4. April 2012

Das wars dann wohl, OM!

Marseille ist raus. Auch gestern Abend haben die Südfranzosen gegen ein äusserst berechnend aufspielendes Bayern München mit 0 zu 2 verloren. Die konnten sich sogar den Luxus leisten, den Robben draussen auf der Bank zu lassen. Das Spiel war dann nach dem erneuten 1 zu 0 für die Bayern ziemlich schnell entschieden. Die OM-Spieler haben sich zwar über die 90 Minuten zwar durchaus Mühe gegeben, mehr war da aber dann auch nicht zu holen. Die Partie wurde übrigens lediglich von TF1 übertragen, auf den anderen öffentlich rechtlichen Sendern gab es jeweils das Spiel von Barcelona gegen Milan. Aber da gab es ja ausser ein paar Elfmetern glaub auch nicht viel zu sehen. Und natürlich den Messi. 


Für Marseille geht mit diesem Aus in der CL eine ganz schlechte Saison zu Ende. Aber es könnte alles noch viel schlimmer kommen... In der Meisterschaft will es nicht laufen, da tummelt man sich irgendwo im Mittelfeld herum. Das einzige Highlight ist das ewige Derby gegen PSG, am kommenden Sonntag, auswärts in Paris. Wenn man das gewinnt, kann man sich mit den Fans einigermassen versöhnen. Geht das ebenfalls noch verloren, dann Gute Nacht! Aber wie hat es der Trainer, Didier Deschamps, schon im Interview gestern nach dem Spiel gesagt, dieses CL-Viertelfinale von OM war ein Höhenflug  - man ist zu hoch geflogen und nun abgestürzt. Champions League vorbei, in der Liga nur Durchschnitt, da bleibt noch das Finale im Ligacup am Samstag in einer Woche gegen Lyon. Gewinnt man da, steht man nächste Saison zumindest in der Euroliga am Start. Sonst wars das dann wohl... In Marseille selber sind die Fans äusserst aufgebracht ob dem Gezeigten. Das Stadion ist im Umbau, die Stimmung im Tempel schlecht, auf den Rängen vergeht keine Woche ohne Proteste gegen Spieler, Trainer und Vorstand. Vor allem die Teppichetage wird scharf kritisiert, denn das Geld fehlt. Mal wieder. Frankreichs Tabellen-Neunter ist so verschuldet, dass ab Mai wahrscheinlich keine Spielergehälter mehr gezahlt werden können. Alleine in dieser Saison häufte Olympique 22 Millionen Euro Miese an! Einzige Rettung wäre laut Präsident Vincent Labrune eine 35-Mio-Euro-Spritze von Klub-Besitzerin und Witwe Margarita Louis-Dreyfus (Foto). Trainer Didier Deschamps steht am Saisonende vor dem Aus. Zahlreiche Spielerverträge laufen auf. Der Club soll, trotz neuem Stadion, künftig ausserhalb der Stadt in den Banlieus spielen - Schwere Zeiten für Marseille...

OM à la vie, à la mort! 

3. April 2012

"La Rafle": Unbedingt hinschauen!

Es gibt viele Filme über die Verbrechen der Nazis. Sehr viele. Ernst gemeinte, solche wie der von Tarantino und blutleere, in denen es nur um die Action geht. Doch nur wenige beleuchten die Rolle der Franzosen in dieser düsteren Epoche. "Die Kinder von Paris" tut es.

In Frankreich ist die Auseinandersetzung mit der eigenen politischen Schuld des 20. Jahrhunderts lange tabu geblieben. Den selbstkritischen Blick auf die Verstrickungen in den Algerienkrieg hat die Grande Nation ebenso Jahrzehnte herausgezögert wie jenen auf die Kollaboration mit den Nazis. Vor allem das vorauseilende Mittun bei der Judenverfolgung – von den Massenverhaftungen bis in die Gefangenenlager der französischen Miliz – wurde 50 Jahre lang totgeschwiegen. Erst Jacques Chirac hielt am 16. Juli 1995, dem 53. Jahrestag jenes Ereignisses, das "La rafle du Vel’d’Hiv" die Geschichte eingegangen ist, eine Rede und entschuldigte sich für die Gräueltaten. Diese Stunden der Finsternis, die mit der Massenverhaftung von knapp 14.000 Pariser Juden begannen und zur Internierung von 7000 Juden im Winter-Velodrom am Eiffelturm führten, dauerten fünf Tage. So lange wurden die jüdischen Familien dort ohne Nahrung und medizinische Versorgung interniert, bevor sie in Lager ausserhalb von Paris gebracht und später in Auschwitz ermordet wurden. Heute ist das Vélodrome d’Hiver längst abgerissen; ein schlichtes Mahnmal an der Seine erinnert an die Razzia, mit der 9000 französische Polizisten den, so Chirac, "kriminellen Wahn der Besatzer" eifrig exekutierten.


Der Film erinnert in Aufwand und Machart an Steven Spielbergs Schindlers List – nur dass den französischen Juden kein barmherziger Retter wie der Fabrikant Oskar Schindler zur Seite stand. Tatsächlich sind fast alle der 75.000 an die Deutschen ausgelieferten französischen Juden in den Konzentrationslagern umgekommen. Zudem endet der Film nicht in Auschwitz, sondern im Lager Beaune-la-Rolande südlich von Paris, wo die Familien brutal getrennt werden, bevor der Transport in Güterzügen nach Auschwitz beginnt. Für die Vergegenwärtigung des Schreckens wurden das Velodrom und das Lager in Ungarn aufwendig rekonstruiert und Tausende von Statisten verpflichtet.

Die Handlung wird im Wesentlichen von der aus Quellen überlieferten Figur einer christlichen Krankenschwester (Mélanie Laurent) getragen, die einen jüdischen Arzt (Jean Reno) und die Familien ins Lager begleitete. Zudem blickt der Film mit den Augen des elfjährigen Joseph (Hugo Leverdez) auf die mit Wucht einstürzenden Ereignisse – von der Razzia am Montmartre bis zum Leben im Lager. Der heute 80-jährige Joseph Weismann ist einer von drei Zeugen, den Regisseurin Roselyne Bosch, früher Reporterin beim Nachrichtenmagazin "Le Point", in mühevollen Recherchen ausfindig machte. Die bei der Razzia inhaftierte Anna Traube kam noch aus dem Velodrom frei, Joseph Weismann konnte aus Beaune-la-Rolande fliehen. Der dritte Zeuge ist ein Feuerwehrmann, der mit dafür sorgte, dass die eingeschlossenen Juden im Velodrom wenigstens Wasser aus Feuerwehrschläuchen bekamen.

Für französische Augen besonders schockierend: Bosch zeigt die extreme Gewalt der Milizionäre gegen Frauen – auch dafür hat sie Zeugenaussagen gesammelt –, während die deutschen Besatzer meist im Hintergrund agieren. Aber es gibt auch die Feuerwehrleute, die ein Erbarmen haben, die Identifikationsfiguren der Krankenschwester und des Arztes, und es gibt die vielen nichtjüdischen Franzosen, die Juden vor dem Zugriff der Milizionäre versteckten. Auch das ist historisch überliefert, und es belegt eindrucksvoll, dass die Franzosen anders als die Deutschen keine Täternation, sondern eine Opfer- und dann auch Mittäternation waren. Nach dem Willen der Deutschen sollten an jenem 16. Juli 1942 im Rahmen der Operation Frühlingswind 28000 Juden inhaftiert werden. Nach zwei Tagen Razzia waren und blieben es weniger als die Hälfte – das trostreiche Faktum wird im Abspann genannt. Überhaupt setzt "Die Kinder von Paris", als Gedächtnisarbeit wuchtig und ehrenvoll, auf Emotionen der einfachen Art. Die Guten sind sehr gut, die Bösen sehr böse, und bei der gewaltig ausgemalten Razzia ist es einzig eine Bäckersfrau, die zeternd die antisemitische Anfeuerin gibt. Im Lager gibt es herzzerreissende Szenen von Kindern, die den Lastwagen entgegenrennen, weil sie glauben, dass sie dort ihre Mutter wiedersehen. 

Diese rustikale Inanspruchnahme der Publikumsgefühle hat der Regisseurin in Frankreich einige Kritik eingebracht, auf die sie im Gespräch noch immer hochsensibel reagiert. Ihren "Idealismus" will sie von niemandem infrage gestellt sehen, erst recht nicht von "Zynikern", die ihr vorwerfen, vor allem auf die Tränendrüsen zu drücken. "Ja, es ist normal, über diese Familien zu weinen", sagt sie. und weiter "Kein Film kann so tragisch sein wie die reale Geschichte".

"Die Kinder von Paris / La Rafle" gibt es auf DVD oder bei Swisscom TV als Mietfilm.

27. März 2012

Denk mal drüber nach



Fingerspitzen sanft aneinandergedrückt, die Hände formen eine Raute – seit Jahren macht die deutsche Kanzlerin Angela Merkel immer wieder dieses "Geheimzeichen". Und sie ist nicht mehr alleine: Weltweit imitieren Politiker und Prominente das ominöse Merkel-Zeichen. Steckt hinter der mysteriösen Geste eine geheime Botschaft? Im Internet diskutieren doch tatsächlich Verschwörungstheoretiker über die sogenannte "Raute der Macht". Ein Zeichen an Aliens? Ein Code der Freimaurer? Hat es was mit dem Maya-Kalender und dem Ende der Welt zu tun? Man  weiss es nicht. Darum, denkt mal drüber nach. Frau Merkel selbst hat übrigens eine viel profanere Erklärung für das Zeichen: Es helfe ihr, den Oberkörper aufrecht zu halten ...









26. März 2012

Stell Dir vor...

... der mexikanische Formel 1 Fahrer Perez fährt für den Schweizer Sauber-Rennstall einen Podestplatz raus und im nationalen TV findet man es nicht nötig, Fahrer oder Teamchef zu interviewen. Die Kollegen von RTL haben dann "das Unmögliche" möglich gemacht und man konnte den glücklichen Peter Sauber - mit Tränen in den Augen - doch noch belauschen und in bewegten Bildern bewundern. Mein Papa hat dann im Laufe des Nachmittags zu mir gemeint, dass es bestimmt im Sportpanorama ein ausführliches Interview geben würde. Nun ja, es gab ein Interview. Per Telefon, mit alten Fotos geschmückt. Das wars. Trotzdem, alles Gute dem Sauber Team Hinwil zu diesem Exploit. Find ich super! 

Aber auch den siegreichen Auftritt vom FC Aarau gegen Winterthur haben nicht wirklich viele Menschen mitgekriegt. Zumindest nicht so viele, wie ich eigentlich erwartet hatte. Zumal gegen 300 davon noch aus Winti kamen. Das Spiel war, vor allem in der zweiten Halbzeit, sehr unterhaltsam. Am Schluss hatten die Aarauer Glück und kamen dank einem Elfmeter zum Sieg. Und da der FCSG gestern nicht voll punkten konnte, darf man sich in Aarau ganz heimlich nun Hoffnungen auf Platz 1 machen. Träumen ist ja erlaubt. Den Sieg vom Samstag haben wir übrigens einzig und allein dem neuen Maskottchen zu verdanken, welches zum ersten Mal den Weg ins Brügglifeld gefunden hat ;-) 

Und sonst? Nun. Elton hat gegen Simon gewonnen. Die neue Züri West Platte wird an dieser Stelle zu einem späteren Zeitpunkt besprochen. Im Kino will ich unbedingt noch die Hunger Games schauen gehen, Mitte der Woche startet die AMA im Schachen, Ostern naht mit grossen Schritten, Berlin ebenfalls. Viele Menschen werden in diesem Jahr heiraten, Konzerte stehen an und draussen ist Frühling! Der gestern mit einem gemütlichen Apéro im Garten meiner Eltern eingeläutet wurde. In diesem Sinne, einen sonnigen Wochenstart an alle. 


23. März 2012

Ein Hauch von einem Skandälchen

Gestern Abend wurden in Berlin die Echo's verteilt. Echo? Ja, der deutsche Musikpreis. Der Anlass wurde von der ARD übertragen und weil es bei einem Musikpreis viel Musik gibt, haben wir die Flimmerkiste laufen lassen. Nun, es war zugegebenermassen eine Sendung, die nicht unsere volle Konzentration gefordert hat. Ein paar Highlights gab es dann aber trotzdem. Ja sogar ein, zwei Mini-Skandälchen - sofern man bedenkt, dass die Sendung im Ersten lief. 

Aber von vorne: Die TV-Show startete mit einem Medley deutscher Hits. "Was für ein schöner Donnerstag", jubelte Moderatorin Barbara Schöneberger, eine Anspielung auf den frisch gewählten Bundespräsidenten Joachim Gauck, der nach seiner Wahl am Sonntag "Was für ein schöner Sonntag!" ausgerufen hatte. Schöneberger und Ina Müller knutschten übrigens glkeich zu Beginn der Show auf der Bühne - wie einst Madonna und Britney Spears. Mit Zunge. Aber eben, alles schon einmal da gewesen. Einzig das überalterte ARD-Publikum dürfte dumm aus der Wäsche geschaut haben. Müller wurde so ganz nebenbei noch als beste Künstlerin national Rock/Pop geehrt und für ihre NDR-Show geehrt. 


Mein persönlicher, emotionaler Höhepunkt kam erst ganz Schluss, beim diesjährigen Echo meldete sich nämlich BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken zurück. Der 60-Jährige bekam einen Preis für sein Lebenswerk und hatte seinen ersten grossen öffentlichen Auftritt nach seinem Schlaganfall im November.  Die Laudatio hielt der gute alte Campino von den Hosen, der Düsseldorfer würdigte das politische Engagement Niedeckens und dass er sich damals für Kölsch als Sprache entschieden habe: "Ein ganzes Land hat ihn dafür geliebt." Dem BAP-Sänger schossen bei der grossartigen Lobesrede die Tränen in den Augen. "Vielen Dank an meine Schutzengel und an meine Nachkommen", sagte er auf der Bühne. Zum Finale sangen die Gäste Niedeckens vielleicht grössten Hit: "Verdamp lang her".


Ansonsten war beim Echo in der Messe Berlin mit seinen vielen Kategorien für jeden was dabei: Marilyn Manson freute sich auf "Rrrrammstein" und liess es musikalisch zusammen mit seiner Lieblingsband auf der Bühne richtig krachen. Einen Skandal erwartete man allerdings vergebens, wenn man davon absieht, dass Manson zwei Mikrofone schrottete. "Unser Star für Baku" Roman Lob kam und sang seinen ESC-Hit, einen Preis gab es dafür aber noch nicht.  Dafür aber räumte der smarte Newcomer Tim Bendzko einen Echo ab, Udo Lindenberg gleich zweimal, ebenso wie die Engländerin Adele, die ja inzwischen überall Preise abholen kann. Vermutlich kam sie deswegen gar nicht erst nach Berlin. In Abwesenheit wurden auch Bruno Mars und Rosenstolz geehrt. Alternativ-Rapper Casper war vierfach im Rennen und nahm einen Preis als bester Hip-Hop-Künstler mit nach Hause.


Leider wurde ich den ganzen Abend über den Eindruck nicht ganz los, dass es beim Echo 2012 mehr zu gucken als zu hören gab. So wie wenn man MTV einschaltet und Doku-Soaps kommen anstatt der gewünschten Musik. Lindenberg & Jan Delay posierten mit Matrosenmädchen, Katy Perry kam in einer Kreuzung aus enger Glitzer-Robe und Gymnastikanzug. Lana Del Rey hielt ihren Schmollmund ans Mikro und hauchte ihren Hit "Video Games" da rein - beste Newcomerin wurde aber nicht sie, sondern die Holländerin Caro Emerald. Kraftklub lieferten einen Auftritt mit viel Pyrotechnik und immer wieder gab es Tambouren. Wobei ich doch der Meinung war, dass dieses Thema seit "Emanuela" gegessen sei. Ich habe mich geirrt. Und da waren noch Bushido und Sido, die ehemaligen Erzfeinde, die für ihr Projekt "23" geehrt wurden. Und da hielt sich doch der böse Sido seinen Preis an die Lende und spielte vor, er würde onanieren... 


Aber unterm Strich hatte die Show eben doch keinen Skandal zu bieten, obwohl man sich echt Mühe gegeben hat mit den geladenen Gästen: Manson, Rammstein, Sido, Bushido, Katy Perry und viele tätowierte Menschen mehr... Dafür war die Promi-Dichte hoch. "Würden wir nicht moderieren, wir würden gucken", flöteten die Gastgeberinnen. Das deutsche TV-Volk folgte ihnen jedoch nicht, im vergangenen Jahr hatte die ARD-Show im Schnitt 3,51 Millionen Zuschauer. In diesem Jahr waren es unter 3 Millionen. Wirklich verpasst hat der Rest nichts. Auch wir sind immer wieder abgeschweift und haben unterm Strich wohl gut die Hälfte der Sendung nur nebenbei mitgekriegt. ei der Vergabe spielt der Verkauf eine große Rolle, es gibt aber auch eine Jury.