Ja, ich glaube es ist nicht übertrieben dass ich in diesem Zusammenhang den Ausdruck "Freund" benutze. Immerhin tauchen er und ich inzwischen gemeinsam als Google-Suchbegriff auf "Gaddafi Reto Fischer" ist das zu lesen. Und ich bin mir fast sicher, dass wenn sich Muammar diese Zeilen vom libyschen Geheimdienst übersetzen lässt, er auch Freude daran hat, dass ihn ein Schweizer mal seinen Freund nennt. Ansonsten gibts ja aus unserem Land Namen wie "Hurensohn", "Drecksau" oder "Menschensau". Was uns dann bereits zur nächsten Gemeinsamkeit zwischen Monsieur Gaddafi und Monsieur Fischer führt, immerhin wurde ich in den letzten Tagen ebenfalls mit genau diesen Ausdrücken beschimpft. Sei es per Email oder in den Blog- bzw- Youtube-Kommentaren. Zum Glück hat irgendwer einmal die Kontroll- und Löschfunktion erfunden, so kann man immerhin mit einem Knopfdruck den Spreu vom Weizen trennen.
Aber jetzt mal Butter bei die Fisch(er). Wie es im "20 Minuten" treffend zu lesen war, entstand dieses Gaddafi-Video aus einer simplen Bier-Idee. Schliesslich hab auch ich mich gefragt, wie es kommen kann dass ein Schiri wie der Saudi so einen Müll zusammenpfeift - und logisch kam bald einmal der Spruch "da steckt der Gaddafi dahinter". Und zu Hause angekommen hab ich mir dann die Frage gestellt, wenn der wirklich dafür verantwortlich wäre, wie würde es sich dann wohl der Öffentlichkeit erklären und seinen Erfolg ausschlachten. Tja und das Video war dann das Ergebnis meiner Fantasien. Dass sich dann Medien aus der Schweiz, Deutschland und Oesterreich darauf stürzen konnte ich nicht erahnen. Ebenso hab ich - Fussball WM sei dank - nicht bedacht, dass trotz der Rückkehr von Max Göldi die Libyen-Affäre noch lange nicht abgeschlossen ist. Ganz im Gegenteil. Wir Schweizer wollten ja scheinbar sogar Muammars Staat militärisch angreifen... Uiuiui, mit einem WK-Zug aus Isone? Auf jeden Fall hat mich das Medienecho überrascht und natürlich auch erfreut. Aberrrrr....
Ja und jetzt kommt das grosse ABER. Womit ich nie und nimmer gerechnet habe sind die Reaktionen der Leute, welche das Video dann über meinen Blog, die Zeitungsseiten oder Youtube angeschaut haben. Läck Bobby! Bis gestern Abend haben rund 10'000 Leute allein die Youtube-Version gesehen und man glaubt es kaum: es gibt Menschen die den Film wirklich ernst nehmen! Ja, wirklich. Ohne jetzt Namen nenne zu wollen oder so, aber ich habe Emails und Kommentare gekriegt von Leuten welche mich gefragt haben, wie ich an das Bildmaterial gekommen sei, dann von Typen welche sich beschwert haben, dass Muammar nicht über Fussball sondern über den Irak und Saddam Hussein rede. Weiter gab es Menschen die mir unterstellen wollten, ich hätte das Video extra so untertitelt, dass man nicht - ich betone NICHT - merkt dass es ein Fake sei, damit wolle ich den Hass auf den Islam schüren. Einer hat sich die Mühe gemacht und hab ebenfalls ein Gaddafi-Video als Replik erstellt, das gibts übrigens hier. Und wieder andere sind der Meinung, dass das Satire-Filmchen die internationale Stabilität zwischen der Schweiz und Libyen gefährde. Und unter uns gesagt, genau solche Statements sind es, die mich erschrecken. Ich will ja niemanden als dumm bezeichnen, aber sorry. Nur ein kleines bisschen überlegen, eventuell den dazugehörigen Text lesen und man sollte irgendwie doch merken dass es sich einfach um nen Gag handelt. Nicht? Zudem ist ja im Videotitel sogar noch erwähnt: "Satire!"
Wer aber die Kommentare bei 20 Min liest oder auf Youtube liest, der merkt schnell. Nein, es haben definitiv nicht alle gepeilt worum es beim Filmchen geht. Man soll dafür niemanden verurteilen, nur sind es dann genau die Menschen die mich für meine "Tat" eben genau verurteilen. Sagen wir mal so, Nicolas Anelkas Satz an seinen Trainer, fasst in etwa zusammen wie die Stimmung in den negativen Mitteillungen an meine Adresse war: "Va te faire enculer, sale fils de pute!" Wobei ich zweifle, dass einer der anonymen Schreiberlinge den Satz überhaupt auf Französisch hingekriegt hätte, weil es in den meisten der beleidigenden Mails auch mit dem Deutsch schon nicht wirklich gut geklappt hat. So vermute ich, dass dann das Lesen und Verstehen (Logopädie?) beim Betrachten und gleichzeitigem Hören des Videos erst recht nicht funktionieren dürfte. Ich nehm die Beschimpfungen und Drohungen jedenfalls (noch) nicht wirklich ernst, immerhin waren 90 Prozent der Rückmeldungen durchaus positiv. Und wie gesagt, das Video ist keineswegs böse gemeint. Wer mich kennt der weiss, dass ich für die arabische Kultur sehr viel übrig habe und sie respektiere. Dass das Video diesem Standart gerecht wird haben mir zudem Reaktionen von Personen aus dem politisch linken Lager oder aus multikulturellen Kreisen bestätigt. Also verzichte ich jetzt auf dumme Klischees wie Attentäter mit Sprengstoffgürtel oder den 72 Junfrauen und sage versöhnlich:
في واحد ليبيا الفكاهة