6. März 2011
Zitat des Tages: Folge 425
"Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf, wie viel Du einstecken kannst!" (Rocky Balboa)
5. März 2011
Der Song zum Wochenende
Kommt von dem wunderbaren Duo And All Because The Lady Loves und heisst "Respectable". Ja die gibts wieder! Ich hab selber auch gestaunt, aber aktuell sind die zwei Frauen auf einer Revival-Tour durch die Schweiz - leider nicht in Aarau. Ich habe sie irgendwie Ende der 80er Jahre einmal live gesehen. Ewig her.
4. März 2011
Andreas Spörri: Ein Aargauer in Wien
Während gestern Abend in Zürich zahlreiche Semi-Prominente den Schweizer Musiksternchen zugejubelt haben, als diese ihre Swiss Music Awards entgegengenommen haben, hatte ein richtiger Musiker in Wien seinen grossen Auftritt. Die Rede ist vom Aargauer Andreas Spörri. Ihm kam die grosse Ehre zugute, als Dirigent den weltberühmten Opernball zu eröffnen. Nichts gegen Stress, Bligg, Adi Stern und Co., aber irgendwie find ich die Leistung vom Spörri irgendwie beeindruckender. Umso überraschender für mich dann die Tatsache, dass man bei Google News Schweiz über diesen Auftritt so rein gar nichts finden wollte. In Österreich wurde der Mann in so ziemlich jeder Zeitung vorgestellt, in der Direktübertragung des ORF wurde ebenfalls erwähnt dass "der Dirigent aus dem Schweizer Kanton Aargau" dem weltberühmten Opernball Orchester als Dirigent vorsteht. Bravo! Aber wenn man den Lebenslauf des Herrn Spörri so durchschaut, dann überrascht dieses Engagement nicht einmal. Der gute Mann ist unter anderem seit 2006 Chefdirigent des Cairo Symphony Orchestra und war musikalischer Leiter in St. Petersburg. Unter anderem hat er Grössen wie Simon Estes, Noemi Nadelmann oder die Regensburger Domspatzen dirigiert. So nebenbei komponiert der geborene Badener auch noch, spannend dabei fand ich vorallem "Under The Bridge", eine Hip-Brass-Hop-Oper. Tja, was soll ich sagen? Ich find sowas beeindruckend. Nur leider würde ich wetten, dass unser regionaler TV-Sender - der sich ja eben die Region auf die Fahne geschrieben hat - heute Abend ganz bestimmt über die Swiss Music Awards berichten wird, über grossartigen Auftritt von Andreas Spörri aber kein Wort verlieren wird. Gut, in Wien waren ja in der Staatsoper auch nur 5500 BesucherInnen, unter ihnen Cervelat-Promis wie zum Beispiel Musiker Bob Geldof, der Ösi-Kanzler Werner Faymann, der Bundespräsident Heinz Fischer, Mister Champs Elysées Dominique Meyer, das Model Adriana Karembeu, Sängerin Anna Netrebko oder Delon Sohn Anthony - welche Spörri nach dem Eröffnungswalzer allesamt begeistert zugeklatscht haben.
A propos Zahlen und Fakten. Schon noch beeindruckend, womit der Wiener Opernball Jahr für Jahr auffahren kann. So auch gestern Abend. Eine Eintrittskarte kostete 230 Euro, Logen zwischen 8.500 und 17.000 Euro. Für besondere Aufregung sorgte natürlich wieder einmal die Lugner-Loge, der Baulöwe teilte sie sich mit der Berlusconi Bunga-Bunga Girl Karima al-Mahroug, besser bekannt als Ruby Rubacuori. Allerdings machte sie gestern Abend einen auf seriös und sah dabei nicht einmal schlecht aus. Neben ihr sollen sich laut Boulevardpresse - diskret - rund 200 weitere Call Girls unter den Gästen befunden haben.
Der Dresscode: Für Damen ist immer eine grosses, langes Abendkleid vorgeschrieben, für die Herren gilt Frackzwang. Alle Besucherinnen bekommen ein Perlenarmband, einen Seidenfächer, einen Triumph-Gutschein, Salzburger Mozartkugeln und ein Glas Honig von den Bienen am Dach der Staatsoper geschenkt. Die männlichen Besucher erhalten einen Text-Bildband mit Fotos des Orchesters der Wiener Staatsoper und der Wiener Philharmoniker, sowie eine Flasche Wodka. Witziges Detail, in einem Nebenzimmer bieten Visagisten ein Nach-Schminkservice für die Ballbesucherinnen. Schneider stehen für Reparaturen zur Verfügung und ein Fotostudio für Erinnerungsbilder. Und schliesslich noch ein Wort zum Essen. Die Cateringfirma versorgte die Gäste unter anderem mit Petits Fours (4 Euro), Würstel (9,50) und Sandwiches (ab 4,30 Euro). Davon gingen je rund 1.200 Würstel und Sandwiches, 215 Austern sowie 700 Stück Konfekt und Petits Fours über den Tresen. Beim Verlassen der Oper erhielten die Besucher zudem ein Fasnachtschüechli.
3. März 2011
Die Speuzer im Fasnachtsfieber
Seit heute früh um 5 Uhr ist es wieder soweit, nein es wird natürlich nicht zurückgeschossen - obwohl es ja schon ein bisschen so getönt hat. In Erlinsbach (Speuz genannt) sind wieder die Narren los, die Hauptstrasse ist bunt dekoriert und die Fasnacht 2011 wurde am frühen Morgen mit der traditionellen Chesslete eröffnet. Bei uns im Quartier war davon nicht wirklich was zu vernehmen, weiter vorne Richtung Dorfplatz trafen sich aber Familien mit Kindern in weissen Gewändern und "bewaffnet" mit Lärminstrumenten wie Glocken, Rätschen oder Pfannendeckeln. Punkt 5 Uhr ging es dann los mit lärmen, anschliessend gabs eine wärmende Mehlsuppe. Aber nicht nur in Erlinsbach war das so, auch in Luzern starteten die fünfte Jahreszeit mit dem traditionellen "Fötzeliräge". Kurz, die tollen Tage haben begonnen und ich bin für einmal mitten drin, statt nur dabei.
Zum letzten Mal ist mir das passiert, als ich in Luzern gewohnt habe. Mitten in der Stadt, direkt neben dem Bahnhof war es quasi unmöglich dem Treiben aus dem Weg zu gehen und so hab ich die Nacht zum Tag gemacht und fleissig mitgefeiert. Und das obwohl ich beim besten Willen alles andere als ein Fasnächtler bin. Ich hab so eine Art Guggemusig- und Konfetti Allergie, ärztlich beglaubigt. In Aarau, wo ich aufgewachsen bin, gibts keine Fasnacht. Man kann sogar sagen, es würde auch keine geduldet. Es gab zwar immer wieder Bemühungen vom Familienverein und Co. die Fasnacht in der Kantonshauptstadt anzusiedeln, aber das blieb bis heute ohne Erfolg. Anders in Erlinsbach, hier hat die Fasnacht eine lange Tradition. Ich mag mich an meine Kindheit erinnern, da haben mich meine Eltern regelmässig an den Umzug mitgeschleppt. Und als Jugendlicher waren die Fasnachtsparties regelmässig die perfekten Ausflugsziele, da alle Beizen bis weit nach Mitternacht geöffnet hatten. Spontan in den Sinn kommt mir eine "Vodka-Martini"-Session mit Adi im Frohsinn...
Tja und 2011 ist es also wieder soweit. Ich wohne in einer Gemeinde, die eine aktive Fasnachtstradition vorzuweisen hat. Gut, ich kann jetzt schon sagen, zum Fasnächtler werde ich deswegen nicht. Trotzdem werd ich dem Anlass eine faire Chance geben. Sicher mal ein Bierchen kippen in einem der Zelte auf dem Dorfplatz und am Sonntag möcht ich mir den Umzug anschauen. Überhaupt find ich es gut, dass man vom grossen Mallorca-Party-Zelt weggekommen ist und nun die Festivitäten auf dem Dorfplatz konzentriert. Genau so find ich das Programm durchau attraktiv, es hat für jeden Geschmack etwas am Start. Rock'n'Roll-Konzerte, Schnitzelbank-Abend, Familienfasnacht, Dorffasnacht, der Umzug... Kurz, ich bin gespannt ob mich das Virus wieder ein bisschen packt, eine Plakette habe ich zumindest am 11.11. schon einmal gekauft. Und wünsche schon einmal allen FasnächtlerInnen, vorallem den Kinden, eine rüüdige Fasnacht 2011! Falls es mir immer noch nicht zusagt, in 2 Minuten bin ich Mitten in der Aarauer Schlafstadt und da herrscht die gewohnte Ruhe.
Das komplette Programm der Speuzer Fasnacht 2011 unter dem Motto "Unterwält" gibt es hier.
2. März 2011
"Ma drogue à moi, c'est Jane"
Sagte Serge Gainsbourg. Und wer die Magie dieser Frau einmal live erlebt hat, der weiss - oder besser kann erahnen - was Gainsbourg mit diesem Satz gemeint haben muss. Heute vor 20 Jahren verstarb der Mann, der immer wieder von der Droge Jane Birkin genascht hat, am 2. März 1991 verliess Serge Gainsbourg die grosse Bühne zum allerletzten Mal. Ein Mann der mich seit Kindsbeinen fasziniert hat, wegen ihm hab ich mit 20 mal gemeint, ich müsse anfangen mit Rauchen. Nach ein paar filterlosen Gitanes hab ich diesen Versuch allerdings auch schnell wieder aufgegeben. Trotzdem, bis zum heutigen Tag hängt ein Poster seiner Tochter Charlotte bei mir ihm Wohnzimmer, ich bin zu seinem Grab gepilgert und - wie zu Beginn erwähnt - seit ich Jane Birkin live gesehen habe, bilde ich mir ein, zumindest eine reale Erinnerung an den Meister zu haben.
"Aujourd'hui adulé, hier ignoré"
Zusammen mit Birkin sang Gainsbourg seinen kommerziell grössten Hit "Je t'aime... moi non plus", das war im Jahr 1969. Das Lied, in dem das Paar mehr stöhnt als singt machte Birkin zum Sexsymbol einer ganzen Generation. Gegen ihren Willen, sie wollte eigentlich Krankenschwester werden, "ich war eine Puppe. Serge hat mich inszeniert", sagte die Sängerin Jahre später über diese Zeit, "da Serge nicht so war, wie er sein wollte, suchte er seine Bestätigung Skandale". Ja, der Serge war manchmal ein gar unartiger Junge...
Der 2. März 1991. Am Tag seiner Beerdigung auf dem Pariser Friedhof Montparnasse lag nach Erzählungen fast der gesamte Verkehr still. Denn mit Serge Gainsbourg war nicht nur ein Sänger und und Texter einiger der erfolgreichsten französischen Chansons gestorben, sondern das wohl berühmteste «Enfant terrible» der Grand Nation. Gainsbourg war ein Bohemièn, der die Republik mit manchen gesellschaftlichen Tabubrüchen schockierte und ein Idol für die Jugend seiner Zeit. Auf ARTE lief am Sonntagabend eine Dokumentation, mit privaten Bildern - aufzeichnet von seiner Frau und Muse. Der Film zeigte den privaten Serge, sofern es diesen überhaupt gegeben hat.
"Que reste-t-il de Serge Gainsbourg?"
Rückblick: Der Künstler wurde unter den Namen Lucien Ginsburg als Sohn russisch-jüdischer Immigranten geboren, die 1921 aus Russland nach Frankreich gekommen waren. Gainsbourg bezeichnete sich selbst als traurigen und strengen Jungen, der von seinen Mitschülern in der Grundschulzeit oft gehänselt wurde. Mit 14 Jahren schrieb er sich in die Akademie Montmartre ein, jedoch reichte das Talent nicht aus, um sich als Maler zu behaupten. Er zestörte alle seine Werk, griff zur Gitarre und tingelte durch Pariser Bars. Erfolglos. Der Durchbruch kam erst Jahre später, da war Gainsbourg bereits über 30 Jahre alt. Irgendwie wundert es da nicht, dass er auf dem Höhepunkt seiner Karriere mit Provokationen und Zynismus auf die Wunden reagierte, die ihm das Leben schon bis dahin zugefügt hatte. Judenstern am Arm, grosse Nase, kein Erfolg als Maler, erfolglose Musik... alles musste raus! Dabei sollte ihm sein Alter Ego Gainsbarre zur Seite stehen.
Die von ihm geschaffene Figur Gainsbarre war ein Kettenraucher, Kampftrinker und Frauenheld den er erstmals in seinem Lied "Ecce Homo" aus dem Jahre 1981 beschreibt. Aber wie es so ist und wie wir es aus Jekyll und Hyde kennen, dieser bitterböse Gainsbarre ergriff immer mehr Besitz von Gainsbourg. Der Sänger versteckte sich immer häufiger hinter der Kunstfigur und die Öffentlichkeit spielte mit: Gainsbarre war es, der vor laufender Kamera eine 500-Francs-Note verbrannte. Gainsbarre war es , der Frankreichs Nationalhymne, die Marseillaise, in ein Anti-Kriegslied verwandelte. Gainsbarre war es, der während des Konzerts 1986 im Casino Paris minutenlang Gedichte über seinen Penis zum besten gab. Gainsbarre war es, der 1984 die junge Whitney Houston in einer Talkshow mit sexuellen Sprüchen belästigte und Gainsbarre war es, der im Video zu "Lemon Incest" halb nackt mit seiner damals 14-jährigen Tochter Charlotte auftrat - worum ich ihn als damals 14jähriger Teenie übrigens benieden habe...
"Serge, le poète amoureux des femmes"
Er arbeitete wie ein Besessener und komponierte für Brigitte Bardot, Juliette Greco und Petulia Clark mehrere Erfolgschansons. Er öffnete das französische Chanson für unterschiedlichste Einflüsse von Beat über Reggae bis zur Klassik und schrieb seinen Musen geniale Songs auf den Leib. Mit Brigitte Bardot sorgte er für kurze Zeit als Paar für Schlagzeilen, doch die Frau seines Lebens, an deren Seite er lange Zeit monogam lebte, war Jane Birkin.
Bis kurz vor seinem Tod am 2. März 1991 machte er Witze über seine Herz- und Leberprobleme, den starken Alkohol- und Zigarettenkonsum: "In Alkohol legt man Früchte ein und Fleisch wird geräuchert.", pflegte er zu sagen. Adieu, Serge!
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