13. März 2009

Das lange Warten auf den Blick

Der Blick will sich ja laut einer Medienmitteilung von gestern auf seine alten Tugenden besinnen. Mehr Boulevard und weniger Lifestyle, meh Dräck und weniger Business, mehr rechts und weniger links... wenn ich das richtig interpretiert habe. Die ersten Änderungen sollen schon in den nächsten Wochen bemerkbar sein. Im Herbst gibt es dann auch wieder das alte Blick-Format zurück. Es wird sich weisen, ob Ringier damit das Ruder noch rumreissen kann oder ob der Kampf gegen die Gratiszeitungen nicht bereits verloren ist.

Nun, ich hab während meiner Skiferien so ne Werbung gekriegt. Da stand drin, dass ich den Blick für 6 Wochen haben könnte und dafür lediglich CHF 20 bezahlen müsste. Gerechnet auf den Preis einer Ausgabe find ich das ein faires Angebot, also hab ich es wahrgenommen. Das war vor ca. 3 Wochen. Bis zum heutigen Tag warte ich jedoch immer noch auf die erste Ausgabe vom Blick in meinen Briefkasten. Letzte Woche hab ich dann mal nachgefragt, ob das vielleicht nur ein Scherzangebot gewesen sei. Und falls nein, wann ich mit der ersten Augabe rechnen dürfe. Nach einigen Abklärungen hab ich ein Mail von Ringier gekriegt, mit einer Entschuldigung für die Umstände. Man habe mit dem Blick-Zeitungsjungen gesprochen und es werde ab sofort klappen. Also am Montag hatte ich noch immer nix, ausser ein weiteres Mail mit der Meldung, dass die erste Ausgabe am Mittwoch im Briefkasten liegen werde. Nun, heute ist Freitag und ich warte noch immer. Vielleicht hat sich der Zeitungsjunge verlaufen oder findet mein Haus nicht...

Inzwischen habe ich Ringier geschrieben und ihnen mitgeteilt, dass ich glaub auf dieses Abo verzichte, weil das irgendwie schief gelaufen sei. Natürlich konnte ich mir eine Bemerkung zum "20 Minuten" nicht verkneifen, dieses gibts ja Tag für Tag gratis und es steht in etwa der gleiche Müll drin. Aber eben, kostenlos. Als zukünftiger Pendler werde ich mir dieses Revolverblatt vermutlich sowieso vermehrt anschauen im Zug und hat der Blick dann wohl spätestens schlechte Karten bei mir. Aber wenn wir schon gerade beim Thema sind, vielleicht würde es dem Hause Ringier auch einfach mal gut tun, wenn man den Herrn Frank A. Meyer endlich in die Wüste schicken würde. Ob es im Gegenzug eine gute Idee war, Ralph Grosse-Bley wieder an Bord zu holen (das ist der mit der Borer-Affäre) sei dahingestellt und wird sich weisen. Aber wenn man im Internet sieht, wie häufig dass Ringier neue Journalisten sucht, dann kann man schon den Eindruck gewinnen, dass da so einiges im Umbruch ist. Analog der Weltwoche, wo seit der köppelschen Machtübernahme ja auch nur noch der Name übriggeblieben ist, von dieser einmal ganz tollen Zeitung!

12. März 2009

Die Welt spinnt....!

Der Fall Lucie, der Amoklauf von Winnenden, die Finanzkrise.... derzeit könnte man mal wieder den Eindruck kriegen, dass die Welt (wobei man Welt durchaus auch durch Wörter wie Menschheit, Kultur, Anstand, Entwicklung ersetzen kann) aus dem Ruder läuft. An Tagen wie diesen komme ich gar nicht nach mit dem Verdauen der verschiedenen Meldungen in den Nachrichten. Ok, man könnte auch weghören, will ich aber nicht. Denn nur weil ich es nicht weiss, ist es noch lange nicht passiert. Und gerade die Geschichte mit dem Amoklauf gibt mir als neu gewähltem Schulpfleger doch sehr zu denken.

Nun, kommentieren möchte ich an dieser Stelle weder den Mord an Lucie, noch den Amoklauf in Süddeutschland. Ich denke, da hat sich jeder schon seine Meinung gemacht und sei es nur mit Hilfe der Boulevardmedien. So auch ich, allerdings steht bei mir noch vor der eigentlichen Meinung ein ganz grosses WARUM mit einem fetten Fragezeichen dahinter.

11. März 2009

Unwissen ist Macht.. oder so!

Gestern Abend war ich in einer Aarauer Kneipe und hab Karten gespielt, oder wie man bei uns sagt "mer händ e Jass gmacht". Die Stimmung war gut, das Essen lecker, die Kneipe voll. Dass mein Jass-Partner und ich am Schluss gegen das Frauen-Team gewonnen haben ist ein Detail das hier nur am Rande (für die Nachwelt) erwähnt werden soll. Nun hat man ja in so einer Kneipe am Nebentisch immer mal wieder wechselnde Nachbarn. Die sind manchmal äusserst gesprächig, in anderen Fällen aber auch schweigsam. Nun, die Tischnachbarn gestern haben zur ersten Sorte gehört. Waaaahnsinnig gesprächig und doch eher seeehr laut. Aber ich will mich an dieser Stelle überhaupt nicht darüber beschweren, ganz und gar nicht. Denn wer in eine Beiz geht, der erwartet ja genau eine solche akustische Unterhaltung.

Nun, spannend war der Inhalt dieses - zum Teil wirklich sehr laut - geführten Gesprächs von 5 Männern und 2 Frauen nur teilweise. Da ging es um Handy-Verträge, Zahnarztbesuche, Fernsehsendungen oder das Wetter. So genau hab ich das auch gar nicht mitgekriegt, wir waren ja schliesslich eben beim Karten spielen. Bei einem Thema wurde dann aber kurz sehr aufmerksam, es ging um Musik. Dieses Gespräch möchte ich hier kurz wiederholen.

Frau A: "Hey, gestern war Prodigy-Konzert. Es war super, wahnsinn. So etwas hat die Schweiz schon lange nicht mehr erlebt."

Frau B: "Du warst da? So cool, habe ich gar nicht gewusst..."

Frau A: "Nein, ich war nicht da. Aber ich habe darüber gelesen. Ich will aber nächsten Montag ans Sisters of Mercy-Konzert."

Ich überlege mir kurz, Sisters of Mercy in Zürich. Ist das nicht am 6. April? Egal, es geht weiter.

Nochmal Frau A: "Kennst du Sisters of Mercy? Das ist so Gruftie-Musik".

Frau A beginnt laut zu singen, es klingt so etwa wie eine Mischung aus Take That und Abba. Unser Tisch schaut rüber und schmunzelt.

Frau B: "Ja klar, Sisters of Mercy. Ganz cooler Sound. Super. So Gruftiesound ist sowieso total in gerade. Ich habe gesehen dass beim Greenfield Festival auch viele solcher Bands spielen..."

Ich spitze meine Ohren, denn wenn auf diesem Festival tatsächlich Bands wie The Cure, Sisters, Depeche, Anne Clark, Bauhaus oder New Model Army spielen würden, dann wäre das für mich eine Reise - in die Vergangenheit - wert.

Frau A: "Echt? Gruftiebands auf dem Greenfield Openair? Sooo cool. Wer denn so?"

Frau B: "Also ich weiss nur dass Släptknöht da spielen, voll geil oder?"

Ich schau in unsere Runde und alle denken wohl das Gleiche. Wer zur Hölle ist Släpknöht?? Eine neue Entdeckung aus Finnland oder Dänemark?

Frau A: "Ach du meinst Slepnot. Ja die sind super, voll die Gothik-Band im Fall..."

Unsere Runde schaut sich wiederum an. Ach so, Slipknot eine Gothikband... Hmmm, ja. wenn man das so sieht.. Und Udo Jürgens macht in dem Fall jetzt Punkrock oder wie?? Nun, vergessen wir das Greenfield vielleicht besser und sichern und doch Karten für den Heitere 2009: da gibts im August unter anderem Sachen wie Peter Fox, The Prodigy, Sido, Calexico, Gölä, Patent Ochsner oder Gabriella Cilmi. Ok, zwar auch keine Gruftiemusik, aber in meinen Augen durchaus tolle Acts.

Ach ja, ich hab übrigens gestern die megasuperhypertolle U2-Box geliefert gekriegt. Mit nem Buch drin, ner DVD, Poster, CD und so. Ich muss zugeben, das Ding war vielleicht nicht gerade billig, aber es ist wirklich total schön gemacht. Kompliment an die Plattenfirma. Der Plattenverkäufer meines Vertrauens hat mir zudem verraten, dass auch Depeche Mode eine ähnliche Box angekündigt haben. Diese soll noch umfangreicher sein und voraussichtlich um die CHF 200 kosten. Bei dem Preis mach ich mich aber vielleicht besser erst mal schlau im Netz, denn was genau soll da drin sein, das soooo viel Wert hat? Der rechte Daumen von Dave Gahan...??

10. März 2009

Vorsicht, Beschiss im Internet

In den letzten Tagen und Wochen habe ich in meinem Mailaccount immer mal wieder eine Anfrage entdeckt, ob ich nicht Lust hätte mit meinem Schreiben etwas Geld zu verdienen. Aus Zeitgründen habe ich diese Mails erst gegen Ende der Woche angeschaut und mich dann übers Weekend ein bisschen über diese Anfragen schlau gemacht. Und siehe da, scheinbar ist diese Aktion recht gross gestreut und all diese Emails sind kein Zufall.

Wer sich nämlich im Internet ein bisschen umschaut, der entdeckt in Foren und auf Webseiten zahlreiche Einträge oder Inserate mit dem Titel "Selbstständig Geld verdienen mit Schreiben? Kein Problem" oder "Schreibarbeiten bringen Geld" oder "Sie können schreiben und haben einen Computer? Verdienen Sie damit Geld". Es gibt noch unzählige weitere Titel die aber am Schluss alle auf das genau gleiche Prinzip zurückkomen. Wer sich nämlich auf ein solches Inserat meldet, der kriegt die gleichen Emails, die ich letzte Woche als Blogger unaufgefordert erhalten habe.

Hier die Aufgabe:

"Die Datenerfassungsposition erfordert, dass Sie einen zuverlässigen Computer mit Internetzugang, ein gültiges E-Mailkonto, grundlegende Internet Kenntnisse und minimale Tippfähigkeiten haben. Da dies eine Schreibtätigkeit ist, sind deutsche Rechtschreibung- und Grammatikfähigkeiten dringend erforderlich."

Naja, das klingt ja eigentlich super einfach. Viel Administration sei nicht nötig wird versprochen, ebenso keine lästigen Telefonate oder mühsamen Briefkontakt. Lediglich Sachen schreiben und diese dann eingeben. Pro Woche könne ich so rund 300 Euro verdienen, versprechen mir all die Emails einhellig. Nur, jetzt kommt der Haken:

"Die nötigen Ausbildungsmaterialien werden von uns normalerweise für eine kleine Kostendeckungspauschale von 19,99€ zur Verfügung gestellt. Wenn Sie sich innerhalb der nächsten 10 Tage entscheiden zu Arbeiten, erhalten Sie die Ausbildungsmaterialien für nur 11,99€ bereit gestellt. Dies schließt alle Verarbeitungsgebühren und Ausbildungskosten mit ein. Die Pauschale ist nicht zurück erstattbar, so sichern wir uns u.a. ab, dass sich nur ernsthaft interessierte Bewerber melden. Unsere Gebühr ist lediglich zur Kostendeckung bezüglich der Ausbildungsmaterialien und NICHT zur Bereicherung gedacht."

Aha, das Ausbildungsmaterial kostet etwas. Das muss ja in dem Fall eine wahnsinnig anspruchsvolle Aufgabe sein, dass ich da noch extra ausgebildet werden muss im Vorfeld. Ein bisschen Recherche im Internet lösen dann das Rätsel auf. Diese Schreibarbeit umfasst das Verfassen von Emails. Für jedes Email das zum Erfolg führt gibt es 5 Euro. Sprich, ich zahle die "Kostendeckunspauschale" und muss dann möglichst viele Freunde oder Kollegen dazu überreden, dass sie bei dieser "Aktion" auch mitmachen und die Pauschale ebenfalls bezahlen. Für jede Einzahlung krieg ich dann 5 Euronen. Und, hats "Klick" gemacht? Schneeballsystem! Bei uns in der Schweiz ist das per Gesetz verboten, trotzdem habe ich Mails aus der Schweiz gekriegt.

Darum, unbedingt Finger weg ihr Blogger. Auch wenn es reizvoll ist ein paar Franken mit unserem Hobby zu verdienen. Es gibt auch eine Homepage zu dieser "tollen" Organisation im Internet, ich verzichte bewusst auf einen Link dahin; nicht dass ich diesen Leuten noch Kunden zuspiele. Ich vermute hinter der ganzen Geschichte einen Beschiss, daran ändert sich auch nichts, wenn mir durchaus bekannte Menschen solche Mails schicken und versuchen, mich zu überreden.

9. März 2009

Der Kanton Aargau hat gewählt....

... und Noella ist raus! War ja klar dass die junge Frau aus dem Kongo gestern über die Klinge springen musste, nachdem die SVP im Kanton Aargau von einem Wahlerfolg spricht. Muss man jetzt den TV-Zuschauern Rassismus vorwerfen? Oder gar dem Schweizer Fernsehen? Droht ein weiterer Skandal weil der einzige Farbtupfer die "Musicstar"-Bühne gestern Abend verlassen musste?

Fragen über Fragen. Die ich eigentlich gar nicht beanworten mag. Fakt ist, mit Noella und Raquel sind gestern einmal mehr NICHT die beiden schlechtesten Sängerinnen auf das Abschuss-Sofa geschickt worden. Wer eigentlich hätte seine Koffer packen müssen, das hat Roman Kilchsberger während der Sendung deutlich gesagt, in dem er aus Protest Leonardo Ritzmann keine Note gegeben hatte und so für einen erneuten Miniskandal gesorgt hat. Aber er hatte Recht, was der Brasilschweizer mit seiner Interpretation von "Yesterday" geboten hat, dürfte dafür gesorgt haben, dass sich die Beatles - mit Ausnahme von Paul - in ihren Gräbern umgedreht haben. Mehrfach.

Nun, der Teenieschwarm wurde in die nächste Runde gewählt und das Drama geht weiter. Dass die beste Sängerin der Staffel, die Spanierin Raquel, vom Publikum beinahe rausgewählt wurde, spricht einerseits für die Qualität der Sendung, aber auch für das subektive Empfinden der TV-Zuschauer. Ich meinerseits überlege mir eine Blogger-Aktion unter dem Titel "Stimmt alle ab für Leonardo Ritzmann als Musicstar-Sieger!". Woche für Woche scheidet nun jemand aus, der wenigstens einigermassen noch den Ton trifft und SF-Unterhaltunschefin Gabriela Amgarten kann dann schauen, was sie mit diesem talentfreien Sonnyboy als Staffelsieger anstellt...

Aber eben, zum Glück dürfen Herr und Frau Schweizer ja nicht nur den Musicstar, sondern - am Weekend im Aargau passiert - PolitikerInnen. Allerdings haben das dieses Mal nicht soo viele Wählerinnen und Wähler (32 Prozent Stimmbeteiligung) gemacht, woran es gelegen hat, mag ich an dieser Stelle nicht analysieren. Liegt auch nicht an mir, dafür haben wir ja Experten. Fakt ist, dass die grossen Parteien verloren haben und viele kleine den Einzug in den Grossen Rat geschafft haben. Warum das so ist, wollte ich mir gestern Abend von unserem grossartigen TV-Regionalsender erklären lassen. Ein übermotivierter, in einen braunen Glanzkittel gekleideter und andauernd grinsender Moderator hat in der sogenannten "Elifanten-Rundi" der kantonalen Politprominenz auf den Zahl gefühlt. Fazit: Nichts. Viel Blabla.

Gut, dass Politiker Niederlagen nicht zugeben könne, das hat uns Emil Steinberger ja schon vor Jahren ein seiner berühmten Nummer klar gemacht. Dass sich - meine persönliche Meinung - bei politischen Grossanlässen immer häufiger naive, selbsternannte Journastinnen und Journalisten an die grossen Themen und heiklen Fragen ("Herr Egli, ihre Partei hat 8 Sitze verloren, das ist wohl nicht gerade angenehm?") heran wagen, das finde ich dann doch eher bedenklich. Aber eben, wer sonst im Tagesgeschäft häufig über entlaufene Katzen, überfallene Tankstellen oder Raserunfälle berichtet, der sollte vielleicht einfach auch bei den Themen bleiben, bei denen er oder sie sich auskennt und keinen Müll plappert wie: "Immer sind d Medie die Böse, wie d SVP... Hahaha!"