14. Mai 2010

Ich, der gewalttätige Brutaloschläger ;-)

Fakt 1, der FC Aarau ist gestern Abend nach fast 30 Jahren in der Nationalliga A abgestiegen. Fakt 2, ich "verdanke" diesem gestrigen Abend einen wohl einzigartigen Platz in der Aargauer Zeitung. Nun, wir wären bei Faktum 3: bis auf die Bildlegende und einen Satz im Text kann ich eigentlich mit diesem unrühmlichen Auftritt in der Zeitung leben, muss ich ja. Hab ihn ja auch selber zu verantworten. Ja, ich war auf dem Platz und ja ich habe Rapisarda angerempelt. Nur, das Foto ist eine Momentaufnahme welche sowohl das was davor und als auch das, was danach passiert ist nicht wiederspiegelt. Die Macht der Bilder, die Macht der Medien halt. Entsprechend werd ich nun wohl für die nächsten Tage in unserem Städtchen der Buhmann sein, Fakt ist aber ebenso, dass ich auch heute Freitagmorgen in den Spiegel schauen kann und weiss, ich habe nichts Unrechtes getan. Auch wenn das die AZ mit ihrem Bericht suggerieren möchte, allen voran Felix Bingesser welcher für Text und Bildlegende verantwortlich ist. Aber hey, ich arbeite lange genug selber in der Branche um zu wissen wie der Karren läuft - nur lieber Felix, man sollte bei der Wahrheit bleiben und keine Geschichten erfinden, nur um damit mehr Zeitungen zu verkaufen! 

Was ist passiert, am gestrigen schwarzen Abend im Stadion Brügglifeld? Der FC Aarau hat eine traurige Partie abgeliefert, Bellinzona hat in St. Gallen gewonnen. Entsprechend sass der Frust tief, aber eben der Frust keineswegs die Wut. Nach Abschluss der 90 Minuten habe ich spontan beschlossen mich bei Ivan Benito zu bedanken und zu verabschieden. In meinen Augen der einzige Aarauer auf dem Platz, der diese Bezeichnung auch verdient hat. Gesagt getan, nachdem das Schiedsrichter-Trio den Platz verlassen hatte, bin ich also seelenruhig in Richtung Ivan spaziert. Wir haben ein paar Worte gewechselt, getrauert... als ich aus dem Augenwinkel sah, dass es ein Handgemenge zwischen einem Aarau-Fan und Aarau-Spielern gab. Ich rannte also rüber und fragte einen Spieler was dann denn soll... Als Antwort gabs nen dummen Spruch, als Replik meinerseits einen Rempler. Es kam ein weiterer Spieler dazu, alle beteiligten Alpha-Tierchen wollten kurzerhand ihr Revier markieren und das wars auch schon. Ja genau, das war alles. Nur Sekunden später gab es zwischen allen Beteiligten ein Shakehand, sogar Trainer Ranko und GC-Spieler Cabanas gesellten sich hinzu. Man tauschte sich aus, wie tief der Frust und die Trauer sitzt und Ende. 

Dass dann die AZ von unbelehrbaren Chaoten und Angriffen auf die Spieler schreibt ist schlicht eine Lüge. Nicht einmal das Sicherheitspersonal - und es waren beim besten Willen unzählige Uniformierte vor Ort - befand es für nötig einzugreifen. Es gerieten erwachsene Männer aneinander, deren Liebe dem FC Aarau gilt. Nach fast 30 Jahren ist "ihr" FC Aarau gestern Abend abgestiegen und da die AZ auf der Suche nach DEM Bild war und es sonst im Stadion extrem ruhig war, nimmt man halt eine Momentaufnahme. Ohne aber die Beteiligten zu befragen, was denn da in der Situation genau passiert sei. Man stellt jemanden an den Pranger, richtet ihn öffentlich hin und wirft in der eh schon frustrieren Meute zum Frass vor. Dumm nur, Felix Bingesser, dass gestern Abend im Stadion noch knapp 8000 andere Menschen vor Ort waren, welche die Situation ebenfalls beobachtet haben und viele von ihnen bezeugen zB über Facebook dass der eigentliche "Angriff" von den Spielern X und Y ausgegangen sei. Nach dem Spiel kamen dann fast nur Sprüche in Richtung "Wären wir in Bochum oder Berlin gewesen, hätte es eins aufs Maul gegeben" oder "Wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, dann hätte ich dem aber die Meinung gegeigt", "Wenigstens hat jemand Courage gezeigt" und so weiter. Bloss, darum ging es ja gar nicht. Respekt stand auch in der bitteren Stunde des Abstiegs in Aarau im Vordergrund und hätte unser guter AZ-Schreiberling nur ein bisschen studiert, dann hätte er das auch selber gemerkt. Denn ohne gegenseitigen Respekt wäre die Situation wohl eskaliert und vielleicht wirklich die Fäuste geflogen... 

Aber eben, nach dem Spiel gabs laut der Polizei in der Stadt eine wilde Katz- und Mausjagd, zwischen Zürchern, Polizei und Aarauern. In der Pause der Partie haben GC-Fans im Restaurant Sportplatz eine Scheibe und Gläser demoliert... Solche Typen sollte man vielleicht mal so gross in der Zeitung abbilden, aber eben, das sind die richtigen Gewalttäter, an die getraut man sich dann vermutlich nicht heran. Da schnappt man sich doch lieber den Monsieur Fischer, der nach fast 30 Jahren als anständiger Fan idealerweise eine schöne Szene für die Kamera liefert. Oder wie mir ein FCA-Spieler nach dem Match per SMS geschrieben hat:

"Das isch nur well alli frustriert sind und irgendöpis sueche wo sie no chöne mitrede und eine wo si chöne druf zeige!! Ich hoff gisch dem ned zu grossi Beachtig!!"

So gesehen, in einer Woche hat man ein nächstes Kalb gefunden welches man dem Metzger zum Schlachten präsentiert: Swisscoy-Soldaten, Burka-Trägerinnen, verschuldete Griechen, Hirschmann und Co. lassen grüssen. Britney Spears muss ihr Höschen ausziehen um es in die Zeitung zu schaffen und dann reichts nicht mal auf die Frontseite. Ich selber weiss, was ich getan und nicht getan habe. Ich kann mir, wie gesagt, auch heute noch im Spiegel in Augen schauen und weiss dabei, dass ich kein Gewalttäter oder Hooligan bin. Und das Wichtigste, nach dem Radschlagen der Pfauen hat man sich die Hände geschüttelt und die Sache gemeinsam als erledigt abgetan. Schade nur, dass die Aargauer Zeitung dieses Foto dann nicht gebracht hat. Weinende, enttäuschte und sich in den Armen liegende Männer sind halt vermutlich einfach schlecht für die Auflage.
 

"Das Recht am eigenen Bild besagt, dass jeder (nicht prominente) Mensch grundsätzlich selbst darüber bestimmen darf, ob überhaupt und in welchem Zusammenhang Bilder von ihm veröffentlicht werden.
Die Abbildung von Personen ist durch das Recht am eigenen Bild über den Persönlichkeitsschutz geregelt in der Schweizerischen Bundesverfassung, im Zivilgesetzbuch und in der Datenschutzgesetzgebung. Die Regelungen besagen, dass eine Person ohne deren hinreichend konkrete Zustimmung nicht erkennbar dargestellt werden darf. Erscheint die Person als Teil einer Landschaft, Umgebung oder eines Ereignisses, ist die Abbildung erlaubt, solange die Person nicht verunglimpft wird."

Aber eigentlich geht es ja um den FC Aarau, der ist gestern Abend in die Challenge League abgestiegen. Und das tut auch heute Freitagmorgen immer noch verdammt weh! 
Nachtrag 16 Uhr 30: inzwischen wurde mir bestätigt dass es Videomaterial gibt, welches zeigt dass die Spieler zuerst Handgreiflich wurden, entsprechend konnte ich bei der Aargauer Zeitung eine Stellungnahme abgeben welche morgen erscheint.

12. Mai 2010

Tais-toi, Nora Illi!

Mann war ich genervt als ich gestern Abend nach dem Zischtigsclub auf SF1 zu Bett gegangen bin. Da schau ich als bekennender Gegner des Minarett- und Burka-Verbots also die TV-Diskussion zum Thema "Braucht die Schweiz ein Burka-Verbot?" und sitz vor der Glotze mit offenem Mund. Die komplett schwarz verhüllte Frau neben Moderatorin Meier gibt ab der ersten Sendeminute gleich Vollgas, provokativ und aggressiv. Ich hatte keinen Plan wer das ist, sie war ja vermummt. Auf einmal wird der Name eingeblendet: Nora Illi. Aha? Ich hab zugegeben einen etwas anderen Namen erwartet, Fehlanzeige. Mit der Zeit stellt sich heraus, dass Frau Illi auch nicht mit einem Muslime verheiratet ist, sondern mit dem Herrn Illi - einem Schweizer Konvertit. Sie selber ist zum Islam konvertiert, nachdem sie auf einer Dubai-Reise einen Muezzin gehört hat. Oha! Wie hätte sie wohl geendet, wenn sie diese Reise damals nicht nach Dubai sondern ins Disneyland geführt hätte?


Also, wenn Nora Illi sich komplett verhüllen will, dann soll sie das tun - kein Problem. Dass sie unter ihrer (Ver-)Kleidung im Club aber eine aggressive und provokative Art an den Tag legt, das grenzt an einen kleinen TV-Skandal. Sich in der Öffentlichkeit zu vermummen ist in der Schweiz ja - mit Ausnahme der leidigen Fasnacht - nicht unbedingt gern gesehen, im Schweizer Fernsehen hat man diesbezüglich gestern eine Ausnahme erlaubt und Nora Illi hat dies gnadenlos ausgenutzt. Ich wette, hätte sie ihr Gesicht zeigen müssen, dann wären ihre Aussagen nur halb so radikal über ihre Lippen gekommen. Frau Illi hat ihren Schleier benutzt und damit andere in der Schweiz wohnhafte Muslime (eventuell gar andere Ausländer) in ein schlechtes Licht gerückt. An so manchem Stammtisch wird es heute wieder heissen "Hesch gseh geschter, alles Extremischte-Pack..!"

Dabei sassen in der TV-Runde noch drei weitere Frauen, zwei von ihnen mit arabischer Abstammung und islamischem Glauben - mit Amira Hafner gar eine Islamwissenschaftlerin und mit Rosmarie Zapfl eine gediente Kämpferin für die Rechte der Frau. Aber nein, die 26jährige Frau Illi widersprach auch ihnen. Zitierte den Koran und spielte sich auf, als hätte sie dieses beeindruckende Werk quasi selber geschrieben. Da konnten die anderen Frauen sagen was sie wollten, Illi liess sie eh in keinem Moment aussprechen, prangerte die Zustände in der Schweiz an und betonte ihre Opferrolle als verschleierte Frau. Aber eben, im Gegensatz zu vielen Frauen zB im Jemen trägt sie ihre Klamotten ja freiwillig, um Allah ihre Verbundenheit zu zeigen. Aha, nur dumm dass der Koran diese Annäherung per Vermummung gar nicht vorsieht. Entsprechend genervt waren dann auch die zwei muslimischen Frauen, welche übrigens in Jeans und Bluse in der Runde sassen. Die Konvertitin schüre mit ihrem Auftreten Wut und Angst in der Schweiz und fordere Sonderbehandlungen, welche mit Integration nichts zu tun hätten. Kurz, die Sendung brachte leider nichts Neues an den Tag, weil die radikale Frau mit Schweizer Wurzeln jede Diskussion verunmöglichte. Leider war zudem auch Moderatorin Christine Meier nicht fähig Frau Illi den Mund zu verbieten, da sich diese immer gleich auf ihre Meinungsfreiheit berief.

Und darum tu ich das jetzt, virtuell: Tais-toi Nora Illi! Genau wegen solchen fundamentalistisch denkenden Extremisten wird der Graben zwischen den Religionen immer tiefer. Dass sich dabei nicht eine Frau aus Saudi-Arabien oder sonst wo so überheblich und negativ aus dem Fenster gelehnt hat, sondern eine konvertierte Schweizerin, ist bezeichnend. Vermutlich hat die Vermummte vor ihrem religiösen Wandel vor sieben Jahren noch EVP oder Rechtsaussen gewählt...

Der Gedanke, dass ein Burka-Verbot eventuell "sinnvoll" wäre nur um die ausländische Bevölkerung vor solch radikalen Individuen zu schützen ging mir noch in der Nacht durch den Kopf. Heute Morgen dann in den News, dass Frankreich - in vieler Hinsicht ein Vorbild in Sachen Integration - dem Verbot der Ganzkörper-Verschleierung einen Schritt näher gekommen ist. Auch da sind Aussagen von Extremisten (egal welchen Glaubens) nicht unschuldig daran, welche nicht aufgeben, die französische Gesellschaft aufzuhetzen und in Angst zu versetzen. Dumme Menschen fallen auf solche Versuche schnell herein, leider. So gesehen hätte Frau Illi ihre Reise vielleicht damals doch besser ins Disneyland gemacht - wobei sie es dann wohl nicht bis zum Blick-Darling gebracht hätte. Wer nämlich den Namen der Polygrafin googelt, landet fast ausschliesslich auf Beiträgen des Ringier Boulevardblatts... auch bezeichnend irgendwie!
إن شاء الله

11. Mai 2010

Ich bin wieder hier, in meinem Revier

An dieser Stelle erst einmal ein herzliches Dankeschön all denen, die mir im Nachhinein noch zum Geburi gratuliert haben. Ein besonderer Dank denen, die Worte des Trosts gefunden haben - war auch dringend nötig. Ich hab nämlich seit ich 40 Jahre alt bin glaub noch keinen Tag verbracht, an dem ich nicht krank war. Erst haben mich die Grippe-Viren besucht, danach dann so ne blöde Entzündung. Immer begleitet von Medikamenten, Müdigkeit und Schmerzen. Da soll noch einer erzählen, es spiele keine Rolle wenn man nun ne Vier auf dem Rücken trägt. Blödsinn! 

Nun, was einem nicht umbringt macht einem bekanntlich stärker. In diesem Sinne, ich lebe noch und ich hab auch wieder Lust den Blog zu füttern. Schliesslich gab es ja bereits erste Vermisstmeldungen per Mail oder in den Kommentaren. Ja, hier bin ich dann mal wieder. Und es gibt auch viel zu erzählen. Klar, die Party war der Hammer, wie schon einmal erwähnt. Olympique de Marseille ist Meister! Bayern visiert das Triple an. Aarau hats noch in den Füssen den Ligaerhalt zu schaffen. Ich hab ein paar neue, gute CDs gekauft. Tolle Filme gesehen, im TV sehr viel Trash entdeckt. Mein iPad ist quasi unterwegs zu mir. In Sachen Geschäft sind geniale Aufträge bei mir angekommen. Die Grillsaison gilt als eröffnet. Capo entwickelt sich prächtig und geht Ende Woche zum Coiffeur. Unsere Ferienpläne haben wir dem Wetter angepasst und mein Vater ist wieder auf dem Damm. 

Soweit das aktuelle Update, in den nächsten Tagen gibts dann auch wieder "richtige" oder besser gesagt ausführliche Postings in diesem Blog. So wie man es sich gewohnt ist, aber eben, manchmal mag man halt nicht wirklich und die Tage seit 40 haben mich indess bestätigt dass ich alt - nein, sorry - uralt bin... körperlich.

3. Mai 2010

40

Seit Freitag ist es also nun soweit: ich trage die blöde 4 aufm Rücken. So ganz verdaut hab ich das noch nicht. Dazu noch Kater und Erkältung. Kein Wunder fühlt man sich da alt. Uralt. Zu alt um den Blog zu füttern. Zumindest heute. 40!



29. April 2010

Vorfreude auf Charlotte Gainsbourg

Heute hat das Jazz Festival Montreux sein Programm vorgestellt und einmal mehr übertrifft sich Claude Nobs selber. Für mich persönlich das absolute Highlight: Charlotte Gainsbourg! Die öffentlichkeitsscheue Frau und Tochter von Serge stellt sich nicht häufig auf eine Konzertbühne. Vor ein paar Jahren hab ich zudem - ebenfalls in Montreux - ein Konzert ihrer Mutter Jean Birkin gesehen, welche Songs von Serge interpretiert hat. Weltklasse! Und nun also am 4. Juli Charlotte live. Und ich weiss wer auch unter den Zuschauern sein wird: Kuno von Züri West, ebenfalls ein bekennender Fan. Stichwort "05:55" auf dem Album "Haubi Songs".