25. Juni 2007

Sommerloch schon im Juni?

Ich mag mich erinnern, dass früher das mediale Sommerloch meist mit dem Beginn der Sommerferien in den Schulen angefangen hat. Wie mir scheint, braucht es in diesem Jahr scheinbar keine Ferien um dem Volk dämliche Geschichten zu präsentieren. Ein paar Beispiele gefällig?

Der Aargauer Regionalfernsehsender Tele M1 liefert seinen Zuschauerinnen und Zuschauern eine Geschichte über den Materialwart der Feuerwehr Aarau, der angeblich besser Wetterprognosen erstellt, als die hauseigenen TV-Meteorologen. Seine Infos bezieht er aus dem Internet. Und wer stellt diese Meteo-Infos wohl da rein? Eben. Noch viel besser aber die sagenhafte Geschichte über eine Frau, deren Katze auf dem Balkon des Wohnblocks regelmässig von einer ach so gefährlichen Amsel geärgert wird. Erste Auswirkungen der Vogelgrippe?

Aber auch der Blick übertrifft sich mit seiner Titelgeschichte heute gleich selber:

"Der Fummelsommer! Alle fassen alle an: Ist das schwüle Wetter schuld?"

Ja, das sind noch Fragen welche die Menschheit bewegen, und das auf der Frontseite. Aber jetzt haben wenigsten Thomas Gottschalk und Roberto Blanco endlich eine Ausrede für ihr Verhalten am Samstag.

Weiter habe ich heute erfahren, dass die Simpsons in England neuerdings für den Religionsunterricht zuständig sind; dass 1802 Gitarristen gemeinsam "Smoke on the Water" gespielt haben oder dass ein Mann beim Suchen seiner Schafe einen Hang hinab gestürzt ist. Und - quasi die Topmeldung - in sämtlichen Schweizer Medien wurde mir gesagt, ich müsste unbedingt alle Ambrosia-Pflanzen in meinem Garten ausreissen, die seien nämlich ungesund. Mein Problem: ich hab gar keine solchen Pflanzen! Aber das konnte ich ja am "Nationalen Ambrosia-Ausreisstag" (der heisst tatsächlich so!) niemandem gestehen...

An einem Tag wie heute habe ich eigentlich nur noch die folgende tragische und für die Welt erschütternde Nachricht vermisst:

Que apostamos?

Am Samstag war es mal wieder soweit, die beliebte Familienunterhaltungssendung "Wetten dass..." stand auf dem Programm, in der Sommer-Edition. HD-Recorder sei dank, muss man den Samstagabend ja inzwischen nicht mehr zu Hause verbringen, sondern kann sich anderen Aktivitäten widmen und sich dann die Sendung im Schnelldurchlauf nach dem Nachhausekommen anschauen. Schnelldurchlauf deswegen, weil ich "Wetten dass..." eigentlich nur wegen den Wetten als solche mag. Die ganzen nichts aussagenden Gespräche über neue Filme und Bücher und vorallem die nervigen Playback Musikauftritte könnte man von mir aus ganz weglassen.

Nun gut, am Samstag gab es also das Sommer Spezial live aus Mallorca. Palma fest in den Händen der Teutonen. Spanisch hat nur gerade der Enrique Iglesias geredet. Auf dem Wettsofa sassen auch vorwiegend Menschen aus Deutschland wie Regina Halmich (bemüht, Foto), Henry Maske (überdreht), Roberto Blanco (peinlich), Barbara Schöneberger (witzig), Mark Medlock (schüchtern) und Dieter Bohlen (langweilig). Der internationale Touch kam von John Bon Jovi (angestrengt) und Liz Hurley (charmant).

Auch in dieser Folge von Thomas Gottschalks Samstagabend-Kiste sassen die Gäste zwar auf dem Sofa, kamen aber irgendwie gar nicht zu Wort. Das Liebespaar Bohlen/Medlock durfte seinen neuen, gemeinsamen Song (Ui ist der schlimm!) promoten, Ex-Boxer Maske konnte sein Buch erwähnen, Bon Jovi sein neues Album vorstellen und so weiter. Trotzdem hatte Tommy am Samstagabend fast 10 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von knapp 37 Prozent. Traumquoten trotz Sommerwetter!

Ich frage mich nur, ob der TV-Zuschauer nicht - so geht es mir zumindest - auch langsam das Gefühl hat, dass sich "Wetten dass..." in der aktuellen Form ausgelatscht hat. Die Sendung vom Samstag empfand ich wiederum als sehr schleppend. Die Gäste wirkten gelangweilt, der Showmaster bemüht. Einzig eine Handvoll gut gestreuter Sprüche ("Roberto Blanco ist auch bekannt als der Fluch der Karibik") reichen aber meiner Meinung nach nicht für über 2 Stunden Programm. Dazu kommt, dass sich Gottschalk in den Interviews mal wieder die eine oder andere Peinlichkeit geleistet hat. So das Gespräch mit einem Wettkandidaten, Gottschalk: "Du studierst Geologie?" Kandidat: "Ja." Gottschalk: "Du möchtest mal Geologe werden?" Kandidat: "Das bietet sich an..."

Zu den Wetten: Ein Mann fährt mit seinem Fahrrad auf langen Reihe Flaschen und schafft es. Wette 2, Kandidat Marco sagt, dass er mit einer Kaffeetasse auf dem Fuss 50 Meter schwimmen kann, Wette gewonnen. Ein kleiner Junge wettet, dass er im Türrahmen eingeklemmt die Kleider wechseln kann. Geschafft! Ein Chinese balanciert mit dem Mund 16 Sitzbänke und schliesslich stoppt Kandidat Mirko 5 Ventilatoren mit der Zunge. Dafür wird er dann vom Publikum zum Wettkönig gewählt.

Ok, die Wetten waren originell, auch wenn sie ein bisschen an Cluburlaub-Animationen erinnert haben. Aber irgendwie hat allen die Spannung gefehlt. Am ehesten noch kam sowas wie Spannung beim Schwimmer und beim Jungen im Türrahmen auf. Aber alle Wetten hatten gemeinsam, dass man schon im Vorfeld erahnen konnte, dass es eh klappen wird. Der Fahrradfahrer auf den Flaschen war nach etwa 20 Sekunden bereits fertig mit seiner Arbeit. Auch beim Stoppen der Ventilatoren blieben abgetrennte Zungen und ein Blutbad aus. Der Master of Suspense wäre nicht zufrieden gewesen mit der Dramaturgie der samstäglichen Sendung. So kam es dann auch, dass sich Gottschalk in seiner 169sten Sendung pünktlich wie selten von seinem Publikum verabschiedet. Bis zum Schluss lief alles am Schnürchen und Überraschungen blieben aus.

Die nächste "Wetten dass..."-Sendung gibt es übrigens Anfang Oktober. Bleibt zu hoffen, dass man sich beim ZDF in der Sommerpause ein paar Gedanken zum Konzept macht. Obwohl, bei den Quoten vom Samstag sieht man vermutlich keinen Bedarf, am Schlachtschiff der deutschen TV-Unterhaltung Korrekturen anzubringen. Eine erste Neuerung gab es übrigens am Samstag schon, statt Gummibärchen und Wasser bot Gottschalk seinen Gästen Alkohol (Pina Colada, Cuba Libre, etc) und Tortillachips an. Ausser Henry Maske, der sich zufrieden die Kante gab, wollte aber niemand so richtig dem Alkohol zusprechen. Dabei wäre man doch auf Malle gewesen.

Ehrensenf-Katrin sagt Tschüss!

Wer noch nie davon gehört hat, der lebt vermutlich hinter dem Mond: Ehrensenf! Die tägliche Dosis Internet Fernsehen, kompakt dargeboten in rund 3 Minuten und - zumindest bis Ende letzter Woche - regelmässig präsentiert von der charmanten und hoch kompetenten Katrin Bauerfeind. Doch leider hat es sich schon vor einigen Monaten angedeutet, dass Katrin für ein grösseres Publikum geboren ist. Ihre Auftritte bei Raab und Schmidt haben dann vermutlich auch die letzten TV-Chefs aufs Parkett gerufen und ihr unter anderem die Moderation der Berlinale Sondersendungen auf 3Sat beschert.

Nun hat sich Katrin von ihren zahlreichen Fans auf höchst dramatische Art und Weise in einem selbstgedrehten Video verabschiedet. Ein kleiner Trost für mich, sie hat mir im Abspann wenigstens noch persönlich Tschüss gesagt:

Ach ja, dass wir in der Schweiz auch mal wieder gute TV-Menschen brauchen könnten, hat die Sendung "KonsumTV" auf SF2 gestern Abend mal wieder aufgezeigt. Da konterte der Moderator Reto Peritz in einem Interview mit einem Deutschen prompt: "Das macht mich jetzt so richtig gluschtig". Wobei das Schweizerdeutsche Wort "gluschtig" übrigens am ehesten mit dem Adjektiv gierig oder dem Verb begehren übersetzt werden kann.

24. Juni 2007

Servus, Georg!

Der ORF zeigt in diesen Minuten ein Spezialprogramm "In Memoriam Georg Danzer". Angefangen hat es mit dem Konzert von Rainhard Fendrich beim Donauinselfest in Wien, welches der ORF live übertragen hat! Vor rund 200.000 Menschen hat sich Fendrich von seinem langjährigen Weggefährten verabschiedet.

Nach Danzers krankheitsbedingter Absage sprang Fendrich für Danzer ein und kündigte ein "Konzert statt und für Danzer" an, das schließlich unerwartet zum Abschiedskonzert für Danzer wurde. "Ich habe durchgeheult", beschrieb der Sänger seine Gefühle seit der Todesnachricht am Donnerstag. Das Schicksal sei manchmal ziemlich unfair, so Fendrich über den Tod seines Freundes: Die Welt drehe sich zwar weiter, "aber es ist kälter geworden." Als Hommage an den Verstorbenen sang Fendrich schließlich drei von dessen Liedern. Zuvor waren einige Videoimpressionen aus Danzers Leben von der Menge mit langem Applaus quittiert worden.

Nach dem Live-Konzert vom Donauinselfest gab es bei ORF ein Akkustik-Konzert von Georg Danzer und derzeit läuft ein Konzert der A3 (Fendrich, Ambros, Danzer) welches vor 2 Jahren aufgezeichnet wurde.

Berichte über Danzers Tod gibt es auch noch heute Sonntag im ORF in der "Seitenblicke-Revue" (14.00 Uhr, ORF2) und in "lebens.art" (Montag, 22.30 Uhr, ORF2). Auch die Sendung "Thema" beschäftigt sich am Montag um 21.10 Uhr mit Georg Danzer.

Als speziellen Danzer-Fan würde ich mich bestimmt nicht bezeichnen, jedoch stehen in meiner Plattensammlung 4 Alben vom Österreicher, zwei davon Doppelalben. Es war aber weniger die Musik, als vielmehr seine unverkennbare Stimme und seine ehrlichen Texte, welche mich beeindruckt haben. Zudem war der Danzer nie ein Star, im Gegenteil er hat sein Privatleben stets im Hintergrund gehalten und seine Popularität dazu genutzt Gutes zu tun.

Pfüati Georg!

23. Juni 2007

Der Song zum Wochenende

Kommt heute aus Schweden und zwar von The Knife. Der Song heisst "Pass it on". The Knife ist ein elektronisches Indie-Duo aus Stockholm. Die Band besteht aus den beiden Geschwistern Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer. Karin Dreijer hat eine Stimme, die ich aus tausenden anderer Stimmen heraus erkennen würde. Den meisten dürfte sie durch den Hit "What Else Is There?" von Röyksopp bekannt sein. Das Video ist einfach nur schräg, aber der bzw. die bzw. das Hauptdarsteller/in ist immerhin auf meiner MySpace Freundesliste zu finden.