20. Juli 2011

"Der Grieche ist mein alter Ego"


Der Komiker Rick Kavanian spricht im Interview über seine späte Berufung zum Humor, die schwierigsten Dialekte und über seine Figuren Dimitri, Giagl und Jens, die mit ihm sein neues Soloprogramm Ipanema bestreiten. Ein Gespräch mit "dem Griechen".

Rick, deinen Namen kennen in der Schweiz wenige. Aber wenn man ein Foto von dir zeigt, heisst es sofort, ah, der Grieche aus der Bully-Parade! Ist Dimitri auch in deinem neuen Programm dabei?

Rick: Ja, sicher. Dann der Giagl (bayert mit tiefer Kehlenstimme). Friher, der Giagl hat für sich immer behauptet, er is der Tourmanager vom Razinger Joe in Rom. (plötzlich in tuntigem Singsang) De Schrotty is mit dabei. De Schrotty hat au ein bissl was zu erzählen er war mit auf dem Traumschiff. Dann wer is noch? Ah, de Jens!
(sächselt), de war ja auch im Traumschiff mit dabei, diesmal allerdings begleitet der
Jens die Cameldame Conny aufm Flug. Ich mach mal ne kurze Pause. Nicht dass
die Leute denken (schweizert extra langsam) Ich hab den falschen Sender erwischt.

Du bist nicht nur Komiker, sondern vor allem Schauspieler. Hilft dir das auf der
Bühne?

Rick: Ich glaube schon. Gerade in der Bully-Parade am TV war ja immer sehr viel
Kostüme, Maske, und natürlich Teamarbeit. Auf der Bühne steht halt nur Rick, im
Polohemd, Jeans und Turnschuhen. Keine Kostüme, keine Requisiten, keine
Masken. Und da steht man dann doch plötzlich sehr nackt da. Gut, in den Rollen ist
schon Schauspiel drin. Mittlerweile spreche ich auch mal ganz normal. Der Rick
selbst hat auf der Bühne mehr zu sagen als früher.

Verschiedene Figuren bleiben dir im neuen Programm treu. Was erleben sie?

Rick: Die Mutter vom Griechen, also vom Dimitri, die cheiratet am Strand von
Ipanema, zum siebte mal. De Dimitri ist Trauzeuge. Und de Dimitri hat auch Tickets
besorgt für seine besten Kumpel, also für den Rick, und für Giagl. Und ehm, der
Grieche war ein bisschen gutgläubig. Am Flughafen stellt sich heraus, dass das
Flugzeug einen Steinschlag in der Windschutzscheibe hat. Deshalb zieht sich der
Abflug eine Weile hin und der Grieche kommt ins Schwitzen. Weil wenn i nicht
rechtzeitig auf der Hochzeit von meiner Mutter erschein, meine Mutter köpft mich,
schmeisst mein Kopf ins eigene Gesicht, das will kein Mensch erleben. Und am
Flughafen kommt dann mal ein chinesischer Schönheitschirurg vorbei, der ihnen
Botox verkaufen möchte. Oder die Klitschko-Brüder.

Wieviel Zeit gibts du dir im Stück, um zu improvisieren?

Rick: Ipanema ist schon ein Stück. Aber je mehr der Rick durchkommt, desto mehr
erlaube ich mir, mit dem Publikum in Interaktion zu treten. Wenn irgendwer
irgendwas rein ruft, dann rufe ich zurück. Gerade wenn es um lokale Dinge geht. Die
Schweiz ist ja Neuland für mich und ich freue mich über alles, was ich hier lernen
kann.

Hat es mit deinem Werdegang als Schauspieler und Sprecher zu tun, dass du
auch auf der Bühne Erfolg hast?

Rick: Das kann sein. Ich hab erst im Schauspiel der Sprache und der Stimme
vertraut. Das ist vielleicht der Rick-Approach. Bei mir funktioniert sehr viel über
Sprache, über Herkunft, über Dialekt, über Mundart, über Migration auch, das ebnet
mir meinen eigenen Zugang zum Humor.

Was ist spannender für dich, TV-Sketche oder Bühnenshows?

Rick: Ehrlich gesagt ist es der Mix. Ich bin wahnsinnig gern solo auf Tour. Ich freu
mich allerdings auch, wenn ich mal einen Kinofilm machen oder etwas
synchronisieren darf. Für mich ist es der Wechsel zwischen den Welten.

Wie wurdest du eigentlich zum Meister der Dialekte?

Rick: Das ist familiär bedingt. Meine Vorfahren sind ja Armenier. So bin ich zuhause
mehrsprachig gross geworden. Bei uns zuhause war Sprache so: Man fängt den
Satz in armenisch an, dann spricht man deutsch, bayrisch, englisch, dann ruft der
französische Cousin aus Paris an. Es ist immer so ein Kudelmudel. Und ich lieb das,
ich hörs gerne. Sprache ist ein schöner Zugang zum Menschen und zur Kultur.

Der Grieche hat den gleichen Hintergrund wie du?

Rick: Der Grieche ist ein real existierender Freund von mir, der auch Dimitri hiess.
Mit dem habe ich damals Basketball gespielt. Das Lustige bei dem Original-Dimitri
war: Der hat sich immer über Schiedsrichter-Entscheidungen aufgeregt. Immer wenn
er Foul gepfiffen bekommen hat, hat er gesagt: Was soll das Freunde, was ist hier
Foul, pfeifst du Foul weil ich Grieche bin?! Der echte Dimitri war aber auch ein sehr
grosser Optimist, deswegen spiele ich den auch so gern. Der Grieche ist immer gute
Laune, egal was passiert. Ein bisschen Uso-Schorle, und dann passt das.

Den Griechen lebst du nun schon seit Jahren. Fühlst du dich schon wie ein
Grieche, wenn du in die Figur schlüpfst?

Rick: Der Grieche ist wirklich mein Alter Ego. Also ich kennte jetz mit dir das
Interview genau so führen, auf griechisch sozusagen. Irgendwann hat mans drauf
und das ist dann normal. Wenn du mich in der Nacht anrufst und fragst: Dimitri, was
ist los, soll ich zum Radio kommen? Kein Problem. Das geht in Fleisch und Blut über,
manche Figuren sind wirklich, ja die sind einfach in einem drin. Andere Sachen,
wenn ich die länger nicht mach, muss ich mich so ein bissrl einsprechen.

Welcher Dialekt ist denn für den Meister des Dialekts der Schwerste?

Rick: Kölsch liegt mir nicht. Oder Ruhrpot - schwierig. Bayrisch ist einfach, da bini ja
gross gworden. In München is ja normal, das me so redet. Irgendwann sprechen die
Leute rund herum so und da spricht man halt selber äh eso. Hamburg dagegen, des
ist denn au so ne Sache, dann fällt man auch mal raus. Wenn ich das lange nicht
mehr gemacht habe, merkt man das so an der Zunge.

Und wie geht’s mit Schweizerdeutsch?

Rick: (schweizert langsam aber nicht untreffend) Es ist schwierig aber ich bemühe
mich. Wenn ich Schweizerdeutsch spreche habe ich das Gefühl ist es immer so wie
bei einem Schweizer, der versucht Hochdeutsch zu reden. Das ist meine Ausrede.
Vielleicht tolerieren sies. Aber ich bin noch Azubi, also in der Lehre.

Rick Kavanian (40) ist in München aufgewachsen. Als Schauspieler und Komiker wurde er
über die Bullyparade am TV und Filme wie Der Schuh des Manitu (2001), (T)Raumschiff
Surprise (2004) oder Otto’s Eleven (2010) bekannt. Er spielt sein neues Solo-
Bühnenprogramm Ipanema am Freitag, 21. Oktober 2011 im Rahmen der Soorser Comedy
Täg im Stadttheater Sursee. Infos und Tickets: www.comedysursee.ch

18. Juli 2011

Timeout

"Wer ständig glücklich sein möchte, muß sich oft verändern."

Konfuzius


Wer das Stichwort Veränderung googelt, finde unzählige schlaue Sprüche von weisen Menschen zu diesem Thema. Kein Wunder! Ab Mitte/Ende Woche gibts hier auch wieder mehr Inhalte. Aber derzeit liegts zeitlich einfach nicht drin, den Blog mit Leben zu füllen. Es tun sich gerade ein paar Sachen, die zum Teil sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Mehr dazu, später hier.

"Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel."

Charles Darwin






15. Juli 2011

Facebook-Chat du nervst!

Seit einigen Tagen beobachte ich, wie sich der Facebook-Chat verändert. Und nicht in etwa eine gute Richtung, wie ich finde. Aber okay, das liegt wohl an der Konkurrenz aus dem Hause Google. Denn Facebook musste nach den positiven Reaktionen der User auf Google+ ganz einfach nachziehen. Und das ging in meinen Augen ziemlich in die Hosen. Facebook hat diesem Chat nämlich in einer überstürzten und vorallem halbherzigen Nacht-und-Nebel-Aktion ein neues Design verpasst und Funktionen gestrichen. Am schlimmsten ist aber die Neuerung: "See The Friends You Message The Most." Diese Funktion ist schlicht Müll. Denn zum einen zeigt die Chat-Sidebar definitv nicht die Freunde an, mit denen man am häufigsten interagiert, sondern eher eine zufällig zusammengewürfelte Truppe. Fast noch viel schlimmer, alle anderen Freunde, die ausserdem ebenfalls gerade online sind, werden nicht mehr angezeigt. Es zeigt einem zwar an, dass zB 36 Freunde online sind, aber mit denen chatten kann man nicht mehr. Man kann die Chatliste auch nicht mehr hoch- und runterscrollen. Kurz, man kann nur noch mit dem Menschen chatten, die einem Facebook vorschlägt. Ein Witz!


Kurz, der neue Chat ist jetzt kein Chat mehr im eigentlichen Sinne. Dadurch, dass man nicht mehr sehen kann, wer alles online ist, ist es nur noch eine wahllose Auswahl an Leuten, mit denen man sich Nachrichten schreiben könnte. Dieses Problem tritt anscheinend sowohl in Firefox, als auch bei Chrome, Safari und dem Internet Explorer 9 auf. Im Internet Explorer 8 wiederum, wird der "alte" Chat angezeigt. Aber wer bitte benutzt schon IE? Also. 

Aber, es gibt - wie fast immer in solchen Fällen - einen kleinen, feinen Trick, wie man Facebook austricksen kann. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass Herr Zuckerberg und sein Team in den nächsten Tagen eine verbesserte Version anbieten werden, zu sehr ist man auf den Gruppenchat und den Video-Talk konzentriert. Also, es ist eigentlich ganz einfach: über den Link https://www.facebook.com/presence/popout.php könnt ihr ganz einfach auf den alten Chat zugreifen.

Fazit: Ein Grund mehr für die Netzgemeinde zu Google+ zu wechseln! 

14. Juli 2011

Schwarzer oder weisser Schwan?

Wow! Es war ja gestern Abend nicht wirklich das ideale Wetter um dem Openair Kino einen Besuch abzustatten. Aber manchmal müssen Dinge einfach sein und das Wetter passt dann auch wie die Faust aufs Auge zum Film. Gestern so passiert: "Black Swan", begleitet von Blitzen, Wind und Regen. Kurz, der perfektionierte Wahnsinn.

Aber diese Aussage trifft nicht nur auf das Ambiente und den Inhalt des Films zu, nein, so könnte man auch den Regiestil von Darren Aronofsky beschreiben. Ich fand es interessant wie sehr Black Swan mich als Zuschauer an die Hauptfigur Nina bindet. Die Frau ist während 108 Minuten immer präsent und es gibt keine einzige Szene, in der der Fokus auf andere Personen rückt. So spürt man auf einmal selber den Druck, den Ehrgeiz, die Verzweiflung und vorallem ihre Paranoia. Kurz, der Film hat mich total begeistert und ich bin froh, hab ich ihn erst gestern Abend zum ersten Mal ganz und richtig geschaut, denn auf dem iPad befindet er sich schon lange - aber auf grosser Leinwand und mit toller Musikanlage ist die Story rund um die Ballettaufführung von Schwanensee ein einzigartiges Erlebnis.


Der Regisseur schafft es ab der ersten Sekunde den Zuschauer mit furchterregendem Sounddesign und der knallharten Kameraführung den Zuschauer körperlich in die Qualen der Tänzerinnen zu involvieren. Bei jedem Knirschen der Gelenke zuckt man unbewusst zusammen oder chnappt nach Luft, wenn sich die immer nervöser werdende Nina die Fingernägel bis aufs Blut herunterschneidet oder ihren blutig getanzten Zeh betastet. Wenn man sich darauf einlässt - und eben das Ambiente stimmt - dann ist das Kino der psychischen Beklemmung und der körperlichen Grenzerfahrung. Immer wieder hab ich andere Zuschauer beobachtet, die angeekelt den Kopf abgewendet haben...

Zur Handlung. Nina, gespielt von der genialen Natalie Portman ("Leon"), ist eine der Tänzerinnen am Lincoln Center in New York City. Doch sie wird schnell älter, und der Druck, endlich eine, die grosse Rolle zu landen, wächst ins Unermessliche. Als der französische Ballettmeister Thomas (diabolisch Vincent Cassel aus "La Haine") eine Version des Tschaikowsky-Klassikers "Schwanensee" ankündigt, ist es so weit: Nina soll beide Hauptrollen tanzen! Doch es gibt interne Konkurrenz, Lily ist das krasse Gegenteil der zarten und verstörten Nina, eine extrovertierte Tänzerin mit lockeren Umgangsformen und verführerischem Charme. Kommt dazu, dass Nina zu Hause mit ihrer Mutter eine Art Eislaufmama hat, die ihre Tochter an ihre psychischen Grenzen treibt, nur weil sie selber ihre Karriere vergeigt hat. Dass die ganze Wohnung mit Schwänen und anderem Ballettkrempel dekoriert ist, überrascht da dann schon fast nicht mehr. Erinnerungen an den Klassiker "Psycho" wurden bei mir wach. Nina zeigt dem Zuschauer ein fast perfektes Psychogramm einer komplett schizophrenen, jungen Frau - getrieben von schier unmenschlichem Erfolgsdruck auf Egoismus getrimmt. Wie, solche Frauen gibts auch im wahren Leben? Echt, ich kenne keine ;-)

Egal, ab einem gewissen Punkt stellt man sich als Zuschauer nur noch die folgenden Fragen: Was ist noch real, was existiert nur in Ninas Phantasie? Gibt es die konkurrierende Lily wirklich, lässt sich Nina tatsächlich von ihr zu einem feuchtfröhlichen Club-Abend überreden, an dessen Ende die beiden Frauen Sex in Ninas rosa Kinderzimmer haben? Oder ist alles nur Halluzination eines bis zum äussersten gereizten, überforderten Geistes? Das totale Method Acting? Kein Sex, keine Kunst?

 "Black Swan" zeigt diePerfektionsmühle der perfekten Primaballerina als Höllenmaschine, in der junge Frauen, an ihrem Ehrgeiz, ihren ureigenen Komplexen um Körperlichkeit und Sexualität gepackt und um den Verstand gebracht werden, wenn sie nicht stark genug sind. Und seien wir ehrlich, möchte nicht jedes kleine Mädchen einmal entweder Prinzessin oder Ballettänzerin werden? Und wie gross ist der Unterschied zu Castingshows wie DSDS oder GNTM? In meinen Augen minim. Die Kandidatinnen werden so lange herausgefordert, bis sie entweder Höchstleistungen erbringen oder am Druck zerbrechen. Man kann dieses Bild herunterbrechen auf viele andere Bereiche des täglichen Arbeit. Funktioniere, spiele mit oder verpiss dich!

Noch ein Wort zu den DarstellerInnen: Natalie Portman, selbst Balletttänzerin seit Jugendjahren, trainierte monatelang, um die Tanzszenen selbst absolvieren zu können. Auch wenn teilweise auch ein Double im Einsatz war, ist die Leistung von Portman schlicht genial, versprüht subtile Erotik genau so, wie absoluten Wahnsinn und hat darum den Oscar verdient. Vorallem im letzten Drittel lässt man sich total auf Nina ein und wartet gebannt auf die Lösung der zahlreichen Rätsel. Ebenso toll sind die Nebenrollen besetzt, mit Vincent Cassel und der wunderhübschen Mina Kunis. Erst im Abspann hab ich dann übrigens entdeckt, dass bei "Black Swan" auch endlich Winona Ryder mit dabei war. Schon lange nichts mehr gehört von dieser tollen Frau. Okay, ihre Rolle ist nicht riesig, aber prägend - bezeichnenderweise spielt sie eine Ballerina, deren grosse Zeiten passé sind. Fazit: der Film schafft es locker in meine persönliche Top Ten-Liste. Wer ihn noch nicht gesehen hat, sollte ihn sich unbedingt anschauen. Am besten mit einer grossen Leinwand und einer tollen Musikanlage - braucht zwar ein paar Nerven, aber mal ehrlich: Schon allein die Musik zu Schwanensee ist eine der schönsten Melodien die je geschrieben wurde.