9. Februar 2011

Schwulenhasser im Stade Vélodrôme?

Und da ist er schon, der nächste Skandal aus Marseille! Morgen Donnerstag müssen sich die Verantwortlichen von Olympique de Marseille vor dem Liga-Ausschuss verantworten: es droht eine drastische Strafe! Der Vorwurf, Marseille-Fans sollen wiederholt Homosexuelle diskriminiert haben. Zum letzten Mal am vergangenen Wochenende im Heimspiel gegen den Tabellenletzten Arles-Avignon. 

Was war passiert? Nun, sagen wir mal so. Marseille hat in letzter Zeit nicht so wirklich toll gespielt. In der Tabelle ist der Titelverteidiger derzeit "nur" auf Platz vier, mit 6 Punkten Rückstand auf den erstplatzierten LOSC. Noch viel schlimmer, Paris Saint Germain ist einen Punkt vor OM. Dann das Aus im Cup gegen Evian und überhaupt, schlechte Stimmung auf und neben dem Platz. Zu viel für die Fans! Mit ziemlich eindeutigen Plakaten wollten die Ultras, Winners und Co. ihren Spielern Feuer unter dem Arsch machen. Sprüche wie "Bougez vos culs!" oder "Bandes de Tafioles, soyez des hommes!" waren zu lesen. Auch bei anderen Spielen gibts immer mal wieder Gesänge wie "Sarkozy, c'est un PD, les Stéphanois c'est des PD...!" Und wenn man weiss, dass für die Marseillais PSG eigentlich nur PDSG heisst - ebenfalls eine Anspielung auf Schwule - dann lässt sich erahnen, dass es vermutlich nicht dass erste Mal gewesen sein dürfte, dass man in diesem Stadion faule Sprüche auf Kosten von Homosexuellen gemacht hat. 


Ein Zustand der verwundert. Gelten die Fans von Olympique de Marseille doch eigentlich eher als links und sympathisieren mit europäischen Vereinen wie St. Pauli oder Celtic Glasgow. Rassismus ist verpönt im Stade Vél, Homophobie wird scheinbar geduldet. Nun muss sich der Verein also vor der Liga verantworten, noch ist unklar welche Sanktionen in Frage kommen. Präsident Dassier hat sich inzwischen an die Fanclub-Präsidenten gewandt und die Aktionen vom Weekend scharf verurteilt. Ebenso hat er die Verwantwortlichen aufgefordert, selbstständig zu handeln und diskriminierende Aktionen im Keim zu ersticken. Obs was bringt?

Bemerkenswert an der Geschichte ist, dass der Fall von Paris Foot Gay aufgedeckt wurde. Ja, so etwas gibts in Frankreich, eine Vereinigung, welche sich um die Rechte und Anliegen von homosexuellen Fussballern kümmert. Mit direktem Link zum Fussballverband. Seit einigen Jahren habe man die Zustände in Marseille beobachtet, die Banderole vom letzten Samstag habe nun das Fass zum überlaufen gebracht, schreibt PFG in einer Medienmitteilung. Vorallem darum, weil in der Mittelmeer-Metropole nicht nur die Fans immer wieder mit negativen Äusserungen auffielen, sondern auch der Betreuerstab. In regelmässigen Abständen würden Schieds- und Linienrichter in ihren Protokollen festhalten, dass sie von der OM-Bank aus als Schwule beschimpft würden. Gastfreundschaft sieht anders aus. 

Und nun? OM hat seinen nächsten Skandal, die Vorbereitung auf das wichtige Spiel gegen Manchester United ist gestört und aufgrund von Verletzungen fehlen ein paar Teamstützen - vorallem Mathieu Valbuena! Die Fans haben ihren Ruf als die härtesten und gemeinsten (aber gleichzeitig auch kreativsten und treusten) des Landes wieder einmal zementiert, wenige Monate nachdem einer ihrer Anführer in Spanien zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, weil er sich in einem Fussballstadion lautstark gegen Faschismus in Reihen der Ordner geäussert hat... Widerspruch komm hervor, du bist umzingelt. Aber das ist Marseille, genau das ist Marseille... Und dafür liebe ich diese Stadt und ihren Verein - okay, natürlich nicht für die diskriminierenden Sprüche! Nein, ganz bestimmt nicht. Aber dafür, dass alles immer so schön chaotisch ist und zwar genau dann wenn man denkt, jetzt sei doch eigentlich alles in Ordnung. Immerhin ist man Meister, aktuell in der Tabelle Vierter und in der Champions League noch dabei. Und das nach x Jahren der Trostlosigkeit ohne Titel. Aber eben, hat man keine Probleme, dann schafft man sich eben selber. 

Die wenigen Idioten, welche nun mit ihren Spruchbändern für eine Anklage gesorgt haben gehören aus dem Verkehr gezogen. Der Ruf Marseilles als grosser Suppentopf mit vielen scharfen Zutaten, der immer am köcheln ist, aber nie überkocht, darf durch solche Aktionen nicht zerstört werden.

8. Februar 2011

Happy Birthday James Dean!

Ich hatte in meinem Leben bislang so gut wie keine Vorbilder oder Idole. Höchstens meine Eltern, ihre Leben find ich durchaus erstrebenswert. Okay, ich fand und finde ich immer mal wieder Künstler toll, aber das wars dann auch schon. Diese Menschen als Vorbilder zu bezeichnen wäre  aber masslos übertrieben. Allerdings gibts mit James Byron Dean einen Mann, der mich - neben Rio Reiser - durch mein ganzes bisheriges Leben begleitet hat.  In seinen drei grossen Filmen hat er das verköpert, was ich in meiner Jugend gefühlt habe und sein wollte:  ein sanfter Rebell!  Zudem sah er immer so verdammt gut aus, dass es Zeiten gab, in denen ich mich in Sachen Frisur (ja damals hatte ich noch Haare) und Klamotten an ihm orientiert habe. Aber eben, Tempi passati. Heute würde Jimmy 80 Jahre alt, also nur wenig jünger als mein Opa ist. Im Gegensatz zu meinem Opi ist James Dean allerdings schon 1955 von uns gegangen... Die Legende lebt aber weiter: Happy Birthday Jimmy! 

Alles fahrt Ski, alles fahrt Ski...

Pirmin Zurbriggen, Peter Müller, Erika Hess, Doris De Agostini, Heini Hemmi, Bernhard Russi, Michela Figini, Vreni Schneider, Mike Von Grünigen... und so weiter! Ja, die Schweiz hat viele Ski-Stars - schliesslich sind wir eine Skination. Und im Gegensatz zum Segeln sind wir das schon lange und bleiben das auch in Zukunft. Einzig die Österreicher können mit uns mithalten, die restlichen Nationen haben über all die Jahre hinweg das Nachsehen. Tja und ab heute heisst es darum wieder: Daumen drücken für unsere Ski-Cracks!


Gestern wurde in Garmisch-Partenkirchen nämlich die Ski-WM eröffnet. Tag für Tag kämpfen unsere SportlerInnen im tiefsten Bayern wieder um Medaillen. Da zählt der Ruhm aus früheren Tagen natürlich rein gar nichts mehr. Es gilt die Ösis auf Distanz zu halten. Wir wollen sie jubeln sehen, unsere Didier Cuches, Lara Guts, Carlo Jankas oder Dominique Gisins. Am besten ganz oben auf dem Treppchen, mit einer goldenen Medaille um den Hals. Aber eben, die Konkurrenz ist gross. Gerade bei den Frauen führt der Weg - neben den Österreichern - über Lindsay Vonn oder Maria Riesch. Bei den Männern gilt es - auch neben den Ösis - auf Typen wie Bode Miller, Akls Lund Svindal oder, vorallem beim Slalom, auf die Franzosen zu achten. Umso schöner wäre es darum, wenn wir in 2 Wochen von den goldenen Schweizer Tagen reden könnten. 

Aber eben, so spontan kommen mir die Olympischen Spiele von Vancouver in den Sinn. Da galt unser Ovo-Mann Cuche auch als grosser Favorit und am Schluss reiste der Neuenburger enttäuscht aus Kanada ab. In der Abfahrt war er bislang überragend und entsprechend haben ihm Russi und Hüppi bereits wieder den Favoriten-Stempel aufgedrückt. Ob er damit umgehen kann werden wir sehen. Ich persönlich habe Lara Gut auf der Rechnung, die junge Tessinerin überrascht immer wieder mit einem Exploit, warum also auch nicht an der WM? Ohne dass ich das genaue Programm der Weltmeisterschaften studiert hätte hoffe ich, dass die Rennen jeweils um die Mittagszeit sind. Vorallem die Abfahrten! Denn nur zu gerne erinnere ich mich an meine Kindheit, als wir während wichtigen Rennen das Zmittag jeweils vor dem Fernseher eingenommen haben und wenn ein Schweizer gewonnen hat, brach im ganzen Wohnblock Jubel aus. Man wusste, die Nation sitzt vor der Flimmerkiste und fiebert mit den Helden auf zwei Latten. 


In diesem Sinne, ein kräftiges "Hopp Schwiiz" an unser Team in Garmisch-Partenkirchen, auf dass es ein paar Medaillen gibt. Und falls es schief gehen sollte, halb so schlimm. Die aktuelle Generation der Skirennfahrer ist so sympathisch, als dass wir ihnen auch das verzeihen und sie in der Heimat wieder willkommen heissen werden. Hmmm, ausser vielleicht die Österreicher räumen auf ganzer Strecke ab und lassen uns an ihrer Schadenfreude teilhaben, dann müsste man natürlich eine Zwangsausbürgerung (Luxemburg? Malta? Zypern? Andorra?) ernsthaft in Betracht ziehen...

Zum Abschluss, so quasi als Service Public, hier noch die Übersicht über das Programm bei der Ski WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen - sofern das Wetter mitspielt:

Heute
11:00 Super G Damen

Mittwoch, 9. Februar
11:00 Super G Herren

Freitag, 11. Februar
10:00/14:00 Super-Kombi Damen

Samstag, 12. Februar
11:00 Abfahrt Herren

Sonntag, 13. Februar
11:00 Abfahrt Damen

Montag, 14. Februar
10:00/14:00 Super-Kombi Herren

Mittwoch, 16. Februar
11:00 Nations Team Event

Donnerstag, 17. Februar
10:00/13:30 Riesenslalom Damen

Freitag, 18. Februar
10:00/13:30 Riesenslalom Herren

Samstag, 19. Februar
10:00/13:30 Slalom Damen

Sonntag, 20. Februar
10:00/13:30 Slalom Herren

7. Februar 2011

Super Bowl XLV: die nackten Fakten!

- Ich gönne den Sieg so manchem Team, aber nicht den Green Bay Packers. Das geht einfach nicht als Chicago Bears Fan. Alles Käse!

- Christina Aguilera tat es Sarah Connor gleich und versemmelte die Nationalhymne. Vor 100 Millionen TV-Zuschauer vergass sie den Text und sang zweimal die gleiche Passage.

- Ben Roethlisberger hatte schon bessere Tage/Spiele. Vielleicht lags am Bart?

- Auch die Amis kennen DJ Ötzi. Als "Hey Baby" lief, gröhlte das ganze Stadion mit. Nach Hitler und Schwarzenegger ist Gerry Friedle also der dritte bekannte Ösi in den USA.

- Bei Twitter gaben die Werbeunterbrechungen mehr Gesprächsstoff her als das Spiel. Besonders beliebt in diesem Jahr der Pepsi Max Spot ("I wanna sleep with her!").

- Die ARD zeigt lieber die schönsten Bahnstrecken der Welt als die Siegerehrung. Trotz 11 Minuten Restsendezeit entschied man sich für Scuol - Tarasp und gegen die Übergabe des Lombardi Potts an die Sieger.

- Ach ja, ihr ARD-Kommentatoren. Der Spieler mit der Nummer 85 der Packers heisst übrigens Greg Jennings. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn ihr ihn 5 Stunden lang in Keith Jennings umgetauft habt.

- Aaron Rodgers ist der MVP der Super Bowl XLV!

- Die Half Time Show von den Black Eyed Peas war so naja. Aber Gary Moore war leider zu dem Zeitpunkt nicht mehr abkömmlich. RIP!

- In den USA gibts doch tatsächlich eine Lake Zurich High School, mit einer erfolgreichen Cheerleader-Truppe.

- Promis vor Ort: Hugh Jackman, John Travolta, Adam Sandler, Owen Wilson, Georg W. Bush, Jennifer Aniston, Catherine Zeta-Jones, Michael Douglas, Ashton Kutcher, Cameron Diaz und A-Rod.

- Die zwei Statements der Nacht: "When are they going to show us this superb owl that everyone's talking about?", ein herrliches Wortspiel und die brutale, nackte Wahrheit "Congratulations Packers, you did it. Now the bad news, you still live in Green Bay."

- A propos Kutcher und Bush. Irgendwie wirkten sie gelangweilt. Vielleicht lags ja an den Bahnstrecken. Oder doch am Geruch des Käsejungen?

6. Februar 2011

Super Bowl XLV: Danke, ARD & Teleclub

So, das Warten hat heute Nacht endlich ein Ende und es ist wieder Super Bowl-Zeit! Leider hat sich der ORF nach vielen Jahren 2011 von der Übertragung verabschiedet, dafür springt wiederum die ARD in die Bresche und auch Teleclub und SSF übertragen live. In unserer Gegend muss man das grosse Finale leider weiterhin im sehr kleinen Kreis (meist alleine) mitverfolgen. Football-Fans gibts eh nicht so viele und die Aarauer Kneipenlandschat hat keine Lust für diese paar Nasen die Sperrstunde aufzuheben - man müsste ja arbeiten. Anders in Lenzburg oder Luzern, da gibts in den Pubs ein Public Viewing. Aber so wie es derzeit ausschaut werde ich mir das Game bei Dr. Pepper, Nachos und Guacamole gemütlich vom Sofa aus anschauen, per Twitter verbunden mit  Fans aus aller Welt. Und das tu ich mit grosser Freude, auch wenn "meine" Chicago Bears den Finaleinzug mal wieder versemmelt haben...


Zum Event. Wenn sich heute Nacht die Pittsburgh Steelers und Green Bay Packers in der Super Bowl XLV gegenüberstehen, dann findet in Arlington, Texas das grösste Einzelsportevent der USA statt. Zahlen wie 100.000 Fans im Stadion, über 100 Millionen US-Bürger vor dem Fernseher und TV-Konsumenten in fast 200 Ländern und 33 Sprachen stehen für die Extravaganz dieses NFL-Finals. Früher war das noch ein bisschen anders, vor 44 Jahren blieben gleich 30.000 der knapp 90.000 Plätze im Stadion frei. Heute ein Ding der Unmöglichkeit. Public-Viewing-Karten vor dem Stadion kosten 200 Dollar und die besten Sitzplätze innerhalb des Stadions bis zu 1.200 Dollar. Schwarzmarktpreise für ein Ticket liegen jenseits der 4.300-Dollar-Marke. Kurz, alles ist ausverkauft und wer eine Karte hat, der ist ein Held.

Wenn wir schon bei Zahlen sind, hier noch ein paar Fakten zum Super Bowl XLV. Alleine in den USA werden in diesem Jahr mit Fanartikeln, Fanbekleidung und Lebensmitteln laut einer Studie im Umfeld des Events 10,1 Milliarden Dollar umgesetzt. Favoriten auf der Speisekarte sind dabei Dips und Aufstriche, gefolgt von Chicken Wings, Pizza, Chips und Burgers. Auch die Preise für Werbespots entwickelten sich gewaltig. Im Jahr 1967 kostete eine Einschaltung noch 40.000 Dollar, 2011 müssen Unternehmen bereits zwischen rund 3 Millionen Dollar für einen 30 Sekunden Spot hinlegen. Ein Preis, der sich allerdings lohnt, denn laut einer Nielsen-Studie gaben 51 Prozent der Befragten an, sich die Super Bowl hauptsächlich wegen der Werbung anzusehen... Amis halt.

Und da wäre dann noch die berühmte Halbzeit-Show: Während 1967 noch ein Trompeter mit Namen Al Hirt, eine University Marching Band und das Anaheim High School Drill Team die Arena in der Pause das Publikum langweilten, waren danach Musikgrössen wie Michael Jackson, die Rolling Stones, The Who, U2 und Bruce Springsteen mit von der Partie. In diesem Jahr haben übrigens die Black Eyed Peas die Ehre, die Fans zu unterhalten.


Ach ja, Sport gibts ja auch noch! Mit den Green Bay Packers und den Pittsburgh Steelers stehen einander nicht nur zwei der ältesten Teams gegenüber, sondern auch die beiden erfolgreichsten Mannschaften. Zwölfmal gewannen die Packers, die seit 1921 Football spielen, die Meisterschaft. Seit dem Start der Super-Bowl-Ära 1967 konnte sich das Team aus Wisconsin dreimal die Lombardi-Trophy sichern. Ein Kunststück, das den Steelers, die 1933 gegründet wurden, sechsmal gelang – Rekord. Meine Sympathien dürften heute Nacht denn auch bei zweitgenannten Team liegen. Erstens gibts (gabs?) im Aargau ein American Football Team mit dem gleichen Namen, wo ich vor gefühlten 134 Jahren mal ein Probetraining absolviert habe und zweitens steht mit dem QB Ben Röthlisberger ein halber Schweizer in den Reihen der Steelers.