14. Juli 2007

Allons Enfants de la Patrie...

... le Jour de Gloire est arrivé!

Heute knallen in Frankreich wieder die Champagner-Korken, an an den mondänen Häusern hängt die blauweissrote Flagge und vor jedem Kriegsdenkmal halten die Menschen kurz inne: es ist der 14. Juli, der französische Nationalfeiertag.

Der 14. Juillet erinnert Jahr für Jahr an die Erstürmung der Bastille anno domini 1789. Die französische Bevölkerung griff an diesem Tag mit diesem Sturm erstmals aktiv in die Revolution ein. Dutzende Menschen fanden an diesem Tag den Tod, jedoch war es der Beginn der Befreiung des Volkes. Gefeiert wird dieser Tag übrigens bereits seit dem ersten Jahr nach dem Bastillesturm. Zum offiziellen Feiertag, oder besser gesagt eben zum Nationalfeiertag wurde der 14. Juli allerdings erst im Jahr 1880. Gestärkt wurde das Datum durch das Ende des Ersten und des Zweiten Weltkriegs, welches in Frankreich beide Male auch am 14. Juli gefeiert wurde.

Zum Nationalfeiertag gehört in Frankreich seit fast 100 Jahren die traditionelle Militärparade auf der Champs Elyseés. Da ist jeweils auch der regierende Präsident zugegen. Santé Monsieur Sarkozy, aber heute vielleicht besser keinen Wodka mehr trinken! Neben der grossen Parade gibt es natürlich zahlreiche Volksfeste in Städten und Dörfern, die meist von grossen Feuerwerken begleitet werden. Lustiges Detail am Rand, in zahlreichen Gemeinden gibt es zu Ehren der Opfer des Krieges schöne Bälle mit Musik und Tanz, welche dann oft in Turnhallen abgehalten werden. Diese werden fast ausnahmlos von der Feuerwehr organisiert.

Ich selber habe schon den einen oder andern 14ten Juli in Frankreich erleben dürfen und ich muss sagen, es ist immer wieder ein herrliches Erlebnis. Während die Fête de la Victoire (Kriegsende Zweiter Weltkrieg am 8. Mai) eher zurückhaltenden zelebriert wird und am Silvester/Jour de l'An zünftig der Bär los ist, präsentiert sich der 14. Juli als Mix. Das ausgelassene Feiern wird in den Abend hinein verlegt, den Tag über stehen Vorbereitungen, Kirchenbesuche oder eben Paraden auf dem Programm. Den schönsten 14. Juillet hab ich übrigens in Marseille erlebt, wo es im Vieux Port ein beinahe unendliches Feuerwerk kam, welches von grossen Schiffen aus gezündet wurde.

Ein unvergessliches Erlebnis!

Ein bisschen mitfeiern tu auch ich jedes Jahr, zu Hause in der Schweiz. Da wird die französische Flagge hochgezogen, bei TF1 und France2 ein bisschen die Paraden verfolgt und dazu am Pastis genippelt. Und, wenn es das Wetter so wie heute zulässt renn ich den ganzen Tag im Shirt der französischen Fussballnationalmannschaft herum. Naja, ein bisschen spinnen sei zwischendurch erlaubt, oder? Und jetzt bitte ich Sie, sich für die Nationalhymne zu erheben. Roberto Alagna singt - begleitet von der Musik der Legion - die Marseillaise! Den Text zum Mitsingen gibt es hier.



13. Juli 2007

Beckham comes to America!

Ja ich weiss, ich sollte ja langsam vorwärts machen. Denn schliesslich bin ich heute Abend ja hier zur Pub-Eröffnung eingeladen. Aber das Wetter ist grad noch so schön und ich mag noch nicht drinnen sitzen. Aber der eigentliche Grund warum ich immer noch draussen sitz mit dem Laptop aufm Tisch heisst: David Beckham. Der Engländer wird um 19 Uhr MEZ in Los Angeles von seinem neuen Club Galaxy der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Event wird hier oder hier LIVE übertragen und das lass ich mir natürlich nicht entgehen. Nicht zuletzt weil ich selber ein paar Jahre lang Pressekonferenzen für Fussballer organisert habe. Und ich vermute, dass die Becks-Präsentation alles bisher dagewesene übertreffen wird. Ach ja, ich habs getan. Nachdem das Real Shirt mit der 23 nun out ist, hab ich mir gestern das Galaxy-Leibchen aus den USA bestellt. Logisch, wiederum mit der Nummer 23 auf dem Rücken: David Beckham! Das kriegt dann einen Ehrenplatz neben dem Zidane-Shirt mit der Nummer 10. Da wird dann aus Monsieur Fischer wieder Klein-Fischer.

Es muss nicht immer HERO sein


Die Hände sind zwar rot, schwarz und blau. Aber die erste Ernte hat sich durchaus gelohnt. Zum Sonntagszmorge gibts dieses Mal Konfitüre und Birchermüesli mit Zutaten aus dem eigenen Garten! Mit besten Wünschen aus demselbigen, wo das Thermometer gerade knapp 35 Grad anzeigt.

Ich will auf die Kuhdreck-Wiese

Das ganze Theater rund ums Rütli hat bei mir wie es scheint so eine Art Jetzt-erst-recht-Reaktion ausgelöst. All die dummen Sprüche - egal ob von links oder rechts - rund um die wohl bekannteste Wiese der Schweiz haben mich schliesslich dazu gewogen, mich für 1. August-Tickets zu bewerben. Ja, bewerben. Sie haben richtig gelesen. Die kann man nicht einfach so irgendwo kaufen, erst recht nicht kann man da am Nationalfeiertag einfach rauf spazieren. Nein, man muss schriftlich vorstellig werden und dabei die eine oder andere persönliche Information abgeben.

Die Anmeldung läuft über Alliance F, das ist der Bund Schweizerischer Frauenorganisationen. Hat mich zugegebenermassen im ersten Moment etwas stutzig gemacht. Da ich aber auf meinem Anmeldeschein auch noch nen Frauennamen erwähnt habe, hatte ich auch keine Skrupel den Zettel abzuschicken.

Ob ich dann zu den glücklichen 2000 Schweizerinnen und Schweizern (wovon rund 300 Tickets an Prominenz aus Politik, Kultur und Wirtschaft gehen) gehöre, welche am 1. August per Schiff von Luzern aus zum Rütli reisen, das erfahre ich um den 20. Juli herum. Da ich aber den 1. August am 31. Juli vorfeiere und dann am eigentlichen Feiertag das Ausschlafen geniesse, spielt es keine Rolle, wenn ich erst 10 Tage vorher das Go oder No-Go erfahre.

Da ich aber zuvor noch nie auf dieser "Wiese mit Kuhdreck" (Zitat SVP-Präsident Maurer) war hoffe ich eigentlich schon, dass ich Losglück habe. Im Gegensatz zu der Verlosung rund um die Fussball-EM-Tickets dürften die Chancen hier auch etwas grösser sein. Falls es klappt, schick ich meiner treuen Leserschaft gerne eine virtuelle Ansichtskarte. Und wer weiss, vielleicht gibts da oben ja tatsächlich auch in diesem Jahr braune Scheisse, also Kuhdreck. Bietet sich - wie uns die Medien Jahr für Jahr aufzeigen - ja durchaus als Fotomotiv an.

12. Juli 2007

"Lance Armstrong gibt Doping zu!"

Genau diese Schlagzeile möchte ich eigentlich sehr bald einmal lesen. Aber was ist? Gar nichts passiert diesbezüglich. Das Thema Armstrong und Doping scheint tabu. Wenn es in diesen Tagen um Doping geht, fallen immer wieder die gleichen Namen. Der Ulle schiesst sich mit jedem Satz den er sagt tiefer ins Abseits, der Jaksche macht nen feinen Rückzug, der Zabel fährt trotz allem die Tour de France und ein paar Spanier und Italiener sind - ohne weitere Angaben zu den Gründen - zu Hause geblieben.

ARD und ZDF müssen indess laut Stern.de einen Zuschauerschwund hinnehmen, weil sie sich während ihrer Tour-Berichterstattung zu sehr dem Thema Doping gewidmet haben. Wie zu lesen ist, soll es sogar wütende Telefonanrufe gegeben haben von Radfans, welche sich beschwert haben, dass man bei ARD und ZDF nur über Doping und nicht mehr über Sport rede. Die Zuschauermassen am Strassenrand beweisen zudem, den Radsportfans scheint es egal zu sein, ob und wie gedopt wird. Hauptsache Spektakel.

So hat man sich in der Schweiz auch über den überragenden Etappensieg von Fabian Cancellara vom Dienstag gefreut. Bei mir im Hinterkopf hat sich dann aber trotz Freude die Frage gestellt, wie so ein Velofahrer nach 200 Kilometern im Gegenwind noch zu so einer Energieleistung fähig war. Die Zweifel kamen wohl vorallem auf weil der Name Cancellara unlängst auch im Zusammenhang im verbotenen Substanzen stand.

Während ich über viele Jahre von Haus aus ein treuer Fan der Tour de France war, verfolge ich sie dieses Jahr nur am Rande. Mir fehlen zum einen die grossen Namen, des weiteren fühle ich mich irgendwie seit Landis, Ulle und Co. betrogen und weiss nicht, was ich von den Siegern halten soll. Da gewinnt dann einer, zwei Wochen später wird er als Betrüger entlarvt und der Sieg wird wieder gestrichen. Ein Betrüger wie - in meinen Augen - auch der Lance Armstrong einer war. Mehrere seiner Gegner der vergangenen Jahre haben inzwischen zugegeben, dass sie damals gedopt waren. Trotzdem hat sie der Amerikaner allesamt in die Tasche gesteckt. Ja zum Teil deklassiert.

Ich erinnere mich an eine Bergankunft in den französischen Alpen, Armstrong hatte einen vermeindlich schwachen Tag und musste aufholen. Zusammen mit seinen Helfern hat er sich dann zur Spitze gearbeitet und von da aus flog er den Berg hinauf. Er kam schliesslich mit einem grossen Vorsprung oben an und gewann die Etappe. Die Fachwelt staunte. Solche Höhenflüge gab es Jahr für Jahr. Er hätte die Tour auch noch zum achten oder neunten Mal gewinnen können. Aber nein, aus heiterem Himmel gab Lance Armstrong im besten Radsportalter seinen Rücktritt. Kurz nach seinem Abschied kamen dann die ersten Dopinggeschichten ans Licht...

Alles nur Zufall oder hatte der Lance Informationen, die andere Fahrer nicht hatten? Hatte er gar Dopingmittel, die den Kontrolleuren noch gar nicht bekannt waren? Oder profitierte er gar von Medikamenten, die er aufgrund seiner Krankheit zu sich nehmen durfte? Warum sind die Kritiker aus Frankreich, welche scheinbar eindeutige Beweise gegen Armstrong hatten auf einmal verstummt?

Fragen über Fragen. Und mich überrascht, dass diese und andere Fragen in diesen Tagen nicht gestellt werden. Fahrer aus Spanien, Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz und Frankreich werden öffentlich an den Pranger gestellt. Manche stehen zu ihren Vergehen, manche tun sich schwer damit. Nur ein Name wurde bis heute nicht in Frage gestellt, der von Lance Armstrong. Und das obwohl genau dieser Fahrer die Tour während Jahren auf schier unmenschliche Art und Weise dominiert hat. Gegen eine Konkurrenz die - wie sich nun herausgestellt hat - bis zum Anschlag vollgepumpt war...