Ja, so sagt man es doch in der Regel, wenn man sich zum Beispiel im Ausland auf etwas einlässt, das man nicht kennt oder einen Anlass in der Fremde besucht, der einem unbekannt erscheint. Nun gut, ich habs getan: Weihnachten in Deutschland - und nein, nicht bei Hoppenstedts. Aber wegen Loriots Sketch meinen Ausflug über Xmas als Abenteuer zu betiteln, das wäre dann zu übertrieben. Nein, Deutschland ist zwar nicht die Schweiz und die Sitten mögen tatsächlich vielfach vielleicht anders sein. Aber trotzdem haben sich die Weihnachten 2011 so überhaupt nicht fremd oder anders angefühlt, nein, ganz im Gegenteil - es war zauberhaft!
Nun gut, schon die Zugfahrt von der Schweiz nach Deutschland mit der DB war toll - erste Klasse sei dank! Da bringt einem der Schaffner persönlich zwei schön gezapfte Bierchen und dazu eine Currywurst, sofern man das will. Und ja, ich wollte es. Sowas von. Dazu kam der Umstand, dass unsere Sitzplätze direkt hinter dem vom Lokführer waren, der nur durch eine Glasscheibe von uns getrennt war. Spannende Optik und man merkt erst mal, wie schnell so ein ICE-Zug eigentlich durch die Landschaft braust.
Im Umland von Leipzig angekommen gab es dann eine Woche lang gaaaanz liebe Menschen, leckeres (viel!) Essen, gute Gespräche, erfrischende Getränke, tolle Ausflüge, wunderschöne weite Landschaften und viele neue Eindrücke. Dass in D der Weihnachtsbaum mit elektrischen Kerzen beleuchtet wird, könnte man zum Beispiel als andere Sitte bezeichnen. Auch den Kartoffelsalat und die Würstchen an Heiligabend. Allerdings mag ich mich noch an meine Jugend erinnern, da war auch noch nichts mit dieser angeblichen Fondue Chinoise Tradition, welche in der Schweiz vorherrscht - da gabs ebenfalls Kartoffelsalat mit Rollschinkli. Kurz, mir hat es sehr geschmeckt. Genau so wie feine Sachen wie
Würzfleisch, Ente aus dem Ofen,
Häckerle, Nudel-Broiler-Suppe, Kaninchen aus eigener Zucht, Haxn und so weiter. Herrlich!
Ja sogar das Krippenspiel in einer alten, aber schönen - wenn auch etwas kühlen - Kirche fand ich spannend. Eben, neue Eindrücke, welche mir durchaus in sehr guter Erinnerung bleiben werden. Und vor allem Lust auf mehr machen. Leipzig hat sich übrigens verändert in den letzten Jahren, was mir aufgefallen ist dabei, dass es in den Einkaufsstrassen fast kein lokales Gewerbe mehr gibt. Nur noch grosse, internationale Ketten. H&M, Starbucks und Co. lassen grüssen. Aber es gibt trotzdem noch kleine und feine Läden, in denen man grossartige Sachen findet: regionale Spezialitäten, guter Schnaps oder schöne Bilder. Ja, die Taschen waren bei der Heimreise schon fast etwas zu klein.
Ein Wort vielleicht noch zu den Menschen, eben den Deutschen. Das find ich vor allem wichtig, weil hier in der Schweiz das Gejammer über die angeblich vielen Deutschen im Land so gross ist. Vielleicht sollten wir diesen Menschen einfach mal mit der Gastfreundschaft entgegentreten, wie sie es uns gegenüber tun, wenn wir in ihrem Land zu Gast sind. Ich zumindest wurde sowohl von der Gastfamilie, als auch von den übrigen Menschen ausnahmslos sehr freundlich empfangen. Man hat sich für mich und die Schweiz interessiert, es hat an nichts gefehlt und ich habe mich zu jeder Zeit wohl gefühlt. Auch als wir zu einer privaten Glühweinparty eingeladen wurden, wo ich ja wirklich niemanden gekannt habe. Aber auch da, gute Gespräche und vor allem sehr viel Spass - und Glühwein und "Geschwür"-Shots!
In diesem Sinne, ein herzliches Dankeschön an die wunderbarste Frau der Welt, für die Einladung und Dankeschön an all die herzenslieben Menschen in Oschatz/Leipzig und Umgebung. Ich komme wieder - ja, das ist eine Drohung ;-) Übrigens, der "Kulturschock" Unterschied hätte zum Ende des Urlaubs grösser nicht sein können. Nach einer Woche in Ostdeutschland gab es zum Silvester dann einen Blitzausflug nach Sörenberg. Ebenfalls leckeres Essen, ebenfalls ganz liebe Menschen, auch eine schöne Landschaft, sogar Schnee gabs... aber anstatt weite Ebenen wieder viele Berge und die typische Schweizer Enge. Und der Musiker, was soll ich sagen. Er war sicher gut, aber als er dann zum vierten Mal "sein" Finsterwald-Lied gespielt hat, war ich mit den Nerven am Ende. Und auch mit dem Feuerwehrlied werd ich wohl nicht mehr warm nach diesem Abend.... aber egal, die Erkenntnis bleibt: Schweizer und Deutsche sind sich ähnlicher als viele zugeben wollen. Und das ist auch gut so. Immerhin sollte man sich ja mit dem direkten Nachbarn gut verstehen, oder? Und ich gebe es zu, hab mich in den letzten Tagen neu verliebt - nicht nur in die oben erwähnte Frau, sondern auch in ihre Heimat.
Zum Abschluss noch ein paar Schnappschüsse der letzten 10 Tage, Weinachten 2011 - unbezahlbar!
Es nennt sich Geschwür
Salat mit Schafskäse
Ja, ich mag Currywurst
HBL
Der Uni Riese von unten
Ja, Klisches. Aber süss!
Kirche in Mügeln
Leckeres Abendessen
Blick vom Uni Riesen
Barfussgässchen Leipzig
Sonnenuntergang in Mügeln
Originell
Oschatz
Der Wilde Robert
Auerbachkeller Goethes Faust
Leipzig by Night