1. Oktober 2008

Der Weltuntergang war gestern

Ja genau, gestern Abend. Kurz nach 21 Uhr war es soweit. Die Welt ist untergegangen und niemand hat es bemerkt, ausser die rund 200 Leute die live mit dabei waren. Ich war einer davon. Das Praktische an der Sache ist, es hat nicht einmal weh getan und heute Morgen war alles wieder gut. Ja sogar noch viel besser.

Der ganze Anlass hat rund 70 Minuten gedauert, der eigentliche Untergang dann 7 Minuten 43 Sekunden und danach wurde es dunkel und es war vorbei. Wer jetzt denkt ich sei bekifft, dem muss ich sagen. Ja, dem ist so. Denn der Untergang hat im KiFF stattgefunden, wobei KiFF für "Kultur in der Futterfabrik" steht und entsprechend fand der Untergang auch auf einer Theaterbühne statt. Vorgeführt vom Comedy-Duo "Pasta del Amore".

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht zu viel Details verraten, sondern meiner Leserschaft nur den Tipp geben, sich das neue Programm unbedingt anzusehen. Bruno Maurer und Christian Gysi haben letzten Samstag vor ausverkauftem Haus Premiere gefeiert und auch die letzte KiFF-Vorstellung gestern Abend war wieder bis auf den letzten Platz ausverkauft. Und das Publikum wurde mit einem aberwitzigen, aber auch durchaus nachdenklich machenden Programm belohnt. Der Abend stand unter dem Motto "Etwas über das Leben" und so gibts auch durchaus Momente die einem nachdenklich machen dürfen oder sollen. Aber eben, schlussendlich wird die Welt dann von den beiden Komödianten halt nicht geretten, zumindest nicht so, wie man das vielleicht erwartet hätte.

Wer Pasta del Amore kennt, der weiss, dass es im Programm viele Wortspielereien und zahlreihe Clownereien gibt. Ein bunter Mix aus bester Unterhaltung, der zwar vom Alltag ablenkt und einem schöne Stunden beschert, gleichzeitig aber auch auf unser tägliches Leben hinweist. Dabei aber nie den berüchtigten Mahnfinger hebt. Alles in allem also beste Unterhaltung, die sich vom inzwischen langweilig gewordenen Standup-Trash deutlich abhebt. Und bevor ich jetzt klinge wie das Feuilleton der FAZ komme ich zum Schluss: Hingehen und ablachen!

Die Tourdaten gibts hier. Und wer einfach sonst mal ins KiFF kommen und dabei Tanz-Spass haben möchte, der soll das doch am kommenden Samstag tun. Monsieur Fischer präsentiert die "Hits'n'Shits" seiner Plattensammlung, ab 22 bis 4 Uhr im Foyer an der Tellistrasse 118.


30. September 2008

Monsieur Fischer, le Terroriste

Das war ja ein Erwachen am Sonntag im Hotel. Erst klingelte das Telefon, dann klopfte es an der Türe und plötzlich standen uniformierte Männer im Gang und ein Sprengstoff-Suchhund durchstreifte unser Zimmer. Was war passiert?

Ohne unser Wissen hatten wir in der gleichen Etage des Hotels einen prominenten Nachbarn, der indische Premierminister Singh. Gleich neben unserem Zimmer war nämlich seine Suite, davon hatten wir natürlich keine Ahnung. Der Mann war in Marseille, weil er beim EU-Indien-Gipfel teilnimmt und heute seinen Kollegen Sarkozy trifft. Aber eben, das haben wir ja nicht gewusst. Nun wollte es der Zufall, dass es am Samstag in Indien einen Bombenanschlag auf ein Hotel gegeben hat. Das hat die Sicherheitsbeauftragten unseres Hotels auf den Plan gerufen. Und auch die indische Delegation war scheinbar plötzlich sehr nervös. So wollte Premier Singh auf einmal, dass er die ganze sechste Etage des Hotels für sich alleine hat, aus Angst vor Anschlägen. Irgendwie ging die Kommunikation zwischen Indern und Franzosen aber etwas schief, jedenfalls hat man uns - als direkte Nachbarn vom Premier - scheinbar vergessen zu informieren.

So kam es wie es kommen musste, der ganze sechste Stock wurde am frühen Sonntagmorgen "evakuiert", wir kamen aber erst so gegen 5 Uhr vom Ausgang heim und haben das dann vermutlich etwas verpasst. Am Sonntagmorgen so gegen 9 Uhr hat dann die Reception bemerkt, dass da ja noch jemand in der Etage wohnt. Nämlich wir. Freundlich wie man war, versuchte man uns per Telefon zu erreichen. Wodka Lemon sei dank haben wir das Klingeln aber sauber verdrängt. Dann ein erstes Klopfen an der Türe, was bei mir gerade mal ein "Oui?" ausgelöst hat, mehr aber nicht. Tja und dann das heftige Donnern an die Türe, wir machen auf und draussen steht ein Mann in Uniform. Neben ihm einer in einem Schutzanzug, angeschrieben mit "Detonation Special Team", dazu ein Hund. Hinter den beiden noch etwa 2 Mann. Wir in unserem Hotelzimmer in Shorts und Shirt. Ein schönes Bild vermutlich.

Uns wurde dann mitgeteilt, dass wir unser Zimmer verlassen müssten. Der Hotelmanager setzte sich dann aber bei der Security für uns ein und wir bekamen doch immerhin noch 20 Minuten um zu packen. Immer beobachtet von den Sicherheitsmännern und dem ollen Hund. Unser Gepäck wurde dann von ebem diesem Vierbeiner kontrolliert, erst danach durften wir es aus dem Zimmer nehmen. Da stand dann ein Metalldetektor, so wie man sie von Flughäfen kennt. Alle 2 Meter ein Soldat, bewaffnet. Und so wurden wir dann freundlich aber sehr bestimmt aus dem Hotel begleitet. Erst im Erdgeschoss trafen wir auf andere Gäste, die ebenfalls etwas verstört wirkten.

Ok, ich gebs zu. Da ich ein Morgenmuffel bin, hat mich die ganze Situation eher etwas kalt gelassen oder besser gesagt sogar etwas amüsiert. Dumm natürlich, dass mein TShirt zum Schlafen so eine Art RAF-Logo mit Knarre und Stern drauf hatte, so ein Leibchen aus meiner Jugend halt. Als ich das Zimmer verliess, konnte ich es mir nicht verkneifen, dazu noch eine Art Palästinensertuch umzubinden. Daran ein Button mit dem Schriftzug "Marseille Independent". Ich wurde von den schrankgrossen Männern genauestens unter die Lupe genommen, was mich wiederum zum Lachen gebracht hat, was die dann im Gegenzug noch nervöser gemacht hat. Leid getan hat mir nur das Hotelpersonal, die waren voll im Stress und haben sich etwa 1000 Mal entschuldigt. Man hat uns sogar noch eine Suite angeboten, leider konnten wir - dieses Mal - von diesem Angebot nicht profitieren. Aber hey Marseille, wir kommen wieder. Bald. Sehr bald.

29. September 2008

Impressions de Marseille VI

Heute leider schon der letzte Teil dieser Mini-Serie aus Marseille, was dann wohl oder übel dafür spricht, dass die Ferien auch schon wieder zu Ende sind.

Morgen gibts übrigens die Auflösung des Rätsels, warum Monsieur Fischer seit gestern Sonntag auf der Liste der meistgesuchten Terroristen Indiens gelandet ist und was ein Sprengstoff-Suchhund in unserem Hotelzimmer verloren hat!











27. September 2008

Der Song zum Wochenende

Heute von El Matador "Generation Taxi", der Titelsong zum vierten Teil der Kinofilm-Serie "Taxi". Lief bei uns in der Deutschschweiz leider nicht mehr in den Lichtspielhäusern, dabei ist der letzte Teil eigentlich genau so lustig und voller Action wie die Drei davor. Naja, zum Glück gibts in Frankreich die DVD zu kaufen, inklusive dem tollen Soundtrack.

26. September 2008

بالهناء والشفاء

"Guten Appetit" steht da oben im Titel, in arabischen Schriftzeichen. Kein Zufall gestern war in bei uns in Marseille so eine Art freiwilliger Multikultitag angesagt. Erst ein Besuch in einem der arabischen Quartiere der Stadt, dann lecker Gewürze einkaufen auf dem grossen Markt und am Abend gabs dann noch ein feines - vieeeeel zu grosses - Couscous beim Tunesier. Abgeschlossen mit einem grossartigen Gunpowder-Tee (Minze) und natürlich den unglaublich süssen Balklava zum Dessert.

Übrigens hab ich gestern rausgefunden, dass ich Anfang der Woche im Armenhaus der Stadt unbewusst so eine Art ganz persönliches "Foto des Jahres" geschossen habe. Ich hab ein Foto einer ziemlich demolierten und baufälligen Strasse gemacht und wurde da ja von einem Banlieu-Chick ziemlich heftig angemacht von wegen ich spiele mit meinem Leben, wenn ich mich hier in IHRE Strasse wage. Nun, ihre Strasse ist natürlich nicht so ganz ihr und vorallem nicht nur auf meinem Foto verewigt, sondern auch auf dem CD-Cover des Rappers El Matador, der genau da aufgewachsen ist. Und der Zufall will es, dass ich mein Bild aus dem genau gleichen Blickwinkel aufgenommen hab, wie seine CD-Hülle. Keine Frage, dass ich mir diese CD ("Parti de Rien") gestern natürlich gleich gekauft habe.

Das Wetter hat sich rechtzeitig zum Marsatac-Festival (u.a. mit Manu Dibango , HocusPocus und De La Soul) wieder beruhigt, so war es gestern für die Jahreszeit recht warm und schön sonnig. Und bis zum Sonntag soll sich daran auch nichts mehr ändern. Wir spielen darum ganz inoffiziell mit dem Gedanken, die Ferien spontan um ein, zwei Tage (Monate?) zu verlängern. Unter uns gesagt würde ich eigentlich am liebsten gleich ganz hier bleiben. In den bald 10 Tagen haben wir total viele liebe Menschen getroffen, gute Gespräche geführt, Spass gehabt und uns halt irgendwie schon fast ins Daily Life eingefügt. So gabs heute spontan ein eigentlich unverkäufliches Glas und dazu 6 Flaschen Bier als Geschenk, produziert von der letzten alternativen Brauerei der Stadt. Und am Abend sind wir bei nem Wirt gelandet, der seit über 30 Jahren seine "Mini-Discotheque" führt. Brutal klein, aber äussest fein. Alles Orte und Begegnungen halt, die "Otto Normaltouri" wohl eher selten erleben wird.

So, fertig geschwärmt und ab in die Sonne und ans Meer. Und um den Anfang zum Schluss zu machen: heute Abend gibts ne original Bouillabaisse zum Znacht.

Si tu veux faire ta vie à Marseille
Viens faire un tour l’ami c’est mortel
Y a la mer, le soleil, l’OM et les collègues
Le beau temps règlera tes problèmes