15. November 2013

à propos: FC Rohr Aarau


Kennen Sie den Sportplatz «Im Winkel» in Aarau? Nicht. Dachte ich mir. Der gleichnamige Sportplatz in Rohr ist Ihnen aber bestimmt ein Begriff. Immerhin waren die Veteranen des FC Rohr, dank dem Schweizer Fernsehen, 2006 für ein paar Wochen Medienstars - und mit ihnen auch der heimelige Tschuttiplatz am Waldrand. Im offiziellen «SprachRohr» des Fussballclubs ist nun aber zu lesen, dass der FC Rohr bald keinen eigenen Fussballplatz mehr hat. Nein, sogar Geld soll man für dessen Benützung bezahlen, ganz abgesehen von all den Investitionen wie Flutlicht oder Umkleidekabinen. Neue Besitzerin wird die Stadt Aarau, Fusion sei Dank. Aus dem Rathaus ist zu hören, in Aarau sei es nun mal so, dass die Stadt die Sportanlagen betreibt und man die Kündigung nicht rückgängig machen werde. Und schon hat die Kantonshauptstadt ein zweites Stadionproblem. Ich vermute ja, dass man Rohr «enteignet» (Zitat FC Rohr), hat damit zu tun, dass das neue FC Aarau-Stadion nicht im Torfeld Süd, sondern «Im Winkel» gebaut wird. Im Jahr 2035. Bis dahin führt der FC Rohr seine Heimspiele im Brügglifeld durch, alternierend mit dem FC Aarau. Zürich sollte uns da ein gutes Beispiel sein. Spass beiseite: mit dieser Aktion schiesst man mit Kanonen auf «RohrSpatzen» und sollte vielleicht wirklich noch einmal das Gespräch suchen. 

4. November 2013

«Feuchtgebiete»


Wer bei diesem Titel jetzt an weibliche Fantasien, Analfissuren oder Charlotte Roche denkt... Sorry, andere Baustelle. Aber à propos Baustelle: eine solche soll es, nach dem Willen des Aarauer Einwohnerrats, dereinst an der Aare geben. Der Aareraum Ost soll in eine Art Bucht, inklusive Feuchtgebiet, umgestaltet werden. Kostenpunkt: 3,6 Millionen Franken. In den Augen eines bürgerlichen Komitees zu viel Geld, entsprechend wurde das Referendum ergriffen und am Montagabend über 1400 Unterschriften gegen das Projekt auf der Stadt abgegeben. Jetzt hat das Volk das letzte Wort in Sachen Aareraum Ost und es dürfte eng werden, was die Neugestaltung angeht.
Ich persönlich mag ja die Aare und bin der Meinung, dass wir sie in Aarau - im Gegensatz zum Beispiel zu Olten oder Solothurn - viel zu wenig nutzen. Die Grillplätze, das «Summertime», die Sandbänke oder die «Schwanbar» sind löbliche Ausnahmen. Aber es darf ruhig noch mehr sein. Leben am Wasser ist doch wunderbar! Ob dieses fast 4 Millionen kosten muss, sei dahingestellt. Fakt ist aber, es muss an der Aare etwas gehen, die Promenaden müssen attraktiver gestaltet und der Zugang ans Ufer vereinfacht werden. Warum kein breiter Steg oder eine Art Mole? Nur zwei (einfache) Möglichkeiten, wie man, im direkten Kontakt mit der schönen, grünen Aare, die Seele baumeln lassen könnte.

1. November 2013

à propos: Kulturdünger

Kennen Sie den Fabrikpalast in der Telli? Ein kleines, feines Theater in welchem es zum Beispiel Märli für Kinder, Puppentheater für die Grossen oder auch Zaubershows gibt - kurz, jeder Geschmack wird vom Betreiber Hansueli Trüb bedient. Er tut dies seit Jahren, ehrenamtlich und ohne dass er damit etwas verdienen würde. Darum hatte Trüb eine Idee und wollte seinem Fabrikpalast professionellere Strukturen geben. Am vergangenen Montag hätte der Einwohnerrat die Möglichkeit gehabt, die finanziellen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Hat er aber nicht. Kein einziges Ratsmitglied befand es für nötig, in der Budgetdebatte den Fabrikpalast auch nur zu erwähnen. Nein, die Ratsmehrheit folgte gar einem Antrag der Ratsrechten, die Kulturausgaben auf dem Niveau von 2013 zu plafonieren, was einer Kürzung des Kulturbudgets um 58'000 Franken gleichkommt. Sprich, der Fabrikpalast erhält einen unveränderten Betrag von 11'400 Franken. Eine Geschäftsstelle kann damit nicht finanziert werden. «Wir müssen die Situation in unserer nächsten Vorstandssitzung analysieren und die Konsequenzen daraus ziehen», sagt Hansueli Trüb. Bleibt zu hoffen, dass er den Mut nicht verliert und nicht die falschen Konsequenzen zieht. Es wäre ein Verlust für Aarau!Und an den Einwohnerrat an dieser Stelle vielleicht der Hinweis, dass man sich, auch wenn Wahlen anstehen, jederzeit für eine gute Sache exponieren darf.

31. Oktober 2013

„Fuck You, You Fuckin‘ Fuck“-Award 2013

Wer ist der nervigste Schweizer des Jahres?



Das RCKSTR Magazine nominiert zehn mehr oder weniger prominente Personen für den „Fuck You, You Fuckin‘ Fuck“-Award 2013 und die Community wählt daraufhin ihren Favoriten zum nervigsten Schweizer des Jahres. Unter den Nominierten sind Gülsha Adilji von joiz, der neue Bachelor Vujo Gavric und Roger Schawinskis Bart. Die Sons Of Nature und ihr „Bio, Bio“-Song aus der Coop-Naturaplan-Werbung suchen einen Nachfolger für den „Fuck You, You Fucking Fuck“-Award, den sie 2012 als nervigste Schweizer des Jahres überreicht bekommen haben. Initiant des FYYFFA ist das Zürcher RCKSTR Magazine, die grösste Schweizer Zeitschrift für Musik und Popkultur. Wie gehabt nominiert das Magazin zehn mehr oder weniger prominente Personen und die Leser, die Online-Community, ach, die ganze Schweiz stimmt dann darüber ab, wem der Award in Form eines stählernen Mittelfingers verliehen wird.

Über den „Fuck You, You Fuckin‘ Fuck“-Award

Seit dem Jahr 2006 wird der Award für den nervigsten Schweizer des Jahres alljährlich vom RCKSTR Magazine und seinen Lesern verliehen. Bisherige Preisträger: Chris von Rohr (2006), Sven Epiney (2007), Bastien Girod (2008), Carl Hirschmann (2009), DJ Antoine (2010), J.P. Love (2011), Sons Of Nature (2012). Wer gewonnen hat, steht ab dem 6. Dezember in der RCKSTR-Ausgabe #108 und die Award-Verleihung findet traditionell an der öffentlichen RCKSTR-Weihnachtsfeier am Dienstag, 17. Dezember, im Zürcher Mascotte statt; der Gewinner wird offiziell dazu eingeladen. Gevotet werden kann ab sofort unter http://bit.ly/FYYFFA-2013 bzw. auf der Facebook-Fanpage des RCKSTR Magazine: http://www.facebook.com/ROCKSTARmag.

Die Nominierten

Tanja La Croix & Yves Larock: „...and create the best Swiss party ever“ – gefühlte zehn Jahre lief die nervtötende Werbekampagne von Carlsberg für die angeblich beste Schweizer Party überhaupt, mit Tanja La Croix und Yves Larock als stümperhafteste Darsteller seit diesem Porno mit dem Stroh am Boden. In Tat und Wahrheit wurden die TV-Spots von Mai bis September ausgestrahlt, doch mit solch einer penetranten Häufigkeit, dass garantiert niemand mehr an diese Fete gehen wollte. Die menschenarmen Fotos von der Party auf dem Pilatus am 12. September bestätigen das.

Vujo Gavric: Darum ist der neue 3+-„Bachelor“ Vujo Gavric ein kolossal dumpfbackiges Arschloch, auch wenn wir bis Redaktionsschluss noch keine Folge der neuen Staffel sehen konnten: 1. Er ist der Nachfolger von Lorenzo Leutenegger. 2. Carl Hirschmann gehört zu seinen Freunden. 3. Er posiert als besonnenbrillter Adolf Hitler und lädt das Foto dann noch bei Instagram hoch. 4. Auf ebendiesem Social-Media-Portal imitiert er Kleinwüchsige und trägt dabei ein Shirt seines Pizza-Arbeitgebers Dieci. Was für ein kolossal dumpfbackiges Arschloch.

Barbara Günthard-Maier: Ja, es war saudumm, dass die Organisatoren der Winterthurer Tanzdemo am 21. September keine Bewilligung für ihr Vorhaben eingeholt haben, speziell nach dem Berner Vorfall. Und die Leute, die sich an solch einer Veranstaltung absichtlich daneben benehmen, sind sowieso elende Vollpfosten. Was die Winterthurer Polizeivorsteherin und FDP-Stadträtin Barbara Günthard-Maier jedoch als „selbstbeherrschtes und zurückhaltendes“ Verhalten der Ordnungskräfte bezeichnete, kostete einer friedlichen Demonstrantin die Sehkraft auf einem Auge und verursachte bei einem jungen Polizeibeamten kompletten Hörverlust auf einem Ohr. Darum fordern wir einen unzurückhaltenden Metall-Stinkefinger für Frau Günthard-Maier.

DJ Tatana: Was war der Blick entsetzt, als bekannt wurde, dass DJ Tatana an der diesjährigen Street Parade nicht auflegen durfte, weil ihr Sound nicht mehr gefragt sei; weitere Medien sprangen auf den Zug des künstlichen Echauffierens auf, woraufhin praktisch die komplette Vorberichterstattung zum Mega-Event aus traurigen Zitaten der enttäuschten Tatana bestand. Warum schauen wir nicht mehr auf Röhrengeräten fern? Weil sie ausgedient haben. Und die Röhrenfernseher heulen deswegen auch nicht rum, also reiss dich zusammen und akzeptier‘s, Tatana.

Gülsha Adilji: Die einen lieben die joiz-Moderatorin, die anderen finden gar nicht schnell genug die Senderwechsel-Taste, sobald Gülsha Adilji auf dem TV-Bildschirm auftaucht. Oder auf dem Computermonitor. Oder auf dem Smartphone-Display. joiz ist schliesslich crossmedial. In der Streetgame-Sendung „Sherlock Hol’s“ auf SRF zwei kommentierte sie die Entscheidung ihres Kandidaten, sich bei der Suche nach Leuten mit Deo oder Parfüm im Gepäck auf junge Personen zu konzentrieren, mit: „Wil alti Lüt stinken sowieso.“ Sarkasmus hin oder her, dem respektlosen Plappermaul gehört das Maul mit Seife ausgewaschen!

Roger Schawinskis Bart: Kurz vor Redaktionsschluss trat Medienpionier und Niemanden-ausreden-Lasser Roger Schawinski zwar wieder blankrasiert in seiner Talkshow auf, doch die zwei Monate davor züchtete er in seinem Gesicht einen Hipster-Haarteppich, der nicht auf die Backen eines 68-Jährigen gehört, sondern auf die eines Studenten, der barfuss im Starbucks hockt und auf seinem MacBook (Air, CDs sind sooo 2008) über vegane Restaurants blogt. Und da der Bart jetzt ab ist und nichts mehr zu tun hat, könnte er den FYYFF-Award ja problemlos im Mascotte abholen kommen, falls er ihn gewinnt.

Giorgio Ghiringhelli: Wenn das Bundesparlament die Sache absegnet, darf man im Tessin bald per Kantonsverfassung sein Gesicht nicht mehr verhüllen. Weil uns arabische, Burka und Nikab tragende Frauen ja dermassen in unserem Lebensstil einschränken und die allgemeine Sicherheit bedrohen, klar. Selten war ein Verbot dermassen unnötig und fragwürdig – genauso verwunderlich ist, wie es zu einer 65,4-prozentigen Ja-Mehrheit kommen konnte. Das Ganze diente nur dazu, Initiant Giorgio Ghiringhelli wieder aufs politische Parkett des Tessins zu bringen; wir wollen dem Typen deswegen mit einem stählernen Fuck-You-Finger zum Sieg gratulieren.

Xenia Tchoumitcheva: Als wäre der Progressive-House-Track „So Beautiful“ des Westschweizer, öhm, „Musikers“ Djerem (Wer?!) nicht schon schlimm genug, „rappt“ die Miss-Schweiz-2006-Zweite Xenia Tchoumitcheva im letzten Drittel noch diese geistreichen Zeilen dazu: „Sexy people, look at me / Beauty is my therapy / These playboys look here like money / These playgirls look here like cash / Mirror, mirror on the wall / who’s the hottest of them all / Mirror, mirror, say it now.“ Schuster, bleib bei deinen Leisten und Xenia, halt die Klappe und mach das, was du wirklich kannst, hübsch aussehen nämlich.

Die Bellers: Er ist Baulöwe, hat ein pralles Bankkonto und darf nicht mehr unverhaftet in die USA einreisen, weil er dort nicht zu einem Gerichtstermin wegen Tätlichkeit im März erschienen ist. Sie ist 40, ihre Lederhaut sieht aus wie 400 und trotzdem scheint sie ihr Luxus-Leben vorwiegend im Bikini zu verbringen – jedenfalls lassen uns das die unzähligen Fotos in der Boulevardpresse glauben. Nächstes Jahr zeigt 3+ Walter und Irina Beller in einer Reality-Dokusoap à la „Die Geissens“, die Frau Beller gegenüber Blick.ch so zusammenfasst: „Man wird sehen, wie geil ich es finde, Walters Geld auszugeben.“ Das ist so furchtbar dekadent und unsympathisch, dass wir 1. ein lautes „Fuck you“ an die beiden richten und uns 2. wahnsinnig auf „Die Bellers“ freuen.

Melanie Winiger: Der erst gross angekündigte und dann nach kurzer Zeit abgebrochene Neues-Leben-Anfang in New York, der furchtbare Kinofilm „Who Killed Johnny?“, die teeniehaft grün gedipdyeten Haare, das angebliche Rumgemache mit Snowboarder-DJ Iouri Podlatchikov im Gonzo – Melanie Winiger gibt uns viele Gründe für eine FYYFFA-Nomination, doch der dringendste ist, dass sie im Rahmen der diesjährigen Swiss Music Awards mit Die-Toten-Hosen-Fronter Campino geknutscht hat und sich die Beziehungsgerüchte um die beiden immer mehr verhärten. SIE NIMMT UNS DEN PUNK WEG! Ja, die Hosen sind längst nicht mehr Punk, ABER TROTZDEM!

13. September 2013

à propos: Telli-Erinnerungen

Das Einkaufszentrum Telli feiert in diesen Tagen sein 40 Jahr-Jubiläum. Für mich als «Tellikind» ist dieses Jubiläum natürlich Anlass für ganz viele Erinnerungen. Früher war das «Zenti» ja eine Art Spielplatz für uns. Und mit früher meine ich die Zeit, als hinter dem Einkaufszentrum noch nicht das Polizeigebäude, sondern eine alte, leerstehende Fabrik (Jenny hiess sie glaub's?) stand und wir Jungs da - heute kann ich es ja sagen - mit Steinen deren Scheiben eingeschossen haben.

Im Einkaufszentrum selber haben wir früher als Kinder oft abgehangen, sind mit den Rollschuhen Wettrennen gefahren und später auf ausgebreiteten Kartons Breakdance geübt. Einmal im Jahr war immer das grosse Guggemusig-Treffen, ich erinnere mich noch, dass wir damals Freundschaft mit den Luzerner «Noggeler» geschlossen haben. Jahre später, als ich in der Leuchtenstadt wohnhaft war, verhalf mir das vergangene Treffen zu einem leckeren «Kafi Huerenaff».

A propos Party: eine gute Adresse für eine solche war früher immer das Belmondo - für die jüngeren Leser, das KBA von damals. Ich war dort immer mal wieder als DJ im Einsatz, unter dem Pächter Markus haben wir im Club sogar mal ein Punkkonzert mit «Chicken Skin» veranstaltet und die Hütte war voll!

Darum Happy Birthday Tellizentrum, auch wenn Du heute mehr Einkaufszentrum, denn Abenteuerspielplatz bist.

Aarauer Nachrichten vom Freitag, 13. September 2013, Seite 1