19. September 2006

Schneckenpost

Was lange währt wird endlich gut, dürfte sich eine 61-jährige Offenburgerin gedacht haben, als sie ihren Briefkasten öffnete und eine Postkarte vorfand. Schon beim Betrachten des Adressat wurde sie stutzig, denn es war ihr seit Jahren verstorbener Vater. Die Karte stammte von einer Tante ihrer Mutter. Diese hatte sie aus dem Kururlaub geschrieben – vor 44 Jahren.

"Meine Mutter hat mir das erst gar nicht geglaubt. Erst als ich sie auf die 10-Pfennig-Briefmarke hingewiesen habe, konnte ich sie überzeugen", so die 61-jährige. Wenn man bedenkt, dass der Kuraufenthalt der lieben Tante in der Nähe von Freiburg war, ist eine Zustellung über 100 km über 44 Jahre hinweg schon ein sehr langer Zeitraum.

Ein Aufkleber auf der Karte verweist noch auf eine falsche postleitzahl. Das stimmt nicht ganz. Denn die Postleitzahlen wurden erst 1993 erneuer, da war die Karte schon 31 Jahre unterwegs. Die Post allerdings gibt sich nicht äußerst schuldbewusst. "Manchmal kommt es vor, dass Kinder eine Karte finden und dann wieder in den Briefkasten werfen", erläuterte ein Post-Sprecher in Stuttgart. Ein Verschulden der Post mochte er dann doch nicht ganz ausschließen, er verwies jedoch darauf, dass dies der "absolute Ausnahmefall sei."

Eine Entschuldigung gab es also nicht. Auf der Poststelle hat man die 61-jährige Dame nur darauf verwiesen, dass die Karte doch ordnungsgemäß ausgestellt sei. Immerhin die Absenderin amüsiert sich über den Vorfall. Sie ist heute 98 Jahre alt und lebt in einem Altersheim in Baden Baden. „Sie hat lachen müssen, als ich ihr von der Postkarte erzählt habe“, sagt die Tochter des Adressaten. Unverhofft kommt eben oft...

18. September 2006

Charlotte Gainsbourg 5:55

Es ist mal wieder Zeit eine CD etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Lange genug musste ich warten, bis sich wieder etwas in meinen Ohrmuscheln verfangen hat, das mich dazu bewegt hätte, deswegen in die Tastatur zu hauen. Tja und nun ist es soweit: 20 Jahre nach ihrer letzten Single "Lemon Incest" (die damals natürlich auch gekauft habe) legt Charlotte Gainsbourg ihr zweites, eigenes Album vor. Es trägt den Namen "5:55". Hergleitet nach der Uhrzeit, um welcher Charlotte regelmässig wach liegt und träumt. Tja, Künstler haben halt einen etwas anderen Tagesablauf...

Charlotte Gainsbourg, allein der Name macht hellhörig. Ja, es ist natürlich die Tochter der französischen Skandal-Legende Serge, gezeugt mit seiner Muse Jane Birkin. Allen bestens bekannt ihre Stöhn-Single "Je t'aime, moi non plus.." Zugegeben, auch Tochter Charlotte ist jetzt nicht unbedingt mit einer gewaltigen Stimme ausgerüstet. Alle Songs sind irgendwie gehaucht und manchmal geht es tatsächlich auch in Richtung Stöhnen und Seufzen. Nur, die Stimme passt zur Musik. Und zwar perfekt! Charlottes besondere Stimme hat übrigens auch schon Madonna für sich genutzt, zu hören auf dem Intro von "What It Feels Like For a Girl".

Im Hintergrund hatte Charlotte viele fleissige Heinzelmännchen, die das Album zu dem gemacht haben, was es schliesslich ist: ein Meisterwerk. Die Texte kommen so zum Beispiel von Jarvis Cocker, Frontmann der Band "Pulp" und Neil Hannon "Divine Comedy". Arrangiert und produziert hat Nigel Godrich (Radiohead, Paul McCartney). Und schliesslich die Musik, die kommt von niemand geringerem als Nicolas Godin und Jean Benoit Dunckel, besser bekannt als "Air". Mit ihrem Album "Moon Safari" haben sie vor einigen Jahren die Electronic-Szene aufgemischt. Wenn man den Interviews der Beteiligten Glauben schenken darf, wurde rund um das Album aber nicht nur gearbeitet, sondern auch fleissig gefeiert. Um nicht zu sagen gesoffen. So erzählt Charlotte von einem feuchtfröhlichen Abend mit den Herren, Resultat der Song "Nighttime Intermission", eine fahrige Angelegenheit mit schnellen Drums und einem aggressiven Piano. Eine Art Trip halt!

Das Album ist zu einem grossen Teil in Moll gehalten. Traurige Klänge überwiegen also. Trotzdem versprüht es viel Lebenslust. Charlotte ist es Leid im Schatten ihres geliebten Vaters zu stehen. Inzwischen 35 Jahre alt (und sie sieht immer noch aus wie ein unschuldiger Teenie!), verheiratet und Mutter zweier Kinder hat die Französin ihren eigenen Weg eingeschlagen. Als Schauspielerin ist sie beinahe nur in sogegannten Arthaus-Filmen zu sehen, also künstlerische Werke. Und eine ähnliche Art Kunst legt sie mit ihrem Album nun an den Tag! Was aber nicht heissen soll, dass "5:55" kein Hitpotential hätte. Ganz im Gegenteil. Das beweist nicht zuletzt die Tatsache, dass die Platte gleich nach ihrem Erscheinen Platz 1 der französischen Verkaufscharts belegt hat. Und das obwohl 90 Prozent der CD in Englisch gesungen sind.

Songs wie "The Operation" oder "Songs that I Sing" hätten es durchaus verdient im Radio zu laufen. Aber eben... lieber 100 x den gleichen Song am Tag, als seinen Hörern mal was Inovatives zu bieten. Aber das ist ein anderes Thema. Viele Songs sind unterlegt mit Geräuschen, so fliegen schon mal ein paar Möwen vorbei oder Raumschiff Enterprise legt einen kurzen Audio-Zwischenhalt ein. Besonders witzig, der Refrain bei "Af607105". Abgerundet werden die Lieder mit viel Piano, scharf gespielten Bass und zahlreichen Keyboard-Loops. Wer sich zudem "die Mühe" macht, die Texte genauer unter die Lupe zu nehmen, wird dafür mit witzigen bis tiefgründigen Zeilen belohnt. Pulp lässt grüssen!

Bevor ich jetzt aber jeden Song in seine Einzelteile zerlege um am Schluss auf das Ergebnis zu kommen, auf "5:55" hat es keinen einzigen schlechten Song, schlage ich einfach vor: Reinhören!
30 Sekunden-Samples gibts u.a. hier:

http://www.exlibris.ch/download_player.aspx?lm_id=3899189

Übrigens, in den meisten Biografien von Charlotte Gainsbourg wird - vermutlich bewusst - verschwiegen, dass es neben "Lemon Incest" mit Papa Serge noch eine zweite Single, ja sogar ein ganzes Album gab. Ganz unter dem Motto "ich war jung und brauchte das Geld" trägt die den Titel "Elastique" und ist, ehrlich gesagt, mies! Aber ich gebe es zu, trotzdem hat sie einen Ehrenplatz in meiner Jukebox gefunden. Jugenderinnerungen halt...und ein bisschen verliebt bin ich noch heute!

PS: Freue mich auf euer Feedback...

15. September 2006

Der Pumuckl Streit


Kinderheld Pumuckl wird in Zukunft nicht mehr im Bayerischen TV zu sehen sein. Die Zeichnerin des rothaarigen Kobolds, Barbara von Johnson, entschied ein Verfahren zu ihren Gunsten. Das Gericht untersagte dem Sender sowohl den Spielfilm "Meister Eder und sein Pumuckl" als auch die Kindersendung "Pumuckl-TV" auszustrahlen.

Frau Von Johnson hatte 1965 als Siegerin eines Wettbewerbs im Auftrag der "Pumuckl"-Autorin Ellis Kaut den Kobold erstmals gezeichnet, nachdem die Figur drei Jahre zuvor für Hörspiele des Bayerischen Rundfunks entstanden war. Als 1982 der erste Kobold-Kinofilm "Meister Eder und sein Pumuckl" entstand, wurde Johnsons Darstellung offiziell nicht mehr verwendet und von anderen Zeichnern überarbeitet. Das Münchner Landgericht entschied jedoch bereits in einem früheren Prozess im November vergangenen Jahres, dass auch der überarbeitete Pumuckl die gleichen typischen Merkmale wie Johnsohns Kobold habe: Dazu zählten der wirre rote Haarschopf, der runden Kopf, die Kleidung, die übergroßen Hände und Füße. Nach dem damaligen Urteil musste die Grafikerin als Co-Urheberin genannt und ebenso an den Einnahmen beteiligt werden.

In dem jetzigen Verfahren entschied das Gericht, dass die Klägerin 1978 lediglich das Recht eingeräumt habe, die Pumuckl-Figur zur Erstellung einer Fernsehserie mit knapp 30-minütigen Folgen zu nutzen. Mehr nicht...

Für die Produktion des ersten Spielfilms "Meister Eder und sein Pumuckl" im Jahr 1982 sei aber vergessen worden, die Grafikerin erneut zu fragen. Auch für die Nutzung der Figur im Internet sei nie eine Lizenz erteilt worden. Insbesondere habe es der Bayerische Rundfunk versäumt, bei der Serie "Pumuckl-TV" sich mit Von Johnson abzustimmen. Die Grafikerin habe nun Anspruch auf eine finanzielle Entschädigung, erklärte der zuständige Richter.

Die Kinder müssen nach den Vorstellungen von Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut (Bild) aber auch künftig nicht auf den kleinen rothaarigen Kobold verzichten. In der Schweiz gebe es bereits eine neue Pumuckl-Figur, sagte die Schriftstellerin Ellis Kaut in einem Interview.

Und tatsächlich, in der Schweiz existiert bereits ein neuer Kobold. Dieser Pumuckl habe nichts mit dem der ursprünglichen Zeichnerin zu tun, hätte aber weiterhin «einen roten Schopf, große Hände, kreisrunde Augen und bekommt rote Ohren vor Aufregung», beschrieb einer Bayern-Mitarbeiter die Figur.

Tja, wie sagte Pumuckl selber in Folge 33: "Herz aus Gold, ist Kobolden hold!" Und wie es scheint, ist dieses wertvolle, glänzende Material nicht nur Kobolden hold... sondern auch ihren Erschaffern!

14. September 2006

Alk am Steuer

Immer wieder werden verrückte Rekorde gebrochen, wenn es um das Thema Alkohol geht. In den letzten Tagen und Wochen scheint man sich aber im Osten Europas gerade zu einen Wettkampf geliefert zu haben was das Saufen angeht.



Ein 37-jähriger Kroate hat einen Alkoholgehalt von 7,3 Promille im Blut überlebt. Nach Berichten der Zagreber Zeitung "Vecernji List" fiel der Mann nach einem ausgedehnten Kneipenaufenthalt ins Koma und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Der Kriegsveteran hatte an jenem Abend nach eigenen Angaben drei Liter Weißwein und fast einen Liter Kräuterlikör getrunken.

Die litauischen Verkehrspolizisten trauten ihren Augen kaum, als bei einer Routineuntersuchung das Atemmessgerät 8,4 Promille Alkohol anzeigte. Doch auch ein wiederholter Test habe den lebensgefährlichen Wert bestätigt, berichtete die Tageszeitung "Lietuvos rytas" in Vilnius. Der 50-jährige Fahrer gab zu Protokoll, seit anderthalb Wochen seinen runden Geburtstag zu feiern.

Erst im Mai hatten die Gesetzeshüter in Litauen auf der Autobahn einen Lastwagenfahrer mit 7,3 Promille aufgehalten. In Litauen wird derzeit diskutiert, ob die Messgeräte umgerüstet werden sollen, bisher endet deren Skala bei 9,9 Promille.

Weiter in Bulgarien, auch da hat ein Autofahrer mit einem extrem hohen Alkoholwert für Aufregung gesorgt: Er soll mit 8,35 Promille Alkohol im Blut am Steuer gesessen haben. Den Polizisten war seine Zickzack-Fahrweise aufgefallen. Der Mann soll mindestens zwei Liter bulgarischen Schnaps, "Rakija", getrunken haben.

Mit sagenhaften 7,27 Promille Alkohol im Blut ist ein Lkw-Fahrer in Estland von der Polizei gestoppt worden. Der 41-Jährige habe selig vor sich hin gelächelt, berichtete eine Polizeisprecherin. Der Mann gab bei der Vernehmung an, am Abend vor der Fahrt zu viel getrunken und am Morgen gegen die Übelkeit einige Biere zu sich genommen zu haben.

In zahlreichen osteuropäischen Ländern gilt übrigens eine strengere Promillegrenze als bei uns in der Schweiz. Estland, Rumänien, Tschechien oder Ungarn haben 0,0. Einzig in Grossbritannien, Irland und Südzypern gilt noch 0,8 Promille. Na denn, Prost!

13. September 2006

Apple goes Movie!

Apple hat heute mit iTunes 7 die bedeutendste Erweiterung der Musik-Jukebox mit integriertem Online-Musik- und Video-Store seit seiner Einführung 2001 vorgestellt. Neu in iTunes 7 sind Features wie beispielsweise die Album- und Cover-Flow-Ansicht für Musik, TV-Sendungen und Spielfilme.

Wie im Vorfeld erwartet wurde, bietet der iTunes Store, so der neue Name des ehemaligen iTunes Music Store, nun in den USA über 75 Spielfilme von Walt Disney Pictures, Pixar, Touchstone Pictures und Miramax Films an, die gekauft und heruntergeladen werden können, um sie auf dem Computer und dem iPod wiederzugeben. Die Inhalte können auch auf dem ebenfalls neu vorgestellten iTV Player – so der Codename des noch namenlosen, drahtlosen Streaming-Clients für die Verbindung zum Fernseher – wiedergegeben werden.

Aktuelle Spielfilme werden laut Apple bereits am Tag ihrer DVD-Veröffentlichung über den iTunes Store für 12,99 US-Dollar erhältlich sein. Somit liegen die Preise im iTunes Store unterhalb der regulären Händlerpreise in den USA, die bei Neuvorstellungen von DVDs meistens bei rund 18 US-Dollar liegen. Ältere Titel werden im iTunes Store für 9,99 US-Dollar verfügbar sein. Damit man sich vor dem Kauf ein kleines Bild der Filme machen kann, lassen sich über den iTunes Store vorab Trailer herunterladen. Apple hofft darauf, das Angebot der herunterladbaren Spielfilme in Kürze deutlich steigern zu können.

Unter den nun in den USA verfügbaren Titeln sind Filme wie „Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl“, „Shakespeare in Love“, „The Princess Diaries“, „The Incredibles“, „National Treasure“, „Toy Story“, „The Rock“ und „The Rookie“. Vorbestellte Filme werden mittels iTunes 7 automatisch heruntergeladen, sobald sie verfügbar sind. Alle Videos aus dem iTunes Store werden mit iTunes 7 bei einer Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten heruntergeladen – bisher lag die Auflösung der Videos bei 320 × 240 Pixeln.

Einen Termin, wann der neue Service auch nach Europa kommen soll, nannte Apple leider mal wieder nicht. Das Unternehmen gab nur bekannt, dass man im Jahr 2007 mit einer "Internationalisierung" des Services beginnen möchte. Bereits verfügbar in der Schweiz sind übrigens farbige, neue Spiele für den iPod.