Frankreichs Sozialisten schicken François Hollande in den Wahlkampf ums Präsidentenamt. Der Kandidat gilt als Mann der Mitte. Ihm werden gute Chancen eingeräumt. Find ich gut, die Tage des kleinen, rechten Tyrannen Sarkozy sind gezählt. Ich hoffe, dass sich die französische Linke nun einigen kann und sich - für einmal wieder - hinter ihre Kandidaten stellt.
17. Oktober 2011
15. Oktober 2011
14. Oktober 2011
"Act now!" - Aktion gegen Hunger
Gewusst? Zwischen dem Überfluss an Nahrung bei uns und dem Hunger in Afrika besteht ein direkter Zusammenhang. Dabei kann jeder Bürger seinen Beitrag zu einer besseren Verteilung leisten. "Eine Schweizer Kuh ist nicht einfach eine Schweizer Kuh", betont Irene Fogwe, Vertreterin der Schweizerischen Allianz gegen den Hunger am Podium in Basel. Sie wird unterstützt von Hans Niggli, Leiter des Forschungsinstituts für biologischen Landbau: "Warum sollen Kühe mit staatlichen Beiträgen unterstützt werden, welche mit Sojabohnen aus Entwicklungsländern gefüttert werden, statt mit Gras unserer Wiesen?". Gemäss Niggli ist es wichtig, dass der Staat die Rahmenbedingungen setzt: Umweltfreundliche Landwirtschaft kann direkt gefördert werden, wie dies die Schweiz seit 20 Jahren tut. Ergänzend kann eine Landwirtschaft mit negativen Effekten auf die Umwelt besteuert werden.
Aber es geht auch anders, konkreter: Als jüngster Starkoch der Schweiz kann Pascal Schmutz seinen Gästen etwas Ungewöhnliches vorsetzen. "Auf der Alp haben wir früher die ganze Sau gegessen. Heute werden die minderwertigen Teile eines Tieres zu Tiefstpreisen abgeschoben." Dabei setzt der Koch auf seine Kreativität. Dem Publikum rät er, regional einzukaufen und saisonal zu kochen. Für viele junge Leute sei Kochen wieder im Trend - dabei sollte man möglichst viele Nahrungsmittel in Rohform verwenden. Geprägt hat Schmutz sein Besuch in Südafrika, wo er an der World Chefs Tour Against Hunger Geld gesammelt hat. "Wenn du dort ein gut ernährtes Kind auf deinen Armen hast und sein Lachen spürst, motiviert dich das ungemein, deinen eigenen Beitrag zu einer faireren Verteilung zu leisten."
Der globale Markt der Nahrungsmittel wird zum sicheren Geschäft für die Investoren und zu einem weiteren Nachteil für die Ärmsten. Anleger wenden sich wegen schwächelnder Aktien dem Agrarmarkt zu. So waren die Maispreise im August 2011 80% höher als 1 Jahr zuvor und 105% höher als vor 2 Jahren (FAO). Der Gewinn geht an die Zwischenhändler und nur zum kleinsten Teil an die Kleinbauern und Genossenschaften, in denen der Mais angebaut wurde. Bernhard Herold, Leiter Internationale Zusammenarbeit bei Max Havelaar, erzählt aber auch von Gegentrends: So informieren sich Kleinbauern in Südindien mit einem SMS-System, damit sie ihre Ware nicht unter dem Marktpreis verkaufen. "Wichtig ist eine Stärkung der Kleinproduzenten weltweit, damit die weitere Abwanderung in die Städte gestoppt werden kann."
Jeder kann etwas tun! Drei Dinge, die man im Alltag persönlich anpacken kann:
- Am Arbeitsplatz nachfragen, nach welchen Kriterien der Kaffee und das Essen in der Mensa eingekauft wird. Im beruflichen Bereich liegt noch viel mehr Potential als in privaten Haushalten.
- Konsumenten können einen Beitrag leisten, indem sie ökologische und Fairtrade-Produkte konsumieren und ihren Fleischkonsum auf die Hälfte des aktuellen Durchschnitts (500g statt 1 kg pro Woche) reduzieren.
- Grossverteiler können einen Beitrag leisten, indem sie Fairtrade-Produkte in ihrem Sortiment aktiv fördern. Sie können zudem kohärenter sein, also etwa auf Aktionen verzichten, die den Konsum von nicht-nachhaltig produziertem Fleisch noch anheizen.
13. Oktober 2011
Ein Kurztrip nach Sevilla gefällig?
Manchmal braucht es nicht viel, dass man sich kurzzeitig fühlt als wäre man im Urlaub. Dazu muss man in gewissen Fällen nicht einmal eine grosse, teure Reise unternehmen, es reichen die richtigen Menschen, Atmosphäre und das passende Umfeld. So geschehen gestern Abend. Der eigentliche Plan war es ja, nach einem langen und strengen Tag, früh ins Bett zu gehen und entsprechend zeitig zu schlafen. Nun ja, Pläne sind da um über den Haufen geworfen zu werden. Nach einem kurzen, zahntechnisch bedingten Besuch im KSA (ja, das "Projekt" nimmt Fahrt auf!), einem Abstecher in den Denner und den Taschen voller Einkäufe glühte der Himmel über Aarau in einem unbeschreiblich schönen rot. Grund genug also, anstatt direkt in die Küche zu stehen, sich noch einmal auf einen kurzen Fussmarsch zu begeben. Die Fotokamera natürlich mit dabei.
Nun, die Fotos wurden nicht so der Hammer. Wir setzten also unseren Fussmarsch durch die Stadt fort, in der Hoffnung, dass sich das Licht noch einmal zum positiven hin verändern könnte. In allen Kneipen sassen die Menschen beim Feierabendbier oder bei einem gemütlichen Apéro. Ein Bier? Ein Glas Wein vielleicht vor dem Kochen? Auf die neue "Altstadt" hatten wir keine Lust, im "Gossip" waren wir Anfang der Woche mit Freunden, das "Scalo" steht gegen Ende Woche gerne Mal auf dem Programm, der "Platzhirsch" war leer, das "Camino" doch eher teuer was den Wein angeht, in der "Tuchlaube" sitzen wir sonst schon immer, für die "Garage" war es zu kalt. Halt, aus dem Restaurant "Sevilla" drang auf einmal fröhliches Lachen und lautes Murmeln. Ein kurzer Blick durch die mit grauen Vorhängen bedeckte Scheibe - hinein!
Das "Sevilla", die wohl letzte Kneipe in Aarau, die diesen Namen auch wirklich verdient. Nach dem Abgang der Familie Zimmermann ist die "Altstadt" nicht mehr das, was sie mal war. Die neue Wirtin gibt sich zwar Mühe, aber eben, tempi passati. Im "Sevilla" ist seit Jahren alles beim Alten geblieben. Der Wirt René steht Tag für Tag seinen Mann, arbeitet sowohl im Service als auch in der Küche. Mit Sabet hat er zudem die wohl schlagfertigste Serviceangestellte der ganzen Stadt engagiert. Allein für sie lohnt sich der Besuch. Aber auch René selber ist ein Original. Mit seiner grantigen aber herzlichen Art erschreckt er so manchen Besucher im ersten Moment, es kann schon Mal passieren, dass er einen darauf aufmerksam macht, dass Füsse nicht auf Stühle gehören oder dieser Tisch reserviert und man ihn verlassen soll - obwohl die Reservation erst in 2 Stunden gilt. Aber eben, der Wirt ist genau so herzlich. Immer gerne bereit für einen Schwatz, es gibt auch schon Mal einen besonders sonnigen Platz in der Gartenbeiz, schenkt einem eine Eintrittskarte fürs Pferderennen und auch wenn es um das Essen geht, lässt sich das Sevi-Personal nicht lumpen. Zudem überzeugt die Kneipe mit einem schier unschlagbaren Angebot an preiswerten Weinen, mein Liebling ist der Beaujolais - 6 Franken 60 für zwei Deziliter.
Überhaupt findet man im Sevi noch Überbleibsel aus einer Zeit, in welcher Restaurants noch nicht aus lauter Musik, teure Getränken und launischem Personal bestanden. An der Wand hängen schön gerollt die Zeitungen des Tages, es gibt auf den Tischen Nüssli, Chips, Eier und Nussgipfel, die Bänke und Stühle sind alt und aus Holz, es darf natürlich geraucht werden, um halb 8 am Abend läuft die Tagesschau und der ganze Stammtisch schaut gebannt zu, um danach lautstark über die Geschehnisse zu diskutieren. Auf dem WC gibt Dr. Vogel den Männern Tipps zum Thema Prostata. Wenn der TV aus ist, läuft gerne Mal ein Schlager im Radio und auch Volksmusik wird gerne gehört. Auf der Speisekarte gibt es einfach Gerichte wie Würste mit Salat oder Eingeklemmte. Zu empfehlen ist übrigens das "Jura-Plättchen", mit Käse und Wurst, welche das Wirtepaar persönlich im Kanton Jura holt. Über eine Bierzapfanlage verfügt das Sevi übrigens nicht, der Hopfensaft wird in der Flasche - bevorzugt mit Bügelverschluss - serviert und genossen. Dass die Kneipe an der Kirchengasse 4 in Aarau über keine Homepage oder Email verfügt, erklärt sich von selber, oder?
Kurz, das "Sevilla" ist - neben dem "Speck" oder eben der "Altstadt" - noch einer der allerletzten Kneipen/Beizen, die diesen Namen auch wirklich verdient. Es treffen sich Arbeiter, Politiker, Anwälte und Ärzte, daneben sitzen alternativ angehauchte Jugendliche, Skater, schweigsame Yoga-Freaks, lautstarke Büezer und Frauen mit Kinderwagen. Jeder hat Platz. Peter Alexanders Lied "Die kleine Kneipe" könnte die Stimmung nicht besser beschreiben. Aber eben, ich habe es an dieser Stelle schon öfter erwähnt, leider sterben genau diese Lokalitäten langsam aber sicher aus, werden ersetzt durch austauschbare Bars. Auch die Zukunft vom Sevi ist ungewiss. Sehr lange werden wir uns nicht mehr an dieser Ambiance erfreuen dürfen, bleibt zu hoffen, dass sich bald eine längerfristige Lösung abzeichnet und man sich auch in 5 Jahren noch auf die Metzgete freuen oder beim FCA-Toto mitspielen darf.
PS: Wie das Restaurant "Sevilla" zu seinem Namen kam und trotzdem keine spanischen Spezialitäten anbietet? Darüber gibt es in Aarau zahlreiche Geschichten. Welche davon die Wahre ist, das lässt sich in einem Gespräch mit Wirt René herausfinden. Viel Spass!
PPS: Wir haben gestern das Kochen übrigens verschoben, die Atmosphäre genossen, uns ein paar Gläser Beaujolais und ein Jura-Plättchen gegönnt und bis spät in den Abend hinein sehr gute Gespräche geführt... LOVE!
12. Oktober 2011
Aarau: Aller et retour
Die neueste Geschichtensammlung des Stadtmuseum Schlössli Aarau lotet die Anziehungs- und Fliehkräfte von Aarau aus. Was bewegt die Menschen, aus ihrer ach so geliebten Stadt wegzuziehen? Weshalb kommen viele Weggezogene wieder zurück? Was wird an Aarau vermisst, gehasst oder geliebt?
Zu Wort kommen in dieser, nennen wir es mal, Online-Ausstellung zahlreiche Heimweh-Aarauer, Rückehrerinnen und solche, die der Stadt endgültig den Rücken zugekehrt haben. Entstanden ist ein Stimmungsbild zwischen Heimatgefühlen und Fernweh, das man hier hören oder als Podcast herunterladen kann.
Warum ich darüber berichte? Nun, einerseits finde ich die Idee der Macher total gut und zudem bin ich selber einer der Befragten. Als grosser Fan "meiner" Stadt bin ich trotzdem schon öfter weggezogen, um dann nach einiger Zeit wieder retour zu kommen. Auf Grund der Fragen, welche mir im Interview gestellt wurden, sah ich mich quasi gezwungen, mir einmal Gedanken zu machen, warum das so ist. Das Resultat ist verblüffend. Unter anderem kommen in Aarau bekannte Gesichter wie Christoph Schmid, Oliver Miescher oder Wolfgang Bortlik zu Wort.
Viel Spass beim Anhören der zahlreichen Podcasts. Übrigens finden jeden Donnerstag in Aarau auch spezielle Aktionen statt, so konnte man die Geschichten letzte Woche in der Igelweid hören, morgen dann am Bahnhof und Ende Oktober gibts die Geschichten im Theater Tuchlaube im Rahmen des "Heimweh"-Programms.
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