Einmal mehr hat sich die Boulevardpresse in den vergangenen Wochen gemeinsam auf ein Thema gestürzt: der Fall Ruben. Die ehemalige Schweizermeisterin im Radrennfahren, Lucille Hunkeler, hat sich mit ihrem Sohn ins Ausland abgesetzt, dieser Flucht oder Entführung (je nach Standpunkt) ging ein Rechtsstreit mit dem Vater um das Sorgerecht des Kindes voraus.
Bereits dieser Rechtsstreit wurde vor gut 2 Jahren von den Medien ausgekostet. Je nach Medium war man auf der Seite der Mutter oder auf der des Vaters. Besonders objektiv berichtet hat jedoch schon damals - meiner Meinung nach - niemand. Im Gegenteil, ich hatte während der ganzen Berichterstattung immer den Eindruck, dass man die Verzweiflung der beiden Parteien ausgenutzt und sie gegeneinander ausgespielt hatte. Erst ein Interview mit der Mutter, dann das Interview dem Vater vorspielen und dann noch einmal die Mutter zu dessen Aussagen befragen. Es wäre vermessen, von den Medien eine Vermittlerrolle zu verlangen, allerdings habe ich Mühe damit, wenn man sich zum Wohl der Quote/Auflage so intensiv in eine Geschichte einmischt, wie man es im "Fall Ruben" getan hat.
Der Zufall will es, dass ich den Vater von Lucille Hunkeler, der Mutter von Ruben, aus früheren Tagen gekannt habe. Ich habe ihn Mitte der neunziger Jahre kennenlernen dürfen. Er war ein äusserst liebenswerter und ehrlicher Mann. Er hat mir sogar mal geholfen, mein defektes Auto von Frankreich in die Schweiz zu transportieren. Wir haben so manchen Abend zusammen verbracht, Rotwein getrunken und über Gott und die Welt geredet. Und das obwohl er einige Jahre älter war als ich. Er hat mir damals auch viel von seiner Tochter erzählt, der erfolgreichen Radsportlerin. Leider haben wir uns mit den Jahren aus den Augen verloren. Ein Versuch ihn ausfindig zu machen scheiterte leider. Hunkelers gibts in der Schweiz wie Sand am Meer.
Erst als auf einmal diese Geschichte mit Ruben und Lucille aktuell wurde, sah ich den David einmal zufällig im Fernsehen. Er sah alt und schlecht aus. Gezeichnet von all den Strapazen tat er mir leid. War er doch immer so stolz auf seine Tochter. Ich habe mir vorgenommen, wenn etwas Ruhe eingekehrt ist, ihm einmal zu schreiben und alles Gute und viel Kraft zu wünschen für diese schwere Zeit. Leider nahm diese Geschichte erst letzte Woche ein - zwischenzeitliches - Ende. Die Mutter von Ruben wurde in Italien verhaftet, Ruben dem Vater Stefano Bianchi übergeben. Weitere Bekannte der Familie Hunkeler müssen mit Anklagen wegen Kindsentführung rechnen.
David Hunkeler muss das nicht mehr. Er ist im Laufe der ganzen Geschichte um seine geliebte Tochter leider verstorben. Aber nicht einmal solch tragische Entwicklungen der Ereignisse scheinen gewisse Medien gross zu kümmern, wie sonst wäre in der Woche der Beerdigung eine Schlagzeile wie: "Schlägt Polizei nach Trauerfeier zu?" zustande gekommen.....
Ich wünsche der Familie Hunkeler auf diesem Weg alles Gute, viel Kraft und hoffe auf Gerechtigkeit.
Au revoir, David!
Foto: Kapo Luzern
8 Kommentare:
das ist alles sehr traurig - ich hoffe mit dir!
In der Tat traurig, trotzdem hat es eigentlich nichts damit zu tun, dass es hier um einen Fall von Kindesentführung geht.
EntführerInnen haben auch Eltern, und was die denen antun, ist schlimm. Die Schuld dafür den Medien zu geben finde ich nicht richtig.
@ t.: ich gebe die schuld beim besten willen nicht den medien! warum sollte ich... ich appeliere lediglich an die verantwortung der schreiberlinge, tv- und radiojournalisten... allerdings ist eine kindsentführung innerhalb der familie je nach sichtweise eben gar keine entführung im eigentlichen sinn!
Bom dia :)
Vielen Dank für das Kommentar auf dem Blog unserer Klasse.
Darf ich ihr Blog auch in die Blogroll des Klassenblogs hinzufügen?
Unser Klassenblog ist hier: http://klassenblog.bloxio.us
eindrücklich geschrieben monsieur... ich hoffe, für ruben nimmt das ganze ein baldiges, für ihn gutes (wenn das überhaupt noch möglich ist) ende :-(
Die Geschichte habe ich Vorfeld nicht so mitbekommen und es wäre allenfalls interessant zu wissen, wer an die Medien herangetreten ist. Oder ob die beiden Parteien aktiv der Presse Auskunft gegeben hat, oder ob sie verleitet wurden von insistierenden Reportern.
Die Dunkelziffer in Sachen familieninterner Schlammschlachten - mit oder ohne Entführung - dürfte sehr hoch sein und hinter jeder Geschichte stehen Liebe, Wut, Erniedrigung, Stolz und ähnlihce Gefühle, welche die Menschen nicht im Griff haben. Schon gar nicht unter mitwirkung der Boulvardpresse.
Hoffen wir das Beste für alle.
sehr geehrter "anonym", beleidigende kommentare werden gelöscht. vorallem wenn sie sich dann noch gegen menschen richten, die gestorben sind!
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