Am 19. April 1987 flimmerte in den USA während der Pause der "Tracy Ullman Show" ein kurzer Trickfilm über die Bildschirme. Gerade mal ein paar Minuten lang und in einer Qualität, die doch zu wünschen übrig liess. Heute 20 Jahre später kennt nicht nur jedes Kind, sondern auch ein grosser Teil der Erwachsenen die wohl berühmteste Trickfilm-Familie der Welt: "The Simpsons"!
Wohnhaft an der Evergreen Terrace Nummer 742 beglücken Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie Tag für Tag mehrere Millionen TV-Zuschauer in der ganzen Welt. Keine Trickfilm-Serie läuft weltweit so lange wie das die Simpsons tun. Mit ihren bald einmal 400 Folgen stecken sie die Familie Feuerstein oder Tom & Jerry locker in die Tasche. Mit den Simpsons ist es wie mit Tokio Hotel. Man liebt sie oder man hasst sie. Etwas zwischendurch gibt es fast nicht.
Viele Erwachsene sind der Meinung, dass die Simpsons nur was für Kinder seien. Genau so viele Kinder glauben jedoch, dass die gelbe Familie nichts für sie, sondern eher was für die Grossen sei. Und genau dazwischen liegt wohl die Wahrheit begraben. Die Simpsons sprechen auf verschiedenen Ebenen Jung und Alt an. Während sich die Kids über die faulen Sprüche und die Streiche von Bart amüsieren. Haben die erwachsenen TV-Zuschauer ihren Spass an den sozialkritischen Scherzen von Homer und Marge.
Laut amerikanischen Medien findet in den USA seit einigen Jahren eine Art "Homerisierung"
der Gesellschaft statt. Was heissen soll, die Menschen in Amerika werden immer fetter, interessieren sich immer weniger für Politik, haben einen übertriebenen Nationalstolz und trinken vermehrt Alkohol. Homer Simpson ein Sinnbild der amerikanischen Gesellschaft? Gut möglich. In regelmässigen Abständen versuchen zahlreichen Gruppierungen immer wieder einzelne Folgen der Serie zu verbieten. Sei es aus religiösen oder anderen Gründen. Die Simpsons ecken an, weil sie der US-Gesellschaft nur zu gerne den Spiegel vorhalten.
Die Charaktere in Springfield - einem durchschnittlichen Ort in den USA, der so ziemlich in jedem Bundesstaat liegen könnte - sind vielfältig. Es gibt den indischen Einwanderer und Shopbesitzer, den konservativen Atomkraftwerkbesitzer, den schwarzen Arzt, den fanatisch religösen Nachbarn. Es gibt Arbeitslose, verkappte Homosexuelle, Alkoholiker, Rockstars (z.B. U2, siehe Foto), Banditen, Drogensüchtige, einen korrupten Bürgermeister und vieles mehr. Jede Ebene der Gesellschaft wird bedient, jeder darf über jeden lachen. Ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, denn der Lachende darf sich sicher sein, dass auch über ihn gelacht wird.
Ironie des Schicksals, die Simpsons laufen in den USA seit Jahren auf dem Sender FOX. Einem konservativen Sender, der den Irak-Krieg und die Republikaner unterstützt. So standen
natürlich auch schon ein paar Folgen auf der Kippe, weil der Sender selber Mühe damit hatte. Simpsons-Erfinder Matt Groening geniesst es mit diesem Damokles-Schwert zu spielen und immer mal wieder einen Seitenhieb in Richtung FOX, Republikaner oder Rupert Murdoch zu platzieren.
Ich selber schaue seit Mitte der 90er Jahre bei der gelben Familie rein. Es gibt vermutlich keine Folge die ich noch nicht gesehen hätte. Am liebsten schau ich die Serie im Schweizer Fernsehen, da sie da in original englischer Sprache angeboten wird. Da kommen die Witze noch besser rüber als in den zum Teil lausig übersetzten deutschen Version. Zudem hab ich bei den ganz neuen Folgen derzeit etwas Mühe, die neue Stimme von Marge Simpson - nach dem Tod von Elisabeth Volkmann hat Anke Engelke übernommen - zu gewöhnen.
Darum meine grosse Hoffnung, der erste Simpsons Kinofilm, der in diesem Jahr in die Sääle kommen soll, laufe bei uns in der Schweiz in Englisch mit Untertiteln. Es hat mir schon gereicht, dass ich auf "Borat", "Jackass" oder "Rocky" verzichten musste, weil diese Filme - cineastisch bestimmt keine Meisterwerke, aber dafür Filme mit viel Wortwitz - in unseren Breitengraden nur noch auf Deutsch in die Kinos kamen. Was würde Bart Simpson dazu sagen? "Eat my Shorts!"