12. Juli 2007

"Lance Armstrong gibt Doping zu!"

Genau diese Schlagzeile möchte ich eigentlich sehr bald einmal lesen. Aber was ist? Gar nichts passiert diesbezüglich. Das Thema Armstrong und Doping scheint tabu. Wenn es in diesen Tagen um Doping geht, fallen immer wieder die gleichen Namen. Der Ulle schiesst sich mit jedem Satz den er sagt tiefer ins Abseits, der Jaksche macht nen feinen Rückzug, der Zabel fährt trotz allem die Tour de France und ein paar Spanier und Italiener sind - ohne weitere Angaben zu den Gründen - zu Hause geblieben.

ARD und ZDF müssen indess laut Stern.de einen Zuschauerschwund hinnehmen, weil sie sich während ihrer Tour-Berichterstattung zu sehr dem Thema Doping gewidmet haben. Wie zu lesen ist, soll es sogar wütende Telefonanrufe gegeben haben von Radfans, welche sich beschwert haben, dass man bei ARD und ZDF nur über Doping und nicht mehr über Sport rede. Die Zuschauermassen am Strassenrand beweisen zudem, den Radsportfans scheint es egal zu sein, ob und wie gedopt wird. Hauptsache Spektakel.

So hat man sich in der Schweiz auch über den überragenden Etappensieg von Fabian Cancellara vom Dienstag gefreut. Bei mir im Hinterkopf hat sich dann aber trotz Freude die Frage gestellt, wie so ein Velofahrer nach 200 Kilometern im Gegenwind noch zu so einer Energieleistung fähig war. Die Zweifel kamen wohl vorallem auf weil der Name Cancellara unlängst auch im Zusammenhang im verbotenen Substanzen stand.

Während ich über viele Jahre von Haus aus ein treuer Fan der Tour de France war, verfolge ich sie dieses Jahr nur am Rande. Mir fehlen zum einen die grossen Namen, des weiteren fühle ich mich irgendwie seit Landis, Ulle und Co. betrogen und weiss nicht, was ich von den Siegern halten soll. Da gewinnt dann einer, zwei Wochen später wird er als Betrüger entlarvt und der Sieg wird wieder gestrichen. Ein Betrüger wie - in meinen Augen - auch der Lance Armstrong einer war. Mehrere seiner Gegner der vergangenen Jahre haben inzwischen zugegeben, dass sie damals gedopt waren. Trotzdem hat sie der Amerikaner allesamt in die Tasche gesteckt. Ja zum Teil deklassiert.

Ich erinnere mich an eine Bergankunft in den französischen Alpen, Armstrong hatte einen vermeindlich schwachen Tag und musste aufholen. Zusammen mit seinen Helfern hat er sich dann zur Spitze gearbeitet und von da aus flog er den Berg hinauf. Er kam schliesslich mit einem grossen Vorsprung oben an und gewann die Etappe. Die Fachwelt staunte. Solche Höhenflüge gab es Jahr für Jahr. Er hätte die Tour auch noch zum achten oder neunten Mal gewinnen können. Aber nein, aus heiterem Himmel gab Lance Armstrong im besten Radsportalter seinen Rücktritt. Kurz nach seinem Abschied kamen dann die ersten Dopinggeschichten ans Licht...

Alles nur Zufall oder hatte der Lance Informationen, die andere Fahrer nicht hatten? Hatte er gar Dopingmittel, die den Kontrolleuren noch gar nicht bekannt waren? Oder profitierte er gar von Medikamenten, die er aufgrund seiner Krankheit zu sich nehmen durfte? Warum sind die Kritiker aus Frankreich, welche scheinbar eindeutige Beweise gegen Armstrong hatten auf einmal verstummt?

Fragen über Fragen. Und mich überrascht, dass diese und andere Fragen in diesen Tagen nicht gestellt werden. Fahrer aus Spanien, Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz und Frankreich werden öffentlich an den Pranger gestellt. Manche stehen zu ihren Vergehen, manche tun sich schwer damit. Nur ein Name wurde bis heute nicht in Frage gestellt, der von Lance Armstrong. Und das obwohl genau dieser Fahrer die Tour während Jahren auf schier unmenschliche Art und Weise dominiert hat. Gegen eine Konkurrenz die - wie sich nun herausgestellt hat - bis zum Anschlag vollgepumpt war...

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es geht in meinen Augen gar nicht darum, wer gedopt ist und wer nicht. Sondern lediglich wer dabei erwischt wird und wer nicht.

Gedopt sind die doch alle. Drei Wochen mit einem mordsmässigen Stundendurchschnitt.... das hält doch gar keiner aus.

Goggi hat gesagt…

Guckst Du auch hier:
"Der Tour braucht einen Dopingfall"
http://goggiblog.blogspot.com/2007/07/der-tour-de-france-braucht-einen.html

Metallschaedel hat gesagt…

Du sprichst hier im Text von DER Etappe. Die alles überragende Leistung, die jemals ein Mensch im Sport vollbracht hat.

Monsieur Fischer hat gesagt…

@paddy: unter dem aspekt des stundenschnitts und der leistung über die berge im allgemeinen hast du natürlich recht. aber eben, mein vater war zb ein radrennfahrer in den 70er jahren. und ich weiss dass er NIE gedopt hat und darum vielleicht meine differenzierte sicht der dinge.

@goggi: spam ist englisches büchsenhackfleisch, oder? *grins*

@schweizer: mir ist einfach eben diese etappe in erinnerung geblieben, wir haben sie damals im geschäft geschaut und in globo gestaunt...

Sackratte hat gesagt…

Niemals wird Armstrong die Dopingeinnahme zugeben, er wird es leugnen bis zu seinem Tod. Aber für jeden Radsportexperten ist es ganz offensichtlich und die Indizien werden immer mehr. Weitere Indizien, vielleicht sogar handfeste Beweise, werden in der Zukunkft noch auftauchen (weil in ein paar Jahren dann auch die modernen Dopingpraktiken nachweisbar sein werden und Blutproben tiefgefroren aufbewahrt werden). Seine dümmlichen Fans werden es aber auch dann nicht glauben. Das Märchen vom krebskranken Champion ist zu schön und amerikanisch naiv.

Aber was muss in Lance selber vorgehen? Seine ganze Karriere, eigentlich sein ganzes Leben basiert auf einer Lüge, Millionen von Menschen hat er ein Märchen aufgetischt, dabei hat er sich nicht einmal geschämt, das thema "Krebs" zu missbrauchen - eine unglaubliche Beleidigung für alle Krebskranken und Angehörigen.

Er könnte heute unmöglich zugeben, gedopt gewesen zu sein, der Skandal wäre so gross, dass eigentlich nur Selbstmord in Frage käme.

Deshalb: lügen, Franzosen des Neids beschuldigen, lügen, Journalisten bedrohen - etwas anderes kann er gar nicht tun.