Hä, was will uns der Mann heute sagen? Also, ganz langsam: Amtsbladt ist der Bandname und die CD heisst "Bladtsda!". Und jetzt der Tipp von Monsieur Fischer, unbedingt weiterlesen. Es lohnt sich. Ich habe hier im Blog nun inzwischen doch schon einige CDs vorgestellt, aber noch selten habe ich mich über eine neue Platte so amüsiert wie über diese. Ich gebe es zu, ich habe von der Band bis vor kurzem noch nie was gehört. Seit ich die Platte aber im Haus habe, läuft sie über den iPod und wenn ich im Auto sitze natürlich im Autoradio. Das Teil macht einfach tierisch Spass.
Die Musik erinnert häufig an die tiefen achziger Jahre, aber wenn ich Amtsbladt jetzt in diese Schublade stecken würde, dann wäre das zu einfach. Schliesslich gibts auch Coutryklänge und sogar Volkstümliches zu hören. Ein bunter Mix, perfekt abgemischt und - darum ist mir das Ding so eingefahren - sensationelle Texte. Ich habe noch selten so gelacht, während ich mit dem Fuss zu den Gitarrenriffs gestampft habe. Ein bisschen Ärzte, ein bisschen Stevens Nude Club, ein bisschen Züri West, ein bisschen Mani Matter oder ein bisschen Baby Jail.. und dazu ganz viel Individualität. Aber eben, es hat hier keinen Wert die
Musik zu erklären. Weiter unten gibts den Link zur MySpace-Seite und da gibts dann was auf die Ohren.
Nun aber schnell zu den Texten. Amtsbladt sind Geschichtenerzähler, und dann erst noch von der guten Sorte. Jeder Song hat eine herrliche Story, die das Hinhören sehr einfach macht. Mal ironisch, mal nachdenklich, mal einfach nur lustig. Los geht es mit "Tusigmal" einer Lovestory wie sie viele von uns schon einmal erlebt haben. Weiter mit de Single-Auskopplung "L.A", äusserst schräg mit starkem Countryeinfluss, plus Blasmusik. Dazu die tolle Stimme von Leslie von Redwood. Und bereits nach 2 Songs weiss man, was auf einem zukommen wird auf dieser CD.
"I han es Meitschi us LA, das wett scho lang wieder hei, hei nach LA, drom laht si me elei. LA isch far far away, kei Ahnig where to stay. Isch ächt hie or LA mis dehei?"
Das nur ein kleines Muster für die Kreativität Andri Krämer und Phil Scheck. Da sind Vollbluttexter am Werk und das beweisen sie dann auch gleich im Refrain des Songs "WK", der sich ums Schweizer Militär dreht:
"Jedes Jahr 3 Woche die Ehr, me cha se für nüd bruche aber si hei es Gwehr. Jedes Jahr fürs Vaterland mit Ach und Krach und ohni Verstand!"
Ich könnte jetzt aus allen 13 Songs irgendwelche Beispiele zitieren. Schier endlos scheint das Repertoir an genialen Textstellen. Es gibt Geschichten über deutsche Urlauber in der Schweiz, über Menschen denen ihr Aktien-Portefeuille wichtiger geworden ist als ihre Freunde, über Haustürenzweimalabschliesser und Bergaufbremser, über einen brennenden Zirkus, bei dem eine Löwin fast verbrannt wäre, weil sie den Ausgang nicht fand. 28 Kinder wurden dabei übrigens vertrampelt, der Vogelstraus ist ums Leben gekommen, weil er den Kopf im Sand hatte und nicht bemerkt hat, dass sein Hinterteil brennt.
Zwei Songs möchte ich aber trotzdem noch kurz erwähnen, bevor ich mich dann aus dem Schwärmen herausreisse. "Miss Sixty" ist ein herrliche Abrechnung... hmmm, mit wem? Mit Weib und Heimat?
"Weisch d Schwiiz chonnt mer mängisch vor wie dini Miss Sixty: e chli z'äng, e chli z'tüür, e chli z'chli und au scho chli verbii."
Hammer, ich als Schreiberling zieh da erfurchtsvoll den Hut, wenn ich solche Sachen höre. Ähnlich erging es mir beim Titel "Cha ned Lache", der sich ein bisschen von den anderen Liedern abhebt, weil er ruhiger und etwas weniger lustig ist als der Rest. Aber verdammt dieser Song beschreibt eine Trennung so gut, wie es noch selten auf Schweizerdeutsch gelungen ist. Darum hab ich mir die Mühe gemacht und die Zeilen mal schnell abgetippt:
"Jetzt tüe si eso wie si's geng scho hätte gseiht, die Tuble wo meine, das d Liebi chonnt und geiht. I cha ned eso tue, wie wenn nüd wär, es fallt mer so unendlich schwär. Cha ned lache hüt vor de Lüt. Wahrschinlich gahni kaputt ab dere Geschicht, spiel es Lied für mich. Aber es muess eis si vo Liebi wo wieder mau gschiiteret isch. Ha gmerkt du fälsch mer aus Fründ wo zue mer steiht. Ha niemer meh wo seit s'isch ihr Ornig we mini Wäut zämegheit. Cha ned lache hüt, vor all dene Lüt. Wahrschinilch gani kaputt ab dere Gschicht, spiel es Lied für mech. Aber es muess eis si vo Liebi wo wieder mau gschiiteret isch...."
Wer sich ein musikalisches Bild von Amtsbladt machen möchte, besucht sie auf ihrer
MySpace-Seite. Leider stehen derzeit keine Konzerte vom Berner und vom Zürcher an, denke mir live könnte das noch ganz nett werden. Die CD gibts in jedem gut sortierten Shop zu kaufen und ich kann sie mit einer Höchstnote wärmstens empfehlen! Schliesslich werden wir Musikfans zu selten mit intelligenter, guter und erst noch witziger Musik verwöhnt!