10. Februar 2014

"Das Boot ist voll!"

Erinnert sich noch jemand an den Film von Markus Imhof aus dem Jahr 1980? Die Handlung ist schnell erzählt: Sechs Personen ist 1942, während des Zweiten Weltkriegs, die Flucht in die (damals noch) neutrale Schweiz gelungen, doch eben diese Schweiz beschliesst im August des Jahres eine Verschärfung ihrer Aufnahmebedingungen. Die sechs Flüchtlinge versuchen, auch mit  Komplizenschaft einiger freundlicher Schweizer, durch Kleider-, Rollen- und Papiertausch die gestellten Bedingungen zu erfüllen. Doch der aufmerksame, eidgenössiche Dorfpolizist durchschaut das Spiel, fühlt sich hintergangen und ordnet das offizielle Verfahren an. Das Ende der Geschichte: die auf Grund rassistischer Motive Verfolgten müssen das Land verlassen, die "politisch Verfolgten" dürfen bleiben.


Es macht jetzt keinen Sinn, irgendeinen Zusammenhang zwischen dieser Geschichte und dem gestrigen Abstimmungssonntag herzustellen. 50,3 Prozent würden diesen vielleicht ja eh nicht verstehen. Fakt ist aber, ich habe mich heute Montagmorgen ziemlich intensiv mit den ausländischen Medien auseinandergesetzt: England, Frankreich und vor allem Deutschland. Von Paranoia ist da die Rede, ein Titel lautet: "Die Rassismus-Chronologie: So fremdenfeindlich ist die Schweiz" oder "Die Schweiz sagt ‹Fuck the EU". Die Liste liesse sich endlos weiterführen, bringt aber nix, da die Entscheidung ja gestern gefallen ist und so die Demokratie funktioniert. Dennoch ist es mir peinlich, in einen Topf mit denen geworfen zu werden, welche die humanitäre Tradition unseres Landes, den Integrationsgedanken unseres Sozialsystems und die Gastfreundlichkeit des Schweizer als solcher, mit Füssen treten. Erst recht, wenn das einzige Lob von Gestalten wie Marine Le Pen, dem niederländischen Rechtspopulist Geert Wilders oder Florian Philippot, stellvertretender Vorsitzender der französischen rechtsextremistischen Partei Front Nationa  kommt: «Gut gemacht, Schweiz! Eine echte Demokratie!», schrieb er auf Twitter. NTM! Aber jammern nützt heute eh nix mehr, vielmehr stelle ich an all die Wähler die Frage, die "nur ein Zeichen setzen wollten", welches Zeichen sie denn nun genau gesetzt haben? Etwa dass ein kleines, reiches Land lieber erst einmal auf sich schaut, bevor es sich um den Rest der Welt kümmert? Oder wir uns halt gerne aussuchen, welche Ausländer und genehm sind und welche nicht? Aber wenn dann Lars Unnerstall im Tor des FC Aarau eine Glanzleistung zeigt, dann jubeln ihm alle zu - gut er hat ja nur einen Vertrag bis im Mai und geht dann wieder zurück nach Gelsenkirchen. Liebe ausländische Mitbewohner dieses Landes, macht doch einfach alle mal einen Tag frei, das wäre mal ein Zeichen. Die Schweizer Wirtschaft würde stillstehen!

Ich habe mir die Frage gestellt, wie das sehr knappe Resultat zustandegekommen ist. Okay, hätten alle die, die eben dieses Zeichen setzen wollen (und ich kenne da ein paar!) einfach so gestimmt, wie sie sonst immer stimmen, dann hätten die knapp 20'000 Stimmen nicht gereicht. Oder man hätte auch einfach das Tessin den Italienern schenken können, von da kamen sehr viele Ja-Stimmen. Aber den Braten so richtig feiss gemacht, haben auch die Ticinesi nicht. Also, wer war es? Dann vermutlich die Gegegenden der Schweiz, in welchen es die meisten Ausländer hat. Das wären dann also Genf, Baselstadt, Waadt, Zürich oder auch Zug... Oh, die haben ja alle NEIN gestimmt! Ganz im Gegensatz zu Kantonen wie Appenzell, Uri oder Obwalden, da liegt der Anteil Ausländer bei rund 10 Prozent und alle haben die MEI angenommen?




Und dann gab es ja noch das Argument, dass die vielen Ausländer in der Schweiz dafür sorgen, dass es hier zu eng wird. Sprich die Züge sind überfüllt und auf den Strassen gibt es Stau und für die Kriminaltität in den Städten sind die Ausländer auch verantwortlich. So würde es also naheliegen, dass die Städter alle Ja gesagt hätten: haben sie aber nicht. Im Aargau haben alle Städte die Initiative abgelehnt, ausser Laufenburg! Und dieser Trend zieht sich so ziemlich konstant durch die ganze Schweiz. Gestern oft genannt wurde auch der Kanton Luzern, lag wohl daran dass ich das Weekend in diesem schönen Zentralschweizer Kanton verbracht habe, eben: von konservativen Wählern war die Rede. Nun, das mag sein, aber siehe da:


Und ja, die Schweiz hat mit 23 Prozent einen, im Verhältnis hohen Ausländeranteil. Unser Land wächst durch Einwanderer jährlich um rund 80'000 Menschen. Die seit 2000 vergleichsweise hohe Zuwanderung wurde aber ausgelöst durch den Bedarf von Schweizer Firmen an Fachkräften, sprich, wir sind es ja, die diesen extrem hohen Lebensstandart wollen und dieser wurde nur möglich, durch ausländische Arbeitskräfte. Das Ergebnis von gestern steht darum in einem massiven Widerspruch zu unseren wirtschaftlichen Ansprüchen. Das hat aber scheinbar niemand kapiert! Den meisten Ja-Sagern waren nicht die Arbeitskräfte oder der tolle Torwart oder die nette Dame am Kiosk oder der lustige Goran aus dem Turnverein im Hinterkopf, sondern der "Jugo, der immer so durchs Quartier rast mit einem 3er BMW", "diese Schwarzen am Bahnhof, die mit Drogen dealen", "diese Iraker, welche unsere Frauen vergewaltigen" oder "diese aggressiven Nordafrikaner, welche ständig Schlägereien anzetteln". Dazu galt auch das Argument der Einbürgerung nicht mehr, "auch wenn einer eingebürgert ist, bleibt er ein Ausländer und darum beträgt der Ausländeranteil bei uns auch fast 50 Prozent", zitiere ich einen Politiker. Kurz, weil die Schweizer Justiz tatsächlich vorhandene Probleme, egal ob von Schweizern oder Ausländern produziert, nicht in den Griff kriegt, müssen nun rechtschaffende Ausländer darunter leiden? Vom Bild der Schweiz im Ausland, den anstehenden Problemen, der Schweizer Fussball-Nati oder anderen Folgen dieses Entscheids möchte ich an dieser Stelle erst gar nicht anfangen. Aber was mach ich mir überhaupt Gedanken? Die SVP-Vertreter betonen seit gestern in JEDEM Interview, dass sie mit der Umsetzung dieser Initiative nichts zu tun hätten, das wäre nun Sache des Bundesrates...

Habe fertig. Zum Schluss ein Ausschnitt aus einem Mailkontakt von heute Morgen zwischen der Schweiz und einer Berliner Radiostation, welche sich Sorgen um die (Zitat) "paranoide Schweiz" gemacht hat: "Gruss au der geteilten Schweiz: niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen, müssen wir ja auch nicht – die in den Köpfen sind seit gestern dick zementiert. Ich wünsche mir darum ein Lied bei euch, um der Welt zu sagen, nicht alle Schweizer sind gegen Ausländer und wir mögen euch. Rettet uns vor dem steten Kapitalismus und der Angst vor dem Fremden, spielt Musik für uns…"


Und ach ja, liebe Schweizer Sportfreunde, die ihr gestern Ja gestimmt hat und euch bei Olympia über die menschenverachtenden putinschen Gesetze gegen Homosexuelle aufregt und euch dann über die Goldmedaille des Zürcher Boardes Iuri Podladtschikow freut, so kurz nachdem ihr im Facebook noch Stanislas Wawrinka in den Tennishimmel gelobt habt... erst nachdenken und dann aufregen oder freuen!


Quellen: 
http://www.martingrandjean.ch/suisse-la-votation-sur-limmigration-en-un-graphique/
http://amade.ch/2014/02/dichtestress-fremdenhass/?fb_action_ids=10201381675249402&fb_action_types=og.likes
http://www.berliner-zeitung.de/home/10808950,10808950.html






23. Januar 2014

Zugfahrt

Das ist quasi ein Live-Blog. Aus dem ÖBB Zug Zürich - Budapest. Leider bin ich nur bis Innsbruck Gast in diesem roten Gefährt. Schade, in Budapest war ich nämlich noch nie. Nächstes Mal. Nun gut, dieser Blogpost ist eh mehr Therapie, denn wirklich gewollt. Ein guter Freund hat massive gesundheitliche Probleme, die Lage hat sich heute Morgen noch einmal zugespitzt: Intensivstation. Da ist man während sechs Stunden Zugfahrt froh um Ablenkung, tja und Schreiben hat mir schon so oft durch schwere Zeiten geholfen. Auf dem Kopfhörer übrigens das Australian Open Live Radio, Go Stan!  Aber ich schreibe ja auch, weil es hier in diesem 1. Klasse Abteil so interessante Mitreisende hat. Grrrr, der Zug wackelt in den Ösi-Tälern, macht das Tippen auf dem iPad auch nicht einfacher. Man möge allfällige Fehler verzeihen. 

Nun gut, beginnen wir mit dem Mann direkt rechts von mir. American Boy, um die 45 und irgendwie aus Seattle. Zumindest erinnert er mich an Kurt Cobain. Auch wenn seine Haare, inkl derer auf der Brust, wesentlich grauer sind. Okay, Kurts Haare währen heute auch grau, wetten? Der Ami neben mir hat ein Hörgerät, vermutlich hat er in einer Grunge-Band gespielt, damals. Zu laut. Er erinnert mich irgendwie an Dirk Stermann. Unabhängig davon hat als erstes seine Bergschuhe ausgezogen, seine blonde Begleitung ebenso. Sie sitzt übrigens verkehrt im Leder-Komfort-Sessel. Also Füsse in der Lehne. Und ich dachte immer, dass ich komisch sitzen würde. Nun, reden tun sie nicht viel. Er hat mich schon früh gefragt, wie das mit dem Wifi im Zug denn so wäre. Sie hat, als der Schaffner uns Zeitschriften anbot genickt und dann ein "Wiener" in Empfang genommen. Sichtbar errötet gab sie es zurück, als sie die nackten Frauen in Overknee-Stiefel auf dem Cover sah. Er hätte es gerne genommen, durfte aber nicht. Die ach so prüden Amis halt. Eine Spruch von wegen "Wiener" konnte ich mir nicht verkneifen, was dann für noch mehr Blut in ihrem Kopf gesorgt hat. Eventuell doch keine Sex, Drugs and RocknRoll Story bei den beiden. Jetzt schauen sie die Berge an und schweigen dazu. Seit über einer Stunde. Und er ackert Zugsfahrpläne durch - Wifi sei dank. 

Vor den beiden sitzt eine junge Frau aus Ungarn, neben ihr die Frau Mama. Die Jüngere der beiden ist, so rate ich mal, Model oder Schauspielerin. Aber nicht in Hollywood, nein, so ungarische Indie-Produktionen, in denen der Kameramann ohne Skrupel auch mal 5 Minuten nur eine Kaffeetasse filmt. Angezogen wie ein Hippster raucht sie E-Zigaretten und liest E-Book. Dazu noch ein Mac auf dem Schoss und Sprüngli-Schoggi. Sie wirkt sehr unnahbar und gelangweilt. Normalerweise reist sie vermutlich mit dem Flugzeug, was mit dem vielen Gepäck auch durchaus Sinn macht. Aber die Frau Mama wollt mit dem Zug fahren, weil sie doch endlich mal die Berge sehen möchte. Na gut, sie hat ihr den Gefallen getan, dafür hat es wohl die neuen Ledestiefel als Geschenk gegeben. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass die so glänzen und sie immer daran rumfummelt. Wieder ein Zug an der E-Zigi...

Hinter mir der Businessman. Immer am Telefon und er haut so heftig in die Tasten, dass mein Sitz wackelt. Zwischendurch schläft er spontan ein und schnarcht. Bis er vom Handy wieder geweckt wird. Gleich neben ihm zwei ältere Damen, sie gehören zu 30köpfigen Reisegruppe "SRF Kulturreise nach Salzburg". Seit Zürich waren sie rund 10 Minuten an ihrem Platz, die restliche Zeit in Resto-Waggon oder im hinteren Wagen, weil da der Rest der Reisegruppe sitzt. Und das mögen sie nicht, so abseits. Das haben sie dem Schaffner energisch mitgeteilt, dieser hat seinen Frust über den Anschiss an den beiden, inzwischen Joghurt essenden, Amis rausgelassen und sich über ihre schlecht gedruckten Print@home Tickets aufgeregt. 

Die Schauspielerin hat, inzwischen ist die Sonne da, ihr Hemd ausgezogen und sitzt in einer Art Spitzenbody da. Ihr Gegenüber ein Ösi-Ehepaar, beide gehen 80 Jahre alt. Der gute Mann weiss nicht wie ihm geschieht, oder besser gesagt, wo er hinschauen soll. Ja, Berge, aber ich glaube seine Frau hat nicht diese Berge gemeint. Ich seh die Ungarinnen ja nur von hinten und das ist gut so. Es reicht, wenn sie mit wallendem Haar den Kopf dreht und den Rauch der E-Zigi in den Gang bläst. 

Mein Held ist sowieso der Kellner, jongliert mit 2 vollen Tabletts durch den Zug. Egal ob Kaffee, Bier oder Essen - er scheint die Regeln der Schwerkraft zu überwinden. Und das mit guten 100 Kilogramm auf den Hüften. Okay, die Tomaten-Pasta... ja, sie haben Flecken auf seinem Hemd hinterlassen. 

Bald bin ich in Innsbruck. Stan hat gewonnen. Schnee hat es hier irgendwie gar keinen. Inzwischen läuft Rio Reiser aufm Kopfhörer. Und beim Rausgehen frage ich noch freundlich nach dem "Wiener". 

12. Januar 2014

Alle Jahre wieder, kommt das Dschungelcamp

Knapp eine Woche vor dem Start des RTL-Dschungelcamps stehen ganz offiziell alle 11 Teilnehmer fest. Zu den abenteuerlustigen C bis Z-Promis gehört demnach "König von Malle"-Ex Corinna Drews. Sie wird gemeinsam mit dem "Tatort"-Kommissar Winfried Glatzeder, "DSDS"-Teilnehmer Marco Angelini und Designer Julian Stoeckel in den australischen Busch ziehen. Zuschauer, die auf  nackte Haut im "Dschungelcamp 2014" hoffen, können sich über Erotikmodel Melanie Müller freuen, die durch das Format "Der Bachelor" bekannt wurde. Und auch für die Lachmuskeln gibt es bei der neuen Staffel "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus" vielleicht etwas zu tun: die ehemalige Komödiantin Tanja Schumann verspricht mit Moderator Mola Adebisi für gute Laune unter den Teilnehmern zu sorgen. Weiter beim Einzug mit von der Partie sind Schlagermusiker Michael Wendler, "Ruck Zuck"-Moderator Jochen Bendel, "Queensberry"-Sängerin Gabriella "Gabby" de Almeida Rinne und "Germany's next Topmodel"-Kandidatin Larissa Marolt bestätigt. Los geht es mit dem Camp im australischen Beinahe-Dschungel am nächsten Freitag, 17. Januar auf RTL. 


Wie alle Jahre gehe ich auch 2014 mit einer kurzen, persönlichen Vorschau und natürlich Prognosen an der Start. Wobei vor allem die Vorstellung der Kandidatenschar dieses Mal eher kurz ausfallen wird, da ich nicht wirklich alle "Promis" kenne... 

Corinna Drews: Nun, dem Namen nach war sie mal mit Jürgen Drews verheiratet. Sie war vor Jahren Covergirl beim Playboy oder anderen Magazinen wie Quick oder Neue Revue. Qualitätsjournalismus lässt grüssen, erst recht wenn die Titelstory "Männer sind mein Sport", heisst. Und sonst? Ja, ich glaub das wars. Ihre Chancen auf die Krone schätze ich als eher gering ein, weil eben: wer kennt die Frau noch?


Winfried Glatzeder: In den 60er und 70er Jahren war er in der ehemaligen DDR ein Star und der Hauptdarsteller des Erfolgsfilms "Die Legende von Paul und Paula". Noch im letzten Jahrtausend war er als Tatortkommissar, inzwischen spielt er Theater. Im Camp dürfte er wohl der ruhende Pol sein, mit Jahrgang 45 ist der Opa der Runde. 

Melanie Müller: Die junge Frau aus Oschatz ist so bekannt, dass man sie nicht einmal bei Wikipedia findet. Aber okay, mal ehrlich, trotzdem weiss fast jeder wer Melanie Müller ist - Bachelor und andere TV-Auftritte sei dank. Angefangen hat sie mit Pornos, inzwischen ist sie eine Art It-Girl und lümmelt sich von Party zu Party. Unsympathisch scheint sie - so zu mindest der Eindruck von aussen - nicht zu sein, aber wenn man Georgina als Vergleich hinzuzieht, fällt das auch nicht sooo schwer. Ich denke, sie wird weit kommen - Sex sells und Micaela Schäfer hat das TV-Publikum auch oft für die Prüfungen ausgesucht, so wird es Melanie Müller auch ergehen. Reicht fürs Finale.  


Tanja Schumann: Was soll ich sagen, es gibt wenige "Comedians" die sich, seit Beginn, so unlustig und doof finde, wie diese Frau. Entsprechend war ich dann auch froh, dass es lange ruhig war rund um die ehemalige RTL-Samstag Nacht Darstellerin. Schlagzeilen hat sie höchstens noch mit Schulden und anderem persönlichem Kram gemacht. Da ich sie nicht mag und sie mir egal ist, kann sie auch am ersten Tag wieder nach Hause fahren. 

Mola Adebisi: Der Molerator. Okay, grundsätzlich gesehen war der mal wirklich witzig und hat als Musik TV-Moderator bei VIVA für gute Stimmung gesorgt, aber eben: auch das ist schon eine Weile her. Nun sieht man ihn hier und da mal bei Raab Events oder an Autorennen... die goldenen Zeiten sind auch bei ihm vorbei, logo, sonst würde er sich ja nicht im Dschungelcamp sehen lassen. Ich erwarte ihn nicht im Finale, keine Ahnung warum... 


Michael Wendler: De Wendler. Ich kenne genau ein Lied von dem Typen: "Sie liebt den DJ". Ansonsten gong der Mallorca-Proll bis jetzt komplett an mir vorbei. Und das ist gut so.Vermutlich hat der Wender aber tatsächlich Chancen auf den Titel, da er als einziger auf eine grosse Fanbase zählen darf. Dazu kommt, dass ihn, die, die ihn nicht mögen in die Prüfungen schicken werden und er dadurch viele Sendeminuten kriegen wird. Darum wohl der grosse Favorit.

Jochen Bendel: Der "Ruck Zuck"-Typ, oder? Sprich ein Moderator. Unlängst hat er glaub noch für Schlagzeilen gesorgt, in dem er seinen Freund geheiratet hat. Anhand von Interviews schätze ich ihn als ziemlich schräg und unberechenbar ein. Könnte für das eine oder andere Skandälchen gut sein. Ob das beim Publikum ankommt, wird sich zeigen. 


Gabriella "Gabby" de Almeida Rinne: Ähem... ja. War Mitglied bei der Casting-Band "Queensberry", aber von denen will mir spontan so gar kein Lied einfallen. Schule abgebrochen, mit 15 ein Kind gekriegt, das bei einer Pflegefamilie aufwächst. Ideale Voraussetzungen fürs Dschugelcamp! Sie fliegt früh raus.

Marco Angelini: Kenne ich nicht. Angeblich Arzt, angeblich "Sänger", irgendwas mit DSDS. Tja. 


Larissa Marolt: Die ehemalige Gewinnerin von GNTM Austria war auch bei Pro 7 zu sehen. Damals noch ein Küken, inzwischen - angeblich - als Model erfolgreich. Bloss, warum haut sie dann in den Dschungel ab. Ihre Eltern haben irgendwo im Ösi-Land ein Hotel, wo sie manchmal mithilft - trotz ach so erfolgreicher Modelkarriere. Vermutlich nur was fürs Auge, mehr dann wohl auch nicht. Darum tippe ich auf ein frühes Aus. 

Julian Stoeckel: Hä? Ein Modedesigner. Aha. Und irgendwie ein Kumpel von Annemarie Eilfeld. Fürs Dschungelcamp reichts. 

Fazit... das gibts nix in diesem Jahr. Zu wenig Glamour und zu wenig spannenden Charaktere. Aber natürlich weiss das RTL auch und wird entsprechend für Stimmung und das eine oder andere Mini-Skandälchen sorgen. Mit der Unterstützung der Medien, allen voran der Bild-Zeitung, dürfte es darum auch in diesem Jahr für Traumquoten reichen. 2013 war das Dschungelcamp ja bekanntlich das erfolgreichste Format im TV-Jahr. Auch ich werde in diesem Jahr - Replay-Taste sei dank - auch wieder dabei sein und mich amüsieren. Dschungel hier, Dschungel da: In den nächsten zwei Wochen war der zugegebenermassen peinliche RTL-Trash in aller Munde sein. 
Eine Erklärung des Phänomens "Dschungelcamp" ist ebenso simpel wie einleuchtend: Voyeurismus. Das betrifft alle Schichten der Bevölkerung. Man vergleicht sich - bewusst oder unbewusst - mit den Protagonisten der Show, dadurch wird ganz unbewusst das eigene Selbstwertgefühl gestärkt. Ganz im Gegensatz übrigens zu dem der Kandidaten: seit über einem Monat ist der Sänger Silva Gonzalez in psychiatrischer Behandlung, er war letztes Jahr noch im Camp dabei... Nicht zuletzt hilft der RTL-Trash bei der gesellschaftlichen Integration, über Dinge Bescheid zu wissen, über die aktuell gerade alle reden. Während die Kandidaten im Camp Kakerlaken verzehren und sich gegenseitig hoffnungslos zerstreiten, wird das Publikum zusammengeschweisst. Sagen zumindest irgendwelche Psychologen... Schliesslich wären da noch die Moderationen, welche - Dirk Bach in Ehren - echt witzig sind. Meistens, jedenfalls.

weiter lesen: http://web.de/magazine/tv/shows/dschungelcamp/17071066-gucken-dschungelcamp.html#.A1000145
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weiter lesen: http://web.de/magazine/tv/shows/dschungelcamp/17071066-gucken-dschungelcamp.html#.A1000145Nicht zuletzt hilft es bei der gesellschaftlichen Integration, über Dinge Bescheid zu wissen, über die gerade alle reden. Während die Kandidaten im Camp Kakerlaken verzehren und sich gegenseitig hoffnungslos zerstreiten, wird das Publikum zusammengeschweisst - nicht zuletzt dank den neuen Medien, wie Twitter und Facebook, über welche fleissig gelästert und diskutiert wird.

weiter lesen: http://web.de/magazine/tv/shows/dschungelcamp/17071066-gucken-dschungelcamp.html#.A1000145

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8. Januar 2014

"Ein langwieriger und schwieriger Prozess"

Es hagelt gerade Schlagzeilen in der Mittagspause. Nein, nicht nur über die Ermittlungsergebnisse der Franzosen zum Unfall von Schumi und es geht in diesen Schlagzeilen auch nicht ausnahmlos um die neue DSDS-Staffel, welche heute Abend auf RTL Premiere feiert. Und ich rede/schreibe auch nicht über die erste Winterfussball-WM der Geschichte in Katar - obwohl sich Wortspiele anbieten würde. Nix da, darum gehts:

"Ex-Nationalspieler bekennt sich zu Homosexualität!"
"Thomas Hitzlsperger outet sich als schwul!"
"Homosexualität im Fußball: Aus dem Abseits" 
Hitzlsperger: Ich bin schwul!

Ja und? Klar find ich das auch mutig vom ehemaligen Stuttgarter, aber das wars dann irgendwie auch schon, nicht? Wenn ein Kicker hetero ist, erzählt er es ja auch nicht jedem. Okay, meist heiratet das männliche Fussballtalent sehr jung und hat viele Kinder. Von der Frau trennt er sich dann meist nach der erfolgreichen Karriere (oder sie von ihm) und später ludert er mit irgendwelchen Models rum. Analog den Altstars im Tennis. Aber sonst, alles schon tausend Mal gehört und gelesen. 

Homosexualität unter Männern ist im Profi-Sport unverständlicherweise noch immer ein Tabu-Thema. In den vergangenen Monaten bekannten sich lediglich zwei Sportler dazu: der Fussballer Robbie Rogers und der Basketball-Spieler Jason Collins. Anonsten ist die Quote von homosexuellen Sportlerinnen und Sportler immer noch quasi bei Null. Thomas Hitzlsperger hatte seine Karriere im Sommer 2012 beendet. Er hat sich nun also als erster ehemaliger deutscher Nationalspieler als homosexuell geoutet. Mit seinem Bekenntnis wolle er dafür sorgen, "dass die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern" vorangebracht werde. Das sagte er in einem Interview mit der "Zeit". "Erst in den letzten Jahren dämmerte mir, dass ich lieber mit einem Mann zusammenleben möchte", sagte der 31-Jährige, der 2007 mit dem VfB Stuttgarter Deutscher Meister geworden war. Er bestritt zwischen 2004 und 2010 52 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft. Im vergangenen Jahr hatte er seine Karriere "in Folge eines Prozesses mit vielen Vereinswechseln und einigen Verletzungen" beendet. 


Während seiner Karriere spielte er nicht nur in Deutschland, sondern auch in der englischen Premier League und der italienischen Serie A. "In England, Deutschland oder Italien ist Homosexualität kein ernsthaftes Thema, nicht in der Kabine jedenfalls", erinnert sich Hitzlsperger. In dem Interview sagt er weiter, dass er sich dafür geschämt habe, dass er nunmal so sei. "Überlegen Sie doch mal: da sitzen zwanzig junge Männer an den Tischen und trinken", sagt er. "Da lässt man die Mehrheit gewähren, solange die Witze halbwegs witzig sind und das Gequatsche über Homosexuelle nicht massiv beleidigend wird." Ich finde seinen Schritt grossartig, gebe allerdings zu Bedenken, dass es ja irgendwie schon traurig ist, dass eine solche Aussage von einem Fussballer (oder egal von wem!) im Jahr 2014 immer noch für ein solches Mediengedöns sorgt. Denn wenn Hitzlsperger gesagt hätte: "Leute ich oute mich, ich liebe Frauen!", wäre das ganz sicher keine Schlagzeile wert gewesen...

2. Januar 2014

Eine kurze Geschichte vom Krieg

Über die Weihnachtsfeiertage ist mir eine Geschichte und ein damit verbundenes Gesicht aufgefallen. Es war wohl in einer der unzähligen "ZDF-History"-Folgen über den 2. Weltkrieg, welche über die Festtage ausgestrahlt wurden. Rosa Jegorowna Schanina: die junge Frau hat definitiv keine Geschichtsbücher gefüllt, dafür war ihr Leben viel zu kurz und auch den TV-Journalisten war sie nur eine kurze Randbemerkung wert. 


Rosa Schanina kam am 3. April 1924 in Edma, Russland/UdSSR zur Welt und war eine sowjetische Scharfschützin im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Besuch der Archangelsker Pädagogischen Hochschule leitete Schanina einen Kindergarten. Später absolvierte sie die militärische Grundausbildung und wurde der Akademie für weibliche Scharfschützen in Podolsk zugewiesen. Am 22. Juni 1943 wurde Schanina in die Rote Armee und am 2. April 1944 schliesslich in den separaten weiblichen Scharfschützenzug der 184. Infanteriedivision aufgenommen. 

Während einer Kommando-Operation 1944, also im Alter von 20 Jahren, verzeichnete sie in Vilnius 54 tödliche Treffer, darunter waren 12 gegnerische Scharfschützen. Dies machte sie zu der Zeit zur Heldin. Am 18. Juni und am 22. September 1944 wurde sie mit dem Ruhmesorden ausgezeichnet. Am 12. Dezember 1944 wurde Schanina in die Schulter geschossen. Zirka zwei Wochen später, am 27. Dezember, erhielt sie die sowjetische Tapferkeitsmedaille. Rosa Jegorowna Schanina starb am 28. Januar 1945 während eines Gefechts in Ostpreussen. Ihr Tagebuch und ihre zahlreichen Briefe wurden postum veröffentlicht. Nach ihrem Namen wurden inzwischen zwei Siedlungen in der Stadt Archangelsk benannt und es gibt einen Song über sie, geschrieben von zwei amerikanischen Folk-Musikern.

Warum ich diese kurze Geschichte gerade zum neuen Jahr ausgegraben habe und erzähle? Nun, auch über die Feiertage haben weltweit nicht nur Böller geknallt, es gab Attentate, unschuldige Opfer und Kriegsverbrechen. Auch Russland war mehrfach in den Schlagzeilen, Frauen sollen an den Bombenanschlägen von Wolgograd aktiv beteiligt gewesen sein. Eine verrückte, um nicht zu sagen, eine gestörte Welt, die sich diesbezüglich auch 2014 nicht verändern wird. Und es wird weiter sinnlose Opfer geben, wie damals die 21jährige Kindergärtnerin Rosa Schanina, die heute vielleicht eine stolze Ur-Oma wäre.