7. Dezember 2007

Böse Araber kaufen unsere Christbäume..

... und darum sind diese Bäume in diesem Jahr besonders teuer. So lässt sich in etwa der Bericht zusammenfassen, den es heute im Blick unter der folgenden Schlagzeile gibt:

"Wegen reichen Chinesen und Arabern: Christbäume bis zu 20 % teurer!"

Ach wie herrlich, dass sich doch immer alles auf die Anderen abschieben lässt. Mir kam beim Lesen zuerst in den Sinn, dass eventuell die Oelpreise einen Einfluss auf die Weihnachtsbäume haben könnte. Dem ist aber nicht so, wie eine Fachfrau aus der Holzbranche dem Blick erklärt hat:


Aha, bisher war ich eigentlich der Meinung, dass Weihnachten ein christliches Fest ist und die Chinesen und vorallem die Muslime damit so gut wie gar nichts am Hut haben. In China feiert so viel ich weiss nur ein ganz kleiner Teil der Menschen Weihnachten oder Heiligabend, meist Familien mit irgendeinem Bezug zum Westen. Und in arabischen Ländern heisst es in Sachen Weihnachten sowieso Fehlanzeige, weil der ein entsprechender islamischer Feiertag gar nicht existiert. Und trotzdem sollen also die bösen, bösen Araber und Chinesen daran schuld sein, dass in der Schweiz die Christbäume um sagenhafte 20 Prozent teurer werden?

Nun, wer den Text liest, der merkt schnell, dass es sich dabei hauptsächlich um aus dem Ausland importierte Bäume handelt. Da spielen dann vermutlich Transportkosten eben doch eine Rolle, zudem hat der Sturm Kyrill grosse Waldflächen flach gelegt und viele Bauern pflanzen inzwischen so oder so lieber andere Sachen an, als Tannenbäume. Dass man beim Ringierblatt trotzdem die Chance nutzt, etwas Oel ins Glaubensfeuer zu giessen, finde ich schlicht verwerflich. Weder der Titel noch der fett gedruckte Schlusssatz wären meiner Meinung nach in dem Zusammenhang nötig gewesen.

Aber eben, wir reden vom Blick. Ich für meinen Teil kümmere mich eh nicht um diese Preiserhöhung. Unser Baum kommt auch in diesem Jahr wieder aus dem gemeindeeigenen Wald. Derzeit steht er auch noch da und weiss noch nichts von seinem Schicksal. Am Samstag in einer Woche wird er dann bei einem Glas Glühwein ausgesucht, gefällt und nach Hause transportiert. Bevor ihn mir noch ein Chinese wegschnappt...

Foto: Flickr

1 Kommentar:

Tronar hat gesagt…

Naja, auch wenn Araber und Asiaten religionstechnisch meistens weniger mit Weihnachten anfangen können (es sei denn, sie gehören zu der christlichen Minderheit in diesen Ländern), so wird - auch dies vermutlich ein Teil der Globalisierung - trotzdem auch dort immer mehr Weihnachten zelebriert. Von japanischen Freunden weiß ich z.B., daß Weihnachten dort zwar keinerlei religiöse Bedeutung hat, man aber trotzdem gerne eine Party feiert und sich gegenseitig Geschenke macht. Halt ähnlich wie bei uns Halloween oder Valentines Day. Vor 30 Jahren konnte keine Sau in Deutschland damit etwas anfangen und heute gibt es gleich Saures von klingelnden Kindern oder der nicht beschenkten Freundin. :-)

Insofern ist es also zumindest nicht ausgeschlossen, daß die Nachfrage nach abgesägten Nadelhölzern auch in diesen Ländern zunimmt und sich das irgendwie auf die Preise auswirkt.

Ich für meinen Teil fand es ja noch nie so wirklich konsequent, im Namen von Jesus einem Tannenbaum beim langsamen Sterben zuzuschauen, kann mich aber natürlich auch nicht völlig von der Romantik freimachen, im Kreis der Familie bei einem schönen Gespräch langsam zuzuschauen, wie die letzten Kerzen am Baum zur Neige gehen und eine nach der anderen verlöscht.

Wir haben mal versucht, einen Tannenbaum mit Wurzel und Erde ins Wohnzimmer zu stellen, aber irgendwie war die Umstellung kalt-Zimmertemperatur_mit_Kerzen-kalt dann doch zuviel für den Guten und das mit dem in den Garten pflanzen verlief dann leider nicht so wie geplant.