Auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt in die Nesseln setze: Ich mag keine Fasnacht (Karneval, Fasching, Fastnacht)! Bevor ich hier aber bereits nach dem ersten Satz kräftig virtuelle Haue kriege, gleich der Hinweis, ich respektiere alle, die diese Feier mögen. Womit wir dann auch
gleich bei "meinem Problem" in Sachen Fasnacht wären, ich möchte nicht damit belästigt werden.
Ich stamme aus einer (reformierten) Gegend, in der Fasnacht gänzlich unbekannt ist. Zumindest war das über Jahrhunderte so. In den letzten Jahren gibt es jedoch immer mehr Bemühungen der Fasnachtsfraktion, diese Feier auch in unseren Breitengeraden aufleben zu lassen. Da tauchen dann mitten im Abend in einer gemütlichen Beiz (means Kneipe) lustig verkleidete Gestalten auf und spielen mit ihren Instrumenten Katzenmusik. Und das komischerweise nicht nur während der Fasnachtszeit - die ja mit nicht einmal einer Woche noch verhältnismässig kurz wäre -, sondern einfach so Mitten im Jahr. Hauptsache der 11.11. ist rum.
Sagen wir mal so, wenn ich auf die "Sex Pistols" stehe und als Punk durch die Gegend spaziere, dann versuche ich ja - im Normalfall - auch nicht jeden mit dem Virus "Sex Pistols" und dem Gedankengut eines Punks zu infizieren. Diese Fasnachtsmenschen machen mir aber genau darum etwas Angst, Tom Cruise lässt grüssen. Wenn sie verkleidet auf einen zukommen, dann muss man zwangsläufig mit ihnen rum hüpfen, mitsingen oder sich anschliessend zumindest die Konfettis aus den Zähnen grabschen. Trauen tun sich diese Menschen ihren unbändigen Drang zum Schabernack nur, weil sie hinter einer Maske sicher versteckt sind. Aus dem gleichen Grund liegt dann auch mal Fremdvögeln oder Komasaufen drin. Es ist ja Fasnacht, alle sind lustig und alles ist erlaubt. Am Donnerstag nach dem Aschermittwoch geht der Polizist dann wieder zurück zu seiner Frau und die Büroangestellte zu ihrem Freund.
Für mich geschehen während der Fasnachtszeit irgendwie viele Dinge unter dem
Deckmäntelchen des organisierten und befohlenen Lustigseins. Ich war früher ein paar Mal DJ an grossen Karnevalsbällen, was ich da gesehen habe, geht auf keine Kuhhaut. Aber ebe, als ich zum Beispiel in Luzern gewohnt habe, konnte ich mich durchaus auch mit dem tollen Umzug anfreunden. Während meiner Zeit in Basel, Baden oder Solothurn haben es mir die Schnitzelbänke sehr angetan. Aber mit dem alljährlichen Rudelbums mit Ansage, begleitet von 10 Hektolitern Bier, konnte ich irgendwie nie was anfangen.... Ganz unter dem Motto, man kann auch lustig sein ohne Fasnacht :-)
Aber eben, ich will keine Spassbremse sein (Hilfe, bin ich das?). Ich erachte die Fasnacht an den Orten, an denen sie traditionell gefeiert wird und auch hingehört durchaus als tollen Brauch, den man auch pflegen soll. Ob nun so wie in Deutschland mit Krawatten abschneiden und Büttenreden oder wie in Basel mit Trommler und Pfeiffer oder in Luzern mit dem legendären "Fötzeliräge" oder in Speuz, Venedig oder in Rio... einfach mit der Bedingung, lasst mich damit in Ruhe und wenn ich heute Abend ausgehe, möchte ich mich während dem Essen mit meinem sympathischen Gegenüber unterhalten können, ohne dass mir ein in Jägermeister getränkter Clown mit seiner Trompete ins Ohr tröööötet.