Lange habe ich ihn wieder schlafen lassen, diesen Blog hier. Aber heute ist wieder einer dieser Tage, an dem mir mein alter Freund Bloggy treu zur Seite steht, einer dieser Tage, an welchen er als Sprachrohr meiner Gedankenwelt dient. Nun, dass ich gestern am Konzert von The Cure war, hab ich im Facebook ja bereits abgefeiert und ja, falls es jemand da draussen noch nicht wissen sollte: es war grossartig! Aber genau solche Konzerte sind es dann, welche einen zum Nachdenken anregen, man schwelgt in Erinnerungen, wagt den scheuen Blick in die Zukunft. Siebenminütige Schmalzhymnen wie "Pictures Of You"oder "End" lassen ganz viel Zeit für solche Gedanken und wenn bei "Trust" die erste Träne fliesst, dann weisst du, du bist in der melancholischen Welt von Robert Smith angekommen und darfst dich gerne niederlassen. Wobei an dieser Stelle erwähnt sei, dass Melancholie für mich kein schlechtes Wort ist, im Gegenteil oft spielt das Leben in Moll und das liegt nicht nur am herbstlichen Nebel. Nun gut, langer Schwede, kurzer Finn; was ich eigentlich schreiben wollte, dass die Welt spinnt. Klar, auch keine neue Erkenntnis. Aber im Hinblick auf die US-Wahlen vom kommenden Dienstag durchaus eine erneute Erwähnung wert.
Wer bitte hätte noch vor einem Jahr geglaubt, dass ein Idiot wie Donald Trump die Chance erhalten könnte, dereinst Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden? Ich nicht. Also gut, eigentlich schon, denn die Amis gelten nicht als das schlauste Volk der Welt. Gestörte Waffengesetze, ein bemitleidenswerter Bildungs- und Gesundheitssystem, unmögliche CO2-Ausstösse und vieles mehr, lassen einen schon an der Intelligenz dieser Nation zweifeln. Da konnte, leider, auch ein Barack Obama nicht wirklich viel ändern und tritt nach 8 Jahren ab, ohne einen wirklichen Leistungsausweis. Und genau darum hat dieser olle Trump nun gute Chancen, dass er gewählt wird. Viele Amis sind frustriert und enttäuscht ob der Amtszeit des ersten, schwarzen Präsidenten und das ruft die Protestwähler auf den Plan. Wohin das führt, sieht man anhand der AfD-Resultate in Deutschland. Kommt dazu, dass mit Hillary Clinton die Alternative nicht wirklich grossartig ist. Nun, es wird spannend in der Nacht auf Dienstag, ich zumindest gehe am Mittwoch erst nach dem Mittag auf Arbeit, damit ich den Wahlkrimi live, mit Honigmilch und Donuts, mitverfolgen kann, um mir dann rechtzeitig einen Platz im Atomschutzbunker zu sichern, wenn der Irre mit dem schlechten Toupet alsbald den Code Red weiss.
Aber es gibt ja noch weitere Typen, welche uns in diesen Tagen das Zeitung lesen Tag für Tag vermiesen. Da wäre der Diktator vom Bosporus, der sich sein Imperium aufbaut wie damals in den 30er Jahren der Adolf Hitler. Das Schema ist gleich und wer "Mein Kampf" mal gelesen hat, wird erschreckende Parallelen entdecken, die Säuberung hat System. Kurden, Journalisten, freidenkende Akademiker, Lehrer, Polizisten, Armeeangehörige - kurz alle die, welche eine andere Meinung vertreten als der Herr Erdogan werden kurzerhand eingesammelt und weggesperrt, analog den Juden im 2. Weltkrieg. Und wenn sich dann das türkische Parlament, welche ja inzwischen auch nach seiner Pfeife tanzt, noch für die Wiedereinführung der Todesstrafe ausspricht, ist es ein Leichtes, unbequeme Zeitgenossen aus dem Weg zu schaffen. Der Bau eines ersten Todeslagers dürfte dann auch nur noch eine Frage der Zeit sein. Und was machen Europa und die Welt? Zuschauen um dann irgendwann sagen zu können: "Damit konnte man ja nicht rechnen, so eine humane Katastrophe hat sich nicht abgezeichnet!" Solch faule Ausreden klappen ja in Falle von Syrien schon gut, Aleppo geht unter, Menschen sterben und Typen wie Assad, Putin oder eben Erdogan lachen sich ins Fäustchen. Immerhin können alle drei Herren immer mal wieder Landgewinne verbuchen, was so weit führt, dass Erdogan nun schon Besitzansprüche gegenüber den griechischen Inseln stellt. Und auch hier gilt, wir werden sehen und spüren, wie die Geschichte in der Türkei ausgeht, der Aufbau eines nationalsozialistischen Staates läuft, der selbsternannte Präsident aller Türken ist noch lange nicht am Ziel seiner perversen Machtträume angelangt. Erst wenn der letzte Andersdenkende eliminiert und die restlichen Bürgerinnen und Bürger aus lauter Angst vor Repressionen schweigen, wird er auf seinem samtigen Thron seinen Schnauz kraulen und zufrieden vor sich hin lächeln.
Wo ich aber gerade mal wieder am Schreiben bin hier im Blog, werfen wir doch noch einen kurzen Blick in hiesige Gefilde. Denn auch in unserem schönen Schoggiland ist nicht immer alles Gold was glänzt, ausser vielleicht das Nationalbank-Gold, mit welchem man übrigens innert kürzester Zeit die Armut auf diesem Planet eindämmen und so Elend und Flüchtlingsströme stoppen könnte. Aber ja, lassen wir solche Gedankenspiele, bringen ja eh nix. Wir sparen lieber, so auch in der Bildung und bei der Sicherheit. Der Aargau geht da mit "gutem" Beispiel voran und wenn es so weitergeht, haben wir bald wieder Klassengrössen wie in den 50er Jahren und einen Lerneffekt wie beim Schauen der Teletubbies. Darum, nein zum Bildungsabbau. Wer am Dienstag die Möglichkeit hat, auf die Strasse zu gehen und zu demonstrieren, der soll das tun. Die Sparmassnahmen betreffen nämlich weniger die LehrerInnen, als vielmehr unsere Gesellschaft, denn jedes Kind soll die faire Chance auf Bildung erhalten. Das ist in meinen Augen ein Grundrecht und darum wird, meiner Meinung nach, an der falschen Stelle gespart.
Und wenn wir schon innenpolitisch werden: Am 27. November hat die Schweiz, oder soll ich sagen hätte die Schweiz, die Möglichkeit, mit dem Atomausstieg ein Zeichen zu setzen. Die Experten sind sich einig, es wäre machbar und mal ganz ehrlich, dieses AKW Gösgen raubt mir Sommer für Sommer mehrere Stunden Sonne wegen diesen blöden Wolken. Und ja, das war ein Spass. Klar, die französischen oder tschechischen Atomkraftwerke, welche künftig dann einspringen würden, strotzen auch nicht vor Sicherheit. Aber die uralten Teile bei uns sind auch nicht viel besser und das Ziel sollte es ja sein, dass international auf Atomkraft verzichtet und auf alternative Energie gesetzt wird. Und die Schweiz könnte, einmal mehr die Chance, diesbezüglich ein Vorbild zu sein. Nutzen wir sie also!
So und zum Schluss noch ein bisschen Kommunalpolitik, so ganz unter uns hier in Buchs. Die wollen doch tatsächlich den Platz vor dem Gemeindesaal verbauen, mit Alterswohnungen. Finde ich nicht gut. Klar, der Platz ist hässlich, aber durchaus nützlich für das Dorf bei Festanlässen etc. Im Netz kann man sich ein entsprechendes Unterschriftenformular runter laden, um das Bauvorhaben an die Urne zu bringen. Meiner Meinung nach sollte der Platz als solcher erhalten und baulich aufgewertet werden. Eine Art Dorfplatz halt, mit ein paar Bäumen, Sitzgelegenheiten und der Möglichkeit, beim Jugendfest da weiterhin die Bahnen aufzustellen.
Okay, das war jetzt etwas gar schwere Kost über alle Zeilen gesehen, aber eben, dafür ist der Blog ja da und niemand wird gezwungen, den ganzen Käse hier zu lesen. Klar, über Feedbacks freue ich mich natürlich immer, denn, auch wenn diese Ansichten hier selbstverständlich nicht allen Leserinnen und Lesern gefallen werden, macht ja genau das unsere Demokratie aus, dass jeder Denken und Sagen darf, was er möchte. Im Gegensatz zu so viele anderen Nationen - und es werden leider immer mehr. In diesem Sinne ein schönes Weekend und bis die Tage mal wieder hier im Blog.
Um zu schliessen klaue ich eine Textstelle von Robert Smith, welche mir gestern beim Konzert besonders eingefahren und während dem Schreiben wieder in den Sinn gekommen ist:
"If only I'd thought of the right words, I could have held on to your heart / If only I'd thought of the right words, I wouldn't be breaking apart all my pictures of you."
© Monsieur Fischer