßen


Ihr Google AdSense-Team


Problem-ID-Nr.:XXXXXX

Diese Nachricht wurde von einer E-Mail-Adresse gesendet, die der reinen Benachrichtigung dient und daher keine eingehenden E-Mails entgegennimmt. Antworten Sie bitte nicht auf diese Nachricht.
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Die Pointe an der peinlichen Geschichte find ich ja, dass ich zwar eine Problem-ID (Ticket) erhalten habe, mich mit dem Problem aber nirgendwo melden kann, da das Mail von einer No-Reply-Adresse kommt. Und bei Google selber findet man null Ansprechpartner. Es bleibt mir also wie es scheint nichts anderes übrig, als diesen erzkonservativen Entscheid - mit der Faust im Sack - hinzunehmen und auf AdSense zu verzichten. Alles dank den 4 jungen Frauen aus der frauenfeindlichen SVP-Werbung, bei denen man beim besten Willen nichts sieht, was irgendwie an Pornographie erinnert. Aber es passt ja zur heutigen verlogenen Gesellschaft, einmal mehr zeigt sich das prüde Amerika päpstlicher als der Papst - Facebook, Apple und Co. lassen grüssen. Nur schade, dass wir Europäer zu feige sind um uns gegen diese altmodischen Wertvorstellungen zu wehren! Vereinigte Staaten von Amerika, ich war nie da und ich will nie hin... 

29. Januar 2011

Der Song zum Wochenende

Für Augen und Ohren, the official music video to Katy B's single "Lights On" feat. Ms. Dynamite! Hach...

Fuji Film Fotomosaik selbst gemacht

     

FUJIFILM-Logo PostershopMonsieur Fischer war kreativ und hat gebastelt. Okay, gebastelt 2.0 sollte man an dieser Stelle vielleicht sagen, vorbei sind die Zeiten von Leim und Karton. Mit dem Postershop von fujifilm erstellt man sehr einfach ein Fotomosaik in Postergrösse, früher nannte man das Collage und das Basteln hat Wochen gedauert. Nun braucht es etwas Geduld und ein paar Mausklicks. Ein Flickr-Konto mit Bildern dient dabei als Grundlage. Ein Fotomosaik ist eine Zusammenstellung aus eigenen Fotos. Viele kleine Aufnahmen werden dabei zu einem grossen Gesamtbild zusammengefügt.
Aus den eigenen Flickr-Fotos wählt man ein erstes Bild als Hauptmotiv, danach sucht man die Bilder, aus denen das Mosaik zusammengestellt werden soll. Da ich schon ein Pro-Flickr-Account besass, ging das alles sehr schnell und ich konnte zum nächsten Schritt gehen. Sehr benutzerfreundlich kann man da einzelne Flickr-Bilder oder ganze Ordner auswählen, die für das Mosaik berücksichtigt werden sollen, graphisch wird laufend dargestellt, wieviele Bilder man schon ausgewählt hat. Einzelne unpassende Bilder lassen sich per Mausklick wieder aus der Auswahl löschen. Wenn es schnell gehen muss, dann kann man auch die Zufalls-Option auswählen und das Programm stellt alles selber zusammen. In nur drei einfachen Schritten hat man das Mosaik erstellt. Das Berechnen des finalen Fotos dauert je nach Serverbelastung ein paar Minuten. Per E-Mail wird man avisiert, wenn das Mosaik fertig berechnet ist. Ich habe als Hauptbild die Notre Dame de la Garde aus Marseille ausgesucht, die kleinen Fotos sind ebenfalls Impressionen aus der Mittelmeer-Metropole.

 
Mit dem Ergebnis bin ich grundsätzlich zufrieden. Klar, es hat ein paar Mal das gleiche Bild drauf, aber da bin ich unterm Strich selber schuld, da ich das von Hand hätte ändern können... Von weitem betrachtet sieht das Foto auf jeden Fall echt genial aus. Und auch das Fotopapier ist beste Qualität. Das Mosaik wird übrigens über die Website von mosaickr.com erstellt. Dort stehen auch Empfehlungen für geeignete Hintergrundsujet etc. Der Abschluss der Bestellung über den Postershop ist sehr benutzerfreundlich. Ich habe mich für eine Lieferung per Post entschieden und nach nicht einmal einer Woche kam das Poster sicher verpackt in einer Kartonrolle bei mir an. 

Wer nun selber Lust bekommen hat, ein solches Mosaik zu erstellen, der kann im Februar vom folgenden Aktionscode profitieren und spart satte 10 % vom Originalpreis: 12345LKWI. Der Gutschein gilt nur für ein Mosaik und nicht für die weiteren fujifilm Produkte.

Weitere Informationen zum Produkt: Hier

28. Januar 2011

Ein (Welt-) Wunder der Technik

Ich bin mir sicher, dass ihr alle beim Anblick meiner neusten technischen Errungenschaft vor Neid erblassen werdet. Wer hätte gedacht, dass so viel Hightech im Jahre 2011 überhaupt möglich ist? Ich ganz bestimmt nicht. Entsprechend benutze ich dieses komplex konstrierte Teil auch mit einem gewissen Stolz, denn nocht jeder kann es sich leisten. Meine Damen und Herren, ich präsentiere das elektronische Weltwunder des Jahres: meine Universalfernbedienung "All in One"!


PS: Eigentlich wäre an dieser Stelle ein Beitrag über das Dschungelcamp geplant gewesen. Aber da ist die Luft seit dem Auszug von Sarah Dingens leider komplett draussen und die Semdung findet ohne mich statt. Ich hoffe, Peer Kusmagk wird Dschungelkönig. Mehr gibts dazu nicht mehr zu sagen.

27. Januar 2011

Mobilmachung via Twitter & Facebook

Nordafrika brennt. BBC-Blogger Matt Frei spekuliert gar, 2011 könne "das 1989 des Nahen Ostens" werden. Aktuell finden die Proteste im Ferienland Ägypten gegen Präsident Hosni Mubarak kein Ende. Inspiriert durch die Vorgänge in Tunesien widersetzten sich zahlreiche Menschen auch gestern in Kairo und Suez dem Demonstrationsverbot.


Ähnlich wie zuvor in Tunesien organisieren auch in Ägypten die meist jungen Demonstranten ihre Proteste über soziale Onlinenetzwerke wie Facebook und Twitter. "Geht nicht zur Arbeit, geht nicht in die Schule. Lasst uns alle Hand in Hand für unser Ägypten auf die Straße gehen. Wir werden Millionen sein.", ist zum Beispiel auf Facebook zu lesen. Nahost-Experten erwähnen in zahlreichen Interviews, dass die Bewegung vorallem von Jugendlichen vorangetrieben wird. Selbst praktische Tipps, wie man sich etwa am besten gegen gepanzerte Wasserwerfer wehrt, kursieren in Internetforen, bei Facebook, Twitter oder in Blogs. Ein bekannter ägyptischer Blogger rief zum Beispiel die Demonstranten dazu auf, Farbbeutel mit schwarzer Farbe mitzubringen, die sie auf die Scheiben der Wasserwerfer werfen sollten, damit die Fahrer nichts mehr sehen könnten. Anschliessend sollten dann die Reifen der Fahrzeuge aufgeschlitzt werden. Kurz, Einsatztaktik 2.0 im Jahre 2011. 

Wie gross die Bedeutung der sozialen Medien in diesem Protest ist, zeigt das Bemühen der Regierung, diese Kommunikationstools auszuschalten: Nach dem Kurznachrichtendienst Twitter wurde gestern Abend laut der Harvard Uni offenbar auch Facebook für mehrere Stunden gesperrt. Zuvor hatte Twitter am späten Dienstagabend bestätigt, dass seine Website in Ägypten von der Regierung blockiert worden sei. In der Innenstadt Kairos funktionierten zudem zeitweise die Mobiltelefone nicht, um den SMS-Verkehr zu unterbinden.

Der (schlechte) Witz an der Geschichte: Gleichzeitig stellte der ägyptische Ministerpräsident Ahmed Nasif dem Land in einer Rede Meinungsfreiheit in Aussicht. Zitat, „die Regierung hat die Absicht, die Freiheit der Meinungsäusserung mit legitimen Mitteln zu garantieren“. Ja ne, is klar. Ebenso erwähnte er, dass die Polizei zur Zurückhaltung gemahnt worden sei, komisch nur, dass trotz dieser Zurückhaltung seit Anfang Woche mindestens 6 Demonstranten ums Leben gekommen sind.

Fakt ist, die politischen Partien laufen der Entwicklung im WWW nur noch hinter her, die Regierungen sind überrumpelt. Selbst die stärkste Oppositionskraft in Ägypten, die sogenannte Muslimbrüderschaft, hat sich bisher nicht offiziell an den Protesten beteiligt. Viele der jungen Muslimbrüder gehen aber dennoch auf die Strasse. Nicht als Muslimbrüder, sondern als junge, stolze Ägypter. Von aussen scheint es, als seien die Jugendlichen so schnell nicht bereit aufzugeben. Laut dem französischen Fernsehen wollen sie sich in ihrem Kampf gegen Mubaraks Regime offenbar auch von den traditionellen Oppositionskräften abgrenzen. Bei Kundgebungen in Kairo versuchten Oppositionspolitiker das Wort zu ergreifen, Jugendliche hätten diese jedoch einfach niedergeschrien: "Nein, das hier ist unser Aufstand, das ist unsere Rebellion, die wollen wir uns nicht von euch wegnehmen lassen. Ihr, die ihr die ganzen Jahrzehnte nichts gegen das Regime gemacht habt. Jetzt sind wir dran."

Die weitere Entwicklung in Ägypten ist schwer vorherzusehen. Klar dürfte jedoch sein, fällt die Regierung Mubarak dürften auch Proteste in Algerien, Syrien, Jordanien, Marokko, Sudan oder Libyen auffachen. Und während nach Tunesien jetzt in Ägypten das Volk auf die Strasse geht, macht sich Israel - schon mal rein präventiv - in die Hosen und befürchtet, dass die Revolutionen die arabische Welt erstarken könnten. Nach israelischer Sicht könnten nach den Unruhen durchaus auch Islamisten an die Macht geraten, was durchaus eine Bedrohung darstellen könnte. Entsprechend wird auch spekuliert, ob und inwiefern sich der Verbündete USA in die Unruhen in Nordafrika einmischen könnte...

26. Januar 2011

Radio- und TV-Gebühren: 200 CHF sind genug

Es kommt tatsächlich selten genug vor, dass ich ein Anliegen der SVP unterstütze. Nun, die folgende Geschichte ist nicht unbedingt auf eine bestimmte Partei bezogen und entsprechend spielt es auch keine Rolle, dass die SVP-Politikerin Natalie Rickli mit ihrem Namen dafür einsteht. Immerhin kann man der jungen, aktiven Frau diesbezüglich hoch anrechnen, dass sie sich für die gute Idee von Francisca Brechbühler - die eigentliche Initiantin - politisch einsetzt. Es geht um die geliebten Billag-Gebühren. Ein leidiges Thema wie ich finde. Niemand in Europa bezahlt so viel an Radio- und TV-Gebühren wie wir Schweizer und, wenn wir ehrlich sind, niemand kriegt so wenig dafür geboten. Ich zumindest stelle für mich selber fest, dass ich sehr selten beim Schweizer Fernsehen hängenbleibe. Wenn dann Sport auf SF2 oder Informationssendungen bei SF1. Das wars aber auch schon. Ähnlich ist es beim Radio, ausgesuchte Sendungen wie "Focus" oder andere Sachen mit hohem Infogehalt - ansonsten haben Sender aus Frankreich oder England Vorrang.
 

Nachfolgend darum die Informationen der Seite Gebührenmonster.ch. Dort wird einerseits aufgelistet, wo die Fehler der aktuellen Finanzierung der staatlichen Medien liegen und andererseits kann man auch virtuell die Petition "Radio- und Fernsehgebühren: 200 Franken sind genug!" unterzeichnen. Ich finde das ist eine gute Sache, nicht nur weil es billiger ist, sondern weil die TV- und Radiomacher so aufgefordert werden, ihr Tun zu überdenken und eventuell neue, kreativere Wege zu gehen. Und nun zum Petitionstext:

"Ziel dieser Petition ist eine Senkung der Radio- und Fernsehgebühren und eine Entlastung der Gebührenzahler. Wir Schweizer bezahlen die höchsten Radio- und Fernsehgebühren in Europa: Jedes Jahr sind 462 Franken pro Haushalt zu entrichten.


Der Gebührenterror nimmt kein Ende: Seit September 2008 geht die Billag im Auftrag des Bundesrates auf Handy- und PC-Besitzer los. Unternehmen werden zusätzlich geschröpft. Seit 2010 werden auch Gewerbebetriebe und KMU abgezockt. Und dies, obwohl in den Gewerbebetrieben kein Fernsehen geschaut, sondern einfach gearbeitet wird.

Im vergangenen Herbst hat das Parlament nun einen Systemwechsel beschlossen. Unter dem Titel „allgemeine Haushaltabgabe“ soll eine neue Mediensteuer eingeführt werden: Jede Privatperson und jedes Unternehmen muss zahlen – unabhängig davon, ob ein Empfangsgerät vorhanden ist oder überhaupt jemand SRG-Programme konsumiert. Ein Skandal sondergleichen!

Das Komitee „200 Franken sind genug“ fordert:

* Die Radio- und Fernsehgebühren sind auf 200 Franken pro Jahr zu senken. So werden die Gebührenzahler entlastet.

* Sämtliche Einsparungen bei der Billag (derzeit 10 Mio.) und nicht ausbezahlte Gebührengelder (derzeit 67 Mio.) sind den Gebührenzahlern zurück zu erstatten.

* Das Parlament muss eine Regelung erlassen, dass Personen bzw. Haushalte und Firmen, welche nachweislich weder Radio noch Fernsehen konsumieren, von der Gebühr befreit werden. So werden dem Gebührenwahnsinn Grenzen gesetzt."

25. Januar 2011

Sarah hat das Dschungelcamp verlassen!

Es war grosses Kino gestern Abend, RTL hat die ganze Dschungel-Show echt gut aufgebaut und verlängert heute um 22 Uhr 15 die Sendung gar bis Mitternacht... Die grosse Frage ist: Wer verlässt das Dschungelcamp? Tja, alle Beteiligten haben dazu bislang eisern geschwiegen, Cliffhanger wurden inszeniert um die Nation heute Abend vor die Kiste zu locken. Nur der übereifrige RTL-Webmaster hat von dieser Geheimniskrämerei scheinbar nix mitgekriegt und macht den entscheidenden Fehler: Sarah Knappik hat das Camp, anhand der Telefonvoting-Liste, verlassen!


PS: Wobei man RTL alles zutrauen muss und es durchaus sein kann, dass sogar dieses "Raus" auf Sarahs Foto zur Inszenierung gehört!

24. Januar 2011

Roger-Stan: Wem drückst Du die Daumen?

Roger hier. Federer da. Was soll unser Nationalheld den Journalisten noch erzählen? Immer wieder die selben Fragen: Ob er denn das Turnier gewinnen könne, wer seine Konkurrenten wie er mit seiner Leistung zufrieden sei, und so weiter und so fort. Und dennoch ist es in diesem Jahr etwas anders. Und dennoch ist es heuer etwas anders. Immerhin hat der 29-jährige Schweizer seit seinem Triumph in Melbourne vor einem Jahr kein einziges Mal das Endspiel bei einem Major erreicht. Und da musste Federer etwas verändern. Mit dem neuen Coach Paul Annacone, der mit Pete Sampras und Tim Henman andere Offensivspieler betreut hatte, arbeitete der wohl beste Spieler aller Zeiten zusätzlich an seinem Angriffsspiel. "Man muss ständig an sich arbeiten, um Turniere gewinnen zu können. Heute kann jeder jeden schlagen", sagte Federer im Vorfeld der Australian Open. Doch damals wusste er noch nicht, wer sein nächster Gegner sein wird.

Denn, zum ersten Mal an einem Grand-Slam-Turnier stehen sich zwei Schweizer in den Viertelfinals gegenüber. Und der Gegner von King Roger heisst natürlich Stan "The Man" Wawrinka, der den Amerikaner Andy Roddick eiskalt abservierte. "Es ist ein Traum, gegen einen Freund zu spielen", erklärte Federer nach der Partie. Kunststück: In sieben Partien hat der vierfache Weltsportler des Jahres nur einmal gegen seinen Landsmann, mit dem er 2008 in Peking Olympiagold holte, verloren. Bloss, 2011 könnte alles anders sein!

Denn Stanislas Wawrinka hinterliess in der ersten Turnierwoche den etwas stärkeren Eindruck als Federer. Derweil Federer im Achtelfinal gegen Tommy Robredo den dritten Satz abgab, blieb Wawrinka auch gegen Roddick jungfräulich ohne Satzverlust. Stan zeigte gegen Roddick, der ATP Nummer 8, wie zuvor schon gegen Gael Monfils eine berauschende Leistung und dominierte das Spiel in allen Belangen. Der Romand dominierte Roddick sogar beim Aufschlag, der grössten Stärke des Amerikaners.

Mit welchen Hoffnungen steigt Wawrinka ins Duell gegen Federer? An der Medienkonferenz in Melbourne sagte er, "ich fühle mich sicher nicht als Favorit. Die Leute, die behaupten, dass ich im Moment womöglich besser spiele als Federer, die vergessen, dass Federer an Grand-Slam-Turnieren immer präsent ist. Er bestreitet seinen 27. Viertelfinal hintereinander. Und normalerweise spielt er in den letzten Runden an den Majors sein bestes Tennis. Ich mache mir keine Illusionen. Das wird ein äusserst schwieriges Spiel für mich." Er zollt seinem Kumpel also durchaus Respekt, ohne aber zu wissen, dass wenn einer die Schwächen von Roger kennt, er das ist! Und genau das dürfte auch Federer bewusst sein, ausgerechnet sein Landsmann könnte ihm auf dem Weg zum Aussie-Titel im Weg stehen.

Roger Federer freute sich gestern riesig über Stans Effort und meinte im Hinblick au die brisante Partie: "Ich habe seit langem das Gefühl, Stan macht zwei Schritte vorwärts, dann einen zurück und wieder zwei vorwärts und einen zurück. Im Moment gelingt ihm ein nächster Schritt vorwärts. Mittlerweile bekundet er viel weniger Probleme gegen Aussenseiter. Er gewinnt diese Spiele schon fast locker. Und heute weiss er, dass er auch gegen die besten gewinnen kann. Er spielt sich im Moment in jene Liga vor, in der die Leute spielen, die fähig sind, Grand-Slam-Turniere zu gewinnen." Federer ist also gewarnt, gegen Wawrinka, der vor Selbstvertrauen strotzt, darf er sich so dumme Fehler wie in der Schlussphase des zweiten Satzes gegen Robredo nicht leisten.

Speziell ist das Spiel in der Nacht auf morgen Dienstag natürlich auch für alle Schweizer Tennisfans. Wem die Daumen drücken? Auf der einen Seite unser Superstar, auf dem Weg ins Finale gegen Nadal und eventuell auch auf dem Weg zurück zur Nummer 1... Auf der anderen Seite der ruhige Underdog, welcher - trotz privaten Unruhen - derzeit sein bestes Tennis spielt und auch mal gerne ein grosses Turnier gewinnen möchte. Hmmm, ganz ehrlich: zu einem ungeschickteren Zeitpunkt hätte dieses Bruderduell nicht kommen können. Da stehen in Sachen Dramatik sogar die Autoren des RTL-Dschungelcamps hinten an. Darum meine Frage, für wen schlägt in diesem Schweizer Viertelfinale euer Tennisherz: Roger "The King" Federer oder Stan "The Man" Wawrinka? Die entsprechende Umfrage gibts oben rechts im Blog.

23. Januar 2011

Der Song zum Wochenende

Heute von und mit Amanda Palmer zum Thema Haare. Unter den Armen oder bzw. vorallem zwischen den Beinen. Ja, auch darüber kann man ein Lied schreiben: Amanda Palmer & The Young Punx - "Map of Tasmania"!

22. Januar 2011

Dschungelcamp Halbzeit: Froonck ist raus!

Mögen moralisch einwandfreie TV-Konsumenten auch den Zeigefinger heben und die Köpfe schütteln: Aus fachlicher Distanz betrachtet ist das "Dschungelcamp" von Grundy Light Entertainment für Formate dieser Liga erstklassig und mit viel Arbeit produziert. Nimmt man Regie, Kamera, Aufnahmeleitung, Ton hinzu, findet man fachlich Leistungen am oberen Rand des Spektrums. Auf diesem Niveau – täglich – zu produzieren, ist geballte und hochprofessionelle Leistung eines gesamten Teams innerhalb einer 16-tägigen Hochdruck-Situation. Völlig unabhängig von einer Diskussion etwaiger, moralischer Aspekte muss man das nach der ersten Woche neidlos anerkennen. Die eigentlichen Stars, Zietlow und Bach, sind in dieser Kombination Benchmark: böse, auf den Punkt, mit hervorragenden Texten, mit ätzendem Sarkasmus, einer Portion Selbstironie und sichtbarem Comedy-Potential.

Die Dynamik wird zusätzlich dadurch verschärft, dass Künstler oder Ex-Stars im TV jene Stärken, die sie einmal erfolgreich gemacht haben, nicht zwangsläufig im Bereich sozial-kooperativer Kompetenzen aufweisen. Im gedachten Extremfall also muss eine Ansammlung von sozial armseligen Individualisten ein gewähltes Zusammenleben unter Extrembedingungen bestreiten: in Kontakt zu Leidensgenossen und “Teammitgliedern“, die sich niemand selbst ausgesucht hat. Das ist nicht leicht – trotz Kontakt zum Produktionsteam oder zum anwesenden Psychologen. Und seit gestern Abend kommt noch ein Aspekt dazu, die Kandidaten werden von den Zuschauern abgewählt. Wer bleibt drin? Wer muss raus? Eine korrigierte Prognose, nach einer Woche Bootcamp.

Jay Khan: Zu Beginn auf Sixpack und Körperliches reduziert. In der aktuellen Campertruppe einer der ersten, der Werte von Teamgeist, Verantwortung und Offenheit für sich reklamierte. Khan bietet Potenzial für weitere Aufmerksamkeit: Nicht nur wegen seines Teamgeistes, sondern auch, weil er erotisch von der Sportskameradin Indira umworben wird und Zuschauer mit hoher Wahrscheinlichkeit Interesse an weiterem Informationsgewinn auch zu diesem Thema aufweisen. Wahrscheinlich niemand, der schnell ausscheidet. Vielleicht sogar einer der Favoriten.

Indira Weis: Brust und Bootcamp. Die süsse Sängerin wirkt eher integrativ und ist alleine wegen ihrer begonnenen Avancen Jay Khan gegenüber aktuell keine Kandidatin für frühes Ausscheiden. Der Busen-Bonus hilft bei männlich digitalen Zuschauern. Indira bietet – über Jay hinaus – künftigen Unterhaltungswert auch in möglichen Konflikten mit Sarah Knappik ("Sarah Dingens"). In dieser Frage scheint die letzte Messe noch nicht gelesen. Ein Ausscheiden von Weis wird wahrscheinlich, wenn die Anzahl der Camp-Kumpels abnimmt und ein wenig Langeweile einkehrt. Dann könnte eine – zuschauerseitig aggressive – Trennung des Paares Jay/Indira neues Leben ins Format blasen.

Rainer Langhans: Aufsichtsrat der Truppe. Untouchable. Schrill, mit rosa Slip und Kopfstandbank am Gruppenrand. Langhans hat spürbare Autorität, ohne sie unangenehm zu nutzen. Der Mann mit solidem Anpassungswiderstand und prinzipieller Neigung zum Widerspruch ist ein Fossil. Und ein Glück für die diesjährigen Geschäftsergebnisse von Kopfstandbankproduzenten. Ein früher Rausschmiss scheint unwahrscheinlich. Langhans ist Geheimfavorit: Allein die Vorstellung, in welcher Art ein Langhans nach Ende des Camps auf dem Thron des Dschungelkönigs sitzt, macht Vergnügen. Das trüge Spuren eines Reich-Ranicki in integrierter Form. Außerdem: Irgendwie gönnt man ihm die Kohle der folgenden, bezahlten Auftritte in Talk-Shows als Meilensteine auf dem Weg eines ansatzweise konvertierten Alt-68ers.

Eva Jacob: Die 1943 geborene Eva Jacob wirkt impulsgesteuert und verpeilt. Ein durch die Zuschauer-Votings nahendes Ende ihres Engagements scheint deshalb wahrscheinlich, weil eine weitere Annäherung an Grenzen psychischer Leistungsfähigkeit bei ihr vielleicht die nachhaltigsten Einschnitte hervorriefe. Es wird der Punkt kommen, wo Zuschauer sie durch ihren Anruf vor sich selbst schützen.

Katy "Walter" Karrenbauer: Die Frau mit unscharfem Profil ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Sympathieträger. Zu unpräzise switcht Karrenbauer zwischen dem Rollenprofil der markigen Knast-Else in unglaubwürdig-klebrige, pseudosoziale Unterstützerrollen, um dann wieder hinter dem Rücken anderer abzulästern. Eher eine Kandidatin für schnelles Ausscheiden im ersten Drittel der Selektionsphase.

Mathieu Carrière: Aus Karrenbauer-Gründen kein Favorit. Carrière fehlt es an Prägnanz, Klarheit und Glaubwürdigkeit. So bleibt stets diffus, welcher seiner – partiell markigen – Sprüche inszeniert ist. Das professionell deformierte Heuchel-Wunder mit fragmentiertem Sympathiefaktor hat eher geringe Chancen auf die Zielgerade.

Sarah Knappik (“Sarah Dingens“): Angebliche Vegetarierin - siehe Foto. Keine Narzisstin, sondern eher eine Verwöhnte mit soziopathischen Facetten. Auf Deutsch: Die können irgendwie nicht so richtig mit anderen. Die pussierliche, blonde Zeitbombe mit dem abenteuerlichen Realitätsbezug bindet allerdings jede Menge Zuschauer-Energie. Physikalisch betrachtet, spricht also wenig für einen schnellen Rausschmiss: 80% des Unterhaltungswertes gibt man als Zuschauer durch vorschnelle Sarah-Anrufe schon deshalb nicht auf, weil man sich ungern den Dschungel-Abend selbst zerbröselt. Je nach Entwicklung bleibt Knappik vielleicht lange dabei und gehört – unter bestimmten Voraussetzungen – sogar zum erweiterten Favoritenkreis.

Und dann gibts "die Gruppe der Hutständer": Es ist ein Phänomen, mit wie wenig Einsatz man bei RTL ca. 50.000 Euro verdienen kann. Entsprechend musste gestern Froonck das Quartier verlassen. Farblosigkeit innerhalb eines Unterhaltungsformates ist unverzeihbar. Selbst ein Hydrant an der Strasse hat mehr Ausstrahlung als Peer Kusmagk, Thomas Rupprath und Gitta Saxx.

Und sonst? Die mediale Öffentlichkeit ist zwischen Berichterstattung und Trittbrettfahrerei Teil des Systems. Selbst beim ZDF-Markus Lanz hielt der Dschungel thematisch für zwei Talk-Shows mit Ex-Kandidaten und abenteuerlichen Experten her. Heute wird im Camp die Selektionsphase eröffnet. Der Zuschauer entscheidet. Panem et circenses. Innerhalb der nächsten Tage wird es leerer werden im Camp. Leiser wird es zunächst nicht. Hutständer verursachen keinen Lärm.


Quelle: Christopher Lesko, Meedia

21. Januar 2011

Die 6. Brust OP war für Cora eine zu viel

Neben dem Dschungelcamp kannte die deutsche Bildzeitung in den letzten Tagen nur ein Boulevard-Thema: "Sexy Cora im Koma!" Gestern um 14.30 Uhr starb die junge Frau, die bürgerlich Carolin Wosnitza hiess, in der Hamburger Uni-Klinik. Neun Tage lag die Pornodarstellerin nach einer missglückten Brustvergrösserung im Koma. Ihrer sechsten Vergrösserung, sollte man an dieser Stelle vielleicht noch erwähnen.

Carolin Wosnitza wurde 1987 geboren, wuchs in Berlin-Pankow auf. Drei Jahre lang drehte sie als „Sexy Cora“ harte Pornofilme fürs Internet. Im Januar 2010 wurde sie einem breiteren Publikum bekannt, als sie bei „Big Brother“ einzog. Seitdem war Cora über ihre Webseite als Cam-Girl im Einsatz und bot ihrer Kundschaft gegen Geld private Sexshows. Ebenso konnte man ihr Leben über Twitter verfolgen, da war kurz vor der OP noch von einer Urlaubsreise zu lesen und auch ihren Hund zeigte sie ihren Followern immer wieder gerne. Dazu war sie ein Fan des FC St. Pauli. So gesehen, eigentlich eine ganz normale junge Frau. Wären da nicht die riesigen Brüste gewesen. Immer und immer wieder liess sie nachlegen. Zuletzt hatte Cora geplant, sich ihren Busenumfang von Körbchengrösse F auf G zu erweitern. 


Bloss, so einfach war das scheinbar nicht. Immerhin hatte eine Privatklinik in Polen zuvor Cora abgewiesen, mit dem Hinweis dass der Eingriff zu gefährlich sei für ihren doch zierlichen Körper. Aber wie es so ist, es gibt immer einen der es macht - sofern die Kohle stimmt. Und siehe da, in der Hamburger Alster-Klinik wurde die 23jährige fündig und legte sich unters Messer. Schönheitschirurg Martin K. aber operierte. Mit fatalen Folgen. Kurz nach Einleiten der Narkose blieb ihr Herz stehen. Coras Gehirn blieb minutenlang ohne Sauerstoff. Der Staatsanwalt ermittelt inzwischen gegen Martin K. und seine Anästhesistin wegen Verdacht auf fahrlässigen Tötung und hat eine Obduktion angeordnet.

Im Normalfall reagiert die von Sensationen getriebene Gesellschaft heutzutage mit grosser und flächendeckenden Betroffenheit auf solche Nachrichten. Irgendwie werd ich den Eindruck nicht los, dass das im Fall Cora etwas anders ist. Vielmehr werden Fragen gestellt oder zumindest ich stelle mir Fragen. Der Tod der jungen C-Promifrau wirft ein dunkles Licht auf die TV-Trash-Branche. Wie weit sind Privatfernseh-Bekanntheiten und Protagonisten des Reality-TV bereit zu gehen, um Aufmerksamkeit für sich und ihren Körper zu erlangen? Welche Gefahren nehmen sie dafür auf sich? Inwiefern sind Sendungen wie "Bauer sucht Frau", "DSDS", "Big Brother" und Co. schuld an einem solchen Schicksal, in dem sie ihren Darstellern das Gefühl geben, sie wären prominent und wichtig? Oder wie sonst liesse sich die Aussage von Cora "Mein Körper ist mein Kapital" sonst deuten? Die Frau war Erotikdarstellerin, vor Big Brother kannte sie kaum jemand, im Herbst letzten Jahres wurde sie auf der Sexmesse Venus in Berlin zur besten Amateurdarstellerin gewählt. Danach wurde es ruhig um Cora, irgendwie wundert es mich dann nicht, dass sie mit einer erneuten OP ihrer Karriere noch einmal auf die Sprünge helfen wollte...

Nun ist sie verstorben. Der Fall erinnert mich irgendwie an Lolo Ferrari, auch ihr wurden ihre grossen Brüste zum Verhängnis. Auch damals diskutierte man öffentlich über Sinn und Unsinn von Schönheitsoperationen. Hat sich was geändert? Nö. Zahlreiche Promi-Frauen haben es ja auch getan und die Männer stehen - angeblich - auf grosse Brüste. Und solange Dumpfbacken wie Gina-Lisa Lohfink oder die Katzenberger durch die Boulevard-Magazine der Privatsender geschleppt werden, dürfte sich so manch junges Mädchen denken, dass Erfolg über grosse Hupen führt! Verrückte (kranke?) Welt... Free Rainer! RIP Cora.

20. Januar 2011

Marseille, der geilste Club der Welt

Ja klar, diese Ausssage beruht natürlich auf der Euphorie, dass sich Olympique de Marseille gestern Abend für das Finale des Coupe de la Ligue im Stade de France qualifiziert hat. In Paris übrigens, der meist gehassten Stadt für jeden OM-Fan. Okay, es ist "nur" der Ligacup. Nach der Meisterschaft und dem Coupe de France der drittwichtigste Wettbewerb im französischen Fussball. Aber egal, immerhin ist Marseille Titelverteidiger und das Spiel im grössten Stadion Frankreichs wird am 23. April mit weit über 70'000 Fans ausverkauft sein. Und schliesslich ermöglicht ein Pokalsieg den direkten Einzug in die Euroliga - sofern es mit der Champions League nicht klappen sollte. 


Das tolle an diesem Sieg von gestern Abend ist ja, dass er mal wieder typisch war für OM-Verhältnisse. Noch vor 10 Tagen ist man im französischen Cup gegen Evian ausgeschieden. Ja genau, das Evian das eher für Mineralwasser denn für Fussball bekannt ist. Spott und Häme liessen natürlich nicht lange auf sich warten, der Meister 2010, Ligacup- und Supercupgewinner, CL-Teilnehmer verliert gegen die Amateure vom Genfersee. In Marseille selber gab man erst einmal dem schlechten Platz schuld und danach den Spielern. Allen voran rückten Gignac und Brandao in die Kritik der Fans. Und wer die OM-Fans (und Medien) kennt weiss, da geht man nicht gerade zimperlich um mit den Akteuren. Aber, beide Stürmer haben bis dahin wirklich schlecht ausgesehen, je 1 Tor seit Beginn der Saison. Das ist nicht viel, vorallem wenn man bedenkt mit welchen Vorschusslorbeeren Gignac im Vélodrôme angekommen ist.

Nun gut, eine Woche Schelte vom allerfeinsten und am Sonntag ging es dann weiter in der Liga. Zu Gast war Bordeaux, ein durchaus starker Konkurrent. Und wer schoss die Tore zum Sieg? Genau, Gignac und Brandao. Auf einmal wurden sie von den Fans (und den Medien) wieder geliebt und auf Händen getragen. So sehr, dass sie Trainer Deschamps gestern in die Startelf berufen hat. Das Halbfinale gegen Auxerre (mit dem Schweizer Grichting) ging mit 2 zu 0 Toren zu Gunsten von Marseille aus. Und wer schoss die beiden Tore? Genau, Gignac und Brandao. Die einzigartige OM-Fankultur feiert zwei neue Helden, nachdem Brandao vor der Winterpause noch beinahe nach Elba verbannt worden wäre...

Genau das ist Marseille. Steiler Aufstieg, tiefer Fall. Das zieht sich durch die Clubhistorie seit der Gründung im Jahre 1899. An welcher übrigens ein Schweizer nicht ganz "unschuldig" war, genau wie zu einem späteren Zeitpunkt mit Jean-Pierre Egger oder Robert Louis Dreyfus immer wieder Eidgenossen im OM-Boot sassen. Aber eben, das ewige Auf und Ab charakterisiert den Club aus der Mittelmeer-Metropole. Als ich Mitte der 90er Jahre in MRS gewohnt habe, da wurde man gerade zwangsrelegiert - als Champions League Sieger. Der nationale Meistertitel wurde OM wegen Bestechung aberkannt, den internationalen Titel durfte man behalten. Obwohl sich bis heute hartnäckige Gerüchte halten, die Mannschaft sei gegen Milan gedopt gewesen. Rudi Völler und Tony Cascarino brachten als ehemalige Spieler selber entsprechende Gerüchte in Umlauf. Überhaupt sieht man in Marseille gern die ganz grossen Namen im hellblauweissen Maillot. Ein paar Beispiele gefällig? Bitte sehr, schön nach Alphabet.

- Klaus Allofs
- Gunnar Andersson
- Fabien Barthez
- Franz Beckenbauer
- Laurent Blanc
- Alan Boksic
- Eric Cantona
- Djibril Cissé
- Marcel Desailly
- Didier Deschamps
- Didier Drogba
- Christophe Dugarry
- Kalle Förster
- Erik Gerets
- Raymond Goethals
- Andy Köpke
- Frank LeBoeuf
- Samir Nasri
- JPP
- Robert Pires
- Fabrizio Ravanelli
- Franck Ribéry
- Jean Tigana
- Rudi Völler
- Chris Waddle
- George Weah

Aus all diesen Spielern liesse sich auch locker eine Jahrhundertelf basteln. Nur, häufig hatten sie während ihrer Marseille-Zeit gerade keine Lust, waren verletzt oder noch vor dem grossen Durchbruch. Entsprechend ging in den 90er Jahren in Sachen Titel so ziemlich gar nichts. Erst 2006 durfte man wieder einen - immerhin - Vizemeister-Titel feiern und konnte sich international zeigen. Ich erinnere mich dabei gerne an die Auftritte in Bern gegen YB. Auch im neuen Jahrhundert gabs Skandälchen, so mussten ein paar Angestellte hinter Gitter, nachdem bekannt wurde, dass Sozialabgaben für Spieler nicht bezahlt wurden. Nun, um es kurz zu machen: erst im letzten Jahr kamen die sichtbaren Erfolge zurück. Gleich 3 Titel konnte man einheimsen und in der Champions League ist Marseille auch immer noch dabei - auch wenn mit Manchester United in der nächsten Runde ein grosser Brocken wartet.  


Leider liegt es für mich nicht wirklich drin, Woche für Woche nach Frankreich zu den Spielen zu fahren. Ein, zwei Partien live pro Jahr müssen da reichen, mit etwas Glück ist es bald wieder soweit!! Aber dank Teleclub/Canal +, kombiniert mit den Social Media-Plattformen wie Twitter oder Facebook, kommt auch in der eigenen Stube immer mal wieder eine Art Live-Feeling auf. Zudem lassen sich übers WWW Kontakte nach Marseille pflegen, was durchaus nützlich ist, wenn ich mal wieder inmitten des Commando Ultra ein Spiel schauen möchte... Nach Umfragen ist OM in Frankreich - mit grossem Abstand - immer noch der beliebteste Sportclub überhaupt, entsprechend findet man online viele gleichgesinnte Fans, die auch nicht Woche für Woche zu den Glücklichen gehören, die Einlass ins Vélo' gefunden haben. Überhaupt muss man, wenn man gaaaaaaanz ehrlich ist, ja zugeben, dass die OM-Fans entweder alles Masochisten sind oder dann unter manischen Depressionen leiden. Denn anders wäre dieses Wellental der Gefühle gar nicht auszuhalten. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Innerhalb weniger Tage oder gar Stunden ist in der Mittelmeer-Metropole alles möglich. Und weil heute nach der Final-Qualifikation einer der gute Tage ist ein kräftiges:
Allez l'OM, à la vie et à la mort!

19. Januar 2011

Aufruhr im WWW: Agentur pfändet Blog!

Im Netz herrscht Krieg. Es geht um den deutschen Blog Nerdcore.de, er war bislang die Nummer zwei in der deutschsprachigen Blog-Landschaft. Seit gestern ist das Webjournal von Blogger René Walter jedoch nicht mehr erreichbar. Der Berliner ist einer von wenigen hauptberuflichen deutschen Blogger oder besser war. Denn er musste die erfolgreiche Domain an die Internetagentur Euroweb abtreten. Sprich, sein Blog wurde von der Firma kurzerhand gepfändet nachdem Walter die Kosten eines verloren Abmahn-Prozesses nicht tragen konnte oder wollte. Euroweb will die URL nun bei Ebay versteigern und das Geld spenden - nur, die Kohle will eigentlich gar niemand.


Ich probiere den Fall kurz zusammenzufassen: Der Blogger René Walter hat 2006 eine Präsentation des Web-Unternehmens Euroweb Group gesehen und danach in seinem Blog kräftig darüber gepoltert. Er schrieb unter anderem, dass sich die Düsseldorfer Firma "mit Dreck eine goldene Nase verdienen" würde. Weiter fielen nette Worte wie "Schrott" oder "minderwertig". Für diese Äusserungen mahnte Euroweb den Blogger ab, dieser reagierte jedoch nicht. Der Abmahnung folgte im August 2010 ein Urteil vor dem Landgericht Berlin, um das sich Walter offenbar auch nicht kümmerte. Das Ende der Geschichte, die Web-Adresse wurde gepfändet und am Weekend stillgelegt.

Wer mehr über den äusserst brisanten Fall wissen will, dem empfehle ich die Berichterstattung von Netzpolitik. Da gibt es nicht nur regelmässige Uptdates von Anwälten oder Bloggern, sondern auch eine Stellungnahme der Euroweb Group. Aktuell ist also Nerdcore offiziell nicht zu erreichen, die Seite soll aber umgehend mit dem folgenden Text wieder aufgeschaltet werden: 

"Das Blog Nerdcore.de ist nun nicht mehr erreichbar. Nachdem die Kosten eines gegen Euroweb verlorenen Prozesses durch den Kostenschuldner nicht innerhalb angemessener Frist erstattet wurden, hat Euroweb statt der Kosten nunmehr die Domain Nerdcore rechtmäßig im Rahmen der Zwangsvollstreckung übertragen bekommen."

Euroweb willl die URL nun über Ebay versteigern und - nachdem die eigenen Kosten gedeckt wurden - den Restbetrag spenden. Zwei Empfänger wurden dazu bereits bestimmt, nur, beide sträuben sich dagegen dieses "dreckige Geld" anzunehmen. So gibts bei Wikipedia bereits eine Unterschriftensammlung, welche sich gegen die Spende ausspricht. Die Bloggerszene ist in Aufruhr, auf den Ausgang der Geschichte darf man gespannt sein. Der betroffene Blogger selber hat in der Zwischenzeit über seinen Twitter-Account vermeldet, dass Euroweb recht habe und "alles justiziabel" sei - gleichzeitig ging sein Nerdcore-Blog über eine Alternative-Adresse in abgespeckter Version wieder online.

Nun, was soll ich sagen? In meinen Augen wurde da einmal mehr mit Kanonenkugeln auf Spatzen geschossen. Klar, ich muss mir auch häufig hinter die Ohren schreiben, dass ich im Blog nicht den falschen Ton wählen soll. Obwohl es mir ebenfalls ab und an darum wäre, mal so richtig Dampf abzulassen. Aber, der Blog wird gelesen und - analog einer Zeitung - das geschriebene Wort (im Falle von Beschimpfungen) kann durchaus auch gegen den Verfasser verwendet werden. Das Beispiel der Cablecom/Intrum-Geschichte von gestern zeigt übrigens deutlich auf, wie der soziale Stellenwert der Onlinemedien ist: Cablecom hat sich noch gestern telefonisch gemeldet und wir werden heute - hoffentlich - eine Einigung finden. 

Gleichzeitig frage ich mich aber, wie frei ist man denn als Blogger überhaupt noch im Jahre 2011? Wer Euroweb googelt wird feststellen, dass die Firma in ganz Deutschland gegen eine Vielzahl von Klagen ankämpft. Diese Pfändungsaktion dürfte also durchaus auch eine Flucht nach vorne gewesen sein. Aber in diese Story will ich mich auch gar nicht einmischen. Vielmehr erinnert sie mich an eine Abmahnung die ich vor ein paar Jahren erhalten habe, von einem Anwalt als München. Damals hab ich seinen Mandanten, einen Schauspieler, als Koksnase bezeichnet und "schwupps" hatte ich böse Post im - realen - Briefkasten. Long times ago, denn inzwischen ist die grosse Blog-Blase geplatzt, der Trend ist vorbei und nur die ausdauernden Blogger erfreuen ihre Leserschaft noch Tag für Tag mit neuen Geschichten. Ansonsten gibts endlos viele Text-Friedhöfe... Es vergeht aber trotzdem keine Woche, in welcher sich nicht ein Blogger für ein Foto oder einen Beitrag rechtfertigen muss. Vielleicht sollten sich die Firmen, ihre Mediensprecher, Vereinsfunktionäre, Politiker oder Popsternchen einfach wieder einmal klar machen, was ein Blog eigentlich ist: ein Weblog, sprich ein Netz-Tagebuch - öffentlich zugänglich zwar, aber durchaus privat geführt. So gesehen würde gesunder Menschenverstand und etwas Toleranz - beiden Seiten! - vielleicht so manchen Streit im Keim ersticken und unsere Gerichte könnten sich um die wirklichen Probleme kümmern....

18. Januar 2011

Dank Cablecom in den Fängen der Justitia

Wer nach "Intrum Justitia" oder "Cablecom Probleme" googelt, der kriegt Lesestoff für die nächsten 5 Jahre. 24 Stunden pro Tag. Nur wenig überrascht dabei, dass die ersten Beiträge zu den Suchbegriffen dann vom "Kassensturz" oder vom Konsumentenforum stammen, denn das ist - wie ich gerade selber erfahre - kein Zufall. Genau wie vor einiger Zeit der BloggingTom schlage ich mich aktuell mit einer unangenehmen und vorallem ungerechtfertigen Forderung der Geldeintreiber aus Schwerzenbach herum. Aber fangen wir die Geschichte von vorne an.


Die Intrum Justitia treibt für Firmen Schulden ein, in meinem Fall für die Cablecom. Die Cablecom will von mir Geld für einen Internetanschluss den ich nie hatte. Irgendwie stimmt  darum weder die Rechnungsadresse noch der Zeitraum für diese Verrechnung überein. Ich habe in diesem Zeitraum nicht an dieser Adresse gewohnt und hatte auch keinen Internetanschluss bei Cablecom - Swisscom war mein Provider. Nun, beim ersten Schreiben der Irrtum Intrum Justitia habe ich gedacht, es sei ein Fehler, eine Verwechslung, jemand anders im Haus oder einfach ein anderer Fischer. Gibts ja so einige. Immerhin hat es die Cablecom auch schon geschafft, mich und meinen Vater - obwohl wir nicht am gleichen Ort wohnen - zu verwechseln. Nun, die Rechnung wurde retourniert, mit der Bemerkung, dass da wohl eine Verwechslung vorliege. 

Über Wochen, ja Monate war Ruhe, für mich war der Fall erledigt. Inzwischen hatte ich auch meinen TV-Anschluss bei Cablecom gekündigt und war also gar kein Kunde mehr der Firma. Nur, da hatte ich die Rechnung wohl ohne die Buchhaltung der Cablecom gemacht. Auf einmal kam wieder ein Brief der Intrum Justitia, mit der - diesmal schärfer formulierten - Aufforderung, ich hätte den Betrag vom Internetanschluss zu begleichen. Okay, Anruf nach Schwerzenbach und das Problem erklären. Die Frau am anderen Ende sprach leider nicht so ganz meine Sprache und verstand sie vorallem nicht wirklich. Auf einmal war sie dann auch weg, ohne Tschüss zu sagen. Gut, Anruf bei Cablecom. Da hatte ich Frau C (Name sauber notiert) am Telefon, sie bestätigte mir, dass es sich um einen Irrtum handeln müsse. Bei ihr wären alle Rechnungen beglichen und sie sehe vorallem, dass ich zu der entsprechenden Zeit gar nicht an dieser Adresse gewohnt habe. Bemerkbar mache sich dies dadurch, dass auf meine eigentliche Wohnadresse ja ein  TV-Anschluss angemeldet war und auch das Geburtsdatum ein falsches sei... Gut, ich bat sie, mir dies schriftlich zu bestätigen und die Intrum zu informieren. 

Warten war angesagt. Es folgte - natürlich - kein Schreiben von der Cablecom. Aber auch die Intrum Justitia meldete sich über Monate nicht mehr. Noch einmal dachte ich: Fall erledigt. Aaaaaber, Justitia Inkasso treibt nicht nur Schulden ein, die "Kunden" werden auch in einer riesigen Sündendatenbank registriert - deren Daten werden dann verkauft.  Zum Beispiel an TeleData. Es kam also der Tag, an welchem ich im Internet etwas bestellen wollte, auf Rechnung. Ging nicht und auf Nachfrage wurde mir dann gesagt, ich hätte einen Eintrag unter "Vorrechtliche Inkassodaten". Also hätte ich keinen Kredit mehr bei ihnen.  Super, im Internet entsteht also innert kurzer Zeit eine Fiche, welche nicht nur falsche Daten sammelt, sondern diese auch noch weiterverbreitet. Wiederum war also meine Aktion gefordert - und das, obwohl es mich ja gar nicht betrifft, sondern irgendeinenen Fischer. Bei Intrum Justitia im zürcherischen Schwerzenbach sind immerhin sage und schreibe über 6 Millionen Privatpersonen und Firmen registriert.

Nun, wie ging es weiter? Um die Geschichte zu verkürzen. Ich habe inzwischen so ziemlich alles unternommen, um die Intrum Justitia von seiner Unschuld zu überzeugen. Trotzdem wird mir sogar eine Betreibung angedroht. Nicht nur per Briefpost, nein auch mit "freundlichen" SMS rückt einem diese tolle Firma auf den Pelz. Um Weihnachten herum habe ich aber angefangen, mal etwas zu recherchieren und mein Umfeld zu befragen. Und siehe da, Intrum Justitia und Cablecom wildern auch da. Gleich drei Personen konnten mir das ganz genau gleiche Vorgehen bestätigen. Ungerechtfertigte,oder besser gesagt vielleicht, rein zufällig ausgestellte Mahnungen im Bezug auf uralte Rechnungen. Und dann wird Druck ausgeübt, bis der Mandant eingeschüchtert werden konnte. Wer im Internet nach Erfahrungen diesbezüglich sucht, findet hunderte Einträge. Auch der Kassensturz oder das Konsumentenvorgehen warnen davor, sich einschüchtern zu lassen. Es scheint also, als habe dieses Vorgehen System. 

Die Frage ist jetzt, wie weiter? Es gibt verschiedene Lösungsansätze - vorallem im Netz findet man viele Tipps. So weit wie zum Beispiel der BloggingTom möchte ich nicht gehen, er hat sich mit dem Cablecom-Chef himself getroffen und ihm das Problem geschildert. Ein befreundetes Pärchen hat den CAP-Rechtsschutz eingeschaltet, wieder andere verärgerte Kunden gingen über einen Anwalt. Und auch der Kassensturz hat schon häufiger erste Hilfe geleistet. Unser oberster Datenschützer Hanspeter Thür ist zwar ein Aarauer und man sieht ihn häufiger in der Stadt, aber ich denke auch das ist nicht der richtige Weg. Obwohl er bestätigt: "Es ist ein klarer Verstoss gegen das Datenschutzgesetz. Das Gesetz schreibt ganz klar, vor, wer Daten bearbeitet, ist verpflichtet dafür zu sorgen, dass die Daten richtig sind".
 
Intrum Justitia schüchtert Konsumenten ein, belästigt angebliche Schuldner mit Telefonanrufen, Mails, SMS und registriert diese erwiesenermassen zu Unrecht in einer Schuldnerdatenbank. Bloss, davon wusste kaum jemand etwas, weil es den meisten Leuten peinlich ist über Schulden und Betreibungen zu reden. Doch damit ist nun Schluss! Ich nutze die Chance des kleine Mannes: Da ich weiss, dass der Bot der Cablecom regelmässig hier auf meiner Seite vorbeischaut, hoffe ich einfach mal auf eine Reaktion. Parallel gibts einen eingeschriebenen Brief, sowohl für die Cablecom als auch für den Regional Managing Director, der Intrum, Thomas Hutter (Bild). Und falls das auch nichts nützten sollte, geht das Dossier halt auch an die Anwältin - obwohl die Kosten dafür vermutlich höher sind als der Schuldenbetrag. Aber es kann nicht sein, dass wir zahlungsfreundigen Schweizer uns beugen vor einer Firma, deren Machenschaften nicht wirklich durchschaubar sind und vorallem auf Fehlinformationen beruhen. 

17. Januar 2011

Auf Le Pen folgt Le Pen: Blond und gefährlich!

Marine Le Pen: Sie ist das neue Gesicht der französischen Ultra-Rechten. Und wie es scheint leider auch das bislang Beliebteste. 27 Prozent der Franzosen finden Marine Le Pen sympathisch oder attraktiv. Und das trotz oder vielleicht gerade wegen dem Feindbild der neuen Chefin des Front-National: der Muslime!


Seit gestern ist es also offiziell bekannt, Frankreichs Rechtsextreme haben eine neue An-Führerin: Marine Le Pen wurde zur ersten Vorsitzenden der FN ins Amt gehoben. Ihr Vater und Parteigründer Jean-Marie Le Pen selbst verkündete das Ergebnis der "Mitgliederbefragung", wonach seine Tochter knapp 68 Prozent der Stimmen erhielt. Eine Wahl im eigentlichen Sinne gab es, wie alle Jahre zuvor, nicht... Nun hat sie es also geschafft, das blonde Gift aus Paris - immerhin wurde sie von ihrem Vater ja schon früh auf dieses Amt vorbereitet. Als Tochter eines Le Pens habe man es nicht leicht, erzählte sie einmal. Das habe ihr vielleicht einen eher kämpferischen Charakter im Umgang mit Menschen gegeben. Und wie es sich gehört, hat sie auch ihre drei eigenen Kinder schon mal auf ein hartes Leben im ultrarechten Umfeld vorbereitet: "Ich sage ihnen: 'Macht euch darauf gefasst, dass man euch unangenehme Fragen stellt.' Ich selbst mache das auch schon seit Jahrzehnten mit."

Ihre erste Rede als Parteichefin hielt die 42-Jährige darum ganz in der Tradition ihres berühmt berüchtigten Vaters. Marine Le Pen forderte ein „unabhängiges Frankreich ohne Euro, in das keine europäische Union reinregiert”. Brüssel sei für die Schliessung von Postämtern, Spitälern und Schulen verantwortlich, so die persönliche Logik der Juristin. Und weiter forderte sie ein Frankreich, das „wieder den Franzosen und nicht den Migranten gehört”. Schon ihr Vater brachte es mit solch markigen Sätzen zu zweifelhafter Bekeanntheit, als er zum Beispiel die Gaskammern der Nazis als "Detail der Geschichte" bezeichnet hat. Tochter Marine will mit diesen alten Geschichten zwar nichts zu tun haben, was aber nicht heisst, dass sie nicht aus dem gleich braunen Holz wie ihr fremdenfeindlicher Vater geschnitzt ist. Nur, sie hetzt zeigtgemässer und zwar gegen Muslime. Diese seien wie "eine Okkupation, die immer mehr Städte in Frankreich betrifft".

Wegen dieses Vergleichs mit der Nazi-Besatzung (Okkupation im 2. Weltkrieg) ermittelt inzwischen übrigens die Staatsanwaltschaft Lyon, Rassenhass wird ihr vorgeworfen. Ihrem Erfolg tut das indess keinen Abbruch - ganz im Gegenteil sogar! Auch nach dieser verbalen Entgleisung finden sie 27 Prozent der Franzosen sehr sympathisch, knapp 17 Prozent der Befragten würden sie sogar wählen. Marine Le Pen macht ihre Sache sehr geschickt, sie sagt zum Beispiel häufig: "Wir sind alle Opfer machtgieriger Politiker und korrupter Systeme" - und präsentiert sich selbst als die einzige Politikerin, die ehrlich ist und die unbequeme Wahrheit sagt. Christoph Blocher lässt grüssen... Sich selbst bezeichnet sie gern als zweite Stufe der "Rakete Le Pen" und "diese zweite Stufe muss jetzt losfliegen und den Front National, an die Macht bringen, damit wir unsere Ideen umsetzen können."

Das grosse Ziel von Marine Le Pen sind die französischen Präsidentschaftswahlen 2012. Sie wolle aus dem Front National ein mächtiges Werkzeug machen, um Frankreich zu regieren und an die Macht zu kommen. Dieses Werkzeug solle pragmatisch und effektiv sein. Angestrebt wird zudem - wenn auch nicht offziell - eine Kooperation mit Sarkozys konservativer UMP. Allerdings denke ich, ist Le Pens absolut antieuropäisches und rassistisches Programm kaum zu vereinbaren mit den durchschnittlichen Parteien Frankreichs.

Noch mehr Beispiele vom faschistischen Quatsch gefällig? Bitte sehr, hier weitere Auszüge aus ihrer Antrittsrede als Parteipräsidentin. Franzosen würden gezwungen, in Kantinen nach islamischen Gesetzen „Halal” zu essen und in Schwimmbädern Platz zu machen für muslimische Frauen. „Frankreich ist zu einem Kalifat geworden”, rief sie den überwiegend männlichen Parteimitgliedern zu. Die Lage des Landes sei ernst und traurig, obwohl das „französische Genie” auf der ganzen Welt bewundert würde. Kurz, es war eine Rede, die auch ihr greiser Vater, Jean-Marie Le Pen, hätte halten können.

So unglaublich es klingt, die Partei erlebt mit der 42jährigen Marine Le Pen eine für die Faschos schier unglaubliche Veränderung, die wohl weit über die Landesgrenzen hinaus bedeutsam und so gesehen ein strategisch cleverer Schachzug ist: Zum ersten Mal hat die europäische Rechtsextreme eine Frau an ihrer Spitze! Ein Faktor, der ihr nach Umfragen von französischen Meinungsforschern zu einem Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2012 verhelfen könnte. Bislang nämlich wurde die Front National mehrheitlich von Männern gewählt und dass der Trick mit der Frau klappt, beweist ja (leider) bereits das gr(h)ässliche Vorbild aus den USA: Sarah Palin.

Möglicherweise wird die Tochter ihren Vater in ihren politischen Erfolgen also bald überrunden. Aber seien wir ehrlich, über den Kurs der rechtsextremen Partei wird auch weiterhin ein Mann mitreden: Jean-Marie Le Pen wurde nämlich zum Ehrenvorsitzenden gewählt. „Ich vertraue meiner Tochter das Schicksal unserer Bewegung an, ihren Bestand, ihre Einheit, ihre Kampflust”, sagte er zu seinen Anhängern. Angeblich denkt der aber nicht im Traum daran, ihr die Führung der Partei wirklich zu überlassen, schreiben französische Zeitungen. Für sie gehen die Probleme darum jetzt erst richtig los. Dann sie wird merken, dass ihr der Papa permanent auf die Finger schaut und im Hintergrund die Fäden weiterhin zieht. Mit den Männern und Marine ist es eh so eine Sache. Von den Vätern ihrer drei Kinder ist sie geschieden. Ihre Gegner sagen darum nicht ohne Grund, es gäbe ja eh nur einen Mann an Marines Seite - und sei ihr Vater!

14. Januar 2011

Der 1,8 Mio.-Todesstoss für den FC Aarau?

Nachtrag zum Thema vom 14.04.2011, siehe ganz unten.

Zugegeben, für einen Fan des FC Aarau gibt es angenehmere Schlagzeilen als die gestrigen. "Millionenklage gegen den FC Aarau!", "Schock beim Absteiger: FC Aarau zu Millionenstrafe verurteilt." oder "FC Aarau muss Millionen nachzahlen." - nur drei Möglichkeiten einem FCA-Fan die gute Donnerstagslaune durchaus etwas madig zu machen. Bloss, es waren nicht einmal die Schlagzeilen als solche, welche mich wütend gemacht haben. Es gab andere Gründe. Dazu aber später, erst die emotionslosen Fakten zum Fall. 


Das Aargauer Obergericht, ja genau mein Mami arbeitet da, hat den FC Aarau dazu verdonnert 1,8 Millionen Schweizer Franken an den ehemaligen Geschäftspartner MTO Beratung AG zu zahlen. Dem Urteil ging ein langer Streit voraus. Im Jahre 2001, als der FC Aarau in Finanznöten steckte, nahm alles seinen Anfang. Die damalige Vereinsleitung unter Präsident Peter Kappeler übertrug - richtigerweise - in einer Rettungsaktion die Transferrechte an die Zuger Beratungsfirma MTO, die im Gegenzug rettende 2,5 Millionen Franken auf das Konto des FCA überwies. Ohne dieses Geld hätte der Traditionsverein den Profibetrieb aufgeben müssen. Nur, die Auslegung dieses Vertrags sorgte schon bald für Knatsch. Ich erinnere mich an meine Zeit in der GL des FC Aarau, unter der Leitung von Präsident Michael Hunziker, schon damals war die MTO häufiger ein Thema. Während die MTO von einem Darlehensvertrag ausging, sprach der FC Aarau von einem Kaufvertrag. 

Der Streit endete in erster Instanz vor dem Bezirksgericht Aarau, dieses entschied 2007 zugunsten des FCA, verurteilte den Verein aber dennoch zu 300'000 Franken Schadenersatz in Bezug auf die Rechte des Spielers XYZ. Über dessen Person haben der Verein und die MTO Stillschweigen vereinbart. Das war aber (leider) nicht das Ende der Neverending Story, denn während der FC Aarau die Summe als zu hoch empfand, war die Zuger MTO mit dem Entscheid des Gerichts nicht einverstanden. Der Rechtsstreit ging also in eine zweite Runde. Und das aktuelle Urteil des Obergerichts lautet nun also, der FC Aarau muss der MTO 1,8 Millionen überweisen. Nun heisst aber FC Aarau nicht gleich FC Aarau, wie bei vielen Fussballclubs wurde der Profibetrieb im Jahre 2003 - unter Präsident Hunziker - vom Verein FC Aarau 1902 getrennt und zur FC Aarau AG gemacht. Vom Urteil betroffen ist also der Verein, sprich Junioren-, Amateur- und Damenteams.


Dass der Verein diese 1,8 Millionen Franken aufbringen kann ist sehr unwahrscheinlich. Da nützt auch der neue Sponsor Zehnder nichts, dieser widmet sich der ersten Mannschaft, sprich der Aktiengesellschaft. Es ist davon auszugehen, dass man im Brügglifeld das Urteil nicht akzeptieren wird und sich die beiden Parteien vor Bundesgericht wieder sehen. So lange wird das Damoklesschwert also noch über den Köpfen der Aarau-Verantwortlichen schweben, und es ist beim besten Willen mit dem aktuellen Urteil nicht weniger scharf geworden. 

Soweit also die Fakten. Nun, früher oder später musste man mit einem Urteil rechnen. Es konnte in beide Richtungen gehen, der aktuelle Entscheid dürfte aber ein Schock sein. Zumal die Verantwortlichen des Klubs, laut Medien, von der anderen Rechtsauslegung des Obergerichts im Vergleich zum Urteil 2007 überrascht wurden. Das schriftliche Urteil ist noch nicht verfügbar, wird wohl in den nächsten Tagen den beiden Parteien zugestellt. Trotzdem, wer heute auf eine Reaktion von Seiten des FC Aarau gewartet hat, der wurde bitter enttäuscht. In meinen Augen eine totale Fehlleistung! Die Sponsoren, Fans und Medien haben - über die Aargauer Zeitung - Wind vom Gerichtsurteil gekriegt und die Kunde verbreitet. Im Blick gabs ein paar (unqualifizierte?) Äusserungen vom Vize. Mehr war aber nicht zu hören oder zu lesen. Weder über SMS, noch auf der Webseite oder bei Facebook wurde der Fall auch nur ewähnt. Aktive Verdrängung nennt man sowas glaub, oder? Wenn ich keine Stellung beziehe, dann fällt es ja vielleicht auch niemandem auf, dass da heute dramatisches passiert ist... Die Sportinformation berichtet, der FC Aarau werde sich in der nächsten Woche mit seinen Anwälten besprechen.

Man stelle sich eine ähnliche Situation bei einem professionell organisierten Spitzenclub vor. Ob die Basler, die Berner oder von mir aus auch die Bayern oder die Dortmunder auch einfach geschwiegen hätten? Oder ob man da eventuell eine kurze, offizielle Stellungnahme - und wenn es nur Floskeln zur Beruhigung der Fans von wegen "wir haben die Sache im Griff und leiten entsprechende Schritte ein" - gewesen wäre. Aber eben, seien wir ehrlich: der FC Aarau hat schon bessere Zeiten erlebt. Wenn man gestern Abend "FC Aarau" bei Google-News eingegeben hat, fand man gerade mal 5 Zeitungen, welche über das Urteil berichtet haben. Und wer gedacht hat, dass im Forum der FC Aarau-Fans nun die grossen Diskussionen starten: Fehlanzeige. Bis gestern am späten Abend gab es keinen einzigen Eintrag zum Thema. Das letzte Posting stammt vom Montag, war ein fauler Spruch und wurde von einem FC Aarau-Mitarbeiter verfasst. Es scheint, als hätten a.) die Fans dieses schicksalshaften Urteilsspruch noch gar nicht mitgekriegt oder b.) es sei ihnen schlicht egal oder c.) die stehen unter Schock. 

Ich persönlich befürchte Antwort B. Unlängst habe ich mit einem Journalisten geplaudert, der den FCA schon seit vielen Jahren begleitet. Seine Worte haben mir aufgezeigt, sein Glaube an den Brügglifeld-Club ist quasi erloschen. Zwar hat ihn die Zusammenarbeit mit der Zehner-Group erfreut, aber er hat gemeint, dass dieses Sponsorengeld wohl Menschen in die Hände fallen wird, welche in Sachen Fussball nicht wirklich eine grosse Ahnung hätten... Ein langjähriger Fan meinte gestern zu mir, "vielleicht ist das nun der Todesstoss, mit dem wir seit Jahren irgendwie rechnen mussten. Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende." Und bei Facebook war zu lesen: "Ma löset doch de Verein uff...". Es scheint, als hätte Aarau langsam aber sicher die Schnauze voll von seinem Fussballclub. Die Zuschauerzahlen haben sich den Leistungen angepasst und waren zum Schluss der Vorrunde alles andere als toll. Der Trainer darf, trotz Absturz in der Tabelle der zweiten Liga, auch im neuen Jahr weitermachen; in Sachen Spieler gab es mit Gashi und Mitreski  (auf den in Sion übrigens Mario Mutsch folgt, welcher in Aarau keinen neuen Vertrag mehr erhalten hat...) zwar zwei gute Namen - allerdings müssen sie sich auf dem Platz auch erst einmal zurechtfinden und beweisen. Vieles dürfte dabei vom ersten Spiel der Rückrunde abhängen, geht dieses verloren spielt man vermutlich den Rest der Saison vor leeren Rängen.

Fazit: der FC Aarau steht am Scheideweg. Klar, wenn man das Urteil des Obergerichts nach Lausanne weiterzieht wird man noch einmal Zeit gewinnen. Allerdings ist auch unklar, wie das Bundesgericht entscheiden wird - ein ähnlich unpopuläres Urteil wie beim Obergericht ist durchaus möglich. Fakt ist, es wird irgendwann einmal zu einem Urteil kommen und dann gehts vermutlich ins Geld. Bis dahin bleiben viele Fragen offen. Zieht man offensiv, mit Mut und breiter Brust in die Schlacht? Versteckt man sich leise und schweigsam wie ein Mäuschen? Ist man tricky auf der Suche nach einer aussergerichtlichen Einigung? Welche Rolle spielt die Lizenzkommission? Opfert man noch einmal einen Bauern, diesem Fall die Amateuerabteilung? Letzteres scheint mir aktuell das möglichste aller Szenarien, äusserst unpopulär zwar - aber sehr effektiv. Und irgendwie würde es ja zum bisher eher desolaten Schauspiel, auf und nebem dem Platz, passen. Leider.

Nachtrag zum Thema vom 14.04.2011: Das Bundesgericht hat entschieden, dass der Verein FC Aarau 1902 definitiv der Beratungsfirma "MTO Beratung AG" 2,5 Millionen Franken bezahlen muss. Anders als noch im Januar angenommen, könnte das Urteil auch der FC Aarau AG zum Verhängnis werden. Die Swiss Football League kündigt an, "dass das Urteil Auswirkungen auf die Lizenzvergabe haben könnte".

13. Januar 2011

Geburtstagskinder des Tages: Die Grünen

Heute vor 31 Jahren, am 13. Januar 1980, wurde in Karlsruhe die Bundespartei "Die Grünen" gegründet. Grund genug für eine Rückblende auf stürmische Zeiten. So stürmisch, dass die Partei wegen eines Streits fast gar nicht hätte gegründet werden können. Die Basis konnte sich in Karlsruhe nicht einigen, die Zeit lief und lief. Kurz nach 17 Uhr nahmen Vertreter aus Hamburg das Zepter in die Hand und forderten einen sofortigen Gründungsbeschluss. Grund für ihr forsches Auftreten: sie waren der Umwelt zuliebe mit dem Zug in den Süden angereist und für kurz vor 18 Uhr war die Rückfahrt gebucht - sparsam mit einer Gruppentarif-Fahrkarte...

Ihren Anfang nahm die grüne Erfolgsstory allerdings schon ein Jahr zuvor. Mitte März 1979 gründeten in Frankfurt am Main rund 500 Delegierte zur Europawahl das Listenbündnis "Sonstige Politische Vereinigung DIE GRÜNEN". Dies war die Geburtsstunde der Turnschuhpartei noch vor der eigentlichen Parteigründung, denn die Europawahl 1979 brachte den politischen Durchbruch für Grün. Zu jener Zeit regierten in Deutschland SPD und FDP mit Bundeskanzler Helmut Schmidt an der Spitze. In der Opposition schielten CDU und CSU nach der Machtübernahme. Eine neue Partei wie die Grünen nahm also niemand ernst, sie wurde sogar belächelt. Doch der Impuls, der von der Gründung ausging, konfrontierte die bestehenden Parteien mit Themen wie Friedenspolitik, Umweltschutz, Emanzipation, Dritte-Welt-Politik. So gesehen veränderte die grüne Welle nicht nur den Politikstil, sie erhöhte auch die politische Beteiligung von Frauen in erheblichem Umfang. Eine Frau war auch die wichtigste Person in der Gründungszeit der Partei: die Friedensaktivistin Petra Kelly. Die privat übrigens kurioserweise eine Beziehung zum Ex-Bundeswehr-General Gerd Bastian führte.

In der Gründerzeit gehörten viele Idealisten aus unzähligen Interessensgruppen den Grünen an. Jeder wollte seine eigene Wahrheit ausleben und durchsetzen. Das Spektrum reichte von extrem Rechts bis ebenso extrem Links. Personen die der Partei eine ordnende politische Linie geben wollten, wurden von den Fundis verschiedener Flügel beschimpft und ausgebremst. Es kam zwangsläufig zum Kampf der Fundis gegen Realos (Realpolitiker). Letztere gewannen und führten die Partei zum Erfolg: Bei den Wahlen 1983 zog die Partei mit 5,6 Prozent zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag ein.

Der Zusammenbruch des Realsozialismus 1989/1990 und die deutsche Wiedervereinigung brachten die nächste Veränderung: Die Grünen schlossen sich 1993 mit der DDR-Bürgerbewegung "Bündnis 90" zusammen. Es war ein politischer Schachzug, der die Bürger der ehemaligen DDR zu potenziellen Wählern der neuen Grünen machen sollte, denn Umweltthemen waren damals in Ostdeutschland nicht sehr populär. Mit Erfolg: "Bündnis 90/Die Grünen" bildeten nach der Bundestagswahl '98 zum ersten Mal eine rot-grüne Regierungskoalition mit der SPD. Allerdings hat das Regieren die Grünen und ihre Politiker über die Jahre verändert. Vorbei die Zeiten der langen Haare, wilden Bärte und Turnschuhen. Grüne Utopien und politische Praxis liegen heute oft weit auseinander. Böse Zungen behaupten sogar, die Grünen von heute seien am besten noch mit der FDP der siebziger Jahre zu vergleichen. Seis drum, die Grünen haben das politische Umweltbewusstsein über all die Jahre verändert. In der heutigen Zeit kommt darum keine Partei mehr um Themen wie Ökologie oder Nachhaltigkeit herum. Darum, Happy Birthday "Die Grünen".

12. Januar 2011

Er ist ein Star, lasst ihn NICHT raus!

Am Freitag geht es also wieder los, das selbsternannte TV-Ereignis des Jahres: "Hilfe ich bin ein Star, holt mich hier raus!" beim Trash-Sender RTL. Oder wie Stefan Raab zu sagen pflegt, "RTL-Redakteure, ihr kommt alle in die Hölle." Nun, im Gegensatz zu den Bauern und ihren gruseligen Frauen oder den Söhnen mit ihren Schwiegertöchtern hat das Dschungelcamp ja zumindest einen einigermassen reizbaren Aspekt, man kann den Promis zuschauen, wie sie sich freiwillig und für Geld quälen lassen. Wobei, Moment. Promis? Naja. Irgendwie ist das Aufgebot 2011 nicht mehr ganz so prominent. Beim einen oder anderen C-Promi musste ich Google befragen um zu erfahren, was er/sie genau gemacht hat im Leben. Ob und wie oft ich in die Sendung zappe, das kann ich an dieser Stelle noch nicht voraussagen. Immerhin ist es eine Live-Sendung. Meist werd ich die Sendung darum wohl zu einem späteren Zeitpunkt online auf Abruf über RTL now oder Teleboy anschauen. Und dann gleich die Werbung durchspulen...

In der Schweiz hat "20 Minuten" ja unlängst eine Umfrage durchgeführt, welcher nationale Promi denn in den Dschungel soll. Am besten ohne Rückflugticket. Nun, die Ergebnisse waren so überraschend dann auch nicht. Platz 1 belegte Mike Shiva. Auf den weiteren Plätzen Cervelats wie Carl Hirschmann, Piero, Leo Ritzmann, Nomi Fernandes (nie gehört!), Gölä und so weiter. Die üblichen Verdächtigen halt. Eventuell sollte 20Min einfach einmal damit anfangen, gar nicht mehr über solche unwichtigen Nasen zu berichten, dann löst sich auch deren C-Promistatus schnell in Luft auf. Aber zurück zu RTL. Wer ist nun an Bord oder besser gesagt, im australischen Camp? Hier die 11 abgehalfterten TeilnehmerInnen und was ich von ihnen weiss. Viel ist es nicht und ohne Suchmaschine wärs zum Teil gar nix gewesen...

 Mathieu Carrière hat vor gefühlten 100 Jahren mal mit Romy Schneider gespielt, irgendwie ein frankophoner Freak. Erinnert mich ein bisschen an Klaus Kinski - wobei die Genialität fehlt. Prognose: Polarisiert und wird unter die letzten Zwei kommen!
Thomas Rupprath, Schwimmer. Glaub ums Jahr 2000 rum durchaus erfolgreich. Hat im letzten Sommer sein Karriereende bekannt gegeben und ruiniert sich nun wohl seinen Ruf. Prognose: Geht unter wie die Titanic.
 Gitta Saxx war vor einigen Jahren mal im Playboy zu sehen und wurde dann scheinbar zum Playmate des Jahrhunderts gewählt. Komisch nur dass die Bildersuche bei Google sich dara überhaupt nicht erinnert. Prognose: Langweilt sich und uns, geht freiwillig raus.
Eine der vier Jacobs-Sisters, Eva. Kein Plan welche das auf diesem Foto ist. Angeblich ist sie ohne ihren Pudel angereist. Prognose: Wird zur Dschungelmutti und entsprechend verschont.
 Indira Weis ist ehemaliges Mitglied von Bro'Sis und hatte mal irgendwas mit Kachelmann. Das Lausemädchen hat angedroht, sich nackig zu machen falls sie ins Finale kommt. Wer nicht warten mag kauft den aktuellen Playboy. Prognose: Ihre offenherzige Art wird sie wohl ins Finale bringen.
 Frank Matthé aus Olpe. Ein warmer Weddingplaner. Aha. Hatte scheinbar mal eine TV-Show zu diesem Thema und hat auch die Hochzeit von Sarah Connor organisiert. Prognose: Ist zu sensibel und packt schnell mal die Koffer!
 Jay Khan. Danke Google. Ehemaliges Mitglied der Boyband US5. Muss man nicht kennen. Weder von ihm noch von seiner Band je was gehört. Prognose: Fliegt als erster Kandidat raus!
 Katy Karrenbauer. Der Walter aus "Hinter Gittern". Chronisch pleite und seit der Rolle in der RTL-Serie auch nie mehr wirklich vom Erfolg gekrönt. Prognose: Hat grosse Chancen diese Staffel zu gewinnen.
Peer Kusmagk. War mal GZSZ-Darsteller und Frühstücksfernsehmoderator bei SAT1. Unlängst ist seine Kneipe "La Raclette" ausgebrannt - da dürften die 50'000 Euro gerade passen. Prognose: ist zwar da, fällt aber niemandem auf und wir abgewählt.
Rainer Langhans. Alt-Hippie und Gründer der Kommune 1. Langzeitfreund von Uschi Obermaier, inzwischen hat er ein kleines Harem und lebt immer noch nach 68-Werten. Prognose: Quotengarant der auf Sieg oder Spielabbruch geht.
Sarah Kappik. War mal Kandidatin bei Heidi Klums GNTM. Und sonst? Nix. Prognose: Wird sich den Titel der Dschungel-Zicke sichern.

Fazit, so wirklich prominent ist die 2011er Selektion nicht. Aber okay, welcher normale Mensch lässt sich schon gerne öffentlich zum Affen machen. In Kakerlaken baden, Känguruh-Hoden essen, mit Skorpionen kämpfen und so weiter. Klar, ich wette Jahr für Jahr dass RTL das hohe Risiko eines Unfalls oder einer schweren Verletzung nicht gehen kann und entsprechend alles save ist. Aber trotzdem, wenns um den ekligen Kängi-Hoden geht, da sitzt du dann alleine vor dem Silbertellerchen. Bestimmt wird es in diesem Jahr viel nackte Haut geben, Langhans möchte am liebsten gar nix anziehen und die Indira will das TV-Publikum ja mit einem Striptease überraschen. Ob das reicht um gute Einschaltquoten zu erreichen? Man wird es sehen. In England hat es eine kollabierende Kandidatin - und die entsprechenden Medienberichte - gebraucht, bis sich das Publikum für die letzte Staffel interessiert hat. Free Rainer!