Rückblick zu Weihnachten
Da predigt man das ganze Jahr über wegen Klima und so… nicht so viel Auto zu fahren, nicht so viel Papier zu verbrauchen, auf den Stromverbrauch zu achten und so weiter, und dann stellt sich fast jeder Haushalt einen abgesägten Tannenbaum ins Wohnzimmer, nur damit man ihn für ein paar Tage mit farbigen Kugeln schmücken kann und schmückt ganze Häuser mit Lichterketten und halben Discobeleuchtungen. Aber es ist ja Tradition und Brauch und so.
Ja und dann überlege sich mal einer die ganze Weihnachtsmann-Tradition! Da versucht man das ganze Jahr den kleinen Kindern einzuflössen, dass man keine Süssigkeiten von fremden Männern nehmen soll und dann vertraut man einem fremden Mann mit Bart in komischen Klammotten aus dem Wald, der keine Weihnachtsfrau hat, der einen schwarz bemalten Typen dabei hat, der böse Kinder in den Jutesack steckt. Irgendwie gefährlich…
Das ganze Jahr über treibt man Sport und achtet auf jedes Gramm, damit man sich die Kilos mit all diesen vielen Weihnachtsleckereien wieder anfuttern kann… und dann fängt man im Januar wieder von vorne an. Blöd, nicht?
Aber was war das eigentlich für ein Jahr! Da gab es zum Beispiel viele Opfer bei einem Erdbeben in Haiti und bei Facebook wurden Kerzen für die Leidtragenden angezündet. Ob das was gebracht hat? Wohl eher nicht… leider. Die Kraft von Facebook sollte man aber nicht unterschätzen, denn dank Facebook kamen die begehrten und vermissten Onion Rings von Zweifel wieder auf den Markt. Das freute uns doch sehr, doch man denkt sich dann trotzdem, wieso dass man nichts bewirken kann bei wirklich wichtigen und ernsten Dingen.
Dann riefen wir: „Wer wohnt in ´ner Ananas ganz tief im Meer??? Dank BP niemand mehr!!!“ Die Ölpest im Golf von Mexiko vor der US-Küste war im Gang und man schaute sich die Bilder der Katastrophe im Fernseher an und fragte sich ständig, warum da nicht schneller eine Lösung kommt!
Die Hitzewelle in Russland hatte viele Tote, vernichtete Wälder, Torfflächen und Dörfer zur Folge und in Pakistan kam die Flut und ich erinnere mich daran, dass die Spendenbüchse im Einkaufszentrum leer blieb. Nur wegen dem Namen Pakistan oder weil nicht Weihnachten war?
Dann gab es da noch den Vulkan Eyjafjallajökull , wobei ich mehr mit den Nachrichtensprechern Erbarmen hatte, die diesen Namen aussprechen mussten als mit den Leuten, die irgendwo festsassen.
Die erste Fussball-WM auf dem afrikanischen Kontinent fand statt… das nicht auszuhaltende Dröhnen der Vuvuzelas und die massiven Fehlentscheide der Schiedsrichter. Und die Hintergründe der Fussball-WM in Afrika wollen wir wirklich überhaupt nicht hören und sehen. Glaubt mir!
Das Rauchverbot kam und es wurde darüber diskutiert, ob Rentner zukünftig zu Stosszeiten überhaupt noch die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen dürfen. Ich weiss nicht, aber wir können unser aller Leben auch sinnlos verkomplizieren. Irgendwann wird dann gewählt, wer zur welcher Uhrzeit auf die Strasse darf und wir werden Alkohol auf der Strasse aus Tüten trinken, als wüsste man nicht, was da drin ist.
Dann denke ich auch an Diskussionen über Ausländer, die unseren Staat ausnützen und gleichzeitig daran, dass die UBS-Manager Millionen-Boni erhalten haben, während wiederum andere darum kämpfen, dass dieses Jahr an Weihnachten etwas Essbares auf den Tisch kommt oder ein Geschenk unter den Baum. Präsident Sarkozy kündigte die Ausschaffung von Fahrenden aus Frankreich an – und wir Schweizer nehmen das JA zur Ausschaffungsinitiative an und haben nun ein ganz spezielles Gesetz nur für Ausländer. Und noch schlimmer: Wir haben es in Erwägung gezogen, die Todesstrafe wieder einzuführen und Gott zu spielen.
Grosse Sorgen mache ich mir, wenn ich mir die Schweizer Jahreshitparade 2010 ansehe – zum Anhören fehlt mir der Mut. Ich habe Angst vor Ohrenkrebs.
Auch Sorgen sollte uns die grosse Macht des Internets machen und ich denke da auch gleich an WikiLeaks und ob das mehr positive oder negative Konsequenzen haben wird.
In diesen Minuten, während ich das schreibe, denke ich an alle Kundendienststellen und Verkäufer, denen vor Weihnachten so richtig gedroht wird und die so richtig schön angeschissen werden von ihrer Kundschaft und anschliessend frohe Festtage gewünscht wird. Und ich frage mich, was sich Nord- und Südkorea wohl zu Weihnachten schenken werden.
Und dann kommt die Frage auf, ob wir uns Weihnachten dieses Jahr auch wirklich verdient haben, ich hätte noch viel mehr und unglaublicheres schreiben können. Ich hoffe, dass wir mehr Verstand, weniger Grössenwahn, mehr Gefühl und Liebe dafür weniger Hass und Gewalt zu Weihnachten geschenkt bekommen. Wir haben es nötig! Frohe Festtage!