18. August 2006

Ein armer Käfer namens Hitler

Sein Name ist ein Fluch: Der «Hitlerkäfer» Anophtalmus hitleri ist bedroht, weil er wegen seines ungewöhnlichen Namens bei Sammlern stark gefragt ist. Der braune, blinde Höhlenkäfer werde von der Wissenschaft geschmäht und von Neonazis geliebt, berichtet das Magazin «National Geographic Deutschland» in seiner Septemberausgabe.

"Es gibt einen Run auf die Tiere. Sammler dringen in ihren natürlichen Lebensraum ein", sagte Martin Baehr, Käferexperte der Zoologischen Staatssammlung München. In der Sammlung seien fast alle Exemplare geklaut worden, auf Börsen würden Preise von tausend Euro und mehr gezahlt. Vor der Ausrottung stehe der Käfer aber nicht. Für die Wissenschaft sei der recht gewöhnliche Käfer, der kleines Höhlengetier frisst, das ihm vor die kräftigen Kieferzangen läuft, nicht von hohem Interesse.

Der kleine Braune wurde in den 30er Jahren entdeckt. Er lebt in Höhlen in Slowenien. Der Forscher Oscar Scheibel, ein glühender Anhänger des Deutschen Reichs, benannte den Käfer damals nach seinem Idol. Aus Berlin soll er dafür sogar ein Dankesschreiben erhalten haben. Bei der Namensgebung für neu entdeckte Arten lassen sich Forscher öfter von Menschen des Zeitgeschehens inspirieren: In den USA wurde erst kürzlich ein Schleimpilz fressender Schwammkugelkäfer Agathidium bushi benannt.

17. August 2006

Mord an Teenie-Queen geklärt

Zehn Jahre nach dem Mord an der sechsjährigen US-Schönheitskönigin JonBenet Ramsey ist der spektakuläre Fall offenbar gelöst: In Thailand wurde ein 41-Jähriger festgenommen. "Ich war bei JonBenet, als sie starb. Ich habe JonBenet geliebt. Ihr Tod war ein Unfall", sagte John Mark Karr am Donnerstag in Bangkok. Auf die Frage, ob er unschuldig sei, antwortete er: "Nein." Nach Angaben der thailändischen Einwanderungsbehörde hat Karr die Tat gestanden. Er soll nun nach Boulder (US-Staat Colorado) ausgewiesen werden, wo er sich wegen Mordes, Entführung und sexueller Übergriffe verantworten muss.

JonBenet, Gewinnerin zahlreicher Mini-Schönheitswettbewerbe, war Weihnachten 1996 erdrosselt im Keller ihres Elternhauses in Boulder gefunden worden. Über viele Jahre standen auch die Eltern und der ältere Bruder Burke unter Verdacht. Die Polizei fand damals keine Beweise für ein gewaltsames Eindringen ins Haus oder verdächtige Fußspuren außerhalb. Außerdem soll der Vater die Leiche des Mädchens ins Obergeschoss des Hauses getragen und so die Arbeit der Ermittler erschwert haben.

Mysteriös war auch ein Erpresserbrief, in dem 118 000 Dollar Lösegeld für das Mädchen gefordert wurden. Patsy und John Ramsey beteuerten immer wieder ihre Unschuld. Sie zogen später wegen der Verdächtigungen aus Boulder weg. Die Mutter starb im Juni 49-jährig an Krebs. Nach US-Medienberichten sagten ihr Ermittler am Sterbebett, dass eine Festnahme bevorstehe.

In den USA hat der Fall über all die Jahre für grosses Aufsehen gesorgt, nicht zuletzt waren verschiedene Verschwörungstheorien im Umlauf, wer denn die kleine JonBenet ermordet habe. Lange wurde behauptet, die Polizei hätte absichtlich Material vertuscht um einen Polizisten zu schützen. Ebenso standen Lehrer und Verwandte im Mittelpunkt der Verhandlungen - ohne zählbare Erfolge! Gut zusammengefasst wird die ganze Geschichte übrigens im Film "Es geschah in Boulder" mit C.S.I. Star Marg Helgenberger in der Hauptrolle.

16. August 2006

R.I.P. Phonak-Team!

Zum Ende des Jahres wird das Schweizer Radsportgruppe Phonak aufgelöst. Dies gab ihr Chef, Andy Rhis, am Dienstag vor den Medien bekannt. Rhis zieht damit die Konsequenzen um den Dopingskandal um Floyd Landis. Er bedauere diese Entwicklung sehr, sagte der Hörgerätehersteller anlässlich der Medienkonferenz. Bloss, der Fall Landis war ja nicht der erste, welcher im Zusammenhang mit Phonak stand. Im Gegenteil, die Liste ist lang. Zu lang...

2001 wird Massimo Strazzer positiv auf EPO getestet. Im Jahr 2004 erwischte es dann mit dem Ex-Weltmeister Oscar Camenzid und Olympiasieger Tyler Hamilton die bis dato bekanntesten Fahrer. Kurz vor dem Tourstart 2006 wurden Santiago Botero (Kolumbien), José Enrique und Ignacio Gutierrez (beide Spanien) suspendiert, nachdem dem Trio Verbindungen zum ominösen Sportarzt Eufemiano Fuentes nachgesagt wurden. Der negative Höhepunkt folgte aber am 27. Juli 2006, als Phonak bekannt gab, dass der US-Amerikaner und Tour Sieger Floyd Landis positiv auf Testosteron getestet wurde.

Immer wieder geriet Phonak also ins Kreuzfeuer der Dopingfahnder. Dabei war es doch gerade Andy Rhis, der bei der Gründung seines Phonakteams bekannt gab, er wolle den Dopingsumpf bekämpfen und sich für einen sauberen Sport einsetzen. Nur, Rhis ging es - und auch daraus hat er nie ein Geheimnis gemacht - bei seinem Investement um Eigenwerbung. Er wollte den Namen Phonak in aller Welt bekannt machen. In einem Interview sagte er vor kurzem, dass die PR der letzten Wochen und Monate schier unbezahlbar sei. Hätte er diesen Bekanntheitsgrad mit "normaler" Werbung erreichen wollen, so hätte er ein vielfaches an Geld investieren müssen. Meiner Meinung nach hat Rhis es also in Kauf genommen, dass seine Fahrer sich dopen. Im Wissen, dass der Name Phonak so in Windeseile um die Welt getragen wird.

Einen Schaden musste er nicht befürchten. Ähnliches ist Ende der 90er Jahre bereits dem Uhrenhersteller Festina widerfahren. Die Geschäftsleitung von Festina sprach nach dem damaligen Dopingskandal von einem "sensationellen Erfolg" was die Werbung angehe. Und seien wir ehrlich, würde jemand aus diesem Grund keine Uhr mehr kaufen? Nein! Und was Hörgeräte angeht, scheint mir der Markt noch kleiner zu sein. Wichtig ist, dass der Name bekannt ist, der Rest ergibt sich dann von selber.

Meiner Meinung nach also seit dem ersten Tag ein geschickter Schachzug des Peach-Weber-Doubles Andy Rhis. Der sich jetzt vor jede Kamera stellt und bedauert, dass es so weit kommen musste. Tja, dann soll er doch die Millionen Mehr-Umsatz an Worldvision spenden oder in die Dopingbekämpfung investieren, wenn er es tatsächlich so wahnsinnig bedauert.

15. August 2006

Zum Test bereit: "Live Writer"

Vergangene Nacht hat Microsoft eine neue Software im Internet publiziert: "Live Writer" ist ein einfacher Editor zum Erstellen von Blogs. Im Unterschied zu einem ähnlichen Blog-Tool, das mit der nächsten Version von Office herauskommen soll, ist der "Live Writer" fähig, auch mit anderen Plattformen zusammenzuarbeiten. So wurde dieser Eintrag erstmals mit dem neuen Programm hergestellt.

Da Blogs, immer größere Bedeutung gewinnen, setzte sich auch Microsoft mit der neuen Form der Kommunikation auseinander. In Office 2007 soll in jedem Fall ein Editor für Blogs enthalten sein.

Als Nebenprodukt dieser Entwicklung gibt es vorerst den "Live Writer". Er soll in der Lage sein, auch mit anderen Blog-Plattformen zusammen zuarbeiten, ein Feature, das beim späteren Office-Blog fehlen wird: Dieses ist dann nämlich auf die Microsoft-Plattform "Windows Live Spaces" fixiert.

Praktisches Tool, man kann (theoretisch...) Kartenmaterial von Google bzw. Windows verwenden und direkt in den Blog einbauen. Natürlich können auch ganz normale Bilder (ab Festplatte oder direkt aus dem Netz) und Links im Text eingebaut werden. Da ich das Teil jetzt zum ersten Mal verwende lässt sich noch kein Schluss zu, ob auch alles funktioniert. Kann gut sein, dass am Schluss gar nix im Blog erscheint... aber wenn Du das gerade liest, hat es geklappt. Ach ja, grafische Elemente soll es auch noch geben, die hab ich jetzt aber nicht gefunden. Fazit, die Arbeitsfläche ist schöne gemacht, gut und übersichtlich geordnet. Wie sich der "Live Writer" im täglichen Gebrauch anstellt, erzähl ich dann in ein paar Wochen. So und jetzt versuche ich alles abzuschicken... ho-hopp!

14. August 2006

Gestatten, Günter Gra-SS!


Einer der Lieblinge der deutschen Literaten-Szene hat über das vergangene Wochenende für Schlagzeilen gesorgt: Günter Grass hat enthüllt, dass er während des zweiten Weltkriegs Mitglied der Waffen SS war. In einem Interview mit der FAZ erklärte Grass, er sei als 17jähriger nach Dresden zur Waffen SS einberufen worden. Dabei habe er zu einer Panzerdivision gehört. Als Begründung warum er im Alter von 78 Jahren mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit geht, gab Grass an: "Das musste raus, endlich".

Noch am Tag bevor das Interview in der FAZ erschien, war die Schlagzeile jedoch bereits in den Medien angekommen. Das Blatt selber lancierte einen kleinen Vorabdruck, wer mehr über Grass' Vergangenheit wissen wollte, musste jedoch dann die Zeitung kaufen. So wirklich viel mehr gab es aber dann auch da nicht zu erfahren. Schliesslich erscheint im September das neue Buch von Günter Grass "Beim Häuten der Zwiebel" und da soll dann der geneigte Leser alle Fakten zu Grass' Nazi Vergangenheit erfahren. Die PR Maschinerie läuft diesbezüglich also wie gschmiert, bessere Werbung hätte sich der Schriftsteller nicht wünschen können.

Vorallem ist nun damit zu rechnen, dass die Schlagzeile "Grass war bei der SS" zu einem Selbstläufer wird. Natürlich will jeder Intelektuelle noch seinen Kommentar zu diesem Thema abgeben. So hat sich Literaturpapst Karasek geäussert, dass Günter Grass sein Geheimnis so lange für sich behalten habe, um den Literatur-Nobel-Preis nicht in Frage zu stellen. Ein Historiker dagegen monnierte, Grass hätte vor 21 Jahren anlässlich eines Besuchs auf einem Soldatenfriedhof die Gelegenheit nutzen sollen. Wieder andere - vorallem Schriftstllerkollegen - unterstellen Grass einen cleveren Schachzug um auf sein Buch hinzuweisen. Der ehemalige polnische Präsident Lech Walesa hat Grass aufgefordert, seine Ehrenbürgerschaft der Stadt Danzig zurückzugeben. Und so weiter und so weiter.

Die Stimmen nach seinem Gständnis sind zahlreich. Wer erinnert sich vielleicht noch daran, als Grass 1999 - als dritter deutscher Schriftsteller nach Mann und Böll - den Nobelpreis entgegen nehmen durfte. Mit Stolz und Ehrfurcht berichteten die Medien über dieses Ereignis. Die Verkaufszahlen für seine Bücher stiegen sprunghaft an. Aus gleicher Kehle ist heute Kritik zu hören. Kritik daran, dass Grass so lange gewartet habe; Kritik daran, dass er überhaupt bei der SS gewesen sei. Hätte Grass nichts gesagt und nach seinem Tod wäre ausgekommen, dass er Dienst bei der Waffen SS geleistet hat, wären es aber wohl die genau gleichen Kritiker gewesen, welche ebenfalls was zu nörgeln gehabt hätten.

Grass' hatte eigentlich keine Wahl. Der fade Beigeschmack bleibt jedoch, dass er dieses Geständnis nur wenige Wochen vor dem Releas seines neuen Buches gemacht hat. Und, dass er zuvor die FAZ exklusiv mit dieser Nachricht ins Rennen geschickt hat. Denn die Tatasche, dass ein Mann in seinem Alter im 2. Weltkrieg Hitler gedient hat, dürfte wohl auf noch so manchen deutschen Opa zutreffen. Daraus aber dann noch kräftig Kohle machen, das ist einem Prominenten wie Grass vorbehalten. Der 80jährige Opa muss sein Geheimnis wohl oder übel mit ins Grab nehmen, um nicht von der Familie verstossen zu werden.