17. August 2007

Es Aargauert an der Badenfahrt

Wir Aargauer haben ja zwischendurch mal ein kleines Identifikationsproblem. Einerseits lacht man in den anderen Schweizer Kantonen gerne mal über uns. Sei es weil wir angeblich andauernd weisse Socken tragen (ich hab übrigens kein einziges Paar in meiner Schublade) oder weil wir so gefährlich Auto fahren (das Kennzeichen AG soll für "Achtung Gefahr" stehen) oder weil wir als langweiliger Durchfahrts- und Schlafkanton gelten. Nun, solche Geschichten und Vorurteile gibts ja überall. Aber wir Aargauer scheinen davon nicht genug zu kriegen und teilen den Kanton dann selber gleich nochmal auf, in Ost und West.

Ein Zofinger (West) hat so mit einem Wettinger (Ost) etwa gleich viel zu tun, wie ein St. Galler mit einem Genfer. Nämlich gar nichts. Ähnliches gilt für die Fricktaler (Nord) und die Freiämter (Süd). Meilenweit voneinander entfernt, nicht nur geographisch. Wir Aarauer sind so etwa in der Mitte, ok Lenzburg ist noch mehr Mitte, aber wir sind immerhin die Hauptstädter hier in Aarau. Da können die Lenzburger noch lange ihr Schloss und die Bundesrätin zu Besuch haben. Wir sind Chef.

Warum ich darauf komme? Heute beginnt in Baden die "Badenfahrt". Eines der grössten Feste das ich in der Schweiz überhaupt kenne. (Und es soll mir jetzt keiner mit dem Zürifest kommen...) Da ist in Baden während 10 Tagen der ganze Ost-Aargau auf den Beinen und feiert quasi durch. Es gibt hunderte von Beizen, Konzerte, Theater und so weiter. Tja und nun kommt der springende Punkt, ich war vor 10 Jahren zum ersten Mal bewusst und für mehrere Tage an diesem Fest im Osten unseres Kantons und ich muss schweren Herzenz zugeben: Diese Party ist der Hammer!

Nur alle 10 Jahre findet die Grossveranstaltung statt. Ensprechend heiss sind die Leute der Region dann wohl, wenn es endlich wieder mal soweit ist. Als stolzer Aarauer schaue ich da natürlich etwas neidisch in Richtung Baregg und Umgebung. Ok, wir haben zwar in einer Woche das Eidgenössische Schwingfest, ebenfalls eine riesen Kiste. Aber ich werde mir nächste Woche mindestens einen Abend in der Agenda rot anstreichen und nach Baden zum Feiern fahren.

Bei solchen "Kleinkriegen" frage ich mich übrigens immer wieder, woher diese eigentlich kommen. Ich persönlich hab definitiv nichts gegen Ostaargauer. Warum auch? Ich hab auch nichts gegen Luzerner oder St. Galler - ausser es geht um Fussball. Eigentlich bin ich grundsätzlich ein friedliebender Mensch und freue mich über neue Bekanntschaften, egal aus welchem Teil der Schweiz oder der Welt. Aber eben, die Bayern machen sich lustig über die Österreicher. Pariser sind in Marseille schwer unbeliebt. Engländer saufen, Italiener reden laut, Polen klauen, Schweden sind sexsüchtig..... Vorurteile wo man hinhört. Manchmal hab ich gar den Eindruck, dass diese Geschichten immer mehr und häufiger werden. Man mag dem ungeliebten Nachbarn (jetzt mal geografisch gesehen) nicht mal mehr das Schwarze unter den Fingernägeln gönnen. Und am Schluss der Geschichte trennen sich dann ganze Staaten in neue Kleinstländer auf....

So gesehen haben wir es in der Schweiz ja irgendwie doch noch angenehm: 4 offizielle Landessprachen (Dialekte nicht eingeschlossen), Gegenden die von der Topographie her unterschiedlicher nicht sein könnten, 26 Kantone.... und trotzdem leben wir friedlich auf engstem Raum zusammen. Hmmmmm, aber eigentlich wollte ich ja über die Badenfahrt schreiben. Egal, macht es wie ich und schaut einfach vorbei, es lohnt sich. Auch wenns im Ostaargau stattfindet ;-)

16. August 2007

Traumberuf Sportkommentator

Für mich war das in Kinderzeiten tatsächlich immer ein Traumberuf. Und siehe da, während meiner Radiozeit hab ich tatsächlich das eine oder andere Fussball- und Eishockeyspiel live kommentiert. Und ich gebe es zu, es hat mir immer tierischen Spass gemacht. Diese Vergangenheit ist vielleicht auch der Grund, dass ich die Kommentare der aktuellen Live-Sport-Plapperis manchmal etwas genauer unter die Lupe nehme.

Gestern war diesbezüglich wieder mal ein herrlicher Abend. ARD, ZDF, ORF, Eurosport und SF haben Spiele übertragen. Spontan habe ich zusammen mit ein paar Menschen, Bier und Grillwürsten den TV-Fussballabend genossen. Wobei der mediale Genuss zeitweise etwas zu kurz kam. Das lag einerseits an den teilweise langweiligen Spielen und andererseits an den manchmal doch etwas platten Sprüchen der Kommentatoren.

Am Wochenende wurden wir von SF-Mann Sascha Ruefer beim Spiel Luzern gegen GC noch mit Satzkonstruktionen wie "Da steigt der Allmächtige vom Pilatus herab" verwöhnt. Gestern gab es dann beim Championsleague Qualispiel zwischen dem FC Zürich und Besiktas Istanbul eher Magerkost. Dani Wyler war im Einsatz. Ja, ich gebs zu. Ich hör den eh nicht so gerne. Mir gefallen die Turnheers, Ruefers, Minders oder Salzgebers besser. Aber gestern ist nicht nur mir aufgefallen, dass der Mann eigentlich gar nicht wusste, was er uns 90 Minuten lang sagen soll. Ging der Ball ins Seitenaus erklärte er uns, dass es nun Einwurf gebe. Ging er zwischen Tor und Eckfahne über die Linie haben wir dann gelernt, dass uns nun ein Eckball erwartet. Lag ein Spieler am Boden erfuren wir, dass es nun ein Foul gegeben habe. Wir haben uns dann gefragt, ob Herr Wyler davon ausgeht, dass gestern Abend alles Fussballbanausen vor den TV-Geräten sassen. Oder ob man ihm ne Anweisung gegeben hat, dass besonders viele Sehbehinderte mit von der Partie seien. Ein Gast in Monsieur Fischers Haus schlug zur Pause ernsthaft vor, den Ton beim Fernseher auszuschalten.

Das Highlight lieferte der Mann im TV aber bei einem Ball, bei dem die Zürcher vehement Eckball forderten und der Schiri dann aber auf Abstoss entschied. Herr Wyler meinte dann, wir TV-Zuschauer hätten nun den Vorteil, dass wir uns nun gemeinsam die Zeitlupe anschauen und dann entscheiden können, wer den Ball ins Aus gespielt hat. Tja, nur leider kam dann anstatt einer Aufklärung der Satz "Leider konnte ich es anhand der Zeitlupe nicht genau erkennen!". Schön auch die folgende Aussage, dass sich dem Zürcher Spieler Alphonse "zwei Schwarze gegenüber gestellt" und ihn gestoppt hätten.

Kurz, wir hatten geschlossen den Eindruck, dass sich dieser Reporter schlicht und einfach nicht auf das Spiel vorbereitet hatte. Zwei, dreimal die gleichen Informationen zum gleichen Spieler. Was das zwischenzeitlich doch eher dürftige Spiel auch nicht gerade spannender gemacht hat. Schlussendlich hat dann der FC Zürich höchstpersönlich noch dafür gesorgt, dass in der Nachspielzeit der Nachspielzeit (97. Minute, ein türkischer Spieler versuchte sich zuvor beinahe 3 Minuten auf dem Rasen liegend als sterbender Schwan) doch noch Stimmung aufkam. Der 1 zu 1 Ausgleich war verdient und lässt für das Rückspiel in Istanbul wenigstens noch etwas Hoffnung.

Wie gute Fussballberichterstattung funktioniert konnte man gestern Abend übrigens auch noch erleben. Die ARD verabschiedete zusammen mit dem FC Bayern München den Kultspieler Mehmet Scholl. Das Spiel war total langweilig, darüber haben aber Hintergrundberichte, zusätzliche Kameras auf Scholl, Interviews und ein gut gelaunter Kommentator hinweg geholfen. Spruch des Abends von Waldi Hartmann "Ja, der FC Bayern ist halt schon ein sicherer Arbeitgeber, auf den man sich verlassen kann. Das hätte ich mir auch immer gewünscht". Sein Brötchengeber hat sich über diesen Satz ganz bestimmt auch gefreut...

15. August 2007

Wenn aus Freunden Feinde werden

Früher ein Land und miteinander, heute feiern sie getrennt. Pakistan und Indien. Während Pakistan gestern Dienstag seinen Nationalfeiertag zelebriert hat, ist heute Nachbar Indien dran mit Feiern. Bis 1947 hat man noch gemeinsam Partys gefeiert. Seit dem Abzug der Briten feiern beide Länder ihre Unabhängigkeit jedoch getrennt und an zwei verschiedenen Tagen.

Pakistan ist 1947 erstmals auf einer Weltkarte aufgetaucht, nachdem "Britisch Indien" nach religiösen Grundsätzen von den englischen Kolonialherren in Indien und Pakistan aufgeteilt worden war. Pakistan bekam die Gebiete, die vorwiegend von Moslems bewohnt sind, während Indien die von Hindus besiedelten Ländereien zugeteilt bekam.

Diese Teilung zog über all die Jahre blutige Zusammenstöße zwischen Moslems und Hindus nach sich. Nach verschiedenen Schätzungen kamen dabei gegen eine Million Menschen ums Leben. In den bisher 60 Jahren der Unabhängigkeit führten Indien und Pakistan drei grosse Kriege gegeneinander. In den letzten Jahren versuchen sie jedoch den Weg des Dialogs. Indien darf sich weltweit grosser Beliebtheit erfreuen, nicht zuletzt dank einer florierenden Wirtschaft. In Pakistan dagegen gilt als Entwicklungsland und seit 1999 eine konservative Militärregierung an der Macht.

Bis heute hat die Teilung darum tiefe Spuren in den Beziehungen zwischen beiden Ländern hinterlassen. Ungelöste Fragen um Gebietsbesitze und die unterschiedlichen Religionen erschweren die Ausgangslage, ewig aktuelles Beispiel ist dabei der Streit um Kaschmir.

Auch nach 60 Jahren lässt die Teilung Inder und Pakistani noch erschaudern. Gut 10 Millionen Menschen flohen damals, Muslime über die neue Grenze nach Pakistan, Hindus in die andere Richtung nach Indien. Zuvor hatten Hindus und Muslime, Sikhs, Buddhisten, Christen noch gemeinsam den Abzug der Briten erkämpft.

Tja und selbst den heutigen Unabhängigkeitstag begehen Indien und Pakistan also in Feindschaft und erst noch an zwei unterschiedlichen Tagen.

Foto: Kurier.at

14. August 2007

Cher Monsieur Favre....

... da wären Sie vielleicht besser mal in der beschaulichen Schweiz, genauer in Zürich geblieben. Aber Sie haben es ja nicht anders gewollt.

Ähnliches lässt sich vermutlich in wenigen Wochen auch zu den Herren Gürkan Sermeter, Michael Ballack oder Rafael Van der Vaart sagen. Ach ja, die Abstimmung zur Bundesliga-Abschussliste läuft übrigens noch. Hier kann man seine Stimme abgeben!