10. Dezember 2007

Advents-Bloggen: Tag 10


Gastbeitrag heute von: Goggi, Goggiblog


Wo ist Weihnachten?

Das war eine Frage, die sich früher unser Verwandtenkreis so gegen Ende August zu stellen anfing und ungefähr Mitte Dezember endlich beantworten konnte. Meistens vereinten wir uns als Grossfamilie bei selig „Zia" Marianne und die spannenste Aufgabe von uns Kindern war es, nach dem Essen und dem Singen und dem Beten und nochmals dem Singen, die Geschenke zu verteilen.

Als dann die Kinder grösser und die Kindeskinder zahlreicher wurden, verlor sich diese Tradition leider und man feierte in kleineren Rahmen, was sich aus kindlicher Sicht nachhaltig auf die Geschenklage auswirkte.

Und bis heute ist die Weihnachtszeit ja nicht nur von Besinnlichkeit geprägt, sondern immer mehr vom Problem, was man dem anderen denn schenken soll. Der Werbeaufwand zwischen den Fernsehsendungen und im Briefkasten ist ja nicht zu übersehen, was schon fast an Nötigung grenzt. Zu diesem Zweck haben wir Erwachsenen uns bezüglich gegenseitigem Beschenken auf „Nichts" geeinigt, genauer auf „nur den Kindern etwas", wobei liebende Eltern dann einfach nicht anders können und auch mit 38 ist man ja noch deren Kind.

Und „Nichts" stimmt umgekehrt ja auch nicht ganz, denn die Kinder geben einem ja - nicht nur zu Weihnachten – so viel zurück: Dass das nicht nur eine Floskel ist, zeigt der kleine Zettel auf dem Bild. Den schenkte mir mein Sohn Renato „einfach so" zum ersten Advent und er habe einfach mal aufgeschrieben, wen er alles gern habe.

Dieser kleine Zettel, auf dem die ersten Worte stehen, die Renato ohne abzuschreiben schreiben kann, füllte mein Herz mit wunderschöner Wärme und wir strahlten einander an und ich war einmal mehr vernarrt in diesen kleinen Bub, der mir das schönste aller Geschenke machte, in dem er einfach da war und wir zusammen mit der Playmobil-Garage und den vielen Autos spielen konnten. Manchmal braucht es wirklich nicht mehr. Und ich bin dafür, dass das Fest der Liebe ein ganzes Jahr lang anhalten soll und man sich nicht zu Weihnachten einen Kopf machen muss, wie man wohl als guter Elternteil glänzen könnte.

Allen eine schöne Weihnachtszeit, mit ganz viel Liebe und Wärme, Kerzen und... vielleicht einer Playstation 3 - weil ganz ohne tolle Geschenke wäre ja der ganze Werbeaufwand umsonst gewesen und so ein Weihnachtsbaum sähe dann schon furchtbar leer aus...

9. Dezember 2007

Advents-Bloggen: Tag 09


Gastbeitrag heute von: Zoee, Hamburg

Die immer wiederkehrende mütterliche Frage zum Fest der Liebe: "Wen bringst Du denn dieses Jahr Heiligabend zum Essen mit?" "Genau die gleiche Person wie im letzten Jahr und im Jahr davor und im Jahr davor", antworte ich trocken. "Ja, aber da hast Du doch niemanden mitgebracht!!. "Eben!"

Ich weiss nicht, was sich meine Mutter eigentlich denkt. Und ob sie überhaupt an irgend etwas anderes denkt als daran, dass man als Mann in meinem Alter gefälligst entweder verheiratet oder zumindest langjährig gebunden sein muss. Schon allein wegen der "Leute". Wobei sie eigentlich nur die nächste Verwandtschaft meint, die sich zu jedem Weihnachtsfest gefrässig um den elterlichen Esstisch versammelt und meine Mutter noch mehr in den Wahnsinn und mich irgendwann mal in den Suizid oder Massenverwandtschaftsmord stürzen wird.

"Wie wäre es denn mit der Silke, du weisst schon. Die war doch ganz nett?" Klar, die Silke war furchtbar nett. Allerdings so langweilig wie eine alte Semmel. "Ja und wie ist es mit der Claudia, die du im Sommer mal zum Grillen mitgebracht hast? Die war doch auch so furchtbar lieb!". Ach je, die Claudia. Das weiß ich gar nicht mehr, wie lieb die wirklich war. Ich hatte sie tags zuvor im Biergarten kennengelernt. Der Rock war kurz, die Bluse gefüllt und was in der Nacht passiert war, weiss ich gar nicht mehr so genau, weil ich ein paar Bier zuviel hatte. Da sie mir aber am nächsten Morgen immer noch nicht auf die Nerven ging und ich mir beim traditionellen Sommergrillen gerne einen hinter die Binde kippe, habe ich sie mitgenommen. Ich brauchte jemanden, der mich wieder nach Hause fährt, da bin ich nämlich ganz verantwortungsbewusst.

Meine Mutter fragt sich hartnäckig durch meine tatsächlichen und die von ihr gewünschten Begegnungen. Sogar die Nachbarstochter ist mal wieder dabei, mit der ich im Sandkasten gespielt habe.

Ich verstehe nicht so ganz genau, warum es für meine Mutter so wichtig ist, mich mit einem Nasenring bestückt an der filigranen Goldkette einer Frau geführt zu sehen, die mich dann zum festlich gedeckten Familienweihnachtstisch führt.

Gerade wenn es auf die Weihnachtszeit zugeht, werden Frauen besonders anschmiegsam. Werfen sie sich im Sommer noch nach einem lauschigen Biergartenbesuch freiwillig ins nächste Feld oder auf den nächsten Rücksitz, um sich dann lachend mit einem "wir sehen uns" unkompliziert zu verabschieden, muss zur Weihnachtszeit kuschelig und zielorientiert in ernsthafte Gefilde gearbeitet werden. Ein sehr beiläufiges "Was machst du denn eigentlich an Weihnachten?" steht bei mir an Punkt 2 auf der Hassliste. Das kommt gleich nach dem romantisch-lauernden "Was denkst du gerade?". Mir graut es, wenn ich nur daran denke.

"Also?" meine Mutter wird ungeduldig "wen bringst du denn nun dieses Jahr mit, Junge?".

"Mutti, ich bring meine neue Liebe mit. Der ist wirklich total lieb!"

8. Dezember 2007

Licht aus Aktion live


Wir sind zu Besuch, machen seit 20 Uhr aber auch mit. Darum senden wir das Foto für einmal nicht über den PC an den Blog, sondern per Handy.

Advents-Bloggen: Tag 08


Gastbeitrag heute von: Res Stillhard alias Kopfchaos

November. Hundewetter. Kalt. Nass. Nebel. Ein einsamer Mann, alt, ohne Mantel, ohne Socken, nur ein Paar durchgelatschte Schuhe an den Füssen. Seit Tagen ungewaschen, der Bart wild, ungepflegt, seit Wochen die gleiche Hose, der gleiche Pullover. Neben sich auf der Bank ein ausgeleierter Jutesack.

So sass er auf der Bank bei der Bushaltestelle. Er wusste nicht wohin, wartete auch nicht auf den Bus. Er sass einfach nur da..... Starrte auf den Boden zwischen seinen Schuhen. Um ihn herum das Leben, Kinder auf dem Weg zur Schule, johlend und spielend, Erwachsene auf dem Weg zur Arbeit, hetzend und hoffend den Bus noch zu erwischen um doch noch rechtzeitig dort zu sein, doch er sass nur da und starrte auf den Boden.

Seine Hand griff ab und an nach dem Jutesack, so als ob der alte Mann fühlen wollte ob der Sack noch neben ihm auf der Bank liegt, dann nickte er kurz und starrte weiter auf den Boden.....

Die Stunden verstrichen, der alte Mann blieb. Die Leute kamen und gingen, Busse hielten und fuhren weiter, der alte Mann sass nur auf der Bank. Ein Punk setzte sich neben ihn quatschte ihn um Geld an, der alte Mann zeigte keine Reaktion. Ein weiterer Punk kam dazu, zu zweit quatschten sie auf den alten Mann ein, wieder kam keine Reaktion. Den Punks wurde es langweilig und sie verzogen sich, der alte Mann blieb, so als ob er auf einen Bus wartete, der doch nie fährt.

Das geschäftige Treiben bei der Bushaltestelle ging weiter, Hausfrauen auf dem Weg zum Einkauf, Grossmütter und Tanten auf dem Weg zum Kaffee bei einer Bekannten kamen und gingen mit den Bussen, doch der alte Mann blieb. Die Strassenwischer, in ihrer Arbeit vertieft, nahmen den alten Mann nicht war, und wenn doch, so störten sie ihn nicht, wischten um ihn herum. Der alte Mann zeigte keine Regung, sah nicht auf und starrte weiterhin nur immer auf den Boden zwischen seinen Schuhen.....

Die Sonne gab ein kurzes Gastspiel, riss den Nebel auf, und der alte Mann schaute erstaunt nach oben. Er strich sich den Bart zurecht, griff nach seinem Jutesack, erhob sich, nur um sich dann zwei Schritte weiter wieder auf die Bank zu setzen, den Sack neben sich zu legen und auf den Boden zwischen seinen Schuhen zu starren.

Ich setzte mich zu ihm. Sprach ihn aber nicht an. Ich blieb einfach nur neben ihm sitzen. Nach einer halben Stunde sah er mir fragend in das Gesicht, ich nickte nur und er senkte seinen Blick wieder. Nach einer weiteren halben Stunde brummelte er etwas unverständliches in seinen Bart, sah aber nicht hoch und schwieg dann wieder. Das Leben zog die ganze Zeit um uns herum.

Plötzlich schreckte er hoch, sah mich an und fragte mich welchen Tag wir haben, aber ohne auf die Antwort zu warten senkte er seinen Blick wieder auf den Boden zwischen seinen Schuhen.....

Nun sprach ich ihn an, fragte ihn ob er mit mir gerne einen Kaffee trinken möchte, im Lokal vorne am Eck, er zeigte keine Reaktion. Nach einem kurzen Augenblick sah er hoch, schaute in Richtung des Lokals und nickte dann mit Kopf. Wortlos erhoben wir uns, ich liess ihm den Vortritt, mit gesenkten Schultern, leicht gebeugt, ging er voran. Wir betraten das Lokal, es roch nach abgestandem Bier und kaltem Rauch. An den Tischen sassen schon einige Menschen, alle vereinzelt, fast jeder bei einem halb leeren Glas Bier. Sicherlich nicht das nobelste Haus am Platz, aber für viele ein kleines Stück Heimat. Noch immer schaute der alte Mann auf den Boden und ab und an griff er nach dem Jutesack, den er auf den Stuhl neben sich gelegt hatte.

Dann sprach der alte Mann, er sprach von einer Zeit, in der er noch was gegolten habe, einer Zeit, in der er noch Jemand war, einer Zeit, die aber lange vorbei war, dann schwieg er wieder..... und ich wusste seinen Namen.....

..... der alte Mann war Nikolaus.....

7. Dezember 2007

Böse Araber kaufen unsere Christbäume..

... und darum sind diese Bäume in diesem Jahr besonders teuer. So lässt sich in etwa der Bericht zusammenfassen, den es heute im Blick unter der folgenden Schlagzeile gibt:

"Wegen reichen Chinesen und Arabern: Christbäume bis zu 20 % teurer!"

Ach wie herrlich, dass sich doch immer alles auf die Anderen abschieben lässt. Mir kam beim Lesen zuerst in den Sinn, dass eventuell die Oelpreise einen Einfluss auf die Weihnachtsbäume haben könnte. Dem ist aber nicht so, wie eine Fachfrau aus der Holzbranche dem Blick erklärt hat:


Aha, bisher war ich eigentlich der Meinung, dass Weihnachten ein christliches Fest ist und die Chinesen und vorallem die Muslime damit so gut wie gar nichts am Hut haben. In China feiert so viel ich weiss nur ein ganz kleiner Teil der Menschen Weihnachten oder Heiligabend, meist Familien mit irgendeinem Bezug zum Westen. Und in arabischen Ländern heisst es in Sachen Weihnachten sowieso Fehlanzeige, weil der ein entsprechender islamischer Feiertag gar nicht existiert. Und trotzdem sollen also die bösen, bösen Araber und Chinesen daran schuld sein, dass in der Schweiz die Christbäume um sagenhafte 20 Prozent teurer werden?

Nun, wer den Text liest, der merkt schnell, dass es sich dabei hauptsächlich um aus dem Ausland importierte Bäume handelt. Da spielen dann vermutlich Transportkosten eben doch eine Rolle, zudem hat der Sturm Kyrill grosse Waldflächen flach gelegt und viele Bauern pflanzen inzwischen so oder so lieber andere Sachen an, als Tannenbäume. Dass man beim Ringierblatt trotzdem die Chance nutzt, etwas Oel ins Glaubensfeuer zu giessen, finde ich schlicht verwerflich. Weder der Titel noch der fett gedruckte Schlusssatz wären meiner Meinung nach in dem Zusammenhang nötig gewesen.

Aber eben, wir reden vom Blick. Ich für meinen Teil kümmere mich eh nicht um diese Preiserhöhung. Unser Baum kommt auch in diesem Jahr wieder aus dem gemeindeeigenen Wald. Derzeit steht er auch noch da und weiss noch nichts von seinem Schicksal. Am Samstag in einer Woche wird er dann bei einem Glas Glühwein ausgesucht, gefällt und nach Hause transportiert. Bevor ihn mir noch ein Chinese wegschnappt...

Foto: Flickr