19. April 2012

Sind die Tage von Sarkozy gezählt? Und dann...

An den nächsten zwei Wochenenden entscheiden 44,5 Millionen Franzosen über ihren nächsten Präsidenten. In den Umfragen liegt der sozialistische Herausforderer Francois Hollande knapp vor Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Machen unsere westlichen Nachbarn ihren Fehler aus 2007 wieder gut und wählen Sarko ab? Oder anders gefragt, ist Hollande wirklich das kleinere Übel? Nun, den Franzosen ist es vielfach egal. Hauptsache sie kriegen ihre 35-Stunden-Woche und ihr Rentenalter 60 zurück (der Durchschnittsfranzose liess sich übrigens vor der Sarkozy-Reform mit 58 pensionieren!) zurück. Jugendarbeitslosigkeit und Schuldenberg lassen grüssen. Aber wer macht denn nun das Rennen? Monsieur Fischer wagt eine Prognose. 



Man betrachte Hollandes Strategie im Lichte, passend zur Champions League-Woche, eines Fussballspiels. Nach einem frühen Treffer (die Führung in Meinungsumfragen) verlegt er sich nun auf den "Catenaccio" (eine reine Defensivstrategie, erfunden von den Italos) die Sarkozy an einer Aufholjagd hindern soll. Es könnte funktionieren, aber diese Taktik trägt auch zu einer gewissen Monotonie in Hollandes Wahlkampf und einem Mangel an Begeisterung für seine Person bei.

Hollande war so erpicht darauf, seine "Normalität" im Vergleich zu Sarkozys masslos selbstverliebter Natur herauszustellen, dass er jetzt etwas blass und banal wirkt. Zum Beispiel Mohammed Merahs Mordserie in Toulouse im März, auch sie hat sich zugunsten Sarkozys ausgewirkt, der froh war, die Wahlkampfdebatte von sozialer Ungerechtigkeit auf Sicherheitsfragen lenken zu können. Aber obwohl Sarkozy momentan - entgegen der Meinungsumfragen - etwas stärker erscheint als zu Beginn des Wahlkampfes, steht er immer noch vor gewaltigen Herausforderungen, die womöglich nicht zu überwinden sein werden.

Sprich, eigentlich ist man in Frankreich mit keinem der zwei Spitzenkandidaten wirklich zufrieden. Die Wahl könnte darum einfach auch zu einem Wettrennen zwischen der Ablehnung gegenüber Sarkozy und der mangelnden Leidenschaft für Hollande werden. Aus diesem Grund wäre es auch möglich, dass diesmal auch die – bei  französischen Präsidentschaftswahlen normalerweise bemerkenswert niedrige Wahlenthaltung  – eine wichtige Rolle spielt. Und auch die Tochter vom ultrarechten FN-Politiker Jean-Marie Le Pen darf man nicht ganz vergessen. Sie könnte die lachende Dritte werden. 

Liest man französische Zeitungen oder schaut französisches TV, dann merkt man, dass sich im gesamten politischen Spektrum ein Gefühl des Bedauerns breit macht: "Wenn wir nur einen präsentableren Kandidaten als Sarkozy hätten",  murrt man bei den Konservativen. "Wenn wir nur einen charismatischeren Kandidaten als Hollande hätten", lamentiert man im sozialistischen Lager. Hollankozy?


Letztlich wird sich dieser Wahlkampf aufgrund des mangelnden Interesses an den Wahlprogrammen der Kandidaten als bemerkenswert erweisen. Die Franzosen sehen keinen echten Unterschied zwischen einem Amtsinhaber, der seine Versprechen nicht gehalten hat und einem Herausforderer, dessen Versprechen nicht zu halten sind. Wir erinnern uns an das Rentenalter, die 35-Stunden-Woche oder die halbe Million Jobs, welche Hollande den französischen Jugendlichen versprochen hat. In einem Satire-Magazin habe ich den folgenden Ratschlag an die Kandidaten gelesen: "Während des Wahlkampfes meidet ihr idealerweise ernste Themen wie die Staatsverschuldung, dann wird das Volk später auch nicht erwarten, dass ihr diese Probleme in Angriff nehmt, wenn ihr an der Macht seid."

Bei starkem Sturm und schwerer See kommt es natürlich auf die Erfahrung des Schiffskapitäns an. Doch angesichts der Probleme der französischen Wirtschaft und der Zwänge der Europäischen Union – von denen der Weltwirtschaft in einem globalisierten Zeitalter ganz zu schweigen – verfügt kein Präsident über grossen Spielraum, das nötige Charisma oder gar Lösungen. Die Franzosen werden daher grösstenteils auf Grundlage der Persönlichkeit und des persönlichen Stils entscheiden und weniger auf Basis der Wahlprogramme der Kandidaten. Nicht zu vergessen, die First Ladies: Mit Carla Bruni und Valérie Trierweiler hat man da die Wahl zwischen einer Diva/Model aus reichem Haus und einer ehemaligen TV-Journalistin, die sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet hat. Auch hier gelten aber wohl eher Äusserlichkeiten den Inhalte oder Fakten. Fazit: Obwohl Hollande derzeit noch immer bessere Chancen hat, könnte das Ergebnis knapper als erwartet ausfallen.

18. April 2012

Das bietet der Festival Sommer 2012

Ja, das Wetter draussen lässt noch nicht vermuten, dass wir schon Frühling haben. Der April macht was er will und lässt uns vor allem eines: frieren! Trotzdem vergeht fast kein Tag, an dem nicht eines der grossen (und kleinen) Festivals in unserem Land sein Programm vorstellt. Ich hab mir einen ersten Überblick verschafft und komme zum Schluss, die guten Acts spielen in der Romandie. Aber der Reihe nach... wobei sich diese Reihe völlig zufällig ergeben hat. 


Winterthurer Musikfestwochen: Sind mir letztes Jahr vor allem durch das tolle Konzert von Young Rebel Set in guter Erinnerung geblieben, bei gefühlten 45 Grad unter dem Zeltdach. Dieses Jahr stechen mir natürlich die legendären Baby Jail ins Auge, ach was bin ich dazu früher gehüpft. Weiter dabei: Kettcar, Franz Ferdinand, Sigur Ros. 

Montreux Jazz: Wie immer spitze, aber auch wie immer sehr teuer - wie ich finde. Trotzdem hat es ein paar gute Acts dabei: Bombay Bicycle Club, Noel Gallagher, Chris Cornell, Bobby McFerrin & Chick Corea, Alanis Morissette, Lana del Rey, Van Morrison, Jane Birkin (hab ich da schon mal live gesehen, ganz toll!), Emeli Sandé, Mark Ronson, Herbert Grönemeyer. 

Open Air St. Gallen: Irgendwie nicht schlecht, aber kein Tag, der mich zu 100 % überzeugen würde. Meine Highlights wären Paul Kalkbrenner, Florence and the Machine, Caligola, Züri West (wobei die häufiger anzutreffen sind diesen Sommer, nächsten Samstag übrigens im KiFF), Noah and the Whale, Casper, Die Toten Hosen, Gossip, Boy, Mumford & Sons, Wolfmother. 

Gurtenfestival: Sicherlich eine der schönsten Open Air Locations der Schweiz. Auf dem Berner Hausberg treffen sich in diesem Jahr jedoch ein paar Acts, die man schon andernorts sehen kann. Noel Gallagher zum Beispiel hat von Montreux keinen weiten Weg nach Bern und auch Lenny Kravitz gibts, analog dem Paléo Festival. Casper, Knackeboul, Züri West... um nur ein paar Beispiele zu nennen. Freude machen dafür Thees Ullmann, Snow Patrol und die Gorillaz! 

Open Air Frauenfeld: Tja, da bin ich wohl einfach zu alt für. Ich hätte sogar die Möglichkeit für gratis Tickets gehabt, aber eben: nicht mein Programm, nicht meine Musik. 50 Cent und seine Freunde werde ohne mich aufspielen. 

Open Air Gampel: Die Walliser... bei Fendant und viel Sonne lassen sie es sich Mitte August drei Tage gut gehen. Ohne mich. Obwohl mit Placebo und Mark Lanegan zwei Topacts am Start sind, die mich echt reizen würden. Aber vom Termin her, hab ich zu der Zeit andere Pläne. 

Heitere: Schade, es war mal mein absolutes Lieblingsfestival. War... Übrig geblieben ist 2012 ein Mix aus allem, man will scheinbar jedes Alter und jedes Publikum ansprechen. Tja und da steh ich nicht drauf. Eine Auswahl gefällig? Jessie J, LMFAO, Die Atzen, Taio Cruz, Ice Cube, Sunrise Avenue... da werden sich Teenies daran erfreuen. Die Musik dürfte zur Hauptsache ab Band kommen. Naja und auch sonst... Züri West, Plüsch, Deichkind, Hurts... Einzig Nneka, Anti-Flag oder Leech könnten mich irgendwie interessieren. Aber das hat man alles auch schon gsehen. Sorry, Heitere: 2012 ohne mich! 

Greenfield: Das mit den Gitarren... Die Ärzte als Headliner am Sonntag! Billy Talent, Sepultura, Limp Bizkit, Donots - wer lange Haare hat, wird seine Freude haben in Interlaken. 

Moon & Stars: Im Tessin scheint immer die Sonne, fast. Egal, auf der Piazza Grande ist es immer schön. Ausser vielleicht wenn sie überfüllt ist von Deutschschweizern, die deutsche Lieder mitjohlen... Das wird so sein wenn Herbert Gröneymeier oder Unheilig im Tessin auftreten. Ah ja, Lenny Kravitz ist auch hier anzutreffen.

Bad Bonn Kilbi: Das alternative Open Air bietet ein paar echt gute Namen wie zum Beispiel Afghan Whigs, Kings Of Convenience, Les Yeux Sans Visage, Dieter Meier (Yello), Get Well Soon.

Paléo: In meinen Augen - einmal mehr - das beste Line Up der Schweiz. Am liebsten würde ich die ganze Woche hinfahren, ausser Freitag, da ist wieder Lenny Kravitz am Start. Aber sonst so: M83, Peter Kernel, Bon Iver, Justice, The Cure, Dyonisos, Stephan Eicher, Sting, Bloc Party, Garbage, The Kooks, Thomas Dutronc, Anna Aaron, David Guetta, Roger Hodgson und dazu viele Franzosen, die hier wenig bekannt, aber darum nicht weniger gut sind. 

Zurich Open Air: Leider auch an einem ganz schlechten Datum für uns... Es findet aber auch alles im August statt in diesem Jahr, man könnte meinen, die Welt geht unter zum Ende des Jahres. Ein sehr gutes Programm wie ich finde, kommt ans Paléo ran. Aber eben, in Zürich... Maximo Park, The Killer, Yann Tiersen, Tocotronic, First Aid Kit, Bloc Party. 

Natürlich gibt es noch weitere rund 100 Festivals in der ganzen Schweiz, viele von ihnen klein aber fein. Viele aber auch mit 08/15 Line Ups. Im Netz gibts ein paar gute Open Air Guides, welche die entsprechenden Programme parat halten. Zum Abschluss noch ein Blick über die Grenze, da würde es sich in diesem Jahr ganz besonders lohnen nach Belford zu fahren. Unweit von Basel. Aber "leider" finden in diesem Sommer so viele Hochzeiten statt, dass auch an diesem Wochenende jemand heiratet und uns freundlicherweise dabei haben möchte... Darum verzichte ich auf die Aufzählung der Acts, ich mach mir doch nicht selber den Mund wässerig. Unter regionalen Aspekten gilt es natürlich noch das Chrutwäje Open Air, sowie Musig i de Altstadt zu erwähnen. Details zu den beiden Events gibts im Laufe des Jahres hier im Blog. 

17. April 2012

Think about it!

Mögliche Strafe für Kim Schmitz, Inhaber von Megaupload und angeklagt wegen Internet-Betrug:  20 Jahre! 

Mögliche Höchststrafe für Anders Breivik, angeklagt wegen Bombenanschlag und der Ermordung von 77 Menschen: 21 Jahre!


16. April 2012

Harald Schmidt und dann...?

Was seit einigen Tagen bekannt ist, wird bald zur traurigen Tatsache. Harald Schmidt muss bei SAT1 gehen. Am 3. Mai wird seine "Harald Schmidt Show" auf zum letzten Mal über den Bildschirm flimmern. Dann ist die Late Night im deutschsprachigen Raum faktisch gesehen tot. Ausser es erbarmt sich ja noch ein Sender des 54-jährigen Entertainers und lässt ihn drei oder mehr Sendungen pro Woche machen. Die Frage ist bloss, welcher Sender wird das tun?  Mit der ARD hat er sich zerstritten und bei SAT1 fehlt Schmidt die Lobby. Roger Schawinski himself hat sogar noch auf ihm rumgehackt, als bekannt wurde, dass Dirty Harry seinen Sessel in Köln räumen muss. Ich bin seit Jahren bekennender Harald Schmidt-Fan und werde seine Show entsprechend vermissen. Es bleibt die Hoffnung, dass er vielleicht als Kabarettist. Ein Trost, auf ORF gibt es immerhin einmal pro Woche "Willkommen Österreich" mit Stermann und Grissemann. Beste Satire und entsprechend beste Unterhaltung! 


Oder man lässt neue Talente ran. Ein Herz für die Late-Night-Nachwuchsförderung beweist zurzeit das ZDF. Auf seinem digital empfangbaren Spartenkanal zdf.neo läuft donnerstags zum Beispiel "NeoParadise". Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt zelebrieren dort Woche für Woche gehobenen Nonsens. Ziemlich unkonventionell, aber immer gut. Klassische Late Night – den satirischen Tagesrückblick und Interviews – könnte dagegen wohl Benjamin von Stuckrad-Barre. Der Schriftsteller, Journalist und ehemalige Harald-Schmidt-Autor folgt mit seiner "Stuckrad Late Night" auf "NeoParadise" und schlägt sich dort mit dem linken Publizisten Hajo Schumacher und dem CDU-Mann Jörg Schönbohm als Sidekicks mit Gästen aus der Politik herum. Auch immer wieder gut: Sarah Kuttner, früher mit eigener MTV-Show, moderiert ebenfalls auf dem Spartenkanal des ZDF das sehenswerte Magazin "Bambule".  Neben Neo gibt es digital auch ZDF.Kultur zu sehen, da toben sich Charlotte Roche und Jan Böhmermann (ebenfalls ein Schmidt-Zögling) aus. Die Show erinnert an den Internationalen Frühschoppen aus den 70er Jahren, es wird geraucht und getrunken. Die Gäste sind ausnahmslos gut und passen nur in den wenigsten Fällen zusammen. Hinschauen lohnt sich. Auf SWR gäbe es noch "Die allerbeste Sebastian Winkler Show", aber naja, der Typ erinnert mich zwar an einen Neandertaler, aber witzig ist er deswegen noch lange nicht. In eine ähnliche Richtung "Extra 3", die selbsternannte einzige Satire-Sendung des NDR. Seit dem Moderationswechsel irgendwie nur noch halb so lustig... 


Tja und sonst? Tote Hose. Klar, Stefan Raab. Der ist zwar innovativ und oft auch witzig. Aber mir fehlt da halt die Satire oder ein Ansatz von Zynismus. Da war und ist und bleibt Dirty Harry unschlagbar.  Ein Blick in die USA, dem Heimatland der Late Night Shows zeigt, dass man im deutschsprachigen Europa eventuell mal über das grundsätzliche Konzept nachdenken sollte. Denn sowohl Stewart als auch Colbert senden nur eine halbe Stunde. Dafür täglich. In hohem Tempo. Ein Versuch, den im deutschsprachigen Raum bisher noch niemand gewagt hat. Also los ihr TV-Bosse, mein Dossier sende ich euch gerne zu! 

13. April 2012

Zu Ostern ist mir der Teufel erschienen!

Ja, der hat sich wohl im Tag geirrt. Oder gedacht, wenn der Chef schon mal tot ist, dann übernehm ich. Spass beiseite... Unter dem Titel "Andere Länder, andere Sitten..." hab ich an dieser Stelle um den Jahreswechsel herum über meinen ausführlichen Deutschland-Besuch berichtet. Inzwischen ist viel Wasser die Elbe runter geflossen und meine Beziehung zu Deutschland und seinen Menschen hat sich vertieft. Wow, das klingt jetzt aber auch... Aber ihr wisst schon was ich meine. Die Menschen und die Kultur näher und besser kennen- und lieben gelernt. Was durchaus ein Gewinn ist. Ich bin inzwischen sogar soweit, dass ich die Anti-Ossi-Sprüche von meinem Zyniker-Held und Hypochonder-Freund, Harald Schmidt, nur noch beschränkt lustig finde. Ja ja, so weit ist es schon gekommen. Aber darum geht es an dieser Stelle eigentlich gar nicht. Vielmehr wollte ich fragen, ob jemand weiss was zum Beispiel ein Osterfeuer ist? Ich habe es bis zum letzten Wochenende, ja es war zufällig das Oster-Weekend, nicht gewusst. Nun gut, am Samstag hab ich mich der Familie angeschlossen und wir sind - beladen mit ein paar Kurzen - beim Eindunkeln in einen nahegelegenen Wald spaziert und da war es dann: The One And Only Osterfeuer! Ein bisschen zu vergleichen mit unserem 1. August-Feuer. Nur, dass dieses in Schweta (Mügeln) doch etwes grösser war, als die Feuer, die ich von zu Hause her kenne. Organisiert wurde der Anlass passenderweise von der örtlichen Feuerwehr. Von der ich übrigens jetzt eine Mütze zu Hause habe. Danke an dieser Stelle dem freundlichen Spender! Der Anlass als solches bestand dann aus alten Freunden treffen, quatschen und trinken. Und frieren. Die Temperaturen waren eher winterlich, den Tag über hat es sogar noch geschneit. Aber eben, dank Glühwein und Cola Braun hielt sich das mit dem Kalthaben in Grenzen. 


Aber das Osterfeuer war nicht der einzige Spass der Reise. Radtour, täglich extrem leckeres Essen, eine einzigartige Eierlikör-Sahne-Torte, ein schier endloses "Mensch ärgere dich nicht"-Spiel (welches mich schier zur Weissglut gebracht hat!), HardCore-Grillen und lustige Leute im Zug.... um nur einige Beispiele zu nennen. Und es ging zum Beispiel auch noch nach Meissen. Ja, dieses Meissen, welches weltbekannt ist für seinen Porzellan. Die Manufaktur war sogar am Karfreitag offen, kein Wunder: Besucher aus der ganzen Welt tummelten sich im Inneren des wunderschönen Gebäudes. Eigentlich war es ja mein Plan, meiner Familie ein Stück Meissner Porzellan nach Hause zu bringen. Nun, die Preise waren dann aber so angelegt, dass es gerade mal für 3 Postkarten und 1 Poster gereicht hat. Wahnsinn. Da kauft man sich aber locker eine Vespa oder zum Teil einen Kleinwagen für diese Beträge. Aber, es wurde gekauft. Die Frauen an der Kasse hatten regelmässig Kunden, die was gefunden hatten. Und, nur so am Rande erwähnt, wir waren in der Outlet-Abteilung des Manufaktur. Aber wenn ein reduzierter, bemalter Porzellan-Fingerhut immer noch über 220 Euro kostet, dann ist das der falsche Spielplatz für Monsieur Fischer. Zudem ich immer Panik hatte, ich könnte mit meiner Schusseligkeit was umschmeissen. Schmeissen in Meissen, quasi. Die Stadt selber ist wunderschön! Umschlossen von der Elbe und unzähligen Weinbergen. Ich habe mir von meiner Bine (ohne E) sagen lassen, das Weinfest wäre toll. Zur Sicherheit hab ich schon mal das Datum notiert... 

Natürlich durfte auch dieses Mal ein Besuch in der Teufelsschänke in Strehla nicht fehlen. Wirt Hansi überraschte uns mit einer sehr leckeren Vorspeise: eingelegtes Kalbfleisch, mit Zwiebeln und Chili. Wow! Danach gab es einen tollen Fisch mit frischen Spargeln. Ah ja und da war noch der Schnaps... aber darauf möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. Es gab alleine im Restaurant um die 5 Schnäpse und zu Hause angekommen, waren die Nachbarn auch noch am feiern... wir hüllen über den Abend den Mantel des Schweigens! Nicht schweigen möchte ich über die Tatsache, dass uns der Wirt tolle (und auch traurige) Geschichten aus der DDR-Zeit erzählt hat, was sehr beeindruckend war. Zum Abschluss gab es dann noch ein Geschenk. Der Mann ist ein begeisterter und talentierter Zinn-Giesser. In seinem Lokal sind entsprechend ganz viele Zinnfiguren ausgestellt, aus verschiedenen Epochen. Und als alter Franzosenfreund hab ich dann zum Abschied eine wunderschöne Zinnfigur vom Sonnenkönig Louis XIV erhalten. Danke an dieser Stelle! 

Nun, was soll ich sagen. Seit ich wieder zu Hause bin hab ich den einen oder anderen Spruch gehört: "Und wo warst du über Ostern? Ah Ostdeutschland... naja...!" Ganz ehrlich, mit jedem Mal das ich da bin oder wir Besuch haben aus dieser Gegend, schlägt mein Herz heftiger und ich freu mich schon auf die nächste Reise. Kulturell und geschichtlich hat die Gegend so viel zu bieten, von der Landschaft her überzeugt mich dieses weite Land - ähnlich wie in Frankreich - viel mehr als diese Berge, die einem bei uns immer im Weg stehen und was die Menschen angeht, tja, das hatten wir glaub im ersten Beitrag zum Thema "Andere Länder, andere Sitten" schon mal, da könnten wir Schweizer uns im Bezug auf Gastfreundschaft oder auch Zufriedenheit eine ganz grosse Scheibe abschneiden. Und falls jetzt ein sturer Eidgenosse findet "Dann geh doch!", nun, ja gerne. Aber leider hat es die Wirtschaft im Osten Deutschlands nicht gerade einfach, so dass es schwierig werden dürfte einen guten Job zu finden. Trotzdem sieht man immer wieder innovative Leute, welche alte Liegenschaften zu neuem Leben erwecken. Und die Bine und ich haben da dieses uralte und wunderschöne Schloss gesehen.... hihi... Never Say Never Again!